Triclinium | Galeo u.a.

  • Romana wurde in ihren Erklärungen unterbrochen, als sich Gallus‘ Gattin einmischte. Nun ja, es war ja auch wirklich ein langweiliges Thema. Romana hätte es kaum angestoßen, hätte sie Gallus nicht danach gefragt.


    “Meine Abende? Entweder bin ich zum Türdienst oder zur Feuerwache eingesetzt, oder aber ich habe frei. Freie Abende verbringe ich oft geruhsam in meinem Zimmer oder aber in der Bibliothek. Manchmal aber haben wir Feste im Atrium Vestae, so unter uns Vestalinnen. Und manchmal gehe ich auch aus. Ich würde sagen, abgesehen von meinem Beruf unterscheidet sich mein Lebensstil nicht sonderlich von dem einer normalen römischen Frau meines Standes.“


    Es gab ja das Klischee, dass die Vestalinnen sich nonnenhaft in ihrem Kämmerchen vergruben uns die ganze Zeit heilig waren. Das stimmte so nicht. Romana hatte wirklich und durchaus ein soziales Leben. Als Musa nach einer etwaigen Erscheiung während ihres Dienstes fragte, veränderte sich Romanas Blick, fast unmerklich. Ihre Augen wurden etwas enger, strenger, ein wenig von ihrem tief in ihr sitzendem Fanatismus schien durch. “Ich würde sagen, dass der Geist der Vesta stets über uns Vestalinnen steht, schließlich repräsentieren wir sie hier auf Erden. Aber eine Erscheinung per se habe ich nicht gehabt, während ich ihr diente“, machte sie, mit besonderer Betonung auf dem letzten Halbsatz.

  • Musa schielte auf den vollen Teller, den Romana gereicht bekam. Sie würde ja auch gerne, musste sich aber vieles verkneifen. Je länger sich das Essen hinzog, umso größer wurde ihre Pein, denn umso länger musste sie widerstehen. Sie seufzte, blickte zur Zimmerdecke, von dort zum Türrahmen und danach auf Mansuris Füße. Bloß nicht auf den Teller schauen.
    Romanas Erklärungen lenkten sie nur unzureichend ab. Eine kleine Erscheinung hätte das vielleicht vermocht, so aber wurde sie immer kribbeliger. Plötzlich schoss sie in die Höhe.


    "Husch, husch", befahl sie den Sklaven. "Ihr könnt schon einmal abräumen." Anschließend blickte sie lächelnd Galeo und Romana an, rührte sich aber nicht von der Stelle.


    Geleo blieb vor Überraschung ein Käsestück im Hals stecken. Er begann zu husten.

  • Dominus Gallus kämpfte mit einem Käsewürfel. Sie ließ sich nichts anmerken. Bekam er es raus oder erstickte er dran? verdient hätte er es, nach seinen Schandtaten. Nagut, nicht gleich ersticken, aber ein bisschen leiden das war angemessen.
    Ich begehe einen großen Fehler, ich weiß, aber ich muss es tun. Mit schnellen Schritten stand sie neben Gallus und schlug ihm mit der flachen Hand mehrmals kräftig auf den den Rücken. Wenn das nicht half? :D


    " Huste, Dominus , damit es raus kommt." Sie hörte auf und wartete ab. Entweder das Ding kam raus oder sie musste zu radikaleren Mittel greifen, ob ihm das gefiel das war dahin gestellt.


    Was sie bis jetzt getan hatte, rettete ihm vielleicht das Leben, aber wer ließ sich von einer Sklavin das Leben retten? Nur wegen eines Käsewürfels. Ein Ding der Unmöglichkeit. Sie wollte sich nicht ausmalen was sie gleich zu hören bekam, wenn er den Käsewürfel überlebte.

  • Galeo traten Tränen in die Augen und die Luft wurde so knapp, dass seine Gesichtshaut an Farbe verlor. Zunächst dankbar über Mansuris beherztes Eingreifen, schien der Grund allen Übels bei jedem Klopfen auf den Rücken um einen Fingerbreit tiefer zu rutschen.


    Ein Atemzug, mehr einem gedämpften Quietschen ähnelte als einem befreienden Luftholen, folgte dem anderen. Galeos Augen weiteten sich mehr und mehr. Husten schien unmöglich zu sein.


    "Galeo!", rief Musa vorwurfsvoll, was jedoch nur Ausdruck ihrer Hilflosigkeit war. "So tut doch etwas", forderte sie die Anwesenden auf, ohne selbst in der Lage zu sein, sich auch nur eine Handbreit fortzubewegen.


    Ein neuerliches Quietschen erfüllte den raum, Galeos Hände suchten in der Luft nach Halt.

  • Na, das sah gar nicht gut aus. Sollten die Götter ihre Gedanken für bare Münze genommen haben ? Ihre Blicke gingen zu Musa. Sollte sie es tun ? Musa war eine gute Frau. Sie hatte es nicht verdient so bestraft zu werden.


    Sie nahm all ihre Kraft zusammen, griff von hinten zu und zerrte den, für sie gewichtigen Claudier von der Kline, brachte ihn einigermaßen auf die Beine. War der Kerl schwer.


    Mansuri lief vor Anstrengung rot an. Eine Faust legt sie unter das Brustbein und die Rippen, griff sie mit der anderen Hand und zog sie ruckartig aber kräftig nach hinten zu seinem Körper. Einmal, ein zweites und ein drittes Mal.....


    Los , jetzt spuckt diesen Käsewürfel aus, sei nicht so geizig. Sonst war das dein letzter. Dachte sie. :D

  • Romana wurde in ihren langatmigen Erklärungen unterbrochen, als Musa plötzlich auffuhr und herumzukommandieren begann. Romana wäre fast hintüber von ihrer Kline gefallen, so wie in den guten alten Zeiten in der Casa Iunia, und Galeo schien ein Käsestück in die falsche Röhre bekommen zu haben.


    Die Claudierin setzte sich auf und entstieg der Kline, um Galeo mit dem Käse zu helfen, da war auch schon die Sklavin Mansuri zur Stelle. Sie klopfte ihm auf den Rücken, aber wirklich helfen tat das nicht. Im Gegenteil, was Romana hörte, ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken sich ergießen lassen. Musa, die Auslöserin dieses Fiaskos, ignorierend stürzte sie auf ihren Bruder zu, als dieser bereits von Mansuri einer enorm brachialen Behandlung unterzogen wurde. “Galeo!“, rief sie, wagte aber nicht, ihn anzufassen.

  • Galeo hörte seine Rippen knirschen, als Mansuri beherzt zugriff. Wobei von 'Greifen' nicht die Rede sein konnte, eher von kompressieren. Er konnte sich irgendwann nicht mehr auf den Beinen halten und kippte vorn über. Weil Mansuri jedoch noch unterhalb des Brustkorbs festhielt, sank nur Kopf und Schultern bis zu einem gewissen Grad, was aber ausreichte, um beim letzten Druck der Sklavenarme den garstigen Happen und Quelle allen Übels nach oben zu befördern. Endlich konnte sich Galeo wieder aufrichten. Voller Wut über die ausgestandenen Ängste spuckte er das Käsestück im hohen Bogen fort, um dann mehrmals tief durchzuatmen, was nicht ohne Pfeifen geschah.


    "Bei den Göttern!", krächzte er. "Jetzt ist mir das Essen vergangen. Entschuldigt mich, ich muss mich hinlegen." Ein tränenverschleierter Blick traf Musa und Romana.

  • Ihm war das Essen vergangen und sie war am Ende ihrer Kräfte. Mit unsicheren Schritten ging sie rückwärts, die Hände nach hinten tastend. Die Wand erreichend, lehnte sie sich vollkommen außer Atem an. Was war der Kerl schwer gewesen. Nie wieder Käsewürfel für Claudius Gallus.


    Ihre Knie hörten langsam auf zu zittern. Sie holte tief Luft. Blieb in der Nähe der Wand stehen. Ihr war recht, dass alle Beachtung Claudius Gallus gehörte. Ihre Arme, jeder einzelne Muskel brummte. Weg konnte sie nicht. Gallus oder Musa hatten sie noch nicht entlassen. Nur für einen Moment hinsetzen um wieder Kraft zu sammeln.


    " Darf ich gehen Domina Musa? " fragte sie leise.

  • Als Romana sich schon begann, ernste Sorgen zu machen, gab es einen irgendwie sich befreiend anhörenden Klang von Galeo zu machen, und es dauerte nur eine Sekunde, bis ihr Bruder sich aufrichtete und den Käsewürfel ausspuckte. Er schien nicht gerade erbaut. Worüber er wohl sauer war? Auf das impertinente Käsestück? Oder viel eher auf Mansuri, die ihm das Leben gerettet hatte? Romana trat kurz zu ihm. “Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“, fragte sie ihn schwesterlich-fürsorglich, bevor sie sich zu Mansuri hinwandte, die Musa fragte, ob sie wegdürfte. Romana fiel nichts besseres ein, als ratlos zu Musa zu schauen. Das war jetzt alles recht sonderbar gewesen, wie gut, dass es gut ausgegangen war!

  • Musa, die noch immer versteint im Raum stand, nickte auf Mansuris Frage hin geistesabwesend. Sie bekam allerdings den Inhalt nicht mit, denn als sich die Sklavin abwenden wollte, erwachte sie aus der Starre.
    "Wo willst du hin?" Die Frage stellte aber weniger Vorwurf, sondern vielmehr Hilflosigkeit dar. Musa wusste nicht, was sie als nächstes tun sollte. Daher fühlte sie sich am sichersten, je mehr Personen im Raum blieben.


    "Müssen wir einen Arzt konsultieren?", fragte sie unsicher Romana. In ihren Augen stand die Bitte, ihr die Entscheidungen abzunehmen. Sie war es gewöhnt, dass andere - häufig Galeo - für sie entschieden.


    Galeo wollte weder Mitgefühl noch die Angst in Musas Augen sehen. Er räusperte sich zweimal, dann raspelte seine Stimme über die geschundenen Stimmbänder hinweg.
    "Ich brauche keinen Medicus. Das fehlte mir noch. Ich ziehe mich jetzt auf mein Zimmer zurück und du kümmerst dich um deine Kleidung, oder sonst was." Es war lieb gemeint, denn Mode stellte für Musa eines ihrer Lieblingsthemen dar und Galeo wollte sie abgelenkt wissen. Er wandte sich zum Gehen.


    "Sehe ich etwa nicht gut aus?", fragte Musa entsetzt. Sie schaute zwischen Romana und Geleo hin und her.

  • Im Drehen kam Domina Musa's Frage. Sie blieb stehen. Was sollte sie ihr sagen. Ich muss mich hinsetzen und ausruhen. Ihr Mann war keine Obstschale, eher ein übergroßer Früchtekorb, an dem hatte Mansuri zu knuppern gehabt.
    Musa lenkte, aber plötzlich ihr Augenmerk auf Romana, dass er sparte Mansuri die Antwort. Leise ging sie zurück zur Wand, lehnte sich an. Hier
    verschnaufen, so lange sie beschäftigt waren.


    Sehr lange blieb ihr die kleine Erleichterung nicht. Dominus Gallus wollte in sein Zimmer. Mitgehen und auf ihn aufpassen oder bei Domina Musa bleiben und sie vom Geschehenen ablenken.


    Dominus Gallus sah so aus, als ob er sich wieder gefangen hatte. Ihr wäre auch lieber hier zu bleiben. Sie verhielt sich ruhig. Vielleicht vergaß man ihre Anwesenheit und wenn sie das Triclinium verließen konnte sie sich in die Sklavenunterkunft absetzen.

  • "Romana, kümmere dich bitte um Musa", bat Galeo, dann verließ er das Triclinium.


    "Wie hat er denn das gemeint?", fragte Musa mit aufgerissenen Augen, während sie Romana anstarrte. An Mansuri verschwendete sie keinen Gedanken mehr. Das Essen schien allseits beendet, Musa und Romana standen, Galeo war bereits gegangen, also brauchte keiner mehr Mansuri. Im Grunde konnte diese das Abräumen veranlassen. Zumindest wenn sie sich das ohne sich zu vergewissern von alleine trauen würde.

  • Claudius Gallus war gegangen. Musa stand ratlos da und Claudia Romana hatte hoffentlich die richtigen Worte parat um Musa seelisch und moralisch unter die Arme zu greifen.


    Das Essen war beendet. Sie wartete bis auch Musa und Claudia Romana das Triclinium verließen. Es konnte sich nur noch um ein paar Minuten handeln.


    Zwei der vielen unsichtbaren Helfer stand draußen neben der Tür Abrufbereit um beim Abräumen und Auftragen zu helfen. Mansuri musste sich nur bemerkbar machen.

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