Romana wurde in ihren Erklärungen unterbrochen, als sich Gallus‘ Gattin einmischte. Nun ja, es war ja auch wirklich ein langweiliges Thema. Romana hätte es kaum angestoßen, hätte sie Gallus nicht danach gefragt.
“Meine Abende? Entweder bin ich zum Türdienst oder zur Feuerwache eingesetzt, oder aber ich habe frei. Freie Abende verbringe ich oft geruhsam in meinem Zimmer oder aber in der Bibliothek. Manchmal aber haben wir Feste im Atrium Vestae, so unter uns Vestalinnen. Und manchmal gehe ich auch aus. Ich würde sagen, abgesehen von meinem Beruf unterscheidet sich mein Lebensstil nicht sonderlich von dem einer normalen römischen Frau meines Standes.“
Es gab ja das Klischee, dass die Vestalinnen sich nonnenhaft in ihrem Kämmerchen vergruben uns die ganze Zeit heilig waren. Das stimmte so nicht. Romana hatte wirklich und durchaus ein soziales Leben. Als Musa nach einer etwaigen Erscheiung während ihres Dienstes fragte, veränderte sich Romanas Blick, fast unmerklich. Ihre Augen wurden etwas enger, strenger, ein wenig von ihrem tief in ihr sitzendem Fanatismus schien durch. “Ich würde sagen, dass der Geist der Vesta stets über uns Vestalinnen steht, schließlich repräsentieren wir sie hier auf Erden. Aber eine Erscheinung per se habe ich nicht gehabt, während ich ihr diente“, machte sie, mit besonderer Betonung auf dem letzten Halbsatz.