Stallungen der Factio Purpurea

  • Chio erschrak im ersten Moment, als der Alte wie aus dem Nichts auftauchte und sie ansprach. Und was faselte er da von zwei Tagen nicht rausgelassen und im Griff haben? Das musste sie erst einmal sortieren. "Aretas? Nein, er ist nicht bei mir, ich wollte eigentlich zu ihm." So langsam verstand sie, was der Alte ihr sagen wollte. Aretas war also abends gegangen und nicht wiedergekommen. Vor zwei Tagen. Chio wußte nicht, was sie denken sollte. Ein Stich mitten ins Herz. Wenn er doch weggelaufen war? Aber er hatte es ihr doch versprochen...


    Verzweifelt lehnte sie sich an die Box. Tausend Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Ihm könnte etwas zugestoßen sein, vielleicht lag er verletzt in irgendeiner Gasse. Oder die Subura, da traf sie ihn auch schon einmal. War er womöglich bei einer dieser... Chio schluckte. Nein, das Naheliegendste war wirklich, dass er gegangen war. Enttäuscht kämpfte sie mit den Tränen, da stupste Aisha sie an. Er wäre wirklich ein Dummkopf, wenn er weggelaufen wäre. "Er ist weg." Chio wollte schon gehen, da bekam sie noch einen Stupser, diesmal fester. Fragend drehte sie sich um. "Was denn? Ich kann doch auch nichts dafür. Und Äpfel habe ich auch keine mehr." So langsam wurde sie wütend. Nicht nur auf Aisha, auch auf Aretas. Einfach wegzulaufen, ohne ihr etwas zu sagen.


    Chio drehte sich um und ging. Am Tor blieb sie stehen. Der Armreif... sein Versprechen... das passte einfach nicht. Aber wie konnte sie sicher sein? Grübelnd sah sie zurück in den Stall. Seine Sachen, schoß es ihr durch den Kopf. Wenn er weg war, waren sie es sicher auch. Eilig ging sie zu der Box, in der der Alte zugange war. "Seine Sachen, sind die noch da, oder hat er die mitgenommen?"

  • "Mmmhh...". Der Alte kratze sich am Hinterkopf,wollte die Gabel in die Ecke stellen, überlegt es sich anders. " Du weißt wo er schläft? Geh selber nachsehen." Er kniff die Augen zusammen, dachte angestrengt nach. " Er hat nichts mitgenommen." Ein grinsen ging über sein Gesicht. " So wie er sich rausgeputzt hatte, dachte ich er ist zu dir unterwegs. Ihr seid zusammen, ich weiß es. Mein alter Riecher sagt mir das." Er brummelt wieder unverständlich vor sich hin. " Sieh zu das du ihn findest und treibe ihm die Flausen aus dem Kopf." sagte er, bevor er weiter arbeitete.

  • Na toll, wie sollte sie ihn denn bitteschön finden. Herausgeputzt, aber zu ihr wollte er doch sicher nicht. Wohin denn dann? Dafür kannte sie ihn noch zu wenig. Eine der Tavernen? Da konnte sie alleine nicht hin. Seufzend dankte sie dem Alten und blieb unschlüssig vor den Stallungen stehen. Das war aussichtslos, er konnte überall sein. Aber zwei lange Tage... Wenn er doch zu ihr unterwegs war? Vielleicht sollte sie zuhause mit der Suche anfangen. Genau, das würde sie tun. Sie betete, dass er wenigstens nach ihr gefragt hatte.

  • Chio war froh, endlich im Stall zu sein. Der Weg hierher kam ihr diesmal endlos vor. Schweigend gingen sie nebeneinander. Hin- und hergerissen schwankte sie von schuldbewußt bis wütend. Aretas war sicher nicht begeistert, dass sie ihn so zusammengestaucht hatte vor den Männern. Andererseits hätte er auch selbst mal nachdenken können. Stolz hin oder her, manchmal mußte man eben auch mal über seinen Schatten springen, wenn einem etwas wichtig war. Aber vielleicht war sie ihm ja gar nicht so wichtig, wie er ihr immer glauben machen wollte. Hätte er dann aber gefleht und sich erniedrigt? Vielleicht nur, weil sie die einzige war, die er hier in Rom noch hatte? Fragen über Fragen und noch so einiges anderes hätte sie ihm zu gerne an den Kopf geworfen, wenn sie sich nicht auch so schuldig gefühlt hätte, weil er etwas tun musste, was er nicht wollte. Im Stall blieb sie bei Aisha stehen und sah Aretas an. "Du brauchst erst einmal ein Bad. Soll ich solange warten oder besser gehen?"

  • Kein Wort hatte sie gesagt. Er blieb ebenfalls stumm. Nicht mehr im Carcer, wenigstens ein Danke hätte er zu ihr sagen müssen. Für was? Dafür, dass er allem entsagt hatte, sich unterworfen, gedemütigt, erniedrigt. Er war kein Mann mehr, mit dem Traum auf Freiheit. Er war ein Nichts. Alles für sie, sie hatte nichts weiter dazu zu sagen gehabt als, tu es für dich. Für sich wäre er nie so weit gegangen. Freiheit ja, aber nicht um jeden Preis.


    Seine Hand fuhr durch Aishas Mähne. Selbst du Stute merkte, dass etwas anders war. Nervös schnaubend hob sie den Kopf. Er zuckte nur mit den Schultern bei ihrer Frage. „ Du musst in die Villa. Nicht, dass man nach dir sucht. Um mich, musst du dir keine Gedanken machen, ich bin ja jetzt frei.“ Aretas ging an ihr vorbei und murmelte. „Frei von allem, wie es sich für einen Sklaven gehört. “ Aisha bekam einen Klaps auf die Kruppe, dann ging er den Gang entlang zum Balneum.

  • Ja, er war frei. Ihm schien das nicht zu gefallen. Chio sah ihm nach, blieb verwirrt bei Aisha zurück. Sie konnte doch jetzt nicht einfach so gehen. Sie tat es doch. Draussen vor dem Tor blieb sie stehen, drehte sich nachdenklich um. Er war wütend... das konnte sie ja verstehen. Aber so? Chio ging zu Aisha zurück, strich ihr sanft über den Hals, lehnte den Kopf an sie. "Tut mir leid, du kannst ja nichts dafür."


    Dann ging auch sie Richtung Balneum. Bevor sie gehen konnte, mußte sie erst ihren Ärger loswerden. Den Eimer vor der Tür ignorierte sie, öffnete die Tür trotzdem vorsichtig, um nachzusehen, dass wirklich Aretas dort drinnen war. Sie schloß die Tür hinter sich und baute sich vor ihm auf. "Sag mal, was glaubst du eigentlich, wer du bist? Hm? Glaubst du wirklich, die hätten dich jemals gehen lassen, wenn du auf dein Recht bestanden hättest? Du BIST nunmal Sklave und dir geht es doch wirklich gut hier. Du hast einen Raum, nur für dich alleine, du kannst tun und lassen, was du willst, wenn du deine Arbeit ordentlich machst. Du hast sogar Geld. Und die Aussicht, irgendwann einmal frei zu sein. Das ist mehr, als ich jemals haben werde. Ich war tatsächlich so dumm zu glauben, du wärst lieber hier als im Gefängnis. Da habe ich mich wohl getäuscht. Und ich hätte fast... "


    Die Wut war weg, nun kam die Traurigkeit. Sie hätte alles für ihn gegeben, und er? "Ich versteh dich wirklich nicht. Du sollst dich doch nicht völlig aufgeben. Manchmal muß man eben etwas tun, das einem schwer fällt. Ich weiß, wieviel Überwindung dich das gekostet hat. Und es tut mir leid, dass ich dich so angefahren habe vor den Männern." Das tat ihr erhlich leid. Sie hätte ihn nicht dermaßen bloßstellen dürfen. Aber hatte sie eine Wahl gehabt? Seufzend zuckte sie mit den Schultern, ging zur Tür. "Wenn ich gewußt hätte, dass du lieber gestorben wärst... ich hätte besser nicht nach dir suchen sollen." Schnell schloß sie die Tür hinter sich, lehnte sich dagegen. Ihre Tränen sollte er nicht sehen. Wie hätte sie sich keine Gedanken um ihn machen können, wie hätte sie nicht nach ihm suchen können... Sie musste nach Hause, sie wollte hier nur noch weg.

  • Hustend und völlig entgeistert, stand er im Wasserbecken, als sie unangemeldet im Balneum auftauchte und mit ihre Schimpfkanonade auf ihn einredete. „Ähm...“ weiter kam er nicht, da war sie aus dem Balneum. Halt! Das konnte nicht so im Raum stehen bleiben. Er ruderte mit den Armen um schneller im Wasser voran zu kommen. Stieg aus dem Bassin, griff sich im vorbei rennen ein Tuch, schlang es um die Hüfte und drückte die Tür auf. So schwer ging sie sonst nicht. Ah, sie war noch da. Ein Ruck, er packte ihren Arm und drückte sie an die Wand. „ Jetzt hörst du mir zu.“ Das Wasser tropfte aus seinen nassen Haaren, lief im an den Schläfen herunter und tropfte vom Kinn. Er sah ihr in die Augen, durchbohrte sie regelrecht. „ Ich bin frei....So, ich bin frei, habe Geld, fein. Ich darf tun und lassen was ich will, ja? Ins Lupanar gehen, mich betrinken. Alles sehr wichtige Dinge für einen Mann.“ Es grollte in seiner Kehle. „ Es gibt nur eine Kleinigkeit, die du vergessen hast. Ich muss jedem gehorchen der sich Römer nennt. Mein Leben gehört der Tiberia, sie kann mit mir tun und lassen was sie will. Ich habe kein Recht eine Frau zu lieben und mit ihr zusammen zu sein. Ich darf keine Familie gründen. Nur wenn es die Tiberia erlaubt. Sollte ich Kinder zeugen, gehören sie nicht mir, sondern der Tiberia oder dem, dem die Sklavin gehört.“ Er schnaubte. „ Verstehst du ?“ Er zog sie zu sich und umarmte sie zärtlich, so nass wie er war. „ Wir dürften nicht zusammen sein.“

  • Ein Ruck, die Tür ging auf. Schon wurde sie gepackt und gegen die Wand gedrückt. Sie wollte sich losreißen, er ließ ihr keine Chance, hielt sie fest. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht, während er sie so eindringlich ansah, ihr die andere Seite der Situation klarmachte, die sie so gerne verdrängte. Dann endlich nahm er sie in den Arm, ihr war egal, ob er nass war oder nicht. Sie wollte doch nur bei ihm sein. "Ich weiß." Schluchzend lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. "Ich weiß, du hast ja recht." Erst, als sie sich langsam beruhigte, sah sie zu ihm hoch, suchte seinen Blick. "Ich will doch nur, dass du die Hoffnung, deine Träume nicht ganz aufgibst. Du kannst es schaffen, du wirst es schaffen, du wirst wieder frei sein. Irgendwann." Und vielleicht, wenn du mich dann noch willst, und genug Geld hast, kannst du mich freikaufen... dachte sie den Satz zuende. Aber ob Faustina sie gehen lassen würde? Chio verdrängte den Gedanken wieder. "Bis dahin solltest du dich damit abfinden, dass es so ist, wie es ist. Du machst es dir leichter, und... wenn du tust, was sie sagen, dann wird Faustina auch nichts dagegen haben, dass wir zusammen sind. Ich weiß ja, wie schwer dir das fällt. Du warst einmal frei, du weißt, wie das ist. Ich war noch klein, als ich zu Dolabella kam. Ich kenne es nicht anders. Aber ich weiß auch, wie andere Sklaven behandelt werden. Ich will nicht, dass es dir auch so geht." Sie flehte ihn regelrecht an mit ihrem Blick. Mehr wollte sie doch nicht, noch nicht. Einfach nur bei ihm sein, ihn lieben, ihm nahe sein. "Und wenn du doch lieber sterben willst... dann lass mich hier ja nicht alleine zurück." Chio versuchte ein Grinsen. Nein, alleine zurückbleiben, das wollte sie niemals. Mit ihm hat sich alles, ihr ganzes Leben, verändert.

  • „ Ich lass dich hier nicht alleine. Ich werde bis an mein Lebensende hier bleiben. Die Träume sind aus geträumt. So wie ich es vor dem Centurio gesagt habe. Und Sterben, darüber hast du und ich nicht zu entscheiden. “ seine Finger glitten über ihr Haar. Er hatte sie so gern. Aber so wie mit Caelyn, würde es nicht werden. Nein, den Fehler beging er kein zweites Mal. Es reichte, was er Caelyn damit angetan hatte. „ Du kannst auch nichts dagegen tun, falls Tiberia Faustina uns den Umgang miteinander verbietet. Das sollte dir bewusst sein.“ Ihm wurde kühl. Er fror, die Härchen an seinen Armen stellten sich auf. „ Ich bin trotzdem immer für dich da.“ Seine Augen wanderten über ihr glänzendes Haar. Er wusste wie andere Sklaven behandelt wurden, hatte es selber hinter sich. „ Du willst nicht, dass es mir so geht, wie anderen Sklaven? Nicht mal das kannst du verhindern, wenn die Römer es so wollen.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „ Ich friere, muss was über ziehen und du geh in die Villa und pass auf dich auf. Ich gehe morgen zu den Urbanern.“

  • Sie gab auf. Er würde nie verstehen, was sie ihm sagen wollte, genausowenig, wie sie ihn verstand. Es tat ihr nur weh, dass er alles aufgegeben hatte. Noch mehr traf sie aber die Erkenntnis, dass es ihre Schuld war. Und je mehr er auf sie einredete, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass er gar nicht mehr mit ihr zusammensein wollte. Ich bin immer für dich da... der Kuss auf die Wange... waren das nicht Worte und Gesten für einen Freund? Aber nur für einen Freund wäre sie nie soweit gegangen. Enttäuscht nickte sie und drehte sich um.


    Als er schon im Gehen war, fiel ihr noch etwas ein. "Warte... die Pferde. Heute ist es zu spät, aber morgen abend bin ich wieder hier. Du zeigst mir, wie es geht und ich übernehme das Training, wenn du nicht da bist. Und bevor du irgendetwas sagst, ich habe noch was gut bei dir. Also versuch gar nicht erst, es mir auszureden." Sie sah ihn eindringlich an. Wenn er alles aufgeben wollte, sie würde das niemals tun. "Und was deine Träume angeht. Wenn du meinst, du mußt sie begraben, gut. Aber ich werde niemals aufgeben." Damit drehte sie sich um und ging.

  • Am nächsten Abend kam sie wieder. Sie hielt ihre Versprechen. Auch, wenn sie wußte, was er sagen würde, es war ihr egal. Sie wollte nicht aufgeben. Sie wollte, dass er eines Tages wieder frei war. Selbst, wenn das bedeutete, dass er ging... ohne sie. Nein, daran durfte sie nicht denken, nicht jetzt. Er wollte sie nie alleine lassen. Langsam ging sie durch den Stall, zuerst zu Aisha, schenkte ihr die Streicheleinheiten, die sie selbst schon so lange vermisste. Dann seufzend weiter. Aretas war nirgends zu sehen. Vielleicht war er noch bei den Urbanern. Für einen Moment schlich sich zu ihrer Sehnsucht noch die Besorgnis, er könnte wieder irgendeinen Blödsinn machen, der ihn in Schwierigkeiten brachte.


    Dann standen sie vor ihr, die Pferde seines Gespanns. Darunter Titan, schnaubend, als wollte er sagen, du bist hier falsch. War sie nicht, das würde er schon noch erkennen. Sie blieb einfach bei ihm stehen, berührte ihn nicht, sprach nicht, beobachtete ihn nur. Er war wundervoll. Schon, als sie ihn das erste mal sah, hätte sie gerne ihn gehabt, nicht Aisha. Gemein, das zu denken. Aisha war so etwas wie eine Freundin. Aber Titan... Chio blickte sich um. Wo blieb er denn nur? Bevor es dunkel wurde, sollte sie wieder zurück in der Villa sein.

  • Endlich war sie wieder zurück. Zurück bei "ihren" Pferden und "ihren" Fahrern. Stimmte zwar nicht ganz, aber Faustina sah sich nun mal in der Pflicht ihren Vater zu vertreten, so lange der sich irgendwo in der Welt herumtrieb.
    Neben diesem Pflichtgefühl, war es aber auch ihre Leidenschaft für Pferde und Rennen. Damit aus der Factio Purpurea wieder ein Spitzenstall wurde, war sie bemüht viel Zeit hier zu verbringen. Vor allem, aber zu unangemeldeten Inspektionen aufzutauchen. Finden wollte sie nichts, bestrafen im Grunde auch nicht. Faustina war viel zufriedener, wenn alles perfekt lief. Trotzdem konnte eine gewisse optische Drohung nicht schaden. Schlicht gekleidet, aber deutlich hervorhebend, welchem Stand sie angehörte, schlenderte Faustina durch sie Stallungen und war auf dem Weg zur Übungsbahn. In der rechten Hand trug sie einen dünnen, sehr geschmeidigen Stock. Einen mti dem man Pferde schon einmal antrieb. Nur das dieser Stock noch nie einen Pferdehintern berührt hatte. Er war zu anderen Zwecken von Faustina auf ihrer Reise erworben worden.
    Mit dem was sie bisher gesehen hatte, war sie weitesgehend zufrieden. Nur Aretas war nirgendwo zu sehen. Vielleicht war er ja auf der Bahn. Besser für ihn wäre es.

  • Zitat

    Chiomara Minor
    Am nächsten Abend kam sie wieder. Sie hielt ihre Versprechen......


    Schlecht gelaunt kam Aretas von seiner Strafarbeit zurück in die Stallungen. Aisha war seine erste Anlaufstelle. Er streichelte ihren Hals. " Na Süße, hattest du einen guten Tag? War sie bei dir? Hat sie dir wieder einen Apfel geschenkt?" Er strich ihr beim Vorbeigehen über den Rücken. " Bis Morgen." Fast am Ende der Boxen horchte Aretas. Titan schnaubte wie ein Walross, da war ein Fremder an seiner Box.Mit ein paar schnellen Schritten ging er um die Ecke. Mit Chio hatte er um die Zeit nicht mehr gerechnet. " Was machst du denn hier? Es wird bald dunkel?" Ohne ein weiteres Wort umarmte er sie, genau das was er jetzt brauchte. " Gehts dir gut?" Ein ernster Blick wanderte zu ihr.Trocken sagte er: " Der Miles läßt grüßen.Es bleibt bei der Absprache und dem Termin." Aretas sah zu Titan, der in seiner Gegenwart ruhiger geworden war. " Es geht mich nichts an, du musst mir nicht antworten. Was hast du mit ihm ausgemacht?"

  • Endlich... glücklich fiel sie in seine Arme, hielt ihn fest. Warum war sie wohl hier? "Ich hab auf dich gewartet, hast du das vergessen?" Sein Blick verhieß nichts gutes. Das sollte sie auch gleich erfahren. Es bleibt bei der Absprache und dem Termin? Verblüfft starrte sie ihn an. "Der Miles? Welche Absprache? Welcher Termin?" Voller Entsetzen fiel ihr wieder ein, was er von ihr wollte, um sie zu Aretas ins Gefängnis zu bringen. Aber sie hatte ihm doch nie etwas zugesagt. Angestrengt dachte sie nach. Nein, sie hatte ihm niemals auch nur andeutungsweise irgendetwas zugesagt. "Ich habe mit ihm gar nichts ausgemacht. Ehrlich. Das mußt du mir glauben. Er wollte... ich sollte ihn bezahlen, dafür, dass er mich zu dir bringt. Dann brachte er mich aber zum Centurio, ohne noch ein Wort darüber zu verlieren." Nachdenklich lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. Der Kerl von der Wache dachte doch nicht wirklich, sie würde sich noch einmal freiwillig in dessen Nähe begeben. Aber Faustina, sie sollte davon erfahren, bevor sie zum Centurio ging. Zufrieden über ihren Plan, sah sie wieder zu Aretas hoch. Das Thema war zumindest für sie damit erledigt. "Wie geht es dir denn? Was mußtest du tun heute? War es sehr schlimm?"

  • Aretas hatte erst Zweifel, sah seine kleine Chio an. Er fragte nicht weiter, der Centurio hatte recht, sie machte das alleine, was sollt er sich da einmischen. Er grübelte nicht länger drüber.


    Weswegen war sie da? Stimmt, sie war wegen der Pferde, dem Gespann hier. Das war nichts für sie. Ihre Kraft reichte nicht, die vier Pferde vor dem Wagen zu bändigen. Nicht diese vier Pferde, die Schimmel. Jung, ungestüm, kraftvoll und immer noch nicht ganz ausgebildet. „ Mit dem Gespann, da musst du warten. Die Pferde müssen sich erst an dich gewöhnen. Am schwersten wirst du es mit Titan haben.“ Am aller schwersten mit ihm. Das sagte er ihr natürlich nicht.


    Ein mürrisches Schnauben verriet seine Meinung zum heutigen Tag. „ Wie schon... mir geht es immer gut. Ich habe alles was mir zusteht.“ Er zog die Mundwinkel nach unten. „ Gras habe ich gerupft, wie eine Ziege.“ Ihre Blicke besänftigten seinen Unmut ein wenig. Die Versuchung war groß. Er drückte sie fester an sich. „ Heute ist es spät. Wir üben morgen mit den Pferden.“

  • Chio jubilierte innerlich. Er wollte ihr das Training gar nicht ausreden. Glücklich umarmte sie ihn noch fester. Ihr war schon klar, dass die Pferde sie erst kennenlernen mussten, sich an sie gewöhnen. Genau deshalb stand sie auch hier. Natürlich auch wegen Aretas. Seine Nähe hatte sie so lange vermisst. Über seinen Bericht war sie weniger glücklich. Was konnte sie nur tun, ihn wieder aufzubauen. Aufmunternd sah sie zu ihm hoch, strich ihm liebevoll durchs Haar. "He, lass dich nicht so hängen. Dass sie dir dort eine unwürdige Arbeit geben würden, war doch klar. Du schaffst das schon, und wenn Faustina wieder da ist, dann musst du auch nicht mehr dort hin." Wenn er wüßte, dass sie mittlerweile zurück war... Chio hätte es ihm sagen sollen, vielleicht auch, dass sie sich davongeschlichen hatte, um hierherzukommen. Dann würde er ihr das Training sicher verbieten. Also schwieg sie lieber. Faustina wußte schließlich auch noch nichts von dem Vorfall und erst recht nicht von Aretas und ihr. Es war auch noch nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Bestimmt morgen...


    Zu schade, dass Aretas Recht hatte und es an diesem Abend schon zu spät war. Und so langsam sollte sie auch wieder zurück, bevor man ihr Fehlen bemerkte. "Ich komme morgen ganz früh, dann kannst du mir noch zeigen, was ich tun kann, um die Pferde an mich zu gewöhnen." Eng schmiegte sie sich in seine Arme. Wenn es nach ihr ginge, sie würde am liebsten bei ihm bleiben. "Ich muss jetzt leider gehen." Chio stellte sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss. Dann lächelte sie verschmitzt. "Du hast übrigens mehr, als dir zusteht... du hast mich."

  • Ihre Aufmunterungsversuche waren gut gemeint. Mit Faustina, das stieß ihm auf. Was wenn sie wieder da war. Dann gab es nach dem was vorgefallen war, sicher keinen herzlichen Empfang. Man könnte sagen, sie vervollständigt das, was die Urbaner angefangen hatten.


    Es war spät und sie wollte morgen ganz früh kommen. Es sickerte nur langsam durch, er war in Gedanken immer noch mit dem heutigen Tag beschäftigt. „ Ja, das werd ich. Geduld hast du ja.“ Er grinste. Ob sie wirklich so früh her kam. „ Bis morgen.“ Ihr Kuss besänftigte sein Gemüt vollends. Konnte sie nicht hier bleiben? Und was hieß hier mehr als ihm zustand. „ Du wurdest mir von den römischen Göttern geschickt. Das heißt, du stehst mir zu.“ Seine Hand fuhr ihr zärtlich beim Gehen über den Rücken. „ Bis morgen früh.“



    Vor Tiberia Faustina’s erscheinen im Stall:


    Die Nacht hatte er wach gelegen. In Gedanken war er bei Chio. Er liebte sie, gegen nichts würde er sie mehr eintauschen, trotzdem hielt er sich zurück. Er hatte sie nicht angerührt. Was, wenn Tiberia Faustina davon erfuhr. Vielleicht durfte er sie nicht mehr sehen. Dann war alles vorbei, was im Tempel der römischen Göttin der Liebe begonnen hatte. Gegen Morgen übermannte ihn der Schlaf.


    Aufgeschreckt durch die Pferde saß er auf seiner Liege. Gähnend stand Aretas auf und reckte sich. Ein kurzer Besuch im Balneum machte ihn endlich munter. Frisch, eine saubere Tunika an, hatte er schnell eine Schüssel Puls hinter geschlungen. An den Boxen fuhr er sich durch die Haare, sah an sich herunter, geht so. Titan schnaubte ihm entgegen. Aretas tätschelte seinen Hals. „Ja, sie wird gleich kommen. Ich weiß du magst sie auch. Zeig es ihr nur nicht so schnell. Ich will nicht, dass sie einen Wagen fährt. Das ist zu gefährlich, für meine kleine Amazone.“ Ungeduldig sah er in den Gang.

  • Sie rannte fast, als sie auf dem Weg zum Stall war. An diesem Morgen war es gar nicht so einfach, so früh aus der Villa zu kommen. Nun musste sie Aretas unbedingt noch erwischen, sie wollte doch endlich lernen, so einen Wagen zu fahren. Auch, wenn es wohl noch eine Weile dauern würde. Faustina hatte sie immer noch nichts von den Urbanern erzählt. Das schlechte Gewissen nagte, aber sie redete sich ein, dass noch nicht der richtige Zeitpunkt war. Eigentlich war es nur ihr eigener Egoismus.


    Chio ging durch den Stall, begrüßte erst einmal Aisha und schenkte ihr einen Apfel, bevor sie weiterging. Aretas wartete schon. Nicht rennen, sie wollte die Pferde ja nicht erschrecken. Endlich war sie bei ihm, begrüßte ihn mit einem Kuss. "Entschuldige, ich bin ein bisschen spät. Hast du ihm schon erklärt, dass er lieb zu mir sein soll?" Bewundernd beobachtete sie Titan, lehnte sich an seine Box. Er war wirklich faszinierend. Auch für ihn hatte sie einen Apfel in der Hand, behielt ihn aber noch für sich. Sie war heute wirklich gut gelaunt. Das lag vielleicht daran, dass Aretas ihr am Abend davor nicht ausreden wollte, die Pferde zu trainieren. Grinsend drehte sie sich wieder zu Aretas um. "Hat er dir auch gesagt, dass du lieb zu mir sein sollst?"

  • Der Morgen begann so gut wie der Abend geendet hatte. Diese Begrüßung ließ er gern über sich ergehen. Grinsend streichelte er Titan den Hals. „ Titan lässt sich nichts einreden. Sein Instinkt sagt ihm, wem er trauen kann und wem nicht.“ Aretas hielt ihr das Zaumzeug hin. „ Hier, das ist deine erste Aufgabe.“ Er wusste, dass sich Titan das Zaumzeug nicht von vorn anlegen ließ. Er wich mit seinem Kopf aus. Seitlich am Hals stehen, mit der einen Hand streicheln und mit der andern drüber ziehen, so blieb er ruhig.



    Sie war von Titan beeindruckt. Ihre provokative Frage, als sie sich umdrehte, beantwortete er mit einer dementsprechenden Antwort. Er verdrängte einfach, dass er heute wieder zu den Urbanern gemusst hätte. Er wollte nicht hin gehen. „ Er hat mir noch mehr gesagt. Nur lieb zu dir sein ist zu wenig.“ Er hatte nach ihrer Hand gegriffen. Die Box nebenan war leer, das Heu frisch. Er zog sie hinein, umarmte sie und ließ sich mit ihr ins Heu fallen. Mit einem Kuss unterband er jeden Protest. Ihr Kopf lag auf seinem Arm. Seine Hand glitt an ihrer Seite entlang über ihre Tunika. „ Ich habe mich nicht einmal für deine Hilfe bedankt.“ Murmelte er. In Gedanken und mit seinen Augen begann er sie auszuziehen. In Natura ließ er sich Zeit. Ihre Reaktion beim ersten Mal auf der Wiese, war heute sicherlich nicht anders und hier war nicht der geeignete Ort dafür. Bald kamen die Knechte, dann war es mit der Ruhe vorbei.


    Ihre Konturen mit den Fingern abfahrend, beugte er sich zu ihr und küsste sie, erst zärtlich, dann fordernd, ihre Lippen schmeckend, biss er sanft hinein, verlor sich an ihnen. Seine Hand wanderte über ihren Po und den Oberschenkel. Genießerisch drückte er sich an sie. Wie wundervoll war es erst, wenn er sie ganz ohne, Haut an Haut, spüren durfte.

  • Sie hielt das Zaumzeug noch in der Hand, als er sie in die leere Box zog. Schnell legte sie es noch über die Trennwand, ob es herunterfiel oder nicht war ihr gerade sowas von egal. Nur zu gern ließ sie sich mit ihm ins Heu fallen, Protest gab es erstmal keinen. Verliebt sah sie ihn an. "Ich bin nur froh, dass ich dich wiederhabe... " Schon trafen sich ihre Lippen, vereinten sich zu einem immer wilder werdenden Spiel. Das Verlangen nach ihm wurde wieder so stark, dass sie alles um sich herum vergaß. Seine Hand, die über ihren Körper wanderte, seine Nähe, seine Wärme. Ihr Atem ging schneller. Wie von selbst fand auch ihre Hand ihren Weg, strich sanft über seinen Rücken, wanderte tiefer, erkundete das Neue, Unbekannte, ihr Herz schlug wie wild. Noch war da die Angst. Irgendwann würde das Verlangen darüber siegen, nicht heute. Und da war noch etwas anderes.


    Eng an ihn geschmiegt, löste sie sich widerwillig von ihm. Atemlos, die Wangen gerötet, wollte sie ihn am liebsten an der Hand nehmen, mit ihm wieder aus der Stadt laufen, den Tag nur mit ihm alleine verbringen. Sie wußte, es ging nicht. Er musste zur Wache, sie wollte sich um die Pferde kümmern. Liebevoll strich sie ihm eine Strähne aus dem Gesicht. "Wir sollten anfangen, du darfst nicht zu spät kommen." Noch ein Kuss... und noch einer... sie wollte einfach nicht aufstehen.

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