Nach der Cena in der Villa Aurelia, machte sich Septima in einer Sänfte getragen, auf den Weg zur Taverna Apicia, wo sie mit Claudia Roman verabredet war. Um möglichst wenig Aufsehen zu erregen – wenn das mit einer riesigen Vestalinen an ihrer Seite überhaupt möglich war – hatte sich Septima ehe schlicht gekleidet, was einer familiären Cena durchaus entgegen kam und sie nicht dazu nötigte, sich vor dem Verlassen der Villa noch einmal umzukleiden.
Als die Sänfte vor der Taverne hielt, ließ sich Septima, wie immer, von Baldemar hinaus helfen und ging dann mit ihrem germanischen Leibwächter hinein. Sofort schlug ihr der Geruch nach Wein, Essen und vielen Menschen entgegen. Doch die Taverne Apicia war eine der Guten. Hier trafen sich sowohl Plebs, als auch Patrizier. Nicht gerade der geeignetste Ort, um unter anderem über ihr Testament zu reden, doch das wollte Septima nur am Rande erwähnen. Dafür müsste sie ohnehin den Tempel der Vesta aufsuchen und Romana in ihrem alltäglichen Umfeld besuchen.
Septima gab Baldemar ein Zeichen, dass er sich um einen Tisch für Romana und sie kümmern sollte, insofern die Claudia nicht schon vor ihr da war und einen Tisch ergattert hatte.
Neuigkeiten aus Rom und Mantua
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Romana hatte ihre Meinung über die Ordenstracht der Vestalinnen leicht revidiert. Sie hatte geglaubt, sie wäre immer auf der sicheren Seite, würde sie immer in wallenden Ordensgewändern einherschreiten, doch nachdem sie die ganze Taverne als auf ihres Bruders huckepack sitzende und rumgröhlende Vestalin verstört hatte, war sie nun wieder auf unauffälligere Kleidung umgeschwenkt. Sie brauchte ohnehin nichts, um ihre Präsenz hervorzuheben. Also hatte sie einfach nur einen weißen ärmellosen Peplos übergezogen und sonst nichts – dieses Kleidungsstück war nicht so aufwändig wie ein Chiton mit seinen zahllosen Schnallen, und der Überhang sah hübsch aus, bewahrte aber die Sittsamkeit.
Einen Amictus hatte sie mitgenommen, den sie aber nicht brauchte, es war ziemlich warm, selbst noch für den langsam einsetzenden Herbst. Parthenope trug ihn, ihre treue epriotische Sklavin, die in Gedanken versunken ihrer Herrin nachschlurfte. Jetzt galt nur die Hoffnung, dass man sie hier nicht wieder erkannte!
Als sie eintrat, half ihr enorm, dass sie so groß war – denn so erkannte sie im Nu Septima, welche sich gerade an einen Tisch hockte. Romana schritt, ohne sich weiter um Parthenope zu kümmern, durch die Reihe der Tische durch und kam vor Septima zu stehen. “Septima!“, rief sie erfreut aus, legte ihre Hände auf die Schultern ihrer Freundin, beugte sich herab und hauchte ihr zwei Küsschen auf beide Backen. Für jede ihrer Freundinnen hatte sie eine spezielle Grußform, dachte sie sich leicht amüsiert. “Salve! So lange habe ich dich nicht mehr gesehen!“
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Und wieder hatte Baldemar Septima zu begleiten. Wie so oft nahm sie die Sänfte. Er ging daneben. Mit offenen Augen. Und in maßen genervt. Von der Verabredung wusste der Germane. Das Ziel kannte er. Gerne tat er es nicht. Aber er tat es. Septimas Leben würde nicht in Gefahr geraten, nur weil der Marser gerade lieber einen guten Met trinken wollte.
Die einfache Kleidung der Römerin hatte Baldemar überrascht. Doch nach einem Schulterzucken war dies erledigt. Angekommen half er ihr aus der Sänfte. Ein Nicken. Die Männer würden warten. Nur einer würde ihnen hineinfolgen. In der Nähe der Tür hätte dieser einen guten Platz. Und die beiden Männer würden gemeinsam einen guten Überblick haben. Es roch verblüffend angenehm für einen römischen Ort. Der Germane grinste. Auch wenn der heimatliche Gesang fehlte. Es war nicht schlecht.
Von den möglichen Gesprächsthemen ahnte er nichts. Sie waren ihm auch ziemlich egal.Das Zeichen war eindeutig. Beim abwenden verdrehten sich seine Augen leicht. Aber er tat es. Der Marser bahnte sich einen Weg. Und sorgte für einen freien Tisch. Sein Wink brachte den Wirt dazu rasch heran zu kommen. Trotz der einfachen Kleidung schien der Mann das Geld riechen zu können. Baldemar bestellte das für Septima übliche. Sollte sie etwas anderes wollen. Nun, dann würde sie mit dem Wirt reden müssen. Baldemar vermutete, das dies eher unwahrscheinlich war.
Die Frau, die hinzu kam sah interessant aus. Ebenso wie jene die folgte. Aus seinem Grinsen wurde ein Lächeln. Ein Nicken. Aber er trat vom Tisch weg. Noch wartete er die Begrüßung ab. Danach würde er sich einen Platz in der unmittelbaren Nähe suchen. Vielleicht würde es ja hier Met geben. -
Baldemar tat wie ihm geheißen und besorgte für sie einen Tisch, an dem sich Septima gerade nieder ließ, als Romana die Taverna betrat. Die unblaubliche Größe der Claudia verriet sie immer und überall, selbst wenn sie nicht ihre Vesteallinentracht trug. Lächelnd erhob sich Septima sogleich wieder und erwiderte die freundliche Begrüssung ihrer Freundin ebenfalls mit zwei Küsschen. So fremd ihr diese Form der Begrüssung zu Beginn ihrer Zeit in Rom auch vorgekommen war, so sehr mochte sie sie inzwischen. Es war für sie ein Zeichen der Verbundenheit, zumindest bei Romana.
„Wie schön dich wieder zu sehen, Romana.“ erwiderte Septima fröhlich und deutete mit einer Hand auf die Plätze am Tisch. „Komm setzt dich und erzähl mir von allem was du berichten darfst, was in den letzten Monaten hier in Rom vorgefallen ist.“ Ein Lachen folgte, denn selbstverständlich sollte dies kein Monolog für ihre vestalische Freundin werden, doch Septima war unglaublich neugierig, was alle Geschehnisse in der ewigen Stadt einschloss, ganz egal ob sie politisch, kultisch oder sonstigen Ursprungs waren.
Eine Magd trat an ihren Tisch und stellte einen Krug mit Mulsum auf den Tisch, so wie zwei Becher. Septima griff nach dem Krug und goss ihnen beiden etwas ein. Da sie sich nach der Cena verabredet hatten, dürften sie beide gut gegessen haben und somit orderte Septima vorerst keine Oliven oder ähnliches. Die Taverne füllte sich langsam immer mehr mit Menschen, was ihnen die Möglichkeit für ein recht anonymes Gespräch gab, da sich kaum jemand für ein Geschpräch zwischen zwei Frauen an einem kleinen Tisch in der Ecke der Taverne interessieren würde.
Septima wartete, bis sich Romana ebenfalls zu ihr an den Tisch gesetzt hatte. Die zweite Person im Schlepptau der Vestalin war ihr nicht weiter aufgefallen. Sklaven umgaben sie immer und überall, weshalb sie sich nicht weiter dafür interessierte. „Wie ich von Serrana erfahren habe, hast du ihr die Zukunft vorher gesagt.“ leitete Septima die Unterhaltung ein und griff dabei auf das Gespräch mit Serrana zurück, welches sie kurz nach ihrer Ankunft in Rom mit ihr geführt hatte. -
Parthenope registrierte den Blick des Germanen, das Lächeln sowie das Nicken, tat aber nichts außer scheu und introvertiert den Kopf zu senken.
Romana unterdessen strahlte, als Septima sie überschwänglich begrüßte und ihr einen Stuhl anbot. Sie setzte sich ebendort hin und horchte genau zu. Sie sollte alles erzählen? Wirklich alles? Romanas Gesicht verlor seine Heiterkeit, und erst recht, als Septima begann, von Serrana zu erzählen. Wer hatte ihr das gesagt? Wohl Serrana selbst. Oder hatte es sich schon rumgesprochen? Entsetzlich, nun würde jeder wissen, dass sie dumm war und hirnlos. Und Romana, die sich selbst für eine Intellektuelle hielt, kam es schrecklich vor, würden die Leute glauben, sie wäre dumm. Anders als ihr göttlicher Ahn hatte sie es nicht nöig, den Narren zu spielen. Doch dieser Ruf schien nun vor der Türe zu stehen. Romana schluckte und starrte auf das Mulsum, welches eine Bedienstete zu ihr hinstellte. “Danke, Septima“, brachte sie hervor und blickte ein wenig hilflos auf den Becher, als hätte sie das Trinken verlernt. Natürlich hatte sie ihre Cena schon gehalten, schließlich aß sie im Atrium Vestae so gut, dass sie, als eingeschworener Gourmet, es schade finden würde, außerhalb zu essen. Erst, als sie doch noch den Becher zu fassen bekam, entspannte sie sich innerlich. Sie blinzelte und holte tief Luft, bevor sie den Becher hob und etwas Wein auf den Boden plitscheln ließ.
“Für dich, Mercurius, auf dass du meine Freundin Tiberia Septima auf ihren Reisen beschützt.“ Sie senkte den Becher und streckte ihn vor, um mit Septima anzustoßen. “Und auf dich, Septima.“ Nachdenklich trank sie einen Schluck. “Ja, was gibt es Neues. Viel Neues gibt es. Zuerst jedoch muss ich leider sagen, dass du, wenn du mir eine Nachricht darüber geschickt hast, dass es dich nach Mantua verschlagen hat, diese nicht bei mir angekommen ist. Ich habe es aber durch zweite Hand erfahren. Tja.“ Romana nahm nicht wirklich an, dass Septima ihr keinen Brief geschickt hatte, nur kam es vor, dass manche eben verloren gingen. Dagegen konnte man ncihts machen.
“Nun gut, das mit Serrana willst du zuerst wissen. Hmm... ja, ich habe ihr die Leber gelesen. Es war aber keine gute Idee“, winkte sie ausweichend ab. “Das hätte ein Professioneller aus dem Collegium machen müssen, nicht eine Hobby-Haruspex, die das ganze von ihrer Großmutter hat.“ Sie lachte nervös. “Was dort gestanden ist, ach Götter, was soll ich sagen“, sie begann an ihren Fingern zu spielen, “ganz gute Omen“, log sie, wobei dies absolut nciht der Fall gewesen war.
“Aber reden wir nicht davon. Es ist mir ein wenig peinlich, dass ich mich wo eingemischt habe, was nicht meine konstitutionell-religiöse Aufgabe ist. Septima, etwas anderes. Du weißt doch, wie dieser Quintilius versetzt wurde, den Calvena da unverständlicherweise geheiratet hat? Ich bin dagegen vorgegangen. Bin aber gescheitert.“ Sie seufzte und trank einen tiefen Schluck vom Mulsum. “Dieser Vescularius, ich bete, dass einmal der Tag kommt, wo es ihm seinen verfetteten Magen zerreißt“, knurrte sie leise.
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Dem Beispiel Romana’s folgend, vergoss Septima ebenfalls einen Kleinen Schluck ihres Mulsums auf den Boden, allerdings in Gedanken für Iuno, auf das sie ihr während der restlichen Schwangerschaft ebenso gut beistehe, wie sie dies bisher getan hatte. „Auf uns.“ Erst dann trank sie einen Schluck vom Mulsum.
Romana sprach einen Punkt an, der Septima äußerst unangenehm war. Offensichtlich hatten sie ein gegenseitiges Talent, die Schwachstellen des jeweil anderen zu finden und zu benennen.
„Ich muß zu meiner Schande gestehen, dass ich tatsächlich vergessen habe dich über meine Abreise nach Mantua zu unterrichten. Gehe ich recht in der Annahme, dass du über Calvena oder Serrana von der Beförderung meines Mannes und unseren neuen Wohnort erfahren hast?“ Septima machte einen wirklich geknickten Eindruck, denn obwohl ihre Abreise nach Mantua gut geplant war, hatte sie über die Pronubatätigkeiten für die Hochzeiten ihrer Freundinnen alles andere vergessen. „Kannst du mir diesen Faupax verzeihen?“ fragte sie mit einem teuherzigen Blick an Romana gewandt vorsichtig nach.
Das ihre Freundin sie dann anlog, in Bezug auf die Leberschau von Serrana, konnte Septima nur zu gut verstehen. Wer gab schon gern schlechte Ohmen weiter? „Nun, Serrana hat mir etwas anderes erzählt.“ meinte Septima leise und mit einem vagen Lächeln. „Aber lassen wir das und hoffen einfach das bei ihrer Geburt alles gut verlaufen wird.“ Verdrängung war vielleicht nicht die beste Methode von Problembewältigung, aber immer hin eine.
„Da finde ich es doch viel interessanter, was du da über den Praefectus Urbi erzählst. Bist du tatsächlich wegen Valerians Versetztung zu ihm gegangen? Und was hast du ihm gesagt? Mhm, ich selbst habe Vescularius bisher nur aus der Ferne gesehen und zuletzt auf der Hochzeit von Calvena und Serrana. Was hatte er für einen Grund, Valerian zu versetzten?“ Offensichtlich gab es hier Gerüchte, die selbst Calvena ihr noch nicht erzählt hatte, was gewiss mehr an der Entfernung ihrer Wohnorte als dem mangelnden Wunsch von Mitteilung entsprang. Neugierig hatte sich Septima auf dem Tisch vorgebeugt, um auch ja nichts von Romanas Ausführungen zu verpassen. -
Die Sklavin schien recht schüchtern. Baldemar zuckte mit den Schultern. Noch ein Grinsen. Ein Zwinkern. Dann setzte er sich. Damit war der Tisch direkt neben den Damen gleichzeitig besetzt. Er saß nur da. Sah sich um. Schweigsam. Aufmerksam. Jetzt einen Becher Met. Aber das war nicht drin. Ob die Frau bei der Römerin bleiben sollte? Warum? Ein versuch war es wert. Der Germane nickte ihr zu. Deutete auf den Platz ihm gegenüber. Mehr war nicht nötig. Nicht nach seiner Überzeugung. Sie würde her kommen. Oder nicht. Der Wortkarge Germane wüsste eh nichts zu sagen. Doch eine hübsche Frau als Gesellschaft. Da konnte doch kein Mann nein sagen. Grinsend sah er sich weiter um. Was war das da hinten im Krug? Met? Was für ein bescheidener Tag.
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Nachdem Classicus wichtige Aufgaben erledigt hatte, begab er sich in die Taberna. Er trank was und wartete.
Währenddessen beobachtete er das Treiben in der Taberna.
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Sie lächelte Septima zu, als diese auf sie beide anstieß, und trank vom Mulsum. Sie hielt jedoch inne. “Septima... du bist doch jetzt schwanger... oder?“, fragte sie vorsichtig nach. Wenn das stimmte, musste sie ihr noch gratulieren! Und anmerken, dass Alkohol während einer Schwangerschaft vielleicht nicht das Gelbe vom Ei war.
Sie horchte stirnrunzelnd zu, als Septima ihr beichtete, dass sie die Nachricht ganz vergessen hatte. Als sie Romana um Verzeihung bat, seufzte die lange Vestalin. “Nun gut. Schwamm drüber.“ Zwar freute der Umstand Romana nicht, aber wer konnte diesem treuherzigen Blick widerstehen? Innerlich fragte sie sich, was solch ein Blick für Effekte auf einen Mann haben würde, wenn er sie schon so berührte.
Als die Sprache auf die Omen kam, bemerkte Romana nicht, dass Septima wohl durchschaute, dass sie log, sondern war sehr dankbar, dass das Thema zunächst einmal abgehakt schien.
Denn nun kam die Sprache auf Vescularius Salinator, diese Schlange. Romanas Gesicht verfinsterte sich, als sie an ihn dachte. “Vescularius. Du weißt vielleicht noch, wie er damals bei der Hochzeit die heiligen Riten zu stören trachtete? Und wie Quintilius ihn daran zu hindern suchte?“ Sie benutzte absichtlich das Nomen Gentile für den unsympathischen Soldaten. Ihre Stimme war einen kleinen Zacken lauter, als es nur Septima verständlich wäre. “Nun, ich bin überzeugt, dass sich der Vescularier daran stieß, und deshalb Quintilius nach Germanien versetzte. So muss es gewesen sein, wie sonst könnte es geschehen sein?“ Sie gestikulierte wild herum. “Ich bin zum Praefectus Urbi, und habe mich beschwert. Und du glaubst nicht, was er gemacht hat. Er hat mich behandelt wie ein Kind, hat mich ausgelacht und am Schluss herausgeschmissen! Kannst du dir das vorstellen? Ich habe natürlich einen gesalzenen Brief darüber an den Kaiser geschrieben... aber keine Antwort bekommen“, gestand sie bedrückt.
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Die Griechin bemerkte das Lächeln und das Zwinkern des Germanen aus ihren Augenwinkeln. Leicht errötete sie. Der Sklave nahm Platz an einem Nachbarstisch und deutete auf den Stuhl ihr gegenüber. Parthenope hätte sich wohl auch auf so eine Anweisung hin vertrauensvoll-naiv hingesetzt, wenn sie den Mann noch nie gesehen hätte. Aber er war wohl der Leibsklave der Freundin ihrer Herrin. So setzte sich Parthenope ebenfalls hin und lächelte den Mann herzenserwärmend an.
“Chaire. Ich bin Parthenope. Und ich gehöre Claudia Romana. Das ist die große Frau da. Wie heißt du?”, fragte sie Baldemar mit verträumten Blick.
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Ein glückseeliges Lächeln erschien auf Septimas Gesicht als Romana sich nach ihrer Schwangerschaft erkundigte. „Ja, das bin ich. Wieso fragst du?“ Ob es irgendwelche Fragen gab, die die Vestalin ihr in Bezug auf die Schwangerschaft stellen wollte? Doch welcher Art könnten diese Fragen sein, dass es eine Vestalin, die sich der ewigen Keuschheit verschrieben hatte, interessieren könnte? So weit es Septima bekannt war, mußte eine Vestalin absolut unberührt sein, durfte sich also niemals mit einem Mann vereinigen. 'Was für eine grausame Vorstellung.' Nun lag fast schon Mitleid in ihrem Blick, während sie auf Romanas Frage wartete.
Erleichtert atmete Septima auf, als Romana ihr die fehlende Abmeldung nicht weiter nach trug. Sie waren quitt.
Neugierig und erstaunt horchte sie auf, als Romana über die Hochzeitsfeierlichkeiten in der Casa Iunia sprach und Vescularius Auftritt. „Du meinst das war von ihm so geplant? Er wollte die Zeremonie absichtlich stören?“ Septima hörte weiter zu. Ihre Empörung über das Verhalten des Praefectus Urbi war ihr deutlich anzusehen. „Wegen einer solchen Lapalie lässt er Valerian nach Germanien versetzen? Und er hat dich, eine Vestalin aus seinem Officium hinausgeworfen? Dieser Mann ist seines Amtes absolut unwürdig! Wie konnte er nur so weit kommen?“ Ungläubig und aus großen Augen schaute Septima ihr gegenüber an. „Kennst du seinen Werdegang?“ -
Sie errötete ein wenig? Baldemar schmunzelte. Hatte er diese Wirkung auf Frauen? Seine eigene Frau errötete nicht mehr so leicht. Früher, ja. Ihr Lächeln riss den Germanen aus seinen Gedanken. Ihr Mann musste sehr glücklich sein. Was für ein Lächeln. Sie setzte sich. Baldemar erwiderte das Lächeln. Seine Mundwinkel zuckten. Chaire? Er sah ein wenig überfordert aus. Irgendwoher kannte er es. Nach einem Moment erkannte der Marser, das es wohl eine Grußformel war. Aber nicht Latein. Wo sie wohl her kam? Der Name könnte es verraten. Wenn man Ahnung davon hätte. Sein Lächeln wurde sanfter. Sie gehörte Claudia Romana? Er nickte. Kein Mensch gehörte irgendwem. Das glaubten die Römer. Er spielte mit. Was für eine Wahl hatte er auch?
Heilsa, Parthenope. Baldemar. Knapp und vollständig. Er wies mit dem Kopf in Richtung von Septima. Er reichte Parthenope einen Becher mit verdünntem Saft. Frija mochte so etwas. Also versuchte er es auch. Denn Septima würde sicher ziemlich wütend werden, sollte er Wein für sich und Pathenope bestellen.
Eine Frage war noch offen. Er sah sie direkt an. Chaire? Er sprach es eher mangelhaft aus. Ein rauer Akzent verriet die Herkunft seiner eigenen Sprache. Land am Nil? Vermutete er. Wie hieß das noch? Seine Augen wurden schmaler. Die Schultern zuckten. Aegyptasus? Oder wie? Er beließ es dabei. War auch nicht wichtig. Baldemar grinste. Trank. Sah ab und an zu den Frauen. Alles schien ruhig. Gut. -
Romana lächelte. “Weil ich dir dann gratulieren muss. Meinen herzlichen Glückwunsch, Septima! Und auch an deinen Gatten!“ In ihrem Gedächtnis versuchte sie, das Gesicht des Aurelius Ursus zu rekonstruieren. Sie hatte ihn ja bei der Hochzeit gesehen, beziehungsweise der Feier nach der Hochzeit.
Dass da etwas in Septimas Blick war, entging Romana nicht, aber sie konnte sie keinen Reim darauf machen. Könnte es die Freude der werdenden Mutter sein? Vielleicht. Es war am Besten, sich nicht allzu große Gedanken darob zu machen.
“Nur solltest du dich dann vielleicht mit dem Mulsum zurückhalten. Ich habe gehört, das tut dem Kind nicht gut“, machte Romana, hoffend, dass man ihr diese Stellungsnahme nicht übel nahm.
Es kam aber nun eh etwas komplett anderes aufs Parkett. Vesularius!
“Bei diesem Menschen würde ich mir alles erwarten, aber auch wirklich alles. Und ja, der Knülch hält sich für unverletzlich! Und das scheint er auch zu sein, denn der Kaiser... er hat meinen Brief nicht einmal ignoriert...“ Sie blickte unglücklich drein. “Stell dir vor! Ich, eine Claudia, in der das Blut von Helden, Königen und Kaisern fließt, die eine Vestalin ist und somit unantastbar, habe mich behandeln lassen müssen wie ein Kind, das noch die Bulla trägt! Und natürlich ist er seines Amtes unwürdig! Jeder in Rom weiß es, aber keiner wagt es, dem Tyrann die Stirn zu bieten.“ Sie senkte ihre Stimme. “Ich habe Sorgen um meinen Vater. Den Kaiser, meine ich, nicht meinen leiblichen Vater. Irgendetwas geschieht mit ihm. Es ist nichts Gutes, und sicher steckt Vescularius dahinter. Der Mann vergiftet beim Kaiser vielleicht noch mehr als dessen Seele“, spekulierte sie leise.
Sie atmete tief ein. “Ich weiß nichts über seinen Werdegang, außer, dass er Legatus Legionis in Illyrien war. Sonst nichts.“ Sie zuckte die Achseln.
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“Baldemar“, wiederholte sie leise. Parthenope war trotz ihrer großen und notorischen Schusseligkeit durchaus gebildet und hatte ein ausgezeichnetes Gedächtnis. So erkannte sie die Grußformel als Germanisch. Nicht, dass sie je viel mit Germanen zu tun hatte. Wenn sie mit ihrer Herrin sich je über Germanen unterhielt, war dies eine recht einseitige Hasstirade auf Unrömisches von der Seite ihrer Herrin. Mit anderen konnte sie nicht recht darüber konversieren, war doch die Welt durchdrungen von Halbwissen und Geschichtchen. Nun aber hatte sie wohl die Möglichkeit, mit einem richtigen Germanen zu reden.
“Danke“, machte sie, als Baldemar ihre etwas Saft hinschob, machte aber bislang keine Anstalten, davon zu trinken.
Sie lächelte wieder ihr Lächeln, als Baldemar riet, woher sie kam. “Nein, nicht Ägypten. Ich bin aus Griechenland. Um genau zu sein, aus Epirus. Das ist Nordostgriechenland. Der Teil von Griechenland, der Italien am Nächsten ist“, erklärte sie ein wenig träumerisch und sah Baldemar an. “Chaire ist Salve...“ Ach, wie sie sich sehnte nach den Bergen ihrer Heimat, die sie schon seit 10 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Sie verband eine glückliche Kindheit als Bauerntochter damit. Bis die Banditen kamen.
“Und du bist Germane?“, fragte sie nach.
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„Ich danke dir, Romana.“ nahm Septima die Gratulation ihrer Freundin strahlend entgegen. In Romanas Gegenwart brauchte sie ihren Zustand nicht verstecken, was Septima sehr genoss. Die kleine Ermahnung nahm sie ihrer Freundin auch nicht übel. „Ach wirklich? Keinen Mulsum? Woran kann das liegen, dass er während einer Schwangerschaft nicht so gut ist? An den Kräutern? Na gut, nur den einen Becher, dann trinke ich verdünnten Wein.“ versprach sie brav und nahm sich fest vor, sich die nächsten Monate den Mulsum zu verkneifen.
Als Romana weiter sprach, bekam Septima den Eindruck, dass sie selbst den Praefectus Urbi einmal näher kennenlernen sollte, um sich ein eigenes Bild von ihm zu machen. Doch wie und wann sollte sie dies anstellen? Die Empörung über die Behandlung ihrer Freundin stand der Tiberia deutlich ins Gesicht geschrieben. Könnte sie da dem Vescularier überhaupt noch ohne Vorurteile gegenüber treten? Konnte er es? Immerhin war sie eine Patrizierin und diesem Mann wurde nachgesagt, dass er gar nicht gut zu sprechen war, auf Patrizier. Doch immerhin hatte er ihrem Gemahl den Posten des Legatus Legionis in Mantua übertragen, also… Eine verzwickte Situation. Doch zurück zu Romana und der unmöglichen Behandlung ihrer Person durch den PU.
„Bist du dir wirklich sicher, dass der Kaiser deinen Brief erhalten hat? Vielleicht ist er noch gar nicht bei ihm angekommen, so dass er keinerlei Möglichkeit hatte, ihn zu beantworten.“ unternahm Septima noch einen Versuch der Erklärung, damit Romana sich nicht völlig missachtet durch den Kaiser, ihren Vater, vorkam. Auf die letzte Spekulation ihrer Freundin hin, beugte sich Septima noch ein Stückchen weiter vor und antwortete möglichst leise. „Das ist jetzt aber nur eine Vermutung von dir, dass der PU den Kaiser vielleicht vergiftet, oder? Woher beziehst du deine Informationen? Hast du vielleicht Kontakt zu den Menschen, die den Kaiser in Misenum umgeben? Kennst du irgendwen dort? Es muß doch möglich sein an Informationen zu kommen. Überall hört man nur Gerüchte über den Zustand des Kaiser. Es wird wild spekuliert, doch was sind die Fakten?“ Diese Unterhaltung war mehr als nur spannend. Septima wollte mehr erfahren.
„Wen gibt es hier in Rom, der Vescularius kennt, dem er vertraut?“ Vielleicht kannte Romana jemanden in der Unmittelbaren Umgebung des PU, so dass sie versuchen könnten etwas mehr über diesen Mann zu erfahren, ohne ihn selbst ansprechen zu müssen. „Oder wüsstest du eine Gelegenheit, wo ich den Praefectus Urbi mal persönlich kennenlernen könnte? Irgendeinen Ritus, dem er unbedingt beiwohnen muß, falls er dies überhaupt tut?“ Vergessen war der Muslum, viel zu interessant die Unterhaltung. -
Ja. Bestätigte er seinen Namen. Ihren Dank nahm der Germane achselzuckend an. War doch selbstverständlich. Das sie nichts nahm bemerkte er kaum. Selber trank er ohne Genuss. Wein. Nein, Met wäre besser gewesen. Na gut. Wein auch. Ihr Lächeln war angenehm. Machte den eigenen Fehler harmlos. Seine Augenbrauen schoben sich aneinander. Sicher. Griechenland. Hätte er doch drauf kommen können. Müssen. Er hörte zu. Konnte sich aber kaum vorstellen wo dieses Epircus, oder so, war. Italien am Nächsten? Er nickte. Verstand zumindest grob die Richtung.
Chaire war also Heilsa. Das konnte er sich merken. Vielleicht. Lächelnd nickte der Marser. Also praktisch um die Ecke. Meinte er kurz. Ein lockerer Scherz half doch immer. Und machte weitere Worte manchmal überflüssig. Gut so.
Ja. Antwortete Baldemar in seiner eher wortkargen Art. Er war Germane. Der Marser leerte den Becher. Sah sie fragend an. Ach so. Hätte er mehr sagen sollen? Welche Stadt viel ihm ein. Es musste eine römische sein. Mogontiacum. Und dann noch weiter. Über den Marserfluss und dann rechts. Grinsend beschrieb er den Weg zu seiner alten Heimat. Genau sagte er es niemals irgendjemandem. Mann wusste nie welcher Römer zuhörte. Und was dieser vor hatte. -
Romana lächelte über die Freude ihrer Freundin ob ihrer Gratulation. Natürlich dachte Romana auch hie und da drüber nach, wie es wäre, schwanger zu sein. Hmm. Es mochte bei der Geburt in etwa so schlimm sein, als ob man Magenkolik hätte. Was ise ja auch schon gehabt hatte.
Sie dachte kurz nach. “Ich glaube, es liegt eher am Alkohol. Ja, ich bin mir ziemlich sicher, es liegt am Alkohol. Aber du solltest dich da vielleicht bei einem Arzt erkunden, der weiß das ziemlich sicher besser als ich.“ Sie war ja eher Spezialistin in der hehren Kunst der Religion. Wobei sie dort manchesmal stümperhaft genug vorging, beziehungsweise nicht den Grad der Perfektion erreichend, den sie gerne hätte.
Als das Gespräch auf den Vescularier kam, war Romanas Gesicht dementsprechend finster. “Ich bin mir sicher, ich habe den Brief durch einen treuen Boten schicken lassen. Andererseits... vielleicht ist er von einem der Schergen des Vescularius aus dem Briefkasten gefischt worden? Es könnte ja sein, dass alle Post an den Kaiser vorher durchgelesen wird. Aber dann müsste der Kaiser doch bemerken, was vorgeht...“ Sie fuhr sich mit ihrer rechten Hand etwas verzweifelt durch ihr wuschelig-lockiges Haar. Als Septima sich etwas näher zu ihr beugte, tat es Romana ihr gleich.
“Natürlich ist es nur eine Vermutung. Denkst du, ich hätte irgendwelche Scheu davor, besipielsweise zu deinem Onkel Durus zu gehen, hätte ich Beweise für so etwas?“ Wie jeder Römerin lag es auch Romana im Blut, die Gerüchteküche anzuheizen, wobei sie selten so forsch vorging wie heute. “Fakten gibt es keine. Aber ich muss meine eigenen Schlüsse ziehen. Der Kaiser ist ja beseelt vom Genius des Staates. Wieso aber fehlt er dann? Warum lässt er Vescularius auf dem Posten des Stadtpräfekten zurück? Die Antwort kann nur sein, dass etwas ihn davon zurück hält, vernünftig zu urteilen. Und Gift könnte das durchaus sein“, erzählte sie Septima ihre zusammengesponnene Theorie, die eher auf ihrer Ablehnung des Vesculariers fußte als sonst irgendetwas.
“Ob es wen in Rom gibt? Nun ja, klar. Seine Klienten. Und seine sonstigen Kreaturen. Nicht, dass ich die besonders gut kenne. Ich will sie auch nicht kennen lernen. Und was für Riten wohnt er bei? Doch keinen. Höchstens denen, denen er als Senator unbedingt beiwohnen muss. Wobei ich nicht denke, dass er um das Kultische besonders viel gibt." Sie zuckte die Achseln.
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Dieser Germane war nicht unbedingt mit der gesprächigsten Disposition, seit es Worte gab, ausgestattet. Nun gut. Das war Parthenope, die viel lieber in den Tag hineinträumte, als mit anderen Leuten zu interagieren und zu kommunzieren, auch nicht, sie behielt ihre wirren Gedanken auch lieber für sich, ansonsten würde man sie sicherlich für gänzlich übergeschnappt halten.
Parthenope lächelte noch einmal, als Baldemar leise scherzte. Gleich um die Ecke, das konnte man so sagen. Obwohl ihre Heimat trotz der Nähe zur Straße von Brindisium sehr weit entfernt war. Schließlich konnte sie ja nicht fliegen. Schwimmen übrigens auch nicht. Würde man sie ins Wasser setzen, würde Romanas Privatsekretärin untergehen wie ein Stein.
Sie horchte ihm weiterhin zu, als er mit dem Namen einer Stadt hervorrückte. Mogontiacum? Parthenope kannte den Namen der Stadt, wusste, dass er am Rhenus lag, aber sonst kannte sie sie sich nicht gut aus in der Gegend. Den Namen Marserfluss hatte die Epriotin noch nie gehört.
“Oh“, machte sie und versuchte einen Moment lang sich vorzustellen, wie es dort ausschauen könnte. “Ist es schön? In deiner Heimat?“
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Das Mulsum während einer Schwangerschaft nicht gut sein sollte, lag also eher am Alkohol, war zumindest Romana der Meinung. „Gut, ich werde einen Medicus oder meine Hebamme befragen und vorerst bei Wasser und Saft bleiben.“ versprach sie ihrer Freundin lächelnd und nippe nur leicht an dem leckeren Mulsum, Septimas Lieblingsgetränk, und schob den Becher dann von sich. Sobald eine Schankmagd an ihrem Tisch vorbei kam, find sie diese ab und orderte einen Krug Wasser und Saft.
Ihr Gespräch über den PU wurde immer interessanter. Romana äußerte die wildesten Theorien, weshalb der Kaiser ihren Brief nicht bekommen, oder beantwortet hatte. „Das ist natürlich durchaus denkbar, dass die gesamte Post des Kaisers zuvor gelesen und sortiert wird. Doch wer kümmert sich um jene Briefe, die den Kaiser zu sehr aufregen könnten? Verflixt, dass wir aber auch niemanden kennen, der in der kaiserlichen Kanzlei oder noch besser, in Misenum arbeitet.“ schimpfte Septima leise vor sich hin und dachte angestrengt nach, ob sie nicht doch jemanden kannte, der in der Verwaltung tätig war.
„Wenn Salinator tatsächlich den Kaiser mit irgendeinem Gift dauerhaft krank macht, dann kann er doch nur auf die absolute Macht aus sein. Wer würde denn nach Valerianus zum Kaiser ernannt? Da kommen doch nur sein ominöser Sohn, den kaum jemand zu Gesicht bekommt, was ich schon merkwürdig genug finde, und sein Bruder Aelius Quarto in Frage. Wobei letzterer nicht in Rom weilt, so viel ich weiß. Das kann doch wahrlich nicht mit rechten Dinge zu gehen.“ Nachdenklich starrte Septima vor sich auf die Tischplatte. 'Wenn ich nur jemanden kennen würde, der in der Nähe des Kaisers arbeitete!'
„Kennst du irgendeinen Namen seiner Klienten? Also von Vescularius? Vielleicht könnten wir über so einen an Informationen kommen, wobei... einen Haken hätte die Sache. Ein Klient ist seinem Patron treu, sollte er zumindest, und das würde bedeuten, der Praefectus Urbi würde von unserem Interesse an seiner Person erfahren.“ Was wiederum nicht schlecht sein mußte, denn wenn eine hübsche Frau wie Septima sich für den PU interessierte, konnte es diesem nur schmeicheln.
„Ich würde wirklich gern mehr erfahren, Romana, doch weiß ich im Moment nicht wie. Ob es Gerüchte auf den Straßen gibt? Oder ob die Obervestalin vielleicht mehr über den Zustand des Kaisers weiß? Ich meine, ihr alle seit seine Töchter, da muß er sich doch hin und wieder mal mit euch in Verbindung setzen, oder nicht?“ Das wäre natürlich eine Möglichkeit, dass Romana mit der Obervestalin sprechen und so vielleicht etwas mehr erfahren konnte. Oder aber es war eine Sackgasse, weil auch sie nichts vom Kaiser gehört oder gelesen hatte. Septima schenkte sich selbst aus beiden Krügen etwas zu trinken in einen neuen Becher ein und ließ ihren Blick kurz über die Anwesenden Gäste der Taverna schweifen.
Das Salinator kein sonderlich großes Interesse an kultischen Handlungen hatte, war Septima reichlich egal. Sie selbst betete hin und wieder in einem der vielen Tempel, verabscheute ansonsten aber die blutigen Opfer und besuchte diese nur, wenn es nicht anders ging und für die Familie, deren Oberhaupt immerhin Durus als Pontifex pro magistro war, wichtig war.
„Steht nicht in nächster Zeit wieder ein Fest an, auf dem auch Verscularius anwesend wäre? Wobei sich da die Frage stellt, ob ich dann noch in Rom bin. Immerhin wollte ich noch vor meiner Niederkunft zurück nach Mantua reisen, damit Titus bei der Geburt seines hoffentlich Sohnes dabei sein kann. Sag mal, Romana, kannst du das Geschlecht meines Kindes vielleicht vorhersehen? Ich wäre ungemein beruhigter, wenn ich wüßte, dass unser erstes Kind ein Sohn wird.“ Fragend blickte sie ihre Freundin aus rehbraunen Augen an und hoffte, dass Romana ihr helfen könnte. -
Sie war ihm sympathisch. Sie sprach nicht so viel. Aber sagte das nötige aus. Das war vor allem bei Frauen nicht verbreitet. Außer bei dieser großen. Wie war noch ihr Name gewesen? Er war fremd. Baldemar lächelte. Er verschob dieses nachdenken auf später.
Das jemand nicht schwimmen konnte. Daran dachte der Germane nur selten. Wo er selber doch eine wahre Wasserratte war. Sein Scherz schien aber durchaus gut gewesen zu sein. Grinsend sah er Parthenope an. Wie gut das sie nicht ahnte, wie wenig Ahnung der Marser von Entfernungen im Reich hatte.
Es hätte ihn überrascht wenn sie den Marserfluss gekannt hätte. Er war in seiner Heimat. Auf der anderen Seite des Rhenus. Dort wo man frei war. So frei wie er es sich wünschte. Seine Augen weiteten sich. Ob es schön war? Aus einem Lächeln wurde ein Grinsen. Daraus ein so breites Grinsen wie selten. Und wie. Dichte Wälder. Wilde Tiere. Freiheit. Es kann nichts schöneres Geben.
Das waren wirklich viele Worte für ein erstes Gespräch. Aber es ging ja auch um seine Heimat. Was war aber mit ihr? Sehnte sie sich auch nach ihrer Heimat. Wie er? Wie ist es in. Er brauchte einige Momente um sich zu erinnern. Epirus? Seine Aussprache war mangelhaft.
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