Renovierungsarbeiten an der Villa Aurelius Ursus

  • Nach tagelanger Reise war der Bautrupp in Rom angelangt und hatte sogleich die Arbeitsmaterialien an der Baustelle abgeladen. Bashir hatte sich einen ersten Überblick verschafft und sich dann in der Casa Artoria gemeldet. Er hatte dort Unterkunft und Verpflegung erhalten, hielt sich aber ansonsten ausschließlich in dem neuen Haus des Legaten auf. Es war ein herrliches Haus und würde noch viel herrlicher aussehen, wenn sie hier fertig waren. Die Säulen sollten aus Marmor gefertigt werden. Und Mosaike waren in Auftrag gegeben worden. Einige waren auch schon vorhanden und brauchten nur noch ausgebessert werden. Solche wunderbaren Dinge hatte der Parther überhaupt noch nie gesehen.


    Noch war Bashir auf das angewiesen, das ihm die Handwerker und der Bauleiter erklärten. Doch von Tag zu Tag lernte er dazu und sah sich bald in der Lage, auch die eine oder andere Leistung beurteilen zu können oder zu erkennen, wenn ein Arbeiter sich eine allzu ruhige Zeit machte. So langsam fand er sich in seine Aufgabe ein. Das gesamte Haus war gründlich saubergemacht worden, dann hatten erste grobe Arbeiten begonnen, wo an den Wänden etwas verändert oder Türdurchgänge geschaffen oder geschlossen werden sollten. Erst danach würden die feineren Arbeiten beginnen.

  • Die Reise, welche sich mit dem ganzen Gepäck und Nachschub an Arbeitsmaterialien über mehrere Tage und Nächste erstreckte, war trotz der vergleichsweise weniger weiten Distanz zwischen Rom und Mantua mühsam. Auch für Reatinus war sie geprägt von nervlichen Strapazen, war er doch derjenige, der für diese große, umfangreiche Renovierung zwar gut bezahlt, aber verantwortlich war. Er hatte während der Reise oft überlegt, ob alles glatt laufen würde, und er war sich gewiss, das würde es. Dennoch lag ihm ein flaues, unheilvolles Gefühl im Magen. Er hatte das in seiner Soldatenlaufbahn oft, und dieses Gefühl täuschte ihn nicht. Im Gegenteil gab es ihm den Aufschub, vorsichtiger zu sein. Bis jetzt bereute er es nie.


    Der imposante Zug mit Reatinus als Anführer bahnte sich seinen Weg durch die Stadt. Beladen waren sie mit allem: Edlem Marmor, um Säulen auszuschmücken, wertvollen Mosaiksteinen, die von den Handwerkern verlegt wunderbare Motive abgaben, Wandmaler würden mit den besten Farben kreative Kunst an die Wände malen. Teure Hölzer und Skulpturen würden dem Ganzen noch den letzten Feinschliff geben, ganz zu schweigen vom luxuriösen Lararium und vielem mehr. Reatinus hatte einen genauen Plan, was er mit der Villa machen würde und er scheute dafür keine Kosten. Warum denn auch? Ihm stand alles offen!
    So traf die Truppe zum ersten Mal an der Baustelle auf, wo erste Malerarbeiten stattgefunden hatten und die Gerüste und Arbeitsutensilien bereitgestellt waren. Bis zum Kleinsten war alles vorbereitet... jetzt fehlt nur noch das Eintreffen von Septima.

  • Der Herr kam! Hektisch hatte Bashir einige letzte Anweisungen gegeben, damit die Baustelle einen guten Eindruck hinterließ. Inzwischen kannte er sich schon recht gut aus, wußte, worauf es ankam und wobei er den Arbeitern besonders auf die Finger gucken mußte. Für die weitergehenden Arbeiten war alles vorbereitet, es fehlten nur noch die Materialien, die Reatinus mitbringen wollte. Die Unterlagen waren ebenfalls alle in bester Ordnung, davon überzeugte er sich täglich. Also hatte er gar nichts zu befürchten. Trotzdem war er nervös, als Reatinus eintraf. Hoffentlich war sein Herr zufrieden mit ihm. Und auch die Frau des Legaten, deren Besuch angekündigt war.

  • Da Septima noch nicht eingetroffen war, konnte Reatinus die Zeit nutzen, sich die Baustelle genauer anzusehen. Und da kam auch schon Bashir, welcher in der letzten Zeit mit Argusaugen an Reatinus' Stelle die Bauarbeiten überwachte. "Ah, da bist du ja! Salve, Bashir", rief Reatinus dem Parther entgegen, als der Zug ihnen näher kam. Er musste heute ein anderes Pferd reiten als Hektor und das war ihm ungewohnt... mit einer Stoppgeste mit der Hand signalisierte er dem Zug mit den Baumaterialien, anzuhalten. Dizipliniert hielten sie auch.


    "Ich denke, wir kommen rechtzeitig mit den Baumaterialien. Wie ich sehe, wird auch eifrig gearbeitet." Der Artorier sah die Baustelle mit stolzem Blick an. Alles war vorbereitet und es lief gut, wie erwartet. Aber immer noch dieses Magengefühl. Es verließ es nicht...
    "Gut, es wurden sicherlich Bauberichte angefertigt. Die möchte ich sehen! Gab es irgendwelche Vorfälle?"

  • Es war schon ärgerlich, daß Ursus nicht einfach zur Villa Aurelia reiten konnte. Doch hier, in seinem zukünftigen Heim, war er der Villa so nahe, wie nur irgend möglich. Sie hatten einen scharfen Ritt hinter sich und der Aurelier war mehr als froh, endlich aus dem Sattel herauszukommen. Er fühlte sich wund, verskrampft und erschöpft. Wie gut, daß sie vor Misenum ein wenig geschlafen hatten, sonst wäre er wohl einfach schlafend umgekippt nach der Ankunft. Cimon sorgte in Windeseile dafür, daß für den Herrn ein Zimmer notdürftig hergerichtet wurde, während Ursus zwei seiner Männer sogleich wieder losschickte. Den einen mit der Wachstafeln zur Kanzlei, den anderen mit einer mündlichen Botschaft zur Villa Aurelia. Die Waffen ließen die Männer natürlich gleich hier, denn diese durften sie innerhalb des Pomeriums nicht tragen. Während er also auf die Antworten wartete, ließ er sich aus der Rüstung und der durchgeschwitzten Kleidung helfen, wusch sich gründlich und legte die übliche dunkle Trauerkleidung an. Dann ließ er etwas zu essen besorgen, für sich und seine Männer.

  • Die Reise war ungewohnt anstrengend gewesen, doch Cimon erinnerte es daran, das nicht immer alles so leicht war. Er hatte sich bereits zu sehr an ein gutes Leben gewöhnt. So hatte er unterwegs immer dafür Sorge getragen, das es seinem Herren gut erging. Auf sich selber hatte er dabei nicht geachtet. Nun waren sie im zukünftigen neuen Heim, was er versuchte so angenehm wie nur möglich zu gestalten. Trotz der nur einfachen Möglichkeiten, sorgte Cimon dafür, das Ursus eine Massage bekommen würde, um die Muskeln zu lockern und sich etwas zu entspannen. Darüber hinaus ließ er Essen und Trinken entsprechend den gewöhnlichen Wünschen seines Herren bringen.


    Das Zimmer für Ursus roch leicht nach einem angenehm frischem Duft, für den er mittels einer Wasserschale sorgte. So erinnerte er sich an die Zeit, bevor er der Leibwächter geworden war. Dabei merkte der Nubier wie gerne er in solchen Momenten auch diese Aufgaben erledigte, um so seinem Herren bestmöglich dienen zu können. Cimon war gerne für Ursus da. So zeigte er seine Dankbarkeit für die gute Behandlung, die vielen Möglichkeiten und vor allem sein neues besseres Leben, in das er durch den Kauf von Ursus gekommen war. Die Tätowierung im Nacken hatte er inzwischen fast vergessen. Auch wenn dies immer wieder negativ zwischen ihnen stehen würde.


    Nachdenklich half er seinem Herren aus der Rüstung. Reichte ihm alles Notwendige zum Waschen und reichte ihm mit bedacht und angemessener Anteilnahme die Trauerkleidung.
    Auch an die Soldaten, die Cimon zunehmend bewunderte, hatte er gedacht. Alle würden gut versorgt werden. Dabei war der Nubier eher schweigsam, allerdings nicht minder Aufmerksam.

  • Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Da Septima noch nicht eingetroffen war, konnte Reatinus die Zeit nutzen, sich die Baustelle genauer anzusehen. Und da kam auch schon Bashir, welcher in der letzten Zeit mit Argusaugen an Reatinus' Stelle die Bauarbeiten überwachte. "Ah, da bist du ja! Salve, Bashir", rief Reatinus dem Parther entgegen, als der Zug ihnen näher kam. Er musste heute ein anderes Pferd reiten als Hektor und das war ihm ungewohnt... mit einer Stoppgeste mit der Hand signalisierte er dem Zug mit den Baumaterialien, anzuhalten. Dizipliniert hielten sie auch.


    "Ich denke, wir kommen rechtzeitig mit den Baumaterialien. Wie ich sehe, wird auch eifrig gearbeitet." Der Artorier sah die Baustelle mit stolzem Blick an. Alles war vorbereitet und es lief gut, wie erwartet. Aber immer noch dieses Magengefühl. Es verließ es nicht...
    "Gut, es wurden sicherlich Bauberichte angefertigt. Die möchte ich sehen! Gab es irgendwelche Vorfälle?"



    Natürlich eilte Bashir sogleich herbei, als sein Herr das Haus heranritt. "Salve, dominus", begrüßte er seinen Herrn sichtlich erfreut mit einer Verbeugung. Er hielt die Zügel, damit sein Herr in Ruhe vom Pferd heruntergleiten konnte. "Ja, Herrr, die Materrialien kommen gerrade zurr rrechten Zeit. Es ist alles vorrberreitet." Stolz führte er den Artorier hinein, nachdem die Pferde von anderen Männern fortgebracht wurden. "Wirr haben Berrrichte und Listen, die ich Dirr sogleich holen werrde." Bevor er das aber tat, reichte er seinem Herrn einen Becher mit verdünntem Wein, damit Reatinus sich erfrischen konnte. Erst danach beeilte er sich, die Wachstafeln zu holen, die der Herr gewünscht hatte.

  • Reatinus schwang sich vom Pferd und übergab das Tier einem der Sklaven. Es hatte eine lange Reise über sich ergehen lassen und hatte sich Futter und Ruhe redlich verdient. Auch die Reisebegleiter, größtenteil aus Sklaven, durften sich ausruhen, nachdem sie den Arbeitern beim Versorgen der Materialien geholfen hatten. So wurden diese Dinge im Hintergrund, routiniert, ohne Reatinus' Befehle schnellstens abgewickelt. Er währenddessen nahm einen kräftigen Schluck des Weines, den Bashir ihm entgegenbrachte und nickte anerkennend.


    "Sehr gut... fangt schnell mit den weiteren Arbeiten an. Ich will innerhalb weniger Tage die Mosaiken verlegt sehen, bestenfalls sind dann auch die Maler fertig." Im Folgenden sah sich Reatinus die Berichte an, die ihm gebracht wurden und am nächsten Tag wurde schon mit den Mosaiken angefangen... alles lief bis jetzt perfekt.



    ~~ Wenige Tage später ~~


    Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Es war schon ärgerlich, daß Ursus nicht einfach zur Villa Aurelia reiten konnte. Doch hier, in seinem zukünftigen Heim, war er der Villa so nahe, wie nur irgend möglich. Sie hatten einen scharfen Ritt hinter sich und der Aurelier war mehr als froh, endlich aus dem Sattel herauszukommen. Er fühlte sich wund, verskrampft und erschöpft. Wie gut, daß sie vor Misenum ein wenig geschlafen hatten, sonst wäre er wohl einfach schlafend umgekippt nach der Ankunft. Cimon sorgte in Windeseile dafür, daß für den Herrn ein Zimmer notdürftig hergerichtet wurde, während Ursus zwei seiner Männer sogleich wieder losschickte. Den einen mit der Wachstafeln zur Kanzlei, den anderen mit einer mündlichen Botschaft zur Villa Aurelia. Die Waffen ließen die Männer natürlich gleich hier, denn diese durften sie innerhalb des Pomeriums nicht tragen. Während er also auf die Antworten wartete, ließ er sich aus der Rüstung und der durchgeschwitzten Kleidung helfen, wusch sich gründlich und legte die übliche dunkle Trauerkleidung an. Dann ließ er etwas zu essen besorgen, für sich und seine Männer.


    Reatinus striff gerade durch die Baustelle und delegierte typischerweise die Arbeiter und ließ pingelig selbst die Kleinigkeiten doppelt und dreifach ausbessern. Er wollte diesen Auftrag alles andere als vermasseln. Sein Stress färbte auf die anderen ab, denn es war alles nicht einfach. Es musste einfach alles perfekt sein, alles so passen, wie es soll. Ein kleiner Fehler vermochte hier große Folgen zu haben.
    Er trat gerade durch die noch unfertig verzierte Tür, als er draußen plötzlich Aurelius Ursus sah... zunächst dachte der Artorier, er halluziniere, doch es war wirklich er! Wo kam er her? Ein Überraschungsbesuch, oder war etwas passiert!? "Ursus", rief er ihm ungläubig entgegen.

  • Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Reatinus striff gerade durch die Baustelle und delegierte typischerweise die Arbeiter und ließ pingelig selbst die Kleinigkeiten doppelt und dreifach ausbessern. Er wollte diesen Auftrag alles andere als vermasseln. Sein Stress färbte auf die anderen ab, denn es war alles nicht einfach. Es musste einfach alles perfekt sein, alles so passen, wie es soll. Ein kleiner Fehler vermochte hier große Folgen zu haben.
    Er trat gerade durch die noch unfertig verzierte Tür, als er draußen plötzlich Aurelius Ursus sah... zunächst dachte der Artorier, er halluziniere, doch es war wirklich er! Wo kam er her? Ein Überraschungsbesuch, oder war etwas passiert!? "Ursus", rief er ihm ungläubig entgegen.


    Gerade hatte sich Ursus seufzend in einem eilig herbeigeschafften Korbsessel fallen lassen und einen Becher verdünnten Weines in der Hand, als Reatinus hereinkam. "Salve, Reatinus. Verzeih, daß ich so hereinplatze, aber es dauert ein wenig, die Erlaubnis zum Betreten des Pomeriums zu erhalten - falls ich sie überhaupt bekomme. Sicher hast Du von den Trauerfällen in meiner Familie gehört? Marcus... also Corvinus... Er war mal Dein Patron, oder?"





  • Ursus war es also doch und kein Doppelgänger... gut, aber das erklärte noch nicht, was wohl Besonderes vorgefallen sein musste, dass Ursus nun in Rom war. "Ähhm", sagte er noch etwas irritiert, "Es ist ja immerhin euer Haus."
    Just, als Ursus auf seinen Verwandten Corvinus zu sprechen kam, wurde der Artorier besonders hellhörig. "Corvinus", echote er. "Ja, es ist schon lange her. Ist ihm... etwas zugestoßen", fragte er in einer Mischung aus Vorsicht und Neugierde.

  • Brot, Käse und Oliven wurden gebracht und Ursus nahm sich hungrig davon. "Dann hast Du es noch nicht gehört? Er ist tot. Seine Frau Celerina nahm sich das Leben und am nächsten Tag folgte er ihr in den Tod." Ursus hätte gedacht, daß diese Nachricht längst in jede Ecke der Stadt vorgedrungen war. Immerhin war sein Onkel nicht irgendwer gewesen. "Es ist ein herber Verlust für die Familie. Die Beerdigung wird sicher morgen oder übermorgen sein."






  • Seufzend fuhr sich Reatinus durch die Haare und beobachtete teilnahmslos, wie Essen serviert wurde. Er hatte ihn schon zu lange nicht mehr gesehen, zu lange keinen Kontakt zu ihm... letzten Endes traf der Tod ihn nicht direkt. Eher empfand er es schade... schade um einen fähigen Mann. Schade darum, dass dieser Mann nicht stark genug war, einem Rückschlag zu trotzen. Auch Reatinus hatte zwei Frauen verloren... er wollte im Grunde Keine mehr haben. Nur leben, das wollte er.
    "Das tut mir leid", sagte er und versuchte dabei, betroffen zu wirken, "Es ist schrecklich, wie so etwas passieren konnte."

  • "Ja, das ist es." Einen Moment lang starrte Ursus in seinen Becher. Dann gab er sich einen Ruck, griff abermals nach dem Essen und zwang sich zu einem Lächeln, das allerdings ziemlich müde ausfiel. "Was machen die Arbeiten an meinem Haus? Geht es gut voran? Gibt es Probleme, von denen ich wissen sollte?" Das war ein weitaus angenehmeres Thema, auch wenn Ursus heute nicht mehr besonders aufnahmefähig war.






  • Der Themenwechsel kam dem Artorier gerade recht. Er wusste, dass der Tod ein leidigiges, altes Thema war und wollte nicht viel in der Privatsphäre der Gens Aurelia umherstochern. Letzten Endes würde man ihm eh nichts verraten und einen schlechten Eindruck hinterließ es zugleich.
    "Die Fortschritte sind prächtig", gab Reatinus optimistisch zur Auskunft, "Du musst unbedingt einen Blick auf die Mosaiken im Atrium werfen, wenn sie fertig sind. Deine finanziellen Möglichkeiten eröffnen uns ganz neue Dimensionen!" Ursus war immerhin sein am besten betuchter Kunde bis jetzt, aber so offen gab Reatinus das natürlich nicht zu!

  • Die plötzliche Begeisterung des Artoriers war ansteckend und ließ Ursus sogar ein echtes Lächeln zustanden bringen. Trotz der Erschöpfung, die sich mit jeder Minute mehr bemerkbar machte. "Das will ich doch schwer hoffen, daß ich die zu Gesicht bekomme. Wann werden die Arbeiten daran beginnen? Das Haus soll prächtig werden, Reatinus. Meine Frau soll sich hier richtig wohl fühlen. Obwohl ich mir inzwischen nicht mehr sicher bin, ob wir wirklich hier leben werden. Vermutlich nur in den Zeiten, in denen ich das Pomerium nicht betreten darf. Aber wie auch immer: Vorerst bin ich Kommandant der Prima und werde es wohl auch noch eine Weile bleiben. So lange wird das Haus auf jeden Fall gebraucht."





  • Viel zu kurz war die Zeit gewesen, die Ursus innerhalb des Pomeriums hatte verbringen dürfen. Es war jedoch noch nicht alles erledigt und so mußte er den Rest von seinem neuen Haus aus erledigen. Inmitten einer Baustelle war das nicht so einfach, doch dank der fleißigen Sklaven waren schnell zwei Räume so hergerichtet, daß Ursus hier übernachten konnte - und seine Familie zu einem großen Familienrat zusammenkommen konnte. Die letzten Tage waren so voller Termine gewesen, daß sie nie alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort gewesen waren.


    Es war alles vorbereitet. Die Küche der Villa Aurelia hatte ausgeholfen, so daß nicht nur reichlich gute Speisen für die Familie vorhanden waren, sondern auch die Bauarbeiter zu einem außergewöhnlichen Mahl kamen, - dafür, daß sie sich ruhig verhielten und auf Abstand blieben. Möbel waren aufgestellt worden, vor allem Clinen und Korbsessel und natürlich Tische. Für den Familienrat würde es schon genügen, die anderen sollten hier ja nicht übernachten. Nur bei Septima hoffte Ursus, daß sie bei ihm bleiben würde.


    Nun fehlten eigentlich nur noch die anderen. Die Sklaven hielten Schüsseln mit Wasser zum Händewaschen bereit, auch der Mulsum stand bereit.

  • Weit hatten sie es immerhin nicht bis zu Ursus' Haus, welches von Vollendung noch nicht viel zeigte. Genau genommen, waren überall Gerüste und unfertige Abschnitte in dem Haus, in welchem heute der Familienrat der Aurelier stattfinden würde. So kamen die aurelischen Familienmitglieder als geschlossene Gruppe vor der Villa an und wurden sogleich von den Sklaven in Empfang genommen.
    Ein Familienrat war längst überfällig geworden, hatten sie in letzter Zeit doch so viele Verluste zu beklagen und waren da doch so viele Ereignisse, die sich überschlugen. Es begann bei Corvinus' Tod, ging bis zur Inquisitio neulich in ihrem Haus und setzte sich fort bei dem geschädigten Ruf ihrer Famile. In der Tat, viel zu besprechen hatten sie und Avianus rechnete persönlich nicht damit, dass sie noch bei Tageslicht die Villa verlassen würden.


    Avianus trat als einer der Ersten in die Villa und wusch sich mit der ihm angebotenen Schüssel die Hände und grüßte seinen Vettern mit einem freundlichen Lächeln. "Salve, Titus!"

  • 'Überraschend' war ein Wort, mit der man ziemlich viele Situationen in Pegasus' aktuellem Leben beschreiben konnte. Angefangen bei seiner plötzlichen und überstürzten Abreise in sein altes Heim, die für die übrigen Familienmitglieder mindestens genauso überraschend war, wie für ihn selbst, weiter natürlich auch seine überraschende Rückkehr. Mehr schockierend als überraschend war dagegen die Nachricht vom Tod seines Onkels und dessen Gattin. Paullus hatte noch nicht alle Hintergründe erfahren und wurde auch diesbezüglich jeden Tag aufs Neue überrascht. Die villa aurelia war ein von Trauer überzogener Ort, der wahrscheinlich jedem dort schwer aufs Gemüt drückte. Die Wahl, einen Familienrat einzuberufen war wahrscheinlich eine gute, diesen in Ursus neuer Behausung tagen zu lassen eine noch viel bessere – auch wenn diese noch mitten in der Bauphase steckte. Vielleicht war aber auch genau das gut... es zeigte Bewegung, es symbolisierte einen Neuanfang, es verdeutlichte, dass trotz all den Geschehnissen die gens aurelia keinesfalls dem Stillstand zum Opfer fallen würde.


    Ein wenig unwohl fühlte Pegasus sich trotzdem. Er hatte längst nicht allen erzählt, was in ihm vorging und sein Verhalten gab sicherlich Grund zu allerlei Gerede. Besonders das Verhältnis zu seiner engsten Verwandten, seiner Halbschwester Prisca bereitete ihm einiges an Sorgen – noch immer fühlte er sich als Fremdkörper, konnte den anderen aber absolut keinen Vorwurf machen. Die Teilnahme am Familienrat würde diesen Umstand vielleicht in eine bessere Richtung lenken. Paullus betrat ebenfalls die villa. Ein gezwungenes Lächeln auf seinen Lippen breitete sich aus, eine unsichtbare Gestalt hielt seine Brust fest in seinem Griff, sodass ihm das Atmen schwerer fiel als sonst. Auch er wusch sich die Hände und schnappte sich einen Becher, um seine Kehle zu befeuchten. “Auch ich grüße dich, Titus...“, stimmte Pegasus ein wenig unschlüssig ein.

  • Das würde interessant werden. 'Familienrat', allein das Wort stellte für Sextus ein Absurdum dar. Teile dieser Familie waren so entfernt miteinander verwandt, dass sie nicht mehr als den Gensnamen teilten. Aber gut, er würde sich dieses Sammelsurium an Meinungen sicher nicht entgehen lassen. Vor allem, da er selbst einige Dinge hatte, die er mit den übrigen Aureliern in diesem Rahmen besprechen wollte. Unter anderem seinen genialen Einfall, das Erbe von Corvinus so unter die Leute zu bekommen, wie dieser das gewollt hatte, und damit das Gesetz zu umgehen, was diesen Willen unmöglich machte. Bislang wusste nur Prisca in aller Ausführlichkeit davon. Der gute Augustus hatte vermutlich nicht im Sinne, dass ein Jahrhundert später ein kleiner Vigintivir daherkam und seine schicke, neue Reform mit einigen Tricks, bei denen jeder advocatus wohl anerkennend nicken würde, einfach aushebelte. Aber wenn ihm das ein paar tausend Sesterzen in die Kasse spülte und ihm zudem das Wohlwollen und die Anerkennung der anderen Familienmitglieder einbrachte, wer war er, das abzulehnen? Ein Geschenk der Götter abzulehnen war frevelhaft, und Sextus sah seinen Verstand durchaus als solches Geschenk an. Was diesen Einfall mit einschloss.


    Er betrat die Villa zusammen mit den anderen Aureliern. Er kannte die Räumlichkeiten recht gut, hatte Ursus ihm ja die Aufsicht über die Arbeiten aufs Auge gedrückt. Wenngleich Sextus sofort zugab, dass er dieser Pflicht nur insoweit nachgekommen war, den Architekten machen zu lassen und nur dann und wann nach dem Rechten zu sehen. Was verstand er denn auch groß von Häuserbau? Wenn das Haus im Muster eines Sternbildes angeordnet werden sollte oder im Sinne der tieferen Kosmologie erbaut werden sollte, dann konnte man nach seiner fachkundigen Meinung fragen. Und solange das nicht gewünscht war, bestand seine fachkundige Meinung darin, zu bestätigen, dass die Wände alle gerade erbaut waren und nicht einstürzten.
    Priscas Halbbruder war ebenfalls mit dabei. Sextus hatte noch wenig Gelegenheit, ihm mal auf den Zahn zu fühlen, andererseits hatte sich bis jetzt auch keine dringende Notwendigkeit ergeben. Das würde sich schon noch ändern.


    Nur mit einem Nicken und ohne große Worte – immerhin hatte man sich die letzten Tage reichlich gesehen, wenngleich nie alle gleichzeitig – betrat Sextus also den Raum und lehnte sich vorerst an eine der Säulen im Raum. Er würde sich schon gleich noch setzen, im Moment aber bevorzugte er, stehen zu bleiben. Außerdem konnten sich so die anderen so verteilen, wie sie es mochten, und er nahm dann einfach den Platz, der frei blieb.

  • Den Familienrat in der neuen Villa von Ursus und Septima abzuhalten war eine sehr gute Idee. Zu bedrückend war es in der alten Villa noch immer für Prisca, in der sie so vieles an ihren verstorbenen Onkel erinnerte. Abgesehen davon war die Aurelia natürlich auch sehr gespannt, wie das neue Zuhause ihres Cousins denn aussehen würde. Imposant, geschmack- und prunkvoll wirkte das Anwesen bereits jetzt, von außen wie von innen, obwohl es noch immer einer Baustelle glich. Prisca war durchaus beeindruckt von dem Anblick, der sich ihr bot während sie die vorbereiteten Räumlichkeiten betrat.


    Die meisten Angehörigen hatte die Aurelia bereits auf dem Weg hierher (beziehungsweise in der alten villa Aurelia) angetroffen, weshalb sie sich nach der Waschung der Hände auch direkt an Ursus wandte: Salve Ursus! ... Sehr schön hast du es hier", bemerkte Prisca anerkennend nickend und mit einem herzlichen Lächeln, welches sie stets für ihren Lieblingscousin übrig hatte. Ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder Pegasus, der heute ebenfalls anwesend war. Bislang hatte sie es zwar erfolgreich geschafft, ihm nicht über den Weg zu laufen, doch hier und jetzt gab es wohl keine andere Wahl.


    Jedoch mied Prisca auch hier seine Nähe und sobald sich ihre Blicke zufällig trafen, sah die Aurelia schnell wieder in eine andere Richtung weg. Mochte es nach außen hin auch abweisend wirken, so war es im Grunde nur die eigene Unsicherheit die Prisca so handeln ließ. Ja, sie wusste in der Tat nicht wie sie mit ihrem Bruder umgehen sollte, jetzt da er wieder hier war und nachdem er sie damals ganz einfach wortlos und nur mit einem vorwurfsvollen Blick hatte stehen lassen. Schließlich hatte er ja erreicht was er wollte und von daher schien er keine Veranlassung zu sehen, seiner Schwester zu verzeihen. Dabei hatte Prisca schon längst bereut, dass sie den Beweis seiner Existenz so lange zurück gehalten hatte und insgeheim hatte sie sogar darauf gehofft, dass es vielleicht doch einen Weg gäbe sich besser kennen zu lernen. Schließlich war Pegasus der letzte engste Verwandte den sie jetzt noch hatte.


    Aber gut. Nachdem ihr Bruder sang und klanglos verschwunden war, hatte auch sie das Ganze irgendwie wieder verdrängt. Und nun? … Nun war ihr Bruder - wie aus heiterem Himmel - zurück nachdem Marcus tot war und Prisca fragte sich schon die ganze Zeit, ob das etwas zu bedeuten hatte? Ob er mir noch immer böse ist wegen dem Brief? War es die Trauer um den gemeinsamen Onkel? War es wegen ihr, … oder erhoffte er sich gar etwas bestimmtes von diesem Familientreffen? Mutmaßte die Aurelia für sich, während sie ganz im Gedanken auf die bereit stehenden Korbsesseln zu schritt und in einem davon Platz nahm.

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