Tablinum | Sponsalia von Sextus Aurelius Lupus und Flavia Nigrina

  • Dem Senator und Pontifex entglitten für einen winzigen Bruchteil eines Herzschlages die Gesichtszüge, als er fest stellte, dass er glatt die Schwestern verwechselt hatte. Flora musste sich ein mädchenhaftes Kichern verkneifen. Nicht zum ersten Mal wurden sie verwechselt, nicht zum ersten Mal wurden nach marginalen äußerlichen Unterschieden gesucht und nicht zum ersten Mal wunderte man sich über die Ähnlichkeit der Beiden. Manchmal war es witzig, wenn ihr Gegenüber fest stellte, die falsche Schwester angesprochen haben, manchmal höchst ärgerlich. Es kam auch auf die Laune der Zwillinge an, wie sie darauf reagierten. Es war amüsant zu sehen, wie einem sonst beherrschten Mann die Verblüffung anzusehen war. Schnell fand der Tiberier seine Fassung wieder, aber er hatte ihnen, ungewollt, einen kurzen Blick hinter die Fassade des berechnenden Politikers gewährt.
    Während ihre Schwester nun dem Tiberier rede und Antwort stand und dabei höchst diplomatisch blieb, wurde Floras Aufmerksamkeit von einem jungen Mann angezogen, der sich direkt zu ihnen gesellte. Er wirkte ein wenig verwegen in seinem Auftritt. Als Erstes fielen ihre seine blauen Augen auf und das schiefe Grinsen, das er aufsetzte, als er seinen Vater begrüßte.
    Das überraschte sie, sie konnte keinerlei Ähnlichkeiten zwischen Durus und dem jungen Mann erkennen. Bis ihr wieder einfiel, dass dies wohl der Adoptivsohn sein musste. Nur der Name wollte ihr nicht wieder einfallen, der war ja unmöglich lang. „Keine Sorge Du störst nicht“, erklärte sie ihm mit einem Lächeln. Ob er sich nun vorstellte?

  • Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.
    Hinter jeder wütenden Frau ein schwacher Mann.


    Vala war sehr schwach in diesen Tagen. So schwach, dass er sich selbst anwiderte. Er hielt nicht viel von Schwäche, schwach waren diejenigen die in mit dem Gesicht nach unten auf der Erde verrotteten und nicht allzu langsam von Aasfressern auseinander gerupft wurden. Auch wenn der Vergleich im politischen Rom etwas hinkte, für Vala war er bittere Realität.
    Und die Tatsache, dass er gerade sein Gedächtnis von einer posttraumatischen Keule wieder ins Hirn geprügelt bekam machte ihn nicht unbedingt stärker. Nein, viel schlimmer: Vala stand vollkommen neben sich, als würde er sich selbst durch einen dichten Nebel aus Erinnerungen und Gefühlen (denn so sehr man Gefühle von einer gehörigen Portion Testosteron und Machismo verdecken ließ: Mann hatte sie, ob er wollte oder nicht) beobachten, was seiner Realpräsenz in diesem Moment alles andere als zum Vorteil gereichte. Er bekam gerade so mit, dass Axilla da war. Und irgendwas sagte.. aber was, und wie, das erschloss sich ihm nicht mehr.



    Vinicia Sabina
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/z-spezielle/valahelfer06.png]


    Seiner Begleiterin erschloss es sich allerdings sehr wohl. Alleine schon die Tatsache, dass Vala hier wie zu erwarten seinem Zustand entsprechend negativ auffiel, und mehr Aufmerksamkeit auf sie lenkte die nicht durch ihre natürliche und sehr gepflegte Schönheit erregt wurde, all das verhalf ihr nicht zu einer optimistischeren Sicht auf diese Sponsalia. Naja, wenigstens was es nicht ihre eigene, sondern nur die Nigrinas mit der krummen Nase. Das hatte sie nun davon. Wenn sie schon das Rennen gewann, sollte ihr ein kleiner Skandal nicht erspart blieben. Es war nicht unbedingt Eifersucht, die sie dazu trieb. Aber dass die Iunia Vala ansprach, IHREN Vala, war ein eindeutiger Eingriff in ihr Territorium. Nicht, dass sie dem Duccier mehr Gefühle entgegenbrachte als seine Nützlichkeit als Bettkumpane zu beachten. Und natürlich wusste sie davon, dass er von Monogamie soviel hielt wie davon sich die Beine zu rasieren, aber: er gehörte ihr. Bis sie ihn fallen ließ, um sich auf einen Mann mit mehr Prestige und vor allem: Macht einzulassen.
    Bevor sie aber einen Kübel wohlplatzierten Spott über die Iunia gießen konnte, kam ihr die dumme Fabia schon zuvor.


    "Es ist uns eine außerordentliche Freude.", flotete die junge Frau mit dem Ton der Überzeugung als sie sich und die anderen vorstellte, und die Vinicia war sich fast sicher, dass die dumme Gans es auch ehrlich meinte.
    Das KONNTE sie so nicht stehen lassen.


    "Und es tut uns außerordentlich leid um deinen Mann, Iunia.", klinkte sich Sabina mit dem glockenhellen Ton der Arglosigkeit ein, wenn auch zugegebenermaßen alles andere als subtil "Ein Verlust für die Res Publica, und für die Gens der Aelii. Aber was es dir angetan haben muss, dieser... Freitod... das will ich garnicht wissen. Ich bin so... zerrüttet von soviel Leid. Dass du es dennoch schaffst, dich so... lebensfroh... zu zeigen verdient meinen hehren Respekt, Iunia."


    Auch wenn Vala vollkommen neben sich stand, diese Worte ließen die Alarmglocken in ihm schrillen. Das bedeutete mehr als nur Ärger, großen Ärger: Sabina schoss sich gerade auf jemanden ein. Zudem drohte die Wolke an Wut und Verzweiflung ihn zu verschlucken, was ihm nichts viel an Optionen ließ: er musste hier weg. Und zwar sofort.
    Er klopfte Lepidus kurz auf die Schulter, nickte den Anwesenden benommen zu und würgte ein knappes "Axilla... ich..." hervor als er schon die Hand der Vinicia packte und sie zielstrebig aber langsam auf den Ausgang zuzog. Seine Begleiterin beließ es dabei, nicht herum zu zetern. Sie wurde hier entführt wie die Sabinerinnen anno dazumal. Wie unglaublich! Wie unhöflich! Wie unmöglich! Wie beschämend! Wie MÄNNLICH! Die Rolle der hilflosen Frau perfekt spielend zuckte sie nur mit den Achseln als sie ihren Freundinnen entrissen wurde, und bekam aus den Augenwinkeln noch mit wie die unsägliche Iunia ihnen hinterherstolperte. War da was? Er hatte sie Axilla genannt. Wahrscheinlich war sie wirklich eine seiner Anderen. Ein Grund mehr sie nicht zu mögen. Und einen Grund mehr hier einmal die Machtverhältnisse klarzustellen.
    "VALA!!!", empörte sie sich also noch ein letztes Mal perfekt gespielt vor der Porta, sicher seiend hier nicht in aller Öffentlichkeit auszurasten. Er wollte seine Ruhe. Er würde sie bekommen. Wenn er tat, was sie wollte.
    "WIE KOMMST DU AUCH NUR AUF DIE IDEE...", begann sie, weiter musste sie garnicht kommen. Vala drückte sie an die Wand und verschloss ihren Mund mit einem Kuss, auch wenn sich sämtliche Nerven in seinem Körper mit einem schrillen Schmerzensschrei meldeten, so bekam er sie ruhig. Er glaubte natürlich, sie überrumpelt zu haben.. Männer waren so verdammt berechenbar. Und trotzdem hatte sie nicht genug..


    "Wer... wer war das?", jammerte sie in dem unschuldigen Ton einer betrogenen Ehefrau, "..ich meine... wer ist das? Wer ist diese Iunia?"


    "Niemand.", brummte Vala, als er weiter zur Porta schritt wo ein Sklave bereits die Tür aufhielt. Jetzt galt es: alles oder nichts.


    "VALA! SAG MIR SOFORT WER DIESE IUNIA IST!"


    "AXILLA IST NIEMAND! VERDAMMTE AXT! JETZT KOMM ENDLICH!!", blaffte Vala noch eine Spur lauter, genauso wie Sabina es sich erhofft hatte. Willig folgte sie mit einem siegessicheren und absolut boshaften Lächeln ihrem nutzlosen Begleiter, wohlwissend, wieder bekommen zu haben was sie wollte. Sie hatte gewonnen. Wieder einmal.


    Natürlich.

  • Die kleine Gruppe an Leuten wurde Axilla vorgestellt, und sie versuchte, sich einigermaßen die Namen zu merken. Im Grunde war es ihr doch gleich, wer das hier war, sie wollte wissen, was mit Vala los war. Jetzt aus der Nähe konnte sie auch viel besser die roten Striemen sehen, die seinen Körper zierten. An seinen Handgelenken war die Haut rot und rissig, als hätten Fesseln die Haut dort noch vor nicht allzu langer Zeit aufgescheuert. Und am Kragen konnte Axilla einige rote Striemen ausmachen, die an seinem Hals entlangliefen. Es bedurfte nicht viel Vorstellungskraft, um zu erahnen, wie der Rest seines Körpers aussah. Wer hatte ihm das angetan? Axillas Blick wurde immer Sorgenvoller, als sich Valas Begleitung auf einmal einmischte und die Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Die Iunia blinzelte kurz und versuchte, sich auf die Worte zu konzentrieren. Sie klangen ja freundlich, und Axilla war auch naiv, aber sie war nicht dumm genug, um den Sinn zu übersehen. Die Worte zu ihrem Mann, diese kleine Spitze, wie schlecht es ihr gehen müsste, natürlich hörte Axilla das. So betrunken war sie nicht. So dumm war sie nicht. “Man tut, was man kann. Und eine Iunia hat sich noch nie vom Tod einer nahestehenden Person unterkriegen lassen.“ Axilla vermochte es nicht, das ganze in ein ebenso falsches Lächeln zu verpacken, so dass sie unbeabsichtigt ernst bei diesen leicht selbstironischen Worten wirken mochte. Aber auch, wenn man es nicht glaubte, sie wusste schon, wer und was sie war. Meistens jedenfalls.


    Endlich reagierte Vala. Er sagte ihren Namen, sah sie an, und dann... flüchtete er. Er packte die Vinicia an der Hand und zog sie weg von Axilla und den anderen, in Richtung des nahen Ausgangs aus dem Tablinum. Was war denn nur los mit ihm? Flüchtete er vor ihr? Hatte sie denn irgendwas getan, dass er jetzt weglief? Eben wollte er noch was sagen, und jetzt... ging er einfach.
    Axilla stand noch einen Moment in der Gesellschaft, in der er sie so unvermittelt zurückgelassen hatte. Sie lächelte den Damen und dem Claudius kurz zu, versuchte, so zu tun, als tangiere sie das gar nicht, und entschuldigte sich dann doch, ehe sie keine Möglichkeit mehr hatte, mit Vala zu reden. Hier, wo Leute waren, konnte sie ihm nicht hinterherlaufen wie ein Hund. Aber durchs Atrium würde sie rennen können und ihn dann draußen auf der Straße noch kurz zur Rede stellen.


    Sie kam aber gar nicht so weit. Sie schob sich an anderen Gästen vorbei, verteilte hier ein Lächeln, dort ein Nickten, als sie endlich den Durchgang zum Atrium erreichte. Dort machte sie drei Schritte, bis zur ersten Säule, und blieb stehen. Ihr Blick ging durch den Raum, wo Vala gerade die Vinicia gegen die Wand drückte und küsste, wie er es mit Axilla vor einigen Wochen getan hatte. Er hielt sie auch so. Axilla stand nur da und schaute hinüber, unfähig, sich abzuwenden. Unfähig, sich auch nur zu bewegen. Sabina und Vala wechselten leise ein paar Worte, als er sie weiter zog, die Axilla nicht hörte. Die letzten Worte von Vala aber waren so laut, dass sie durch das Atrium schallten bis zu ihr herüber. Axilla ist niemand. Niemand.


    Wenn die Welt zerbrach, war das nicht laut. Es war noch nicht einmal gewaltig oder hell. Es geschah einfach, leise, wie Schnee. Axilla stand da und sah dabei zu, wie Vala mit der Vinicia das Haus verließ, und blieb stehen. Ganz still. Es gab keinen Abgrund, der sich auftat. Keine Schwärze, die sie verschluckte. Kein Schrei, der ihr entfuhr, kein Fels der sie zerschmetterte. Da war stilles, farbloses Nichts, das sich um ihr Herz legte und das aufgeregte Flattern, das sie dort bisweilen verspürte, nicht zerriss oder ausbrannte, sondern einfror. Leise, still und kalt. Es war ein wenig wie sterben, eigentlich ganz unspektakulär, und doch so unabänderlich und gerade durch seine Einfachheit gewaltig.
    Es gab viele Menschen, die sich nie bildhaft vorstellen konnten, wie Proserpina in die Unterwelt einging und damit das Sterben der Natur auf der Welt einläutete. So jemand hätte in diesem Moment nur das Tablinum verlassen und zu Axilla sehen müssen. Es war nicht so, als ob sich wirklich etwas veränderte an ihr. Ihr Kleid war noch immer ein aufreizendes Stück griechischer Modekunst, ihr Haar reich frisiert, ihre Erscheinung jugendlich gerade. Und doch wich in diesem Moment jegliches Leben aus ihr, ihrer Haltung, vor allem aus ihren Augen. Sie stand noch immer da und lächelte, aber ohne jedes Anzeichen von Leben dahinter.
    Verlust kann man nicht beschrieben, nur empfinden. Und Axilla empfand diesen gerade in jede seiner Facetten. Hinter ihr hörte sie die feiernden Menschen, die Musik, das Stimmengewirr. Sie war hier, auf dieser Feier, umgeben von Dutzenden Leuten, und hatte sich seit 6 Jahre, 9 Monaten und 17 Tagen nicht mehr so vollkommen einsam gefühlt. Und doch durfte sie dem nicht nachgeben. Sie war eine Iunia. Sie hatte eine der ältesten Familiengeschichten Roms vorzuweisen. Sie hatte sich in das Kaiserhaus eingeheiratet, wenn auch über zig Ecken. Sie war auf der Sponsalia einer Patrizierin.
    Bar jeden Gefühls drehte sich Axilla um. Kurz schwankte ihr Schritt, als sie von der Säule weg wieder Richtung Tablinum ging, beinahe wäre sie gestürzt, aber sie fing sich. Einen Moment hatte sie den Arm ausgestreckt, als müsse sie ihre Balance halten. Dann nahm sie ihn runter und betrat gerade und wie eine perfekte Matrone das Tablinum. In diesem Moment, obwohl sich äußerlich nichts geändert hatte, war sie keine Nymphe mehr. Sie war auch keine Mänade, keine Muse. Kein verspieltes, fröhliches Geschöpf. Sie war der schöne, kalte Tod. Sie lächelte, sie unterhielt sich hier und da. Aber sie lebte nicht. Und auch, wenn es wohl niemand an ihrer Haltung oder ihrem Ausdruck oder auch nur ihrer Gesichtsfarbe festmachen könnte – hier war alles so normal, wie es nur sein könnte – zwischen der Iunia vorhin und ihr jetzt lag ein Abgrund, der unüberwindbarer nicht hätte sein können.

  • Zitat

    Original von Aurelia Narcissa & Flora & Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
    Das überraschte sie, sie konnte keinerlei Ähnlichkeiten zwischen Durus und dem jungen Mann erkennen. Bis ihr wieder einfiel, dass dies wohl der Adoptivsohn sein musste. Nur der Name wollte ihr nicht wieder einfallen, der war ja unmöglich lang. „Keine Sorge Du störst nicht“, erklärte sie ihm mit einem Lächeln. Ob er sich nun vorstellte?


    Scheinbar wich diese Aurelia seiner Frage nach der Meinung des Vaters aus. Zu gern hätte er an dieser Stelle nachgebort, aber ihr weiterer Kommentar bedeutete wohl unmissverständlich, dass sie dieses Thema lieber unter vier Augen besprach. Durus konnte es recht sein, er war ja nicht als Pontifex pro Magistro hier!


    "Du kannst gern vorbeikommen! Soll ich Lukios einen Termin machen lassen?"


    meinte er daher. Ehe er jedoch mehr sagen konnte, tauchte plötzlich Ahala auf. Hatte er es also doch noch geschafft - aber zu welcher Zeit? So klang seine Stimme durchaus missbilligend, als er ihn begrüßte.


    "Die Zeremonie ist leider schon vorbei, Aulus. Bücher sind wichtig, aber nicht alles, mein Sohn!"


    Dass Ahala den Vorwand, in Bücher vertieft gewesen zu sein, immer wieder benutzte, hatte den alten Tiberius weniger misstrauisch gemacht als inzwischen die Befürchtung genährt, sein Sohn wäre ein Büchernarr ohne Sinn für die Wirklichkeit. Da er diese Kritik aber nicht zu einem solchen gesellschaftlichen Anlass anbringen wollte, beschloss er, ein wenig Interesse zu zeigen um zu unterstreichen, wie gebildet sein Sohn war.


    "Was hast du denn gelesen?"

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Und so knüpfte er nahtlos an ihre Beteuerung an. “Oh, wie hätten wir dich nicht einladen können? Ich denke, meine Mutter wäre mir ernsthaft böse, wenn ich mich dazu erdreistet hätte, den Haruspex Primus nicht einzuladen. Ich weiß gar nicht, ob du sie kennst. Antonia Iavolena, die Tochter von Antonius Tertullus.“ So viele etruskische Blutlinien gab es nun auch nicht, zumindest nicht in diesen gesellschaftlichen Kreisen, und Sextus hoffte einfach, dass der Name dem Haruspex etwas sagte. “Sie hält sehr fest an den alten Traditionen, und ich denke, sie hätte deine Abwesenheit allein schon als schlechtes Omen gedeutet.“ Ein kleiner Scherz, begleitet von einem ganz leichten Lachen. Auch wenn der Haruspex doch sehr ernst im Moment wirkte.


    Selbstredend war ihm der Name Antonia ein Begriff, handelte es sich bei selbigem Geschlecht doch um ein uraltes etruskischen Stammes. Die Mutter des Gastgebers selbst hingegen war ihm nicht persönlich bekann, obwohl er glaubte einen Antonius Iavolenus zu lennen.
    "Oh, ich glaube nicht, dass die Götter so intensiv durch mich sprechen.", antwortete er und hüstelte ein wenig belustigt. Dann blickte er den jungen Aurelier an. Unerfreulicherweise war er kein großer Plauderer!




  • Gut, der Haruspex war keiner von der blumigen Sorte. Noch nicht einmal einer von der eloquent überwältigenden Sorte. Eher einer von der “Ich sag nur etwas, wenn es sich nicht vermeiden lässt“-Sorte. Was die ganze Sache nicht unbedingt einfacher für Sextus machte. Aber das war kein Grund, nun locker zu lassen.
    Sextus also lächelte nur knapp und ging darüber hinweg. “Oh, vielleicht tun sie das nicht, dennoch sind die Haruspices ein wichtiger Bestandteil der res publica und aus dem öffentlichen Leben nicht wegzudenken. Eine Schande, dass es nicht genügend Willige gibt, die sich der Ausbildung dahingehend unterziehen wollen, auch wenn sie aufgrund ihres Blutes dazu durchaus ein Anrecht hätten.“ Eine minimale Pause, in der Sextus nicht annahm, der Haruspex würde etwas sagen. Immerhin hatte Sextus keine direkte Frage gestellt, auf die der Mann hätte antworten müssen.
    “Da fällt mir ein, ist es richtig, dass derzeit im Collegium zwei Plätze vakant sind?“ Wenn der Haruspex nicht nur wortkarg, sondern auch clever war, würde er verstehen, wohin das Gespräch führte. Sextus hoffte, dass sein Gegenüber die 'zufällige' Einladung, die 'zufällige' Erwähnung, aus welcher Blutlinie der Aurelier stammte und die 'zufällige' Frage auch ganz 'zufällig' richtig deuten würde. Sonst musste er wohl doch mit der Tür ins Haus fallen.

  • Wenn sie lächelte, war sie sogar noch niedlicher. Ahala verbeugte sich erneut, und sein Grinsen wurde breiter. "Nun, wenn das so ist, dann werde ich euch mit Freuden Gesellschaft leisten. Mein Name ist übrigens Tiberius Ahala, darf ich fragen, mit wem ich das Vergnügen habe?" Sein Blick glitt kurz zu Durus hinüber, für den Fall, dass dieser ihm seine Gesprächspartnerinnen vorstellen wollte und nahm beim väterlichen Rüffel einen hoffentlich überzeugend zerknickten Ausdruck an. Einige Sekunden später verwandelte sich die bislang nur gespielte Betroffenheit in echte, denn sein Senior hakte doch tatsächlich weiter nach, was Ahala nun leicht ins Schwitzen brachte. Was er gerade las? Natürlich rein gar nichts, so wie meistens, wenn man vielleicht von den intellektuell wenig fordernden Schmierereien an den Wänden der Stadt absah. Trotzdem musste jetzt so schnell wie möglich ein Titel her, vorzugsweise aus einem Fachgebiet, mit dem Durus nichts am Hut hatte. Rhetorik, Rechtskunde und Geschichte fielen damit schonmal flach, ebenso wie Lyrik, die als Lektüre für einen echten Kerl natürlich überhaupt nicht in Frage kam. Der junge Tiberius wurde allmählich doch etwas nervös, als ihm plötzlich der rettende Gedanke kam. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte er sich doch im Zuge der geplanten Umbauarbeiten in der Villa Aurelia durch ein entsprechendes Fachbuch gequält! Er war zwar des öfteren nach wenigen Sätzen eingeschlafen, aber immerhin hatte es gereicht, um sich Autor und Thema des Werkes einzuprägen.


    "Oh, du kennst das Werk sicher, Vater." sagte er eifrig und betete innerlich, dass dem nicht so war. "Es ist eine Abhandlung über Architektur von Vitruvius Pollio, wirklich interessant, wenn du mich fragst."

  • Natürlich übernahm der alte Tiberier die Vorstellung der beiden. Dies war allerdings gar nicht so einfach, denn er wusste nun zwar, welche Vestalin werden wollte, doch welcher Name nun dazu gehört hatte, war ihm entfallen.


    "Das hier sind Aurelia Flora und Aurelia Narcissa. Zwillinge, wie du siehst. Und das hier ist mein Sohn!"


    Er verzichtete darauf, weitere peinliche Momente zu erzeugen, indem er auf keine der beiden deutete und Ahala so das Fragen überließ. Dass dieser wegen der unbeabsichtigten Gefährdung seines Lügengebäudes ein wenig ins Schwitzen geriet, bemerkte der Alte nicht - das lag wohl daran, dass er die Kritik aufgenommen hatte! Dass er aber Vitruv las, war höchst erstaunlich!


    "Vitruv, jaja! Ich habe mich auch einmal eine Zeit lang mit Architektur beschäftigt - aber nicht sehr ausführlich! Auf jeden Fall nicht schädlich, durchaus nicht!"


    Auch wenn Durus wohl niemals in die Verlegenheit geraten würde, ein Haus zu planen oder gar zu bauen, war Architektur doch eine Ars Libera und als solche gänzlich unverfänglich.

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    Gut, der Haruspex war keiner von der blumigen Sorte. Noch nicht einmal einer von der eloquent überwältigenden Sorte. Eher einer von der “Ich sag nur etwas, wenn es sich nicht vermeiden lässt“-Sorte. Was die ganze Sache nicht unbedingt einfacher für Sextus machte. Aber das war kein Grund, nun locker zu lassen.
    Sextus also lächelte nur knapp und ging darüber hinweg. “Oh, vielleicht tun sie das nicht, dennoch sind die Haruspices ein wichtiger Bestandteil der res publica und aus dem öffentlichen Leben nicht wegzudenken. Eine Schande, dass es nicht genügend Willige gibt, die sich der Ausbildung dahingehend unterziehen wollen, auch wenn sie aufgrund ihres Blutes dazu durchaus ein Anrecht hätten.“ Eine minimale Pause, in der Sextus nicht annahm, der Haruspex würde etwas sagen. Immerhin hatte Sextus keine direkte Frage gestellt, auf die der Mann hätte antworten müssen.
    “Da fällt mir ein, ist es richtig, dass derzeit im Collegium zwei Plätze vakant sind?“ Wenn der Haruspex nicht nur wortkarg, sondern auch clever war, würde er verstehen, wohin das Gespräch führte. Sextus hoffte, dass sein Gegenüber die 'zufällige' Einladung, die 'zufällige' Erwähnung, aus welcher Blutlinie der Aurelier stammte und die 'zufällige' Frage auch ganz 'zufällig' richtig deuten würde. Sonst musste er wohl doch mit der Tür ins Haus fallen.


    Caecina mochte nicht zu den größten Rednern Roms zählen, doch seine Auffassungsgabe erlaubte ihm selbstverständlich, den Braten nun zu riechen, da er ihm so unmittelbar unter die Nase gehalten wurde.
    "Jaja, die Haruspizin verlangt lange und ausführliche Studien. Dazu ist es nicht leicht, einen seriösen Lehrer zu finden!" Nach Meinung des Haruspex Primus war es ohnehin höchste Zeit, dass der Staat endlich einen Lehrer für Haruspizin bezahlte: Immerhin wurde das Wissen bisher vor allem in etruskischen Familien weitergereicht, deren Mitglieder nicht immer sofort gewillt waren, nach Rom umzuziehen um dort als Helfer eines Magistrats zu arbeiten!
    "Daher sind die beiden Plätze in der Tat noch frei! Leider musste Cilnius uns ja auch noch verlassen!" Der altadlige Etrusker hatte einen Posten in der Reichsverwaltung angenommen, sodass er Rom hatte verlassen müssen. "Aber ich bin bereits auf der Suche, mach dir also keine Sorgen um das Wohl des Staates!" bemerkte er dann noch zusätzlich. Tatsächlich hatte er seine Diener in die Städte im Norden geschickt um sich auf die Suche zu machen.




  • Der Haruspex schien den Wink mit dem kompletten Gartenzaun nicht verstanden zu haben. Vielleicht war er ja zu subtil gewesen? Aber nichts, nicht die kleinste Regung, keine subtil vorgebrachte Richtung, wie die Posten denn besetzt werden könnten. Keine Bemerkung über Fürsprecher solcher Männer. Keine beiläufige Bemerkung über Geld, wie die Kosten dieser Sponsalia beispielsweise. Nichts. Sextus wollte gerade eben doch zur Vorschlaghammer-Methode übergehen, als doch ein brillanter Zufall zutage trat.
    “Cilnius? Du meinst aber nicht rein zufällig Marcus Cilnius Lanatus, bei dem die Geheimnisse der libri haruspicini zu lernen ich die Ehre hatte?“ DAS wäre mal ein grandioser Zufall. Gut, er hatte keine Ahnung, wo es seinen alten Lehrer hinverschlagen hatte. Als Sextus zwanzig geworden war, hatte sein Lehrer ihn nach Velutonia begleitet zur dortigen Fakultät für Haruspizien. Nachdem Sextus seine Prüfung abgelegt hatte, hatten sich ihre Wege getrennt – und der Kontakt war eingeschlafen. Dass ihm dieser alte Griesgram noch jemals wieder von Nutzen hätte sein können, das hätte Sextus nicht gedacht. Sofern der Haruspex Primus sein 'leider' nicht ironisch gemeint hatte.
    “Und falls das Collegium noch Mitglieder sucht, ich hätte durchaus großes, persönliches Interesse, ihm beizutreten.“ Gut, das war nun wirklich alles andere als subtil gewesen, aber vielleicht redete der Haruspex dann einmal Tacheles und ließ durchblicken, wohin die Reise denn gehen sollte.

  • Nachdem sie den Tarquitius ebenfalls begrüßt hatte, gab es für Nigrina… nichts mehr zu tun. Vielleicht hätte es das ein oder andere gegeben, was sie noch hätte sagen können, um ihren Verlobten zu unterstützen, aber: sie kannte weder ihn noch den Haruspex Primus, sie konnte keinen von beiden einschätzen. Und Lupus wirkte durchaus so, als ob er das Gespräch allein sehr gut im Griff hatte. Nein, das Risiko hier war zu groß, dass sie eher störte denn half, und so beschränkte sie sich darauf das zu tun, was die Mindestanforderung einer jeden Ehefrau war: aufmerksam zu wirken – gleichgültig ob sie nun gelangweilt war oder nicht –, an den richtigen Stellen zu lächeln, und die Überzeugung auszustrahlen, dass der Mann an ihrer Seite genau das Richtige tat.

  • Tiberius Ahala, jetzt wo er es sagte, viel es ihr wieder ein, Aulus Tiberius Ahala Tiberianus so lautete der vollständige Name. Verdammt lang und eigentlich nur dadurch zustande gekommen, dass Tiberius Durus seinen entfernten Verwandten adoptiert hatte. Kurz musterte sie den jungen Tiberier noch einmal eindringlich. Er war ihr auf Anhieb sympathisch, wirkte nicht ganz so steif wie andere Patrizier in seinem Alter. Den meisten jungen Männern stand ja nur der Sinn danach so schnell wie möglich Karriere zu machen und vorteilhafte Kontakte zu knüpfen. Im großen Hohzeitskreisel war sie deshalb ein guter Fang. Sie fühlte sich nicht wohl dabei nur aus politischen Gründen verheiratet zu werden. Es wurde von ihr erwartet, dass sie alles tat, was der Gens zu Ehre gereichte, doch das hieß nicht, dass sie glücklich damit werden sollte. Im Grunde war sie so etwas wie ein Sklave, ihr Preis war zwar viel höher, aber sie war ein Gegenstand den man an den Mann verheiratete, der den höchsten Preis zahlte. Wobei der Preis nicht Geld war, sondern Macht und Einfluss.
    Doch diese Gedanken behielt sie für sich, stattdessen wurde ich Lächeln noch eine Spur hübscher. „Es freut mich dich kennen zu lernen Tiberius.“ Vater und Sohn hätten nicht unterschiedlicher sein können. „Ich bin Flora“, erklärte sie dann, ehe sie wieder verwechselt wurden.
    Leicht verdutzt sag sie Ahala an, als er erklärte er habe eine Abhandlung von Vitruv gelesen. Das hätte sie nun nicht gedacht. Er sah nicht so strebsam aus. Er wirkte vielmehr verwegen, wie jemand der lieber das Leben genoss. „Ich bin ehrlich überrascht“, gestand sie. Irgendwie kam Ahala ihr vor wie der Held ihrer Lieblingsgeschichten: Ein wilder Kerl, mit mehr Frauengeschichten, als man zählen konnte. Ahala passte irgendwie perfekt in dieses Bild.

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Cilnius? Du meinst aber nicht rein zufällig Marcus Cilnius Lanatus, bei dem die Geheimnisse der libri haruspicini zu lernen ich die Ehre hatte?“ DAS wäre mal ein grandioser Zufall. Gut, er hatte keine Ahnung, wo es seinen alten Lehrer hinverschlagen hatte. Als Sextus zwanzig geworden war, hatte sein Lehrer ihn nach Velutonia begleitet zur dortigen Fakultät für Haruspizien. Nachdem Sextus seine Prüfung abgelegt hatte, hatten sich ihre Wege getrennt – und der Kontakt war eingeschlafen. Dass ihm dieser alte Griesgram noch jemals wieder von Nutzen hätte sein können, das hätte Sextus nicht gedacht. Sofern der Haruspex Primus sein 'leider' nicht ironisch gemeint hatte.
    “Und falls das Collegium noch Mitglieder sucht, ich hätte durchaus großes, persönliches Interesse, ihm beizutreten.“ Gut, das war nun wirklich alles andere als subtil gewesen, aber vielleicht redete der Haruspex dann einmal Tacheles und ließ durchblicken, wohin die Reise denn gehen sollte.


    "Ach wirklich?" bemerkte der Haruspex Primus überrascht, um dann anzufügen. "Nein, einer der Cilnii Rufi. Aber Cilnius Lanatus ist mir in der Tat ebenfalls bekannt. Ein tüchtiger Lehrer, wie ich hörte!" Als Haruspex kannte man sich natürlich!


    Als Lupus dann offen seine Kandidatur erklärte, tat Caecina etwas überrascht. "Sehr erfreulich! Dein Lehrer wäre sicher stolz, dich als Haruspex Roms zu sehen!" Er seufzte. "Allerdings gibt es natürlich noch weitere Interessenten." Als würde es ihm gerade eben einfallen, bemerkte der Tarquitier dann plötzlich. "Wusstest du übrigens, dass meine werte Gattin nächsten Monat Geburtstag hat? Ich weiß noch immer nicht recht, was ich ihr schenken soll..." Er strich sich nachdenklich durch den Bart. Das sollte wohl klar genug gewesen sein!




  • Wäre auch zu einfach gewesen, wenn der Appier gleich ja gesagt hätte. Und auch zu einfach, wenn er sich von dem Namen Cilnius hätte beeindrucken lassen. Aber wenigstens redete er einmal eine Sprache, deren Zeichen Sextus zu deuten wusste.
    “Oh, tatsächlich? Ich weiß ja nicht, mag sie Schmuck?“ Erst einmal unverfänglich anfangen. Sextus war sich sicher, dass es hier nicht wirklich um ein Geschenk ging. “Weißt du, als ich das Geschenk für meine Verlobte ausgesucht habe, gab es ein paar sehr schöne Stücke, die deiner Frau gefallen könnten. Ich dachte da an eines, das ein wenig größer wäre. Und schwer. Ich meine, es war massives Gold. Vielleicht ein wenig zu schwer für ein Schmuckstück. Es wog gewiss drei unciae.“ Was dem Gewicht von 10 Aurei verblüffend nahe kam. “Vielleicht möchtest du es dir ja einmal ansehen? Ich würde dann den Händler in dein Haus schicken, damit du es begutachten kannst.“
    Sextus betonte jetzt nicht, dass er es dem Haruspex schenken wollte. Hier ging es wohl ohnehin nur rein um den Preis, den sein Platz im Collegium kosten würde.

  • Nachdem die Zeremonie beendet war und die Gäste wiederum sich zerstreuten, zu kleinen Gruppen sich zusammenfanden, welche alsbald sich wieder auflösten, um sich in anderer Form neu zu bilden, entschuldigte Gracchus sich für einen Augenblick bei seiner Gemahlin, welche er samt seines Sohnes zurück ließ, um seiner Zusage nachzukommen, war doch Aurelius Lupus gerade im Gespräch mit Tarquitius Caecina, so dass es kaum einen besseren Zeitpunkt konnte geben, beide seine Intention wissen zu lassen. Gracchus kannte den Haruspex Primus nicht sonderlich gut, war ihm jedoch im Zuge seiner kultischen Pflichten des öfteren begegnet, unter anderem auch, um im Vorfeld der Feiertagsorganisationen im Auftrag des Collegium Pontificium ihm kleine Aufmerksamkeiten des Staates angedeihen zu lassen. Zwar waren die Haruspices ein staatliches Collegium, doch wurde den Eigeweidelesern vor wichtigen Opfern, bei welchen sie den Willen der Götter bezüglich imperialer Angelegenheiten bestimmten, stets noch einmal in monetärer Form versichert, wie zufrieden der Imperator mit ihrem Schaffen war. Schlussendlich war es stets möglich, dass ein subversiver Neidling suchte, den Ausgang eines Opfers in seinem Sinne zu beeinflussen - eine gängige Praxis immerhin, welche doch gleichsam niemals öffentlich angeprangert werden konnte, ohne den gesamten Cultus Deorum bei den Bürgern in Verruf zu bringen.
    "Salve, Haruspex Primus! Es freut mich außerordentli'h, dich im Hause der Flavier begrüßen zu dürfen"
    , unterbrach Gracchus freimütig jegliches Gespräch, welches zwischen Tarquitius und Lupus im Gange war, um von Beginn an keinerlei Zweifel an der Rangordnung zwischen ihnen aufkommen zu lassen.
    "Wie ich sehe, hattest du bereits Gelegenheit Nigrina und ihren künftigen Gemahl kennen zu lernen."
    Er lächelte kurz Nigrina zu, blickte über Lupus hinweg zurück zu dem Haruspex.
    "Aurelius Lupus ist ein vortreffli'her Mensch und ich bin wahrlich froh, dass mein Onkel eine solch gute Wahl für meine Base getroffen hat."
    Womit ganz beiläufig die verwandtschaftlichen Beziehungen und damit auch Gracchus' eigenes Interesse an der Karriere des Aureliers erwähnt waren.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Von der Aufregung am Rande des Festes zwischen der ihr unbekannten Iunia und dem Duccier nahm Narcissa nur ganz peripher etwas wahr. Ein junger Mann gesellte sich zu ihnen, der sich zu ihrer Überraschung als Sohn des Pontifex´ entpuppte. Kantige Gesichtszüge, scharfe Augen und mit einem zeilenlangen Namen ausgestattet erschien er ihr in seiner eher zweckmäßiger Kleidung eher weniger wie der Sohn eines hochrangigen Patriziers. Aber sie selbst bot in ihrem Hang zu schlichter Gewandung auch nicht gerade das Vorzeigebild einer Adeligen. "Ein Termin wäre wunderbar...", antwortete Narcissa, mit der Musterung des jüngeren beschäftigt.
    Sie schmunzelte, als Tiberius auf ihr offensichtliches Zwillingsdasein hinwies. Ja, der Mann sah doppelt. Flora kam freundlicherweise jedweder Verwechslung zuvor und klärte die Fronten. In der Art wie sich ihre jüngere Schwester vorstellte hörte sie mehr als nur die reine Überraschung, dass der junge Mann vor ihnen, der auch in ihren Augen nicht wie ein Leser aussah, einen Virtuv las. Sie konnte die Gedanken Floras beinnahe nachbilden. Architektur hingegen war nicht die Stärke der Aurelia. Allenfalls das Leben des Vitruvius Maximus war von Interesse. Und auch der ältere Tiberier schien nicht sonderlich begeistert, auch wenn er der Meinung war, dass es nicht schadete.
    „Interessierst du dich denn sehr für Architektur oder war es nur eine beliebige Wahl?“ Sie war sich noch etwas unsicher, ob Ahala die Bücher tatsächlich gelesen hatte. Es wollte nicht recht zu ihm passen.

  • Ja, was war denn das? Ahala, dessen Primärziel die Besänftigung und Ablenkung seines Seniors gewesen war, musste jetzt feststellen, dass nicht dieser ihn überrascht ansah, sondern die beiden Mädchen. Nicht, dass ihm weibliche Aufmerksamkeit nicht jederzeit willkommen gewesen wäre, aber diese streichelte nur am Rande sein Ego und brachte in erster Linie neue Anstrengungen mit sich.
    Nachdem er Durus' Ausführungen bekräftigend benickt hatte, entschied er, dass Angriff immer noch die beste Verteidigung war, und wandte sich wieder der Aurelia zu, wobei das immer breiter werdende Grinsen die gespielt empörte Mine recht schnell Lügen strafte.


    "Es ist mir ebenfalls eine Freude und Ehre, dich kennenzulernen, Aurelia Flora. Und dürfte ich fragen, was genau dich überrascht? Doch wohl hoffentlich nicht der Umstand, dass ich lesen kann." Jetzt sprach auch endlich die nicht minder hübsche Schwester mit ihm, doch stieg auch diese dummerweise direkt mit einer weiteren lästigen Frage ein.
    "Nun, ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, Aurelia Narcissa." antwortete Ahala nach kurzem Nachdenken und deutete auch dem zweiten Zwilling gegenüber eine kleine Verbeugung an. "Ich denke, die Architektur ist ein sehr faszinierendes Feld, muss aber zugeben, dass ich erst im Rahmen meines Tirocinium fori begonnen habe, mich wirklich damit zu beschäftigen. Dementsprechend wenig beeindruckend sind natürlich auch meine bisherigen Kenntnisse, fürchte ich." So, jetzt war es aber wirklich an der Zeit für ein weniger verfängliches Smalltalk-Thema. "Darf ich fragen, inwieweit ihr mit dem Bräutigam verwandt seid?" Apropos Bräutigam, dem hatte er immer noch nicht gratuliert, aber da besagter Aurelius Lupus und er einander bislang noch nicht kennengelernt hatten, würde dieser es sicher auch noch ein paar Minuten problemlos ohne die Nettigkeiten des Tiberiers aushalten.

  • Piso hatte sich zurückgezogen, nachdem er sogar in seinem betrunkenen Zustand bemerkt hatte, dass er sich nicht sonderlich beliebt gemacht hatte. Am nächsten Morgen würde er sich sehr bescheuert für seine Aktionen vorkommen, aber momentan war ihm der Alkohol ein bisschen zu sehr zu Kopfe gestiegen dafür. Der Flavier blickte sich um, bevor sein Auge auf Vinicia Sabina verweilte. Die Tussi, die mit Vala gekommen war mit Scheißduccius Scheißvala, ein Fall für die Kanäle Roms. Wer wusste, vielleicht war Piso einmal fad und er würde einen Meuchelmörder engagieren. Einzig und alleine nur dazu, um dieses antiästhetische Geschöpf aus Rom zu tilgen. Ja, wenn es um Ästhetik ging, da schossen Piso Gedanken durch den Kopf, die im diametralen Gegensatz zu seiner nicht allzu männlichen Schöngeistigkeit standen. Die Schönheit dieser Welt aber wurde durch Subjekte wie diesen Duccius bedroht. Es war ein Grausen.
    Doch dann passierte was. Axilla ging zu Vala hin. Piso machte einen stolpernden Schritt nach vorne. Axilla sollte das nicht tun. Der Typ wollte sie doch ermorden, das war sonnenklar – Archias hatte es ihm gesagt! Doch ein Mord würde an diesem Tag in der Villa Flavia wohl nicht mehr geschehen, aber etwas anderes geschah, was Piso bemerkte durch seine flatternden Augenlider hindurch.
    Vala ergriff das Hasenpanier! Er packte sich seine Tussi und trollte sich! HAHA! HIHIHI! Er ging einfach, lief davon... er musste Piso gesehen haben und Angst gekommen haben! Ganz einfach, so war das! Der Duccius verschwand einfach! Den Geruch der Angst konnte man spüren, es war ganz und gar herrlich. Piso liebte es. Er kicherte kurz und schüttelte den Kopf. Die Furcht, die er vor diesem Typen verspürte, sackte plötzlich ab, von einem recht hohem Niveau auf ein Minimum. Flüchtete einfach, dieser Trottel...
    Von einem plötzlich aufkeimenden Brechreiz ergriffen, wandte sich Piso auf einmal um, im Augenblick seines Triumphes. Er spürte, wie ihm die Galle hochkam. Hastig bahnte er sich durch die Gäste hindurch und entschwand auf dem Vomitorium.

  • Flora tauschte einen kleinen Blick mit ihrer Schwester und wieder einmal wusste sie was im Kopfe ihrer Schwester vorging, ebenso wie Narcissa wusste, was sie dachte. Wieder einmal teilten sie sich den selben Gedanken und waren sich wortlos einig, dass es so gar nicht zu dem Tiberier passen wollte, dass er sich mit Architektur auseinander setzte. Sie schätzte ihn irgendwie so ein, dass er für eine Menge Spaß zu haben war. Aber anscheinend wollte er ein gutes Bild für seinen Vater darstellen. Wie gut kannte sie dies, sich für andere verbiegen. Das hatte sie oft für ihre Mutter getan. Um ihr es Recht zu machen, zu zeigen, dass sie nicht ganz so verkorkst war, wie es den Anschein machte. Von daher wollte sie ihn nicht weiter in Verlegenheit bringen. Aber seine Frage entlockte ihr dann doch ein verschmitztes Grinsen.


    „Ich bin eher darüber überrascht, dass Du Dich für Architektur interessierst. Ich dachte Du bevorzugst leichtere Lektüre“, gab sie dann ohne Umschweife zu. „Aber ich sehe schon, ich hab Dich wohl falsch eingeschätzt!“ Ein kurzer unschuldiger Augenaufschlag folgte ihren Worten. Sie wollte ihn ja nicht schlecht da stehen lassen. Schon gar nicht unter dem strengen Blick des Seniors. Nicht das er wegen ihr in Schwierigkeiten kam. „Lupus ist unser Cousin“, klärte sie dann die Verwandtschaftsverhältnisse auf. Mit Lupus waren sie ja direkt Verwandt, während Titus und auch Prisca aus einem gänzlich anderen Zweig der Familie stammte. „Hast Du ihn bereits kennen gelernt?“ fragte sie dann nach. Nicht immer kannte man das künftige Ehepaar. Meistens wurde man ja mitgenommen um die Beziehungen zwischen den Gentes zu vertiefen. Flora ahnte, dass sie nicht nur auf dieser kleinen Feier war, um sich zu amüsieren, sondern auch um zu zeigen, welche aurelischen Blumen noch auf dem Heiratsmarkt waren. Zumindest war das sicherlich die Pläne ihrer Mutter. Wäre diese hier, würde sie ihre Tochter anpreisen wie pralle Pfirsiche.

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina


    Der Tarquitier war sich nicht gänzlich sicher, ob er Lupus richtig verstanden hatte. Zwar deutete der Hinweis auf das Gewicht des Schmuckstücks durchaus auf ein gewisses Verständnis hin, allerdings war er nicht ganz sicher, ob dies nicht nur andeuten sollte, dass es ein durchaus angemessenes Geschenk war. Vielleicht sogar ein wenig zu angemessen...


    Weitere Dispute wurden allerdings unmöglich, denn auch wenn Flavius Gracchus wohl die gängige Praxis kannte, war es doch eher unangebracht, in Anwesenheit eines Pontifex um Ämter zu schachern.
    "Ja, ein überaus vielversprechendes und dazu zuvorkommendes Paar!", erwiderte er daher mit einem Lächeln.




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