Tablinum | Sponsalia von Sextus Aurelius Lupus und Flavia Nigrina

  • Zitat

    Original von Aurelia Narcissa
    Von der Aufregung am Rande des Festes zwischen der ihr unbekannten Iunia und dem Duccier nahm Narcissa nur ganz peripher etwas wahr. Ein junger Mann gesellte sich zu ihnen, der sich zu ihrer Überraschung als Sohn des Pontifex´ entpuppte. Kantige Gesichtszüge, scharfe Augen und mit einem zeilenlangen Namen ausgestattet erschien er ihr in seiner eher zweckmäßiger Kleidung eher weniger wie der Sohn eines hochrangigen Patriziers. Aber sie selbst bot in ihrem Hang zu schlichter Gewandung auch nicht gerade das Vorzeigebild einer Adeligen. "Ein Termin wäre wunderbar...", antwortete Narcissa, mit der Musterung des jüngeren beschäftigt.


    Der Tiberier antwortete knapp und freundlich auf Narcissas Zusage.


    "Gut, ich werde mich darum kümmern!"


    Nun entging es auch Durus nicht mehr, dass sein Sohn ihm den Rang ablief: Die beiden Mädchen waren offensichtlich außerordentlich an Ahala interessiert - was auch für einen rein politisch denkenden alten Mann wie Durus klar war: Sein Sohn gehörte der Nobilitas an, er versprach auch für seine spätere Gattin Ruhm, Ehre und Reichtum! Scheinbar versuchte Flora, seinen Sohn ein wenig zu necken - ein Consularensohn und leichte Lektüre!
    Dass sie damit wohl nicht so fern lag, kam dem leichtgläubigen Vater nicht in den Sinn!

  • So langsam fing Sextus doch an, an das Schicksal zu glauben. Seines war es anscheinend, ständig kurz vor dem Ziel behindert zu werden. Er war so kurz davor gewesen, endlich nach all dieser Vorlaufzeit den Posten als Haruspex zu erhalten, da entglitt es ihm wieder. Der Kosmos musste mit dem Aurelier wirklich einen Christenspaß haben, ihn zu seinem Ziel zu führen und dann ein Hindernis – wiederholt in Form eines Flaviers, wie Sextus an dieser Stelle bemerkte – in seinen Weg zu werfen.
    Nun, vielleicht würde sich dieses spezielle Hindernis letzten Endes als Treppchen auf seinem Weg nach oben erweisen. Sextus hatte das Versprechen des Flaviers durchaus noch im Ohr, dass dieser sich für ihn einsetzen wollt, sobald Sextus mit Nigrina verlobt wäre. Nun waren sie verlobt, so dass dies hier mit etwas Glück die Einlösung eben jenen Versprechens darstellte. Dennoch war Sextus nicht ganz so erbaut über die Unterbrechung, wie er sich momentan gab, als er den Flavier freundlich in der Runde begrüßte. “Flavius, du bist zu großzügig.“
    Sextus überlegte einen Moment, ob er das Thema der offenen Posten weiter lancieren sollte oder besser nicht. Sicher, Gracchus war Pontifex, und so ein Postengeschacher nichts für die Öffentlichkeit. Andererseits wusste der Flavier ja von seinem Wunsch, in das Collegium aufgenommen zu werden. Vielleicht ein kleiner Hinweis als Starthilfe, das konnte nicht schaden. “Wir unterhielten uns gerade darüber, wie schwierig es ist, offene Posten im Cultus Deorum mit ansprechenden Männern zu besetzen.“ Das war wohl weniger subtil als es angemessen gewesen wäre, aber so kurz vor dem Ziel wollte Sextus nicht mehr geduldig alles abwarten. Er war wie der Wolf, der ihm seinen Cognomen geliehen hatte: Er hatte Blut geleckt. Jetzt wollte er die Jagd auf die Spitze treiben.

  • Man hätte sagen können, dass die deutliche Verspätung von Aurelius Avianus durchaus charmant war, man hätte sie ihm jedoch auch gut vorwerfen können. Fakt war jedoch, dass er zu sehr in Schreibkram vertieft war und er sogar noch vergessen hatte, ein Geschenk zu kaufen. Noch war es ihm ein Rätsel, wie er es wagen konnte, nicht an eine solch wichtige Angelegenheit zu denken. Beschäftigung, Eile, Dummheit? Vielleicht alles zusammen? Egal, daran zu denken brachte ihm auch nichts mehr!
    Im letzten Drücker schaute er also noch beim Goldschmied seines Vertrauens vorbei und kaufte für beide jeweils ein durchaus ansehnliches Geschenk. Direkt vom Schmied eilte er zur Villa der Gens Flavia und wurde als Gast der heutigen Sponsalia direkt durchgelassen.


    Im Inneren, genauer im Tablinum, herrschte reges Treiben, laute Gespräche aus allen Ecken und Enden erhallten und man achtete nicht so genau auf ihn. Es war eigentlich wie geschaffen, um zu spät gekommen und bedingt durch diesen Umstand fiel Avianus ein Geniestreich ein! Wenn er sich einfach unter die Leute mischte und ganz unauffällig aussah, würde es mit Sicherheit so aussehen, als wäre er schon immer da gewesen! Ach, welch vorzügliche, angenehme Art einer Verspätung. Und die Idee wurde sogleich, schamlos wie er war, in die Praxis umgesetzt - ob sie Erfolg haben würde, das war eine andere Frage und würde sich herausstellen müssen.


    So begann er, in der Menge nach Lupus und seiner Verlobten zu suchen, die er bald fand und vor die er trat, wartend auf ihre Aufmerksamkeit.

  • Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    ...“Wir unterhielten uns gerade darüber, wie schwierig es ist, offene Posten im Cultus Deorum mit ansprechenden Männern zu besetzen.“
    ...


    Mochte Lupus' Vorlage auch mehr Scheunentor denn Zaunpfahl sein, hätte jene Richtung nicht in Gracchus' Sinnen gelegen, er hätte sie ebenso gut ignoriert - dem Aurelier allenfalls beigepflichtet und das Thema hernach gewechselt -, wie er in diesem Falle sie aufgriff, schlussendlich war es dies, weshalb er überhaupt erst mit zu dem Haruspex Primus hinzugetreten war, ob dessen er beipflichtend nickte.
    "Dies ist in der Tat ein überaus deplorabler Zustand, welcher auch das Collegium Pontificium bisweilen beschäftigt. Ist es nicht so, dass ins..besondere im Collegium der Haruspiker derzeit besonders viele Plätze vakant sind?"
    wandte er sich an Tarquitius Caecina, ohne jedoch diesen zu Wort kommen zu lassen, schlussendlich wussten sie alle - abgesehen von Nigrina allfällig - , dass es so war, und Gracchus war nicht geneigt vorzugeben, dass dies nicht so war.
    "Dabei erwähnte Lupus erst kürzlich mir gegenüber, dass er selbst von seinem Großvater mütterli'herseits in der disciplina etrusca wurde unterwiesen, da nicht nur edles römisches Blut in seinen Adern fließt, sondern gleichsam nobles etruskisches. Meines Erachtens nach wäre er ob dessen ein überaus adäquater Kandidat, einen jener verwaisten Plätze in eurem Collegium zu besetzen, schluss..endlich erfüllt er nicht nur die geforderten Prämissen bezüglich Abstammung und Ausbildung, sondernd zeigt zudem auch den Pfli'hteifer und die Beflissenheit, welche der aurelischen Familie allgemeinhin zu eigen sind."
    Jene Zeiten, in welchen nur Patrizier sich sorglos um den Cultus Deorum konnten bemühen, waren zwar längstens vorbei, gleichsam schien es noch immer so, als wären vorwiegend nur jene dazu bereit, dies auch zu tun.
    "Wäre es darob nicht eine vortreffli'he Idee, Tarquitius, Aurelius Lupus deinen Collegae anzutragen?"
    Allfällig würde auch hierfür ein kleines Geschenk den Haruspex Primus erreichen - wenn auch längstens nicht in jenem Ausmaß, welches Aurelius Lupus im Sinne hatte gehabt -, allfällig jedoch auch nicht, denn schlussendlich mochte es im anderen Falle auch darauf hinauslaufen, dass Gracchus seinen Einfluss bei den Pontifices würde geltend machten und seine Collegae davon überzeugen, dass der Tarquitier als Haruspex Primus für den Staat nicht länger tragbar, da er von anderer Seite aus zu bestechlich und der Ausgang öffentlicher Opferungen daher zu unberechenbar war.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina


    Dass nun auch noch Flavius Gracchus Partei für den jungen Aurelier ergriff, überraschte Caecina durchaus. Andererseits verdeutlichte der heutige Anlass selbstredend, dass es familiäre Bande zwischen den beiden Häusern der Flavier und Aurelier gab, die dies wohl begründeten.
    "Oh, wenn sogar ein Pontifex für ihn die Stimme erhebt, bleibt uns ja kaum etwas anderes übrig, als ihn zu erwählen!", antwortete der Tarquitier, der sich eigentlich weniger Einmischung der Pontifices gewünscht hätte. Das schwächte die Verhandlungsbasis für das Bestechungsgeld doch deutlich!
    "Wir werden aber sicherlich bald zu einer Entscheidung gekommen sein! Und an diesem Freudentag sollten wir weniger über Geschäfte reden, sondern uns schlicht dieser Verbindung freuen, nicht wahr?" Die goldene Brücke war ohnehin bereits gebaut.
    "Vielleicht sehen wir uns dann ja auf der Geburtstagsfeier meiner Gattin. Aber bring nicht zu große Geschenke mit - wir wollen nicht, dass es so aussieht, als könne man eine Mitgliedschaft im Ordo Haruspicum kaufen!" Dass es die Chancen für eine Wahl aber doch erhöhte, hatte er vorher wohl hoffentlich klar gemacht. Aber mehr als fünf Aurei durfte der Tarquitier unter diesen Umständen wohl kaum erwarten...




  • Entweder hatte der Flavier ein vortreffliches Gedächtnis oder sich die nötigen Informationen just vor diesem Gespräch hier noch einmal soufflieren lassen. Wie dem auch sei, er fasste Sextus' Ausbildung sehr gut zusammen. Was aber wohl nicht wirklich entscheidend war, er hätte auch erzählen können, dass der Aurelier seine gesamte Jugend nur mit Würfelspielen und Wein verbracht hätte. Das einzig ausschlaggebende war, dass er sich wie versprochen und sehr direkt dafür einsetzte, dass Sextus in das Collegium kam.
    Wie sehr Sextus das Schicksal in Form von eigenartigen Flaviern eben auch gedanklich verspottet haben mochte, manchmal vermochte es einen doch angenehm zu überraschen. Und der Haruspex willigte auch ein, zumindest im Rahmen der Möglichkeiten, sich ein Hintertürchen offen zu halten. Aber im Grunde war es eine sehr einfache Sache nun.
    Nun konnte die Sponsalienfeier für Sextus wirklich losgehen. Bislang war es ein willkommenes Parkett gewesen, Verbindungen zu knüpfen für die folgende Wahl, aber jetzt, endlich, hatte er einen wirklich persönlichen Grund, sich zu freuen. Auch wenn er seiner Braut gegenüber natürlich stets anderes behaupten würde.
    “Das werden wir sicherlich. Und ich denke, deine werte Gattin wird mein Geschenk durchaus angemessen finden.“ Auch wenn es nicht sie war, die es erhalten würde, sondern ihr Ehemann.* Aber das musste ja offiziell niemand erfahren. Sextus freute sich schon auf die Zeit, wenn er die Geschenke seiner Frau bekommen würde, die verblüffend oft Geburtstag hatte und dabei doch immer jung blieb.


    Sim-Off:

    *Der CD bekommt das 'Geschenk' schon jetzt -> WiSim

  • [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina


    "Meine Gattin ist überaus bescheiden, also stürze dich bitte nicht in Unkosten!" gab Caecina noch einmal zu bedenken. Damit waren sämtliche Unklarheiten oberflächlich beseitigt und der Haruspex Primus entschied, dass er nicht gewillt war, weiteren Smalltalk mit einem Pontifex zu betreiben.


    Kurz sah er sich um, dann entdeckte er auch schon einen ihm bekannten Senator, dem er einstmals als persönlicher Haruspex gedient hatte. "Entschuldigt mich, ich würde gern noch ein paar Worte mit Corpulus Crassus wechseln. Wir sehen uns zweifelsohne wieder einmal!"
    Mit diesen Worten nickte er Gracchus und Lupus knapp zu, ehe er sich zu dem übergewichtigen Senator davonstahl.




  • Den Abgang des Tarquitius quittierte Gracchus nurmehr mit einem gefälligen Nicken, ehedem er sich wieder Aurelius und Nigrina zuwandte und ein wenig leiser anmerkte:
    "Eigenartig, dass stets die unersättli'hsten Männer so bescheidene Gattinnen haben. Ich hoffe nur, dies ist keine Gesetzmäßigkeit der Natur."
    Seine Gedanken waren nicht in seinem Antlitz abzulesen, obgleich seinem Tonfall durchaus ein klandestiner Anklang des Hintergründigen war beigemischt, wiewohl er sie nicht weiter auszuführen gedachte.
    "Bitte entschuldigt mich ebenfalls."
    Mit einem subtilen Lächeln um die Lippen kehrte Gracchus zurück zu seiner Gemahlin, welche glücklicherweise niemals im Jahr Geburtstag zu haben brauchte, so dass sie an seiner Seite ewig würde jung bleiben.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Nigrina verhielt sich weiterhin so vorbildlich, wie man es erwarten konnte von einer zukünftigen Ehefrau. Sie hielt sich vornehm zurück, lächelte Gracchus lieblich an, als dieser sich zu ihnen gesellte, und neigte leicht den Kopf, um ihn in der Runde zu begrüßen, und verzog keine Miene, als ihr Verlobter davon sprach, der Frau des Tarquitius ein Geschenk zukommen zu lassen, das größer sein würde als das, welches er ihr ausgesucht hatte. Nicht dass sie ein Problem damit hatte, dass der Aurelier den Haruspex Primus bestechen wollte, aber sie fand es dann doch nicht ganz so fein, dass er dafür tatsächlich mehr ausgeben wollte als für sie. Und das auch noch so freimütig in ihrer Gegenwart kundtat. Gracchus' Ankunft indes unterbrach zunächst diesen Teil des Gesprächs, schien dann aber doch zu beschleunigen, was Lupus anstrebte – und es doch deutlich für ihn zu verbilligen. Das Lächeln, das nun um ihre Mundwinkel spielte, hatte wieder etwas leicht Triumphierendes. Dass der Aurelier bereits jetzt davon profitierte, mit ihr verlobt zu sein, gefiel ihr, und sie warf Gracchus einen Blick zu, der durchaus so etwas wie Anerkennung enthielt. Entgegen dessen, was ihr Vater von seinem Neffen halten mochte, war dieser durchaus in der Lage, seinen Einfluss geltend zu machen.


    Als beide Männer in der Menge verschwunden waren, lächelte Nigrina ihren Verlobten an. „Meinen Glückwunsch. Deiner Aufnahme ins Collegium scheint nichts mehr im Weg zu stehen.“

  • Obwohl der größte Ansturm an Gratulanten sich gelegt hatte, gab es doch immer wieder welche, die noch zu ihnen traten und sich nicht einfach nur mit ihnen unterhalten wollten, sondern tatsächlich noch Glückwünsche überbringen wollten, die los zu werden sie bis dahin keine Gelegenheit gehabt hatten. Ein weiterer solcher Kandidat tauchte nun vor Nigrina und ihrem Verlobten auf – jedenfalls ging sie davon aus, da sie sein Gesicht zwar durchaus kannte, dank ihrer Vorbereitung auf diese Feier, die auch in Studium der Gästeliste enthalten hatte, ihn aber bisher noch nicht gesehen hatte. Dies war nun etwas, was sie ein wenig verwunderte, denn als Verwandter des Bräutigams hätte sie doch eher erwartet, dass er ihnen bereits früher die Aufwartung gemacht hätte – was sie sich allerdings nicht anmerken ließ. „Aurelius Avianus“, begrüßte sie also den Mann, der nun vor ihnen stand. Flüchtig überlegte sie, wie er mit ihrem Aurelius verwandt war, konnte sich daran jedoch nicht mehr so wirklich erinnern – aber nun, es war auch gleichgültig. In nicht allzu ferner Zukunft würde sie von den Verwandtschaftsverhältnissen in der Villa Aurelia genug mitbekommen, zum Überdruss, wahrscheinlich – und darüber hinaus, was viel interessanter war, die tatsächlichen Beziehungsgeflechte der einzelnen Familienmitglieder untereinander. „Es freut mich sehr, ein weiteres Mitglied der Familie meines zukünftigen Mannes kennen zu lernen.“

  • Zitat

    Original Aurelia Flora, Tiberius Ahala, Tiberius Durus



    ...und zum Glück war Lucilla nicht da. Andererseits bezweifelte Narcissa, dass die ältere Dame ihre Tochter an jeden X-beliebigen Mann hier verk – verheiratet hätte. Selbst für sie musste es das non plus ultra sein. Nur patrizischen Geblüts zu sein konnte bei einem geschätzten Prozentsatz 95 Prozent in diesem Raum nicht das einzige Kriterium sein. Ebenso war Vermögen vorausgesetzt. Was wirklich zählte aber waren Ansehen und vor allem politischer Einfluss. Keiner der Anwesenden passte daher aus ihrer Sicht besser ins Konzept als der junge Tiberier, dem schon seiner Herkunft wegen eine rosige Zukunft bevorstand. Und dazu war er auch noch attraktiv. Ob Flora das wohl erkannte? Warum nicht das Notwendige mit dem Angenehmen verbinden und sich selbst den Passenden suchen. Schon einmal hatten sie in der Geborgenheit Floras´ Zimmers darüber gesprochen. Allerdings waren sie damals beide reichlich emotional gewesen. Beiläufig suchte sie nach irgendwelchen Anzeichen von Sympathie in Floras Gesicht, ehe sie bemerkte, in welche Bahnen ihre Gedanken genommen hatten. Nämlich jene ihrer rational berechnenden Mutter, die ihre Eiseskälte stets hinter dem Mantel der überschäumenden leicht zu Hysterie neigenden Mütterlichkeit verborgen hatte. „Faszination ist doch ein guter Anfang...“, meinte sie ruhig. Die Rationalität mit der sie dem Thema Ehe auf einmal begegnete erschreckte sie nicht, es war schon immer ein Wesenszug gewesen. Jetzt hatte sie den Eindruck als hätte sie nach dem Auf und Ab der Gefühle und Befürchtungen endlich wieder zu sich gefunden. Sie beschloss ihre Schwester dem Tiberier zu überlassen und wandte sich dem senior zu: „Du sagtest, du hättest dich ebenso mit Architektur beschäftigt? In welchem Rahmen?“

  • Zitat

    Original von Flavia Nigrina
    Obwohl der größte Ansturm an Gratulanten sich gelegt hatte, gab es doch immer wieder welche, die noch zu ihnen traten und sich nicht einfach nur mit ihnen unterhalten wollten, sondern tatsächlich noch Glückwünsche überbringen wollten, die los zu werden sie bis dahin keine Gelegenheit gehabt hatten. Ein weiterer solcher Kandidat tauchte nun vor Nigrina und ihrem Verlobten auf – jedenfalls ging sie davon aus, da sie sein Gesicht zwar durchaus kannte, dank ihrer Vorbereitung auf diese Feier, die auch in Studium der Gästeliste enthalten hatte, ihn aber bisher noch nicht gesehen hatte. Dies war nun etwas, was sie ein wenig verwunderte, denn als Verwandter des Bräutigams hätte sie doch eher erwartet, dass er ihnen bereits früher die Aufwartung gemacht hätte – was sie sich allerdings nicht anmerken ließ. „Aurelius Avianus“, begrüßte sie also den Mann, der nun vor ihnen stand. Flüchtig überlegte sie, wie er mit ihrem Aurelius verwandt war, konnte sich daran jedoch nicht mehr so wirklich erinnern – aber nun, es war auch gleichgültig. In nicht allzu ferner Zukunft würde sie von den Verwandtschaftsverhältnissen in der Villa Aurelia genug mitbekommen, zum Überdruss, wahrscheinlich – und darüber hinaus, was viel interessanter war, die tatsächlichen Beziehungsgeflechte der einzelnen Familienmitglieder untereinander. „Es freut mich sehr, ein weiteres Mitglied der Familie meines zukünftigen Mannes kennen zu lernen.“


    So allmählich machte sich Avianus Sorgen. Hatte Lupus ihn einfach nur nicht bemerkt, weil er zu wenig auf sich aufmerksam gemacht hatte? Oder ignorierte der Avianus absichtlich? So ganz zuzuordnen war es letzten Endes nicht, würdigte der ihn doch nicht einmal eines Blickes. Und dann dämmerte es Avianus - wahrscheinlich, ja, mit höchster Wahrscheinlichkeit war seine Verspätung wohl doch aufgefallen und hatte sich herumgesprochen unter den Gästen. Er konnte sich schon die Lästereien vorstellen und Lupus nahm ihm das womöglich noch übel. Aber er blieb ruhig... dies war ein nunmehr ein Grund, sich im professionellen Auftreten zu üben und seine Unpünktlichkeit hier einfach zu überspielen!


    Wenigstens hatte die Gemahlin von Lupus, Flavia Nigrina ihn bemerkt oder redete wenigstens mit ihm. Avianus lächelte höflich und grüßte mit Zurückhaltung in der Stimme, da er die Frau noch nicht wirklich kannte. "Salve, Flavia Nigrina. Und mich freut es, euch beiden als wundervolles Paar zu begegnen. Ich hielt die Gelegenheit für gut, euch zu dem feierlichen Anlass zu gratulieren - und euch ein kleines Geschenk zu überreichen. Jeweils Eines für beide von euch", sagte Avianus und überreichte Nigrina die für sie bestimmte Schatulle. Lupus würde sicher auch bald hellhörig werden. Für Nigrina war es eine Halskette, für Lupus ein Armband.


    Sim-Off:

    WiSim! :)

  • Die Sponsalia war herrlich, zumindest vom politischen Standpunkt aus betrachtet. Sextus hatte so viele Hände geschüttelt, soviele kleine Anekdoten getauscht, so viele falsche Komplimente verteilt wie schon eine Ewigkeit nicht mehr. Und mit jeder neuen kleinen Lüge sicherte er ein Stückchen seiner politischen Zukunft. Mittlerweile konnte er doch recht zuversichtlich auf die Wahl im Senat schauen, die in wenigen Wochen stattfinden würde. Ein kleiner Wermutstropfen, dass Corvinus und Celerina nicht teilnehmen konnten, waren sie doch beide ebenso erkältet wie Prisca (und zu diesem Zeitpunkt noch am Leben), aber Sextus war zuversichtlich, auch so genügend Kontakte geknüpft zu haben. Die Verbindung zu den Flaviern erwies sich jetz schon als durchaus brauchbar, hatte sie ihm doch auch just einen Posten im Collegium Haruspicium eingebracht. Die Ernennung durch den geflüchteten Haruspex Primus war eigentlich nur eine Frage der Zeit.


    Und so ignorierte Sextus seinen Verwandten auch nicht absichtlich. Er war schlicht noch in Gedanken beim vergangenen Gespräch und hatte ihn nicht bemerkt. Aber dafür hatte er sich ja verlobt, denn seine Zukünftige begrüßte Avianus an seiner statt. Und Sextus ließ sie sich in Ruhe einen Moment beschnuppern. Immerhin würde sie bald zusammen mit Avianus unter einem Dach leben, und so konnte Sextus besser ihren Gesichtsausdruck beim ersten Eindruck studieren. Gefühle jedweder Art offenbarten sich normalerweise in den ersten 20 Sekunden eines Kennenlernens, und um späteren, möglichen Komplikationen frühestmöglich begegnen zu können, war es also umso wertvoller, diesen Moment genau zu beachten.
    Nur beschränkte sich Avianus nicht ganz so sehr darauf, die neue Braut in der Familie willkommen zu heißen, sondern erwartete wohl weitreichendere Teilnahme am Gespräch. “Ja, der Andrang bis eben war schon enorm, da muss man jede Gelegenheit nutzen. Ich habe ja schon Befürchtung, dass mir jemand dieses wundervolle Geschöpf noch entreißen will, so wie sie von allen umschwärmt wird.“ Sextus gab ihr einen tiefen Blick und einen Handkuss. Ein wenig sich die Frau an seiner Seite noch gewogener zu machen konnte nie schaden. Frauen liebten Komplimente.
    Dass er aber ein Geschenk erhielt, verwunderte Sextus schon etwas. Zur Hochzeit hätte er das erwartet, doch zur Verlobung kannte er es bislang nur, dass die künftige Braut mit Aufmerksamkeiten überschüttet wurde. Doch würde er sicher nicht nein sagen. “Ich danke dir, Avianus.“

  • Wie erwartet wendete sich Lupus Avianus zu und schien Nigrina und ihn förmlich zu observieren. Ja, es schien so, als würde Lupus auf dein Weib gut acht geben. Genauso hätte es Avianus wohl selbst getan. Letzten Endes hatte er an Nigrina als Verlobte seiner Vettern kein romantisches Interesse, eher jedoch ein Freundschaftliches und das nicht einfach nur so: Denn wenn er fleißig Leute kennenlernte, würde sich sein Gesicht gut einprägen. Und wenn es das tat, konnte das seinen Einfluss und seine Bekanntheit nur mehren!
    "Ich würde dir raten", sagte Avianus, "Gut Acht zu geben. Eine hübsche Frau aus gutem Hause findet sich nicht an jeder Straßenecke." Zwar fand man durchaus hübschen Frauen an zahlreichen Straßenecken, das einzige Problem war aber, dass diese nicht sehr... anständig waren. "Kein Grund zu danken", winkte er ab.

  • Die kleine Aurelia schien offenbar mehr von seiner Maskerade zu durchschauen, als ihm eigentlich lieb sein konnte, aber wenn Ahala ihre Zeichen richtig deutete, dann hatte sie wohl kein Interesse daran, das in irgendeiner Weise öffentlich zu machen. Neugierig betrachtete er das junge Mädchen etwas genauer und stellte wieder einmal fest, dass die patrizischem Frauen hier in Rom ganz offensichtlich aus einem anderen Holz geschnitzt waren als daheim in Sicilia, wo Ahala im Familienkreis nur von vorbildlichen, sittsamen und unendlich langweiligen Damen umgeben gewesen war. Zu vorbildlichen Kategorie mochte vielleicht die Zwillingsschwester gehören, die offenbar ernsthaft an einem Gespräch mit seinem ebenso vorbildlichen Senior interessiert war, aber diese Kleine hier wohl eher nicht, genauso wenig wie Ahalas so schätzenswerte und badefreudige Cousine Septima.


    "Nun, werte Aurelia, was er unter leichter Lektüre versteht, liegt wohl in der Betrachtung jedes einzelnen Lesers." antwortete er mit einem leisen Lächeln und sah kurz zum Brautpaar hinüber, als Flora die Familienbande erklärte, die sie und ihre Schwester mit dem Bräutigam verbanden. "Ein Cousin, sieh an. Nein, bislang hatte ich noch nicht das Vergnügen ihn kennenzulernen, aber vielleicht kann ich das ja jetzt mit deiner Hilfe nachholen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!