Mit Bedauern schüttelte Gracchus den Kopf.
"Deplorablerweise war der Ort des Geschehens ebenso verwüstet wie der übrige Hain, dass sich dort keinerlei Spuren mehr fanden. Auch der Rex Nemorensis konnte keine weiteren Angaben zu dem ... Mörder beisteuern als jene, welche wir bereits hörten, ebensowenig wie zu dem Tat..hergang, und auch sonstig fanden sich keinerlei Zeugen, welche das Geschehen hätten beoba'htet. Allerdings habe ich den Leichnam desjenigen Mannes mit nach Rom gebracht, welcher zweifels..frei auf irgendeine Weise in den Frevel war verwickelt - des Ermordeten. Seine Wunden durch die Hufe der Rinderherde sind derart, dass er kaum zu identi..fizieren ist, ebensowenig sich detailliert feststellen lässt, was die tatsächliche Ursa'he seines Ablebens war, so dass wir ihn dem Volk auch als Mörder präsentieren können, glei'hsam indes auch keinen Unschuldigen richten, da er schlussendlich wohl die ... Vergewaltigung einer Patrizierin versuchte. Wiewohl ebensowenig seine Identität festzustellen sein dürfte, glei'hsam zu bezweifeln ist, dass etwa ein ehemaliger Herr im Falle eines Sklaven sich würde zu erkennen geben."
Er schniefte kurz, ehedem er anfügte.
"Der Lei'hnam wird im Keller einer phrygischen Taberna vor den Toren der Stadt aufbewahrt - es war dies die einzige Möglichkeit, welche auf die Schnelle sich gefunden hat, wiewohl deren Besitzer ein..verstanden waren, den toten Frevler gegen eine kleinen Unkostenbeitrag aufzunehmen."
Tatsächlich war der Unkostenbeitrag nicht allzu klein gewesen, doch kümmerte Gracchus solcherlei nicht, solange sein Vilicus die Zahlungen aushandelte. Einzig, dass Sciurus überhaupt die Besitzer der Taberna bekannt gewesen waren, hatte ihn ein wenig erstaunt.
"Die Konsistenz des Toten wird derzeit mit Eis aus dem flavischen Keller aufre'ht erhalten, allerding sollte es nicht mehr allzu lange dauern, bis dass er gerichtet wird."
Schlussendlich war Eis durchaus kostbar und Gracchus wollte lieber im Sommer seine Getränke damit gekühlt wissen als es an einen Toten zu verschwenden, der seine Nichte versucht hatte zu vergewaltigen - oder dies am Ende sogar getan!
Causa Nefantis Nemorensis
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Der Bericht des Flaviers war erfreulicher, als Durus es erwartet hatte. Einen möglichen Schuldigen zu präsentieren kam ihm weitaus moralischer vor als die Auswahl eines schuldlosen Sklaven, zumal die Götter mit einer rein symbolischen Verstoßung von letzterem möglicherweise tatsächlich unzufrieden gewesen wären.
"Dass der Übeltäter gefasst wurde, ist in der Tat eine gute Nachricht! Daher sollten wir nicht zögern. Wegen der dünnen Untersuchungsergebnisse habe ich mir bereits die Freiheit genommen, einen Haruspex einzuschalten."
Er bedeutete dem Calator, den Weissager hereinzuführen, der zufällig auch ein Klient des Pontifex pro Magistro war.
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Natürlich war Sextus gekommen. Sein Patron hatte ihn eingeladen, hierher zu kommen, in seiner Eigenschaft als Haruspex. Und dieses Mal war sich Sextus sehr sicher, dass es hierbei darum ging, irgendetwas zu tun, was sein Patron so wollte, und zwar möglichst umsonst. Andernfalls, so hatte der Aurelier keinen Zweifel, hätte man sicher einen älteren Haruspex oder gar den Haruspex Primus herbeordert. Denn die Sachlage, um welche es ging, war nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Zumindest wenn man verhindern wollte, dass der gemeine Pöbel einem den Kopf von eben jenen riss.
Also trat er ein, im vollen Ornat eines Haruspex. Ja, der konische Hut und der lange Ledermantel aus der Haut eines Opfertieres sahen immer noch albern aus. Ja, Sextus wusste das. Nein, er lachte immer noch nicht darüber. Als er hereingebeten wurde, schritt er so stoisch wie möglich hinein in den Kreis der Pontifices und blieb ruhig stehen. Immerhin hatten sie ihn gerufen und er nicht darum gebeten, hier erscheinen zu dürfen, was in Bezug auf Nervosität ein großer Unterschied war. Kurzum, Sextus war eher neugierig, was genau von ihm erwartet werden würde, denn wirklich nervös, während er die Anwesenden mit einem einfachen “Salvete“ begrüßte und hoffte, dass jemand sich bemüßigt fühlen würde, ihn ein wenig näher über das, was von ihm erwartet wurde, aufzuklären. -
Selbstverständlich war in der Versammlung der Pontifices in Sachen Nemoralia auch Romana zugegen. Zu sagen hatte sie nichts, denn Durus übernahm die Rolle des Sprechers. Nein, zu sagen hatte sie nicht mehr als das, was Durus schon sagte, und da ihr auch nichts einfiel, was sie beitragen konnte, ließ sie es sein. Vielmehr hörte sie nur dem zu, was Gracchus zu sagen hatte.
Romana hatte sich von Haus aus vorgenommen, die Erkenntnisse des Flavius Gracchus mit einer Prise Vorsicht zu genießen. Wie sie sich ins Gedächtnis rufen musste, ohne den geringsten Zweifel, handelte es sich hier um einen Verwandten der Toten. Wenn Gracchus etwas gefunden hatte, das Celerina inkriminierte, würde er es wohl verschweigen. Sie dachte zurück an ihr Gespräch mit Durus, in welchem sie sich gegenseitig gestanden hatten, dass sie, in der selben Situation, auch vertuscht hätten wie die Weltmeister, gäbe es eine Weltmeisterschaft darin.
In dubio pro reo also, im Zweifel für den Angeklagten. Irgendwie hatte Romana schon gespürt, dass es darauf hinauslaufen würde. Wenn sie nun etwas Besseres in der Hand hätte als all die rund um sie, hätte sie nun ihre Stimme erhoben. Aber so sehr Romana auch es liebte, Spekulationen anzustellen, was sie sich dachte, sollte sie lieber für sich behalten.
Ein Haruspex wurde nun einberufen – wie Romana feststellte, der nette junge Herr von den Vigintiviri. Sie konnte sich ein Lächeln nicht verbeißen. Lupus in Aktion zu sehen, das wäre mal was, in Aktion wie ihr Urgroßvater großmütterlicherseits, der zu den Gründungsmitgliedern des Collegium der Haruspices gehört hatte.
Sie lehnte sich zurück, um das Spektakel besser beschauen zu können.
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Als der Haruspex eintrat, begrüßte Durus ihn mit einem ernsten Nicken. Tatsächlich hatte er ihn einzig aus dem Grund ausgewählt, dass er wollte, dass sein Klient ein wenig stärker ins öffentliche Licht trat und in seiner Funktion als Haruspex, gehüllt in das traditionelle Ornat, machte dies besonderen Eindruck. Abgesehen davon würde auch seine Schwagerschaft hier kaum Einfluss nehmen, denn Durus hatte beschlossen, das ganze etwas praxisorientierter anzugehen.
"Salve, Haruspex Aurelius,
ich habe Dich einbestellt, um den Willen der Götter zu ergründen im Falle der Schändung des Haines der Diana Nemorensis. Zweifelsohne gibt es Prodigia, die unverzüglich eingetreten sind. Dennoch brauchen wir Deine Hilfe bei der Bewertung dieses Prodigiums und den Schlüssen, die wir für die Entsühnung daraus ziehen können."
Sicherlich war Lupus bereits relativ gut darüber informiert, was in Nemi vorgefallen war.
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Der eintretende Haruspex war nicht nur Klient Tiberius', sondern ebenso angeheiratet mit den Flaviern verwandt, ob dessen Gracchus durchaus mit Zufriedenheit sah, dass der junge Aurelius in einer solch gewichtigen Angelegenheit vor dem Collegium mit der Lesung des göttlichen Willens wurde beauftragt und nicht einer der anderen, zweifelsohne weitaus erfahreneren Haruspices. Gleichsam würde Lupus als Gemahl einer Flavia daran gelegen sein, weder den Namen der aurelischen, noch der flavischen Gens im Zuge des Frevels zu erwähnen, am Ende gar eine öffentliche Beteiligung einer der beiden Familien - über das übliche Maß aller hinaus - an der Entsühnung einzufordern, wiewohl diese stille Überlegung Gracchus dazu führte, dass allfällig dennoch eine Opferung beider Familien wäre von Vorteil, schlussendlich ließen die Götter sich nicht täuschen, und so Celerina doch gänzlich frei von Schuld gewesen war, würde die Götter ein Opfer zuviel letztlich nicht stören.
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Den göttlichen Willen ergründen im Bezug auf die Maßnahmen, die ergriffen werden sollten... Das klang so klein und unscheinbar, aber konnte verdammt viel bedeuten. Und gab so überhaupt keinen Rahmen vor, an den sich Sextus hätte halten können. Er konnte verlangen ('vorschlagen' war das falsche Wort, sofern sein 'Vorschlag' diese Räumlichkeiten verlassen würde. Die einfache Bevölkerung Roms war so herrlich leichtgläubig, dass sie dem Collegium Haruspicium so ziemlich alles glaubte), dass sie hundert Sklaven im Hain abschlachteten, um mit ihrem Blut den Boden neu zu weihen. Ebenso konnte er auch einfach sagen, dass ein paar einfache Segnungen reichten. Die Frage war jetzt, was seinem Patron vorschwebte und wie ernst ihm das ganze war. Wollte er eine Göttin beschwichtigen, oder vielmehr das Volk, das an diese glaubte?
Sextus fühlte sich nicht in ausreichendem Maße informiert, um darüber nun so einfach zu befinden. Ein paar kleinere Fragen hatte er also durchaus.
“Ich bin über den Vorfall in Nemi informiert, allerdings nicht umfassend. Hat der Senat denn schon verkündet, dass die Rinderherde ein Prodigium war, oder soll meine Antwort ihm hierbei vielmehr eine Hilfestellung sein?“ Das war mal das erste, was es zu klären galt. Als Haruspex hatte er die Macht, dem Senat ein Progidium vorzustellen, es zu einem solchen erklären durfte er nicht. Lang lebe die Bürokratie.
“Es ist mir eine große Ehre, dem geschätzten Collegium Pontificium helfen zu können, und ich werde gern das, was ich kann, dazu beitragen, um den Frieden mit den Göttern wieder vollumfänglich herzustellen. Hat das Collegium Pontificium spezielle Wünsche diesbezüglich?“ Bevor er anfing, irgendetwas vorzuschlagen, wollte er erst einmal abklären, wie weit seine 'Beratungsfunktion' gehen sollte. -
Dass eine Stampede in einen heiligen Hain, der gerade geschändet worden war, ein Prodigium war, lag wohl auf der Hand. Dementsprechend zögerte Durus anfangs, ehe er antwortete
"Direkt nach der Schändung des Haines stürmte eine wildgewordene Rinderherde diese. Dies kann wohl als hinreichendes Zeichen betrachtet werden.
Deine Aufgabe umfasst also lediglich die Findung einer angemessenen Entsühnung. Dazu gehört wohl auch zu ergründen, welche Götter erzürnt sind - möglicherweise ist all das ja nur ein Zeichen größerer Unstimmigkeiten zwischen mehreren Göttern und unserem Staat!"
Eine bestimmte Literationsform wollte er nicht vorbestimmen, da es ihm in diesem Fall recht ehrlich um eine Wiederherstellung des göttlichen Friedens ging - nicht nur zur Beruhigung der Plebs.
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Das zählte wohl als „ja“ in Bezug auf seine erste Frage. Sicher, es war wohl unbestreitbar, dass – sofern es Prodigien denn überhaupt gab – dieses Vorkommnis eines war. Allerdings hieß das nicht, dass der Staat es auch zu einem solchen erklären musste. Es konnte ja durchaus sein, dass die Herren Senatoren beschlossen hatten, lieber nicht mehr Öl ins Feuer des bürgerlichen Unmuts zu kippen und statt dessen mit einer weitaus weltlicheren Erklärung aufzuwarten. Sextus war nicht einmal annähernd gläubig genug, um das ganze anders als ein Instrument der politischen Meinungsbildung und der Staatsräson zu sehen.
Und die zweite Antwort war wohl als weitläufiges „nein“ zu interpretieren. Was nicht unbedingt das war, was Sextus zu hören wünschte, aber das machte nichts. Er resümierte also über die Informationen, die er hatte, und was sich daraus für ihn ergab. Er ließ sich sogar nach Außen hin einen Moment Zeit damit, indem er ruhig und mit leicht grüblerischem Blick erst einmal schwieg.Die Sache sah für ihn folgendermaßen aus:
Celerina hatte im Hain Sex, ob nun freiwillig oder unfreiwillig. Kurz darauf trampelte eine Rinderherde die Hälfte aller Leute dort tot und der Rex Nemorensis hatte nichts besseres zu tun, als sie just in diesem Moment zu erwischen und zu Tiberius Durus zu schleifen. Wo sie dann wenigstens den Anstand besessen hatte, sich umzubringen, was aber gleichzeitig auch erschwerte, eine glaubwürdige Geschichte aus der Sache zu stricken. Nun erwartete das Volk Roms, dass man ihm einen Sündenbock präsentierte, der für die vielen Toten und das augenscheinliche Prodigium öffentlich geschlachtet wurde (oder etwas vergleichbares, Hauptsache schön blutig), die Pontifices erwarteten Lösungsvorschläge, welche Götter man alles besänftigen sollte, und er stand nun hier und sollte wohl möglichst viele dieser Probleme auf einmal abdecken mit seinen Antworten.
Eigentlich eine perfekte Ausgangsposition. Er konnte sowohl seinen Patron als auch die Familie seiner Frau, vertreten durch Pontifex Flavius Gracchus, als auch seine eigene Familie mit ein paar kleinen Worten wunderbar besänftigen und sich gewogen machen. Natürlich war ihm ebenfalls daran gelegen, Flavia Celerina aus der öffentlichen Meinungsfindung herauszuhalten. Vielleicht sollte man auch den Rex Nemorensis ein für alle Mal zum Schweigen bringen, um sicherzugehen, dass nichts nach außen sickerte. Im Moment waren die Flavier als Verbündete zu wertvoll, um sie so bloßzustellen. Wäre die politische Lage eine andere und könnte er bei einer anderen Partei dadurch Punkte gutmachen, indem er die Flavier diesbezüglich hinterging, wäre es eine andere Sache. Aber er hatte keine andere starke Verbindung, die ihm ähnlich viele Vorteile verschaffen konnte – letztendlich ein Grund, eine Flavia zu heiraten – folglich musste er schon aus Eigennutz die Flavier schützen. Und hatte als kleinen Bonus vielleicht einen Gefallen bei eben jenen gut, wie auch bei seinem Patron, der ihn wohl nicht grundlos hierher zitiert und in eben jene Lage gebracht hatte.
Nun aber kam die Crux an der Sache: Eigentlich sollte diese Aufgabe das gesamte Collegium übernehmen, oder aber zumindest der Haruspex Primus. Wenn er hier eigenwillig Entscheidungen traf, könnte dies dort für Unmut sorgen. Sextus glaubte nicht, dass irgendwer eine seiner Entscheidungen in frage stellen würde, immerhin würde das die Fehlbarkeit einer Entscheidung durch einen Haruspex aufzeigen und damit Zweifel Tür und Tor öffnen. Zweifel war etwas, dass gegen das Collegium in der Bevölkerung nicht aufkommen durfte, schon gar nicht bei so einer gewichtigen Sache. Aber in Zukunft konnte ihm diese Sache dort das Leben schwer machen. Sehr schwer. Vielleicht schwer genug, um auf die Gefallen, die er sich heute hier erarbeitete, noch zurückgreifen zu müssen. Aber seine Ziele waren ohnehin höher gesteckt, als auf ewig nur Mitglied im Collegium zu bleiben. Warum folgen, wenn man auch führen konnte? Er war schließlich kein Schaf.“Ich denke, die Angelegenheit ist von solcher Tragweite, dass keine voreiligen Schlüsse gezogen werden sollten.
Ich schlage also folgendes vor. Angesichts dessen, dass dies alles im Hain der Diana Trivia geschehen ist, aus den Lebern von drei Schafen Haruspizien zu lesen, um zu sehen, welche Götter erzürnt sein mögen.“ Er musste noch überlegen, ob er den Haruspex Primus bei diesem Opfer dabeihaben wollte, oder ob er eher manipulierbarere Mitbrüder dafür akquirierte. Die Risiko-Nutzen-Rechnung musste genauer kalkuliert werden. Sextus war kein Spieler.
Dass der Termin für die lustratio gesondert ermittelt werden sollte, betonte er nun nicht noch explizit. Das verstand sich von selbst, dass hierfür nur ein Tag mit sehr guten Vorzeichen in Betracht kam, um das Gelände neu zu weihen. Kurz überlegte Sextus, ob er jetzt schon eine seiner eben getätigten Überlegungen verbalisieren sollte, entschied sich dann aber dagegen. Das tat er lieber im Zuge der Haruspizien, vor möglichst gebanntem Publikum.
“Dies sollte möglichst rasch geschehen, im Zuge eines großen öffentlichen Opfers.“ Das Opfer sollte schon allein deshalb öffentlich sein, um den Mitbürgern zu zeigen, dass sich etwas tat und man nicht die Hände in den Schoß legte. Dass seine Worte dadurch sakrosankt würden, war ein netter kleiner Nebeneffekt. -
Der Haruspex schien eine ganze Weile nachdenken zu müssen, ehe er sein Urteil verkündete. Unerfreulicherweise schien es nicht damit getan zu sein, hier im kleinen Kreis etwas Wahrsagerei zu betreiben, wie Durus gehofft hatte. Allerdings kannte er die kultischen Vorschriften der Haruspices auch kaum, weshalb er sich dem Urteil seines Klienten unterwarf.
"Wenn dies der Fall ist, schlage ich den vierzehnten Tag vor den Kalenden des Februarius vor (19.1.). Oder gibt es Einwände?"
Die genaueren Vorgaben zu dem Opfer würden wohl mit den Haruspices erörtert werden müssen.
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Da der durch den pro magistro vorgeschlagene Termin ein dies comitalis war und wohl kaum einer der Pontifices ein Interesse daran hegte, die Haruspizien und damit die gesamte Causa lange aufzuschieben, gab es keinerlei Einwände, nur bestätigendes Kopfschütteln oder entsprechende Verneinungen auf die Frage Tiberius' hin.
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Da es keinerlei Einwände gab, betrachtete Durus den Entschluss als gefasst. In einer spontanen Eingabe beschloss er jedoch kurz anzusprechen, welche der Götter mit den drei Schafen zu bedenken waren. Einen Augenblick überlegte er, dann meinte er
"Ich schlage vor, dass wir die drei Schafe drei Göttern darbringen: Diana, die zweifelsohne besonders erzürnt ist über den Frevel, sodann stellvertretend für den gesamten Pantheon Iuppiter Optimus Maximus als obersten Staatsgott, sowie Iuno Regina stellvertretend für alle Göttinnen.
Alternativ wäre es indessen ebenso möglich, einer anderen Trias zu opfern: der Diana, dem Apollo als Gott der Orakel, sowie ihrer Mutter Latona."
Wenn er recht darüber nachdachte, war Latona zwar weder eine Staatsgöttin, noch eine Göttin der Orakel, doch immerhin verband sie Apoll und Diana.
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Beide von Tiberius vorgeschlagenen Triaden schienen sinnvoll, wenngleich ihre gemeinsame Befragung nicht zu alltäglichem Ritus zu zählen war - doch alltäglich war die vorliegende Causa schlussendlich nicht.
"Ob der Art des Frevels sollte Iuppiter Optimus Maximus in jedem Falle in die Befragung einbezogen werden, um das Wohl des Staates zu gewähr..leisten, ebenso Diana als durch den Frevel direkt betroffene Göttin. Anstatt Iuno wäre indes allfällig auch Mercurius in seiner Eigenheit als Bote der Götter ein geeigneter Adressat, das Sentiment der Göttern zu erfragen"
, wandte Gracchus ein wenig nachdenklich ein.
"Wir sollten nicht auch noch den Zorn Iunos auf uns ziehen, indem wir sie vernachlässigen. Der kapitolinischen Trias wird sowieso viel zu selten geopfert!"
warf Curatius Fistus ein, was Gracchus zu der Überlegung veranlasste, ob der Pontifex wohl stets von dem war überzeugt, was er von sich gab, oder ob er hauptsächlich einer anderen Meinung als alle anderen - oder allfällig auch nur Gracchus - musste sein.
"Nun, es geht hierbei schlussendli'h noch nicht um ein Opfer die Pax Deorum betreffend, sondern um Haruspicien. Welche Götter würdest du uns anraten, Haruspex Aurelius?"
Im Grunde war wohl eine Entscheidung so gut wie die andere, ob dessen auch Gracchus auf seine Option, welche ohnehin nur eine Überlegung war, nicht würde bestehen, doch würde ein Rat des Fachmannes allfällig eine längerwährende Diskussion vermeiden können. -
Sim-Off: Entschuldigt bitte. Ich habe zur Zeit ein ganz miserables Zeitmanagement
Ein früherer Termin wäre Sextus eigentlich gelegener gewesen. Vier Tage war eine lange Zeit, in der der Haruspex Primus zwangsläufig von dem Opfer erfahren musste, und damit einen Teil von Sextus sonstiger Planung in Gefahr brachte. Wie konnte er seine geschätzte Ansicht der Dinge an das Volk bringen, wenn er vorher an höherer Stelle erst noch vorbeikommen musste? Und so beschäftigte sich sein Geist vielmehr mit der Möglichkeit, den alten Mann für einige Tage außer Gefecht zu setzen, als mit dem Verlauf der Diskussion. Umbringen wollte er den Haruspex Primus nicht. Sowas wurde immer verfolgt bei einer so hochgestellten Persönlichkeit, und auf die Schnelle konnte er wohl niemanden finden,d er das spurenfrei und kostengünstig erledigen würde. Abgesehen davon wäre das ein schlechtes Omen und könnte größere Wellen als beabsichtigt schlagen. Aber eine Krankheit, ein Unwohlsein des Magens, das den halben Hausstand befiel, sowas sollte doch durchsetzbar sein.
In Gedanken also eher den passenden Giftmischer suchend denn die passende Gottheit wurde Sextus in die Meinungsfindung der Pontifices miteinbezogen. Sein Patron war für Iuppiter und Iuno, oder Apoll und Latona. Sein Schwippschwager hingegen dachte an Mercur als richtigeren Adressaten, und so langsam bildete sich das eine oder andere Meinungslager. Nun musste schnell nachgedacht werden, und noch besser argumentiert, um Streit zu verhindern.“Diana sollte als betroffene Göttin in jedem Falle bedacht werden. Auch ist sie als Jungfrau, Geburthelferin und Todbringerin, als Diana Trivia, Sinnbild des Weiblichen und steht so stellvertretend für die geehrten Göttinnen.
Iuppiter Optimus Maximus als Vater unserer Ordnung und des Staates, um den es hierbei geht, sollte auch unstrittig angerufen werden.
Als dritte Gottheit allerdings nenne ich Ianus pater. Er ist Mittler zwischen Menschen und Göttern, Herr der Übergänge und des Wandels. Er sieht, was geht und was kommt, und sollte daher am Beginn stehen, wie es seiner Rolle zukommt, und soll seinen Blick werfen auf das, was geschehen muss, ohne aus den Augen zu verlieren, was geschehen ist.“ Und da sie den Tempel wohl ohnehin neu weihen mussten, wäre es wohl nicht schlecht, den Gott für das folgende Unterfangen schon einmal gnädig zu stimmen. Und Sextus konnte nur hoffen, dass die Pontifices seiner Ausführung folgten, sonst könnte das noch ein langer Vormittag werden. Und er musste noch dringend in die Subura, einen zuverlässigen Freund eines Freundes aufsuchen und dessen Geldbörse im Ausgleich für eine plötzliche Krankheit im Hause Tarquitius aufbessern. -
Die Vorschläge von Gracchus und schließlich Lupus quittierte Durus mit einem Nicken. Und da ein Opfer durchaus eine Weile Vorlaufzeit benötigte und er damit so schnell wie möglich beginnen wollte, beschloss er, sich der Meinung des Haruspex als Fachmann anzuschließen.
"Dann sei es so. Das Collegium wird ein großes Opfer zu Ehren des Iuppiter Optimus Maximus, der Diana und des Ianus Pater anberaumen. Ich beraume dieses Opfer auf dem Capitolium an. Ich denke, dass wir als Pontifices das Opfer direkt vollziehen sollten, während die Consuln später das Opfer zur Procuratio übernehmen werden."
Zumindest ging Durus davon aus, dass ein solches notwendig sein würde. Damit war alles Wesentliche geklärt. Im Namen des Collegium dankte er Lupus und klärte dann mit den übrigen Pontifices die organisatorische Planung.
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