Eine Mitteilung zur kommenden Wahl

  • Die bevorstehenden Wahl bedeuteten für Consul Aemilius Cerrinius mehr, als nur die Kandidaten aufzurufen. Abgesehen davon, dass er auch seine eigenen Leute in die passende Position bringen musste, damit der Senat nach Möglichkeit auch nach seiner Amtszeit so funktioniert, wie er das gerne wollte, hatte er auch so manche Erklärung zu verlesen.


    "Der Praefectus Urbi hat in seiner Eigenschaft als Stellvertreter des Imperator Caesar Augustus folgendes verfügt: In diesem Jahr wird er im Auftrag des Kaisers von § 18 (15) Cod. Univ. Gebrauch machen und einige Magistraturen des Cursus Honorum außer der Reihe ernennen. Drei Quaestorenstellen und fünf Vigintivirate werden daher in diesem Jahr nicht durch den Senat gewählt. Die Veröffentlichung dieser Ernennungen erfolgt über die kaiserliche Kanzlei. Bei den kaiserlichen Kandidaten handelt es sich um Männer aus den Provinzen des Reiches, die sich einen Platz im Cursus Honorum durch ihre erwiesene Ergebenheit gegenüber dem Kaiser und seinem Stellvertreter, sowie ihre Tüchtigkeit verdient haben.


    Er trug mir auf, dies dem Senat mitzuteilen, was ich soeben im Wortlaut getan habe."

  • Als Durus diese Worte hörte, blickte er verwundert um sich. Der göttliche Iulianus hatte nie von diesem Recht Gebrauch gemacht - doch diese Zeiten waren offensichtlich vorbei. Möglicherweise hätte der alte Tiberier dies so hingenommen, doch allein die Formulierung Salinators legte nahe, dass es sich hierbei weniger um verdiente Männer des Kaisers als um Lakaien des Praefectus Urbi handelte, der lange genug in der Provinz gewesen war!


    "Dürfte man erfahren, welche Personen für diese Posten vorgesehen sind, dass der Kaiser dem Senat nicht den Weitblick zutraut, sie auf reguläre Art zu wählen?"

  • Da es nicht seine eigene Erklärung gewesen war, konnte Aemilius Cerrinius zu dieser Rückfrage wenig sagen, sondern nur auf den Praefectus Urbi verweisen, der schließlich auch Senator war.


    "Mir ist nicht bekannt, dass eine Veröffentlichung der Namensliste über die kaiserliche Kanzlei bereits erfolgt ist. Von daher wird uns wohl bestenfalls der Praefectus Urbi direkt dazu Auskunft geben können."

  • Potitus reckte das Kinn und kratzte sich am Hals. Er hatte eigentlich nicht erwartet, dass der Consul seinen Brief praktisch vorlas. Aber andererseits eignete sich diese Situation auch ganz gut, den Senat wieder einmal in seine Schranken zu weisen. "Der Praefectus Urbi ließt allerdings nirgends, dass er dazu verpflichtet ist, die Pläne des Kaisers dem Senat mitzuteilen. Er wird es wie alle Bürger zu gegebener Zeit erfahren." antwortete er daher mit und lächelte hochmütig in die Runde.

  • Durus holte bereits Luft, um etwas zu erwidern, als er sich eines Besseren besann: Salinator würde sowieso nicht antworten, womit man sich diese Worte auch sparen konnte. Als verschränkte er die Arme vor der Brust (wobei er seine Toga knitterte) und wartete darauf, dass sich ein anderer Senator echauffieren würde.

  • Macer wusste noch nicht recht, ob ihn diese Antwort verärgern sollte und hatte zu dieser Angelegenheit erst einmal eine eher technische Frage. "Wird über die genaue Aufgabenverteilung innerhalb der Quaestur und des Vigintivirats wie üblich der Senat in vollem Umfang entscheiden können oder werden die Männer gleich mit konkreten Aufgabenbereichen ernannt werden?" erkundigte er sich. "Bei den Quaesturen wäre es ja insbesondere interessant zu wissen, ob aufgrund dieser Ernennungen der Posten eines Quaestor Principis bereits verbindlich vergeben ist, was zweifellos wiederum Einfluss auf die Wahlentscheidung für die anderen Kandidaten haben könnte", gab er als konkreteres Beispiel zu bedenken. Dabei wäre er allerdings ziemlich überrascht gewesen, wenn der Kaiser Quaestoren ernennt, aber keinen von ihnen zum Quaestor Principis macht.

  • Potitus atmete zufrieden auf, als die Nörgler ihre Klappe hielten und er diesmal nicht herumdiskutieren musste. Dann aber stellte ausgerechnet Purgitius Macer eine Frage, die aber so vorsichtig formuliert war, dass Salinator sich herabließ zu antworten. "Sie werden mit konkreten Aufgabenbereichen betraut. Darunter auf jeden Fall der Quaestor Principis, der Quaestor Consulum und...mal sehen. Es genügt ja, wenn ihr das nach der Wahl wisst!"

  • Wie erwartet war der Quaestor Principis unter den genannten Ämtern. Dass auch der Posten des Quaesor Consulum vergeben sein sollte, ließ Macer aufhorchen, denn dies war auch für seine eigenen Planungen nicht uninteressant. "Ich fürchte, das genügt nicht", widersprach Macer dann den Praefectus Urbi. "Vielleicht halte ich ja einen Mann als Quaestor Urbanus für geeignet, einen anderen jedoch als Quaestor Provincialis. Wenn ich jetzt wüsste, dass für eine der Ämter ohnehin keine Plätze mehr frei sind, würde das meine Wahl doch deutlich beeinflussen", wiederholte er noch einmal das Argument, mit dem er seine Frage begründet hatte.

  • Potitus wollte sich schon wieder entspannt und zufrieden zurücklehnen, als Macer noch einmal nachhakte. Aber er würde sich sicherlich nicht in die Karten sehen lassen! So antwortete er nun sichtlich genervt "Der Senat entscheidet auch erst nach der Wahl, wer welches Amt bekommt. Also tu nicht so, als würde deine Wahl so unglaublich davon abhängen, wer was wird! Das konntest du bisher auch nie sicher sagen!"

  • Macer war sich sehr sicher, dass der Praefectus Urbi seine eher simple Antwort nur verwendete, um das Thema schnell zu beenden, aber dennoch genau den Kern der Frage verstanden hatte. Aber auch wenn Macer sich außerdem sicher war, dass dem Praefectus Urbi nichts zu entlocken war, wenn dieser die Namen und Posten nicht nennen wollte, begann ihm die Diskussion auf absurde Art und Weise dennoch Spass zu machen. "Das ist wahr, das konnte ich bisher auch nie sagen", gab er offen zu, denn schließlich hatte er auch nie das Gegenteil behauptet. "Dennoch könnte ich bei einer rechtzeitigen Veröffentlichung der Namen immerhin sicher sagen, wer einen Posten nicht bekommen kann, eben weil jener schon vergeben ist. Wissen beeinflusst immer eine Wahlentscheidung, das ist ja wirklich kein Geheimnis."

  • Potitus schüttelte den Kopf. "Nein, das geht nicht. Wählt einfach wie bisher!" Erstens hatte er noch nicht darüber nachgedacht, zweitens spielte es natürlich auch eine Rolle, wer gewählt wurde und drittens wollte er sich vom Senat gar nichts sagen lassen!

  • "Nun, das ist eine klare Aussage", stellte Macer fest und zuckte mit den Schultern. "Mit Begründung hätte sie mir besser gefallen, aber trotzdem vielen Dank dafür. Vielleicht können wir uns über die Gründe ja bei einer ruhigeren Gelegenheit nach der Wahl nochmal unterhalten", bot er mit einem ganz leichten Lächeln an und setzte sich danach hin.

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