Triclinium | Oh verruchte Dekadenz

  • Publius Curatius Pulcher


    “Piso, Piso, Piso. Das nenne ich Luxus.“ Curatius Pulcher, der „Schöne“, sprach die Wahrheit, und zwar ziemlich genau, als ihm ein Sklave neuen Wein einschenkte.
    Denn luxuriös war das Triclinium schon von vorne herein. Schließlich hatten die Flavier acht darauf gegeben, die Taten ihrer Vorfahren akribisch an der Wand aufzuzeichnen. Da war Vespasianus, ein charismatischer General und Ochsenschädel, dessen Schädel wohl nicht einmal der Druck von den größten Zangen des Reiches aufgebrochen hätte. Nun, Vespasianus hatte schon etwas, was Piso anmachte, denn geilerweise waren seine letzten Worte gewesen: „Weh mir, ich werde ein Gott“ – und das trat auch prompt ein.
    Daneben Titus, aussehend wie sein Vater irgendwie. Im Triumphzug zurückkehrend von Jerusalem. Und zwar in einem pompösen Triumphzug, wie Piso ihn gerne einmal sehen wollte.
    Domitian hatte man nicht abgebildet. Denn offiziell war er ja unter der Damnatio Memoriae. Aber das hielt freilich die Flavier nicht davon ab, über ihn zu sprechen, ganz frank und frei. Aber trotzdem, haben wollte man ihn nicht im Triclinium. Denn dort waren Gäste. Aber auf einer Wand war noch immer genug Platz für einen Kaiser. Den passenden Hintergrund, eine germanische Landschaft, den gab es schon.
    Doch Piso hatte nun seinen eigenen, temporären, leicht abzuziehenden Touch hinzugefügt. Und zwar hatte er, unbenommen der eleganten Farbe der Klinen, sie mit rosa Stoff beziehen lassen (freilich würde er den Stoff anschließend wieder abnehmen lassen, er wollte ja keinen Ärger mit den übrigen Flaviern). Zudem hingen diverse fliederfarbene, gelbe und hellgrüne Stoffstreifen vom Mobiliar.
    Die Fenster waren mit durchsichtigem roten Stoff überzogen, sodass der Raum eine rote-Laterne-Atmosphäre bekommen hatte. Paris, der Artifex, zupfte unwillig in einer Ecke an seiner Lyra vor sich hin. Leicht bekleidete Sklavinnen eilten herum. Zwei von jenen massierten, statt zu eilen. Phrima massierte Pisos Körper, Astarte Pulchers.
    Piso und Pulcher derweil lagen auf ihren rosa bezogenen Klinen herum und stießen miteinander an. “Auf die Schönheit!“, lallte Pulcher, und Piso grinste. “Und auf dich“, erwiderte Piso, denn das mit der Schönheit, das nahm er auf sich bezogen wahr.
    “Aber Trauben wären nicht schlecht...“ “Ja! Ich habe da so eine Idee...“ Er winkte eine Sklavin heran. “Hol uns mal Semiramis. Loslos.“ Er klapste ihr recht fest auf den Hintern, bevor er sich grinsend wieder Pulcher zuwandte. “Wenn sie kommt, weiß ich schon ganz genau, was sie dann auch mit den Trauben tun wird.“ Pulcher lachte besoffen, bevor er den Rest seines Weines leerte.


    Sim-Off:

    Reserviert ;)

  • Nach dem Schockerlebnis in Pisos Reich, welches noch gar nicht lange zurücklag, hatte sich die Syrerin recht erfolgreich im Hintergrund aufgehalten. Nur nicht auffallen, war ihre Devise. Und das funktionierte auch. Geschätzte vierundzwanzig Stunden. Dann wurde sie von ihren Ängsten wieder eingeholt. Genau in dem Augenblick, als sie realisierte, wie man ihren Namen durchs Servitriciuum brüllte. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie nun auf die Suche nach dem nächsten Erdloch gegangen, um sich darin zu verstecken. Da dies aber nicht zu machen war, reagierte sie einfach nicht auf die ihr geltenden Rufe. Mit eingezogenem Kopf versuchte sie sich davonzustehlen. Aber all dies nützte nichts, denn sie hatte nicht mit Alea, der zypriotischen Schlange gerechnet, deren Mundwerk wie immer niemals still stand. Auch jetzt nicht. "He, du, hörst du nicht? Du wirst gerufen! - He, hier ist sie, hier ist Semiramis!"
    Die Syrerin blieb wie versteinert stehen. Ertappt! Unter anderen Umständen hätte sie Alea sicher mit Freuden erwürgt. Aber nicht heute. Heute nicht! Morgen vielleicht, wenn sie dann noch lebte.
    Sie schluckte. "Äh, ja?"


    Der Weg zum Triclinium glich einem Gang zur Hinrichtung. Sich selbst Mut zusprechend, erreichte sie schlußendlich die Tür. Zögernd durchschritt sie dieselbe, doch im gleichen Moment waren alle ihre Ängste ganz weit weg geschoben von ihr. In ihren angsterfüllten Augen spiegelte sich Verwunderung. Sie erkannte das Triclinum nicht wieder. Alles war mit bunten, durchsichtigen Stoffen bezogen. Die Farbauswahl war grenzwertig. Ein glatter Verstoß gegen den guten Geschmack. Sie ließen diesen ach so prächtigen Raum verrucht wirken, wie halbseidene Etablissements in leicht anstößigen Gegenden. Andere Römer hätten den Verantwortlichen sicher ans nächste Kreuz nageln lassen.
    Doch das I-Tüpfelchen ihres Erstaunens war aber der anwesende Gast, der wie Piso massiert wurde. Die ganze Szenerie, die schiefen Töne des Lyraspielers, die leichtbekleideten Sklavinnen, die alle Wünsche der beiden Herrn zu erfüllen hatten und der schwer-süßliche Duft, der in der Luft lag und zweifellos vom Massageöl und dem Wein stammte, der wohl schon in Strömen geflossen war, erinnerte an ein schlechtes Theaterstück (obwohl es Sermiramis noch nie in ihrem Leben vergönnt gewesen war, einer Theateraufführung beizuwohnen).
    In Semiramis Kopf begann es zu dämmern, Piso wolle da ansetzen, wo er gestern von ihr ausgebremst worden war. Sie ahnte böses. Gleichzeitig besann sie sich aber auch, was sie sich gestern immer wieder vorgesagt hatte, ihn nicht wieder zu erzürnen.

    Mit leichten Schritten trat sie an die Kline des Flaviers heran. Ihr Blick traf erst Phrima, die alle Hände voll zu tun hatte, aber ihr trotzdem zulächelte, und schließlich Piso. Oder besser gesagt, Pisos Rücken.
    "Du hast mich rufen lassen, Herr," stellte sie mit rauer Stimme fest, als habe sie einen Kloß im Hals.

  • Piso grinste Pulcher an. “Pulcher, mein Freund. Ich musste mich ja revanchieren für den wundervollen Abend, den wir beide jüngst in der Villa Curatia verlebt haben. Wundervoll, sage ich dir, wunderbar! Besonders habe ich ja die halbnackten Damen genossen, die uns mit Wein übergossen haben.“ “Huahahaha! Damen sagst du, Piso? Damen? Diese wertlosen Flittchen? Naja, nicht ganz wertlos, denn sie sind schön. Aber nciht so schön wie deine Sklavinnen.“ “Jaja, das sind ganz Liebe. Meine Scriba hätte ich auch noch einladen können... ist aber eine Freigelassene. Also kann ich sie jetzt nicht wie eine Sklavin antanzen lassen... schade.“ “Isse heiß?“ “Kumpel! Wenn du sie anfasst, verbrühst du dir die Finger!“ “Woahohoho!“, lachte Pulcher amüsiert von der Vorstellung. “Schon alleine, was bei dir am Arbeitstisch hockt... hihi... musst wohl eine ganz lauschige Zeit im Abeitszimmer haben.“ “Ne... das ist eine ganz Spröde. Die lässt mich nicht ran. Will eh nicht. Ich meine...“ “Ach, fang nicht schon wieder mit deiner Trulla an! Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob die überhaupt existiert!“ “WAS SAGST DU DA?“, schnaubte Piso erbost. “He, ganz ruhig, Alter, ganz ruhig. War ja nur ein Schmäh.“ “Dass hoffe ich doch“, brummelte Piso wieder entspannter. “Du wirst Augen machen, wenn du sie siehst. Wirklich. Dir werden die Augäpfel rausrollen... ah, ja, Phrima. Genau so. Mach so weiter, so ist es guuuuuuut...“ Er ächzte leise und kuschelte seinen Kopf in das Kissen hinein, dass man ihn an das Kopfstück gelegt hat.
    Genau in diesem Moment ging die Türe auf. Schon ein wenig schläfrig vom Wein wandte Piso seinen Blick hin zur hineintapsenden Sklavin. Die Syrerin näherte sich und begrüßte scheinends erst die auf ihrem Rücken sitzende Räterin, bevor sie ihn selber ansprach. Piso machte sich in seinem Innersten eine Notiz, ging aber nciht weiter darauf ein.
    Semiramis schien verängstigt. Soso, Angst hatte sie wohl. Der Flavier betrachtete sie ausgiebig, ergötzte sich am Anblick der makellosen Äpfel, die der Syrerin an der Brust gewachsen waren. Mit einem Grinsen wandte er sich zu Pulcher. “Semiramis, das hier ist Curatius Pulcher, mein alter Freund. Pulcher, das hier ist Semiramis. Sie wird uns heute...“ Er grinste zur Sklavin hin. “...verwöhnen.“ Er nahm noch einen Schluck Wein.
    “Semiramis. Du nimmst dir die Schüssel voller Trauben hier...“ Er deutete vage auf eine, die am Tisch rumstand, ein großes und fülliges Teil. “...und du stopfst uns die Trauben in den Mund. Jede einzelne, nach und nach. Zuerst mir, dann Pulcher, und dann wieder von vorne, abwechselnd also. Hinsetzen kannst du dich ja an der Tischkante.“ Er schloss die Augen, grinste abermals beschwipst, machte den Mund auf und machte so laut, dass es sogar die schwülstige Musik übertönte: “Aaaaah...“ Denn diese Belustigung wollte er sich nicht entgehen lassen.

  • Kaum hatte sie sich bemerkbar gemacht, streiften sie bereits wieder die gierigen Blicke des Flaviers. Seltsam fühlte sie sich an den vergangenen Abend zurückversetzt. Mit dem klitzekleinen Unterschied, daß Piso sich diesmal Verstärkung besorgt hatte. Sobald sie den Namen des Besuchers erfuhr, schwang ihr Blick zu jenem hinüber. Dieser Curatius Pulcher machte auf die Syrerin mindestens einen genauso schwulstigen Eindruck, wie Piso es selbst tat. Kein Wunder, daß die beiden Freunde waren.
    Semiramis Blick jedoch konnte nicht lange auf dem Besucher ruhen, denn schon folgten die Anweisungen Pisos. Als sie registrierte, was sie tun sollte, war sie mehr als sprachlos, was allerdings nicht weiter schlimm war, da ihr soeben die kinnlade nach unten geklappt war und sie es ohnehin vorzog, zu schweigen. Doch sie begann sich selbst zu fragen, was dieser Tag noch bringen sollte. Was hatte sich der Flavier nur für sie ausgedacht? Nachdem sie ihn am Abend zuvor so gedemütigt hatte, würde heute nun sicher die Strafe folgen. Und eigentlich hätte sie Piso mit nichts mehr überraschen können.
    Nach kurzem Zögern schien es, als seien Pisos Worte in ihrem Hirn angekommen.
    "Wie du wünschst, Herr," erwiderte sie kurz. Sie nahm sich die Schale mit den Trauben und ließ sich zwischen den beiden Männern an der Tischkante nieder.
    Hier auf Augenhöhe mit den beiden Römern empfand sie plötzlich Ekel vor ihrer Aufgabe. Wenn sie sich die leckeren, prallen Trauben so anschaute, die sie nun abwechselnd in die Münder dieser beiden degenerierten Gestalten stecken sollte, drehte sich ihr der Magen um.
    Widerwillig zupfte sie die erste Traube ab und schickte sie auf die Reise zu Pisos Mund. Als die Traube es schon fast geschafft hatte, begann sie zu zittern. Warum sie das tat, wußte wohl Semiramis selbst nicht. Vielleicht fürchtete sie, der Flavier könne ihr die Finger ablecken oder sie gar beißen.
    Aber da half nur eins, Augen zu und durch. Schnell drückte sie ihn die Traube in den Mund, zog dann schnell ihre Hand wieder zurück, um den anderen Römer bedienen zu können.
    Bei Curatius Pulcher empfand sie nicht weniger Ekel. Aber ein kurzer Blick in die Schale verriet ihr, es waren unglaublich viele Trauben darin.

  • Pulcher, den tatsächlich mehr mit Piso verband als nur der Anfangsbuchstabe des Cognomens, grunzte vor lauter Kichern. Genauso, wie Piso Ehrenmitglied des Gesangsvereines von Colonia Pompeia in Anatolien war (ein Titel, den er sich übrigens um nicht einmal geringes Geld erkauft hatte), war Pulcher Ehrenmitglied des Dichtvereines von Praeneste unweit von Rom, ein Titel, der weitaus mehr gekostet hatte als der des Flavius Piso, schließlich war es bis Praeneste von Rom aus nur ein paar Meilen.
    Und er teilte mit Piso auch das selbe weibische, falsettige unkontrollierte Lachen, welches sich vor allem aus dem Vergnügen speiste, die der wahre Patrizier aus der Verarschung von Sklaven zog. Derweil schien Semiramis endlich die Worte, die Piso sprach, wahrzunehmen. Pulcher starrte ihr unverhohlen auf ihren Vorbau, während Piso sein Augenmerk auf die langen schlanken Beine setzte, die sich unterhalb des Stoffes ihres Gewandes abzeichneten.
    Pisos Mund formte sich zu einem breiten Grinsen, als Semiramis seinen Befehlen Folge leistete und ihre Hand mit der soebn abgepflückten Traube seinem Mund näher brachte. Was war denn das? Sie zitterte? Piso ließ sie zittern. Ihm eine Ohrfeige geben! Ihm! Sollte sie doch zittern. Er riss seinen Schnabel auf und wollte tatsächlich mit seiner Zunge noch die Finger von Semiramis in einer obszönen Geste abschlecken, ließ es dann aber sein. Denn Semiramis zog ihre Hand so schnell zurück, als würde sie sich an Pisos Lippen verbrennen.
    Der Flavier zerkaute langsam und bedächtig seine Traube, während er hinüberlinste zu Pulcher, dem Semiramis ebenfalls eine Traube nun zusteckte.
    Als Semiramis sich zum Curatier zuwandte und kurz in die Traubenschüssel schaute, also wohl abgelenkt war, beschloss Pulcher, dass es eigentlich nicht die Trauben waren, die er wollte. Vielmehr waren es andere, ähnlich pralle und volle Gegenstände, von denen er träumte, sie zwischen seinen Zähnen zu erpacken.
    Pulchers Arme schossen nach vorne, als er betrunken versuchte, sie an ihren wundervollen Brüsten, die ihm innerlich wie Melonen erschienen, zu ergreifen. Gleichzeitig klapperte er gar schauderlich mit seinen Zähnen, hoffend, er könnte damit den Busen der schönen Syrerin zu erhaschen.

  • Der Ansatz zu einem Seufzer war schon da gewesen. Die unverblümte Tatsache, nichts am eigenen Schicksal ändern zu können, sich dem Willen ihres Herrn unterwerfen zu müssen und dann auch noch dieses dämliche Gekichere dazu, wäre schon ausreichend gewesen. Nicht aber das, was sich Semiramis Augen bot, als sie wieder aufsah, um den Curatier mit einer Frucht zu versorgen. Dieser schmierige Lustmolch war nach ganz anderen Früchten aus, wie sie Semiramis in ihrer Schale hatte. Gierig begannen seine Hände nach ihren Rundungen zu grapschen. Doch damit nicht genug! Es schien, als wolle er sie zur Gänze verschlingen. Sein widerliches Zähneklappern, der sabbernde Mund, der nach ihr schnappte, all das, war um ein Vielfaches schlimmer, als die jämmerlichen Annäherungsversuche des Flaviers, die lediglich aus Liebeskummer geschehen waren. Den Curatier mit einer Ohrfeige zu strafen, genauso, wie sie es am Vorabend mit Piso getan hatte, dazu hatte sie nun nicht mehr den Mut. Denn die Konsequenzen die daraus erwuchsen, waren mit Sicherheit beträchtlich, um nicht zu sagen, schmerzlich. Schon die letzte Ohrfeige hatte sie in einen tiefen Konflikt gestürzt. Schließlich hatte sie sich vorgenommen, von nun an, gehorsamer zu sein, da ihr ja endlich bewusst geworden war, wie endgültig doch ihre Lage war. Piso nun vor seinem Freund zu demütigen, hätte wohl diesem Vorsatz nicht gerade entsprochen. Ihren Stolz und die damit verbundene Absicht, ihre Jungfräulichkeit zu verteidigen, war so oder so sinnlos geworden. So sinnlos, wie Sand in die Wüste zu tragen. Ihre Unberührtheit war keinen Quadrans mehr wert, da Sklaven für gewöhnlich nicht heiraten durften. Also, warum sich deswegen Ärger einhandeln?
    Curatius Pulchers Bestrebungen hingegen, gingen weit darüber hinaus. Er war im Begriff, sie nun endgültig zu einem Gebrauchsgegenstand zu degradieren.
    Um seinen Nachstellungen zu entgehen, wich sie zurück. Dabei ließ sie die Obstschale fallen, deren Inhalt nun über den Marmorboden kullerte. Jedoch war ihr Rückzugsgebiet recht beschränkt gewählt, da sie im Rücken bereits die Tischkante spürte.
    Oh, wie sehr bereute sie, was sie getan hatte! Hätte sie sich Piso doch nur hingegeben, als es noch Zeit dazu war! Dann hätte er sie jetzt nicht zu Freiwild erklärt. Auch wenn sie von ihm keine Hilfe zu erwarten hatte, gingen ihre flehenden Augen zu ihm. Und nicht nur die Augen, der Rest folgte auch noch, indem sie zu seiner Kline rutschte, um dem Curatier mehr als deutlich zu machen, wie die Besitzerverhältnisse gelagert waren. Wenn der Flavier jetzt Manns genug war, beschützte er sie und überließ sie nicht diesem brünstigen Lüstling.

  • Der Curatier geiferte wie ein Hund. Pulcher wedelte mit seinen Händen vor Semiramis hin und her, mit der eindeutigen Intention, sie zu begrabschen. Dass Semiramis nach hinten gerutscht war, voller Ekel, bemerkte er gar nicht. Denn wie sollte eine Sklavin sich widersetzen? Pulcher hatte noch nie von so etwas gehört. Sklaven gehorchten. Einmal in der Villa Curatia, wo er sie dann und wann für diverse ästhetische Experimente einsetzte, die aber um einiges kerniger waren als die zimperlichen Vorstöße des Piso (was damit gemeint ist, wird an dieser Stelle nicht weiter beschrieben, aber der Schreiber appelliert an die Fantasie der Leser und -rinnen).
    An dieser Stelle wurde der Gedankenfluss des besoffenen Curatiers aber unterbrochen. Denn ein “HE!“ schallte durch den Raum. Piso hatte sich ein wenig aufgestemmt. Ein sonderlicher Kraftlackel war er ja nicht, aber es reichte aus für Frauen und, um sich selber in eine andere Lage zu bringen. “Das, Pulcher, ist sowas von...“ Hätte es dieses Wort bereits gegeben, hätte er „nicht cool“ gesagt. Allerdings stand die Sprache des William Shakespeare und der Margaret Thatcher damals noch nicht zur Verfügung, um sich an ihrem Vokabularium zu vergreifen. Aber wozu in die Ferne schweifen, wenn das Glück liegt so nahe? “Sowas von nicht ästhetisch!“ Pulcher hielt mit seinen wirbelnden Armbewegungen inne. “Watt?“, brachte er hervor mit lallender Stimme – hier wurde es wohl klar, dass Curatius Pulcher betrunkener war als Piso, welch Wunder, schließlich hatte Pulcher schon deftig vorgeglüht. “Aber... so schöne Ti...“, begann er, als ihm das Wort abgeschnitten wurde. “Die nicht dir gehören.“ “Äh, ja. Äh. Aber ich habe mir gedacht...“ “Du hast keine Vorstellungen von der Ästhetik! Schau dir Pythagoras an, er etablierte das ästhetische Ideal. Weißt du, wie weit du davon entfernt bist?“ “Du bist doch ein Mathematiker, bist du doch. Ästhetik liegt im Auge des Betrachters.“ “Du verwechselst Schönheit und Ästhetik.“ “Ah, und ein Jurist isser auch noch. Jetz aber...“ “Tatsächlich sind die Gesetzmäßigkeiten... hiergeblieben!“
    Ob Pisos Gedanke, dass Semiramis gedachte, sich vom Acker zu machen, richtig war oder nicht? Auf jeden Fall bedeutete er ihr, sich zu ihm zu begeben. “Weißt du was? Wir fragen die Betreffendene. Semiramis, du gibst mir sicher Recht!“ Er nickte suggestiv zu der hübschen Syrerin hin. “Ästhetik ist es nicht, wenn man sich am Eigentum eines anderen vergreift, ohne dass man die Erlaubnis des anderen hat. Oder?“ Fast schon funkelte Eifersucht aus den Augen des Flaviers. Nun, nicht immer bekam man am Markt eine so Hübsche wie Semiramis. Denn auch wenn Piso sein Herz schon längst an eine komplett andere Frau verschenkt hatte, und er genug hatte, was er gegen Semiramis halten konnte, so wusste er das klassisch schöne Aussehen der Syrerin durchaus zu schätzen. Anschauen ja, gerne. Aber Angreifen war eine ganz andere Sache!

  • Selbst als Semiramis bereits mit dem Rücken zu Wand stand, beziehungsweise zur Tischkante hockte, ließ dieser Widerling nicht davon ab, sie zu bedrängen. Es war wie im Alptraum für die Syrerin, inmitten einer Schlangengrube zu sitzen, ohne die Aussicht auf Rettung. Jedoch vollkommen unerwartet kam dann doch noch die Wendung in diesem abscheulichen Spiel. Offenkundig verlor nun auch der Flavier seine Geduld, was die Nachstellungen seines Freundes betrafen, der zweifelsohne schon etwas mehr Bacchus gehuldigt hatte und daher wohl nicht mehr so genau wusste, wo die Grenzen des guten Geschmacks und von mein und dein lagen. Pisos empörter Aufruf ließ nicht nur den Curatier innehalten, ebenso ließ er die Sklavin voller Schreck aufhorchen. Ein kleiner Funke Hoffnung stieg in ihr auf. Doch der Wortwechsel zwischen den beiden Römern, der nun folgte, verwirrte sie nur wieder. Sie hatte keinen blassen Schimmer, wovon die beiden schwafelten. Offenbar war auch Piso weitaus mehr besoffener, als sie angenommen hatte. Doch bei genauer Betrachtung fällt dem geneigten Leser auf, dass der gute Flavier gar nicht so anders daherkam als sonst, sprich im nüchternen Zustand. Blieb jedoch nur noch die Frage offen, wann ein Römer wie Piso, der tagein tagaus verdünnten Wein den Vorzug gab, statt sprödes Essigwasser oder verdünnten Fruchtsaft zu goutieren, tatsächlich nüchtern war.
    Doch kommen wir wieder zu der angstvoll zitternden Syrerin zurück, die zwischen den beiden Römern am Boden saß und auf bessere Zeiten hoffte. Sie empfand es als einen Akt der Gnade, als Piso ihr bedeutete, sich zu ihm zu begeben. Schnell rutschte sie an seine Kline heran, so dass der liebestolle Curatier sie nicht mehr begrabschen konnte.
    Indes wanderten ihre Augen von dem einen zum anderen Römer. Sie verfolgte jedes Wort, was gesprochen wurde, auch wenn sie gerade nur Kolosseum verstand. Erst als Piso das Wort an sie richtete und er demonstrativ dabei nickte, blieb ihr Blick an ihm haften. Sie brauchte etwas, um zu verstehen. Das war genau einer jener Momente, in denen es besser war, seinem Herrn nicht zu widersprechen. Sie würde nicht noch einmal diesen dummen Fehler begehen und Piso zu erzürnen. Also nickte sie brav, so wie es Piso ihr ja bereits suggeriert hatte. Sie nickte auch noch als er ihr diese seltsame Frage stellte, über Ästhetik und diesen ganzen Schmarrn, welches jenseits ihres Verständnisses lag. Doch irgendwie merkte sie schnell, dass es wohl besser war, verneinend den Kopf zu schütteln, um dem Herrn zu gefallen.

  • Piso, der so, wie er jetzt tat, eigentlich auch war, wenn stocknüchtern sein Zustand war, hatte, das nebenbei noch immer Phrima am Rücken hocken, die aber nicht mehr wie bisher weitermassierte, sondern innegehalten hatte, um das Spektakel sich anzuschauen. Phrima war durchaus erschrocken gewesen, als der Curatier so hastig nach Semiramis gegriffen hatte. Die etwas unlockere Räterin kam nicht umhin, Semiramis für ihre Lässigkeit und ihre Nonchalance zu bewundern, auch wenn diese Eigenschaften die Syrerin bei dieser Begebenheit nun wahrhaftig verlassen hatten. Astrate hingegen, auf Pulchers Rücken, war durch wenig zu erschüttern, unverdrossen massierte sie weiter, und Piso musste erst einmal die Hand heben, um ihr zu bedeuten, aufzuhören mit ihrer Massiererei. Der Flavier sah, wie Semiramis ihm zustimmte durch ihr Nicken. Sie tat gut daran. Generell, ihm zuzustimmen, und in dieser partikulären Situation ebenfalls, denn vielleicht wäre es Piso noch eingefallen, wenn sie nein gesagt hätte, sich es anders zu überlegen und sie zurück zu Curatius zu stoßen.
    Aber so sah er sich bestätigt. Er grinste. “Was habe ich dir gesagt? Wirst du dich benehmen?“ Pulcher sah ihn kläglich an, bevor er nickte. “Ja...“, maunzte er. Piso blickte höchst zufrieden drein. “Fein. Sehr fein. Sehr, SEEEEHR fein. Dann weiter frisch ans Werk. Und erinnere dich, Pulcher, schauen ja, aber grabschen, nein. Wenn jemand grabscht, dann ich. Haltest du dich daran?“ Pulcher nickte. Was blieb ihm auch anderes übrig? Er war knapp entgangen, sich mit Piso zu verscherzen, und das würde bedeuten, nie mehr ein luxuriöses Mahl zu zweit in der vol;len Entfaltung der patrizischen Dekadenz bei Piso!
    “Fein. Sehr fein. Sehr, SEEEEEHR fein.“ Vielleicht sollte er diese Ansage zu seinem Markenzeichen machen, dachte sich Piso, der den Gedanken dann aber verwarf und lieber nochmals dem Wein zusprach. “Aber zum Anschauen ist eine bekleidete Sklavin schon dröge... um ehrlich zu sein. Semiramis, bevor zu mit deinen Trauben weiter machst, sei ein Schatz und zieh doch erst einmal deine Tunika aus.“ Er grinste. Semiramis nackt war eine wahre Pracht, und damit wollte er auch ein bisschen bei Curatius Pulcher protzen. So schöne Sklavinnen hatten die Curatier unter Garantie nicht. Unter Garantie! Denn Semiramis, so was wie sie gab es selten zu kaufen. Piso umgab sich gerne mit solch schönen Sahcen wie sie, denn, um ehrlich zu sein, sie war eine Sache. Auch wenn Piso sie fast schon mochte, dann und wann, denn Semiramis verstand es, auf eine ansprechende Art und Weise kratzbürstig zu sein. Und sie war herzallerliebst anzuschauen. Also zeigte er ise gerne her. Solange der Typ ihm nicht seine Ware mit seinen schmutzigen Fingern bekrabbelte! Darauf reagierte Piso, wie zu sehen war, allergisch.

  • Ja, Semiramis hatte das Richtige getan! Ihrem Herrn und nur ihrem Herrn bestätigend zuzunicken, war das Klügste, was sie machen konnte. Und sie spürte, wie es Piso gefiel. Innerlich entspannte sie endlich wieder. Ja, sie hatte diesmal keinen Fehler mehr gemacht. Mit etwas Glück vergas auch der Flavier alles, was bei ihrem letzten Beisammensein geschehen war. Ja, die Syerin wog sich in Sicherheit, endlich wieder zurückgekehrt, in die wohlwollenden Hände ihres Herrn, bildlich gesprochen versteht sich. Und selbst wenn sich diesmal wieder seine Hand in Richtung ihres Pos verirren sollte, hätte sie sich diesmal nicht gesträubt. Diesen Fehler würde sie nicht noch einmal begehen.
    Beinahe schon mit einer wohldosierten Portion Schadenfreude sah sie zu dem elenden Lustmolch hinüber, aus dessen Fängen ihr Herr sie soeben gerettet hatte. Sie lauschte Pisos Belehrungen, die er dem Curatier angedeihen ließ, als sei es süßer Gesang und beobachtete die Demontage des curatischen Gastes, der immer mehr kleinlauter wurde und sich seiner Schuld bewusst war. Ja, Semiramis spürte in sich ein Gefühl der Dankbarkeit. Das alles hatte der Flavier nur für sie getan – glaubte sie. Nein, nein, sie konnte sich nicht irren. So sehr sie bisher Piso auch verachtet hatte, dies war ein Beweis seiner Zuneigung. Vielleicht begann sie den Flavier ja doch noch irgendwann zu mögen. Vielleicht würde sie auf diese Weise irgendwann wieder ihre Freiheit erlangen. Vielleicht…
    Semiramis fühlte sich fast schon trunken von all dem Wohlwollen, welches ihr widerfuhr. Zufrieden sah sie zu Phrima hinauf, der Räterin, die immer noch auf dem Rücken des Flaviers saß, aber längst nicht mehr massierte. So lächelte sie auch ganz entspannt, als Piso wieder das Wort an sie richtete. Vor lauter Dankbarkeit würde sie nun alles, oder sagen wir mal, fast alles tun. Es brauchte eine Weile, bis auch das letzte seiner Worte in ihr Hirn vorgedrungen war. Sei ein Schatz… Aber ja doch... Wie bitte! Ausziehen?


    Ach, es war ein Jammer! Die alten Sorgen um ihre ach so kostbare Jungfräulichkeit brachen wieder durch. Was war eine junge Frau in Damaskus denn schon noch wert, wenn sie sich erst einmal den männlichen Begierden hingegeben hatte? Nichts! Nicht einmal der Dreck unter ihren Fingernägeln war sie dann noch wert, wenn sie erst einmal nackt dasaß und begafft wurde. Wobei das noch ihre kleinste Sorge war.
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich augenblicklich. Das Lächeln war auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Unsicherheit beherrschte nun wieder ihr weiteres Handeln. Sie wollte es nicht wahrhaben, was sie soeben gehört hatte. Konnte sie sich so getäuscht haben? Natürlich hatte sie das, denn Piso war einfach nur Piso und nicht etwa ein strahlender Ritter, der sie befreite und dann war alles anders. Er konnte einfach nicht anders, als Piso zu sein. Töricht, wer anderes erwartet hatte! Ebenso wenig wie sie über ihren Schatten springen konnte, hätte sie dies von dem Flavier versprechen können.
    Zuerst wollte sie noch protestieren. Aber sie hatte Glück, dass sie sich anders entschied. Eine schnelle Einsicht brachte sie schließlich dazu, sich ohne Widerworte zu fügen. Zuerst warf sie den beiden Männern noch einige unsichere Blicke zu, dann begann sie die Tunika erst langsam und dann schneller über ihren Kopf zu schieben. Um ihren Körper vor den Blicken der beiden Römer zu schützen, verschränkte sie schnell ihre Arme vor ihrem Oberkörper. Ihre Augen wandte sie ab von Piso. Sie starb beinahe vor Scham.

  • Oh ja, Semiramis hatte das Richtige getan. Sie hatte Pisos überhebliche Selbsteinschätzung bestärkt. Und das, das tat dem Flavier gut. Er liebte es, wenn man ihm recht gab. Wenn man seine verworrenen und manchmal unlogischen Gedankenkonstrukte zu schätzen wusste, wie ein Betrachter avantgardistischer Kunst, dann blühte Piso auf.
    Und es brachte ihn auf Ideen, wie er seine Umgebung noch ein bisschen ästhetischer gestalten konnte. Denn wenn man ihm recht gab, das war für ihn wie eine Inspiration. Gute Diskussionen, so sagte man, gab es nur, wo sich zwei widersprachen, aber während nach außen hin Piso das sicher sagen würde, so sehnte er sich innerlich nach Folgern und Jasagern.
    Aber wozu hatte man den Sklaven? Sklaven, so dachte sich Piso, waren eine ganz formidable Institution. Man hatte somit Leute zur Verfügung, die man herumschicken konnte, und die man zu allem Möglichen zwingen konnte. Was eine sehr schöne Sache war, dessen war sich der Flavier sicher.
    Seine Vollmacht über seine Sklaven wurde wohl wieder mal manifest, als Semirmais gehorchte. Für eine Sekunde dachte sich Piso fast schon, dass sie aufbegehren wurde. Aber sie wusste, ihrer Gesundheit würde das nicht gut tun. Nein, sie hatte zu tun, was er sagte.
    Und so genoss er es, als sie die Tunika dann wirklich auszog, gleich zweimal so viel, wie ein normaler Mann das tat – wie zum Beispiel sein curatischer Freund, der gerade noch von Pisos Schimpferei emaskuliert worden war, seine virilen Kräfte aber wieder zurückkommen spürte, als er die wohlgeformten, ihm nun vollständig offenbarten Rundungen sah. Ein Speicheltropfen rann ihm aus seinem linken Mudwinkel heraus.
    Piso hingegen beäugte ihre Aktionen mit vergnügtem Gesichtsausdruck, bevor er zu Phrima hinaufgriff. “Eh, weitermachen!“, machte er unhöflich hinauf, und seine Kammerdienerin gehorchte auch auf Knopfdruck und massierte ihn weiter.
    “Massage ist eine ganz schöne Sache. Das ist mir eigentlich erst gekommen, als dieser Quintilier seine Massagesklavin mal mitgebracht hat. Sermo, genau, so hieß der, mein lieber Pulcher. Ich glaube, wer solche Ideen hat, ist durchaus genial... ach, Semiramis!“, machte er zur Syrerin, sich selber unterbrechend. Wie zusammengekauert sie da saß! Das war wirklich nicht das, was er sich vorgestellt hatte.
    “Komm schon, hock dich anständig an. Das tut dem Rücken nicht gut, wenn du so hockst“, gab er seine Meinung ab. “Oder hast du etwas an dir, worüber du dich schämen müsstest? Hmm?“ Er grinste blöd. Und ein wenig lüstern. Wobei das auch Betrunkenheit sein konnte, denn Piso hatte schon einiges intus, auch wenn er die schleppende Aussprache von Pulcher, welcher versuchte, seine Schmach von gerade eben zu vergessen, indem er sich direkt und ohne große Umwege ins Koma saufte, noch nicht hatte. Noch nicht.
    Der Flavier seufzte wohlig und streckte seine Arme ein wenig. “Machst du also jetzt weiter? Traube um Traube. Eine Traube für ihn, eine für mich. Ich war an der Reihe. Also... ahhh...“ Er machte seinen Mund auf, wie man es bei einem Medicus tat, der einem in den Mund zwecks Zahnhygiene schauen wollte.

  • Dies war einer jener Momente, da sich Semiramis wünschte, nie geboren worden zu sein. Es war ihr so peinlich, direkt auf dem Präsentierteller sitzen zu müssen und den lüsternen Blicken und sabbernden Mäulern ausgesetzt zu sein. Ihre Arme schlangen sich noch fester um ihren Körper. Wie ein Lamm unter Wölfen kam sie sich vor, ja genau, dieser Vergleich war wohl am treffendsten. So fühlte sie sich jetzt. Und die Bestien machten keinen Hehl daraus, was sie mit ihrem Opfer zu tun gedachten.


    Semiramis zuckte zusammen, als sie wieder ihren Namen hörte. Langsam gingen ihre Augen hinauf zu Piso. In ihrem Blick lag etwas flehendes. Aber Moment mal, was hatte er denn mit ihrem Rücken? Wieso sollte das für ihren Rücken nicht gut sein? Das verstand sie nicht. Im Augenblick hatte sie ganz andere Probleme als ihr Rücken. Oder hatte das doch eine tiefere Bedeutung? In Semiramis Kopf begann es zu arbeiten. Sie zählte eins und eins zusammen und kam immer wieder auf das gleiche Ergebnis, obwohl sie noch nie ein Leuchte in Mathematik gewesen war. Und überhaupt, Mathematik, sie wusste gar nicht, was das war. Hauptsache sie konnte ein wenig rechnen und wusste was herauskam wenn Mahmoud zehn Kamele hatte und sieben davon weit unter Wert verkaufen musste. Genau, Krach mit der Alten!
    Aber zurück zu der syrischen Sklavin und den beiden geilen Böcken.


    Semiramis schüttelte andeutungsweise ihren Kopf. Nein, sie hatte nichts an sich, wofür sie sich hätte schämen müssen. Aber deswegen musste sie doch damit nicht gleich hausieren gehen. Doch sie musste, denn da waren immer noch die vermaledeiten Trauben in der Obstschale, womit sie die beiden Römer füttern sollte. Zögernd löste sie die Umklammerung ihrer Arme und nahm Haltung an. Dann überwand sie ihren Ekel und stopfte eine Traube in Pisos Mund. Doch das Schlimmste stand ihr noch bevor. Den Curatier zu füttern, war noch weitaus ekelerregender.

  • Semiramis erwiderte gar nichts mehr. Und das war wohl gut, denn der Flavier mochte es nicht so sehr, wenn seine Sklaven aufmuckten. Und er hatte auch die Mittel, Maßnahmen zu setzen gegen insubordinate Sklaven. Das Loch im Keller der Flavier war ja in der Sklavenschaft bekannt. Berüchtigt, konnte man sagen.
    Und so war es auch kein Wunder, dass Semiramis seinen angetrunkenen Worten Folge leistete. Sie konnte nur verlieren, wenn sie das nicht tat. Und so konnte sich Piso nun am Anblick ihrer bloßen Brüste laben. Ah, wie schön sie waren. Rund und saftig. Wie schön es wäre, sie anzufassen. Aber davor scheute Piso dann doch zurück. Er hatte seiner Prisca treu zu bleiben! Denn wenn er sich an einer anderen verging, dann konnte er nur am Ende der Depp sein. Denn niemand reichte an sie hinzu! Auch nicht die Syrerin mit ihren üppigen Rundungen, deren schierer Anblick genug war, um ein Maß an Vernunft in ihm abzuschalten. Das war etwas, was das männliche Geschlecht gut beherrschte – zu glotzen und all das Blut, welches das Hirn benötigen würde, in sein Gemächt umzuleiten.
    Sein Augenmerk war tatsächlich so fixiert auf Semiramis und ihren Sexappeal, dass er die Traube, die ihn vor den Mund gehalten wurde, kaum bemerkte. Es war eine eher automatische Geste, dass er den Mund öffnete und sich jene hineinstopfen ließ. Der Traubensaft floss ihm über die Mundwinkel herab, während er bedächtig vor sich hinkaute, eine Bewegung, die untermalt war von den sachten Massagebewegungen der ewig duldsamen Phrima.
    Rücken, die hatten es Piso durchaus angetan, und so nahm er die Agen nicht von ihr, als sie sich umdrehte. Unten war der Po, und oben saß auf einem schwanenhaften Hals ein Wusch von schwarzen, seidigen Haaren. Mehr als genug war ein schöner Rücken, um einen Piso zu entzücken.
    Springen wir über Semiramis, von Piso zu Pulcher, dem es auch aus dem Mundwinkeln rann, doch war diese Flüssigkeit einer ominöseren Natur als der Traubensaft, der Pisos Lippen verkleckerte. “Oh, du bist eine Schöne... ganz besonders Schöne... lass mich dir streicheln...“ Er wollte schon seine rechte Hand ausstrecken, aber Astarte, deren punischer Namen untrügerisch ihre Herkunft aus der flavischen Sklavenzucht verriet, die auf Pulcher oben saß, ergriff jene. Es war kein Kunststück, Pulchers Arm zurückzuhalten, schließlich wusste jener in seinem Zustand ja kaum mehr noch, wie er hieß. Sie machte sich daran, ihm den Arm zu massieren, ohne dass er allzu laut protestierte, und zwinkerte Semiramis aufmunternd zu. Sie musste einfach nur brav weiter machen, bis sich die zwei Patrizier ins Koma gesoffen hatten, und dann würden sich die drei jungen Sklavinnen unauffällig zurückziehen können.

  • Semiramis hatte sich selten so verloren gefühlt. Was doch so ein bisschen Stoff alles bewirken konnte! Und erst der Verlust desselben! Nun denn, mit zitternder Hand stopfte sie den beiden Römern die gewünschte Frucht in deren Münder. Doch mit der Zeit konnte sie die Auswirkungen des nachhaltigen Weinkonsums beobachten. Zuerst war da noch ein lallen. Dann noch ein kurzes Aufflammen beim Curatier, welches aber fachgerecht von Astarte vereitelt wurde. (Dafür hatte die Sklavin jetzt einen gut bei Semiramis!) Und dann war da nur noch Stille, welches ab und an von einem Schnarchen unterbrochen wurde.
    Spätestens als die Weintrauben aus Pisos und Pulchers Mündern wieder ungekaut heraus kullerten, war sich die Syrerin sicher, ihre Arbeit beendet zu haben. Erleichtert ließ sie sich zusammensacken und schob sich nun selbst noch eine der süßen Trauben in den Mund. Geschafft! Zufrieden sah sie zu den beiden Sklavinnen auf.
    "Na gut, Mädels! Die haben genug von uns. Lasst uns gehen! Mit denen sind wir fertig!" Vorsichtig, ohne Lärm zu machen und somit das erwachen einer der beiden Römer zu riskieren, stellte sie die Schale zurück, hob ihre Tunika auf und zog sie sich wieder hastig über. Dann wartete sie noch auf Astarte und Phrima, bis auch diese sich von den beiden Männern erhoben hatten.
    "Das hast du richtig gut gemacht, Astarte! Dieses widerliche Ekel! Pfui!", sagte sie kichernd zu der Sklavin und spuckte kurz aus, um ihren Widerwillen noch stärker zum Ausdruck zu bringen, als sie sich langsam zum Ausgang schlichen.

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