Publius Curatius Pulcher
“Piso, Piso, Piso. Das nenne ich Luxus.“ Curatius Pulcher, der „Schöne“, sprach die Wahrheit, und zwar ziemlich genau, als ihm ein Sklave neuen Wein einschenkte.
Denn luxuriös war das Triclinium schon von vorne herein. Schließlich hatten die Flavier acht darauf gegeben, die Taten ihrer Vorfahren akribisch an der Wand aufzuzeichnen. Da war Vespasianus, ein charismatischer General und Ochsenschädel, dessen Schädel wohl nicht einmal der Druck von den größten Zangen des Reiches aufgebrochen hätte. Nun, Vespasianus hatte schon etwas, was Piso anmachte, denn geilerweise waren seine letzten Worte gewesen: „Weh mir, ich werde ein Gott“ – und das trat auch prompt ein.
Daneben Titus, aussehend wie sein Vater irgendwie. Im Triumphzug zurückkehrend von Jerusalem. Und zwar in einem pompösen Triumphzug, wie Piso ihn gerne einmal sehen wollte.
Domitian hatte man nicht abgebildet. Denn offiziell war er ja unter der Damnatio Memoriae. Aber das hielt freilich die Flavier nicht davon ab, über ihn zu sprechen, ganz frank und frei. Aber trotzdem, haben wollte man ihn nicht im Triclinium. Denn dort waren Gäste. Aber auf einer Wand war noch immer genug Platz für einen Kaiser. Den passenden Hintergrund, eine germanische Landschaft, den gab es schon.
Doch Piso hatte nun seinen eigenen, temporären, leicht abzuziehenden Touch hinzugefügt. Und zwar hatte er, unbenommen der eleganten Farbe der Klinen, sie mit rosa Stoff beziehen lassen (freilich würde er den Stoff anschließend wieder abnehmen lassen, er wollte ja keinen Ärger mit den übrigen Flaviern). Zudem hingen diverse fliederfarbene, gelbe und hellgrüne Stoffstreifen vom Mobiliar.
Die Fenster waren mit durchsichtigem roten Stoff überzogen, sodass der Raum eine rote-Laterne-Atmosphäre bekommen hatte. Paris, der Artifex, zupfte unwillig in einer Ecke an seiner Lyra vor sich hin. Leicht bekleidete Sklavinnen eilten herum. Zwei von jenen massierten, statt zu eilen. Phrima massierte Pisos Körper, Astarte Pulchers.
Piso und Pulcher derweil lagen auf ihren rosa bezogenen Klinen herum und stießen miteinander an. “Auf die Schönheit!“, lallte Pulcher, und Piso grinste. “Und auf dich“, erwiderte Piso, denn das mit der Schönheit, das nahm er auf sich bezogen wahr.
“Aber Trauben wären nicht schlecht...“ “Ja! Ich habe da so eine Idee...“ Er winkte eine Sklavin heran. “Hol uns mal Semiramis. Loslos.“ Er klapste ihr recht fest auf den Hintern, bevor er sich grinsend wieder Pulcher zuwandte. “Wenn sie kommt, weiß ich schon ganz genau, was sie dann auch mit den Trauben tun wird.“ Pulcher lachte besoffen, bevor er den Rest seines Weines leerte.
Reserviert