Wir hatten unsere Toten vor dem Lager im Wüstensand begraben, und Steine über ihren Ruhestätten aufgeschichtet. Es gefiel mir nicht, dass sie keine ordentlichen Scheiterhaufen bekamen – aber wo hätten wir das Holz hernehmen sollen? Das Gefecht war erst vorige Nacht gewesen, und nun waren sie schon unter der Erde, der Feldzug ließ in der Hinsicht keinen Raum für die üblichen Gepflogenheiten.
Die Sonne brannte vom Himmel, die Luft war noch immer erfüllt von Schleiern aufgewirbelten Sandes, und nun mischten sich auch die schweren Schwaden des Weihrauchs hinzu, als wir, gleich nach den Bestattungen, mit der Opferzeremonie begannen. Mars war es den wir anriefen, wie es beim Kriegführen eben so Brauch ist.
An den Gräbern brachten wir das Voropfer dar, dann marschierte die gesamte Legion (mal abgesehen von den Wächtern auf den Wällen und den Kundschaftern in der Umgebung) in einer langen Prozession zurück ins Lager. Die Legionsmusiker spielten dazu auf ihren Hörnern und Tuben eine getragene Melodie. Die Feldzeichen ragten hoch über unsere Köpfe, Helmbüsche und Soldatenmäntel wogten im Wind.
Vorneweg trug der Aquilifer den Adler, hinter ihm schritten einige Milites, die, auf ihre Scuta gehäuft, die in der letzten Nacht erbeuteten Waffen der Wüstenreiter trugen. Dann kam das Opfertier, ein stattlicher rotbrauner Stier, der mit Wollbändern um Stirn und Hörner geschmückt war, am Strick geführt von zwei kräftigen Legionären. Darauf folgten wir Offiziere, und die Priester, die unsere Legion auf dem Feldzug begleiteten, dann die Soldaten, Kohorte für Kohorte, Centurie für Centurie, zuletzt die Pferdeknechte, Trossfuhrleute und Sklaven.
Vor der Principa machte die Prozession halt. Dort hatten wir einen Feldaltar errichtet – das war gar nicht so einfach gewesen, denn natürlich gab es hier keine Rasensoden aus denen man die Dinger für gewöhnlich aufschichtet. Letztendlich hatte einer der Handwerker eine hüfthohe, rechteckige Bretterkonstruktion zusammengenagelt, die war mit Sand aufgefüllt, und darüber lag ein scharlachrotes Paludamentum ausgebreitet, so hatten wir doch einen ganz respektablen Altar. Ihn flankierten zwei große Bronzeschalen, in denen hoch die Opferfeuer loderten.
Die Soldaten verteilten sich in ihren Einheiten aussenrum, Platz war genug, da die Mannschaftzelte schon zum Weitermarsch abgebrochen waren. Da stand ich, inmitten eines Meeres von Legionären, und während die letzten noch zu ihren Plätzen marschierten, ging ich im Geiste nochmal durch was ich sagen wollte. Ein bisschen Lampenfieber hatte ich schon, doch der Praefectus hatte das in meine Hände gelegt, da konnte ich ja kaum einen Rückzieher machen.