Feldlager der Legio XXII | Die Wüstenblume

  • Der Schlauch wanderte aus seiner Hand in ihre. War das jetzt Zufall oder Absicht? Ich hatte keine Zeit weiter darüber nach zudenken, der Übersetzer kam zurück.


    Das war wieder eine viel zu spezielle Frage, die sie beantwortet haben wollten. „ Wir müssen gehen, sie sollen mir folgen. Und sag ihnen die Entscheidung liegt beim Praefecten.“ Der Eques bildete den Abschluss unseres kleinen Zuges. Wir reihten uns in die zweite Cohorte ein. In der Mitte, bei den Lasttieren war der beste Platz. Ich stand links neben ihr und ihm der Eques rechts. An einen der Esel hatte ich den Wasserschlauch gehängt. Meine Flasche war bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Der Übersetzter hielt sich schräg hinter mir auf. Wir standen und warteten auf den Abmarsch. „ Kannst du sie nochmal nach ihren Namen fragen, ich habe sie vorhin nicht verstanden. Der Höflichkeit halber, mein Name ist Decimus Massa.“ Es wurmte mich jetzt schon, ständig diesen Halbwilden als Mittler nehmen zu müssen. War es denn so schwer diese Sprache und wenn es nur ein paar Worte waren, zu lernen? Ich fasste einen Entschluss.


    Der Übersetzer stand bei ihnen. Er sprach ihn an. " Er will deinen und den Namen deiner Begleiterin wissen. Er heißt Decimus Massa. Er hat wohl ein schlechtes Gehör und hat sie vorhin nicht verstanden." Bei dem Nachsatz grinste er.

  • Es ging nicht anders, ihr Grinsen zog sich förmlich von einem Ohr zum anderen. Sie tauschte vielsagende Blicke mit Abay, formte mit den Händen einige Zeichen und deutete mit den Augen auf Massa´s Helm. Auch Abay war kurz davor, laut loszulachen, Neriman sah zum Dolmetscher und hoffte, er würde sich dafür eine gute Ausrede einfallen lassen. Abay hatte sich schnell wieder im Griff.


    "Neriman meint, das läge wohl an seinem Helm." Ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen, er holte tief Luft, bevor er weitersprechen konnte. "Mein Name ist Abay, ihrer Neriman Seba. Ich hoffe, sein Gedächtnis ist besser als sein Gehör und für dich hoffe ich, er lässt dich für deine Bemerkung nicht auspeitschen."


    Neriman fand die Bemerkung des Übersetzers alles andere als schlecht. Es lockerte die Stimmung und die Anspannung fiel allmählich von ihr ab. Nun mußten sie nur noch warten, bis sich der Zug in Bewegung setzte.

  • Ein breites Grinsen , die Blicke unter den Beiden und ihre Zeichen. Ich kniff die Augen zusammen. Sie meinte mich und meinen Cassis. War daran irgendetwas nicht in Ordnung, dass sie sich darüber lustig machte?


    Der Übersetzer sah heran nahendes Unheil in meinem Gesicht. „ Herr, sie hat sich vorgestellt, wie sie mit dem Helm aus sieht. Ihr Name ist Neriman Seba und er heißt Abay.“ Hoffentlich ließ sich der Römer drauf ein.


    „Ich glaub dir zwar nicht aber belasse es dabei.“ Ich war viel zu Milde mit ihm, aber ich brauchte ihn für die nächsten Stunden. In mir steckte viel zu viel Grieche, ich denke das gefiel Serapio an mir. Hoffentlich dauerte es nicht mehr allzu lange und wir marschieren los, sonst redete der Übersetzer mir noch ein Dromedar in den Bauch.



    Puh, das wäre beinahe schief gegangen. Der Übersetzer zwinkerte Neriman Seba zu und schickte ihr ein Lächeln bevor er hinter Decimus Massa stehen blieb und sich mit einem der anderen Übersetzer zum Zeitvertreib unterhielt.

  • Ihr Blick ging zwischen beiden hin und her. Wirklich überzeugend war die Antwort des Dolmetschers nicht ausgefallen, aber wohl originell genug, ihn zu besänftigen. Zufrieden schickte sie das Lächeln zurück. Nun standen sie hier und warteten. Unangenehm, diese Stille, Neriman überlegte fieberhaft, wie sie ein Gespräch anfangen könnte. Da fiel ihr Blick auf die vielen, abgebrannten Zelte. Der Überfall - das war etwas, über das sie gerne mehr erfahren hätte. Mit ein paar Zeichen brachte sie Abay dazu, für sie zu sprechen.


    "Hee, Übersetzer, wir hätten da ein paar Fragen." Er kam wieder zu ihnen, ganz Ohr für ihr Anliegen, wenn auch nicht sonderlich begeistert. "Die erste, wie heißt du eigentlich? Wir werden wohl noch einige Zeit miteinander verbringen. Unsere Namen kennst du ja bereits. Und dann frag ihn nach dem Überfall. Hier sieht es schlimm aus, wer war das? Und werden sie wiederkommen? Müssen wir uns Sorgen um unsere Leute machen?" Alles Fragen, die Neriman beschäftigten, Abay nicht minder. Aber ob der Soldat ihnen etwas darüber erzählen würde? Sie hatte ohnehin den Eindruck, dass es ihm unangenehm war, hier auf sie aufpassen zu müssen.

  • Er verneigte sich „ Der erste, der nach meinem Namen fragt ich fühle mich geehrt. Jasim heiße ich.“ Sein Grinsen war nicht zu übersehen. Von dem Überfall hatte er nicht viel mitbekommen, er hatte sich unter einem der Wagen versteckt. Mit der Frage wollte er den Römer nicht belästigen, er war schon gereizt. Er wollte warten, bis sich sein Laune gebessert hatte. „ Ohh, das kann ich euch auch erzählen. Die Kopflosen waren da. So nennen die Römer die Reiter der Blemmyer. Sie haben das Lager angegriffen. Es waren mindestens 100 mal 10 Reiter.“ Er zeigte seine Hände und übertrieb, nur ein kleines bisschen. „ Wir haben tapfer gekämpft. Ohne uns wären die Römer verloren gewesen. Ein paar von den Reitern sind davon gekommen und geflohen. Sorgen müsst ihr euch nicht machen. Sie sind in eine ganz andere Richtung geritten und sie waren nur wegen der Römer hier.“ Er nickte um es zu bekräftigen.


    Was machte dieser Halbwilde da. Ich beobachtete sie mißtrauisch, er war mir zu redseelig. Es war aber auch zum Auswachsen. Kein Wort verstand ich von ihrem Kauderwelsch und sie hatte mit ihm wieder nur Zeichen ausgetauscht. Eine Geheimsprache ? Verdächtig, wollten sie uns etwas vorenthalten. Wussten sie mehr als wir über die Reiter und was sie vor hatten. Waren sie zum auskundschaften hier? Warum hatte sie mich beobachtet. Wollte sie fliehen und dazu den geeigneten Moment abwarten, in dem ich unaufmerksam war. Nein, mein Aquila, der Tribun hatte gesagt Gäste. Gäste laufen nicht weg. Ich sollte die Aufgabe entspannter sehen und angehen.


    „ Heeee.“ Ich winkte dem Übersetzer zu. „ Komm her.“ Sofort, gleich, also mit einer stoischen Ruhe und ohne Hektik ging er zu Massa. „ Jasim, ist immer für dich da Herr.“ Erstaunt sah ich ihn an. Jasim hieß er, dann musste ich mir nicht mehr die Mühe machen und ihm sinnlose Bezeichnungen zuwerfen, damit er zu mir kam. „ Du bleibst dann auf dem Marsch immer bei mir , also in meiner Nähe...Jasim.“ Jasim nickte zufrieden, der Römer hatte sich seinen Namen gemerkt. Er wusste ihn jetzt noch. Später? Er zuckte für sich mit den Schultern.


    Ich sah mich um, der Praefect gab hoffentlich bald das Zeichen zum Abmarsch.

  • Als die Legionäre schließlich begannen auch Dragonums Zelt abzubauen gesellte sich der Legionskommandant wieder zu seinen "Gästen" der Dolmetscher war scheinbar in rege Gespräche vertieft, aber der junge Decimer hatte ihn im Griff. Hmm seltsam eigentlich das Dragonum sich den Namen des Jungen gemerkt hatte, wahrscheinlich weil er ein Decimer war und als Klient von Decimus Livianus fühlte Dragonum sich selbstverständlich verpflichtet auf dessen Familie ein Auge zu werfen ...


    "Wir werden uns gleich auf den Weg machen! Bereite sie darauf vor ... bedenke das sie mit Sicherheit noch nie 5000 uniformierte Soldaten an einem Fleck gesehen haben! Eques! Du kehrst zu deiner Turmae zurück, sicher gibt es noch einiges vorzubereiten!"


    Der Eques salutierte und entschwand, Dragonum hingegn warf den beiden Nomaden einen kurzen undeutbaren Blick zu und machte sich dann ebenfalls auf den Weg zu seinem Pferd, das am Fuß des Hügels bereits auf ihn wartete ...

  • Neriman zuckte zusammen, als er die Kopflosen, die Blemmyer erwähnte und begann zu zittern. Abay nahm ihre Hand und beide hörten weiter zu. Dieser Jasim war ein großer Aufschneider, allein die Art, wie er seinen Bericht vortrug. Abay konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Trotzdem war er besorgt. Denen war es doch egal, ob Römer oder Nomaden. Aber gesiegt hatten sie, diese Römer, vielleicht mussten sie dann doch keine Angst haben, wenn sie deren Gäste waren. Er drückte ihre Hand. "Ich glaube, wir sind hier sicher, und wenn sie wirklich in eine andere Richtung geritten sind... mach dir keine Sorgen, Neri."


    Ihr Bewacher wurde misstrauisch, seinem Gesichtsausdruck nach und wie er sie beobachtete. Und irgendwie wirkte er auch nervös. Wußte er etwa mehr als Jasim? Sicher, er gehörte schließlich zu den Soldaten. Sie war keineswegs beruhigt und hielt fest Abays Hand, als schließlich der Ältere wieder zu ihnen kam. Sein Zelt wurde abgebaut und wenn er tatsächlich der Anführer war, dann war das sicher eins der letzten. Nicht mehr lange, dachte sie, nachdem auch der andere ihrer Bewacher den Platz verließ. Zu gerne hätte sie gewußt, was der Anführer mit den beiden gesprochen hatte. So konnte sie nur versuchen, seine Stimme, seine Blicke und seine Gesten zu deuten. Kurz darauf war auch er weg. Nerimans fragender Blick lag nun auf Massa, der als einziger noch bei ihnen war, abgesehen von den Dolmetschern.

  • „ Jawohl Praefect.“ Ich salutierte und wartete bis er den Platz verlassen hatte. Wie sollte ich das erklären. „Jasim,(der heute am häufigsten gerufene Name) Beeil dich, sprich mit Abay, er und Neriman Seba sollen in meiner Nähe bleiben. Das ist ganz wichtig! Wir laufen zusammen. Sie werden ganz viele Legionäre sehen. In meiner Nähe wird ihnen nichts passieren ( bin ich ein Optimist bei 5000 Legionären :D )." Mir lief die erste Schweißperle die Schläfe herunter und das nicht wegen der Hitze. „ Ich zuerst, hinter mir Abay und Neriman Seba, du läufst als Letzter. Sind wir bei den Eseln und Wagen laufen wir wieder nebeneinander.“ Ich prüfte in der Zeit meine Ausrüstung und machte mich marschfertig. Dann ging ich los und winkte, sie sollten folgen. Ab und zu sah ich mich um. Das sie mir bloß nicht verloren gingen, der Praefect war momentan nicht zum Scherzen aufgelegt. Die 2. Cohorte rückte an die Spitze des Heerzuges.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!