Leander

  • Dieser Monat war doch ertragreicher, als Titus sich das so gedacht hätte. Vielleicht lag es am bevorstehenden Winter, dass einige noch dringend ein wenig Geld benötigten, um die kommenden Heizkosten zu zahlen, während andere noch auf der Suche nach dem perfekten Saturnaliengeschenk viel Geld loswerden wollte. Für eine kleine Risikogebühr stellte sich Titus Tranquillus da gerne als Vermittler zur Verfügung.


    “Quiriten! Bürger der Ewigen Stadt, kommt näher! Heute habe ich für euch wieder etwas Exquisites! Ihr sucht noch etwas Besonderes? Ich zeig es euch!


    Der junge Grieche bekam einen kleinen Stups, dass er sich ein wenig dem Publikum präsentierte.
    “Seht euch diesen Sklaven an. Direkt vom griechischen Land, noch unbefangen von den Einflüssen der großen Stadt! Seht euch seine schöne Gestalt an. Nicht so schüchtern, meine Damen! Gerade zwanzig Jahre jung, mehr oder weniger. Seht euch die sanfte Haut an. Keine Schwielen, keine Narben.
    Schaut her, meine Herren, die schlanke Gestalt. Ein hübscher Bursche, nicht?“

    Um den Sklaven aber nicht zu eindeutig in einer bestimmten Richtung anzupreisen – hübsch waren immerhin viele, das allein brachte keinen Gewinn – ging Titus noch auf seine anderen Vorzüge ein.
    “Doch er kann mehr, als nur dekorativ dastehen. Er hat Erfahrung in Verwaltung und Organisation. Euer Haushalt wäre bei ihm in absolut treuen und guten Händen. Und auch jede andere Aufgabe, die ihr ihm zuteilt, wird er ohne Klagen erfüllen.“


    Na, wenn das mal keine Argumente waren? “Das Anfangsgebot liegt bei 500 Sesterzen! Wer bietet?“


    Sim-Off:

    Die Versteigerung geht bis Montag, 19:59:59 Uhr - das bedeutet, alle Beiträge mit einem Zeitstempel ab einschließlich 20:00 Uhr werden nicht berücksichtigt. Editierte Gebotsbeiträge auch nicht. :)

  • Da war er nun also - in Rom, der ewigen Stadt. Erst tief in der Nacht hatte die Kolonne aus dem süditalienischen Hafen die Niederlassung des Sklavenhändlers erreicht. Da hatte Leander noch keinen genaueren Blick auf die Straßen erhaschen können - im Gegensatz zu jetzt. Als er aus den stickigen Gewölben nach oben geleitet wurde, erstarrte er zunächst einen Augenblick. Die pompösen Gebäude, die riesigen Plätze, die gewaltige Menschenmenge, dies alles kannte er so einfach nicht. »Oha«, entfuhr es ihm leise. Diesen Eindruck musste er erst einmal auf sich wirken lassen - bis er eher unsanft nach vorne gestoßen wurde. Nach einem missbilligenden Blick - er konnte es nicht ausstehen, grob behandelt zu werden - trat er daraufhin nach vorne um sich gezwungenermaßen der Menge zu »präsentieren«. Richtig wohl fühlte er sich nicht, noch nie hatte er im Mittelpunkt einer solchen Menschentraube gestanden, voll von interessiert dreiblickenden Bürgern, einfachem Volk, das eventuell auf ein Schnäppchen hoffte, sowie seinesgleichen, die eigentlich nur auf dem Durchmarsch waren, weil sie Geschäfte für ihre Herren zu erledigen hatten.


    Gespannt lauschte er, wie übertrieben der Händler ihn wohl anpreisen würde, um ihn möglichst schnell loszuwerden - was ihn überraschte. Legte man doch anscheinend mehr Wert auf äußere Akzente, als auf seine tatsächlichen Fähigkeiten, die das Dargestellte um einiges überragten. 8) Bei diesem Gedanken musste er leicht schmunzeln. Welch Ironie des Schicksals. Sein Körper und dessen Arbeitskraft wurden gerade verkauft, und er selber machte sich innerlich darüber lustig.
    Das Schmunzeln wich wieder einem neutralen, aber interessierten Blick. All diese Menschen, das faszinierte ihn einfach.

  • Lucius war nur zufällig auf dem Sklavenmarkt und eigentlich war er nur im Vorbei gehen sein Haushalt genug Sklaven aber der Händler hatte gesagt das der Mann Erfahrung in der Verwaltung habe. Das war prinzipiell etwas das er immer gebrauchen konnte. Sklaven die wirklich gut in so was waren sind schwer zu bekommen. Er begutachte den Mann kurz. Mit den weiteren Vorzügen die der Händler angepriesen hatte konnte er nichts anfangen. Es war ihm schlich egal ob der Mann Naben hatte oder nicht. Und das er sich nicht beklagen würde davon ging Lucius einfach aus. Der Mann war ein Sklave und wenn er nicht einfältig war und davon ging der Iulier aus wusste er das.


    „In wie Fern hast du Erfahrung mit Verwaltungsaufgaben? Was hast du bei deinen Bisherigen Herren gemacht?“


    Fragte er den Mann auf dem Podest.

  • Nicht dem Zufall, sondern vielmehr der Tatsache, dass dem jungen Flavier bei seinem letzten Besuch der Märkte bewusst geworden war, dass er bisher eines persönlichen Sklaven, für andere junge Patrizier seines Alters durchaus üblich, entbehrte, war es wohl zuzuschreiben, dass die flavische Sänfte an diesem Herbsttag erneut ihren Weg zum Sklavenmarkt gefunden hatte. Etwas kühler war es bereits geworden, der Winter rückte beständig näher, als Flaccus also das Angebot begutachtete, das der Händler dem etwas gelangweilt herumlungernden römischen Volk präsentierte. Bisher war durchaus interessante Ware feilgeboten worden, junge, hüsche Mädchen, kräftige Barbaren, doch nicht das, wonach Flaccus suchte. Dann allerdings wurde ein junger Mann vorgestupst, der durchaus ansehnliche Gestalt besaß und, wenn man den Worten des Händlers trauen durfte, auch etwas im Köpfchen hatte.


    "Hast du dich schon mit Philosophie beschäftigt, Dichtung oder Musik?", rief Flaccus in geschliffenem Attisch direkt dem Sklaven zu.

  • Etwas verwundert über das eher bescheidene Interesse des Volkes, ließ Leander seinen Blick weiterhin über die Menge schweifen. Sein Blick blieb irgendwann an einer Sänfte hängen, der man den Wohlstand des Besitzers sofort ansah. Ein unverdient reicher und dekadenter Römer vermutlich - wie in den Geschichten halt, die er von Freunden früher in Griechenland immer gehört hatte. Wieder war er etwas verwundert von sich selbst, neigte er doch sonst nicht zu solchen undifferenzierten Urteilen. Er sah es schon kommen, Rom würde einen ganz anderen Menschen aus ihm machen. Aus ihm, dem ländlich geprägten, ausgewogenen und gebildeten Griechen.
    Abgelenkt von seinen eigenen Gedanken registrierte Leander zunächst überhaupt nicht, dass er von einem Römer aus der Menge direkt angesprochen wurde. Demnach brauchte er einige Sekunden bis er schließlich antwortete: »Ich unterstützte meinen Herren in der Bestandsverwaltung und dem Vertrieb der auf seinem Landgut produzierten Waren.« So konnte man seine frühere Aufgabe doch tatsächlich recht gut beschreiben. Tagtäglich war er mit irgendwelchen Listen durch die Keller geeilt und hatte Lagerung wie Transport organisiert. Da die finanziellen und geistigen Mittel seines vorigen Besitzers auch eher bescheiden waren, blieb ein Großteil der verwaltenden Arbeit samt Papierkram eben an Leander hängen.


    Auch wenn er es damals gut gehabt hatte, hoffte er doch, in Rom zu bleiben und nicht auf ein Landgut mit ähnlichem Stress abgeschoben zu werden. Welch Vergeudung seines Intellekts. Daher sprach ihn die zweite Frage, die zu seiner Überraschung von dem bequemen Römer aus der Sänfte und auch noch in griechisch gestellt wurde, um einiges mehr an. Er zögerte einen Moment, um eine möglichst präzise Antwort zu geben. »Ich habe mir selber einige antike philosophische Schriften nähergebracht«, sprach er mit einem unsicheren Unterton, war es doch eine sehr vage Aussage über seine Kenntnisse. »Außerdem spiele ich recht passabel Flöte.« Er hatte in Latein geantwortet, interessierten sich doch bestimmt auch diejenigen potentiellen Käufer, die des Griechischen nicht mächtig waren, für seine Fähigkeiten.

  • Die Antwort des Skaven warf Flaccus zwar nicht gänzlich vom Hocker, ließ aber doch genügend vom Potential des jungen Mannes durchschimmern, sodass er, an Titus Tranquillus gewandt, mit klarer Stimme "700 Sesterzen bietet Quintus Flavius Flaccus." über die Plebs hinweg rief. Er hatte nicht vor, den Sklaven weiterer Proben seiner Fertigkeiten zu unterziehen, sondern würde hier ganz und gar auf die ihm eigene flavische Intuition vertrauen, stets das Beste und Richtigste zu tun. Immerhin würde er ihm durch sein hübsches Erscheinungsbild und sein Interesse an Bildung sicherlich angenehme Gesellschaft bieten, in welchen Bereichen er besonderes Talent aufzuweisen hatte, würde sich früher oder später ohnehin zeigen. Dann blickte er sich neugierig um, ob wohl ein anderer noch mehr Interesse an dem Sklaven zeigen würde und sein, ohnehin erhöhtes, Gebot zu übertrumpfen wagte.

  • Auch Aculeo schlug die Zeit tot und gesellte sich zu den anderen Zusehern die sich bereits vor dem Podium versammelt hatten. Zufällig erkannte er Iulius Centho in der Menge und stellte sich einfach daneben.

  • Gaius gesellte sich zu Lucius.Die beiden waren zusammen unterwegs gewesen und hatten sich dann auf dem Markt getrennt.Dann hatte Gaius das laute Anpreisen des Sklavenhändlers gehört und sich in dessen Richtung begeben.Vor dem Podest angekommen stellte er sich dann -wie bereits erwähnt- zu Centho.Neben diesem stand bereits ein Mann den Gaius noch nicht kannte.


    "Salve habe ich viel verpasst?Das Geschrei des Händlers kann man ja kaum überhören."

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • Verus war gerade auf dem Markt und stolperte mehr oder minder lustlos über den Stand von Tranquillus. Er beobachtete die Angebote und strich sich interessiert über den Bart. Dieser angebotene Sklave schien genau das zu sein, was für seine Tätigkeit als Procurator brauchte. Er brauchte einen Sklaven, der ihm half, die Texte und Schriften einzusortieren. Ein wenig gebildet sollte er schon sein und dieser Sklave traf genau das Bild, das Verus brauchte. Er meldete sich. "1000 Sestzeren," rief er, bevor jemand anders auf die Idee käme noch höher zu bienten. Verus war alt und wollte nicht die ganze Arbeit alleine machen. Eine helfende Hand wäre praktisch.

  • Sichtlich empört blickte Flaccus aus seiner Sänfte nach dem Mutigen, der es doch tatsächlich gewagt hatte, sein Angebot zu überbieten. "1200 Sesterzen" rief er rasch und würdigte den Decimer keines Blickes mehr.

  • Na, das lief doch schonmal weitaus besser als das letzte Mal. Prima, prima, Titus rieb sich die Hände. Schade, dass die beiden Herren sich nicht ein wenig eher hineingesteigert hatten, vielleicht hätte er doch noch einmal die Grenze von 20 Aurei knacken können. Aber Dreizehneinhalb war auch schon nciht schlecht.
    "Verkauft an den werten Mitbürger hier vorne" Dabei deutete er auf Decimus Verus und winkte ihm auch zu, damit er herantreten und über die Zahlungsmodalitäten reden konnte.
    "Wünscht du, ihn gleich mitzunehmen, oder sollen wir ihn an dein Haus liefern?" Bei dem Preis, konnte man auch ein wenig Service leisten.


    [sim-Off] 1350 Sesterzen an Staatskasse II bitte[/simoff]

  • Der Gentleman wusste eine Niederlage einzugestehen - so auch Quintus Flavius Flaccus. Schweigend, einen undruchdringlichen, eisernen Audruck auf der Stirn gab der Flavier den Sklaven ein kaum merkliches Zeichen, auf das hin jedoch die Sänfte sich sofort in Bewegung setzte und vom Ort des unrühmlichen Geschehens rasch sich entfernte. In Gedanken jedoch prägte Flaccus sich das Erscheinungsbild des älteren ein, um bei Gelegenheit gleiches mit gleichem vergelten zu können.

  • Als die ersten Gebote kamen, schwand das Interesse Leanders für die Auktion wieder. Es erinnerte ihn daran, dass hier auf einen Menschen geboten wurde, was ihn im Inneren verletzte. Doch letztlich wusste er, dass seine Möglichkeiten die bestehenden Umstände zu ändern relativ begrenzt waren. Er hatte sich einfach damit abzufinden, wobei er diese Phase schon vor langer Zeit durchlaufen hatte.
    Leander widmete nun also wieder den römischen Bauten seine Aufmerksamkeit. Sie beeindruckten ihn nach wie vor sehr, auch wenn die Fassade bei einer näheren Betrachtung durchaus bröckelte, und die schmutzigen Seiten zum Vorschein kamen. Hier bröselte der Putz der herrlichen Gebäudefronten und dort lagen Abfälle auf der Straße. Das Leben in Rom hatte nicht nur eine gute Seite. Wie die andere aussehen würde - so war sich Leander sicher - würde er schon noch früh genug erfahren.
    Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als der Händler das Ende der Auktion bekanntgab. Sofort suchte er den Glücklichen, der sich nun als sein neuer Eigner bezeichnen konnte. Dem Fingerzeig des Tranquillus nach, kam Leander auf einen etwas älteren, aber gutmütig und wohlhabend ausschauenden Mann, der auch sogleich hervortrat. Im Hintergrund konnte Leander nur noch die Sänfte des anderen Mitbieters von hinten erkennen. Er war wohl nicht an einem anderen Sklaven interessiert gewesen.


    Leander selbst blieb zunächst wo er war - auf der hölzernen Bühne - auch wenn er ein Stück nach hinten trat um Platz für das nächste »Objekt« zu machen.

  • Sieg! Verus frohlockete, denn nun konnte er lästige Arbeiten auf einen Sklaven abwälzen, wie Schriftrollen sortieren oder schlicht Botengänge. Den Partrazier ignorierte er gekonnt. Endlich weniger Arbeit für den alten Verus. Er drängelte sich durch die Menge und zog von seinem Gürtel seinen gut verschlossenen Geldbeutel. Es dauerte einige Sekunden bis er diesen geöffnet hatte und reichte dem Sklavenhändler dann sein Geld. "1350," zählte er ab und lächelte dann freudig zum Sklaven. "Ich wünsche eine Lieferung zur Casa Germanica. Ich werde ihn dort in seine Tätigkeiten einweisen." Den Sklaven jetzt mitzunehmen, das wäre töricht. Jetzt brauchte er ihn ja nicht. "Ich hoffe, dass du gut lesen und schreiben kannst. Du wirst nämlich als Cursor und Gehilfe fungieren," erklärte er dem Sklaven seine neuen Tätigkeiten. Er nickte. "Markiere den Sklaven auf Decimus Verus," orderte Verus noch, bevor er sich entfernte. Er hatte in der Tat ein gutes Geschäft gemacht. Der Sklave hatte ebenso ein gutes Geschäft gemacht, da Verus kein schlechter Herr war, denn er behandelte Sklaven größtenteils menschenwürdig und achtete ihre Persönlichkeiten. Er selbst äußerte sich einigen Sklavenhaltern sogar kritisch gegenüber. Für ihn waren Sklaven auch Lebewesen, zwar niedergestellt aber auch Lebewesen. Nun würde er noch einige Einkäufe erledigen und sich dann gemütlich zur Casa begeben.

  • Sim-Off:

    Ich wurde autorisiert, dass mal selber in die Hand zu nehmen. ;)


    Argwöhnisch verfolgte der Händler, wie der Käufer das Geld abzählte, um es anschließend sofort sicher zu verstauen. Anschließend wies er zwei seiner Gehilfen an, alles für den »Transport« Leanders in die entsprechende casa vorzubereiten. Dieser lies alles mehr oder weniger widerstandslos geschehen, auch wenn er den Lakeien ab und zu strafende Blicke zuwarf, packten diese ihn zu grob an.


    » Casa Germanica - Porta

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!