[Habitatio] Unterkunft des Centurio Cohors II, Centuria IV

  • Hadamar wehrte sich lachend, und von einem Moment zum anderen waren seine Zweifel verflogen – für den Augenblick jedenfalls. Es war einfach wie vorher, bis hin zu der Tatsache, dass er wie üblich keine Chance gegen Corvinus hatte. „Heeee... heemmpf!“ machte er, kam aber nur frei, weil Corvinus ihn wieder losließ. Er boxte ihn leicht in die Seite und tanzte dann weg von ihm, bevor der wieder nach ihm greifen konnte.


    „Naja, dieser Sklave halt. Linos heißt der wohl. Der den wir einfangen mussten. Der hat wohl eigentlich den Auftrag gekriegt. Der kleine Scheißer muss aber wohl den wachhabenden Tesserarius verarscht haben. Jedenfalls hat der – also der Tesserarius – offenbar geglaubt, dass der Sklave nur den Auftrag des Legaten vorbei bringt, und nicht, dass der das selbst machen soll alles. Jedenfalls: ich hab also nach der Abendwache das gesamte Lager abgeklappert, jede einzelne Centurie, annähernd 60 Leute.“

  • "Die kleine Made rennt also immer noch rum... scheint ja ein ganz gewitzter zu sein. Oder er kann Dinge die sonst kein Sklave hier kann sonst hätte der Legat ihn doch anders bestraft. Jedenfalls hat er dich ganz schön drann gekriegt und den Tessarius genauso... da kann er ja froh sein das er das Eigentum des Legaten ist sonst hätte er bestimmt ganz schön auf die Schnauze bekommen die nächsten Tage. Aber vielleicht kann ich da ja beim Legaten was erreichen... hin muss ich ja jetzt wohl...",


    Corvinus schien einen Moment zu überlegen.


    "Na gut räum mal eben die Tabulas vernünftig zusammen und dann seh zu das du Dienstschluß machst. Gibt bestimmt noch irgendwen im Lager der noch nicht gegen dich gewürfelt hat."

  • „Tut er, ja.“ Hadamar grinste schief und überlegte kurz, ob er Corvinus sagen sollte, dass er den Sklaven ja fast bewunderte dafür, wie er das hingekriegt hatte – allein schon die Idee zu haben, und dann auch noch den Nerv, das durchzuziehen. Aber er beschloss, dass es wohl besser war das unerwähnt zu lassen. Zum einen hatte Corvinus Recht, dass er dem Kerl am liebsten eine reingehauen hätte... und zum anderen, nun ja. Corvinus. Optio. Vorgesetzter. Er kannte Hadamar zwar, trotzdem war es wohl angesagt, sich ihm gegenüber zurückzuhalten, was all die Dinge betraf, die vielleicht nicht ganz so konform gingen mit all den Regeln und Vorschriften hier.


    „Ich hab keine Ahnung, ob der überhaupt bestraft worden ist...“ war also das einzige, was Hadamar dazu sagte, bevor er einen ziemlich wehmütigen Blick auf die Tabulae warf. Die sollte er jetzt noch zusammen räumen? Nach allem, was er eh schon hatte machen müssen heute, zusätzlich zu seinem normalen Dienst? Er schnitt eine Grimasse und unterdrückte ein Seufzen, eine Reaktion, die ihm bei einem anderen Optio vermutlich schon irgendeine weitere Aufgabe eingebracht hätte. „Ich mach's nachher, in Ordnung? Muss erst noch den Tesserarius von der Fünften holen, den will der Legat auch noch sehen. Wegen dem Sklaven und dem Auftrag und so.“ Jetzt seufzte er doch, bevor er schief grinste. „Ach geh, würfeln tun noch einige mit mir. Das Soldatenspiel, das ist es was kaum noch wer mit mir spielen will... weil man da mehr als nen glückliches Händchen braucht. Außerdem sind mittlerweile eh fast alle schon am Pennen.“

  • Corvinus schien auch noch was eingefallen zu sein denn er griff sich eine Schriftrolle die auf einer Ecke des Tisches lag und steckte diese ein.


    "Hätte er aber sollen, siehste ja wo das hingeführt hat, ich sach dir der Kerl wird immer weiter Ärger machen... so einen muss man gleich am Anfang brechen oder man kann ihn auch gleich freilassen... hat mein Vater jedenfalls immer gesagt."


    Mit gerunzelter Stirn hörte sich Corvinus den Rest von Ferox Ausführungen an.


    "Den auch noch... hähä die von der Fünften haben sowieso nicht alle Latten am Zaun... alle dumm wie Bohnenstroh. Der wird sich schön was anhören können denke ich mir."


    Corvinus blickte nochmal auf die Unordnung und dachte an das was Ferox über seine geliebten Spiele gesagt hat.


    "Hättest am Anfang halt auch mal die anderen gewinnen lassen sollen. Ist das nicht ne alte Bauernregel. Irgendwas mit Kühen die man nur melken soll aber nicht treten oder so? Aber lass mal die Sachen hier so liegen wenn du den Idioten von der Fünften auch noch holen musst. Ich mein sogar das der vorhin nach Wachübergabe abgehauen ist. Jedenfalls verdächtig ruhig bei denen. Senecio kann für seine scheiß Sprüche vorhin hier genauso gut morgen aufräumen und Wachpläne gibt es ja eh von der Principia."

  • Auch wenn Hadamar mit diesem ganzen Sklavenkonzept nicht ganz so vertraut war und er so ziemlich den Eindruck, dass das doch irgendwie noch mal was anderes war als in einer Munt zu stehen, nickte er zustimmend. Was diesen Linos anging, hatte Corvinus in jedem Fall Recht, der war einfach... aufsässig. Zu aufsässig für einen Sklaven. „Muss der Legat wissen, was er mit ihm treibt. Wer weiß, vielleicht kann er ja auch irgendwas besonders gut“, grinste er dann. Immerhin, der Kerl hatte Köpfchen. Hadamar fand schon, dass man damit, richtig eingesetzt, was anfangen konnte – aber vielleicht dachte er das auch nur, weil da ein bisschen sich selbst wieder erkannte, jedenfalls in dieser Aktion von heute Abend.


    „Najaaa... stimmt schon, die ham irgendwie nen Schaden. Musst mir dann erzählen was bei rausgekommen ist, das heißt, wenn du das mitkriegst“, meinte er, nur um bei den anschließenden Worten abzuwinken. „Absichtlich verlieren, meinst? Nä, das ist net mein Ding. Ich muss einfach nen paar Jungs finden, die besser sind als ich. Ich brauch da die Herausforderung, macht mehr Spaß“, grinste er. Und schaute dann erleichtert drein. Um gleich darauf den Hauch eines schlechten Gewissens zu haben, weil er sich nicht sicher war, ob Corvinus das nur machte, weil sie befreundet waren... aber er würde ganz sicher nicht ablehnen, wenn er ihm eine Aufgabe wieder wegnahm. „Mensch, danke dafür. Ich kann nachher ja noch mal reingucken, ob Senecio noch Hilfe braucht“, bot er trotzdem noch an, allein um zu zeigen, dass er nicht vorhatte das auszunutzen, und runzelte die Stirn. „Wie, abgehauen? Wohin abgehauen? Der hat aber doch net das Lager verlassen, oder?“

  • "Nee lass mal heute passiert hier nichts mehr."
    Kommentierte Corvinus kurz noch das Schreibtischdebakel.


    "Ich weiß nicht genau, also ich vorhin mal pissen war hab ich ihn mit ein paar Jungs aus seiner Centurie gehen sehen. Von der Richtung her würde ich sagen, Therme, Tor oder die Taberna innerhalb des Lagers... weißt doch die mit diesen besonderen Köchen..."

  • „Oh nee, bitte nicht!“ murrte Hadamar und verdrehte die Augen. Als ob er heute nicht schon genug herumgelaufen war... nein, da musste jetzt genau der Tesserarius, den er noch mal brauchte, einen auf freien Abend machen. „Dann mach ich mich mal besser auf den Weg und versuch, den Kerl aufzutreiben, damit der auch beim Legaten aufschlägt. Drück mir die Daumen, dass ich den schnell find...“ Mit diesen Worten verließ Hadamar das Zimmer und machte sich auf die Suche.

  • Ein paar Tage nach dem Appell tauchte Hadamar am späten Nachmittag, nach Trainingsende, vor der Unterkunft des Centurio auf, in der sich Corvinus in letzter Zeit häufig aufhielt, um irgendwelchen Kram zu erledigen – irgendwer hatte ihm erzählt, dass er auch jetzt da drin sein würde. Er klopfte und trat dann ein, ohne auf eine Antwort zu warten, schob die Tür hinter sich zu und grinste Corvinus an. „Hey, Alter. Hast nen Augenblick Zeit für mich?“

  • Corvinus blickte kurz hoch und erkannte Ferox.


    "Ich wünschte im Moment der Tag hätte doppelt soviele Stunden aber für einen meiner Brüder hab ich immer Zeit. Aber mach es nicht so lang und komm gleich zur Sache. Wenn ich heute wieder nicht zum laufen komme gehts irgendwem an den Kragen!"

  • Hadamar schnitt eine Grimasse. „Wie, du kommst noch net mal in der Früh dazu? Warum lassen die euch das grad jetzt alles allein stemmen?“ Ihnen fehlte nach wie vor ein Centurio – was in erster Linie mal eine Arbeitskraft weniger bedeutete in der Führung der Centurie, die wichtigste Arbeitskraft. Dazu kam, dass die meisten Unteroffiziere ja wie Corvinus neu waren und wenig Erfahrung hatten. „Naja, sag Bescheid wennst nen Partner brauchst, der dich zwischendurch mal rausreißt. Ich biet mich gern an“, grinste er dann. Nicht dass er so verrückt aufs Trainieren war wie Corvinus, aber Lauftraining musste sowieso immer sein, das war Standardprogramm – und wenn er Corvinus dafür ganz offiziell ein bisschen ärgern durfte, war es das wert. „Aber nee, ich brauch net lang. Ich wollt eigentlich nur fragen, ob ich heut Abend Freigang kriegen könnt. Nur in die Stadt rein, wie der Legat gesagt hat, und wird auch net lang dauern... zwei Stunden, vielleicht drei. Hab auch keinen Dienst mehr heute.“

  • "Nee das fehlt noch das ich wegen Schreibkram das Training vernachlässige. Am Ende marschieren wir in ein paar Wochen in die Schlacht um die Kaisermörder zu stellen und ich falle unterwegs mit Blasen aus.... niemals. Muss ja auch bald ein neuer Centurio kommen."


    Die folgende Frage erfreute Corvinus. Denn erstens zeigte es das Ferox sich nicht wieder rausschleichen würde, auch wenn er das eh nicht mehr erwartet hatte. Zweitens das er zugehört hatte und daher seine Abwesenheitsdauer so kurz bemaß. Naja und drittens hatte sich Corvinus gedacht das von seinen Contuberniumsbrüder soetwas kommen würde.
    Das erfragen nach Erleichterungen und Freigang bei Vorgesetzten war Gang und Gäbe in der Legion. Meistens passierte das dadurch das Centurionen, Optios und Tessarii mächtig Schmiergeld kassierten.
    Hier an dieser Stelle traf Corvinus für sich eine Entscheidung. Zum einen war er nicht sonderlich auf Schmiergeld aus. Er würde dieses alte gut funktionierende System sicherlich nicht unterbinden es aber auch nicht fördern. Es gab ja auch nichts für das er großartig Geld brauchte. Er hatte keine Frau im Cannabae, keine kostspieligen Hobbys wie Karten spielen und dergleichen naja und für das sparen an die Zeit nach seiner Entlassung wollte er jetzt auch noch lange nicht denken.
    Corvinus beschloss jedenfalls hier und jetzt und für immer von seinen Contuberniumsbrüdern keine Schmiergelder zu nehmen und dafür sich im Gegenzug darauf zu verlassen das sie ihn immer unterstützen würden.


    "Aber du bist vor dem letzten Signal wieder da. Ich glaube zwar nicht drann aber wer weiß was ein Bote am späten Abend bringt und eventuell marschieren wir ja schon morgen los. Was haste denn wenn ich fragen darf? Ich hoffe nicht schon wieder ein Beerdigung?"

  • Hadamar zögerte kurz und gab sich dann einen Ruck. „Also, wenn du stattdessen Hilfe beim Schreibkram brauchst, gib Bescheid. Ich werd langsam besser mit dem Zeug, und so lang uns der Centurio fehlt... Na ja, also, falls du was brauchst: du weißt ja wo du mich findest.“ Er grinste ein wenig schief – und gleich darauf breit, als Corvinus ihm die Erlaubnis gab. Bis zu seinem nächsten offiziellen Freigang hätte es noch gedauert, zu vermutlich für das, was er vorhatte, und es freute ihn, dass Corvinus ihn gehen ließ. Bei der dann folgenden Frage kratzte er sich kurz am Kopf und zögerte kurz, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Nicht, weil er Corvinus nicht vertraut hätte oder ihm nichts erzählen wollte – sondern weil er nicht so recht wusste, wie er anfangen sollte. Er hatte zwar hin und wieder von seiner Familie erzählt, von seiner Mutter und anderen Verwandten, wie sie ihn früher getriezt hatten wie Erwachsene Kinder eben so triezte mit Aufgaben und Vorschriften und Wünschen, und von seinen jüngeren Geschwistern, vom ganz normalen Familienleben eben. Aber er hatte bislang noch nie erwähnt, dass seine Familie in Mogontiacum nicht irgendwer war. Dass sie hier mittlerweile eine Menge Land besaßen. Dass sie mit der Freya Mercurioque große Teile des Handels in der Stadt kontrollierten und wirtschaftliche Verbindungen über Mogontiacum hinaus besaßen. Dass sie enge Verbindungen mit den Mattiakern hatten, die im Grunde die erste Bastion gegen feindliche Germanenstämme vor den Grenzen des Imperiums bildeten. Und dass Witjon Duumvir der Stadt war – nicht dass Hadamar wirklich genau wusste, was ein Duumvir einer römischen Stadt tat, aber er wusste, dass Witjon damit so etwas wie der Fürst von Mogontiacum war. Wenn auch auf Zeit. Hadamar hatte nichts davon erwähnt, seit er hier war, nie – weil genau das alles ja einer der Hauptgründe gewesen war, warum er sich überhaupt erst zur Legio gemeldet hatte. Weil er nicht wollte, dass ihm ständig die Errungenschaften seiner Familie vorgehalten wurden, weil er die Erwartungshaltung um sich herum nicht mehr ausgehalten hatte, weil er sein eigenes Ding hatte machen wollen, alleine, aus eigener Kraft, ohne dass seine Familie und deren Errungenschaften ständig über ihm schwebte, ihm zugleich Wege ebnete wie noch größere Erwartungen an ihn stellte. Jetzt allerdings gedachte er zum ersten Mal zu nutzen, was seine Familie zu bieten hatte. „Also... ich möcht mit Witjon sprechen. Also, Marsus. Duccius Marsus, das ist mein Onkel.“ Eigentlich eher Vetter. Aber Onkel passte besser, sowohl vom Alter her als auch von dem, was er erreicht hatte. „Er ist der Duumvir von Mogontiacum, und er hat nen Patron in Rom, irgendnen Senator... na ja, er weiß vielleicht was über die ganze Sache da mit dem Kaiser und so. Was der Legat erzählt hat, was da grad abgeht, ist ja irgendwie... komisch. Ich möcht einfach mal hören was er dazu sagt.“

  • "Danke für das Angebot ich weiß das zu schätzen. Im Moment krieg ich das mit Senecio ganz gut hin. Wenn du wieder da bist könntest du mir aber helfen beim zählen des Bestandes für den Marsch. Wo wir schon zusätzliche Bekleidung bekommen haben kann es wohl auch nicht schaden da ein wenig aufzustocken. Kennst du dich mit Maultieren aus?"


    Genau das war es was Corvinus als Gegenleistung von seinen Brüdern nehmen würde, ihre Unterstützung und Arbeitskraft.


    "Oh das wusste ich gar nicht das dein Onkel so ein hohes Tier ist. Dann hoffe ich mal er kann dir was neues erzählen was etwas den Nebel lichtet. Gibt ja Gerüchte das Senatoren den Kaiser ermordet hätten. Mehr Informationen schaden auf jeden Fall nicht und wir einfachen Soldaten müssen höllisch aufpassen das wir nicht unverschuldet auf der falschen Seite stehen."

  • „Mach ich“, nickte Hadamar. „Mit Maultieren? Schon, ja. Worum geht’s?“


    Auf die Bemerkung hin, dass Corvinus nichts von Witjons Position gewusst hatte, brummte Hadamar nur. So lange der Kumpel nicht fragte, hatte er nicht vor zu erklären, warum er davon bisher nichts erzählt hatte. War ihm einfach lieber so, wenn das kein großes Thema war – und erst recht nicht die Runde machte. „Ja, genau das hoff ich auch. Ich mein... was die falsche Seite angeht, haben wir wohl kaum ne andere Wahl als unserm Legat zu vertrauen...“ Was sollten sie auch sonst tun? Desertieren? Das war keine Option. „... aber mich nervt einfach diese... diese Ungewissheit. Und nichts tun zu können, außer abzuwarten.“ Und mit Witjon reden war wenigstens irgendetwas.

  • "Ich brauch noch jemanden der die Maultiere der Centurie prüft. Ich hab keine Lust wenn wir nach Italia oder sonstwohin marschieren das die Tiere zwischendurch die Grätsche machen. Kannst du das morgen übernehmen?"


    Mit gerunzelter Stirn hörte Corvinus sich die Sorgen von Ferox bezüglich der Ungewissheit an.


    "Ich denke mit der Wahl dem Legaten zu trauen haben wir eine gute Chance. Mein Vetter hat mir aus Rom geschrieben, dort ist es viel gefährlicher und es machen sich zwei Gerüchte breit wer der Mörder ist. Ich werde mit dem Legaten darüber sprechen und dann schaue ich weiter. Was die Ungewissheit angeht... ich glaube wir werden bald marschieren und genau deshalb werden wir uns in den nächsten Tagen vorbereiten."

  • „Klar, kann ich machen“, nickte Hadamar. „Ich quetsch das gleich in der Früh dazwischen und guck sie mir an.“


    Auch Hadamar runzelte leicht die Stirn, während er sich mit beiden Händen durch die Haare fuhr. „Marschieren. Wohin? Gegen wen? Weiß das überhaupt schon jemand?“ Er schnaubte. „Was hat dir dein Vetter denn geschrieben? Welche Gerüchte machen sich breit?“

  • "Sehr gut... eine Sorge weniger", quitierte Corvinus kurz die Sache mit dem Maultier.


    "Ich hab keine Ahnung wohin aber ich glaube kaum das wir noch ewig hierbleiben werden. Höchstens wenn sich auf der anderen Seite was regt. Hat dein Onkel nicht Verbindungen nach drüben? Wäre doch großartig wenn wir da was rauskriegen könnten ob es irgendwelche Stämme gibt die gerade angreifen können. Stell dir mal vor wir marschieren nach Italica, töten die Kaisermörder und wenn wir zurückkommen liegt ganz Germania in Trümmern.... kein schöner Gedanke."


    "Mein Vetter hat mir ne ganze Menge geschrieben, der will Politiker werden und schwafelt immer jede Menge. Am besten liest den Brief selber das ist wohl das einfachste. Aber ist natürlich klar das ich die darin stehenden Gerüchte morgen nicht im ganzen Lager hören möchte. Bei der Länge des Briefes wird das gleich ne gute Übung für dich."
    Den letzten Satz hatte Corvinus mit einem Augenzwinkern garniert.




    Ad:
    Lucius Helvetius Corvinus
    Legio II. Germanica
    Mogontiacum - Germania Superior


    Salve Vetter,


    ich hoffe du bist inzwischen in die Reihen der Legionäre etwas aufgestiegen und bist nicht mehr der kleinste in der Kette. Nachdem was mein Onkel und dein Vater mir vor meiner Abreise per Brief mitgeteilt haben, er hat ganz stolz berichtet wie du in den Reihen deiner Centurie marschiert bist bei Fest zu Ehren von Drusus, hast du zumindestens schon mal deine Grundausbildung gut überstanden. Ich bin mir sicher bei deiner Hingabe an den Dienst unter den Adlern wirst du bald schon erste Früchte ernten. Du wirst bestimmt dein Ziel erreichen und irgendwann Primus Pilus sein oder gar Praefectus Castrorum. Wobei ich mir dich auf dem Stuhl solch eines Mannes fern von allen körperlichen Aktivitäten und tief in den Verwaltungsarbeiten steckend kaum vorstellen kann. Wie läuft es denn mit den Frauen bei dir? Hast du endlich mal eine gefunden die dir gefällt oder die du zumindestens ansprichst? Lass dir eines gesagt sein ich habe mit großen Erschrecken festgestellt das der Roma-Stamm unserer Gens, den wir ja immer für den größten und mächtigsten gehalten haben auch nur noch ein Schatten seiner Vergangenheit ist. Zwar gibt es den Senator noch aber er befindet sich mehr oder weniger im Ruhestand auf einem Landsitz. Auch gibt es noch einige Häuser und Ländereien aber gerade die Zahl, es mögen insgesamt kein halbes Dutzend mehr sein, war doch sehr erschreckend. Also ein Grund mehr für dich endlich mal auch in dieser Sache tätig zu werden. Gerade du als Legionär, der jederzeit im Dienst sterben kann, sollte schnell daran denken der Gens Kinder zu schenken. Und jetzt komm mir nicht mit dem Thema Legionäre dürfen nicht heiraten. Das weiß ich natürlich aber denke nur an unseren Großvater. Er hat deinen Vater direkt nach seiner Geburt als seinen Sohn anerkannt auch wenn Großvater seine Frau erst nach seiner Entlassung heiraten konnte. Also du siehst sowas ist ohne Probleme möglich.
    Nun aber mal weg von den angenehmen Beschäftigungen mit Frauen hin zum Ernst des Lebens. Ich bin, wie du dir anhand des Berichtes über die Roma-Helvetier gedacht hast, inzwischen in der Hauptstadt unseres Imperiums angekommen. Ich hätte mir wahrlich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Aber von vorne. Zuerst bin ich nach Ostia gereist um dort die Casa die unserem Stamm gehört zu begutachten. Schließlich sollte sie mir ein Leben in Rom finanziell ermöglichen. Leider war sie in einem recht schlechtem Zustand und ich musste sie teuer renovieren lassen. Zwar konnte ich sie nun gut vermietenn aber wegen der Kosten für die Renovierung werde ich über lange Zeit mit wesentlich weniger auskommen müssen als erhofft. Da kam das Angebot vom momentanem Familienoberhaupt der Gens, Milo heißt er und ist noch recht jung, würd meinen hat noch kaum Haare am Beutel. Aber ich finde trotz der vielen Schläge die sein Stamm hinnehmen musste, das man ihn scheinbar quasi in Rom alleine gelassen hat und das er noch so jung ist macht er seine Sache gut. Ich denke jedenfalls ich kann mich mit ihm anfreunden und dann werden wir in Rom schon wieder dafür Sorgen das die Gens Helvetia einen guten Klang bekommt. Aber zurück zum Anfang. Nachdem ich die Sache in Ostia geklärt hatte machte ich mich also auf den Weg. Oder besser gesagt ich wollte es. Denn plötzlich kam das Gerücht auf der Kaiser wäre verstorben. Ich denke selbst ihr werdet es inzwischen gehört haben das es nicht nur ein Gerücht war und das er auch nicht gestorben ist sondern ermordet und mit ihm gleich seine ganze Familie wenn nicht gar die ganze Gens Ulpia. In Rom wurde umgehend von Praefectus Urbi eine Ausgangssperre verhängt was mich zwang erstmal ein paar Tage in der Nähe in einer Herberge unterzukommen. Dort überschlugen sich natürlich die Gerüchte und es hieß sogar das es zu regelrechten Aufständen in der Stadt kam die von Praetorianern und Urbanern blutig niedergeschlagen wurden. Nach einigen Tagen, ich glaube es war fast eine Woche, wurde die Ausgangssperre dann aufgehoben und ich konnte einreisen. Wie es in der Sache weitergeht bleibt abzuwarten die Stadt brodelt jedenfalls vor Gerüchten. Es heißt ein Senator, ein Tiberier oder so, sei nur noch als Leiche aus seinem Haus getragen worden und etliche kleine Trupps der Praetorianer waren durch dir Stadt gezogen und haben Senatoren verhaftet. Ein paar scheinen Ihnen entkommen zu sein. Heute hab ich jedenfalls in der Acta gelesen das gewisse Sextus Aurelius Lupus, Appius Cornelius Palma und Manius Flavius Gracchus zu Staatsfeinden erklärt worden sind. Wie es scheint weiß keiner genau wo die sind also halte die Augen auf. Es gibt ne hübsche Belohnung für ihre Ergreifung oder Hinweise über Ihren Verbleib. Ich will mich den Spekulationen nicht anschließen wer nun für den Tod des Kaisers verantwortlich ist. Im groben gibt es da zwei Meinungen. Die einen sagen es wäre der Salinator selber gewesen und wie ich heute auf dem Forum hörte scheint er Anstalten zu machen sich selbst auf den Thron zu setzen. Die anderen sagen es waren Senatoren die den Kaiser umgebracht haben. Naja jedenfalls anhand der Tatsache das etliche Senatoren tot, verhaftet oder auf der Flucht sind sieht man ja wer scheinbar gewonnen hat. Ich hoffe jedenfalls das der Bruder des verstorbenen Kaisers der neue Kaiser wird. In meinen Augen hat die Gens Aelia einfach Anspruch darauf jedenfalls mehr als irgendwer sonst. Das wäre für uns natürlich gut und für mich auch. Ich habe es so gut wie geschafft Senator Lucius Iulius Centho als Patron zu gewinnen und dieser ist der Klient eben von Lucius Aelius Quarto. Ja genau dem Lucius Aelius Quarto... das währe doch schonmal ein erster Schritt für mich um in den Ordo Senatorius aufzusteigen wenn ich der Klient des Klienten des neuen Kaisers wäre.
    Aber abwarten und nicht zu früh auf ein dann vielleicht falsches Pferd setzen. Ich habe Milo jedenfalls versprochen und werde es nicht nur aus Eigennutz einhalten nicht zu riskieren indem ich jetzt den einen oder anderen beschuldige der wahre Täter zu sein oder öffentlich dazu aussagen. Ich gebe dir nur den Rat pass auf dich auf genauso wie ich es tun werden. Diese Zeit bietet viele Gelegenheiten und auch viele Gefahren und zumindestens ein offen bekundete Freundschaft zu den Flaviern, Aureliern, Tiberien und Corneliern ist im Moment nicht ratsam.


    Also seh zu Bovis das du in der Frauensache tätig wirst und bis bald



    Vale Bene



    Tiberius Helvetius Varus






  • „Ja... zu den Mattiakern haben wir recht gute. Und die anderen Stämme... Mei, man trifft sich halt hin und wieder, hält Kontakte. Vor allem auf Things.“ Bei denen waren die Wolfrikssöhne ja auch immer dabei. Und was hatten seine Leute vom letzten berichtet? Genau, dass es Ärger gegeben hatte. Und war im Grunde auch logisch mit wem. „Die Chatten sind immer für Ärger gut... Entweder muss hier wer bleiben, oder die müssen sonst wie im Zaum gehalten werden.“ So sehr Hadamar erst hatte lernen müssen, sich in das Gefüge einer Legio einzugliedern, so selbstverständlich gab er sich nun, wo es um die germanischen Stämme ging. Obwohl er hier geboren worden war, obwohl er das Bürgerrecht von Geburt an gehabt hatte, waren es doch die Angelegenheiten der Stämme, die bei ihm Zuhause vorgeherrscht hatten. Römische Verwaltung – das war erst wirklich im Unterricht zum Thema geworden. Mit den Stämmen allerdings kannte er sich aus.


    „Götter ist der lang“, ächzte Hadamar und starrte halb in gespieltem, halb in echtem Entsetzen auf den Brief, den Corvinus ihm in die Hand drückte. „Mal ehrlich, wie kann jemand freiwillig so viel schreiben?“ Er verdrehte die Augen, drehte sich halb um, so dass er sich gegen den Tisch lehnen konnte, und warf Corvinus über die Schulter noch einen Blick zu. „Klar. Von mir erfährt da keiner der Kameraden was.“ Er grinste ihm noch schief zu und brummelte was, das verdächtig nach scheiß auf Übung klang – und vertiefte sich dann in den Brief. Und las. Und las. Und las.


    Und las noch eine ganze Weile weiter, mal mit sich dazu bewegenden Lippen, mal nicht, mal mit einem Schmunzeln auf den Lippen – vor allem anfangs –, die meiste Zeit aber mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck. Bis er schließlich wieder aufsah, zu Corvinus. „Das is... das klingt nicht gut.“

  • "Hmmm eins nach dem anderen...." gab Corvinus von sich und war wohl als Antwort auf die Sache mit den Chatten gemünzt.


    "Ich kann dich beruhigen, für seine Verhältnisse hat er sich noch halbwegs kurz gehalten. Ich kann dir sagen der kann reden ohne Luft zu holen und ewig lange auch noch. Wenn er mal Senator ist braucht er mindestens 4 Scriba und die Sitzungen bei denen er redet werden verlängert werden müssen... jedenfalls stelle ich mir das so vor."


    Corvinus nutzte die Zeit die Ferox brauchte um den Brief zu lesen und kritzelte irgendeinen Gedanken auf eine Tabula.


    "Nee gut klingt das nicht und wer weiß... was davon am Ende die Wahrheit ist und was Lüge... ich für meinen Teil vertraue auf das Urteil des Legaten und dem was der zu diesem Brief sagt."

  • „Kurz? DAS soll KURZ sein?!?“ Jetzt war das Entsetzen in Hadamars Blick wirklich echt. „Ha, ha... dein Vetter muss irre sein“, maulte er und gab Corvinus den Brief zurück. „Und die anderen Römer auch. Die Senatoren und so. Wer hält das denn aus...“ Er kratzte sich unschlüssig am Kopf. „Ja, genau das...“ Dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als ihrem Legat zu vertrauen, sagte er nicht laut. Er wusste nicht so sehr, ob er dem Mann vertraute, also wirklich vertraute, dafür hatte er als einfacher Soldat zu wenig Kontakt mit ihm. Aber eine imposante Erscheinung war er ja schon, und er hatte Hadamar beeindruckt bei den paar Mal, die er ihn gesehen hatte. Er hatte auf jeden Fall nicht wie einer gewirkt, der sich leicht etwas vormachen ließ. Und davon abgesehen: er vertraute Artorius Massa, ihrem ehemaligen Centurio. Obwohl der nicht mehr bei ihnen war und sie noch keinen neuen hatten... aber was der Primus Pilus trieb bekamen sie ja auch mit. Und so lange Massa dem Legaten folgte, würde das schon stimmen so. Ganz wohl war ihm aber trotzdem nicht dabei, selbst so wenig zu wissen, und das wenige, was er wusste, so schlecht einschätzen zu können – was ja der Grund war, warum er zu Witjon wollte. „Was sagt er denn dazu? Oder hast du ihm den Wisch noch net gezeigt?“

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