Die Schlacht

  • Während sich auf der rechten Seite des Schlachtfeldes scheinbar alles exakt nach Plan abzuspielen schien, machte die linke Flanke Dragonum einige Sorgen die berittenen Schützen schienen ganze Wägen von Pfeilen dabei zu haben und die dortigen Centurien gerieten stark in Bedrängnis, was sich natürlich auch auf die Zahlen der Gefallenen auswirkte. Eine Lösung musste her und alle Augen schienen auf Dragonum zu ruhen ... zumindest kam es ihm so vor ...


    "Tribunus Helvetius soll seine Truppen zurückfallen lassen damit sie sich neu formieren können, dafür soll die hintere Kohorte seinen Platz einnehmen, gleichzeitig müssen wir uns auf der rechten Flanke endlich final um die Reiter kümmern, sie versuchen bereits sich von den Fußtruppen zu lösen, sorgt dafür das ihnen das nur entlang ihrer eigenen Linie gelingt ... jeder soll sehen wie ihre Reiter reiß aus nehmen, wenn wir es schaffen ihrer Moral einen schweren Schlag zuzufügen dann werden sie einer nach dem anderen das weite suchen ... ohne Formation bleibt ihren Offizieren da kaum eine Möglichkeit um das zu verhindern!"


    Wieder machte sich ein Melder auf den Weg und Dragonum sah ihm nach ... verdammt diese "Wüstenbanditen" waren weitaus mehr als ein geringes Ärgernis, kein Wunder das die Ala nicht mit ihnen fertig geworden war. Mittlerweile zweifelte Dragonum schon am glorreichen Ausgang der Schlacht, denn bisher sah es eher so aus als würden sie den Sieg verflucht teuer erkaufen ... und egal ob teuer oder günstig ein mit Blutzoll erkaufter Sieg lies Dragonums Hände immer für ein paar Tage klebrig wirken. Ein Blick zum viel zu klaren Wüstenhimmel und ein kleines Stoßgebet an Mars waren die Folgen dieses Gedankens, es wurde Zeit das der Gott des Krieges offenbarte welcher Seite er hier denn nun wirklich beistand ...

  • Wie die aufgepeitsche See gegen die Felsenküste, so wogte der Feind gegen unsere Schildwälle. Es sah gut aus - zu Beginn - und ich bekam ermutigende Meldungen von den einzelnen Centurien.
    Zu Beginn. Doch dann wendete sich das Blatt... ich kann nicht sagen, woran es lag - ob an der unbändigen Wildheit, mit der diese Barbaren fochten, oder an der Gluthitze, die uns Römern die Kraft aus den Adern sog, oder daran, dass meine Kohorte, trotz Drill und Siegeswillen, eben doch eher aus unerfahrenen Soldaten bestand, oder an allem zusammen... jedenfalls geschah das, was der Albtraum eines jeden Offiziers ist – die Formation verlor den festen Zusammenhalt. Hilflos mußte ich mit ansehen wie sich an manchen Stellen Lücken im Schildwall bildeten, Einzelgefechte ausbrachen. Und als wäre das nicht schon Desaster genug, jagten nun von der linken Flanke her, feindliche Reiter heran, und bestrichen unsere hinteren Reihen mit dichten Pfeilsalven. Die Legionäre deckten sich, aber es schwächte uns weiter. Das sah übel aus!
    Bleich sprach ich zu dem Meldereiter: "Melde dem Kommandanten, die zweite Kohorte hat anfangs Boden gut gemacht, aber jetzt starke Verluste durch die berittenen Schützen..." Auf einer Bahre wurde gerade der Centurio der Dritten an uns vorbeigetragen. Ein Pfeil stak in seiner Brust, er rührte sich nicht mehr, nur ein Arm hing von der Bahre herab, die Hand zog eine blutige Furche im Sand.
    "... Ich erbitte Verstärkung." Es war nicht der Moment für falschen Stolz. Wir standen im Zentrum der Schlachtlinie, wenn der Feind hier durchbrach waren wir Schakalfutter.


    Der Meldereiter stob davon. Und die dritte Centurie – das konnte doch nicht wahr sein!! - begann doch tatsächlich zurückzuweichen. Schon vorhin waren mir da ein paar Drückeberger aufgefallen, und nun schien die ganze Truppe, durch den Verlust ihres Centurios demoralisiert, vom Feind hart bedrängt, ins Wanken zu geraten. An der Grenze zwischen der zweiten und der dritten Centurie bildete sich eine Bruchstelle, an der ein Gruppe Barbaren durchkam, sie wurden niedergemacht, aber, ihnen folgend, stürmte gleich eine ganze Horde auf die Bresche los.
    "Standhalten! Schildwall wiederaufbauen!!" kommandierte ich, und die Cornicen gaben den Befehl schmetternd weiter. Aber ich sah das Feldzeichen der dritten weiter zurückweichen. Wutschnaubend spornte ich mein Pferd, trieb es zwischen die mutlosen Soldaten und tobte:
    "Ihr feigen Hunde! Zurück in die Formation oder ich ziehe euch eigenhändig die Haut ab, und...- autsch!"
    Ein heißer Schmerz durchzuckte mein Bein, dann rieselte es rot die Wade hinab... ein Streifschuß. Blutete zum Glück nicht übermäßig. Ich richtete den Blick wieder nach vorne... Es sah gar nicht gut aus. Was sollte ich nur tun?!!
    Leider war ich kein Achilles, der im Alleingang das Schlachtengeschick wenden konnte. Aber vielleicht ein Patroklos? In den Stratagemata des Frontinus hatte ich mal von einem Feldherren gelesen, der die sich abzeichnende Niederlage in einen Sieg verwandelte, indem er die Feldzeichen ergriff, und sich damit in die feindlichen Reihen stürzte. Seine Leute nahmen sich ein Beispiel an seiner Todesverachtung, stürmten vor, hauten ihn und die Feldzeichen heraus und machten den Feind nieder. Diese Geschichte wurde sogar in verschiedenen Varianten erzählt. Aber vielleicht war es nur eine erfundene Anekdote. Andererseits hatte ich vor Edessa selbst erlebt, wie der drohende Verlust des Adlers die allerletzten Reserven mobilisiert hatte, wie die Männer bis zum letzten Blutstropfen gekämpft hatten.


    Ich überlegte nicht lange, trieb mein Ross durch die halbaufgelöste Centurie zum Signifer, und entriss dem blutüberströmten Mann das Feldzeichen der dritten Centurie, reckte es hoch in die Luft und ritt damit auf den in die Bresche strömenden Feind zu.
    "Militeees! Haltet stand!!"
    Ein Pfeil traf mein Pferd. Das arme Tier brach in die Knie. Ich schwang mich herab und hinkte weiter, das Feldzeichen hoch erhoben. In dem Moment war ich jenseits der Furcht. Wenn ich hier fiele, wäre das genau das, was von einem Decimer erwartet wurde.... und ich würde nicht die Schande erleben müssen, dass der Feind bei meiner Kohorte durchgebrochen wäre.
    Jetzt war ich in den Strudel der Kampfzone geraten, in das blutige Chaos... wurde gestoßen, gequetscht, von heulenden Barbaren angegriffen, von Legionären beschirmt... und von einer Horde weiterer Wüstenkrieger bestürmt.
    Mars steh uns bei...

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Das Drängen und Drücken wurde stärker. Den Kopf wie ein Stier gesenkt, die linke Schulter vor, stemmte ich mich gegen mein scutum und die Angreifer. Plötzlich drängten sie weiter rechts. Die zwei Kameraden neben mir wurden beinahe mitgerissen als sich eine Bresche neben ihnen auftat. „ Wo ist die Dritte!!“ brüllte der rechts ganz außen und brach, von einem Hieb und mehreren Stichen getroffen zusammen. Sie ließen sich einfach zurückfallen. Das Feldzeichen der 3. war nicht mehr an seinem Platz wo er hingehörte. „ Verräter!!“ brüllte der nächste und stach wild in die heran flutende schwarze Masse. Ich tat es ihm gleich und stach aus purer Wut der Verzweiflung auf alles ein, was vor mir auftauchte. „ Ihr Feiglinge!! schrie ich. Wir drückten und schlugen, versuchten unsere Position zu halten. Ein kurzer Blick nach rechts, wo war die Dritte. Wir mussten die Lücke unbedingt schließen. Da! Das Feldzeichen der 3. kam zurück. „ Aufrücken, schließt die Formation.“ Im nu stand ich ganz außen. Schlug und stach nach vorn und rechts. Es blitzte auf, eine schnelle Bewegung vor mir. Ich reagierte instinktiv, riss den scutum hoch, zu langsam. Ein kurzer Schmerz über den rechten Auge von mir kaum wahrgenommen, erst, als das Blut ins Auge lief und ich nicht mehr viel sah. Ich wischte, schüttelte, es half nichts. Es lief weiter. Ich schlug nach rechts, stach und trat. Links neben mir reihte sich ein Kameraden nachdem anderen in die Formation. Ich war fast beim Adler der Dritten. Dort machten sich immer noch zu viele Barbaren zu schaffen. „ Los rückt auf!!“ schrie ich. Lange konnten wir nicht mehr dagegen halten. Die 2. hatte alles vorn, versuchte die Lücke zu verkleinern. Links stand die Formation, rechts drückten wir gegen den einbrechenden Feind.


    Ich sah zum Gewirr um das Feldzeichen der 3., das war nicht der Signifer der 3., das war der Tribun! War er wahnsinnig oder ...... „ Beschützt das Feldzeichen der 3.!! Beschützt den Tribun !! Für Mars und für Rom !!“ schrie ich in die wogende Masse. Ein Legionär tauchte schräg rechts von mir auf. Ich zerrte ihn zu mir. Angst stand in seinem Gesicht. „ Scheiß dir in den Schurz, aber bleib neben mir!! Klar!! UND KÄMPFE !!!!“



    Sim-Off:

    Adler in Feldzeichen geändert ( Adler gehört der Legion)

  • Die letzten Minuten mochten einem wie eine Ewigkeit vorkommen, Posca hatte einen Großteil seines Überblicks verloren und alles schien kurz davor zusammenzubrechen ... zuviele Rekruten in einer Kohorte, zu wenige Veteranen um das auszugleichen ... dann plötzlich schlug der Feind eine Bresche und es schien als würde die Zeit nun doppelt so schnell laufen ...


    "Haltet die Linie! .. Schließt die Lücke! Verdammte Scheiße, HALTET STAND!


    Gerade hatte Posca eigenhändig einen Feind niedergestreckt und selbst eine der kleineren Lücken in der Formation geschlossen, als er im Augenwinkel das Feldzeichen der III Centurie II Kohorte vorbei flattern sah ... Bei Iupiter machten diese Verrückten einen Ausfall? ... Posca riskierte einen Blick und erkannte Tribunus Decimus der wild entschlossen auf die feindlichen Linien zuhielt ... bei Mars wenn dieser Verrückte sich umbrachte dann würde die Kohorte es auszubaden haben ...


    "Schützt den Tribun! Bildet einen Keil!"


    wenige Minuten und einige Leben später erreichten Posca und einige Legionäre schließlich den Tribunen und obwohl der dicke Centurio ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte, musste er zugeben das dieser Ausfall ihr Breschenproblem gelöst hatte ... zwar war der Feind nun durch ihre Linien hindurch, aber dafür traf er nun auf die erste Kohorte und die Zweite war wieder vereint ... wenn auch eingekesselt ...

  • Das konnte nur Centurio Trebellius sein, der da bellte. Seine Stimme klang nicht mehr lieblich, sie war rauh und eindringlich. Auf Befehl Posca’s bildeten wir einen Keil. Luft für den Tribun und unseren Centurio. Wir bohrten uns in die Welle der Angreifer. Vor uns immer noch diese schwarze nicht enden wollende Woge, die über uns weggeschwappt war. Aufgehalten.


    Das Blut trocknete, verklebte mir das Auge, lästig, wischen half nicht viel. Es war keine Zeit sich mit dieser Kleinigkeit aufzuhalten. Der Feind forderte die gesamte Aufmerksamkeit. Ein kurzes Straucheln. Ein Speer bahnte sich den Weg zwischen die Schilde. Es brannte, zog sich über den ganzen Unterarm bis zum Ellbogen. Er ritzte mir die Haut am Arm auf. Ich hatte Mühe den Gladius nicht fallen zu lassen. Dieser Hundesohn ! Angestachelt, durch den Schmerz und das Blut stach ich zu und spürte nicht viel Widerstand als ich etwas vor mir durchbohrte. Stieß mein Scutum im Anschluss leicht schräg nach vorn, von unten nach oben. Es knirschte, ein erstickter Schrei, wenn man es so deuten konnte.


    Die Kante des scutum hatte heute, ich weiß nicht, das wievielte Mal, einen Kiefer zertrümmert, Zähne ausgeschlagen, eine Nase gebrochen. Mir kam es vor als kämpften wir schon einen halben Tag lang. Eins wusste ich. Ich durfte nicht nachlassen. Hinter uns stand der Tribun, mit ihm eines unserer Feldzeichen, eines der 2. Cohorte. Dazu war der Tribun ein Decimer, ich stand in der Pflicht, Blut war dicker als Wasser. Auch wenn Mars danach verlangte, es musste nicht unseres sein. Der Feind hatte genug davon zu vergießen und es sollte weiter in Strömen fließen. „ Mars mit uns!“

  • Dragonum konnte den Ruck der durch die Reihen der zweiten Kohorte ging beinahe schon spühren, als der Melder vor ihm Halt machte konnte er dem Gesichtsausdruck bereits die nötigen Informationen ablesen und es waren nicht die schönsten die er heute bekommen hatte ... die Zweite war ein kalkuliertes Risiko gewesen, schließlich war man davon ausgeganggen das der Feind hauptsächlich aus Kavallerie bestehen würde und da waren die Eliten natürlich an den Flanken postiert worden ...


    "Wir werden nicht umhin kommen selber mitzumischen! Stab und vierte Turmae zum Gefecht bereit machen!"


    Leibgarde und Stab machten sich bereit, obwohl der ein oder andere sicher nicht froh darüber war das er nun tatsächlich auch am Kampfgeschehen teilnehmen musste ... aber Dragonum konnte Decimus Serapio nicht seinem Schicksal überlassen schließlich war dieser der Sohn seines Patrons und wie hätte er dessen Tod wohl erklären sollen? Nein die Zweite musste gerettet werden ...


    "Die erste Kohorte soll eine Doppelcenturie erübrigen um die Linie der Zweiten zu unterstützen! Wir säubern die Wunde, die Erste näht zu!"


    Schon setzten sich die knapp 40 Reiter in Bewegung, zwar war die vierte Turmae nich ganz so schwer bewaffnet wie Dragonum und seine Leibgarde aber für einen schnellen Ausfall gegen die Bresche sollte es durchaus genügen ... die Männer wussten was zu tun war, Dragonum musste jeder Zeit für die eigenen Männer gut zu sehen sein aber möglichst vom Kampf abgeschirmt werden, denn genauso förderlich seine Anwesenheit in den vorderen Reihen für die Moral war, so negativ würde auch sein Tod sein sollte er vor den Augen seiner Männer fallen ...
    Mit einem Ruck prallten die Reiter auf die Bresche und schoben Legionäre und Feind gleichermaßen auseinander, nur das sie vermieden die Köpfe der Legionäre mit ihren Schwertern zu bearbeiten ganz im Gegensatz zu den blemischen Schädeln ... Dragonum der nur gelegentlich einen Streuner erledigte, nutzte die übrige Zeit sie in Richtung des Feldzeichens zu dirigieren das aus der Reihe geraten war ... na der Signifer konnte was erleben, sofern er denn überhaupt noch am Leben war ... anschließend sollten sie den Tribun suchen und ihn vielleicht mit zurück nehmen ... bevor er am Ende selbst noch im Getümmel landete ...

  • Die Nomaden spürten regelrecht wie die römischen Linien unter dem Ansturm nachgaben. Sie waren harte, kampferbrobte Männer, anders überlebte man in den Weiten der Wüste nicht sehr lange. So strömten sie also durch die Lücken den Sieg schon schmeckend.
    Man könnte also sagen, sie waren irritiert, als die Legionäre plötzlich einen Keil bildeten um den die Nomaden wie Wasser flossen. An der spitze dieses Keils ein anscheinend entweder sehr mutiger oder sehr wahnsinniger Offizier der rumbrüllte und den Legionären den Mut zurückgab.
    Der Keil schnitt durch die Linien der Nomaden, die nun ihrerseits durch soviel Wahnsinn zurückgedrängt wurden, was den Vorstoß der anderen nun ins Wanken brachte.
    Die Nomaden auf der linken Flanke brachen das Bombardement mit ihren Pfeilen ab und begaben sich zum Keil. Mit einem lauten Krachen begruben sie Stahl und Leiber unter ihren reittieren und versuchten sich durch Nomaden und Legionäre gleichermaßen einen Weg zu dem Offizier freizuhacken. Wenn er fiel war es wahrsceinlich nur noch eine Frage der zit bis die römischen Linien ganz brachen und der Sieg ihrer war...
    Man bemerkte das Vordringen der restlichen Reiterei aber darum konntne sich die Fußtruppen kümmern, welche nun ihrerhrseits versuchten die Verstärkung der Römer weg vom Keil zu drängen.

  • "Mars nobiscum! Bellona steht uns bei! Vorwärts Militeees!! Für Rom und den Kaiser!!"
    Ich war im Rausch, spürte keinen Schmerz, eine Woge von irrwitziger Euphorie trug mich durch das Meer von rot und Stahl. Man konnte wohl sagen, dass das Stratagem funktioniert hatte, die tapferen Legionäre hatten sich darauf besonnen, dass wir nicht ohne Grund die Herren der Welt waren, sie hatten nicht zugelassen, dass das Signum in Feindeshand fiel, mehr noch, ich fand mich innerhalb eines Keiles der sich mit voller Wucht in die feindlichen Reihen grub. Wie es hinten aussah – keine Ahnung, ohne Pferd fehlte mir der Überblick, ich steckte tief drin in dem wütenden Hauen und Stechen und konnte nur darauf vertrauen dass unsere Kameraden schnell genug nachströmten um diesen Vorteil zu nutzen (und zu verhindern, dass wir abgeschnitten wurden.)
    "Vorwärts, immer vorwärts! In den Staub mit den elenden Barbaren! Victoria führt uns zum SIIEEG!!!!"
    Ich stapfte über die Gefallenen hinweg, und reckte das Signum gen Himmel, hoch über die Köpfe der Kämpfenden. Die Sonne fing sich gleißend in den blankpolierten Metallscheiben, die beschlagenen Riemen schwangen langsam hin und her, die roten Trodeln flatterten munter. Eine Reihe von Legionären war vor mir und verbreitete Tod und Verderben, unter ihnen Massa – wie froh war ich, ihn hier zu haben (man könnten meinen wir dienten in der Heiligen Schar!). Sogar der fette Centurio, mit dem ich mich in Nikopolis so in die Haare bekommen hatte, kämpfte hier wie ein Löwe. Die Palmen der Oase, die Siegestrophäre des heutigen Tages, rückten näher und näher, und in ihr hitzeflirrendes Bild mischte sich das holde Antlitz Fortunas. Sie schenkte mir ihr süßesten Lächeln!


    Bis die Reiter kamen. Auf ihren häßlichen Ungetümen schaukelten sie zielstrebig heran... und wir waren bei weitem zu beschäftigt im direkten Kampf mit den Fußsoldaten, um überhaupt eine Chance zu haben, eine anständige Front zur Reiterabwehr aufbauen zu können.
    "Keilformation wahren! Milites in der zweiten Reihe, Speere! Stecht zuerst die Tiere ab! Immer in die Hälse!" kommandierte ich brüllend, eingedenk meiner Erfahrungen in Parthien. Das ein oder andere Pilum wurde von hinten rangereicht, Speere des Feindes vom zerwühlten Schlachtfeld aufgehoben, aber dann waren sie auch schon da... Der Legionär vor mir wurde einfach niedergeritten, und über mir ragte, schier die Sonne verdunkelnd, so ein riesiges Wüstenvieh auf, aus der Hand des Reiters schnellte der Speer auf mich zu....
    Um mich das Getöse, die dichten Staubwolken, die Gluthitze, der Gestank von Blut und Scheiße. Alles geschah rasend schnell und zugleich schien sich die Zeit zu dehnen...
    ...wie ein Tropfen Honig, der sich zäh immer länger zieht...
    ...während die Götter unsere Schicksals-Lose wogen. Ich parierte mit dem Signum, wie mit einer Hasta, der Speer prallte klirrend gegen den Schaft... neben mir blitzte eine Gladiusklinge, ein tollkühner Miles schlitzte dem Kamel die Kehle durch, wurde halb von dem zusammenbrechenden Tier begraben... der Blemmyer fiel, und bevor er sich aufrappeln konnte jagte ich ihm das untere Ende des Signums, welches mit einem spitzen Lanzenfuß bewehrt war, in die weiche Flanke hinein... es durchdrang Fleisch, bohrte sich dann in den Sand, steckte in dem Sterbenden fest, leicht wippend... und da ließ ich es für's erste stecken, denn ich brauchte meinen Schwertarm, da waren noch mehr Feinde, noch viel mehr, die Reiter hatten uns böse erwischt... und sie schienen mich im Visier zu haben.
    "Mors hostibus! Nullus captivus!!"
    "...der sich zäh immer länger zieht, bis der Tropfen sich schließlich löst...
    Ein Schildträger drang mit einem breiten Säbel auf mich ein, zog eine tiefe Scharte über meinen Harnisch... ich trag ihm wuchtig gegen den Schild, stieß mit dem Gladius in die entstandene Lücke... und taumelte in jenem Augenblick, von einer gewaltigen Wucht an der Schulter getroffen, zur Seite, schepperte gegen einen Kameraden. Verschwommen sah ich den Angreifer, der vom Kamelrücken aus einen langen Streitkolben schwang. Ich sprang, den Bauch einziehend, vor dem Säbel zurück, wollte mich ausser Reichweite des Streitkolbens zurückziehen und zugleich wollte ich natürlich das Signum beschützen...
    ...bis der Tropfen sich endlich löst, und fällt.


    Ich war nicht schnell genug. Der Boden klappte mit einem mal unter meinen Füßen hoch, bäumte sich auf wie das Deck eines Schiffes, und raste mir entgegen. Erst einen Wimpernschlag später setzte der Schmerz ein, und ich bemerkte: der Reiter hatte mich zu Boden geschmettert. Dumpfe Schwärze wogte an den Rändern meines Bewußtseins. Aufstehen! Aufstehen! Jetzt!! Meine Glieder waren wie Blei. Ich blinzelte benommen. Und wo war eigentlich mein Schwert geblieben? Der Reiter hatte sich vom Kamel geschwungen... er sagte irgendetwas... holte erneut aus. Wegrollen! Aufstehen! Jetzt!! Zu spät. Ich brachte gerade noch den Arm vors Gesicht. Etwas knackte ganz grauenvoll.
    Moment – passierte das alles gerade wirklich? Mir? Einfach so? Mir?!
    Fortuna Du Hure! Mein eigener Schmerzensschrei gellte mir in den Ohren, und ich konnte Knochen sehen... meinen Knochen.... dann nur noch Blut... dann umfing mich die Schwärze.

  • Unsere Keilformation stand, das Fußvolk hatte keine Chance. Ich ahnte nichts Gutes, als der Tribun seine Befehle rief, sich hinter mir ein Kamerad mit einer Hasta kampfbereit machte. Ziemlich spät, erst als das wilde schwarze Gewirr vor mir Niedergetrampel wurde oder auswich, wusste ich was die Stunde geschlagen hatte. Die Hasta traf das Tier direkt in die Brust, der Aufprall war so heftig, dass mein Kamerad nach hinten weggedrückt wurde. Ich hatte von hinten keinen Halt mehr, taumelte durch den heftigen Aufprall zurück.


    Das nächste Wüstentier rannte durch die Lücke. Der Reiter stürzte sich auf SERAPIO !! Ich schlug und stach mir den Weg in Richtung Serapio’s frei so gut es ging. Ein Speer brach mit Wucht durch das scutum, riss mir den Arm zur Seite, ich ließ es los um nicht von den Beinen geholt zu werden. Stach zu um Platz um mich zu schaffen. Hastig griff ich nach dem erst besten, was mir in die Hände kam. Eine dieser Blemmyer-Klingen, mit denen man besser Schlug als stach. „ Dann auf die Art.“ grollte ich.


    Alles strebte dem Feldzeichen zu. Der Schweiß lief mir ins Gesicht. Blut und Schweiß mischten sich, ich wischte, schmierig. Schmerzen, ich spürte nichts, war wie im Rausch. Trieb meinen Gladius dem nächsten Blemmyer in den Bauch, zog die Klinge von rechts nach links durch seinen Hals, das Blut spritzte. Ich spürte es warm über mein Gesicht laufen. Das Feldzeichen kam näher. „ TRIBUN !!" Ich sah ihn kurz im Gewühl. Vor mir ein zurücktaumelnder Blemmyer, ich stieß ihm den Gladius in den Rücken. Ein Schildstoß in meinen Rücken nahm mir die Luft. Ich wurde nach vorn geworfen. Fing mich gerade so, stolperte über Leichen, Verletzte, die zu todgetrampelt wurden. Glück für den, der einen erlösenden Stich oder Schlag bekam und nicht elende Qualen leiden musste.


    Ein Reiter auf einem der Wüstentiere stürzte auf Serapio zu. Ich sah in wieder kurz auftauchen. Sah wie die Keule niedersauste, ihn traf! „ Tribun!!!... SERAPIO!!“ Dieser Wüstenbarbar schwang sich von seinem Tier. Holte erneut aus, schlug zu. Ein Schrei war zu hören, fuhr mir durch Mark und Bein. Die Stimme! Ich kannte die Stimme. SERAPIO! AQUILA! gellte es in meinem Kopf. Ich stand da wie gelähmt. Ein Stich in die rechte Seite holte mich zurück. Schmerz, Wut.....unbändige Wut lagen in meinem Schrei. „ AAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHH!!!!!!!!..... IHR HUNDE !!!!“ Ich spürte nichts mehr, mein Blick fixierte diesen Blemmyer. Ich merkte nicht, wie der Knauf meines Gladius dem Angreifer von rechts den Kehlkopf mit einem Schlag zertrümmerte. Die Klinge in der linken, dem nächsten über die Brust fuhr, den Tod bringend.


    Schwer atmend, kam ich neben dem Wilden zu stehen. Er hatte erneut ausgeholt. Serapio lag leblos auf einem toten Legionär. „Nein, du nicht und kein anderer wird ihn mehr anrühren!" murmelte ich. „DU NICHT! NIEMAAAALS!!!!“ schrie ich heißer. Ich holte aus und schlug mit aller Kraft zu. Welch Ironie, die Blemmyer-Klinge trennte ihm den Arm vom Rumpf. Verwirrt starrte er auf seine armlose Schulter, aus der das Blut quoll und dann auf mich. Mein Blick war starr auf ihn gerichtet. Um uns tobte der Kampf. Trotzdem war es, als ob wir hier alleine standen. Plötzlich rannten er und ich schreiend aufeinander zu. Er hatte seinen Dolch mit der linken Hand gezogen. Ich stach zu, als er in die Reichweite meines Gladius kam. Unsere Körper prallte aufeinander. Mein Gladius fuhr bis zum Heft in seinen Leib. Er sackte an meiner Schulter zusammen. Ich zog den Gladius, er fiel nach vorn über und regte sich nicht mehr.


    „ Pass auf !“brüllte es neben mir. Ich konnte dem Schlag gerade noch ausweichen. Das Feldzeichen drohte zu fallen. Ich warf die Blemmyer-Klinge weg, griff nach dem Signum. Baute mich vor Serapio auf. Rammte das Feldzeichen in den Sand. Er musste hier weg. Egal ob Tod oder lebendig, er durfte dem Feind nicht in die Hände fallen. „ SCHAFFT DEN TRIBUN HIER WEG!“ brüllte ich mich kurz umsehend. Mehr konnte ich nicht tun. Am Boden ein Schild der Feinde. Besser als nichts. Ich kämpfte wie besessen, so wie die anderen Legionäre vor und neben mir. Merkte nicht wie sich die Tunika rechts unterhalb der Lorica rot vom eigenen Blut färbte. War im Rausch, schlagen, stechen, ausweichen....wieder und wieder.... Ich konnte nicht mehr zwischen Feind und Freund unterscheiden, schlug nur noch zu, sobald etwas in meiner Nähe auftauchte. „ IHR KRIEGT IHN NICHT, SO LANGE ICH HIER STEHE!!!! MORS HOSTIBUS!!!“ brüllte ich. Ich griff an meine Brust, an die Stelle, wo unter Lorica und Tunika, die Amulette waren. Presste die Lippen aufeinander und kämpfte verbissen weiter.

  • Posca schwitzte, blutete und keuchte unabdinglich und das nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, den Überblick über die aktuelle Situation hatte er schon vor Minuten verloren ... viel zu oft war er selbst in die Kampfhandlungen verstrickt und da war logisches Denken einfach nicht möglich. Alles was er an Organisation bewahrte war was er von Minute zu Minute den Feinden oder den Legionären entgegen brüllte ... wobei er sich nicht immer sicher war wem nun gerade welche Worte gallten ...


    "Behaltet das Signum und den Tribun im Rücken! .. Stir .. gnah stirb! Schulter an Schulter, achtet auf eure Kameraden!"


    Doch obwohl es ihm schien als ob er selbst schon hunderte getötet hätte, nahm die Zahl der heranstürmenden Gegner scheinbar nicht ab ... mittlerweile schienen es sogar noch mehr zu werden ... und in eben jenem Moment als Posca gerade den Gladius aus einem kürzlich verblichenen Feind zog und versuchte einen entspannenden Atemzug zu genießen bevor ihm der nächste gegenübertreten würde, schien die Welt zu explodieren ein Ruck ging durch die ganze Formation und selbst Posca, dessen üppiges Gewicht ihn sonst stets vor solcherlei bewahrt hatte, verlor den Halt und wurde zu Boden gedrückt ...


    Schlamm, Blut und andere sich auf dem Boden ansammelnde Masse ausspuckend erhob sich der massige Centurio schließlich, kontinuierlich sein Gewicht verfluchend und versuchte sich zu orrientieren, der Feind war mit einer Gruppe Reiterei mitten in den Keil gerasselt und hatte die Hälfte der Soldaten von den Füßen geholt, allerdings hatten die Männer um den Tribun scheinbar einige von ihnen mitgenommen, Posca sah Speere und fühlte sich schon nur noch halb so verloren unter dem Kommando dieses Mannes, zumindest wusste er was er tat ... das musste man ihm lassen ...


    Doch kaum das die Reiter die Schlachtordnung wie eine Nuss geknackt hatten, ging auch alles drunter und drüber, alles was ihnen blieb war das Signum zu schützen und das würden sie ... Posca rappelte sich auf und lief, lief mit all seiner Kraft in Richtung Signum, stieß einen Feind zur Seite der sich durch die Wucht des fetten Soldaten beinahe schon überschlug bevor er unsanft viel und sicher auch liegen blieb ... aber Posca hatte kein Interesse an seinem Befinden er sah nur noch nach vorn in Richtung Signum, schnell bevor etwas schief ging, schnell bevor ...


    ... der Tropfen sich endlich löst, und fällt.
    „ AAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHH!!!!!!!!..... IHR HUNDE !!!!“


    Posca konnte den Tribun sehen ... sehen wie er fiel, trotz all den kämpfenden Soldaten, trotz des Drecks und des Staubs in der Luft ... er konnte es sehen als ob der Mann inmitten der Dunkelheit im einzigen Lichtkegel stand ... der Decimer durfte nicht sterben, Wunden konnten sowohl Helden als auch Tote hervorbringen und selbst Posca der den Tribun immer mit gemischten Gefühlen gesehen hatte hoffte nun auf einen Helden ...


    "Pass auf!"


    ... brüllte er und sah wie Massa nur knapp dem Angriff entging ... dieser verrückte Hund stand dort neben dem verwundeten Tribun und dem Feldzeichen, umringt von Tod und Verderbnis ... wahrlich ein Bild für die Götter ... einer seiner Probatii ... unter Staub, Blut und Schweiß kaum noch zu erkennen, verteidigte mit letzter Kraft seinen kommandierenden Offizier als wäre es die eigene Geliebte ...


    Posca griff nach einem feindlichen Soldaten, der an ihm vorrüber auf das Signum zuhielt, und stach mit seinem ... sein Gladius war weg ... er hatte es verloren ... gleichermaßen verdutzt sahen beide Männer sich an, doch als der vermeindliche Kopflose mit seiner Klinge ausholte, griff Posca nun auch mit der zweiten Hand zu und schlug dem Feind seine eigene Stirn ins Gesicht ... trotz Helm und legionsweiter Bekanntheit des eigenen Dickschädels schmerzte die Stirn, und sie schmerzte und SCHMERZTE und SCHMERZTE ... bevor Posca den Mann mit dem zermatschten Gesicht zu Boden gleiten lies ...


    Dem Erschöpfungstod nahe und nur spärlich bewaffnet erreichte er schließlich Massa und den Tribun, der Junge hatte bereits einen kleinen Stapel an Feinden rings um sich herum aufgetürmt und schlug nach allem was sich bewegte, hielt bereits zwei Legionäre auf Abstand. Ein eiliger Schritt und ein väterlicher Klaps auf den Hinterkopf später hielt Posca nun die Klinge des Jungen in Händen und sah seinem ehemaligen Probatii tief in die Augen ...


    "Du kümmerst dich um das Signum und den Tribun Junge ... wir übernehmen das Töten!"


    Damit zog Posca den Tribun näher zu Massa, sodass beide nun nebeneinander saßen und Massa den Tribun stützen konnte während die letzten verbliebenen Legionäre sich langsam rings um das Signum versammelten, bereit für das letzte Gefecht ...

  • Sie wollten ihn. Sie sollten ihn nicht bekommen. Erschöpft, verwirrt murmelte ich immer wieder. „Nein, niemals....ihr nicht.... IHR NICHT ...UND IHR NICHT!“ schlug um mich. Bis mich eine Hand packte, mir der Verstand durch einen Klaps halbwegs gerade gerückt wurde. Mich wieder klarer sehen und denken ließ. Zumindest Bruchstückhaft bekam ich mit wer da bei mir stand. Ich gab meinen Gladius heraus, ließ ihn mir wortlos abnehmen, zu fertig um mir Gedanken darüber zu machen. Nickte, immer noch streckenweise abwesend, auf den Befehl hin, dem Centurio zu.


    Das Signum steckte rechts neben mir im Sand, links Serapio. Er lehnte an meiner linken Schulter. Ich hatte die Hand unter seinem Arm durchgesteckt und hielt mich an seinem cingulum fest um ihn zu stützen. Klar denken...woher denn...ich war körperlich und geistig am Ende. Was mich noch hielt, war die langsam durchsickernde Erkenntnis, dass Serapio lebte. Er atmete flach, sein Arm war entstellt, zerschlagen, von der Keule dieses Wilden. Ich hatte diesem Hund das Leben genommen. Ihn Mars geopfert. Ein Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Meine Augen glänzten fiebrig. Nie wieder erhob er seine Hand gegen einen Römer.


    Mechanisch griff ich nach dem, was ich im Sand ertastet hatte. Eine Klinge, kalt, glänzend kam zum Vorschein, ein Blemmyer-Dolch. Er fand Platz auf meinem Schoß, jederzeit griffbereit. Mit meiner rechten Hand fasste ich das Signum. Sollte es einer wagen, der Dolch lag bereit, ohne Kampf kam keiner, weder an das Signum, noch an den Tribun. „ Tribun..., Serapio,... Aquila. Bleib unter uns. Wir kämpfen noch, wir kämpfen für dich. Der Centurio wird dich retten.“ Flüsterte ich. Mein Hals war trocken, das Schlucken fiel schwer. Mir wurden langsam die Schmerzen bewusst. Sie drangen durch den Schleier. Ich ließ das signum und nahm die Flasche, entkorkte sie mühselig mit den Zähnen. Vorsichtig ließ ich Wasser über Serapios Lippen laufen. Dann trank ich einen Schluck, verkorkte die Flasche. Griff wieder nach dem Signum. Die Zeit floss träge dahin. Wann kam Hilfe....

  • Sinn und Zweck des ganzen war die Demoralisierung der Römer gewesen. Das Brechen ihres Willens, um sie zu vernichten. Zur Überraschung der Nomaden verhärtete sich nun aber der Widerstand der Römer und langsam aber sicher waren es die Blemmyer die nun ihrerseits zurückgedrängt worden. An der linken Flanke war die Reiterei der Nomaden quasi ausgelöscht worden. Die Einbrüche in den römischen Linien wurden gestopft und nun kam auch noch anscheinend der Häuptling der Römer persöhnlich. Man gab Zeichen. Hörner erschallten und die Linien der Nomaden versuchten sich von den römischen Linien abzusetzen. Kämpfen war eine Sache, aber selbst bis zur totalen Auslöschung zu kämpfen war Irsinn...

  • Wesenlos treibe ich dahin, in der Tiefe, im eisigen Abgrund, taub und gefühllos, unendlich weit. Schemen regen sich um mich, wie große Tiere, gleiten vorüber, sie sind fremd und vertraut. Dann verdichtet sich das Empfinden...
    Ich bin Patroklos. Ich bin gefallen, vor den Mauern Ilions. Mamorbleich ist meine Haut, wie ich da liege, auf dem achaischen Schild, in der Rüstung, die nicht die meine ist. Sie ist mir zu groß, denn sie gehört dem strahlendsten Helden, den die Welt je gesehen hat. Ich habe sie nur geborgt.... ich habe ihnen allen etwas vorgemacht! Er, mein Geliebter, das edle Antlitz umrahmt von den goldenen Strahlen der Sonne, beugt sich über mich und küsst mich zum letzten Mal.
    Verschwommen durch den Rauch meines Scheiterhaufens, sehe ich die Gestalten der Heroen, die sich um mich gescharrt haben, um mir die Ehre zu erweisen, und während die eisigen Flammen mein Fleisch verzehren, frohlocke ich in der Gewissheit, dass man meiner mit Respekt gedenken wird... dass ich mich einreihen werde bei den glorreich auf dem Feld gebliebenen, und dass ich niemals wieder jemanden enttäuschen muss, mich nie wieder verstellen muss, nie wieder fürchten muss, den Ansprüchen nicht genügen.
    Mein Scheiterhaufen ist gigantisch – vielleicht bin ich Hephaistion, nicht Patroklos, doch es hat keine Bedeutung mehr, ich brenne lichterloh, eine schwere Last ist von mir genommen.
    Die Barke liegt bereit. Ich erhebe mich aus der Asche meines Körpers, zurück bleibt die Rüstung, leer, wie der Panzer eines Krebses. Fedrigfeine Asche umstreicht meine bloßen Füße, als ich die Uferböschung hinabsteige - sie erinnert mich an den Chaboras - und aus dem grauen Grund brechen bereits die frischen Triebe, sie wachsen rasch empor, schon stehe ich in einem Meer von Blüten. Mohn, herrlicher blutroter Mohn, die fein geäderten Blütenblätter raunen leise vom ewigen Schlaf, und schlanke Asphodelen, sacht wiegen sie sich im Wind. Der Fährmann ist schön, verführerisch schön. Er bietet mir die Hand, ich will sie ergreifen – als der Ruf an mein Ohr dringt. Ganz fern. Ganz leise. Jemand ruft nach...
    einem Tribun...
    nach einem Serapio....
    nach mir...?
    Tribun..., Serapio,... Aquila. Bleib unter uns. Wir kämpfen noch, wir kämpfen für dich.
    Der Ruf hallt wieder, wird lauter, immer lauter, dröhnend das Echo, es erschüttert die Grundfesten meines Traumes, der Boden wankt, und die sanfte Brise, sie wird zum Sturm, reißt die Blüten mit sich fort, wirbelt sie auf, peitscht sie umher, Mohnblüten umbrausen mich wie Blutregen. Und auch das schönes Gesicht des Fährmannes hat der Sturm mit sich fortgerissen, nun schaudert mir vor seiner madenzerfressenen Fratze. Entsetzt wende ich mich zur Flucht, da fasst mich der Wind und trägt mich empor, immer höher, zur Oberfläche hinauf, ich tauche auf... hinein in den höllischen Schmerz.


    ~ ~ ~


    Gleißend, rotglühend, wie geschmolzenes Eisen, war der Schmerz, der von meinem geschundenen Arm ausging, sich in den ganzen Körper hineinkrallte. Ich keuchte, riss die Augen weit auf, rang nach Atem. Mein Herz raste. Der Lärm der Schlacht schlug wie eine Woge über mir zusammen...
    Wo... Wie... Der Sand um mich war rotgetränkt. Ich wagte es nicht meinen Arm anzusehen. Muß ich sterben? Ich will nicht sterben... Die Todesangst ballte sich in meinem Magen zusammen, ein kalter Klumpen.
    Ich lehnte an einer Schulter, jemand stützte mich...
    "....Achill.....?"
    Warum aber war sein Haar so dunkel...? Er blutete. Benommen tastete ich mit der Linken im Sand, nestelte an meinem Paludamentum, versuchte vergeblich den Stoff zu fassen... ich mußte ihm helfen, mußte die Blutung stillen, unbedingt... doch meine Hand war wie aus Holz, und ich hatte nicht das allergeringste bißchen Kraft. Ein Zittern durchlief mich, ich schloß die Augen und lehnte hilflos an seiner Schulter, kämpfte darum bei Bewußtsein zu bleiben.



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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Eine Bewegung..., schwach..., er lebt! Ich entkorkte die Flasche mit zittriger Hand. Ein Tuch....,der tote Kamerad neben mir brauchte es nicht mehr. Ich nahm ihm sein Focale ab und schüttete Wasser darüber. Vorsichtig wischte ich Serapio über das Gesicht, befeuchtete seine Lippen. Für was Wasser sparen. Entweder wir kamen in der Oase an, oder wir starben hier im Sand durch die Barbaren.



    Um uns stand der Schildwald derer, die noch übrig waren. Die Blemmyer drängten dagegen. Hornsignale, nicht die unsrigen. Als ob ein aufatmen durch den Schildwall ging. Der Kampflärm zog sich langsam von unserer Stellung zurück. Die schwarze Woge zog sich zurück, wie eine Welle die auf den Strand brach, auslief und wieder im Meer verschwand. Kamen sie wieder zurück? Sammelten sie nur ihre Kräfte um uns endgültig zu überrennen? Hielten wir aus, bis Hilfe anrückte?


    Ich muss aufstehen, das Signum....Alles zitterte an mir. Meine Zähne schlugen unkontrolliert aufeinander. An Aufstehen war nicht zu denken. Hilflos fühlte ich mich. Wieder eine Woge an Schmerzen. Die rechte Seite, der Stich von einem Dolch, kurz unter der Lorica. Ein Stück Stoff darunter gepresst, hatte die Blutung vorerst gestoppt. Die klaffende Wund über dem rechten Auge offen, das Auge zugeschwollen und verklebt. Mir war kalt. Alle Knochen taten mir weh.Was schmerzte nicht, was war nicht mit Blut getränkt. Mühselig steckte ich den Dolch in mein cingulum. „ Sie sind gleich da....Unsere sind gleich da....Sie müssen gleich da sein.“ murmelte ich.

  • Die Nomaden zogen sich nun immer schneller zurück und als dann die Verstärkung mit dem Legionspräfekten im Schlepptau kam, wandelte sich es in eine Flucht. Sie fluteten zurück in die Wüste und würden wohl von diesem Kampf erholt hatten. Allerdings war es auch für die Römer nicht ohne Verluste ausgegangen und weit entfernt von einem glorreichen Sieg (egal was die Propaganda dazu sagen würde). Trotzdem würde in der nächsten zeit wohl keinerlei Nomade mehr auf die Idee kommen Überfälle zu starten. Man brauchte Zeit um sich die Wunden zu lecken.

  • Dragonum spuckte, anstelle des Sandes schien nun Blut das Allgegenwärtige zu sein, er schmeckte Eisen und wusste nicht ob es sein eigenes oder das eines der Feinde war. Überhaupt fehlte ihm jegliche Übersicht, der Feind hatte begonnen sich zurückzuziehen und die ersten Gruppen begannen ihnen nachzusetzen. Ein kurzes Signal der römischen Hörner veranlasste die meisten jedoch in die Formation zurückzukehren ...


    Mittlerweile war das vereinsamte Feldzeichen erreicht und Dragonum schob sich zwischen seinen Begleitern hindurch, um selbst einen Blick auf die wenigen Glückspilze zu werfen die diesen halsbrecherischen Ausfall überlebt hatten. Doch was er sah lies ihm lediglich den Mund offen stehen, der Wüstensand war vor lauter Blut und Leichen kaum noch zu erkennen und in mitten dieses Elends lag Serapio in den Armen seines Verwandten, schwer verletzt aber scheinbar noch am Leben, das Signum steckte keine zehn Centimeter von ihm entfernt im Sand ... Dragonum wusste nicht was er sagen oder tun sollte, zum einen fühlte er sich als solle er den Jungen ohrfeigen für diese Dummheit, zum anderen wollte er jubeln das er es überstanden hatte ...


    "Wir brauchen einen Capsarius, sofort!"


    Ein entsprechender Melder war bereits unterwegs und Dragonum zwang sich sich von der Szene abzuwenden und das Schlachtfeld einem genaueren Blick zu unterziehen ... der Feind war auf dem Rückzug und die letzten römischen Verfolger machten soeben kehrt, es sah nicht nach einem geordneten Rückzug aus, wenn Rom Glück hatte dann würden die Überlebenden sich vorerst in alle Himmelsrichtungen zerstreuen, wenn nicht dann würde man sicher schon bald wieder von ihnen höhren ...


    Dragonums Blick wanderte vom einen Ende des Schlachtfeldes zum anderen, obwohl man den Feind offensichtlich geschlagen hatte und sich nun als Sieger fühlen durfte, viel es Dragonum schwer von einem Sieg zu sprechen ... die eigenen Verluste waren imens, von den Verwundeten die die Nacht nicht überstehen würden mal ganz abgesehen ... nein, von einem glorreichen Sieg fehlte wirklich jede Spur ...

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