[Habitatio] Cohors II, Centuria VI

  • Es war endlich wieder soweit.. Seneca hatte sich ordentlich herausgeputzt, die Uniform penibelst gereinigt, das Gladii war blitzeblank, und ein wenig prätorianischer Stolz war auch wieder zurückgekehrt.
    Er verließ seine Unterkunft welche überraschenderweise recht unversehrt war, abgesehen davon dass nichts mehr da war was auch nur im entferntesten glänzte, und machte sich auf den Weg zu den Unterkünften seiner Männer, welche auch schon wie "bestellt" in Position waren, und bereit standen...


    "Soldaten!", rief er während er vor ihnen auf und ab ging und dabei ein paar flüchtige Blicke auf die Ausrüstung seiner Männer warf, tadellos, dachte er sich, während er weitersprach, "Die Zeit der Entbehrungen kommt zu einem Ende. Ihr seid wieder hier, in eurem Zuhause, wo ihr den euch angedachten Dienst weiterleisten werdet.", rief er weiter, während er nun mittig vor den Soldaten stehen blieb, "Lasst uns unsere Brüder nicht vergessen, welche im Namen der Ehre ihr Leben ließen, nicht weil es ein Ursupator befohlen hatte, sondern weil sie euch, ihre Kameraden nicht im Stich lassen wollten.", sprach der Iunier und hielt kurz inne, "Schon bald werden neue Soldaten Roms die Ehre erhalten in euren Reihen mitzumarschieren, sodass die Prätorianer wieder die Einheit wird, welche sie schon immer war: Das beste was das Imperium zu bieten, von Römern respektiert, von den Feinden gefürchtet.", er grinste kurz und deutete dann rüber zum Tor der Castra, "Doch es ist an der Zeit dass ihr wieder eure Pflicht tut, und den Kaiser und das Imperium schützt. Schon heute werden wir wieder den Palatin bewachen. Und unseren Imperator schützen, welcher auf uns vertraut, und nicht auf irgendwelche Söldner aus der Fremde.", erklärte Seneca und spielte damit auf die skythischen Söldner an, welche unter der Regentschaft Salinators mehr und mehr Macht im Palast bekamen.
    "Mit dem heutigen Tag werden wir wieder täglich exerzieren, täglich Wachposten am Palast abgestellen, und wie gehabt die Augen und Ohren in der Stadt offen halten. Gibt es noch Fragen?"

  • Wenn man davon absah, dass man eigentlich keine ganze Centurie vor sich hatte, machten die Männer doch einen guten Eindruck. Vermutlich hatten sie in den letzten Tagen genug Zeit gefunden ihre Ausrüstung auf Vordermann zu bringen.
    Als Seneca vor sie trat und zu sprechen begann, war zwischen den Soldaten alles still. Seine Worte stimmten Avianus erst nachdenklich. Nein, keiner von ihnen würde Vicetia und alles was damit zusammenhing wohl jemals vergessen.
    Doch schließlich konnte auch er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie würden schon dafür sorgen, dass der alte Ruf wiederhergestellt würde, dachte sich Avianus. So schien es auch den meisten um ihn herum zu gehen. Der Männer zu seiner Linken schien sich sogar ein kleines Jubeln zurückzuhalten, denn ihr Centurio setzte seine Ansprache bereits fort. Es brauchte offenbar schon einiges, um den Prätorianern ihren Stolz zu nehmen.
    Der Iunier ahnte aber bereits jetzt, dass das, was von jetzt an kommen würde, wieder etwas Neues für ihn war. Er hatte den Palast erst einmal betreten und das mit dem Befehl dabei zu helfen, Salinator aus ihm zu entfernen. Die Aufgaben, für die die Garde eigentlich zuständig waren, hatte er ihm Grunde noch gar nicht kennengelernt.
    Fragen hatte keiner mehr. Zwar interessierte es alle, wie es im Kommandostab aussah, aber genauso wusste jeder, dass es noch etwas Zeit brauchen würde, bis auch dort alles geregelt war.

  • Nach seiner kleinen Ansprache blieb es ruhig, weshalb der Iunier davon ausging dass keine Fragen aufgekommen waren. Zufrieden stellte er die vollständigkeit seiner Centurie, oder dem was davon übrig geblieben war, fest, und teilte dann die Truppe ein.


    "Ihr.", er deutete auf eine Gruppe Männer, "Ihr werdet exerzieren, ich habe dazu bereits Centurio Balbus informiert. Ihr werdet dafür zu seiner Einheit stoßen. Anschließend habt ihr die Ehre die Unterkünfte auszubessern, und die Magazine wieder aufzufüllen.", natürlich hatten die Männer die Niete gezogen, aber der Dienst im Militär war nun mal nicht immer nur von Glanz und Gloria geprägt, "Die anderen kommen mit mir. Wir richten unsere Wachposten am Palast wieder ein.", er deutete auf die Hälfte der Truppe, in welcher sich auch Avianus befand.
    "Gut, das wäre alles. Die Miles die mit mir zum Palast kommen bleiben hier, der Rest kann wegtreten."

  • Die Männer die den Befehl hatten, zum Exerzieren und für diverse andere Arbeiten in der Castra zu bleiben, verzogen keine Miene. Glücklich darüber, dass sie "die Ehre hatten" sahen sie nicht aus, aber sie wussten wohl, dass irgendjemand die Arbeit machen musste und ändern ließ sich daran sowieso nichts. Es war schließlich ein Befehl. Die Truppe machte sich auf den Weg.
    Der Rest blieb vor Seneca stehen und Avianus schien einer derer zu sein, die noch immer ein leichtes Lächeln im Gesicht hatten. Zu sagen, dass er es kaum erwarten konnte, wäre vielleicht zu viel des Guten gewesen. Aber auf jeden Fall freute er sich darauf, obwohl er das Wort "Wachposten" früher immer mit Langeweile verbunden hatte.

  • "Gut. Wie ich bereits sagte werden wir die Kommandantur im Palast neu besetzen, es gibt einen Mannschaftsraum sowie ein Officium, welche dauerhaft besetzt sein müssten. Ich möchte dass ein paar von euch ins Lager gehen und Verpflegung besorgen, Lebensmittel, Wasser, etwas Wein. Das Laden wir dann auf einen Karren und machen uns umgehend auf den Weg zum Palatin. Ich erwarte dass ihr das umgehend erledigt.", Seneca deutete auf Avianus und auf einen weiteren Soldaten, "Ihr zwei, erledigt das, wenn ihr fertig seid, erwarten wir euch am Tor. Wegtreten.", zufrieden sammelte Seneca seine Männer und ging mit ihnen zum Tor, hoffentlich würde sein Vetter was vernünftiges abschleppen, und nicht nur mit trockenem Brot und Puls um die Ecke kommen, andererseits war der für die Verpflegung zuständige Offizier nicht gerade bekannt dafür die Spendierhosen anzuhaben.

  • Zwei Tage. So lange war es her, dass er Sibel das letzte Mal gesehen hatte. Es war beinahe unerträglich, nicht zu wissen, wo sie war oder wie es ihr ging. Das Wissen, dass sie seinen Brief hatte, um ihn zu Hilfe rufen zu können, beruhigte ihn nämlich auch nur in geringem Maß. Im akuten Notfall würde ihr der leider auch nichts bringen, aber es war alles, was er ihr an Sicherheit bieten konnte und was sie, so hatte er das Gefühl, auch zulassen würde.
    In dem Moment, als ihm nach dem Exerzieren in der Habitatio eben diese eine Schriftrolle ausgehändigt wurde, hätte er schwören können, dass sein Herz einen Augenblick lang ausgesetzt hatte. Ein Sklave der Casa Iunia habe sie in der Castra für ihn abgegeben, hieß es, von einem gewissen Aurius Latro. Er brauchte sie nicht zu öffnen, er wusste genau, was darin geschrieben stand. Absolut gar nichts. Selbst wenn man ihm nicht gesagt hätte, vom wem sie angeblich kam und woher, diese eine Schriftrolle hätte er wohl immer wiedererkannt.
    Und mit einem Mal keimte in seinem Inneren Angst auf und wuchs zusehends, je mehr er darüber nachdachte, was der Grund sein könnte, dass Sibel seine Hilfe brauchte, sodass die Zeit quälend langsam verstrich, bis der Tag sich seinem Ende zuneigte. Und dann war da noch die Sache mit Seneca, von der er ihr würde erzählen müssen, und die am Ende genau eines bedeutete: Er würde sie wahrscheinlich nicht mehr so oft sehen können, wie zuvor. Alleine über die Tatsache, dass er heute keinen Nachdienst hatte, war er froh.

  • Völlig unerwartet hatte vor kurzem ein Brief den Iunier erreicht, und ihn vom Tod eines seiner Verwandten in Kenntnis gesetzt. Es ging um seinen Cousin Merula, um genauer zu sein. Erst recht verwunderte es Avianus aber, als der Brief von ihm als Erben sprach - wobei er sich natürlich selbst fragte, was er denn sonst erwartet hatte. Weshalb sonst sollte er von einem Decemvirn vom Tod eines Verwandten benachrichtigt werden. Und irgendwie fühlte er sich schlecht dabei, da er vielmehr verwundert als in Trauer war. Und irgendwie auch neugierig. Dabei war es doch immer ein Verlust, wenn ein Mitglied der Iunii verstarb.
    Gänzlich ungeachtet seiner gemischten Gefühle hatte er jedoch ein kurzes Antwortschreiben zu verfassen, denn natürlich würde er das Erbe annehmen.
    Ohne weiter unnötig zu zögern, nahm er Schreibzeug zur Hand und begann, eine Nachricht zu verfassen.


    Ad
    Decemvir stl. iud.
    Marcus Iulius Dives
    Basilica Ulpia


    A. Iunius Avianus Marco Iulio Diviti s.d.


    Ich danke für die Benachrichtigung über den Tod meines Verwandten sowie dein Beileid.
    Selbstverständlich erkläre ich mich bereit, das Erbe meines Vetters Iunius Merula anzutreten, sofern mir die Annahme der Erbschaft als Mitglied des Exercitus möglich ist. Auf die Übernahme jeglicher Unternehmen würde ich daher natürlich verzichten müssen.


    Vale bene.


    Edit: Linkadresse korrigiert

  • In diesen Teil der Castra war Antias bislang noch nicht vorgedrungen. Neugierig marschierte er durch den ausgedehnten Kasernenkomplex der Praetorianer, salutierte vor Offizieren, befragte verschiedene Miles nach den Unterkünften der Sechsten Centurie oder direkt nach Iunius Avianus und stellte dabei ernüchtert fest, dass auch hier nur die übliche Schinderei und das allgegenwärtige Exerzierplatzgeschrei vorherrschten, ebenso wie drüben bei den Urbanern.


    Der einzig erkennbare Unterschied zu seinen eigenen Einheiten sprang allerdings sofort ins Auge: Die tiefschwarzen Rüstungen der Praetorianer. Wieder einmal war er hin und hergerissen zwischen Bewunderung und Erstaunen über die schimmernden Brustpanzer. Das machte schon was her, zweifellos. Nur fragte er sich, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn einem ein paar Stunden lang die Sommersonne auf das geschwärzte Metall geknallt war. Wer weiß, vielleicht würde er es irgendwann einmal herausfinden, vielleicht auch nicht.


    Nachdem er endlich bei den Unterkünften der Sechsten angekommen war und sich in mehreren Baracken nach Iunius Avianus erkundigt hatte, marschierte er stramm auf die ihm gewiesene Tür zu und wummerte energisch.


    „Aulus Iunius Avianus?“

  • Das Contubernium des Iunius war gerade eben vom Wachdienst zurückgekehrt und hatte erstmal natürlich nur eines im Kopf: Pause machen.
    In einer Ecke der Stube füllte Cato gerade Wein in seine Geheimvorrats-Feldflasche um, was seine höchste Konzentration erforderte, um auch ja keinen Tropfen des billigen Gesöffs zu verschütten, und auf der anderen Seite des Raumes lutschte Avianus wenig motiviert an ein paar Oliven und einem Stück trockenen Brotes herum, und wenn er ehrlich war, wünschte er sich zum ersten Mal einen Schluck von Catos schalem Wein, um das Zeug hinunterzuspülen. Dazwischen hockten Canus und Proculus um eine Amphore, die sie als Aufbewahrungsgefäß für ihre Wetteinsätze benutzen. Seit letztens beim Wacheschieben vor dem Palast wieder eine gewisse Tiberia Lucia angetanzt war, als der Iunius und einer seiner Kameraden das fragliche Vergnügen gehabt hatten, sich die Beine in den Bauch stehen zu dürfen, hatten die beiden damit angefangen diverse Wetten abzuschließen, die eigentlich nur eines gemeinsam hatten: Die Tiberia. Inzwischen beteiligte sich sogar Cato daran, und sie schienen alle zusammen einen Heidenspaß daran zu haben. Canus etwa hatte 5 Sesterzen darauf gesetzt, dass das nächste Aufeinandertreffen des Contuberniums mit der Patrizierin erneut vor dem Palast stattfinden würde, obwohl er selbstverständlich von der Begegnung auf dem Festtag der Concordia wusste. Proculus dagegen wettete, dass bei ihrer nächsten Durchsuchung er derjenige wäre, der sie würde abtasten dürfen – wohl aus reinem Wunschdenken, weil er der einzige der vier war, dem jenes Vergnügen bisher stets verwehrt geblieben war. Cato dagegen war eine Wette darauf, dass erneut der Iunier anwesend sein würde, wenn sie ihr das nächste Mal begegneten, ganze 10 Sesterzen wert. Avianus selbst war kurzerhand als Schiedsrichter und Aufseher auserkoren worden. Lediglich eine Wette hatten seine Kameraden ihm gestattet: Er war sich sicher, sie würde ihm irgendwann doch noch einen Brief schicken.


    "Aulus, gilt das?"
    "Hmmm?"
    "Canus will wetten, dass sich die Tiberia nie von mir anfassen lässt", erklärte Proculus und sein Tonfall zeugte bereits davon, für wie bescheuert er die Wette seines Kollegen hielt.
    "Du weißt schon, dass du deinen Gewinn erst kriegst, wenn die Tiberia tot ist, Canus?"
    "Oder Proculus", warf Cato ein.
    "Aber kannst du dir vorstellen, wie viel ich dann kriege? Es sind schon mehr als 50 Sesterzen in der Amphore!"
    "Die Tiberia ist jünger als du, du kriegst gar nichts, du Idiot", entgegnete Cato. "Verflucht!" Ärgerlich starrte er auf die kleine Weinpfütze, die sich auf dem Boden ausgebreitet hatte.
    "Ungültig Canus, lass den Scheiß."


    Und dann klopfte es.
    Proculus erhob sich und der kräftiger Soldat mit etwas schiefem Gesicht öffnete die Tür.
    "NAME? DIENSTGRAD? EINHEIT?", blaffte er den jungen Tiro an, nachdem er registriert hatte, dass es sich lediglich um einen Urbaner handelte, der in jedem Fall noch nicht weiter als bis zum Miles gekommen war, und machte sich kurzerhand einen Spaß daraus, diesen mal eben ein wenig zu veräppeln.
    "Hier!", rief Avianus aus dem Hintergrund.

  • Immer die gleichen Spielchen, dachte Antias gelangweilt, der Miles blökt auf den Tiro ein, der Optio auf den Miles, der Centurio .. aber gut. Konnten sie haben.


    „Tiro Germanicus Antias. Dritte Centurie der zwölften Cohorte CU! Für Aulus Inunius Avianus ist eine Nachricht abgegeben worden.“ Antias nahm Haltung an und hielt die Tabula hoch. „Persönlich zu übergeben.“
    Und wenn ich persönlich sage, mein ich persönlich, du aufgeblasener Schmierlappen.

  • "EIN BRIIIIEF! EIN BRIEF FÜR DEN IUNIUS!", grölte Proculus und machte große Augen.
    Canus hingegen lachte noch immer vor sich hin, ob des Scherzes, den sich Proculus mit dem Tiro erlaubt hatte und brachte währenddessen kein Wort heraus.
    "Doch nicht etwa von der Tiberia?", stellte Cato skeptisch die Frage, die offensichtlich alle der anwesenden Praetorianer im Kopf hatten.
    Mit einem siegessicheren Grinsen begab sich Avianus zur Tür und schob den stämmigen Proculus zur Seite.
    "Das ist dann wohl für mich.", meinte er und nahm die Tabula entgegen. Bereits als er das erste Wort, den Namen Torquata las, trat er allerdings einen Schritt nach draußen und schloss hinter sich die Tür.
    "Gerade eben angekommen?", fragte er ganz nebenbei den "Boten" und meinte damit selbstverständlich die Tabula, während er sich noch die Nachricht der Iulia durchlas.
    Ein wenig unschön waren diese neuen Umstände natürlich. Gerade jetzt hätte er durchaus etwas Ablenkung vertragen können, aber da ließ sich nichts daran ändern und er musste sich zwangsläufig damit abfinden. Dennoch stahl sich wieder ein warmes Lächeln auf seine Lippen, denn immerhin hatte sich das Mädchen die Mühe gemacht, ihm deswegen eine Nachricht zukommen zu lassen. So selten wie er Post bekam, würde ihm das mit Sicherheit in Erinnerung bleiben.
    Ganz nebenbei fragte er sich noch, weshalb der junge Soldat eigentlich noch da war. Wollte der etwa ein Trinkgeld haben?

  • Antias spürte deutlich, dass er dem Praetorianer lästig wurde, aber er hatte bislang nur einen Teil des Auftrages erledigt.
    „Ja Miles. Vor ein paar Minuten erst. Laut Überbringer wünscht der Absender, die Nachricht gegengezeichnet zurück zu erhalten.“


    Es war wohl nichts allzu erfreuliches. Den Unterton in der Stimme kannte er von seiner eigenen. Verdammte Leidenschaft! dachte er mitfühlend. Als ob der Dienst nicht schon hart genug wäre. Ob Praetorianer oder nicht, der Iunier war auch nur ein gebeutelter Soldat wie er selbst, ein armer Hund im schwarzen Panzer. Vielleicht bedurfte er etwas Aufmunterung?


    „Soll ich den Boten für dich kreuzigen lassen?“

  • "Hä?! Was?", fragte er erst nur leicht irritiert. "Nein, so schlimm ist die Nachricht auch wieder nicht", fügte er dann mit einem schiefen Lächeln hinzu.
    Aber klar, Torquata ging wieder auf Nummer sicher. Schnell abliefern, gegenzeichnen und zurückbringen lassen. Manchmal fragte er sich, ob Torquata es mit ihrer Vorsicht nicht ein kleines bisschen übertrieb. An ihrer Nachricht war schließlich nichts verfängliches. Oder sie wollte einfach nur die Sicherheit, dass ihn die Tabula auch wirklich erreicht hatte… aber weshalb sollte sie das denn nicht?
    Am Ende händigte er dem Germanicus die Tabula wieder aus, nachdem er ein paar Worte unter die Botschaft der Iulia in das weiche Wachs geritzt hatte.



    Torquata Aulum suum salutat.


    Es gibt schlechte Neuigkeiten. Mein Vater hat mir verboten, mich mit Männern, die nicht der Verwandtschaft angehören, zu treffen.
    Zumindest bis ich eine Discipula Vestalis bin. Ich muss sehr vorsichtig sein und werde mich deshalb strikt an seine Anweisungen halten - ich hoffe, du verstehst das.
    Somit kannst du in den nächsten - Wochen? Monaten? Ich weiß es nicht! - nicht mit einem weiteren Besuch von mir rechnen. Aber sicherlich hast du auch genug zu tun. Ich wünsche dir im Übrigen alles Gute bis wir uns offiziell wiedersehen können.


    Mögen die Götter dich vor allem Übel schützen!
    Vale bene


    Torquata


    Viel Glück. Du weißt ja, wo du mich findest.
    A. Iunius Avianus


    Torquatas Nachricht einfach nur zu unterzeichnen, war ihm ein wenig schnöde vorgekommen. Stattdessen hatte er Worte gewählt, die ihr von ihrem letzten Treffen mit Sicherheit noch bekannt vorkommen würden. Wer sonst, wenn nicht er hätte ihre Nachricht auf diese Weise unterzeichnet?
    "Ich danke, Tiro Germanicus."

  • Antias griff nach der Tabula, klemmte sie sich unter den Arm und salutierte.
    „Zu Diensten, Miles!“


    Abteilung kehrt. Im Gleichschritt Marsch. Ab zurück ans Tor. Der Iunier besaß wenigstens Humor. Warum auch nicht, immerhin hatte er jemandem, der ihm schrieb. Im Gegensatz zu ihm selbst. Es gab manchmal Tage, an denen er sich fühlte wie eine Olive an einem Rebstock. Heute war so einer.

  • Avianus war wieder einmal fasziniert von diesen Tirones, denen der Eifer scheinbar zu den Ohren rausquoll… oder zumindest ließen sie es meistens so aussehen. Im Grunde einfach so wie er selbst damals. Kurz blickte er noch dem Miles hinterher, als ihm plötzlich ein Wassertropfen ins Gesicht fiel, langsam seine Stirn hinab und über seinen Nasenrücken rollte. Er richtete seinen Blick erst gen Himmel, dann auf den Boden, wo stetig mehr aufschlugen und ihn nach und nach dunkel färbten. Da flüchtete man doch lieber wieder in die trockene Stube.


    "Die Tiberia?! Die Tiberia, habe ich recht?!", kam gleich wieder von Cato, da war der Iunier noch nicht einmal wirklich durch die Tür getreten. Noch immer war er mit seinem Wein beschäftigt. Irgendwann würden sie für Cato für einen Trichter zusammenlegen, soviel stand schon mal fest.
    "Nein."
    Alle drei blickten überrascht und erwartungsvoll zugleich auf – bis sie bemerkten, dass Avianus mit seiner Antwort fertig war.
    "Ja was denn jetzt?", fragte Canus dann noch ein Stück verwirrter.
    "Von einer Iulia", antwortete er mit einem Schulterzucken, bevor die drei am Ende noch wild zu spekulieren begannen.
    "Iulia? Was denn für eine Iulia?", bohrte Cato nach.
    "Eine Bekannte. Und dann gibt’s da noch sowas: Privatsphäre."
    "Du wohnst seit einer halben Ewigkeit mit sieben anderen Kerlen in einem Zimmer. Welche Privatsphäre?", warf Proculus schlussendlich mit seinem dumpfen Lachen ein.

  • Nach dem alle Einzelheiten geklärt waren hatte Antoninus seine Vorbereitungen abgeschlossen. Geld war wie immer im Tempel des Merkur hinterlegt und er hatte nur den Wechsel dabei. Er selbst würde Normal als Prätorianer auf der Suche nach neuen gehen. Er würde Mettius Testa und Pupius Vibulanus mitnehmen denn die Beiden kannten sich aus, außerdem Turbo seinen Jungen. Rubrius Dorso ein Mann aus dem Kreise der Speculatores würde als Händler nach Mogontiacum kommen und Schwerter aus Norischem Stahl anbieten das sollte ihm Tür und Tor öffnen wollte man meinen. Jeder Miles der eine solche Waffe erstehen konnte tat es auch. Norische Schwerter waren die Besten. Ein Händler mit solchen Schwertern war in jedem Lager gern gesehen. Das verstand sich von selbst.
    Nach dem alle Einzelheiten geklärt waren brachen sie zusammen auf. Bis zu den Alpen würden sie den selben Weg nehmen. Ab Mantua würde Antoninus die die Via Claudia Augusta nehmen und Droso den Weg über Aquilea, Emona, Ovilava und Lauriacum. Das würde zwar viel Zeit fressen aber sie brauchten die Schwerter als Tarnung und Vorort konnte man die am Besten in der Menge auftreiben.

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