[Habitatio] Cohors II, Centuria VI

  • „Och, ein wenig Schmeichelei hat noch nie geschadet“, erwiderte Valerian verschmitzt. Und so ganz ohne Wirkung war es ja auch nicht gewesen, wie er feststellte. „Ich danke Dir dafür, daß Du die Augen und Ohren offen hältst. Ein Praetorianerpraefect, der sich nicht für seine Männer interessiert? Das kann ich mir kaum vorstellen. Eher, daß er hintenrum alles über sie herauszufinden versucht. - Trotzdem, wie kann der Mann sich eurer Treue sicher sein, wenn er nicht mit euch redet?“ Ein Kommandant sollte sich doch seiner Truppe sicher sein. Das galt für alle Truppen. Aber in ganz besonderem Maße für die Praetorianer, fand Valerian. „Naja, es gibt natürlich auch Kommandanten, die durch allzu intensiven Umgang mit ihren Männern allenfalls noch ihre Treue verscherzen.“ Er grinste ein wenig schief und dachte dabei an seinen eigenen Praefaectus. „Bist Du Salinator eigentlich mal persönlich begegnet?“

  • Wie befohlen hatte Seneca extra Rationen heranschaffen lassen. Centurio Iulius hatte ja befohlen dass sie sich ein kleines Polster anfuttern sollten, und so hatte der Optio seine Männer den ganzen Vormittag stampfen, pürieren und kochen lassen, damit die Miles ordentlich was zwischen die Kauleisten bekommen.


    "Haut rein Männer, so lässt sich der Dienst doch leben nicht wahr? Quintus, nimm dir noch einen Schlag.", rief Seneca während die Miles sich in gefräßigem Schweigen übten..
    Die Anspannung eines möglichen bevorstehenden Krieges hatte die meisten Soldaten noch nicht erreicht, Seneca jedoch machte sich schon Gedanken der taktischen Natur, auch wenn natürlich seine Befehlshaber das letzte Wort haben würden, sollte es denn überhaupt soweit kommen.

  • Seneca saß einfach nur dort, starrte ins leere, manch einer hätte meinen können dass er weggetreten wäre, aber in seinem Kopf rasten die Gedanken. Viel zu viel war geschehen in letzter Zeit, Wahrheiten kamen ans Licht, freudige Ereignisse, viele schreckliche, und natürlich sie.
    Er blickte einfach nur in die Ferne, welche bereits an der nicht allzu weit entfernen Wand in der Barracke endete.
    Seine Cousine, Axilla, hatte ein Kind zur Welt gebracht, einen Pompeius, aber dennoch schien der Kleine ein echter Iunier zu sein, zumindest schien Seneca schon die ein oder anderen Züge erkannt zu haben. Doch was er nicht überwinden konnte, war das pochen des Gewissens in seinem Kopf welches ihn immer schmerzlich daran erinnerte, dass er nicht öfters für seine Cousine da war, sowie es sich eigentlich für den einzigen männlichen Iunier in Rom gehört hätte. Auf der anderen Seite hatte er endlich einmal ein wenig Zeit mit seiner anderen Cousine Serrana verbracht, ihren Nachwuchs kennengelernt, mit seiner Rüstung ordentlich Eindruck geschunden, und die familiären Bande gestärkt.
    All das wurde von den Ereignissen der Zeit überschattet. Die Prätorianer hatten versagt, der Kaiser wurde ermordet, und ein kollektives Schuldgefühl war im Lager zu spüren, vor allem aber bei den bemitleidenswerten Kameraden welche Wachdienst an der kaiserlichen Villa hatten. Salinator hatte sich auf den Thron gesetzt, ob legitim oder nicht, darüber spalteten sich im Lager die Gemüter, alles schien unklar zu sein in diesen Tagen, die Zukunft, welche man vorher zumindest erahnen konnte, schien verhüllt, alles war wage, und unsicher, einen Zustand den gerade die Prätorianer hassten.
    Ein Krieg drohte, kein "normaler" Krieg, bei denen es das Imperium zu verteidigen galt gegen irgendwelche Barbaren aus dem Norden oder dem Osten, sondern ein Krieg in welchem Brüder gegeneinander kämpfen würden, Römer sich gegenseitig töten würden, und das Schicksal des Imperiums entscheiden würden, und die Prätorianer würden das letzte Bollwerk Roms sein, und für einen Kaiser kämpfen welchen sie selbst nicht zu hundert Prozent unterstützten.
    Senecas Augen verharrten immer noch an der gleichen Stelle wie vorher, er war erstarrt während um ihm herum das rege Treiben seinen Lauf nahm, wie an jedem Tag im Castellum. Seite um Seite arbeitete er seine Geschichte durch, vor seinem inneren Auge erschienen die Gesichter welche ihn in den letzten Wochen und Monaten begleitet hatten, die Senatoren welche er festgenommen hatte, ihre Gesichter nachdem sie im Carcer saßen, kaum als dieselben Personen zu erkennen, seine Cousinen, Axillas strahlen im Beisein ihres Sohnes, Serranas besorgter Blick als er ihr riet die Stadt zu verlassen, und natürlich sie.
    Seiana, wäre er nicht in seiner eigenen Stille gefangen gewesen, wäre ihm wohl ein dümmliches Grinsen über das Gesicht gehuscht während sie sich wie so oft in seinen Gedanken aufhielt. Er hatte nichts vergessen, ihren Geruch, ihre Stimme, ihr Blick, alles war da, alles war präsent, und doch schmerzte der Gedanke an sie, er vermisste sie, hatte Sehnsucht, und trotzdem waren die Erinnerungen an sie noch gegenwärtig genug um eine Menge positive Emotionen mitschwingen zu lassen.
    Und so saß er dort, weiterhin still, weiterhin starr, bis eine anfangs leise Stimme immer lauter wurde, und in aus seinen Gedanken riss..


    "Optio?... Optio!", Seneca blickte den Miles emotionslos an, "Optio, du wirst auf dem Exerzierplatz erwartet.",
    Seneca rang sich ein leichtes Lächeln ab, nickte und erhob sich, "Ist gut, danke Miles.", der Mann nahm Haltung an, Seneca verließ die Barracke, doch seine Erinnerungen nahm er mit..

  • Wie zugesagt hatte Antoninus noch am Abend ein Schreiben aufgesetzt. Die Tabula war zugeklappt verschnürt und mit einem Siegel verschlossen. So das der Option den Inhalt nicht lesen konnte . Nicht das der noch Höhenflüge bekam aber Antoninus hielt ihn für einen guten Mann. So wartete er morgens nach dem Wecken drauf das ihm der Optio Meldete das die Centuria draußen stand und bereit zur Inspektion war. Die Tabula lag derweile auf dem Tisch denn Antoninus hatte wenig Lust seinem Option mit der Tafel in der Hand in die Arme zu laufen.



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    Kommandeur - Academia Militaris Ulpia Divina
    Spurius Purgitius Macer



    Salve Purgitius,
    Hiermit bestätige ich das der Optio Iunius der dies schreiben in Händen halten wird und in meiner Centuria dient. Auf Grund seiner hervorragenden Leistungen und in anbetracht seiner Möglichen weiteren Karriere. Meine Erlaubnis hat das Examen Primum abzulegen.



    PRINCEPS POSTERIOR II COHORTES, COHORTES PRAETORIAE.
    L. Iulius Antoninus.

  • Wie jeden Morgen fand auch an diesem Tag die gleiche Prozedur statt, die Männer wurden geweckt, zogen sich an, räumten ihre Barracken auf und sammelten sich vor ihnen, auch heute verlief alles reibungslos. Wie erwartet erschien also Seneca bei seinem Centurio, um die versammelte, bereite Centurie zu melden,
    "Centurio, die Centurie ist vollständig und bereit angetreten.", sagte Senenca in der frühen Dämmerung, sicher konnte man sich bessere Zeiten zum aufstehen vorstellen, aber mittlerweile hatte er diesen Ablauf so verinnerlicht, dass er selbst an Tagen an denen er einmal frei hatte so früh wach war..

  • Ah ja da kam er ja auch schon. Aber das war auch nicht anders zu erwarten den es war jeden morgen das gleiche. „Sehr gut.“ Er nickte bestätigend. „Wir das heist in dem Falle Du wirst heute den Tagesdienst versehen. Und heute abend wirst Du mir eine List der Männer geben die Wir mit zu der Durchsuchung der Post mit nehmen. Natürlich nur Leute die auch lesen können wenn die nicht reichen um 40 voll zu machen dann nimm ein paar besonders finster dreinschauende die es nicht können dazu. Die werden Posten beziehen. Ich werden als erstes heute mit dem Procurator ab epistuli sprechen. Er wird ja wissen was wann an die Kaiserliche Post übergeben wurde und mir eine Liste geben können. Dann werden wir die Pläne des Komplexes noch mal studieren und ich denke in drei Tagen die Post besetzten.“ Erfuhr sich übers Kinn. „Halt warte! Die Pläne kannst du heute schon besorgen. Zeichen sie auf dem Campus auf mit An- und Abmarsch wegen. Im Orginal versteht sich. Geh heute schon mit den Männer die Du ausgesucht hast die Wege ein. Du hast freie hand was die Auswahl angeht. Natürlich solltest du die die gut lesen können nicht als Posten verplanen. So das an allen Ausgängen gleichzeitig Posten stehen. Nicht das sich einer dünne macht wenn wir da mal auf den Zahn fühlen.“ Er überlegte kurz. „Hast Du erst mal fragen was den heutigen Tag angeht oder andere Vorschläge.“ Konnte ja sein er hatte was vergessen.

  • Ein Haufen Arbeit der sich da vor ihm auftürmte, aber auch sowas musste gemacht werden, sodass Seneca gleich Haltung annahm und sich an die Arbeit machte nachdem die Meute an den Centurio übergeben worden war.. Das würde wohl ein langer Tag werden.

  • „Gut Optio wenn du keine Fragen mehr hast kannst du die Tabula auf dem Tisch nehmen und mit den Vorbereitungen beginnen. Es ist das Schreiben für die Akademie das ich dir gestern zugesagt habe.“ Erklärte er und wartet darauf das der Optio sich abmeldete und mit der Arbeit begann. Er würde sich dann auch gleich auf die Socken machen

  • Seneca grüßte seinen Centurio, die Faust auf die Brust gelegt, er war ihm für das Schreiben sehr dankbar, "Ich danke dir Centurio, ich werde das aufgetragene alsbald erledigen.", versicherte er, noch einmal nahm er Haltung an und trat dann weg..

  • Senecas kleiner Trupp hatte die nötigen Informationen gesammelt, sie hatten das Haus der Schlange aufgesucht und die Angehörigen befragt, das Ziel war klar, Sardinia. Noch am Vormittag, als sie wieder in die Castra eingerückt waren, ließ Seneca das Marschgepäck zusammenstellen, es würden nur 12 Männer mitkommen, die Gruppe musste unauffällig sein, leichtes Gepäck, schnell, eben nicht direkt als Soldaten erkennbar..
    "Männer, wir wissen jetzt in welches Loch sich diese Ratte verkrochen hat, lasst ihn uns holen. Wir werden so schnell wie möglich nach Ostia reiten und schiffen uns dort auf ein Handelsschiff nach Caralis ein. Wir dürfen keine Zeit verlieren, einmal auf der Insel teilen wir uns auf und sammeln Informationen, er ist dort, und er weiß nichts von unserem kommen, aber wir müssen ihn finden, lebend!", Seneca wanderte die Reihe auf und ab, die Männer hatten sich in einfache Kleidung gehüllt, manche sahen aus wie Händler, manche wie Tagelöhner, der Iunier trug eine einfache dunkelgraue Tunika, darüber einen Umhang, mit einer langen Kapuze welche sich tief ins Gesicht ziehen ließ, denn auch auf Sardinia würde die ein oder andere zwielichtige Gestalt nicht sonderlich auffallen, "Wir werden nicht lange unterwegs sein, ich hoffe es geht so schnell wie möglich. Überprüft noch einmal euer Gepäck ob ihr nur das nötigste mit habt, euer Gladius, euren Pugio, Verpflegung für die Überfahrt, nicht mehr. Sobald wir an Land sind suchen wir uns eine nette Pension bis wir haben was wir wollen.", Seneca packte sich sein Bündel und blickte zu den Ställen, "Ich denke das ist soweit alles, wir brechen auf."

  • Ich betrat leicht nervös die Unterkünfte der Skorpione. "Salve, ich suche den Optio Iunius." Ich schaute mich um "Vor dem Tor wartet ein Bote vom Praefectus persönlich." Ich wartete bis der Gerufene erscheinen würde.

  • "Anscheinend ja.", antwortete ich wärend ich salutierte." Folgt mir." Als wir draußen waren drehte ich mich nochmal zum Optio um: "Irgendwie ist dieser Sklave, der auf euch wartet, merkwürdig. Ich glaube...ach egal." Ich war einfach nur zu nervös, war ja schließlich meine erste Wache.

  • Etwas merkwürdig die Sache in der Tat, aber ich beschloss es dem Neuling nicht noch schwerer zu machen als es schon war, man war ja selbst mal Tiro..
    "Gut, ich danke dir Miles.", sagte Seneca knapp und folgte ihm zum Tor.

  • Nachdem er sich in die Unterkünfte seiner Centurie begeben hatte, blickte er dort in die Runde der anderen anwesenden Soldaten. "Salve", grüßte er und legte seine Sachen auf eines der freien Betten. "Ich bin übrigens Aulus Iunius Avianus."
    "Salve, Avianus", grüßte einer der anderen Milites zurück. "Du bist neu hier oder? Willkommen bei den Prätorianern."
    Der Iunier nickte und setzte sich auf das Bett. "Ja, danke. Frisch von den Cohortes Urbanae hierher versetzt. Der Centurio lässt übrigens ausrichten, dass es morgenfrüh Übungen gibt."
    Dann holte er Schreibmatierial hervor und begann einen kurzen Brief zu schreiben. Um seine Sachen würde er sich nachher noch kümmern.



    Ad Iunia Diademata
    Casa Iunia
    Roma

    Salve Diademata,
    Ich hoffe, du erinnerst dich noch an mich, auch wenn wir uns noch nicht besonders lange kennen.
    Ich schreibe dir, damit du nicht verwundert darüber bist, sollte die Casa Iunia demnächst recht leer sein.
    Leider hatte ich in letzter Zeit keine Möglichkeit, die Casa zu besuchen.
    Ich wurde damals bei den Urbanern aufgenommen und nun zu den Cohortes Praetoriae versetzt. In absehbarer Zeit werde ich gemeinsam mit Seneca gegen die Rebellen ausrücken.
    Ich hoffe jedoch, dass wir nach dem Krieg die Möglichkeit finden, unser letztes Treffen zu wiederholen, und dass unsere Abmachung ein Wagenrennen im Circus Maximus zu besuchen noch steht.
    Solltest du auf andere Verwandte treffen, bitte ich dich, ihnen auszurichten, was ich dir soeben geschrieben habe, da ich den aktuellen Aufenthaltsort der anderen Iunier nicht kenne.

    Vale bene,
    Aulus Iunius Avianus


    Bei Gelegenheit würde er den Brieg abschicken.

  • Kaum hatten sich die verbliebenen Soldaten der Centurie eingerichtet, sollte es eigentlich schon wieder losgehen. Aber viel einzurichten gab es schließlich ohnehin nicht, vieles was an wertvoller Habe in den Baracken zurückgeblieben war, war wie vom Erdboden verschluckt und natürlich wusste jeder ganz genau, was damit geschehen war.
    Dass am Tag nach dem Einzug in die Castra das Exerzieren wieder beginnen würde, hatte ihr Centurio ohnehin angekündigt, sodass die meisten dafür gesorgt hatten genug Schlaf zu bekommen, obwohl sie den Abend zuvor frei bekommen hatten, so auch Avianus. Und wenn er ehrlich war, hatte das verdammt gut getan.
    Nun sollten sie sich schließlich vor den Baracken versammeln. Auf dem Zettel, der aufgehängt worden war, hatte zwar ansonsten nicht vielmehr gestanden, aber dass es wieder ans Arbeiten gehen würde war eigentlich allen klar. Dafür brauchte man kein Hellseher zu sein. Deshalb stellten sich die Milites in voller Ausrüstung vor den Unterkünften auf und warteten auf weitere Befehle.

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