[Officium I] Legatus Augusti pro Praetore

  • Zitat

    Modestus: "Und es kam dir nicht in den Sinn, dass ich selbst Princeps werden wollen würde?"


    Ich hob die Schultern. "In den Sinn ist es mir schon gekommen und hatte sich dort auch ein Weilchen festgesetzt, aber ich habe den Gedanken bald wieder verworfen. Spätestens, als ich im Officium von Cilo saß und sah, wie er auf den Namen Cornelius Palma reagierte. Der Name wirkte auf ihn wie ein vorher vereinbartes Schlüsselwort, das die Tür zu seiner Unterstützung öffnete. Aber das war nur ein Bauchgefühl bei mir. Realiter versuchte ich mir vorzustellen, wie du es bewerkstelligen könntest, dass die Legio II dich zum Kaiser ausruft. Und da weiß ich, dass zwischen dir und der Legio Claudius Menecrates steht, dem du ja, wie mir nicht entgangen ist, alles andere als überschäumendes Vertrauen entgegenbringst. Keine gut ausgeschlafene Startposition, würde ich sagen. Außerdem kenne ich dich als genau kalkulierenden Geist, der sein Umfeld sorgfältig beobachtet und sich klar bewusst ist, wie weit sein Arm reicht. Gute Gründe, einen solchen Gedanken fallen zu lassen".


    Ich lehnte mich zurück und lächelte, "Oder etwa nicht? Jetzt sag bloß noch, dass du es trotzdem machen willst".

  • "Sehr gut, Domitius. Du hast alles richtig erkannt, auch wenn das eine oder andere Detail nicht ganz stimmt. Für Flaminius Cilo, übrigens der Bruder meiner verstorbenen Frau, ist Cornelius Palma nur ein potenter Verbündeter. Palma hat gute Kontakte im Osten und sein Vetter ist Statthalter von Britannia. Aber ich werde ihm früh genug mitteilen, dass ich Palma unterstützen werde. Zumindest falls sich die Lage für Cornelius Palma nicht noch gravierend verändert."


    sagte Modestus lächelnd und klatschte seinem Klienten ein wenig Beifall. Der Domitier hatte Scharfsinn bewiesen und die Sachlage gut erkannt und die richtigen Schlüsse gezogen. Er musste unbedingt dafür sorgen, dass der Mann nach dem kommenden Krieg Ritter wurde.


    "Du hast sicherlich recht, dass Claudius Menecrates mich nie unterstützen würde, sollte ich mich selbst zum Princeps erklären. Wobei ich auch nicht erwarte, dass er den Cornelier unterstützen wird. Er hat etwas merkwürdige Ansichten und ist der Meinung, dass der Senat den neuen Princeps wählen sollte. Aber ich glaube unser Arbeitsverhältnis hat sich inzwischen auch verbessert. Da ich die Legio II allerdings für den Kampf gegen Salinator auf meiner Seite brauche, kann er gerne glauben was er möchte. Deswegen gedenke ich mich vorerst auch nicht öffentlich für Palma auszusprechen. Sondern nur gegen den Vescularier."


    führte Modestus nun aus und erklärte seinem Klient wie er weiter vorzugehen gedachte. Von der Verschwörung und dem Mord am Princeps sagte er jedoch nichts. Diese Sache brauchte vorerst niemand erfahren.


    "Aber die Legio VIII steht treu zu mir und mit der Unterstützung von Cilo auch zwei weitere Legionen und natürlich auch die Hilfstruppen. Es ist also durchaus möglich sich gegen den Claudier und seine Legion durchzusetzen, aber der Preis dafür wäre zu hoch. Es ist wichtiger den Vescularier in die Knie zu zwingen und dafür wird jede Legion gebraucht. Und wer weiß schon, was danach passiert."

  • Zitat

    Modestus: "Aber die Legio VIII steht treu zu mir und mit der Unterstützung von Cilo auch zwei weitere Legionen und natürlich auch die Hilfstruppen. Es ist also durchaus möglich sich gegen den Claudier und seine Legion durchzusetzen, aber der Preis dafür wäre zu hoch. Es ist wichtiger den Vescularier in die Knie zu zwingen und dafür wird jede Legion gebraucht. Und wer weiß schon, was danach passiert."


    "Gut, dann bin ich ja auf dem Stand der Dinge. Ich werde mich jetzt mal um die Chatten kümmern. Oder hast du noch Anderes, was ich tun kann?"

  • "Verschiedene Kommandeure werden mir Berichte über die Vorratslage schicken. Ich möchte, dass du sie zusammenfasst. Die Vorräte bei Waffen und Proviant sind dabei das was ich haben möchte. Und wenn du noch Zeit hast, kannst du schon einmal die Fühler zu den größeren Händlern in der Gegend ausstrecken, was den Ankauf von Proviant und Waffen angeht. Wieviel könnten wir wie schnell und zu welchem Preis kriegen? Und wie Kreditwürdig sind wir? Ansonsten fällt mir gerade nichts mehr ein. Ich bin gespannt wegen der Chatten zu hören, was ihr euch ausgedacht habt."


    sagte Modestus und nickte dann seinem Klienten zu als Zeichen, dass er nun gehen konnte, wenn er nicht noch etwas anderes zu besprechen hatte. Es gab sicherlich genug zu tun.

  • Ich holte meine Tabula heraus und notierte die Punkte. "Alles Sachen, mit denen wir Salinator ärgern können. Gerne. Ach ja, und die Chatten ... Marsus und ich sind noch ein bißchen am Grübeln, aber wird schon, Patron. Vale."


    Ich ging zurück in mein Officium.

  • Während ich zu Officium des Legatus ging, klickte es wieder in meinem Hirn. Diesmal lauter: Aurelius. Die Acta Diurna. Sextus Aurelius Lupus. War er's?


    "Salve, Legatus Augusti. Ein Abgesandter des Titus Aurelius Ursus, Kommandeur der Legio I namens Aurelius möchte mit dir über die Zukunft des Imperiums sprechen. Hast du Zeit für ihn?"
    Ich kniff ein Auge zusammen.

  • "Salve, bring ihn rein, Massula, und warte dann neben meinem Schreibtisch. Ich möchte, dass du dabei bist und alles hörst."


    sagte Modestus und nickte dem Domitier zufrieden zu. Man würde sehen was die der Aurelier wollte. Wenn es überhaupt ein Aurelier war.

  • Und Sextus betrat das Officium des LAPP wie geheißen. Ihm gegenüber war ein Mann gehobenen Alters und annähernd gleicher Größe. Erfreulicherweise kein Bart. Sextus hatte schon mit einem ähnlich germanisierten Mann gerechnet. Man wusste ja nie, was diese Provinzen einem Römer antaten. Und der Mann war schon lange hier im Norden. Sein Gegenüber sah aber noch erfreulich römisch aus.


    Eigentlich hatte Sextus vor, das Gespräch mit einem lockeren Scherz zu beginnen. Etwas in der Art wie 'An deiner Stelle würde ich diene Vorzimmerdame feuern. Bietet Gästen nichtmal was zu trinken an' oder etwas in der Art. Allerdings gesellte sich besagte Vorzimmerdame mit in den Raum und stellte sich zu dem Annaer. Aber Sextus kannte den schmalen Grad zwischen Humor und Beleidigung, und auch den schmalen Grad zwischen Mut und Todessehnsucht. Also beließ er es bei unhörbaren Gedanken, auch wenn er sehr wohl auf die Gesichtsausdrücke beider Männer dabei sehr gespannt gewesen wäre.
    “Salve, Legatus Annaeus. Mein Vetter Aurelius Ursus bat mich, dir seine besten Grüße zu bestellen“, eröffnete er also leichtzüngig die Unterhaltung und wartete darauf, dass der Annaeus ihn begrüßte und ihm einen Platz anbot.
    Dass der Annaeus ihn nicht allein empfing, schmeichelte ihm sogar auf eine Art und Weise, auch wenn es das folgende Gespräch sehr schwer machen würde, da es vertrauliche Details quasi komplett von vornherein ausschloss. Allerdings zeigte es Sextus, dass der Mann ihn wohl als gefährlich genug erachtete, dass er zumindest eine zweite Meinung, wenn nicht sogar eine Wache in seiner Nähe dabei haben wollte.

  • "Und mit wem genau habe ich es zu tun? Es fällt mir schwer dich zu begrüßen ohne deinen Namen zu kennen. Und du hast sicherlich auch etwas dabei, dass mir die Wahrheit deiner Worte beweisen wird, oder irre ich mich da?"


    entgegnete Modestus nicht unfreundlich, unterließ es jedoch zunächst jedoch den Boten zu begrüßen oder ihm einen Sitzplatz anzubieten. Erst wollte er wissen, wer der Mann war und einen handfesten Beweis. Dass der Aurelier einen Boten hier her schickte bedeutete, dass er selbst wohl nicht auf der Seite des Vesculariers stand. Wenn er Durus damals richtig verstanden hatte, so hatte Vinicius Lucianus seinen Klienten auf die Seite der Verschwörer ziehen wollen. Von daher war es naheliegend, aber man würde sehen, was genau das Anliegen des Aureliers war.

  • Vielleicht wäre der Scherz doch besser gewesen. Das hier schien sehr schwierig zu werden.
    “Nun, ich hätte es mit einem Salve, Aurelius vorerst versucht“, meinte Sextus freundlich und mit offenem Lächeln. Die Frage nach seinem genauen Namen war ja auch irgendwo zum Lächeln. Abgesehen davon, dass es außer dem Gensnamen selten etwas gab, das wirklich zählte, und man mit diesem sein Gegenüber sehr wohl hinreichend und auch höflich anreden konnte, wie sollte man schon beweisen, dass man war, wer man war? Sollte die kaiserliche Kanzlei einem ein mit Wachs versiegeltes Stück Papier geben, am besten mir einem möglichst komplizierten, in Gold gefassten Siegel darauf, auf dem der eigene Name stand, und das man immer und überall mitzuführen hatte? Sextus hatte auf einmal ein Bild vor Augen von einem jungen Burschen, der besoffen einen Wagen durch die Straßen gelenkt hatte, und nun von den Vigiles angehalten worden war, die diesen Wisch haben wollten, und am besten eine Wagenfahrerlaubnis gleich mit oben drauf. Amüsanter Gedanke. Allein der Papierkram wäre überwältigend. Und der letzte Zensus der Bevölkerung, dass auch nur gezählt wurde, wie viele Bürger es denn gab, war auch schon Jahrzehnte her.


    “Und abgesehen davon, dass ich mit seinen Männern hierher gereist bin“ – was entweder eine geniale wie wahnwitzige Desertion darstellte oder aber Beweis genug dafür sein müsste, dass er nicht verrückt war, sowas zu behaupten und direkt zur Regia zu marschieren -“fürchte ich, dass ich keinen Beweis habe. Einen geheimen Handschlag hat meine Gens meines Wissens nach noch nicht eingeführt. Und wenn, wäre er nicht geheim, wenn jeder ihn kennen und somit verifizieren könnte.“
    Sextus Gesicht blieb freundlich, seine Stimme ruhig und sachlich, trotz des leicht spöttischen Inhalts der Worte. Aber er würde ganz sicher nicht ankommen, seinem Gegenüber seinen Namen aufbinden und schon auf die Götter vertrauen, dass die an die Anständigkeit des Annaeers appellierten und Sextus Kopf damit auf seinen Schultern ließen. Entweder respektierte der Annaeer ihn als Boten oder er tat es nicht, ganz einfach. Daran änderte auch ein Name nichts. Und selbst wenn, konnte er ihm einfach irgend einen nennen, und eigentlich musste das seinem Gegenüber auch sehr klar sein. “Daher, Legat, kannst du mir entweder trauen, dass ich kein lebensmüder Hochstapler bin, oder nicht.“ Sextus zuckte leicht mit den Schultern, als wäre es ihm egal. Im Grunde war es das auch. Der Bote war nicht das Entscheidende, und das wusste Sextus auch, sondern die Botschaft. Abgesehen davon, dass Sextus sich auf diese Art von Machtspielchen gar nicht erst einließ. Was sollte er vor dem Annaeus JETZT auch einknicken? Allein die Vorstellung, das zu tun, war lächerlich. Und auch nicht sienen Zielen nützlich. Für diese musste er auf Augenhöhe mit dem Mann kommunizieren, und nicht wie ein Wicht von unten nach oben.

  • "Dann solltest du am Besten sofort zum Grund deiner Anwesenheit kommen."


    entgegnete Modestus dem Mann vor sich kühl, nachdem er einen ersten Anflug von Zorn über die freche Antwort des unterdrückt hatte. Aber was immer der Mann vor ihm war, Modestus' Misstrauen war geweckt. Der Mann gab sich als Aurelier aus und trug nicht einmal die üblichen Abzeichen seines Standes. Ganz zu schweigen eines aurelischen Siegelrings. Als ob ein paar Soldaten Beweis für irgendetwas waren. Soweit er wusste konnten es genauso gut irgendwelche bezahlten Veteranen oder Praetorianer sein. Bei diesem Gedanken hielt Modestus an und begann ihn weiterzuspinnen. Hatte er einen Praetorianer vor sich? Ein Agent des Vesculariers? Diese hätten aber sicher auf solche Details geachtet. Egal. Abwarten und zuhören würde ihn außer etwas Zeit nichts kosten und vielleicht diverse Dinge aufklären. Danach konnte er den Mann immer noch zur Rechenschaft ziehen.

  • Und noch immer kein Sitzplatz und nichts zu trinken. Offensichtlich hatten die nördlichen Provinzen doch Auswirkungen auf den Römer vor ihm, ließen sie ihn zumindest die Grundformen der Höflichkeit vergessen. Vielleicht auch mit voller Absicht, was noch weniger vertrauenserweckend war und Sextus darin bestärkte, das folgende Gespräch so sparsam wie möglich zu gestalten. Der Annaeer schien ihn nicht besonders leiden zu können und schien noch nicht einmal die Notwendigkeit zu verspüren, so zu tun, als könne er ihn leiden. Wenn ein Mann selbst darauf verzichtete, dachte er, dass er Höflichkeit nicht nötig hatte und unangreifbar war. Und solche Machtphantasien wurden sehr häufig durch brutale Vorgehensweisen untermauert. Und Sextus hatte kein Verlangen nach derlei Schauspiel, schon gar nicht auf seine Kosten.
    So ernüchternd diese Erkenntnis auch war, so unumgänglich war sie auch. Und weitaus ernüchternder war die daraus folgende Erkenntnis, dass dieses Gespräch hier vermutlich nicht den gewünschten Erfolg haben würde, womit Sextus eher auf den plebejischen Centurio Iulius und dessen Gespräch bei Claudius Menecrates angewiesen war. Nicht unbedingt gute Voraussetzungen. Oder solche, die seine Laune heben würden.


    Dennoch blieb er äußerlich freundlich und ließ sich von seinen Gedankengängen nichts anmerken. Jetzt war er schon mehrere hundert Meilen weit gereist, hatte eine Überquerung der Alpes und Wochen auf einem Pferderücken in Kauf genommen für diesen Blödsinn, da ließ er sich von so ein wenig Machtphantasterei nicht gleich abschrecken und aufhalten.
    “Ich bin mir sicher, dass dir die gegenwärtige Lage im Imperium ebenfalls bewusst ist, ebenso wie damit einhergehenden Fragen sicherlich auch schon auf deinem Tagesplan zu finden sind. Jeder Mann, der eine Legion unter sich hat, so wie du und Legat Aurelius Ursus, wird sich vermutlich dieselbe Frage stellen, ob und in welchem Rahmen man aktiv werden sollte. Immerhin gibt es – oder gab es zum Zeitpunkt meiner Abreise aus Mantua – bereits zwei Kaiser. Potitus Vescularius Salinator in Rom, und Appius Cornelius Palma im Osten.
    Daraus ergeben sich notwendigerweise Entscheidungen, die gemeinsam getroffen vielleicht leichter fallen“
    , begann Sextus also vage genug, um nicht gleich verhaftet oder eingesperrt zu werden.

  • "Germania hat bereits eine Entscheidung getroffen."


    sagte Modestus und musterte sein Gegenüber mit müden Augen noch einmal und ihm wurde das eine oder andere klar. Der Mann brachte keine Nachricht von Titus Aurelius Ursus. Nein, der Kommandeur der Legio I war anscheinend nicht von seinem Patron eingeweiht worden. Der Mann war hier um ihm auf den Zahn zu fühlen. Hatte Durus außer diesem einen Flavier niemand sonst informiert? Hatte er sein Wissen um Modestus vielleicht mit ins Grab genommen? Es würde erklären, warum der Mann vor ihm so heimlich tat und seine lästige Scharade auch. Normalerweise war er einem interessanten Wortgeplänkel nicht abgeneigt, aber bedingt durch den anstehenden Bürgerkrieg hatte keine Geduld mehr für so etwas. Er hatte noch hundert andere Dinge zu erledigen. Also schob er das Dokument, welches gerade erst aus Germania Inferior zurückgekommen war, über seinen Schreibtisch zu dem noch stehenden. Das würde überzeugend genug sein.


    "Wir können also offen reden und weiteres drum herumreden ersparen."


    sagte Modestus und sah den Mann mit freundlicher aber vorallem fragender Miene an. Hoffentlich war der Kerl kein sturer Idiot und würde nicht darauf beharren weiterhin wage und ominös zu formulieren. Im Zweifelsfall würde er sich noch einen der Soldaten holen lassen. Da kam ihm ein Gedanke. Wenn er nun wirklich davon ausging, dass die Soldaten echt waren und damit auch der Mann vor ihm auch, mit wem hatte er es dan zu tun? Zumindest arrogant und stur genug für einen Patrizier war der Mann.




    Wir, die germanischen Kommandeure,


    erklären hiermit, dass wir das in Rom verlesene Testament des Gaius Ulpius Aelianus Valerianus nicht anerkennen. Es ist eine infame Fälschung, die für den falschen Kaiser Potitius Vescularius Salinator fabriziert wurde, um seine unrechtmässige Ursupation des Prinzipats zu legitimieren.


    Potitius Vescularius Salinator wird von uns nicht als Imperator Caesar Augustus und legitimer Nachfolger von Gaius Ulpius Aelianus Valerianus anerkannt und wir fordern, dass er seine zu Unrecht erworbenen Befugnisse wieder abgibt und sich vor einem römischen Gericht für seine schändliche Ursupation verantwortet.


    Von uns wird nur Appius Cornelius Palma als rechtmässiger Nachfolger und Imperator Caesar Augustus anerkannt und wir werden seinen Anspruch mit allen notwendigen Mitteln gegenüber dem Ursupator Potitius Vescularius Salinator durchsetzen.


    Für das Imperium und das Volk vom Rom!



    [Blockierte Grafik: http://dl.dropbox.com/u/16275162/Anderes_Siegel3.png]

    Legatus Augusti pro Praetore - Germania Superior
    Legatus Legionis - Legio VIII Augusta


    Gaius Flaminius Cilo

    Legatus Augusti pro Praetore - Germania Inferior
    Legatus Legionis - Legio XXI Rapax


    [Blockierte Grafik: http://img259.imageshack.us/img259/4645/siegel.gif]  H. Claudius Menecrates

    Legatus Legionis - Legio II Germanica


    Publius Afranius Burrus

    Legatus Legionis - Legio VI Victrix


  • Wie der Mann vor ihm es auf seinen Platz geschafft hatte bei so wenig Gespür für die rudimentärsten Formen des menschlichen Miteinanders war Sextus ein Rätsel. Er selbst war auch nicht unbedingt immer der höflichste Zeitgenosse, aber einen solchen Mangel an Umgangsformen hätte er nie zur Schau getragen.


    Schweigend und ruhig nahm er also das Pergament noch immer stehend entgegen, dass der Legat aus dem Nichts hervorgezaubert hatte, und las es sich durch. Prima, da ritt er durch das halbe Imperium, um den Mann vor sich zu überzeugen, ließ sich diese unfreundliche Behandlung deshalb angedeihen, und der Mann kotzte ihm die ganze Provinz mitsamt ihren Legionen regelrecht als Geschenk vor die Füße. Und das ohne Vorwarnung und noch innerhalb dieser unfreundlichen Grundstimmung. Die Götter hatten einen sehr verqueren Sinn für Humor.
    Offen reden? Sextus las das Schriftstück erneut mit ausdrucksloser Miene. Offen reden konnten sie wohl kaum. Es war eine Sache, sich über die taktische Verteilung von Truppenstärken und die Unterstützung eines Kaiserkandidaten zu unterhalten. Eine ganz andere war es, zu sagen, dass man ein Testament gefälscht hatte und den letzten Kaiser ermordet hatte, und nur der beauftragte Mörder ein vorschneller Vollidiot gewesen war, der den schönen Ursprungsplan unbrauchbar gemacht hatte. Offen war also kein Wort, das Sextus benutzen würde, wenn es um jegliche Unterhaltungen abseits des ohnehin schon eingeweihten Kreises ging. Selbst die Männer, mit denen er gereist war, wussten nichts. Und der schweigsame Princeps Praetorii war auch in seiner Reaktion cniht einzuschätzen.
    Und so gab er dem Legaten sein Schriftstück auch einfach unbeeindruckt zurück und fing an, in die Details der Verhandlungen einzusteigen, nachdem das Grundsatzkonzept offensichtlich schon zum gemeinsamen Konsens stand.
    “Du kannst den Schriftsatz um die erste Legion erweitern, mein Vetter wird es mit Freuden gegenzeichnen. Wie dir vielleicht bekannt sein dürfte, unterhält die Gens Aurelia viele Verbindungen zu den Gentes Flavia und Tiberia und ist ebenso mit Cornelius Palma bereits in Freundschaft bekannt. Ich gebe zu, dass unsere Hoffnung darin lag, in dir einen verbündeten also gewinnen zu können, doch wie ich sehe, ist dies bereits ohne unser zutun von deiner Seite aus so gewollt, was mich und auch meinen Vetter sehr erfreut.“
    Sextus fütterte also den Annaer mit ein paar kleinen Informationen. Zwar waren die nicht gänzlich korrekt, aber auch nicht falsch. Sextus hatte Cornelius Palma kennengelernt bei den Treffen bei seinem Patron, und soweit hatte er sich gut mit ihm verstanden. Zumindest hatte er keinen Grund, anzunehmen, dass sie sich nicht verstanden hätten. Und das war sicher mehr, als jeder sonst in diesem Raum von sich oder seiner Gens behaupten konnte.
    “Desweiteren wird ebenso der etrurische Städtebund auf unserer Seite stehen und Vescularius seine Mittel entziehen.“ Das war auch etwas, das Sextus nicht sicher zu sagen wusste, worauf er aber pokerte. Er hatte nicht umsonst als Haruspex den Städten dort geschrieben in genau dieser Angelegenheit, und einige Sprösslinge der ältesten und einflussreichsten Familien dieser Städte schuldeten ihm mehr als nur einen Gefallen. Er war sich sicher, dass sein Lehrer und guter Freund Cilnius Lanatus alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um Tarquinia auf seine Seite zu stellen. Und wohin Tarquinia wies, dahin gingen auch Volsinii, Chiusi , Veji und Caere, noch dazu, da in eben jenen Städten auch Freunde von Sextus waren.


    Da war dann eigentlich nur vielleicht eine Sache, die man noch erwähnen könnte. “Vielleicht könnte man bei dieser Gelegenheit ebenfalls darauf hinweisen, dass die Edikte des Vesculariers keine Gültigkeit haben. Wie du vielleicht weißt, sind laut diesen einige Personen auf Proskriptionslisten gelandet, nicht zuletzt aus den Gentes Aurelia und Flavia, und auch Cornelius Palma selbst.“ Sextus würde sich zumindest weit wohler fühlen, wenn er auch semioffiziell nicht mehr vogelfrei war.

  • "Und was hat der Legatus Legionis nun vor?"


    Zu den anderen Dingen, die der Mann vorbrachte nickte Modestus. Mehr als Zeichen, dass er verstanden hatte, was gesagt worden war, denn die Sachen waren ihm im Grunde egal. Es würde nun einen Bürgerkrieg geben und da würden die Patrizier mit ihren Beziehungen eine untergeordnete Rolle spielen. Nun ging es um Provinzen und Soldaten, denn der Vescularier würde sich so einfach nicht von aus Rom vertreiben lassen.


    „Selbstverständlich betrachte ich die Edikte des Vesculariers nicht als gültig. Ich werde mich früh genug selbst auf einer seine Proskriptionslisten wiederfinden und Claudius Menecrates wäre auch schon längst im Carcer. Du kannst also unbesorgt sein, dich setzen und mir sagen, wer du überhaupt bist.“


    sagte Modestus immer noch freundlich, der in den letzten Worten den Grund für dessen Verleugnung seines eigenen Namens vermutete. Offenbar hatte der Mann Angst gehabt, dass er seinen Kopf verlieren würde. Dass er sich absichern wollte war verständlich, aber diese Sicherheit sollte er nun haben und Modestus hatte nicht vor mit jemandem zu verhandeln, dessen Namen er nicht einmal kannte. Es gehörte zu den grundlegenden Höflichkeiten. Genauso wie das ein Gastgeber seinem Gast einen Stuhl oder eine Erfrischung anbot. Aber dieser Mann hatte sich bisher keine Höflichkeit gezeigt, die erwidert werden konnte. Die Motive dafür waren Modestus nun klar, aber das änderte nichts.

  • Was sollte sein Vetter schon vorhaben? Einen heldenhaften Alleingang entgegen allen Wahrscheinlichkeiten? War Ursus zugegebenermaßen zuzutrauen. Aber in dem Fall doch hoffentlich nicht der Wahrheit entsprechend.
    “Genau um das zu besprechen hat mein Vetter mich hergeschickt. Ein Zusammenschluss seiner Legio mit deinen wäre vermutlich das vernünftigste und angebrachteste. Daraus ergibt sich die Frage, wie deine bisherigen Planungen, die ja allem Anschein nach schon weit fortgeschritten zu sein scheinen, aussehen. Bislang haben weder Vescularius noch Marius ihre Truppen bewegt, so dass Rom wie auch Pannonia stark befestigt sein dürften und die Legio I zwischen beiden in der Falle sitzt, weshalb eine Aufgabe des jetzigen Standortes angebracht ist, oder aber eine entsprechende Verstärkung und dann ein Marsch, vorzugsweise Richtung Rom. Allerdings fehlen uns Informationen über die Legionen unter Cornelius aus Syria, wie und in welcher Weise er er sich bewegen wird. Da er sich zum Imperator hat ausrufen lassen, muss sein Ziel lauten, Roma einzunehmen. Doch welchen Weg er einschlagen wird und ob er versuchen wird, Marius in Pannonia zu umgehen oder sich ihm zu stellen und ihn zu vernichten, war bis zum Zeitpunkt meiner Abreise nicht bekannt. Ebenso die Verhaltensweise der britannischen Armeen unter seinem Bruder Cornelius Cethegus, die sich sicher ebenfalls ihm anschließen werden. Ich würde die Entsendung von Boten vorschlagen, sofern noch nicht geschehen.
    Folglich ist die Frage offen, ob du, Annaeus, mit deinen Legionen südwärts ziehen willst und wo ein Zusammenschluss der Legionen am Sinnigsten wäre, diesseits oder italischerseits der Alpes. Allerdings müsste die Entscheidung recht bald fallen, da eine Legion die vielen von Marius sicher nicht lange aufhalten kann und mein Vetter damit zum Rückzug gezwungen wäre.“


    Und endlich wurde ihm auch ein Sitzplatz angeboten, den Sextus auch einnahm. Allerdings nicht ohne die erneuerte Nachfrage, wer Sextus denn sei. So langsam wurde es ermüdend.
    “Und so leid es mir tut, dich vermutlich enttäuschen zu müssen, ich bin wirklich Aurelier, und ich bin wirklich ein Vetter von Aurelius Ursus. Mein Vater ist Numerius Aurelius Fulvus, der dir nichts sagen dürfte, mein Großvater war Claudius Aurelius Crassus, Proconsul Germanias, Syrias, Italias... der dürfte dir etwas sagen. Darüber hinaus bin ich Haruspex und Senator, falls du dir Sorgen machst, dass mein Stand diesen Verhandlungen nicht angemessen sein sollte. Doch dies alles hat nichts mit der Frage um die Notwendigkeiten taktischer Standortverlegungen zu tun.“
    So langsam fragte sich Sextus, was das alles sollte. Es war ja nicht so, als hätte er seinem Gegenüber keinen Namen genannt. Er hatte ihm sogar einen wahren Namen genannt und sich nicht auf eine Lüge herausgeredet. Und außer dem nomen gentile war kein Bestandteil eines Namens auch nur annähernd von Bedeutung. Daher gab es auch nur eine sehr begrenzte Auswahl an Praenomina. Sextus hieß deshalb Sextus, weil er das sechste Kind seines Vaters war, das lange genug gelebt hatte, um einen Namen zu benötigen. Sein Vater hatte alle seine Kinder einfach durchnummeriert. Primus, Secundus, dann Tertia... Und wen interessierte das schon, vor allem in einer Zeit, da die Hälfte aller Menschen das zehnte Lebensjahr nicht erreichte? Ebenso mit den Cognomina, die man ändern konnte, wie man wollte. Es gab ein paar Ehrennamen, aber der Rest? Familientraditionen, die man nicht ablegen konnte, oder Spitznamen, die man aufgrund irgendwelcher Vorkommnisse erhielt. Agrippa, der mit den Füßen zuerst geborene. Cincinnatus, der Lockenkopf. Ursus, der Bär. Warum sein Gegenüber ausgerechnet „der Gemäßigte“ genannt wurde, war ihm aber ein Rätsel. Vielleicht eine besondere Art von freundschaftlichem Sarkasmus. Sextus hatte seinen Beinamen – Wolf – in seiner Jugend von seinen Freunden erhalten, aufgrund seiner taktischen und skrupellosen Art – auch wenn es damals mit Mädchen zu tun gehabt hatte.
    Und Sextus würde es ebenso halten. Sein Sohn hatte auch keinen Cognomen, sondern sollte ihn sich verdienen durch Charaktereigenschaften. Und er hieß deshalb Lucius, weil er am Tag geboren wurde. Jeder im März geborene würde Marcus heißen, alle nachts geborenen würden einfach durchnummeriert, Mädchen einfach Maior oder Minor genannt werden. Gegebenenfalls, falls es mehr als zwei werden sollten, konnte man das ja noch einmal anpassen. Ein persönlicher Name war nichts unabänderliches und festes. Protokolliert war er auch schon gar nicht. Von daher waren sowohl Prae- als auch Cognomen vollkommen irrelevant. Das einzige, was zählte, war der Name der Gens, der man entstammte, für die man Ruhm und Ehre erwarb und auf die man sich bei allen Taten bezog. Und mit der man auch angesprochen wurde.


    Ein schönes Beispiel hierfür war gerade einmal fünfzig Jahre alt. Der Imperator Nero war geboren worden als Lucius Domitius Ahenobarbus. Mit dreizehn Jahren adoptiert hieß er dann Tiberius Claudius Nero Drusus Germanicus Caesar. Kein Teil seines Namens war ihm geblieben, nicht einmal die Spur davon. Und in die Geschichte ging er schließlich ein als Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus. Alle Titel weggedacht wurde aus einem Lucius erst ein Tiberius und dann ein Nero in nichtmal dreißig Jahren. Das sagte wohl alles über die Relevanz von römischen Namen.

  • "In der Tat, die Entscheidung sollte bald getroffen werden. Aber daraus würden sich zwei Problemstellungen ergeben. Wenn wir uns in Germania vereinen, überlassen wir Salinator damit Italia. Im schlimmsten Fall könnten er seine Truppen vereinigen. Wenn wir uns aber in Italia vereinigen könnte es darauf hinauslaufen, dass wir uns zwischen den pannonischen Legionen und den Stadteinheiten aus Rom wiederfinden. Hat Aurelius Ursus geäußert, was er davon für vorteilhafter halten würde? Aber vielleicht gibt es noch eine andere Lösung. Herius Claudius Menecrates von der Legio II hat einen interessanten Vorschlag gemacht, den wir uns anhören sollten. Für die nächsten Tage ist sowieso eine Besprechung der Militärs anberaumt. Allerdings kann ich jemanden schicken, der ihn holt, dann besprechen wir es gleich."


    Auch wenn er es nur ungern zugab, Modestus hatte wenig Erfahrung auf dem weiten Feld des Kriegshandwerks. Sicherlich war er der Meinung dies durch kluge Entscheidungsfindung und erfahrene Berater wett zu machen, aber die hatte er in dieser fast privaten Unterredung nicht. Und es war ihm durchaus wohler eine Entscheidung mit den anderen Militärs zu finden. Andererseits würde das Zeit kosten. Zeit, bis alle Kommandeure in Mogontiacum waren. Ganz zu schweigen von den ewigen Debatten. Es würde schneller gehen hier eine Entscheidung zu treffen.


    "Ich bin im Moment auch nicht darüber informiert, wie der Cornelier vorgehen will. Aber von Syria ist es ein langer Weg, selbst über das Meer. Wo wir gerade beim Meer sind, weißt du wie es um die Flotten in Misenum und Ravenna bestellt ist? Sind sie loyal zu Salinator?"

  • “Mantua mit nur einer Legion lange genug zu halten ist utopisch. Prinzipiell sieht mein Vetter den Zeitpunkt für entscheidend an, wo man sich vereint. Je länger deine Vorbereitungen brauchen, umso sicherer ist der Treffpunkt in Raetia gewählt, so dass man mit vereinten Kräften gegen Marius und Vescularius vorgehen kann. So umgeht man auch die Gefahr, dass dann hinterher sowohl deine Legionen als auch die seine zwischen denen von Marius und der Stadt Rom sitzen wie zwischen Hammer und Amboss.
    Im übrigen glaubt mein Vetter nicht, dass Vescularius es sich leisten kann, große Teile der Praetorianer, Cohortes Urbani und Vigiles aus Rom abzuziehen, da die Bevölkerung kaum hinter ihm steht. Er hatte auch bis zu meiner Abreise nichts unternommen, um daran etwas zu ändern, nicht einmal Leichenspiele für den verstorbenen Imperator. Von daher sollte es uns möglich sein, Marius abzufangen, ehe er Rom erreicht. Sofern wir schnell handeln.“

    Dann aber sagte Modestus etwas, das Sextus nicht so gefiel. Claudius herholen. Jetzt. Der Iulier müsste noch mitten im Gespräch mit ihm sein, und im Gegensatz zu dem Annaer, der sich ganz offensichtlich nicht mehr an das Essen bei Tiberius vor vielen Jahren so genau erinnerte und daher den kleinen Klienten von Durus, der damals noch Vigintivir werden wollte, vergessen hatte, erinnerte sich der Claudier sicher noch an ihn. Die Claudier und die Aurelier mochten einander nicht besonders, und nach dem Debakel mit den claudischen Sklaven und der mangelnden Opfervorbereitung und der Ablehnung des jungen Claudius Wiehießerdochgleichnochmal bei den Saliern hatte sich das bestimmt nicht gebessert. Sextus erinnerte sich auch an nachfolgende Schmierereien gegen seinen Namen, wobei er hierfür keine Beweise hatte – allerdings auch sonst niemanden, der Veranlassung für so einen Unfug gehabt hätte außer dem ständig maulenden Pöbel.
    Von daher hielt Sextus es für eine ausgesprochen schlechte Idee, den Claudier jetzt hier antraben zu lassen und das ganze im kleinen Kreis zu besprechen, wo der Statthalter ihn nicht gerade freundlich behandelte. Zwei Männer in diese Situation zu bringen war in jedem Fall kontraproduktiv für Sextus vorhaben, wenn die beiden sich dann gegen ihn verbündeten, einfach aus persönlichen Befangen.
    “Ich denke, wenn ohnehin eine Besprechung anberaumt ist und du mir erlaubst, daran teilzunehmen, wäre der Sache besser gedient, so sind alle gleich informiert und man kann Beschlüsse fassen, die nicht nachträglich erneut revidiert werden müssen“, gab er eine pragmatische Begründung vor, die seine wahre Meinung nicht preisgab. In großer Runde war es wahrscheinlicher, dass der Claudier sich seiner Manieren erinnerte, ebenso gab dies seinem Begleiter die Möglichkeit, den Claudier zuvor schon auf ihre Seite zu ziehen – auch wenn dies nach dem von Claudius unterschriebenen Brief an Vescularius wohl ebenso unnötig war wie seine Überzeugung des Annaeus.


    Die andere Frage war da schon gänzlich anderer Natur und erforderte ein kurzes Nachdenken. “Der Praefect der Classis von Misenum ist Octavius Dragonum, der bekanntermaßen ein Klient von Decimus Livianus ist, der ein bekennender Gegner von Vescularius ist. Allerdings gehört Senator Octavius Macer zu denjenigen, die am meisten durch Vescularius profitiert haben. Ebenso haben die Decimer wohl ihren eigenen Frieden mit den Vescularius-Getreuen geschlossen durch die Hochzeit von Decimus Livianus' Nichte mit Terentius Cyprianus, der ebenfalls zum Dunstkreis des Usurpators gehört.
    Von daher würde ich nicht ohne weiteres davon ausgehen, dass er auf unserer Seite steht und nicht mit ihm rechnen. Inwieweit eine Kontaktaufnahme sinnvoll wäre, weiß ich auch nicht abzuschätzen, der Mann ist mir nicht bekannt.
    Was Marcus Antonius Longus als Praefectus Classis Ravennae angeht, ist er mir persönlich nicht bekannt. Meine Mutter stammt ebenfalls aus der Gens Antonia, allerdings ist die Verwandtschaft vermutlich nur sehr entfernt, sofern vorhanden, sonst wäre mir sein Name vermutlich geläufiger. Ich kann nicht abschätzen, inwiefern für diesen Mann verwandtschaftliche Bande ausschlaggebend sein mögen, so dass ich die Sinnhaftigkeit einer Kontaktaufnahme nicht abschätzen kann. Generell hat die Gens Antonia allerdings keinen Nutzen von Vescularius' Herrschaft, im Gegensatz zur Gens Octavia.“

  • "Wir werden sehen. Allerdings wird das noch etwas dauern, bis auch die Kommandeure aus Germania Inferior eingetroffen sind. Wo siehst du eigentlich deine Position, sobald geklärt ist, welches Vorgehen gewählt wurde? Ein ziviler Begleiter beim Heer?"


    sagte Modestus und runzelte die Stirn bei seinen letzten Worten. Sollte es einen Sieg über den Vescularier geben -und in jedem anderen Fall war sowieso alles aus- dann war es für jeden Mann vorteilhaft im Heer der Sieger gedient zu haben. Nicht nur im Hinblick auf den neuen Kaiser, sondern auch auf den Senat. Modestus hatte schon eine gute Idee, denn er wollte den Aurelier wenn möglich bei sich behalten.


    "Also wäre es nicht falsch derzeit davon auszugehen, dass die beiden Flotten den Vescularier unterstützen? Das ist auf jeden Fall ein Faktor der einkalkuliert werden muss. Schließlich verschaffen ihm die Flotten nicht nur die Seehoheit, sondern im Zweifelsfall auch einige tausend Mann Marineinfantrie. Schlimmsten Fall könnten sie deinem Vetter den Weg abschneiden. "


    überlegte Modestus laut. Es war zwar eher unwahrscheinlich, aber es war im Bereich des Möglichen, dass die Legio Prima durch die Flotte Schwierigkeiten erhalten konnte. War Aurelius Ursus fähig genug dies zu umgehen?

  • Germania Inferior kam also auch? Noch eine Information, die Sextus abspeicherte. Mit Germania Superior, Inferior, Raetia und Etruria war sämtliches Gebiet nördlich von Rom gegen Vescularius. Die Aussichten, das Ende des Krieges zu erleben, wurden langsam wahrscheinlicher. Fehlten nur Gallia, Hispania und Britannia – wobei dieses entweder neutral bleiben oder auf ihrer Seite stehen würde – um einem Zwei-Fronten-Kampf entgehen zu können. Vielleicht konnte man den alten Decimus in seinem Exil in Hispania doch noch zu etwas Aktivität anregen, trotz des Friedens seiner Gens mit den derzeitigen Zuständen. Wenn man ihm die Gegebenheiten vernünftig darlegte, sah er vielleicht die Chancen, seine ursprünglichen Pläne wiederzuerwecken und die Arrangements seiner Gens mit Vescularius zu lösen.
    “Wie gesagt, ich bin Haruspex, einer der wenigen echten, und werde damit wohl die Zeichen der Götter für den anstehenden Kriegszug deuten. Soldaten wollen meistens wissen, was die Götter zu Waffengeklirr sagen.
    Davon ab gedachte ich, die Möglichkeit zu nutzen, an der hiesigen Academia Militaris meine Kenntnisse über taktische Maßnahmen aufzupolieren und meinem Vetter dann wohl als Tribun zu dienen.“
    Höhere Positionen waren ja wohl alle schon besetzt, zumindest in der Legio I. Sextus bezweifelte, dass Ursus ihm mal eben seine Legion geben würde. Und selbst wenn, wüsste Sextus vermutlich nicht wirklich, was er damit alles sinnigerweise anstellen sollte, fehlte ihm doch die militärische Erfahrung, die bei einem Feldzug dieser Größe sicher von Nutzen wäre. Auf dem Papier konnte er sicher herrliche Feldzüge entwerfen und Schlachten gewinnen. Ob das auf dem Feld auch so wäre, war die andere Frage.


    “Und was die Flotten angeht: Misenum liegt zu weit entfernt, um unbemerkt genügend große Kontingente zu verschiffen, ehe die Späher etwas entdecken und melden würden. Vor allem müssten sie in Etruria anlanden. Und wie gesagt sehe ich in Ravenna noch am ehesten die Chance zur Neutralität, und falls nicht, ist meinem Vetter der Rückzugsweg über die Alpes noch frei. Nichts desto trotz wäre natürlich eine zügige Entscheidung förderlich, diese möglichen Risiken zu umgehen.“

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