M&M - Von Massilia nach Mogontiacum

  • Reisen dauerte. Reisen dauerte lange. Viel zu lange. Besonders wenn es so verflucht kalt war wie in Gallia, Germania, Raetia und all den anderen Provinzen nördlich und nordöstlich der Alpen. Sermos Reise hatte ja schon ätzend angefangen. Erst hatte sich seine Abreise so weit verzögert, dass er nicht mit dem selben Schiff wie Annaeus in Ostia hatte ablegen können. Natürlich blieb es nicht dabei. Italia war gestraft vom Zorn der Götter und so war es Schiffen auch nicht gut möglich überhaupt den Hafen zu verlassen. Sermo musste also anderthalb Wochen warten, bis er seine Reise überhaupt antreten konnte. Als das Schiff, dessen Kapitän nebenbei eine horrende Summe für den Transport verlangte, schließlich in Massilia anlegte, sank Sermos Laune weiter in den Keller. Es war arschkalt, windig und das Mieten eines Reisewagens war völlig überteuert und erst nach einem nervenaufreibenden Gefeilsche mit einem Kelten möglich, der grässlich aus dem Maul stank.


    Jetzt saß er auf der strohgefüllten Matratze seines Zimmers in einer der Hafentavernen Massilias und seufzte. Ihm gegenüber saß Caelyn, deren Bauch mittlerweile deutlich sichtbar wurde. Bona dea, war sie eine Belastung gewesen. Erst fraß sie dreimal so viel wie sonst, dann erbrach sie wieder alles über der Reling. Er wollte gar nicht wissen, wie er es mit ihr in der Kutsche aushalten sollte. Na immerhin war sie schön anzuschauen, trotz des Bauches. Nicht zuletzt war es gar nicht zu bemängeln, dass ihr Busen anschwoll. Zudem war die Keltin auch des öfteren gereizter als sonst, was Sermo auch nicht unerheblich zu erregen vermochte. Er schätzte ja seine kleine blonde Keltin sehr, ließ sie es aber bloß nicht wissen. Wo käme man da denn schon hin?


    "Wie fühlt es sich an?" fragte Sermo nach einigen Augenblicken des stillen vor sich hin Starrens. Die Flamme einer Öllampe, der einzigen Beleuchtung zu dieser spätnachmittäglichen winterdunklen Stunde, flackerte unbehelligt. Wind pfiff durch die Ritzen zwischen den Fensterläden. Der Geruch von Salz lag in der Luft. Man konnte den Eindruck haben, das Meer wolle selbst bis in diese kalte Kammer eindringen. Caelyn hatte nur ein Schlaflager auf dem Boden erhalten. Für ein Bett hatte es nämlich nicht gereicht, weil Sermo zu geizig gewesen war ein Zweibettzimmer zu zahlen. Statt dessen belegten sie nun zu zweit ein Einzelzimmer, das dementsprechend eng war. Caelyn saß quasi direkt vor seinem Bett auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt. Ihr musste bitter kalt sein. Ob er sie wohl zu sich ins Bett nehmen sollte?
    "Ich meine: Wie ist es, sie wiederzusehen nach so langer Zeit? Die Heimat? Gallia?" Neben dem Bett gab es in dieser Kammer nicht viel. Ein Möbelstück, das sich unverschämterweise als Tisch abgab, trug die Öllampe. Dabei stand ein knarrender Schemel, dem Sermo nicht zu vertrauen wagte. Alles andere war Sermos Habe, gebündelt in einer einzigen Truhe. Seine Kleidung, Laren, einige wenige persönliche Besitztümer und Geld. Mehr brauchte er gar nicht. Caelyns Klamotten hatten sogar separat in einen Sack gepasst, den sie sich bequem über die Schulter werfen konnte. Ein Glück, dass sie so einfach gestrickt war und keine von diesen verwöhnten Sklavinnen aus patrizischem Hause war, die untereinander eigene Hierarchien und Besitzansprüche hegten.
    Während Sermo die Antwort seines Kleinods erwartete, rieb er sich die klammen Hände. Diese Taverne war ein verdammtes zugiges Drecksloch, da würde Caelyn ihm wohl zustimmen.

  • In was für einem Drecksloch war ich hier nur gelandet? Und so was schimpfte sich auch noch Taverne! Nicht nur dass es im Hafen furchtbar nach Fisch gestunken hatte und die Ratten Wettrennen veranstalteten, war es ziemlich unwirtlich in Massalia. Vielleicht lags ja auch am Wetter.
    Sermo hatte in einer Taverne ein Zimmer gemietet, wenn man das so nennen konnte. Eigentlich war´s ein zugiges Drecksloch und eng noch dazu.Das bisschen Mobiliar konnte man auch getrost den Hasen geben, wenn man sich auf dem Stuhl nicht den Hals brechen wollte. Es war auch noch arschkalt und irgendwie fühlte sich alles klamm an, wie auf dem beschissenen Schiff, auf dem ich mir fast die Seele aus dem Leib gekotzt hatte.
    Das war also meine glorreiche Rückkehr nach Gallien! Echt super! Hatte ich mir doch ein bisschen anders vorgestellt. So manches hatte ich mir anders vorgestellt. Dank Sermo konnte ich mich für die nächsten Wochen fast wie zu Hause fühlen, solange wir durch Gallien reisten um nach Scheiß-Germanien zu kommen, wo es noch kälter war.
    Überhaupt, entweder hatte Sermo ´nen Sprung in der Optik oder er konnte nicht zählen, denn er hatte nur ein Einbettzimmer gemietet für uns beide. Dementsprechend stand auch nur ein Bett in dieser besseren Abstellkammer. Als ich dann noch ´ne löchrige Decke in die Hand gedrückt bekam, wusste ich, was Sache war. Die Nacht würde ich auf dem blanken Holzboden verbringen müssen. Mal ehrlich, ich war ja schon viel gewohnt. Aber ein bisschen Stroh wäre für den Anfang auch nicht schlecht gewesen, um den harten Boden etwas weicher zu machen. Aber Sermo war eben ein unverbesserliches Sparbrötchen. Da konnte man nix dran ändern.


    Obwohl es noch nicht mal Abend war, lag Sermo in seinem schönen bequemen Bett. Klar, was sollte man bei der Kälte auch anderes machen, wenn man nur ein Bett hatte. Er guckte andauern zu mir rüber. Musste richtig befriedigend für diesen Dreckskerl sein, mich auf dem Boden herumkauern zu sehen. Ich versuchte seinem starren Blick auszuweichen und endlich ein Auge zu zukriegen, denn auf dem blöden Schiff hatte ich nicht einmal richtig pennen können. Andauernd dachte ich daran, dass wir absaufen. So ein Mist, was war nur aus mir geworden? Ich mutierte doch nicht etwa noch zur Memme, die hysterisch schreiend allen auf den Sack ging? Und dann auch das noch! Jetzt fing er auch noch an, zu labern.
    "Hä?" Jetzt sah ich doch zu ihm rüber und verzog das Gesicht. Ich kapierte nicht, was er von mir wollte. Wie sollte sich was anfühlen? Der Boden, oder was? "Is ziemlich hart, wenn du den Boden meinst." Irgendwie schaffte ich es nicht mehr nach so ´ner langen Überfahrt, richtig nett zu klingen.
    Nee, das meinte er nicht. Ich hatte mich auch schon gewundert, woher so schnell das schlechte Gewissen gekommen sein sollte. Nein, Sermo machte einfach nur ´ne riesen Gaudi draus, in alten Wunden herumzupulen.
    "Wie soll´s schon sein? Beschissen is es." Ich versuchte, ihn weiter nicht mehr zu beachten und verkroch mich noch mehr in die dreckige, miefige Decke ,die ihre besten Tage schon vor langer Zeit gesehen hatte. Der Fetzen war natürlich viel zu kurz. Wie sollte man denn so bei einer so lausigen Kälte schlafen können? Und dann noch Sermos dämliche Gesülze dazu. Da konnte die Nacht noch richtig lustig werden!

  • ...,wenn du den Boden meinst. Caelyn war manchmal wirklich nicht die Hellste. Sermo hatte schon längst den Eindruck gewonnen, dass seine Sklavin regelmäßig unglaublich dumme Dinge sagte, tat oder in eben solche hineingeriet. Wie konnte man nur so ein Unglücksrabe sein? Irgendwie faszinierte ihn das. Ein Glück, dass sie letztendlich doch noch von selbst auf den eigentlichen Grund seiner Frage kam. "Beschissen?" wunderte Sermo sich. "Ich hätte gedacht du freust dich, deine Heimat wiederzusehen?" Das irritierte ihn jetzt schon ein wenig. Da nahm man die elende Heulsuse schon mit nach Gallia und dann beklagte sie sich auch noch. Die konnte froh sein, dass er sie nicht totgeschlagen hatte, als er von dem Drecksbalg in ihrem Bauch erfahren hatte! Sermo hob verärgert eine Augenbraue und betrachtete die Keltin eindringlich. So richtig schlau würde er aus ihr wohl nie werden. Aus einem Impuls heraus setzte er sich im Bett auf und lehnte sich im Schneidersitz mehr oder weniger bequem mit seinem Rücken an die kalte Wand. Sein Blick blieb weiterhin fragend, jedoch gemischt mit einer gehörigen Portion Skepsis.
    "Ich verstehe dein Problem nicht, weißt du?" Ja, das klang schonmal gar nicht schlecht als Einleitung für das, was er nun sagen wollte. Oder was sich zumindest in seinem Kopf ganz sinnvoll zu sagen anhörte. "Siehst du, Sklavinnen, die vor ihrem Herrn davonlaufen, gehören ausgepeitscht. Davor habe ich dich doch gerettet, oder nicht? Und du kannst jetzt kaum behaupten, es ginge dir schlecht bei mir." Seine Stimme verriet weder Sympathie noch Ärger, doch sonderlich freundlich klang Sermo dabei noch lange nicht. Dann aber sprach er lauter, betonte jedes nächste Wort besonders eindringlich. "Schau dich doch mal an, du hattest ja sogar so viel Freiheit dich von dem nächstbesten dahergelaufenen Sklavenjungen besteigen zu lassen! Was glaubst du denn, was das für Konsequenzen hätte haben sollen? Dass ich dich jetzt besonders verhätschele und pflege?" Tja, jetzt hatte er sich beinahe in Rage geredet. Dumm für Caelyn. Aber da war sie ja gewissermaßen selbst dran schuld. "Verhätscheln am Arsch! Ich hätte dich gleich im Tiber versenken sollen. Nein, statt dessen tue ich nichts und jetzt heulst du mir auch noch einen vor! Unglaublich, ehrlich. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht in die Bergwerke verkauft habe oder ins abgefleddertste Lupanar Roms! Undankbares Miststück!"
    Das war wohl ein Vorzeige-Wutausbruch á la Sermo vom Feinsten, wenn man so wollte. Er war schon immer jähzornig gewesen, was in diesem Augenblick einmal mehr bestätigt wurde. Für den Außenstehenden war vermutlich beachtlich welch eine knappe Aussage aus Caelyns Mund zu einer so ausführlichen Schimpftirade hatte führen können. Bei Sermo war eben alles möglich. Ein Wunder, dass er noch nichts nach Caelyn geworfen oder sie gar geschlagen hatte.

  • Oh Mann, Sermo glaubt wirklich, er tat mir was Gutes, wenn er mich durch Gallien schleifte. Das war doch echt zum Mäuse melken! "Massilia ist nicht meine Heimat!" Ich fragte ihn ja auch nicht, wie berauschend er´s fand, wenn er gerade mal den Rubikon überquert hatte und noch ´ne halbe Ewigkeit weg war von Rom. Da kamen ihm bestimmt auch noch keine heimatlichen Gefühle. Gallia war eben nicht gleich Gallia, genauso wenig wie Gallier gleich Gallier waren. Aber so was kapierten die dämlichen Römer eben nicht.
    "Und außerdem hatte ich mir meine Rückkehr ein bisschen anders vorgestellt." Nicht als Sklavin von so einem blöden römischen Idioten, der bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bot, ausrastete. Aber das band ich ihm natürlich nicht auf seine krumme Nase. Wahrscheinlich wusste er das sogar schon selbst.
    Und wie er mich schon wieder anglotzte! Als wolle er mich gleich fressen Wenn er so seine Augenbraue hob, das mochte ich überhaupt nicht. Das Beste kam aber noch! Was ich für´n Problem hatte, fragte er mich. Junge, mein Problem bist du! Wollte ich ihm ins Gesicht schreien, aber machte ich dann doch nicht. Ich war ja schließlich auch noch schwanger. Und wenn er mich erst mal so richtig mit Schmackes durchgeprügelt hatte, weil ich ´ne Spur zu frech war, war ich´s vielleicht nicht mehr.
    Oh Mann, Sermo übertraf sich malwieder selbst. Ein Meister der Selbstbeweihräucherung war er. Ja, ja, ja was er tolles vollbracht hatte, als er mich damals reingelegt hatte. Auf ewig musste ich ihm dankbar sein, dachte er. Mich vor der Peitsche bewahrt und so´n Scheiß. Ob er selber dran glaubte, was er hier zum Besten gab? "Ursus hätte so was nie gemacht!", schrie ich. Wenn ich so viel Blödsinn hörte, konnte ich nicht mehr ruhig bleiben. "Ja, mir geht´s richtig gut bei dir, domnius!" Na, das strotzte ja nur so von Ironie! Beim letzten Wort hätte ich echt kotzen können.
    Die blöde Decke, oder sollte ich besser sagen, der mottenzerfressene Fetzen, war mir runtergerutscht und schon wurde es mir wieder kalt. Vielleicht hätte ich meine Wut ein bisschen besser unter Kontrolle halten, denn als ich sie wieder hochziehen wollte, machte es ratsch und ich hielt ein Stück davon in der Hand. Zum Glück blieben wir hier nur eine Nacht!
    Scheiße, mir war so kalt! Und daran war nur Sermo schuld! Jetzt sorgte dieser Dreckskerl auch noch dafür, dass ich mich noch beschissener fühlte! Eigentlich war ich ja nicht so zartbesaitet, um mich von Sermos geschwollenem Gerede beeindrucken zu lassen. Aber es musste wohl an den scheiß Hormonen liegen, dass es diesmal klappte. "Ja, vielleicht wär´s wirklich besser gewesen, wenn du mich im Tiber versenkt hättest!", schluchzte ich und kämpfte mit den Tränen. Dann vergrub ich mein Gesicht in der stinkenden Decke, die über meinen angezogenen Knien lag. Kacke Mann, hoffentlich war´n wir bald in Germanien!

  • Bona dea, jetzt fing sie auch noch an rumzuheulen! "Heul' nicht rum," fuhr Sermo seine Sklavin patzig an. Das war ja nicht auszuhalten. Erst meinte sie, ihm blöd kommen zu können und jetzt versuchte sie es über die Mitleidschiene. Nicht zu fassen. "Wie hattest du dir deine Rückkehr denn sonst vorgestellt? Als Peregrina? Tzess!" Da fiel Sermo etwas auf. Er wusste gar nicht, ob Caelyn in ihrer Heimat überhaupt als Freie gelebt hatte, oder ob sie bereits von Geburt an Sklavin gewesen war. Das interessierte ihn jetzt doch irgendwie. "Bist du eigentlich in Sklaverei geboren?" fragte er daher, begleitet von einem plötzlichen Stimmungsumschwung, der den Wutausbruch halbwegs verdampfen ließ.


    Neugierig betrachtete er dabei seine Sklavin, als sie zu einer Antwort ansetzte. Ihr Götter, war das ein jämmerlicher Anblick. Zusammengekrümmt auf dem Boden, die Decke zerrissen, heulend und schluchzend lag sie da, schwanger wie sie war. Seine Gedanken schweiften unweigerlich - typisch männlicherweise - auf das Thema Sex ab und so fragte er sich ganz nebenbei, wie es wohl wäre eine Schwangere im Bett zu haben. Ob es irgendwelche Unterschiede gab? Gewiss in der Stellung, denn sich so auf Caelyns Bauch zu legen erschien ihm ziemlich ungünstig. Vielleicht, wenn sie sich hinkniete und er...ja, das sollte gehen. So dick war ihr Bauch ja nun auch noch nicht. Eine Überlegung war es jedenfalls wert, sie gleich einfach zu sich ins Bett zu holen. Dann konnte sie sich erstens nicht beschweren, dass ihr kalt war und zweitens, dass er sich nicht ausreichend um sie kümmerte. Innerlich musste er bei diesem Gedanken über den Scherz grinsen. In diesem Moment stellte er einmal wieder fest wie sehr er das römische Eigentumsrecht liebte. Ausbeutung von Sklaven zum Zweck des Geschlechtsverkehrs war im antiken Rom bekanntlich an der Tagesordnung, da stellte auch Sermo keine Ausnahme dar. Ja, sein Entschluss war gefasst. Da konnte Caelyn jetzt noch so viel schluchzen, sie konnte ja sowieso nicht entkommen.

  • Mich nervte es ja auch, wegen jedem Rotz flennen zu müssen.Aber das war irgendwie so´n scheiß Zwang.Und Sermo war ja nun aber auch nicht gerade feinfühlig, wenn´s drum ging, mal einfach nur nett zu sein. Überhaupt nett sein war für ihn ein Fremdwort. Und die Römer hatten´s ja bekanntlich nicht so mit Fremdsprachen.
    Ja, komm schon, reite nur noch länger drauf rum! Als ob er nicht gewusst hätte, wie ich mir meine Rückkehr vorgestellt hatte. So dämlich konnte doch nur ein Römer sein! War doch wohl sonnenklar, dass ich gerne wieder als Freie nach Gallia zurückgekommen wäre. Das war doch auch mein Plan gewesen. Damals. Ach, Mist! Jetzt kam alles wieder hoch und ich hätte noch mehr flennen können. Jetzt wurde die blöde Decke auch noch nass von meinen Tränen und meinem Schlabber. Na, Klasse! Danke, Sermo! So umsorgst du mich! Ich hätte echt kotzen können. Der Typ konnte mir echt gestohlen bleiben. Alles was aus seinem Maul kam, war einfach nur beleidigend. Naja, fast alles. Hin und wieder nämlich, gelang es sogar Sermo, mich zu überraschen.
    "Hä, was?" Ich sah überrascht auf. Hatte ich gerade richtig gehört? Sermo interessierte sich für mich? Das war ja mal was ganz neues! Ich dachte immer, er wusste, dass ich nicht immer schon ´ne Sklavin gewesen war. Hatte ich ihm noch nix über mich und mein Leben davor erzählt? Wahrscheinlich hatte er´s schon längst wieder vergessen. Das sah ihm ähnlich.
    "Nein, ich war frei", antwortete ich schluchzend. Na, ging ihm jetzt ein Licht auf, warum ich´s so beschissen fand, wieder hier zu sein? "Bettelarm, aber frei! Ich hab mit meinem Bruder auf der Straße gelebt und wir haben uns das, was wir zum Leben gebraucht haben,… organisiert." Das hörte sich besser an, als geklaut."Aber das war nicht immer so. Bevor unsere Mutter starb, ging es uns gut. Wir hatten ein Zuhause und immer genug zu essen. Aber dann wurde sie krank und siechte langsam dahin. Damals war auch schon unser Großvater gestorben, der sich auch um uns gekümmert hatte. Unser Vater hatte sich schon vor Louans Geburt verp… öhm, verabschiedet." Dem Dreckskerl waren wir ziemlich schnuppe gewesen. Aber unsere Mutter hatte nie was auf ihn kommen lassen. Das hatte ich nie kapiert. "Als wir dann ganz allein auf uns gestellt waren, haben sie uns aus dem Haus gejagt.Unsere eigenen Verwandten! Ich war damals gerade mal zehn und mein Bruder acht. Von da an mussten wir uns so durchschlagen. Das hat auch ein paar Jahre geklappt." Ich war ja nicht besonders stolz, auf meine Karriere als Kleinkriminelle. Aber was hätte ich denn machen sollen? Ich musste ja auch für meinen Bruder sorgen. Und rumhuren für Geld wollte ich nicht. Eigentlich trug mein feiner Onkel und seine Frau die Schuld daran! "Und dann, als ich siebzehn war, haben sie mich erwischt, wie ich so n´en feinen Pinkel ausnehmen wollte. Der Dreckskerl, der mich gefasst hatte, meinte, ich wär nicht mal das Holz für das Kreuz wert, an dass sie mich hängen wollten. Dem Sklavenhändler, an den er mich verhökert hat, hatte er natürlich was ganz anderes erzählt. Ich schätze mal, er hat die Kröten selbst eingesteckt, die er für mich gekriegt hat." Auch wenn das alles schon so lange zurück lag, litt ich noch immer, wenn ich darüber erzählte. Das Leben war einfach nicht fair zu mir und meinem Bruder.
    So, und jetzt wartete ich nur noch auf Sermos nächsten blöden Spruch, der nach so´ner Story einfach kommen musste, sonst wäre Sermo nicht Sermo gewesen.

  • Aha. Hmhm. Ja. Gut. Wundervoll. Höchst interessant. Caelyn legte Sermo völlig unerwartet in einem längeren Redeschwall ihre komplette Lebensgeschichte offen. Unglaublich, aber wahr! Na immerhin bestätigte das, dass sie doch halbwegs gefügig war und sich aus ihr auch irgendwann noch einmal eine echte Vollblutsklavin machen lassen würde. Sie sollte bloß nicht denken, er würde sie so schnell freilassen. Die tragische Geschichte zweier Waisen, die sich als Bettelkinder durchschlagen mussten, berührte Sermo zwar nicht sonderlich, denn solcherlei Geschichten kannte er zur Genüge. In Rom bekam man sie immerhin an jeder Straßenecke vom nächstbesten Rotzbalg um die Ohren gehauen, das auf der Suche nach dem nächsten erschnorrten oder gestohlenen Quadrans war. Dass Caelyn letztendlich beim Sklavenhändler einen ordentlichen Preis erbracht hatte, konnte Sermo sich jedenfalls gut vorstellen. Mit siebzehn musste sie noch eine ganze Spur knackiger und jugendlicher gewesen sein. Da hätte sie wohl in jedem Haushalt einen Platz gefunden. Wenn nicht protzigerweise als Bettvorleger zum hübsch anschauen und als Lustobjekt, so doch zumindest als nützliche Küchensklavin und Lustobjekt.


    Als Caelyn ihre Erzählung beendet hatte, kratzte Sermo sich nachdenklich am Kinn und machte "Hm." Was sollte er jetzt sagen? Ihr sein Mitleid bekunden? Wohl kaum, das konnte nur ihr selbstbewusstsein stärken. Aber er konnte wesentlich subtiler vorgehen und das erlangte Wissen zu seinem Vorteil einsetzen. Als Bettelkind musste man eigentlich jede Wärmequelle, die man geboten bekam, dankbar annehmen und zu schätzen wissen. Und um sie ohne großen Widerstand ins Bett zu kriegen, sagte er also: "Dir muss kalt sein, hm? Komm, leg dich zu mir. Hier ist's warm." Sermo hatte sich immerhin noch eine extra Wolldecke geben lassen und hatte ein Bett mit strohgefüllter Matratze zur Verfügung. Er war sich sicher, dass Caelyn sich dieses Angebot nicht zweimal machen lassen würde.

  • Öhm, ja. Äh, nanu! Hatte ich was verpasst? Wie krass war das denn? Sermo machte nur ein ganz stinknormal betroffenes Hm. Kam da noch was? Und wenn ja, wann? Jetzt war ich aber enttäuscht! Nee, nicht wirklich. Aber mal ehrlich, was war denn mit dem los? Ich dachte immer, bei ihm funktionierte nicht die Mitleidsschiene. Mannaomann, der war ja ganz betroffen. Und nicht nur das. Meine Geschichte hatte irgendwas bei ihm bewirkt. Oder warum war er auf einmal so nett? Klar, die Frage hätte er sich schenken können, denn es war ja ganz offensichtlich, dass es mir saukalt war und ich mir hier auf Dauer was abfror.
    Naja, und unter normalen Umständen hätte ich mich garantiert nicht freiwillig zu ihm ins Bett gelegt, weil Sermo unter normalen Umständen nur eines von mir wollte, wenn ich mit ihm in seinem Bett lag. Bei genauer Überlegung hätte er ja jetzt das gleiche von mir haben wollen...können...sollen... Überhaupt, ging das denn, wenn man schwanger war? In der Beziehung hatte ich ja überhaupt keinen blassen Schimmer. Ach, was soll´s! Wenn er aufdringlich wurde, kriegte er einfach mein Knie in sein Allerheiligstes, ganz einfach! Außerdem, es war wirklich barbarisch kalt und tierisch unbequem auf dem Boden. Und es war jetzt nur anständig von ihm, mir einen Platz in seinem Bett anzubieten. Denn Sermo, die Ratte, hatte sich nicht nur das Bett mit ´ner echten Matratze unter den Nagel gerissen. Er hatte auch gleich mal ´ne zweite Decke abgegrast. Und zwar eine ohne Mottenlöcher.
    Logisch, war´s bei ihm warm! Damit hatte er mich auch sofort dazu überredet, meine Abneigung gegen ihn, wenigstens kurzfristig auf Eis zu legen, im wahrsten Sinne des Wortes. "Ja, gerne!" Ich ließ mich nicht lange lumpen und stand ziemlich schnell auf. Ahh, Kacke, tat mir mein Rücken weh! Gleich wird´s warm, tröstete ich mich und setzte mich auf Sermos Bett. Schnell zog ich noch die Beine hoch und schob sie unter die Decke. Junge, war das warm! Das tat richtig gut.
    "Danke, das is echt nett von dir!", sagte ich und lächelte dankbar. Tja, manchmal konnte er mich eben doch noch richtig überraschen!

  • Wie berechnet fiel Caelyn voll auf Sermos Spielchen rein. Mit einem verstehenden Lächeln nahm er sie im Bett auf und sorgte dafür, dass es schön warm für seine Sklavin war. Und wie machte man das? Richtig, durch Körperkontakt. Er legte also einen Arm um sie und schmiegte sich an sie, wobei er sich betroffen gab. "Bona dea, du bist ja wirklich eiskalt! Komm, ich wärm' dich auf!" Bereitwillig begann er daraufhin mit der einen Hand sporadisch ihren Rücken zu rubbeln, während er die andere einfach irgendwie um sie legte.
    Einfach unglaublich, wie naiv die Kleine war! Sermo war viel zu baff, dass sie keinen Verdacht schöpfte, um noch großartig Vorsicht walten zu lassen und so machte er auch keine Anstalten, sich noch lange unbescholten zu geben. Nachdem sie also ein paar Augenblicke so da gesessen hatten und Caelyn langsam zu bibbern aufhörte, ging Sermo in die Offensive.
    "Weißt du, ich denke es ist an der Zeit, dass wir unsere kleinen unbedeutenden Konflikte endlich beilegen und wieder wie vernünftige Leute miteinander umgehen." In einer Bewegung, die man beinahe schon zärtlich nennen konnte, streichelte seine Linke fortwährend über Caelyns Bauch. Die Rechte fuhr ihr über den Rücken in den Nacken, kraulte sie, fand ihren Weg über die Schultern zurück auf den Rücken. Sie musste sich schon richtig geborgen fühlen, so spekulierte Sermo wenigstens. Wenn er Glück hatte, würde das hier leichter werden, als er es sich erhofft hatte. Wieso nämlich mit Gewalt nehmen, was man auch durch Geschick erreichen und später vielleicht sogar aufgrund freiwilliger Hingabe erlangen konnte?
    "Ich bin sicher, wir können wunderbar miteinander auskommen..."
    Jetzt vergrößerte er den Radius seiner Bewegungen und wagte sich mit der Linken auch erstmal vom Bauch aufwärts hinauf zu Caelyns Brüsten, die er sanft aber bestimmt umschmeichelte. Seine Begierde war nunmehr nicht nur seinem Blick zu entnehmen, sondern auch deutlich spürbar. Sermo wollte seinen Trieb befriedigen. Und wehe Caelyn gab ihm nicht was er wollte, denn dann würde er es sich kurzerhand holen. Dumm genug, so naiv zu sein. Sich jetzt aber zu wiedersetzen würde ihr gar nicht gut bekommen.

  • Oh, wie schön warm das war! Meine Füße fülten sich an wie Eisklötze und trotz dass ich noch meine Untertunika trug, war mir mit der blöden Decke am Boden nicht warm geworden. Aber jetzt war das was anderes. Was natürlich auch dran lag, dass Sermo bereits im Bett saß. Er drückte mich an sich und rubbelte mich warm auf dem Rücken. Wie freundlich er doch sein konnte, dachte ich noch. Das fühlte sich irgendwie schön an, so nah bei jemand zu sitzen, auch wenn´s Sermo war. Klar, mir wäre es natürlich viel lieber gewesen, wenn das Aretas gewesen wäre und nicht Sermo. Vielleicht war er ja doch nicht so ein Scheißkerl, wie ich immer meinte.
    Noch ahnte ich ja nichts, was Sermo wirklich im Schilde führte. Im Augenblick freute ich mich nur über die Wärme, sei es über die körperliche wie auch die zwischenmenschliche. Wenn Sermo in Zukunft nicht mehr der Arsch war, für den ich ihn immer gehalten hatte, würde es bestimmt einfacher werden, die Zeit in Germanien auszuhalten. Und vielleicht würde er dann auch mein Kind frei lassen, wenn ich ihn darum bat.
    Es sah wirklich danach aus, als ob Sermo gerade dabei war, sich zu ändern. Ein historischer Moment, oder so was. Zu dem was er sagte, konnte ich nur nickend zustimmen. Genau, wir sollten wieder wie vernünftige Leute miteinander umgehen. Für mich war das überhaupt kein Problem. Und für Sermo? Die Hand, die mich eben noch warm gerubbelt hatte, begann mich im Nacken zu kraulen. Ah, so was mochte ich. Hatte ich schon immer gemocht.Meine Mutter hatte mich früher oft gekrault, wenn ich traurig war. Damit hätte er stundenlang weitermachen können. Seine an der Hand fuhr über mein Bäuchlein, als ob das sein Kind wäre. Ich glaubte schon, er würde mir jetzt selber sagen, dass mein Kind nichts zu befürchten hatte und dass er es nach der Geburt frei lassen würde. Natürlich wehrte ich mich nicht, denn einerseits fühlte ich mich noch gut dabei und andererseits wollte ich jetzt nichts versauen.
    Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wann genau mein gutes Gefühl zu schwinden begann, als er sagte, wir könnten bestimmt gut miteinander auskommen oder als seine Hand zusehends nach oben zu meinen Brüsten hin wanderte. Irrte ich mich, oder ging sein Atem auf einmal schneller? Und was war mit der Umarmung? Die wurde fester, oder nicht? Mein ganzer Körper spannte sich plötzlich an. Spätestens jetzt begannen alle Alarmglocken zu läuten. "Was machst du da?", fragte ich leise. Wobei die Frage an sich total überflüssig war, weil man es sich nicht nur denken, sondern plötzlich auch spüren konnte, was er vor hatte. Mir war ja klar, dass er das verdammte Recht dazu hatte. Aber dass er´s so schamlos ausnutzte! "Bitte… tu das nicht! Bitte nicht!", bettelte ich fast schon weinerlich. Ich hatte nur noch Angst um mein Kind, er könne ihm was antun, wenn er sich gleich auf mich presste. Das würde er doch jetzt, oder? Endlich versuchten jetzt meine Arme, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Meine Hände versuchten ihn wegzudrängen und von mir fernzuhalten.

  • Welch ein Pech aber auch. Mit ihrem Betteln war Caelyn natürlich am falschen Mann gelandet. Sermo gab doch nicht dem Flehen einer Sklavin nach. Und erst recht nicht Caelyns Flehen! Sein Fummeln wurde also noch eindringlicher, seine Hände fordernder. "Ach was, hab' dich nicht so," tat er ihre Worte ab. "Deinem Kind wird schon nichts passieren." Wie prall ihr Busen war! Unglaublich wie stark sich so eine Schwangerschaft auswirken konnte. Seine Hand rutschte unter Caelyns Tunika, entblößte ihre Haut. Sermo setzte sich nun auf, so dass er halbwegs von oben herab auf das Objekt seiner Begierde sehen konnte und versuchte ihre Arme zu packen zu kriegen, die sich in Verzweiflung gegen ihn zu wehren versuchten. "Du willst kämpfen, ja?" geiferte er in Spiellaune, als er endlich einen ihrer Arme zu fassen bekam und sofort zurück auf die Matratze drückte. Seine andere Hand schnellte zwischen Caelyns Beine, um dort ihr Spiel zu treiben. "Auf die Knie, dann können wir es beide genießen," befahl mit einem wölfischen Grinsen. Noch hatte sie die Chance, sich zu fügen, sich ihrem Schicksal - zumindest für diesen Abend - zu ergeben. Sermo war wild, gebremst einzig von einem kleinen Funken Selbstbeherrschung. Er war der Wolf, der seine Beute bereits in der Gewalt hatte. Er hatte zugebissen, Blut geleckt. Jetzt war kein Entrinnen mehr abzusehen, keine Fluchtmöglichkeit. Caelyn hatte nicht den Hauch einer Chance, denn bei jedwedem versuchtem Entkommen musste sie wohl um das ungeborene Leben fürchten, das ungewollt zu Schaden kommen könnte. Sermo wusste das und wandte daher - noch - nur leichten Druck an, den er aber schnell intensivieren würde, wenn Caelyn nicht gehorchte. Wehe, wenn sein Geduldsfaden riss.

  • Dieses miese Schwein! Von wegen, sein gespieltes Mitleid und sein bescheuertes Gesülze von gut mit einander auskommen und vernünftig sein. Das war alles Blödsinn! Gequirlte Kacke, war das! Und ich blöde Kuh war mal wieder drauf reingefallen. Nur weil ich geglaubt hatte, in ihm stecke doch was Gutes. Aber Sermo war einfach nur böse, durch und durch böse.
    Er steckte seine dreckige Pfote unter meine Tunika und griff in die vollen. Natürlich wehrte ich mich da nur noch umso mehr, so dass der Stoff der Tunika nachgab und riss. Um die Tunika machte ich mir eigentlich weniger Sorgen. Ich dachte nur an mein Kind. Das Einzigste, was mir von Aretas geblieben war. Und dieses Kind wollte ich gebären, auch wenn´s dann nur ein Sklave war, so wie seine Eltern.
    Erbittert leistete ich Widerstand, keuchte und kreischte, strampelte mit den Beinen, als ich merkte, dass seine Hand zwischen meine Beine vordringen wollte. Bald aber merkte ich, dass ich auf Dauer nicht gegen ihn ankommen konnte, denn Sermo war viel stärker als ich. Und dann hatte er auch schon meinen rechten Arm erwischt und drückte ihn zurück auf die Matratze.
    Ich sollte auf die Knie gehen, sagte er. Aber ich ignorierte alles, was er sagte. Stattdessen versuchte ich verzweifelt mit meinen Zähnen sein Handgelenk zu erwischen, um ihn zu beißen. Und ich biss zu.
    Meine andere Hand versuchte sein Gesicht zu erwischen, um ihm sein dreckiges Gegrinse herauszukratzen. Er sollte nicht ohne Blessuren davonkommen! Meine Fingernägel waren nicht besonders lang gewesen, aber dafür waren sie hart. Jetzt gruben sie sich in Sermos Wange und hinterließen einige unschöne Kratzer.
    Und dann, ich war völlig außer Atem, hörte ich plötzlich auf, mich zu wehren. Mein Körper erschlaffte und blieb ruhig liegen, bis auch er gemerkt hatte, dass keine Gegenwehr mehr zu befürchten hatte.
    Dann setzte ich mich auf und kniete mich mit dem Rücken zu ihm hin, so wie er es gewollt hatte. Genießen würde ich es ganz sicher nicht, wenn er sich das nahm, was er wollte.

  • Sie wehrte sich. Und zwar nicht zu knapp. Holla, einen Moment lang war Sermo überrupelt von der Heftigkeit, mit der Caelyn sich gegen ihn durchzusetzen versuchte, so dass sogar ihre Tunika überstrapaziert wurde. So konnte es auch passieren, dass ihre Zähne ein Ziel fanden und ihm einen gehörigen Schreck verpassten. Er schrie auf und bekam im selben Moment auch schon Caelyns Krallen zu spüren. Jetzt war es aus für sie. Das bedeutete Krieg. Sermo ließ sich doch nicht von einer unbedeutenden Sklavin solch eine Gegenwehr gefallen!
    Doch bevor es unschön werden konnte für die blonde Keltin, sah sie wohl selbst bereits ein, dass ihre Lage aussichtslos war. Caelyn gab die Gegenwehr abrupt auf und ließ sich auf die Matratze sacken. Erneut überrascht hielt Sermo inne, zeigte sich jedoch halbwegs besänftigt ob ihrer sich endlich einstellenden Gefügigkeit. Doch milde stimmte ihn dieser Umstand gewiss nicht. Sobald Caelyn sich vor ihm hingekniet hatte, entblößte er sein Geschlecht und machte ihren Unterleib nun gänzlich frei. Mit einer Hand krallte er sich dann in ihren Haaren fest und zischte ihr vor Hohn und Verachtung triefende Worte ins Ohr. "Wie dumm von dir. Mit mir legt man sich nicht an."
    Daraufhin drang er nicht gerade sanft in sie ein und tat genau das, was Caelyn befürchtete. Er nahm sich was er wollte. Er nahm sich, was ohnehin sein Eigen war. Und er war grob dabei. Seine Hand schloss sich um ihren Hals, er zog an Caelyns Haar, kniff in ihre Brustwarzen. Und die Tortur wollte nicht enden, denn Sermo ließ seinem Trieb nicht gleich freien Lauf. Er wollte, dass das Miststück litt, dass es endlich merkte, dass man ihn nicht erzürnen sollte. Schließlich konnte er jedoch auch nicht weiter an sich halten und kam schnell und intensiv zum Ende.
    Sermo zog sich seine Tunika wieder über und verharrte schnaufend. Zurück blieb eine geschundene gedemütigte Caelyn, ein Häufchen Elend. Sollte er sie jetzt einfach aus dem Bett werfen, oder würde sie sowieso von sich aus auf den Boden zurückkehren? Sermo entschied, dass es ihm völlig gleich war. Er ließ sich einfach neben sie auf die Matratze fallen und atmete erleichtert durch. In Zukunft würde er sich einfach immer nehmen was er wollte, wenn es doch so einfach war. Einzig der stechende Schmerz auf seiner Wange erinnerte ihn an Caelyns Gegenwehr, für die sie die gerechte Strafe erhalten hatte.

  • So musste sich Vercingetorix gefühlt haben, in der Stunde seiner Niederlage. Genauso! Wenn ich jemals noch so was wie Hoffnung hatte, dass eines Tages alles wieder gut werden könnte, dass mein Kind frei sein könnte, oder sogar ich frei sein könnte, war dies der Augenblick in dem diese Hoffnung starb.


    Ich wartete gefasst darauf, bis er endlich begann. Mit Erbarmen oder mit Behutsamkeit rechnete ich nicht, nicht bei Sermo. Und so packte er mich mit voller Wucht, gnadenlos, grob, drückte meinen Kopf nach vorne, so dass ich mich gerade noch rechtzeitig mit meinen Hände abstützen konnte Dabei verspottete er mich auch noch. Ich schrie vor Schmerzen als er brutal meinen Unterleib zu seinem Schlachtfeld machte. Stoß für Stoß, ohne Rücksicht zu nehmen, auf mich oder das Kind, dass ich trug. Verzweifelt jammerte ich, als ob er sich davon beeindruckt zeigen könnte, was er natürlich nicht tat.
    Als der Bastard dann auch noch meinen Hals umschlang, glaubte ich, er wolle mich würgen, was alles noch viel schlimmer machte. Ich begann nach Luft zu schnappen und musste heftig husten. Warum drückte er nicht zu? Drück doch zu, du Scheißkerl! Drück doch endlich zu! Aber, diesem Dreckskerl machte es Spaß, mich noch mehr zu quälen.


    Ich weiß nicht, wie lange es gedauert hatte. Aber als er endlich fertig war und sich, zufrieden mit seinem Werk, neben mir auf die Matratze sinken ließ, blieb ich zusammengekrümmt und wimmernd liegen. Ich brauchte etwas, bis ich wieder einigermaßen zu mir gekommen war. Dann versuchte ich mich aufzurappeln. Keine einzige verdammte Minute wollte ich noch in seiner Nähe bleiben, auch wenn diese Matratze verlockend weich war und die Decke wärmte.
    Ohne Sermo noch eines Blickes zu würdigen, torkelte ich wieder hinüber in meine Ecke und ließ mich dort zu Boden sacken. Die Kälte machte mir nichts mehr aus. Von mir aus hätte mich der Tod holen können, das war mir Schnuppe. Nur der Tod würde mich frei machen.

  • Langsam normalisierte Sermos Puls sich wieder, während er durchatmete und bewegungslos da lag. Caelyn dagegen wimmerte, als sie neben ihm in Embryonalstellung zusammenschrumpfte, so wie er sie hatte liegen lassen. Das dauerte einige Zeit, während der Caelyns Peiniger bereits in wohligem Halbschlaf versank. So bekam er nur vage mit, wie sein Opfer sich zitternd und furchterfüllt aus dem Bett quälte und sich dahin verkroch, wo er sie herbeordert hatte. Auf den kalten Boden, unter den zerschlissenen, kalten Fetzen, der sich Decke schimpfte. Sermo war es egal, wie es ihr erging. Caelyn hatte sich oft genug wie ein völliger Dämlack verhalten. Sie war ihren Pflichten als Sklavin nicht immer nachgekommen, hatte sich irgendwo mit einem anderen Sklaven herumgetrieben und sich so auch noch ein Balg aufgehalst und stellte sich jetzt auch noch quer, wo er sie nicht einmal richtig bestraft hatte! Das war ja wohl Grund genug, jetzt endlich einmal seine Ansprüche als Dominus durchzusetzen wie es sich gehörte. Dass Caelyn damit ein Problem hatte und sich auch noch zur Wehr setzen musste, war eben ihr eigenes Pech. So sah Sermo das zumindest. Hätte sie sich ihm einfach hingegeben, so hätte sie jetzt sogar im warmen Bett liegen können. So kreisten seine Gedanken, als er in einen tiefen Schlaf fiel, aus dem er erst bei Sonnenaufgang ohne Unterbrechung erwachte.



    Am nächsten Morgen zwitscherte ein Vogel - Sermo hatte keine Ahnung welcher Art - vor dem Fenster, während die Sonne durch die Ritzen der Fensterläden hereinbrach und ihn wachkitzelte. Er brauchte einige Minuten, um richtig wach zu werden, saß dann jedoch kerzengerade im Bett. Ein herzhaftes Gähnen begleitete ausgiebige Streckbewegungen, denen die Eingebung folgte, dringend das morgendliche Geschäft erledigen zu müssen. Er ging also in die Zimmerecke mit dem Pinkelpott, entleerte seine Blase und hielt dann erst einmal einen Moment inne, um die vergangene Nacht revue passieren zu lassen. Caelyn lag noch immer zusammengekrümmt auf dem Boden. Holla, er hatte sie wohl ziemlich mitgenommen. Mit einem Schulterzucken ging er zu ihr hin, stupste sie mit dem Fuß an und weckte sie. "He, Caelyn. Wach auf. Weiter geht's!" Sermo ging zurück zum Bett und zog sich Filzstulpen an die Füße, über die er dann seine Calcei streifte und festband. So waren seine Füße gegen die eisige Kälte geschützt. "Auf, das Ientaculum wartet!" forderte er Caelyn noch einmal auf und öffnete die Tür. So verharrte er einen Augenblick wartend. Eigentlich sollte es genau andersherum sein. Er hätte sich von Caelyn ankleiden lassen sollen und sie auch alle weiteren Arbeiten ausführen lassen sollen, aber dazu war er wohl noch nicht dekadent genug. Sermo hatte keine Lust und nicht die Zeit, auf seine kaputte Sklavin zu warten, die mit ihrem Bauch vermutlich auch noch doppelt so lange für alles gebraucht hätte.

  • Ziemlich lange hatte ich noch wach gelegen, während Sermo, dieses miese Schwein, längst in seinem Bett lag und schnarchte. Wäre ich nicht schwanger gewesen und hätte ich ein Messer oder so was gehabt, dann hätt ich ihm die Kehle durchgeschnitten. Dieser Deckskerl, hoffentlich blutete er eines Tages, für das, was er mir angetan hatte! In meinem Kopf spielten sich alle möglichen Szenarien ab, wie ich mich an ihm rächen konnte. Aber egal, wie ich´s drehte, am Ende war ich immer wieder die Dumme. Und überhaupt, was würde dann aus meinem Kind werden? Nach der letzten Nacht machte ich mir keine Hoffnungen mehr, Sermo könnte so was wie Erbarmen mit ihm haben. Ich traute ihm sogar zu, dass er es mir gleich nach der Geburt wegnahm, um es zu töten oder zu verkaufen. Irgendwann, als es schon stockdunkel war, sackte ich langsam in einen von Alpträumen geplagten Schlaf hinüber.


    Als mich am Morgen Sermos Fuß weckte, war es bereits schon wieder hell. Ich fühlte mich total beschissen. Alles tat mir weh, jeder einzelne Knochen, mein Kopf und vor allem mein Unterleib. Hoffentlich hatte das Kind nichts abgekriegt! Das war das erste, woran ich dachte.
    Das Ientaculum wartet,säuselte er. Das ich nicht lachte! Das wartete höchstens auf ihn. Für mich blieben wahrscheinlich nur die Reste, wenn überhaupt.
    Auch wenn ich nicht drauf scharf war, zu erfahren, mit welchen Gemeinheiten er heute wieder kam, raffte ich mich wortlos auf. Ich hatte keine Lust, was zu sagen und schon gar nicht Guten Morgen, oder so was. Ein guter Morgen sah anders aus! Zum Glück gab es hier keinen Spiegel, denn ich sah garantiert furchtbar aus. Ich schaute an mir runter. Meine Untertunika, die eingerissen war, erinnerte mich noch an letzte Nacht. Ich nahm meine Klamotten und zog meine wollene Tunika darüber. Dann zog ich noch die Strümpfe an, die ich demnächst auch wieder ausbessern musste. Zu guter Letzt kamen noch die Schuhe dran.
    Sermo stand schon an der Tür. Er hatte es ja richtig eilig. Oder war es Hunger? Mir war das ziemlich egal. Ich hätte einfach nur kotzen können. Ob das an meinem Zustand lag oder doch nur anSermos Anblick, konnte ich nicht genau sagen. Ich wich seinen Augen aus, indem ich lieber meinen Blick senkte, als ihn angucken zu müssen und schob mich durch die Tür.

  • Es war durchaus der Hunger, der Sermo antrieb. Und so fanden sie sich nach einem ausgiebigen Frühstück, von dem Caelyn wirklich nur den halb so guten Teil abbekam, mit der versammelten Reisegruppe vor der Taverne wieder und brachen auf.
    Zunächst ging es nach Westen, entlang der Küste auf der Via Aemilia Scaura. Von dort bogen sie rechts ab auf die Via Domitia, die sie nach Norden führte, westlich um die Alpen herum, deren Ausläufer sie passieren mussten. Es war bitter kalt und am dritten Tag der Reise gerieten sie in einen fiesen Schneesturm, in dem sie zwei Sklaven im Gestöber verloren und einen der mitreisenden Schreiber, der nachts einfach erfroren war.
    Doch die Reise musste weitergehen und so passierten sie Arausio und Vienna und trafen schließlich spätnachmittags in Lugdunum ein, wo sie halt machten. Sermo war überaus erleichtert darüber, denn in Lugdunum gab es einen vernünftigen Strich verglichen mit den paar billigen Gasthofhuren der kleineren Städte auf ihrem bisherigen Weg. Caelyn hatte er, seit er sich in Massilia an ihr vergangen hatte, nämlich nicht wieder angerührt aus Angst sie würde ihm die Kehle durchbeißen. Jeder Mann wusste, dass trächtige Wildsäue unvorstellbar aggressiv waren und Sermo war fest davon überzeugt, dass es sich mit werdenden Menschenmüttern ebenso verhielt. Selbst, wenn es sich nur um eine geschundene Sklavin handelte, so war doch die schäbigste Hündin noch dazu fähig ihre Brut zu verteidigen und das wollte er nicht riskieren.
    Von Lugdunum aus hielten sie sich weiterhin an den Rhodanus, den sie flussaufwärts gen Norden entlangzogen. Auf ihrem Weg lagen nun lange Zeit keinerlei größere Siedlungen, weshalb sie manchmal wieder im Freien übernachten mussten, während gelegentlich ein Bauerngehöft oder eine Herberge zugigen Unterschlupf bot. Es war schon ein ziemlicher Wahnsinn im Winter zu reisen, das gestand Sermo sich ein. Aber was hätte er tun sollen? Den Legatus Augusti Pro Praetore noch länger warten lassen? Niemals! Also riskierte er lieber, dass noch irgendwer auf der Reise draufging. Beispielsweise einer der Kutscher, der sich eine fiese Erkältung einfing und wenige Tage später starkes Fieber bekam, an dem er röchelnd und im Wahn wie ein eingenässtes Balg kreischend verreckte. Sein Karren wurde einfach von einem ungeübten Sklaven übernommen, was aber trotzdem irgendwie funktionierte.
    Cabillonum war die nächste Station, wo sie endlich wieder eine richtige Taverne zur Übernachtung aufsuchen konnten und wo Sermo sich in einem Wirtshaus mit den anderen Männern ordentlich die Kante gab. Auch hier blieb Caelyn verschont. Diesmal nicht, weil Sermo es so entschied, sondern weil er im Suff bei der Frau des Wirts im Bett landete. Die war zwar nicht schön und recht dick, hatte dafür aber auch einiges zum anfassen. Außerdem war sie billig gewesen.
    Von Cabillonum aus nahmen sie zunächst die falsche Straße, nämlich nach Nordwesten in Richtung Augustodunum. Sermo erinnerte sich, dass Caelyn von hier kam, erinnerte sich jedoch auch, dass dies der falsche Weg war. So machte er ihr die Freude nicht, dort einen Halt einzulegen, sondern ließ auf der Stelle wenden, denn die richtige Straße führte von Cabillonum nach Osten über Vesontio. So blieb der Sklavin nichts anderes übrig, als verträumt ihre Heimatstadt wieder kleiner werden zu sehen und auf eine Rückkehr - irgendwann einmal - zu hoffen. Wie sie nach Westen hatten aufbrechen können, war ihm danach nie ganz klar geworden. Die einzige Erklärung fand er im Restalkohol, den sämtliche Männer an diesem Tag wohl noch im Blut gehabt haben mussten.


    In Vesontio mussten sie dann wieder halt machen, als einem der Karren die Achse brach. Der dämliche Sklave, der den toten Kutscher ersetzt hatte, hatte es ernsthaft auf die Reihe gebracht den Wagen so ungeschickt durch eine recht enge Straße zu lenken, dass er auf einem hohen Bordstein hängen geblieben war, woraufhin die vorgespannten Ochsen mit einem kräftigen Ruck reagierten. Der Karren polterte über den Bordstein und hing nun mit einem Rad schräg in der Luft, was die Achsen überstrapazierte. Tja, so fanden sie sich in einer wenige Schritt entfernten Taverne wieder, wo sie abermals Zimmer bezogen und die Nacht verbringen würden, während die Sklaven den Wagen auf Vordermann brachten.


    Die Taverne hatte einen kleinen Schankraum, von aus eine schmale Treppe gleich zu den Fluren mit den Zimmern hinauf führte. Das erste Zimmer direkt neben der Treppe stand dabei immer frei, denn hier boten sich die Schankmädchen jenen Kunden an, die für Dienste zu zahlen bereit waren, die über eine Mahlzeit hinaus gingen. Direkt daneben lag Sermo Kammer, die genau so schäbig war wie die, die er in Massilia bezogen hatte. Bona dea, wieso erwischten sie immer die abgewrackten Tavernen?
    Sermo betrat das Zimmer mit einem müden Seufzer. Hinter ihm stolperte Caelyn hintendrein, die zusammen mit Hermogenes, dem Sklaven eines mitreisenden Kaufmanns, die Truhe mit Sermos Habseligkeiten heraufgeschleppt hatte. Bei ihrem Ächzen grinste Sermo böse vor sich hin. "Da hin," befahl er, mit dem Finger an das Fußende des Bettes weisend. Dort wurde die Truhe abgestellt und der Sklave wurde fortgeschickt. Es war noch nicht allzu spät am Abend und Sermo hatte bereits gegessen, weshalb er jetzt angestrengt überlegte, womit er sich die Langeweile würde vertreiben können. Sein Blick fiel auf Caelyn, die eine Verschnaufpause auf seiner Truhe eingelegt hatte. "Caelyn, kennst du ein Gedicht?" Vielleicht hatte sie ja noch irgendetwas anderes gelernt außer Hausarbeit, Torheit und Attraktivität, das obendrein noch Anspruch mit sich brachte.

  • Seit Massalia hatte ich kein Wort mehr, was nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, mit Sermo gewechselt. Auch versuchte ich ihm, wo immer es ging, aus dem Weg zu gehen. Dadurch hatte ich wenigstens auch nachts meine Ruhe. Dass es das nicht allein war, was Sermo dazu bewegte, mich einfach in Frieden zu lassen, konnte ich nicht ahnen. Hätte ich gewusst, dass er Schiss vor meiner Rache hatte, hätte ich mich wahrscheinlich anders verhalten.
    Die Reise nach Germanien war eh schon schlimm genug. Die Eiseskälte und dann noch ein Schneesturm hatten schon einige dahingerafft. Ich hatte immer darauf geachtet, dass ich warm angezogen war, damit ich mich nicht erkältete und so elend verreckte, wie einer der Kutscher. Außerdem wusste ich noch genau, was ich Aretas an unserem letzten Abend versprochen hatte. Dass ich nach dem Abend in Massalia am liebsten tot gewesen wäre, hatte ich schon wieder verdrängt. Das Kind! Das war es, was mich anspornte, nicht aufzugeben.
    Irgendwann hatten wir eine Gegend erreicht, die mir seltsam vertraut schien. Die hügelige Landschaft und die dichten Wälder, die Felder, die zwar jetzt mit Schnee bedeckt waren, die ich aber auch grüne saftige Flächen kannte.
    In Cabillonum, wo ich schon früher mal mit meiner Mutter gewesen war, verzweigten sich die Straßen. Eine führte nach Augusta Raurica im Osten, die, die gen Westen führte am Ufer der Ligara entlang nach Portus Namnetus und die anderen beiden führten nach Lutetia oder nach Diviodunum, je nachdem ob man die linke oder die rechte Straße gen Norden nahm.
    Als die Wagen die Straße nach Lutetia einschlugen, hielt ich meine Klappe, obwohl ich wusste, dass es die falsche Route war. Vielleicht lag es ja wirklich dran, dass die Männer letzten Abend gesoffen hatten, wie die Löcher und jetzt eben noch nicht so richtig nüchtern waren. Auf diese Weise würde ich wenigstens einen Blick auf meine Heimatstadt werfen können. Und überhaupt war es mir so was von egal, ob wir in Lutetia landeten oder in Diviodunum oder auch in Argentorate. Als ich dann endlich Augugstodunum von weitem sah, war ich ganz von der Rolle, auch wenn man´s mir nicht unbedingt ansah. Wenn ich jetzt vom Wagen sprang, und mich dann in der Stadt in einem von meinen alten Verstecken verkrümelte, dann… Ach, ich war nicht vom Wagen gesprungen. Ich hatte zu viel Schiss! Stattdessen wischte ich mir ´ne Träne von der Backe. Mannomann, was war nur mit mir los? Schade, irgendwann hatten´s auch die Fuhrmänner gemerkt, dass wir die falsche Straße genommen hatten und drehten wieder um.

    Verdammt nochmal! Warum bin ich nicht gesprungen, ich blöde Kuh! Das war doch die Chance! Sozusagen ein Wink mit dem Zaunpfahl oder meinetwegen auch einer der Götter. Und ich bin einfach sitzen geblieben! Ich konnte es immer noch nicht glauben und machte mir jetzt richtige Vorwürfe, als ich mich auf die scheißschwere Kiste von Sermo gesetzt hatte, um mich auszuruhen. Komisch, irgendwie wurde das Ding immer schwerer!
    Ich war so vertieft, dass ich gar nicht mitgekriegt hatte, dass nur noch Sermo im Zimmer war. Der andere Sklave, der mir geholfen hatte, das Ding zu schleppen, war längst weg. Ich schreckte richtig auf, als ich Sermo meinen Namen rufen hörte. In Nullkommanix war ich aufgestanden, sonst behauptete er wieder, ich sei faul und würde mich die ganze Zeit nur überall herumdrücken.
    Überhaupt hatte Sermo mal wieder ein besonderes Händchen bei der Auswahl der Unterkunft bewiesen. Mal abgesehen, dass es nicht so zugig war, wie in Massalia, war das Zimmer ziemlich schäbig. Und natürlich gab´s auch wieder nur ein Bett. Gleich beim reinkommen, hatte ich mir schon meine Ecke für heute Nacht ausgesucht. Hinter Sermos Bett, da wo er mich nicht gleich sehen konnte.
    Jetzt aber war ich in seinen Fokus geraten. Er laberte irgendwas. Hä, ein Gedicht? Ich? Was war denn mit dem los? Hatte Sermo schon wieder gesoffen, oder was? Ich guckte ihn an, als sei er nicht von dieser Welt. Allerdings kannte ich tatsächlich so was, wie ein Gedicht. Das hatte ich damals auswendig gelernt, als ich vor Jahren in der Villa Aurelia lesen und schreiben geübt hatte und ich mir Bücher aus der Bibliothek ausleihen durfte. Ich konnte es immer noch.
    "Ein Gedicht?" Meine Stimme klam ziemlich verunsichert. Der wollte mich doch sicher nur veralbern, um sich danach auf mich zu stürzen. "Ich weiß nicht, ob das ein Gedicht ist, aber ich find es schön:
    Lass uns leben, mein Mädchen, und uns lieben,
    Und der mürrischen Alten üble Reden
    Auch nicht höher als einen Pfennig achten.
    Sieh, die Sonne, sie geht und kehret wieder:
    Wir nur, geht uns das kurze Licht des Lebens
    Unter, schlafen dort eine lange Nacht durch.
    Gib mir tausend und hunderttausend Küsse,
    Noch ein Tausend und noch ein Hunderttausend,
    Wieder tausend und aber hunderttausend!
    Sind viel tausend geküsst, dann mischen wir sie
    Durcheinander, dass keins die Zahl mehr wisse
    Und kein Neider ein böses Stück uns spiele,
    Wenn er weiß, wie der Küsse gar so viel sind."

    Von wem das Gedicht war, hatte ich längst vergessen. Was damit eigentlich gemeint war, darüber hatte ich mir nie einen Kopf gemacht. Das war mir auch unwichtig. Wichtig waren nur diese zusammengewürfelten Worte, die mich von Anfang an irgendwie berührt hatten.

  • Caelyn kannte wahrhaftig ein Gedicht. Und dabei auch noch eines, das Sermo wirklich zufrieden stellte. Als sie die Verse aufsagte, hatte er sich auf dem Bett niedergelassen und es sich so gemütlich wie möglich gemacht. Jetzt, da sie geendet hatte, applaudierte er. Nicht überschwänglich tat er das, aber mit einigen deutlichen, von kurzen Pausen getrennten Klatschern. "Bona dea, das hätte wohl selbst Bacchus gefallen," lobte er, die Lippen anerkennend geschürzt. Er hatte von seiner plumpen Keltensklavin nicht solch eine literarische Ader erwartet. Naja, 'literarische Ader' war wohl übertrieben, hatte sie doch immerhin nur ein einziges Gedicht aus dem Gedächtnis aufgesagt. Ob sie wohl noch mehr auf dem Kasten hatte?
    "Kennst du noch weitere Stücke?" fragte er daher, gleichzeitig in Erwägung ziehend, das auf Banketten in seinem Hause demnächst vielleicht als Unterhaltungsprogramm einzuführen. Es machte sich bestimmt nicht schlecht, zwischendurch eine leicht bekleidete Blondine schöne Verse über das Küssen rezitieren zu lassen. Das heiterte die Stimmung auf und erregte die weinseligen Gemüter. Ob Caelyn wohl auch ein Instrument beherrschte? Sermo bezweifelte es, wartete mit einer diesbezüglichen Nachfrage aber noch. Erst einmal wollte er mehr hören. Mehr Worte. Mehr Verse. Mehr über das Küssen und das Lieben. Und mehr von ihr, Caelyn. Von dem blonden keltischen Plagegeist, der ihn mal zur Weißglut, und mal in ganz anderer Weise reizte.
    So sah er zu ihr auf, die dort vor dem Bett stehend einen etwas unsicheren Eindruck machte, denn sein Wunsch nach einem Gedicht hatte sie wohl nicht wenig überrascht. "Noch eins, na los doch," forderte er noch einmal auf, die Stimme beinahe zur freundlichen Bitte geschwungen, die Hand in auffordernder Geste ausgestreckt.

  • Sermo hatte es sich auf seinem Bett gemütlich gemacht, während ich noch davor stand und das Gedicht aufsagte. Da war er wohl ganz schön baff, dass ich so was drauf hatte. Allerdings war´s das auch schon, was ich auswendig aufsagen konnte. Also, was Gedichte dieser Art anging, die die schön waren und in denen es um Liebe und so´n Zeug ging.
    Als ich fertig war, klatschte er mir Beifall, den ich ziemlich ungerührt hinnahm. Ich starrte lieber ins nichts und verhielt mich ruhig, weil ich hoffte, dadurch nicht noch mehr sein Interesse zu wecken. Nur nicht auffallen! Eigentlich wollte ich nur, dass er mich jetzt in Ruhe ließ.
    Aber das ging mächtig in die Hose, also das mit dem Interesse wecken. Er wollte noch mehr Gedichte hören. Krampfhaft überlegte ich mir was, irgendwas. Aber mir fiel mal wieder nichts ein. Nicht mal einen der derben, schmutzigen Sprüche, die manchmal an die Häuserwände in Rom gepinselt wurden. So ein Mist aber auch!
    Und wieder forderte er mich auf. Diesmal klang das sogar fast freundlich. Jetzt musste ich irgendwas von mir geben, sonst... Darüber dachte ich jetzt lieber nicht nach.
    Mir vielen da nur ein paar Zeilen ein, die ich ebenfalls in einem Buch gefunden hatte. Vielleicht war´s sogar das gleiche gewesen, aus dem ich das erste Gedicht hatte. Wahrscheinlich würde ihm das aber nicht gefallen. Ich kannte es deswegen, weil ich gerade nach Louans Tod damit etwas anfangen konnte.
    "Weithin über die Lande und über die Meere gezogen,
    Kehre endlich ich heim, Bruder, zu traurigem Dienst,
    Dass ich als letztes Geschenk dir weihe die Gabe der Toten,
    Und deine Asche umsonst rufe, die stumme, umsonst,
    Da dich selbst nun einmal ein bittres Geschick mir entrissen.
    Bruder, mein Bruder, warum wurdest du mir geraubt!"

    Ich hielt kurz inne, weil es mir gerade an dieser Stelle so nahe ging. Eine Träne kullerte über meine Wange, die ich schnell wegwischte. Er sollte es nicht mitkriegen, was ich fühlte. Vielleicht gehörte ihm mein Körper, aber meine Gedanken und Gefühle gehörten nur mir! Dann machte ich weiter.
    "Nimm es denn hin, was unsere Väter nach altem Brauche
    Für die Toten bestimmt als ein Ehrengeschenk,
    Nimm es hin, was reichliche Brudertränen benetzten:
    Sei auf ewige Zeit, Bruder gegrüßt und leb wohl!"

    Hoffentlich genügte das jetzt, damit ich mich endlich in meine Ecke zurückziehen konnte. Lieber auf dem kalten Boden kauern, als so nahe bei Sermo sein müssen!

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