GRABMAL der Gens IUNIA

  • Seiana lächelte schwach bei seinen Worten. „Ganz sicher war ich mir nicht... aber ich konnte mir auch nichts anderes vorstellen, worauf deine Worte hätten hinweisen sollen.“ Sie sollten etwas vereinbaren, einen Code, den sie beide kannten, den sie beide würden entziffern können, und... Seiana presste die Lippen aufeinander. Ein Code. Um sich treffen zu können. Sie war schon eine Ehebrecherin, sie betrog ihren Mann bereits – dass sie mit Seneca nur einmal tatsächlich geschlafen hatte, machte da wohl keinen Unterschied –, aber bisher war es immer noch... es war nie geplant gewesen. Das hier war das erste Treffen, das den Ansatz einer Planung hatte... und das, was ihr nun gerade durch den Kopf gegangen war, das war... es würde ihren Betrug auf eine andere Ebene heben. Seiana wusste selbst nicht, warum das noch eine Rolle spielte, wo sie doch schon eine Betrügerin war, und wo sie sich zudem schon längst darüber klar geworden war, dass sie nicht bereit war Seneca aufzugeben. Trotzdem tat es das, trotzdem scheute sie allein vor dem Gedanke daran zurück, ihren Mann nicht mehr nur sporadisch, sondern systematisch zu hintergehen.


    Sie verdrängte die Gedanken daran. Seneca und sie waren hier, zusammen, und seit den Albaner Bergen war das hier das erste Mal, dass sie nicht quasi dauerhaft in Gefahr waren, entdeckt zu werden, dass sie ein wenig Zeit hatten, dass ihr Treffen nicht überschattet war von etwas anderem. Und Seiana hatte nicht vor, daran jetzt etwas zu ändern. Sie lehnte sich noch näher an ihn, legte ihren Kopf an seine Brust und atmete seinen Geruch ein – und sah wieder auf, rasch, als Seneca ihr von seiner Beförderung erzählte. „Das... herzlichen Glückwunsch!“ Seiana umarmte ihn und gab ihm einen Kuss. Eine Beförderung zum Centurio, bei der Garde, in seinem Alter, das war nicht unbedingt normal. Und es hieß, dass er ein Stück weit sicherer war. Je höher Seneca in der Hierarchie stand, desto schwieriger würde es sein, ihm etwas anzutun. Sie lächelte. „Das ist großartig, Seneca“, wisperte sie an seinen Lippen. „Wann wurdest du befördert?“

  • "Das Grab meiner Ahnen, meiner Familie, ein heiliger Ort für mich.", antwortete Seneca ihr leise und rang sich ein Lächeln ab, immerhin wurden weder seine Mutter, sein Vater noch seine Schwester sehr alt, sodass ihm das Lächeln in diesem Moment doch schwer fiel. Er genoss kurz ihren Kopf an seiner Brust, die Luft wurde kühler, doch sie versprühte eine wohlige Wärme. Er freute sich, er freute sich darüber dass sie sich für ihn freute, zumindest wirkte es so, und selbst wenn er sich das nur einbilden würde, es genügte ihm.
    "Erst vor einigen Tagen.", sagte er knapp und schloss sie noch einen Hauch fester in seine Arme. "Es ist vielleicht nicht die beste Zeit befördert zu werden, aber ich freue mich trotzdem.", scherzte er, eigentlich war es etwas makaber, immerhin waren die Offiziere in den Schlachten üblicherweise beliebte Ziele, aber da musste er sich wohl auf seine Fähigkeiten verlassen, und den erbärmlichen kleinen Schild für welchen er sein geliebtes Scutum eintauschen musste. "Ich wäre gerne in den Albaner Bergen mit dir. Nur wir zwei, keine provisorischen Treffen in entlegenen Gegenden, keine Versteckspiele.", Seneca seufzte leise, lächelte aber kurz darauf wieder ein wenig und schaute 'seiner' Seiana tief in die Augen, "Aber es ist besser als nichts.", er wusste dass es wohl nie so sein würde, dass sie wohl nie einfach nur unter sich sein würden, irgendwo, und es niemanden stören würde. Es gab zu viele Hindernisse, und irgendwann würde auch auf ihn der Druck lasten zu heiraten, und auch wenn er viel zu weit dachte, und er versuchte die Gedanken beiseite zu schieben, konnte er sich einer gewisse Melancholie nicht entziehen, die Kulisse tat natürlich ihr übriges, schließlich saß der Verlust seiner Familie und das verfrühte Ende seiner Kindheit immer noch tief, und dennoch hoffte er irgendwie dass Seiana es nicht allzu sehr merken würde..

  • Für einen Moment war Seiana irritiert, als Seneca davon sprach, dass es wohl kein so günstiger Zeitpunkt für eine Beförderung war. Flüchtig sah sie hoch, mit fragender Miene – dann begriff sie. Er hatte den Bürgerkrieg im Sinn. Sie hingegen hatte an ihren Mann gedacht, was passieren könnte, wenn es nicht bei dem Verdacht blieb... und wenn er herausfand, mit wem sie ihn betrog. „Wenn du bereit dafür bist, dann ist es immer ein guter Zeitpunkt, befördert zu werden“, erwiderte sie allerdings nur leise, ohne zu erklären, woran sie gedacht hatte. „Du wirst hervorragend sein als Centurio, davon bin ich überzeugt.“ Und vielleicht, wenn alles gut ging, würden die Prätorianer gar nicht zum Einsatz kommen. Vielleicht würde der Krieg sich schon vorher entscheiden, zu schnell, als dass die Garde noch eingreifen müsste oder könnte. Müsste, weil die Truppen des Vescularius siegten... könnte, weil sie verloren, und das so massiv, dass auch die Garde daran nichts hätte ändern können. Sollte letzteres der Fall sein, betete Seiana nur zu allen Göttern, dass Faustus Verstand genug besaß, um die Seiten zu wechseln und den Siegern Rom kampflos zu liefern – und so nicht nur eine Menge Blutvergießen in den Straßen der Stadt zu verhindern, sondern auch seine Familie zu retten, seinen Stand, sein Vermögen, vielleicht sogar sein Leben.


    „Ja, ich auch“, stimmte sie mit einem leisen Seufzen zu. So negativ belastet die meiste Zeit in den Albaner Bergen für sie war, umso mehr hob sich die Zeit mit Seneca davon ab. „Keine Versteckspiele... kein Risiko. Ich wünschte...“ Sie vollendete den Satz nicht, sondern fuhr nach einer kurzen Pause mit etwas anderem fort: „Hast du etwas geplant? Irgendetwas, wohin wir uns zurückziehen können?“ Ein bisschen mehr Abgeschiedenheit und vor allem Schutz vor neugierigen Augen, die zufällig auf der Via Appia vorbei kommen mochten, konnte nicht schaden. Und Seiana ging nicht davon aus, dass Seneca vorhatte hier beim iunischen Familiengrab zu bleiben. Ganz abgesehen davon, dass es eine heilige Stätte war – Seiana wollte gar nicht allzu lange hier bleiben, nicht einmal in der Nähe davon. Sie hatte kein Problem damit, sich mit einer lebendigen Iunia anzulegen. Aber sie musste nicht den Zorn der Toten auf sich ziehen. „Wie lange hast du überhaupt Zeit?“

  • "Danke.", sagte Seneca mit einem Lächeln, und versuchte auch nicht weiter hinter ihre Gedanken zu gelangen. Natürlich, sollten die Legionen des Imperators geschlagen werden, wären die Prätorianer trotz ihrer kämpferischen Überlegenheit wohl kaum in der Lage gegen die Masse an Legionen anzukämpfen, und müssten Rom entweder kampflos übergeben, oder bei dem Versuch es zu verteidigen sterben. Beide Optionen waren nicht unbedingt reizvoll, und so beschloss Seneca diese Sorgen erst einmal wieder weit weit zurückzustellen.
    Als sie ihn dann fragte ob es denn einen Ort gäbe an den sie sich zurückziehen könnten, dachte Seneca den Bruchteil einer Sekunde nach. So direkt hatte er nichts geplant, er wollte sie einfach sehen, aber als sie so fragte fiel im ein kleines Gasthaus vor den Toren der Stadt ein, Kameraden hatten es schon das ein oder andere Mal als Treffpunkt benutzt, und der Wirt galt als sehr diskret, oder besser gesagt, er scherte sich nicht sonderlich um den Hintergrund seiner Gäste..
    "Nicht direkt geplant, aber die Männer sind beschäftigt, die Wachen eingeteilt, in der Nähe ist ein kleines Gasthaus, nichts besonderes, aber auch nicht heruntergekommen. Ich habe bis morgen Zeit, aber du musst sicher früher zurück sein oder? Wir können dort trotzdem für eine Weile einkehren.", Seneca wartete kurz ab wie sein Vorschlag ankommen würde. Sicherlich hatte es was anrüchiges, aber es war nicht weniger anrüchig als sich im Schutz der Dunkelheit an der Gräberstraße zu treffen, und sicherlich war es auch bequemer.

  • Ein Gasthaus. Seiana zögerte kurz, aber sie ging davon aus, dass Seneca es nicht vorschlagen würde, wenn er es nicht für sicher halten würde. Er war Prätorianer, wenn er nicht wusste, welche Orte sicher waren, wusste es wohl niemand.
    Sie nickte leicht. „Das klingt doch gut...“ Sie sah zu dem Reisewagen hinüber, mit dem sie gekommen war, und zögerte kurz. Für einen winzigen Moment loderte ihr schlechtes Gewissen auf, und die Furcht davor entdeckt zu werden. Aber sie hatte sich eigentlich um alles gekümmert. Sie hatte eine Begründung, eine gute – so gut sogar, dass sie so oder so heute Nacht nicht nach Hause kommen würde, weil das nur wieder Fragen aufgeworfen hätte, warum sie doch zurückkam, wo sie doch nicht nur ihre Betriebe in Rom, sondern auch den in Ostia sowie die Landgüter ihrer Familie in der Gegend inspizieren wollte. Und sie wollte Zeit mit Seneca verbringen. Sie sehnte sich nach ihm. Sie brauchte ihn. Er war einer von genau zwei Menschen auf der Welt, bei dem das so war, auch wenn sie nie gewollt hatte, dass es so weit kam, nie gewollt hatte, dass es außer Faustus noch jemanden geben würde, der ihr so nahe stand... so nahe, dass sie ohne ihn nicht mehr sein zu können meinte. So nahe, dass es ein Loch in ihre Brust reißen, sie ihn einen endlosen Abgrund stürzen würde, sollte er sie auf die ein oder andere Art verlassen. Sie brauchte ihn, und das hier war einer der seltenen Augenblicke, in denen sie sich das auch eingestand. „Ich kann auch bis morgen“, antwortete Seiana schließlich, und ihre Stimme zitterte leicht, während sie darum kämpfte, ihre Gefühle wieder unter Verschluss zu kriegen. Ihre Hand krampfte sich leicht in den Stoff seiner Tunika über seiner Brust, während sie tief durchatmete. „Ich habe... ich kontrolliere meine Betriebe, dafür muss ich auch nach Ostia... da bleibe ich dann in der Regel immer über Nacht.“

  • Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Iuniers, sie würden die ganze Nacht zusammen verbringen, eine schöne Vorstellung mal wieder ungestört mit ihr zu sein. "Keine Sorge, es ist völlig sicher.", sagte Seneca und versuchte sie ein wenig zu beruhigen. Er warf einen letzten Blick auf das Grabmal seiner Ahnen und blickte dann wieder zurück zu Seiana..
    "Sollen wir dann los?", fragte er in einem leichten Anflug von Aufbruchsstimmung, denn es wurde dunkler, die Luft wurde kühl und es war ein wenig bewölkt, und Regen würde diese ganze Situation nicht sonderlich bereichern.
    Eigentlich wollte er ihre Hand nehmen und mit ihr die paar Minuten bis zum Gasthof laufen, aber noch immer traute Seneca dem Leibwächter Seianas nicht über den Weg, und auch wenn sie sich schon eng aneinander geschmiegt haben, hatte er kurz Hemmungen sie bei der Hand zu nehmen, und beließ es bei einem leichten Streifen über den Handrücken, während er langsam begann in Richtung des Gasthauses loszuschlendern.

  • "Salve alter Freund..." Um mich ragten die verwitterten Fassaden der alten Grabmäler in einen Himmel, der ebenso trübe war wie mein Gemüt. 'Appius Iunius Lucullus' stand eingemeißelt in der Mamorplatte vor mir. 'Er diente dem Imperium als Legionär der Legio I Traiana und fiel in Parthia.' Zu Lebzeiten hatte er von seiner Familie nicht viel gehalten, aber jetzt war er inmitten seiner Verwandten beigesetzt. Feuchter Dunst hing zwischen den Steinen, blass wie ein Leichentuch. Ich schauderte, zog die wollene Paenula enger um mich, und sprach leise, beklommen:
    "Ich bins, Faustus. Hier, ich habe dir etwas mitgebracht..."
    Meine Sklaven warteten ausser Hörweite drüben an der Straße. Ich trug die Opfergaben selbst, Milch, etwas Olivenöl, ein Krug bester Mulsum. Langsam vergoß ich sie, nach und nach sickerten sie in den dunklen Boden.
    "Ach Lucullus! Ich hoffe es geht dir gut, da drüben auf der... anderen Seite. Ich kann jetzt übrigens eher verstehn, warum du so ungern 'Roma Victrix' gerufen hast. - Es ist so, morgen rücken wir aus, und ich... hab ein ganz mieses Gefühl. Das kann ich aber niemandem sagen, weil... die einen würden sich nur mehr Sorgen machen, und bei den anderen wäre es schädlich für die Moral. Also, entschuldige, dass ich dich so vollquatsche, aber... du kennst mich ja. - Noch etwas Mulsum?"
    Ich nahm selbst einen Schluck, vergoss den Rest für den Toten. Erinnerungen stiegen auf, an sorglose, im Nachhinein sicher verklärte, Momente, und an die Schlacht, und daran, wie wir um seinen Scheiterhaufen herumgestanden hatten.
    Finsternis deckt nun Dein Antlitz, mein Freund, und der Sterne Gezweig, /
    Da wir um Dich stehen, am Abend, dunkel die Herzen vor Trauer...


    Würgend legte sich die alte Trauer um meine Kehle. Das war der Grund, warum ich es so lange vor mir hergeschoben hatte, hierherzukommen, das und eine vage Schuld, die ich gegenüber Lucullus und all den anderen empfand - Warum ihr und nicht ich? Dabei war das mit Parthien alles schon so lange her. Lucullus, mein großer Kamerad und Beschützer, war mir unheimlich reif und erwachsen vorgekommen, jetzt war ich selbst viel älter als er damals bei seinem Tod. Ich seufzte und schilderte ihm mein Leid.
    "Du mußt wissen... Ich diene einem Kaiser, der... kein guter Kaiser ist. Aber er ist nun mal der Kaiser, und sein Gegner ist noch viel schlimmer: er hat Valerianus ermordet. Und jetzt hat sich sogar unsere alte Legion auf dessen Seite geschlagen. Bona Dea, Lucullus, ich weiß echt nicht ob ich das kann, gegen die alten Kameraden zu kämpfen, Marcus Licinus, Optio Priscus...." Ich schluckte schwer, strich mir fahrig die Haare zurück. "Aber ich muß, ich meine, sie haben sich schließlich gegen Rom gewandt... Ich wünschte - aber das sag ich nur dir, denn ich weiß du verstehst mich, (und deine Verschwiegenheit steht ja auch ausser Frage) - ich wünschte, ich könnte einfach abhauen, weit weg, dem ganzen Scheiß den Rücken zukehren...!! Aber ich kann meine Männer nicht im Stich lassen, und die Familie und die Pflicht, Honor et Fortitudo, blabla... verstehst du mein Dilemma, ja?"
    Ich war mir sicher, er verstand. Eine Zeitlang blieb ich vor dem Grabmal auf einem Stein sitzen und starrte blicklos auf die Inschrift. Dann erhob ich mich. "Also, ich muß dann mal wieder, danke fürs zuhören. Bis dann. Vale!"
    Ich wandte mich ab, und ging schweren Schrittes zur Straße zurück. Morgen früh ging es los.

  • Es war schon spät am Nachmittag als Seneca das Grabmal seiner Familie erreichte, er war lange nicht hier gewesen, aber irgendwer kümmerte sich immer um das Grab, Axilla, Serrana, Diademata, oder eben die Sklaven, so genau wusste Seneca das eigentlich gar nicht, aber er war froh darüber, dass jemand das Grabmal in Schuss hielt. Dem Iunier war immer etwas mulmig zumute wenn er den kleinen Gang entlanglief welcher zu den Grabplatten führte, nicht etwa wegen den Verstorbenen, sondern weil er diese Bräuche nicht von kleinauf lernte, und deshalb immer befürchtete etwas falsch machen zu können, und was könnte schlimmer sein als der Zorn der Ahnen?


    Seneca erreichte die Grabplatten und musste einmal kurz durchatmen als der die Namen seiner Familie las, Flavius Iunius Valentius, Vater, Iunia Lucilla, Mutter, Iunia Lenaea, Schwester. Wieder einmal wurde Seneca schmerzlich bewusst dass er alle verloren hatte, und seine Cousinen, allen voran Axilla, mit welcher er mittlerweile so im Zwist lag, eigentlich die waren, welche ihm am nächsten standen. Und seine Cousins, welche ebenfalls Rom dienten, viel zu wenig Interesse von ihm erfuhren, auch wenn sie in seinem direkten Umfeld dienten, oder war es gerade deshalb? Der Centurio beschloss die Gedanken an die lebenden beiseite zu schieben, und wieder den Ahnen zu gedenken.
    Er kniete sich hin, und begann leise zu sprechen...


    "Ihr ehrenwerten Iunii, meine verehrten Ahnen, ich, Aulus Iunius Seneca, danke euch für euren Schutz und euren Segen, und möge euch im Tod die Ehre zuteil werden, welche ihr euch im Leben verdient habt.", damit hatte Seneca wieder einmal die offizielle Einleitung abgeschlossen, und kam nun auch direkt zu den Opfergaben, welche er denen die vor ihm waren dareichen wollte, "Ehrenwerte Ahnen, was wäre ich für ein Iunier wenn ich euch nicht gebührende Ehre erweisen würde?", fragte er mehr oder minder rhetorisch während er bereits einige Nahrungsmittel bereitstellte, "Ich bringe euch Kekse, etwas Wurst, Huhn, Trockenobst...", Senecas Augen folgten den Linien zwischen den einzelnen Platten auf dem Boden, sein Gesicht blieb ernst, und es war gezeichnet von den Anstrengungen des Krieges, "Momentan ist es nicht leicht an genug Nahrung zu kommen, keiner die euch gebührt, die Zeiten sind hart.", gab er dann zu, und griff abermals um sich um eine kleine Karaffe vor sich abzustellen, "Ich bringe euch außerdem Wein, Landwein, es ist nicht der beste den ihr je genossen habt, aber er ist ganz gut.", fuhr er etwas nervös fort, und hielt dann kurz inne.


    Anschließend sprach der Iunier noch wie üblich zu seinem engeren Verwandtenkreis, und das war schwieriger für ihn als er gedacht hatte..
    "Vater, der Krieg ist vorbei, ich lebe, und dennoch freue ich mich nicht.", kurz blickte Seneca nach oben, atmete tief durch, was würde sein Vater, ehrenhaft im Feld gefallen, oder zumindest verschollen, von ihm denken? "Geehrter Vater, ich habe meine Männer immer weiter nach vorne getrieben. Für einen Kaiser der Rom geschadet hat, der uns Iuniern geschadet hat, und dennoch habe ich es als meine Pflicht angesehen, für meinen Eid, meine Ehre... Die Legaten sagten wir seien im Feld ungeschlagen, doch ich selbst war bei der Kapitulation dabei, ich selbst habe die Seiten gewechselt, vielleicht war ich einfach zu Feige den römischen Tod zu wählen. Doch ich sah meine Zeit nicht gekommen Vater, ich wollte meine Männer nicht ins verderben stürzen, oder vielleicht rede ich mir das nur ein.", Seneca fuhr sich durch die Haare, einen kleinen Kloß im Hals hatte er schon, aber er schaffte es diesen schnell wieder zu verdrängen, "Vater, ich hoffe du bist stolz auf mich, oder kannst irgendwann wieder Stolz auf mich sein. Ich diene Rom, ich diene dem Kaiser, welchem auch immer, doch ich wollte mich nicht ins Schwert stürzen. Wenn ich im Feld falle, dann stehend im Kampf, nicht so, nicht jetzt.", nochmal seufzte der Iunier, und "wandte" sich dann an seine Mutter, "Geliebte Mutter. Wie oft hätte ich deine weisen Ratschläge in letzter Zeit gebraucht, auch wenn ich sie als Junge nicht zu schätzen wusste, so habe ich nun verstanden dass du nur das beste für mich und unsere Familie im Sinn hattest.", Seneca lächelte kurz als er seiner Mutter gedachte, viel zu lange war sie nun schon fort, und er ertappte sich immer wieder beim vergessen, ihr Aussehen, er hatte es nur noch grob im Kopf, aber ihre Stimme hatte er noch im Kopf als wäre es gestern gewesen als sie zu ihm sprach, "Ich liebe eine Frau die nicht die meine ist. In ihrem Herzen vielleicht. Aber es wird wohl niemals mehr als das werden Mutter... Axilla,", Seneca grinste kurz bei diesem Namen, hatten sich die beiden in letzter Zeit nur noch gefetzt wie die Kesselflicker, "..Axilla hat versucht mir diese Gefühle auszutreiben, eventuell zurecht, doch ohne jeden Erfolg. Ich weiß was du mir sagen würdest Mutter, und ich möchte dich zufriedenstellen, doch habe ich diesen Weg gewählt, und ich sehe vorerst keine Abzweigung. Wer weiß was noch geschieht? Dieser Krieg hat einiges durcheinandergebracht. Und ich bin sicher dass du irgendwann mit Wohlwollen auf mich blicken kannst.", 'auch das wäre geschafft', dachte sich der Iunier und wandte sich schließlich an seine Schwester, seine kleine Lenaea, "Liebe Schwester. Es vergeht wohl kein Tag an dem ich nicht an dich denke. Ich vermisse dich, auch wenn ich mich in der Casa Iunia nicht über zu wenig weiblichen Einfluss beschweren kann, fehlst du mir doch sehr. Du wirst es nicht glauben, aber du bist Tante! Irgendwie... Es ist alles noch sehr kompliziert, aber ich gebe mein bestes, sowie ich es schon immer getan habe, auch wenn es nur darum ging dich zu necken. Ich hoffe wir sehen uns wieder Lenaea, doch bis dahin habe ich hier noch vieles vor mir, ich möchte ja dass meine Schwester zu mir aufblicken kann.", Seneca lächelte kurz, und fuhr mit dem Finger über ihren Namen, "Ich muss jetzt los. Verzeih. Aber ich komme bald wieder hierher, versprochen.", noch einmal hielt Seneca inne, nur kurz, dann erhob er sich wieder und verließ das Grab seiner Ahnen, irgendwie leichter als zuvor, freier, auch wenn die Rückmeldungen wie immer etwas dürftig waren.

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