Cubiculum Prisca | Zu Hilf die Blümchen..

  • Von der porta kommend eilte sie geradewegs zu den Räumlichkeiten Priscas. Nach dem üblichen Anklopfen und Türe öffnen fand sie den Raum menschenleer leer vor. Jesses.. wo war die Herrin hin? Ratlos stand Tilla mitten im Raum und suchte einen Hinweis zu finden, wo Prisca sich gerade aktuell aufhalten mochte. Nicht mal Saba war da! Und jetzt? Vielleicht war sie baden gegangen? Oder in den hortus? Oder war sie gar bei ihrem Gemahl? Scharf nachdenkend bediente sich Tilla bei den Weintrauben und beschloß ein Weilchen zu warten. Das wäre ja schön blöd, wenn sie gerade rausging und wenig später die Herrin eintrat, denn Tilla hasste es jemanden knapp zu verpassen. Stumm seufzend sammelte sie Kleidungsstücke auf, von denen sie wusste, dass diese gewaschen werden sollten und schmiss sie in den sogenannten 'Wäschekorb'. Ihr fiel auf, dass einige der Parfümflakons nicht verschlossen waren und begann diese mit den zugehörigen Verschlußkapseln zu zu stöpseln.

  • Obwohl Prisca nun schon seit einiger Zeit bei den Flaviern lebte gab es hier noch immer viel Neues zu erkunden. So war die Aurelia auch heute wieder in der villa und im Garten unterwegs gewesen, um sich mit allem vertraut zu machen. Das viele herum laufen machte allerdings müde und so beschloss Prisca sich vor dem abendlichen Zusammentreffen noch ein wenig hin zu legen. Unter Führung eines flavischen Sklaven kehrte sie also in ihre Gemächer zurück und fand dort zu ihrer Überraschung Tilla vor, welche sie eigentlich in der villa Aurelia vermutet hatte.


    "Ach da bist du ja Tilla?!", bemerkte Prisca in einer Mischung aus Überraschung, Freude, aber auch einer Portion Skepsis. "Was machst du hier? Du hast doch hoffentlich nicht wieder etwas angestellt?", spielte die Aurelia, mit einem bedeutsamen Blick auf Tillas Kurzhaarschnitt, auf die "haarige Geschichte" an, welche noch nicht allzu lange zurück lag. An dieser Stelle wollte die Aurelia allerdings nicht weiter darauf eingehen (wie sie damals darauf reagiert hat ist eine andere Geschichte), weshalb sie direkt zur nächsten Frage kam: "Hast du mir die Unterlagen meines Onkels aus seinem officium mitgebracht? Die Aufzeichnungen über seine Klienten?!", wollte Prisca wissen, denn deshalb hatte sie ihre Sklavin unter anderem zu den Aureliern geschickt, da sie ja noch das Vermächtnis an eben jene Klienten zu verteilen hatte.

  • Sie drehte sich um, als Prisca eintrat und grüßte sie mit einem knappen Nicken. Die stumme Sklavin wurde rot im gesicht, als ihre Herrin nach etwas verlangte, was sie längst nicht dabei hatte. Nein, ich habe nichts angestellt und auch nichts aus der Villa Aurelia mitgebracht, verzeih mir bitte! Stattdessen habe ich das Eintreffen eines Boten mit bekommen, der direkt zu Flora wollte. Er brachte eine Nachricht von dem Landgut der Zwillinge mit. Du weisst doch, ihr Zwilling Narcissa weilt gerade dort, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden, bevor sie für immer zu den Vestalinnen geht.


    Tilla stockte und räusperte sich. Flora empfing ihn und sank nach seiner Nachricht in die Knie. Weil ihre Schwester.. ähm.. sie ist tot... und Flora.. äh.. weint um sie. Die Frau vom Aurelier Sextus Aurelius Lupus Aurelia Nigrina ist gerade bei ihr. Ich bin sofort losgelaufen, um dich zu benachrichtigen. Zaghaft suchte sie den Augenkontakt zu Prisca Schon wieder ein Todesfall bei den Aureliern. Vielleicht sollte sie weniger dramatische Worte nehmen, aber Tilla wurde sich gerade der unnormalen Häufigkeit der Todesfälle innerhalb der schrumpfenden Gens ziemlich bewusst. Sie spürte einen dicken Kloß im Hals und sah zu Boden. Herrjeh... ich begleite dich gerne rüber, Prisca.

  • Für einen flüchtigen Moment verfinsterte sich der Blick der Aurelia wie sie das Nein, gefolgt von einer guten und weniger guten Nachricht hörte. Tilla hatte zwar nicht wieder etwas angestellt aber, ebenso wenig hatte sie den Auftrag ausgeführt den sie erhalten hatte. Ob ich zu nachlässig mit ihr bin?, fragte sich Prisca wie bei einem kleinen Kind und überlegte, ob es vielleicht strengerer Erziehungsmaßnahmen bedurfte, doch dann. … "Narcissa ist was? …" Sie ist tot?, fragte Prisca mit versagender Stimme nach und sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht. Tillas Auftrag war vergessen, ebenso wie alles andere.


    Ihre Cousine war bei einem Reitunfall ums Leben gekommen?!? "Nein, … sag, dass das nicht wahr ist", japste Prisca nach Luft und sie spürte wie ihr die Beine weich wurden. So eine Behauptung würde kein Sklave, dem sein Leben lieb war, leichtfertig erfinden. Nein, es ist wahr! Wieder einmal hatte das Schicksal unbarmherzig einen lieben Verwandten aus ihrer Mitte gerissen und dieses Mal war es noch dazu Narcissa! Floras Zwillingsschwester. Die Zwillinge! Sie gab es doch nur im Doppelpack, wie … wie könnte es fortan nur noch einen von ihnen geben?! Ohne ein weiteres Wort sackte Prisca auf die Knie und ihr Blick schweifte in weite Ferne. Die Tränen begannen wie von selbst zu fließen und die Verzweiflung über diese Nachricht lähmte jeglichen weiteren Gedanken. Für Minuten kauerte die Aurelia völlig abwesend am Boden und bekam nichts mehr mir, was um sie herum geschah. Alles was sie sah waren die Bilder aus vergangenen Tagen, wie sie und ihre beiden Cousinen gemeinsam herum gealbert hatten. Bilder aus Kindheitstagen, unbeschwert und unwiederbringlich, genau so wie Narcissa selbst …


    Letztlich ging dann ein Ruck durch Priscas Körper und sie sprang regelrecht auf die Beine zurück. Sie fühlte sich elend, besser gesagt speiübel, so groß war die Trauer doch wie musste sich Flora in diesem Moment fühlen? "Du sagtest Nigrina ist bei ihr? … Gut!", keuchte Prisca ein wenig erleichtert, dass Flora nicht allein mit ihrer Trauer wäre. Nigrina würde ihr sicher Beistand leisten, doch selbstredend konnte Prisca nicht einfach hier bleiben und so tun als wäre es damit getan. "Gut, dass du zu mir gekommen bist, Tilla. Wir müssen sofort zu meiner Cousine!", entschied Prisca schwer atmend und bemüht ihreTrauer einigermaßen zu kontrollieren. Mechanisch streckte sie den Arm nach ihrer Sklavin aus um sich ein wenig auf sie zu stützen, so weich wie sich ihre Knie immer noch anfühlten.

  • Ohohoh, erschrak Tilla über den finsteren Gesichtausdruck ihrer Herrin. Die Unterlagen holen war eine Sache, das Betreten des Zimmers einer durch eigene Hand verstorbenen Person eine andere Sache. Ja, sie wusste inzwischen, dass Corvinus sich selber umgebracht hatte und dass auch Celerinas Tod merkwürdig war. Deshalb hatte sie diese Aufgabe als letzte zu erledigende Aufgabe ihrer To-do-Liste geschoben, um sie schliesslich hinter sich zu bringen. Der Bote, der zu Flora gewollt hatte, hatte die Aufgabe noch ein bisschen mehr nach hinten geschoben. Tilla war ganz froh drüber und überlegte rasch, ob sie nicht lieber zusammen mit Hektor die Unterlagen holen sollte.


    "Doch..." entgegnete Tilla auf die Worte ihrer Herrin und beobachte diese aufmerksam. Prisca ging in die Knie und verharrte still auf dem Boden sitzend. Wenn sie Prisca wäre, dachte Tilla, dann würde sie ganz genauso auf den Tod einer ihr nahe bekannten Person reagieren. Bloß nicht dran denken, dass Mutter Esther ebenfalls ganz plötzlich tot sein könnte! Das war unvorstellbar!! Mit leisen Schritten näherte sich Tilla ihrer Herrin, hockte sich neben sie nieder und zog zugleich ein sauberes Taschenuch hervor, um damit die Tränen Priscas sanft wegzutupfen. Das darauffolgende Schweigen fand Tilla angemessen und senkte, persönlich um Narcissa mittrauernd, den Kopf.


    Die Stille wurde unterbrochen. Tilla nickte einmal mehr bestätigend zu Priscas Worten und half ihrer Herrin mit tatkräftiger Unterstützung wieder auf die Beine. "Ja, wir sollten rüber gehen." Wie wenn es üblich wäre, die Schritte der älteren Frau zu stützen, umfasste Tilla Priscas schlanke Hand, legte diese auf ihre eigene Schulter und hielt sie sanft fest. Auf diese Weise bot Tilla ihr ihre stützende Schulter dar und führte sie mit langsamen Schritten zur Zimmertür. Unterwegs sammelte sie eine palla auf und legte diese um Priscas Schultern. "Es ist nicht weit zu gehen... kommt." Eine Sänfte zu organisieren würde aus Tillas Sicht ewig dauern. Zu Fuß kam man besser von hier weg und zur Villa Aurelia.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!