[Officium] Legatus Legionis Herius Claudius Menecrates

  • Zitat

    Original von Linos
    „Dominus verzeih, wenn ich deinen Auftrag nicht wortgetreu ausführte.“ Verzeih das ich mir anmaßte selbständig zu denken,
    schluckte ich dann lieber runter. „ Ich bemerkte deine Eile und Sorge und dachte mir als der Tesserarius plötzlich das Zepter in der Hand hatte, er macht das schneller, organisierter, besser als ich und lies den Dingen ihren Lauf. Dein Auftrag lautete“, nach kurzer Überlegung glaubte ich ihn runter leiern zu können, „Du suchst jetzt jeden einzelnen auf, setzt ihn in Kenntnis, dass die alten Pläne ab morgen Abend aufgehoben sind. Es werden neue und zwar von mir bzw. meinem Sekretariat zugestellt. Lass keine Centurie aus, denn auch von den in den äußeren Stationen weilenden Einheiten befindet sich aktuell jeweils ein Offizier im Castellum. Ausführung des Auftrags ebenfalls sofort.“ Kurz Atem holend, schluckend schaute ich Menecrates an und fuhr fort.
    „Verzeih, wenn ich es nochmals erwähne bei mir hätte die Durchführung ewig und drei Tage gedauert. Da ich mich überall durchfragen hätte müssen.“
    Ob das der Geheimhaltung gedient hätte, wenn Linos da wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rannte, wagte ich stark zu bezweifeln, behielt es aber für mich. Statt dessen kam von mir nochmals: „Entschuldige Dominus, auch wenn es nach Faulheit aussieht, ich wollte wirklich nur die beste Durchführung“.


    Während Linos sprach, glättete sich die Stirn des Legaten. Niemand konnte behaupten, dass er nicht mit sich reden ließ, aber jeder konnte irgendwann einmal feststellen, dass er ärgerlich würde, wenn man ihn kurz abspeisen wollte. Vin Linos war er inzwischen einiges gewöhnt, umso mehr überraschte ihn die Ausführlichkeit der Erklärung. Positiv verbuchte er auch die Entschuldigung für das Fehlverhalten. Der zweiten Entschuldigung folgte eine dritte. Sie ließ Menecrates für einen Moment ungläubig dreinschauen, bevor er sich fasste. Inzwischen war auch der Optio Helvetius eingetreten und Menecrates nahm seine Meldung entgegen.
    "Movemini", sagte er in dessen Richtung, bevor er sich wieder Linos zuwandte. Helvetius konnte zum Sachverhalt mit dem Tesserarius nichts beitragen.



    "Gut, ich hake die Sache ab, erklärte Menecrates an Linos gewandt. "Den nächsten Auftrag führst du nach Möglichkeit getreu DER Formulierung aus, die ich dir vorgebe. Für heute hast du Feierabend. Morgen benötige ich deine Mithilfe beim Schreiben der neuen Wachpläne." Menecrates nickte und schien wieder versöhnt. Er wandte sich dem Optio zu.


    "Die Wachpläne sind das Stichwort für dich, Optio Helvetius." Menecrates blickte zu Linos und machte deutlich, dass er erst weitersprechen würde, wenn sein Sekretär den Raum verlassen hatte.

  • Gerne hätte ich mir meinen Helden betrachte, doch ich musste gehen. Was ich schon sehr merkwürdig fand. Hatte ich doch schon an ganz anderen Besprechungen teilnehmen dürfen. So eine wichtige Person war mein Großer nun auch nicht. Enttäuscht, nicht einmal den Großmut meines Herrn bemerkend verließ ich den Raum und schloss etwas lauter wie üblich die Türe hinter mir.

  • Corvinus rührte sich und wartete bis der Sklave den Raum verlassen hatte was deutlich am Geräusch der schließenden Tür zu hören war.


    Als der Legat ihn dann auf die Wachpläne ansprach wusste er zunächst nicht was er darauf erwiedern sollte. Es gab aber noch eine andere Sache die ihm auf der Seele brannte. Seit der Nachricht von Tod des Kaisers brütete es in Corvinus. Er war versessen auf einen Kampf und wollte die Kaisermörder zur Strecke bringen. Doch dann hatte ihn dieser Brief seines Vetters erreicht. Wie immer ellenlang und voller Anspielungen, Andeutungen und halbklaren Aussagen. Wahrlich Varus sollte Politiker werden. Corvinus hatte seitdem er den Brief erhalten hatte lange überlegt was er mit den Informationen tun sollte. Auf der einen Seite dachte er sich das der Legat sicherlich viele Informanten hatte die ihm schon alle möglichen Details mitgeteilt hatten. Auf der anderen Seite, so hatte Corvinus den Brief jedenfalls verstanden, war Rom ja das Zentrum derer die den Kaiser getötet hatten und es war ja nur wahrscheinlich das sie viele Vertraute ihrer Gegner ausgeschaltet hatten. Varus Brief war so lang gewesen das ein flüchtiges überfliegen wahrscheinlich gar nicht die Spekulationen über den wahren Kaisermörder hervorgebracht hatten. Corvinus beschloss schließlich es zu riskieren. Wenn er falsch lag konnte er diesen Fehler ja mit Kampfesmut in den kommenden Gefechten ausgleichen und wenn er richtig lag hatte er eventuell neue Punkte beim Legaten gemacht.


    "Legatus erlaubst du mir bevor wir über die Wachpläne sprechen das ich dir etwas vortrage was mich vor kurzem erreichte?"

  • Die Tür schloss sich und gerade als Menecrates zu sprechen anheben wollte, kam ihm Optio Corvinus zuvor. Sicherlich, Menecrates würde selbst in dieser angespannten Lage immer ein offenes Ohr für seine Offiziere haben, zumal gerade dieser Optio mehr Verantwortung als üblich trug, aber so bedeutsam konnte die Andeutung nicht sein, dass der Legat seine eigenes Anliegen in den Hintergrund rückte. Auf der anderen Seite glaubte Menecrates zu wissen, dass dieser Optio sich bisher nie durch Geschwätz hervorgetan hatte, sondern gerade bei der Ergreifung seines Sekretärs sich von sehr korrekter Seite gezeigt hatte.


    "Ich nehme an, das dir Zugetragene ist von Wichtigkeit", begann Menecrates. Er ging nunmehr davon aus, dass sich in den Mannschaften doch Unruhe breitmachte und weil die Tatsache, wenn es sich gerade um diese Centurie handeln würde, Einfluss auf die Anweisungen zu den Wachen haben würde, zog Menecrates wider Erwarten und entgegen seinen Plänen das Zuhören dem Anweisung erteilen vor. Möglicherweise konnte er doch diese Centurie nicht mit den speziellen Aufgaben betrauen, die er für sie vorgesehen hatte, wenn seine Befürchtungen zutrafen.


    "Gut, dann sprich", sagte er und lehnte sich im Stuhl zurück. Der Optio stand bequem. Bislang ging Menecrates nicht davon aus, dass das Gespräch länger dauern würde.

  • Corviuns war ein wenig verunsichert ob der Frage das seine Erkenntnisse wichtig waren. Aber er hatte seine Entscheidung getroffen und war niemand der dann zögerte. Sein Vater hatte ihm von kleinauf beigebracht
    ´Entscheidungen werden getroffen und Menschen können sterben, trifft man keine Entscheidungen sterben sie auf jeden Fall`
    Gut es würde heute wohl keiner mehr sterben aber vielleicht später. Jedenfalls holte Corvinus ohne größeres zögern den Brief seines Vetters unter seiner Rüstung hervor und setzte dann an.


    "Legat ich bin mir sicher das du schon durch deine eigenen Verbindungen weitere Informationen über die Lage in Rom erhalten hast. Aber ich habe einen Brief von meinem Vetter erhalten der seit kurzem anwesend ist. Ich weiß nicht ob es nur Zufall war das ich diesen Brief mit doch teilweise... riskanten Inhalt bekommen habe. Aber ich bin mir sicher über kurz oder lang werden auch andere Soldaten ähnliche Briefe erhalten. Ich würde dich gerne zu deiner Meinung fragen und um deinen Rat bitten damit ich auf die richtige Art und Weise auf meine Untergebenen eingehen kann. Ich bin kein guter Vorleser und du bist sicherlich ein geübter und schneller Leser und kannst die in dem Brief enthaltenen Informationen sicherlich schneller aufnehmen als wenn ich ihn dir vorlese. Wenn du also erlaubst."


    Wenn der Legat keinen Einspruch erheben würde, würde Corvinus ihn dem Brief kurz danach geben.




    Ad:
    Lucius Helvetius Corvinus
    Legio II. Germanica
    Mogontiacum - Germania Superior


    Salve Vetter,


    ich hoffe du bist inzwischen in die Reihen der Legionäre etwas aufgestiegen und bist nicht mehr der kleinste in der Kette. Nachdem was mein Onkel und dein Vater mir vor meiner Abreise per Brief mitgeteilt haben, er hat ganz stolz berichtet wie du in den Reihen deiner Centurie marschiert bist bei Fest zu Ehren von Drusus, hast du zumindestens schon mal deine Grundausbildung gut überstanden. Ich bin mir sicher bei deiner Hingabe an den Dienst unter den Adlern wirst du bald schon erste Früchte ernten. Du wirst bestimmt dein Ziel erreichen und irgendwann Primus Pilus sein oder gar Praefectus Castrorum. Wobei ich mir dich auf dem Stuhl solch eines Mannes fern von allen körperlichen Aktivitäten und tief in den Verwaltungsarbeiten steckend kaum vorstellen kann. Wie läuft es denn mit den Frauen bei dir? Hast du endlich mal eine gefunden die dir gefällt oder die du zumindestens ansprichst? Lass dir eines gesagt sein ich habe mit großen Erschrecken festgestellt das der Roma-Stamm unserer Gens, den wir ja immer für den größten und mächtigsten gehalten haben auch nur noch ein Schatten seiner Vergangenheit ist. Zwar gibt es den Senator noch aber er befindet sich mehr oder weniger im Ruhestand auf einem Landsitz. Auch gibt es noch einige Häuser und Ländereien aber gerade die Zahl, es mögen insgesamt kein halbes Dutzend mehr sein, war doch sehr erschreckend. Also ein Grund mehr für dich endlich mal auch in dieser Sache tätig zu werden. Gerade du als Legionär, der jederzeit im Dienst sterben kann, sollte schnell daran denken der Gens Kinder zu schenken. Und jetzt komm mir nicht mit dem Thema Legionäre dürfen nicht heiraten. Das weiß ich natürlich aber denke nur an unseren Großvater. Er hat deinen Vater direkt nach seiner Geburt als seinen Sohn anerkannt auch wenn Großvater seine Frau erst nach seiner Entlassung heiraten konnte. Also du siehst sowas ist ohne Probleme möglich.
    Nun aber mal weg von den angenehmen Beschäftigungen mit Frauen hin zum Ernst des Lebens. Ich bin, wie du dir anhand des Berichtes über die Roma-Helvetier gedacht hast, inzwischen in der Hauptstadt unseres Imperiums angekommen. Ich hätte mir wahrlich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Aber von vorne. Zuerst bin ich nach Ostia gereist um dort die Casa die unserem Stamm gehört zu begutachten. Schließlich sollte sie mir ein Leben in Rom finanziell ermöglichen. Leider war sie in einem recht schlechtem Zustand und ich musste sie teuer renovieren lassen. Zwar konnte ich sie nun gut vermietenn aber wegen der Kosten für die Renovierung werde ich über lange Zeit mit wesentlich weniger auskommen müssen als erhofft. Da kam das Angebot vom momentanem Familienoberhaupt der Gens, Milo heißt er und ist noch recht jung, würd meinen hat noch kaum Haare am Beutel. Aber ich finde trotz der vielen Schläge die sein Stamm hinnehmen musste, das man ihn scheinbar quasi in Rom alleine gelassen hat und das er noch so jung ist macht er seine Sache gut. Ich denke jedenfalls ich kann mich mit ihm anfreunden und dann werden wir in Rom schon wieder dafür Sorgen das die Gens Helvetia einen guten Klang bekommt. Aber zurück zum Anfang. Nachdem ich die Sache in Ostia geklärt hatte machte ich mich also auf den Weg. Oder besser gesagt ich wollte es. Denn plötzlich kam das Gerücht auf der Kaiser wäre verstorben. Ich denke selbst ihr werdet es inzwischen gehört haben das es nicht nur ein Gerücht war und das er auch nicht gestorben ist sondern ermordet und mit ihm gleich seine ganze Familie wenn nicht gar die ganze Gens Ulpia. In Rom wurde umgehend von Praefectus Urbi eine Ausgangssperre verhängt was mich zwang erstmal ein paar Tage in der Nähe in einer Herberge unterzukommen. Dort überschlugen sich natürlich die Gerüchte und es hieß sogar das es zu regelrechten Aufständen in der Stadt kam die von Praetorianern und Urbanern blutig niedergeschlagen wurden. Nach einigen Tagen, ich glaube es war fast eine Woche, wurde die Ausgangssperre dann aufgehoben und ich konnte einreisen. Wie es in der Sache weitergeht bleibt abzuwarten die Stadt brodelt jedenfalls vor Gerüchten. Es heißt ein Senator, ein Tiberier oder so, sei nur noch als Leiche aus seinem Haus getragen worden und etliche kleine Trupps der Praetorianer waren durch dir Stadt gezogen und haben Senatoren verhaftet. Ein paar scheinen Ihnen entkommen zu sein. Heute hab ich jedenfalls in der Acta gelesen das gewisse Sextus Aurelius Lupus, Appius Cornelius Palma und Manius Flavius Gracchus zu Staatsfeinden erklärt worden sind. Wie es scheint weiß keiner genau wo die sind also halte die Augen auf. Es gibt ne hübsche Belohnung für ihre Ergreifung oder Hinweise über Ihren Verbleib. Ich will mich den Spekulationen nicht anschließen wer nun für den Tod des Kaisers verantwortlich ist. Im groben gibt es da zwei Meinungen. Die einen sagen es wäre der Salinator selber gewesen und wie ich heute auf dem Forum hörte scheint er Anstalten zu machen sich selbst auf den Thron zu setzen. Die anderen sagen es waren Senatoren die den Kaiser umgebracht haben. Naja jedenfalls anhand der Tatsache das etliche Senatoren tot, verhaftet oder auf der Flucht sind sieht man ja wer scheinbar gewonnen hat. Ich hoffe jedenfalls das der Bruder des verstorbenen Kaisers der neue Kaiser wird. In meinen Augen hat die Gens Aelia einfach Anspruch darauf jedenfalls mehr als irgendwer sonst. Das wäre für uns natürlich gut und für mich auch. Ich habe es so gut wie geschafft Senator Lucius Iulius Centho als Patron zu gewinnen und dieser ist der Klient eben von Lucius Aelius Quarto. Ja genau dem Lucius Aelius Quarto... das währe doch schonmal ein erster Schritt für mich um in den Ordo Senatorius aufzusteigen wenn ich der Klient des Klienten des neuen Kaisers wäre.
    Aber abwarten und nicht zu früh auf ein dann vielleicht falsches Pferd setzen. Ich habe Milo jedenfalls versprochen und werde es nicht nur aus Eigennutz einhalten nicht zu riskieren indem ich jetzt den einen oder anderen beschuldige der wahre Täter zu sein oder öffentlich dazu aussagen. Ich gebe dir nur den Rat pass auf dich auf genauso wie ich es tun werden. Diese Zeit bietet viele Gelegenheiten und auch viele Gefahren und zumindestens ein offen bekundete Freundschaft zu den Flaviern, Aureliern, Tiberien und Corneliern ist im Moment nicht ratsam.


    Also seh zu Bovis das du in der Frauensache tätig wirst und bis bald



    Vale Bene



    Tiberius Helvetius Varus






  • Mit einem Brief hatte Menecrates nicht gerechnet. Der Hinweis auf Informationen aus Rom und einem zum Teil riskanten Inhalt ließ ihn dann aber neugierig werden. Natürlich musste anschließend geklärt werden, wie verlässlich die Quelle beurteilt werden konnte, aber zunächst blieb abzuwarten, was der Optio unter einem riskanten Inhalt verstand. Bereitwillig griff Menecrates daher nach dem Brief und entrollte das Pergament. Ein Blick offenbarte die Länge der Nachricht und weil die Einleitung wenig Interessantes barg, begann Menecrates den Text zu überfliegen. Wegen dem Thema Ehefrau bei einem Soldaten, auch wenn jener bereits Optio war, ließ Menecrates in dem Absender einen militärisch Unkundigen vermuten. Umso größer wurden danach die Sprünge in den Zeilen, die wiederum offenbarten, dass der Briefschreiber doch um die Modalitäten des Offizierslebens wusste.
    Menecrates blickte kurz auf, um sich dann dem nächsten Absatz zu widmen. Und der weckte Menecates‘ Aufmerksamkeit. Das nachfolgende konnte Klatsch oder Dinge von Wichtigkeit bergen, auf alle Fälle kamen die Informationen von einem Augenzeugen, also las er weiter - dieses Mal ohne Zeilen zu überspringen. Leider folgten nur Informationen über den baulichen Zustand der Gensimmobilien und der Legat wollte bereits das Zeilenspringen wieder beginnen, als er das Wort Kaiser beim Überfliegen entdeckte. Sogleich wanderte sein Blick zurück zum Satzanfang, um den gesamten Inhalt erfassen zu können. In Rom sangen also die Spatzen von den Dächern, was hier in Germania gerade erst bekannt wurde. Beim Wort Ausgangssperre gab Menecrates seine bequeme Haltung auf und setzte sich aufrecht hin. Hier kamen Einzelheiten, die ihn interessierten, und eine Ausgangssperre konnte unmöglich ein Hirngespinst eines Einzelnen sein. Er las von Aufständen, die blutig niedergeschlagen wurden, aber wegen der Ausgangssperre nur als Gerücht gewertet werden konnte. Das Ganze klang plausibel und Menecrates las weiter - die folgenden Sätze sogar mehrfach, weil er sich des Inhalts und der Tragweite dessen bewusst werden wollte.
    Es handelte sich nur um Gerüchte, die einen toten Senator, möglicherweise einen Tiberier, beinhalteten, und Menecrates wusste nicht, wie viel Wahrheit den Behauptungen zugrundelag. Es folgten Namen von Senatoren, die er kannte. Namen, die er selbst in einer Ausgabe der Acta gelesen hatte, und deren korrekte Nennung den Absender als einwandfreien Berichterstatter kennzeichnete.
    Dementsprechend wertete Menecrates die nachfolgende Aussage: Es gäbe in Rom zwei Strömungen - eine, die Salinator als Kaisermörder sah, und eine, die Senatoren als Verschwörer sah. Beide Varianten hatte er selbst auch im Blick, obwohl er die erste Alternative favorisierte. In Lichte betrachtet, nahm die Gewichtung der zweiten Variante aber an Stärke zu, weil ein Senator tot, drei weitere auf der Flucht waren. Der Hinweis auf eine Belohnung schien Menecrates nicht wichtig zu sein, viel mehr bedauerte er, dass dem Schreiber, und damit wohl dem römischen Bürger allgemein, offensichtlich auch keine Einzelheiten zur Mordfrage bekannt wurden.
    Der Hinweis auf Salinators geplante Thronansprüche, der auf dem Forum zu hören war, veranlasste Menecrates schließlich aufzustehen. Wollte dieser Mann wirklich ohne erwiesene Unschuld den Thron an sich reißen? Die Empörung des Legaten machte sich in zwei schweren Atemzügen bemerkbar, bevor er weiterlas.
    Kurz durchdachte er die Idee, Aelius Quarto als Nachfolger auf dem Thron zu sehen. Er blickte vom Brief auf und musterte die gegenüberliegende Wand, wiegte den Kopf und stellte fest, dass dieser Gedanke ihn nicht befremdete. Er kannte den Mann, der Eindruck war keineswegs schlecht. Dann las er weiter und musste automatisch an seine Kinder und Enkelkinder in Rom denken. Die Bemerkung, eine offen bekundete Freundschaft zu den Flaviern, Aureliern, Tiberien und Corneliern sei im Moment nicht ratsam, veranlasste ihn dazu. Allerdings musste er sich diesbezüglich keine Sorgen machen, wie er feststellte, denn Freundschaften zu diesen Häusern verbanden ihn und die seinen keineswegs. Nur verwandtschaftliche Verbindungen existierten, die aber wenig gepflegt wurden. Er hoffte, seine Familie in Rom würde nicht in Schwierigkeiten kommen. Beruhigend zumindest wirkte die Tatsache, dass sein Gensname nicht unter den Genannten auftauchte. Solche Informationen würden ihn selbst dann stören, wenn es sich nachweislich nur um Gerüchte handelte.


    Doch was bedeutete das noch?


    Salinator wollte ihn verhaften lassen, ohne Zweifel. Getraut, dies in Rom zu verkünden, hatte er sich aber offensichtlich nicht, weil Menecrates‘ Einstellung zum Kaiserhaus hinlänglich bekannt war. Salinator hätte sich bei Offenlegung seiner Pläne selbst der Lüge überführt, nur Verdächtige verfolgen zu lassen. Was plante dieser Mann? Wen alles wollte er täuschen? Gurt, er plante die Thronbesteigung, so viel stand fest. Und täuschen wollte er das Volk, und vielleicht auch den einen oder anderen Senator, oder Kommandeur, oder Statthalter? Welches Ausmaß würde der nahende Konflikt haben?
    Und wieder tendierte Menecrates dazu, Salinator als Kaisermörder zu sehen.


    Er senkte den Brief und sah zu Optio Corvinus.
    "Vieles von dem, was in diesem Brief steht, stimmt", begann Menecrates. "Manches war für mich neu - nicht viel, aber immerhin. Worin siehst du das größte Potential für Unruhen, das bei Bekanntwerden unsere Mannschaften betreffen könnte?" Er wies mit einer Hand zu einer Sitzecke, sprach damit eine Einladung zum Hinsetzen aus und strebte sogleich den Plätzen zu, um sich niederzulassen. Er begann das Gespräch mit einer Frage an den Optio, um sich selbst etwas Zeit zu verschaffen, das Gelesene verarbeiten zu können.

  • Corvinus beobachtete den Legaten und seine Reaktionen beim lesen des Briefes. Er wusste ja selber wie lang der Brief war und wieviel unwichtiges in ihm stand. Er ärgerte sich ein wenig dem Legaten nicht vorher auf die wichtigen Stellen hingewiesen zu haben. Doch die Reaktionen die der Legat an manchen Stellen zeigte Corvinus das er wohl recht getan hatte und es zumindestens ein paar neue Erkenntnisse für den Legaten brachte. Das Angebot sich setzen zu dürfen überraschte Corvinus dann jedoch ziemlich. Etwas steif folgte er der Einladung und hätte fast die Antwort auf die Frage vergessen:


    "Darf ich offen reden Legat?"

  • Nachdem er mit Corvinus gesprochen hatte, hatte Hadamar sich also wieder auf die Suche gemacht. Zuerst zur Taberna im Castellum, in der Hoffnung, der Tesserarius würde dort sein. Aber dort hatte er ihn nicht gefunden, und es hatte ihn auch keiner gesehen. Dann zu den Thermen – aber da war er auch nicht aufzufinden. Und obwohl er sämtliche Wege im Laufschritt zurück gelegt hatte, wurde er langsam nervös, weil der Legat ziemlich deutlich gesagt hatte, dass er die zwei so schnell wie möglich sehen wollte – aber was sollte er tun, wenn er den Kerl einfach nicht fand? Hadamar zögerte einen winzigen Moment, aber in Anbetracht von Corvinus' Worten entschloss er sich, erst am Tor nachzufragen, wer das Castellum verlassen hatte, bevor er zu den Unterkünften ging. Und tatsächlich: dort erzählten sie ihm, dass der Tesserarius mit ein paar anderen das Lager verlassen hatte, um den Abend irgendwo in Mogontiacum zu verbringen. Oh, und damit angegeben dass sie am nächsten Tag den Vormittag auch noch frei hatten und der Abend damit lang werden würde, das hatten sie auch noch. Hadamar fluchte lautlos – und machte sich dann wieder auf den Weg zur Principia, zu der er Corvinus vorhin schon geschickt hatte. Blieb ihm ja nicht mehr viel anderes übrig, als noch mal beim Legat Bericht zu erstatten. Und so kam er zum zweiten Mal in der Nacht jetzt zur Principia und klopfte an die Tür.

  • Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Corvinus beobachtete den Legaten und seine Reaktionen beim lesen des Briefes. Er wusste ja selber wie lang der Brief war und wieviel unwichtiges in ihm stand. Er ärgerte sich ein wenig dem Legaten nicht vorher auf die wichtigen Stellen hingewiesen zu haben. Doch die Reaktionen die der Legat an manchen Stellen zeigte Corvinus das er wohl recht getan hatte und es zumindestens ein paar neue Erkenntnisse für den Legaten brachte. Das Angebot sich setzen zu dürfen überraschte Corvinus dann jedoch ziemlich. Etwas steif folgte er der Einladung und hätte fast die Antwort auf die Frage vergessen:


    "Darf ich offen reden Legat?"


    "Natürlich", antwortete Menecrates. "Sonst bräuchten wir das Gespräch gar nicht erst beginnen." Er blickte Corvionus erwartungsvoll an und überlegte, welcher Centurie er alternativ die Wachdienste anvertrauen konnte, falls sich erweisen würde, dass diese Centurie nicht hielt, was er von ihr gehört hatte und nur erwartete.


    Er blickte auf, als es klopfte, aber obwohl er noch vor Augenblicken dringend den Tesserarius erwartete, der wohl inzwischen vor der Tür stand, rief er nicht 'herein'. Für das kommende Gespräch wollte er ungestört bleiben. Das Licht der Öllampe drang unter der Tür durch, sodass der wartende wissen konnte, dass das Officium besetzt, aber gleichzeitig nicht frei für ihn war.

  • Corvinus nickte kurz das er verstanden hatte und legte sich dann noch einen Moment seine Worte zurecht.


    "Ich denke ich kann nicht nur für "meine" Centurie sprechen das es im Moment niemanden gibt der daran zweifelt das es so liegt wie du uns beim antreten mitgeteilt hast. Das Problem welches entstehen konnte ist meiner Meinung nach folgendes. Nicht viele werden Verwandte haben die ihnen aus Rom berichten. Vielmehr werden ihre Verwandten die Ihnen schreiben Dinge schreiben die sie selber nur gehört haben und die eventuell schon durch Dutzende Münder und Köpfe gegangen sind. Dadurch können und werden die abstrusesten Dinge heraus kommen. Der Kern dessen was zum Problem werden kann ist folgender. Für einfache Soldaten wie mich und die Legionäre ist Politik eine kaum durchschaubare Sache. Doch ich denke jeder von uns kennt Geschichten oder gar Berichte von Senatoren denen alles andere egal ist außer ihre persönliches Fortkommen. Wenn es nun jemanden gibt wie Salinator von dem normale Bürger auf der Straße nur wissen das er ein Freund des Kaisers war und ihm stets treu gedient hat der behauptet das gierige Senatoren den Kaiser ermordet haben und statt dessen selber auf den Thron wollen dann könnte ihnen das glaubwürdiger vorkommen als der Vorwurf Salinator hätte seinem Gönner und Freund selber umgebracht oder umbringen lassen. Wenn Salinator aber sich selber zum Kaiser ernennt würde das dieses Argument wieder aufheben und alle wären gleichverdächtig. Da entscheidet dann das direkte Vorbild was wir haben und wenn ich das sagen darf ohne Arschkriecherei zu betreiben... entschuldige meine Worte... dann gibst du uns das Bild eines Senators wie es sein sollte und ich kenne niemanden der deinem fachkundigem Urteil in dieser Sache misstrauen würde. Jedenfalls nicht in der Centuria IV oder der Cohors II.
    Wenn du mir noch ein Frage gestattest. Was meinst du zu der Aussage meines Vetters das der Bruder des Kaiser... Aelius Quarto... der rechtmäßigste neue Kaiser wäre?"

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Er blickte auf, als es klopfte, aber obwohl er noch vor Augenblicken dringend den Tesserarius erwartete, der wohl inzwischen vor der Tür stand, rief er nicht 'herein'. Für das kommende Gespräch wollte er ungestört bleiben. Das Licht der Öllampe drang unter der Tür durch, sodass der wartende wissen konnte, dass das Officium besetzt, aber gleichzeitig nicht frei für ihn war.


    Er hatte geklopft. Kräftig genug, dass es drinnen zu hören gewesen sein musste. Und das Licht, das durch den Türspalt unten hindurch drang, deutete darauf hin, dass da auch noch wer drinnen war, genauso wie das Stimmengemurmel, das er hören könnte. Allerdings kam keine Reaktion auf sein Klopfen... was wiederum nur einen Schluss zuließ: der Legat wollte gerade nicht gestört werden. Jedenfalls interpretierte Hadamar die Tatsache so – vorhin hatte er auch nicht geantwortet, aber da war die Tür offen gewesen, und jetzt war sie zu. Und er wusste ja, dass gerade Corvinus da drin sein musste... Hadamar seufzte und kratzte sich am Kopf. Am liebsten wäre er gegangen und hätte sich auf seine Pritsche gehauen, um endlich schlafen zu können. War aber keine Option, nicht mit dem unerfüllten Auftrag. Nach einem kurzen Moment also, in dem er da stand und ein wenig frustriert die geschlossene Tür anstarrte, hinter der nach wie vor kein Herein erklang, ließ er sich an der Wand entlang zu Boden sinken, zog den Beutel mit seinen Spielsteinen vom Gürtel und tat das, was er häufig tat, wenn er irgendwo warten musste: er vertrieb sich die Zeit mit einem Spiel. Genauer gesagt vertrieb er sich die Zeit damit, sich mit komplexeren Aufstellungen und komplizierteren Spielzügen zu beschäftigen, sie sich auszudenken, sie zu lösen, Wege zu finden, wie er eine Falle stellen und aus kniffligen Situationen heraus kommen konnte. Er brauchte dringend einen Spielpartner, der mehr als nur die einfachen Grundzüge beherrschte.

  • Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus
    Corvinus nickte kurz das er verstanden hatte und legte sich dann noch einen Moment seine Worte zurecht.


    "Ich denke ich kann nicht nur für "meine" Centurie sprechen das es im Moment niemanden gibt der daran zweifelt (...)
    Wenn du mir noch ein Frage gestattest. Was meinst du zu der Aussage meines Vetters das der Bruder des Kaiser... Aelius Quarto... der rechtmäßigste neue Kaiser wäre?"


    Je länger Menecrates den Ausführungen des Optios folgte umso mehr sank seine ursprüngliche Befürchtung, diese Centurie würde nicht mehr seinen Ansprüchen für Verlässlichkeit genügen. Er würde also sein Vorhaben bezüglich der Wachen umsetzen können. Als dies klar war, konzentrierte er sich ganz auf die dargelegte Gefahr, die von der allgemeinen Ungewissheit und möglichen Gerüchten ausgehen konnte. Als der Optio geendet hatte, schwieg der Legat ein paar Atemzüge, bevor er antwortete.


    "Was mich am meisten beunruhigt, ist die Tatsache, dass du offensichtlich über Quellen verfügst, die mir nicht zur Verfügung stehen. Sicherlich kannst du es nachvollziehen, dass die Führung der Legion - gerade in diesen Zeiten - umso effektiver ist, je besser meine Informationslage ist. Mein Stand ist jedoch verbesserungswürdig, so viel steht fest. Das ist der Grund, weswegen ich dieses Gespräch mit dir führe." Menecrates schwieg. Er rätselte über seine Verwandten in Rom und über das Ausmaß der absichtlichen Vertuschungsbemühungen in Rom. "In Zeiten, wo offizielle Nachrichten ausblieben und ich auf Mundpropaganda und verdeckte Quellen angewiesen bin, steigt automatisch die Fehlerquote. Und ein Entscheidungsfehler könnte gewaltige Folgen haben." Wieder schwieg Menecrates. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich zumindest die verfügbaren Informationsquellen zu sichern.


    "Mein Sekretariat verteilt die ankommende Post und wie es aussieht, bist du im Moment der einzige, der Post aus Rom erhält. Halte mich auf dem Laufenden." Menecrates blickte den Optio an und ließ unausgesprochen, dass er jederzeit die Post öffnen lassen konnte, aber seine Arbeitsgrundlage Vertrauen bedeutete.


    "Nun aber zu deinen Ansichten. Es ist menschlich, dass sich bei fehlender Beweislage Spekulationen breitmachen. Der einfache Bürger mag sich dabei schneller zu Fehlschlüssen hinreißen lassen als ein vereidigter Soldat oder gar ein Offizier des Kaisers. Im Normalfall gilt auch erst dann die Schuld als erwiesen, wenn sie bewiesen ist, aber ein Kaisermord ist längst kein Normalfall, weswegen ich mit großer Skepsis jede Information, oder das, was man uns als solche verkauft, prüfen werde." Immerhin gehörte Menecrates zu Roms Advocati und wusste, wovon er sprach. "Wir alle sind es unserem ermordetem Kaiser schuldig, für die Aufdeckung der Schandtat und gleichzeitig für die Abwendung eines möglichen Machtmissbrauchs zu sorgen. Und wenn der Missbrauchende der Praefectus Urbi ist, richtet sich unsere Waffe selbst gegen ihn, wie sie sich auch im Falle des Missbrauchs gegen andere Senatoren richten würde. Das ist mein Anspruch, den vertrete ich, und ich glaube wie du, dass diesen Anspruch jeder aufrichtige Mann ohne weiteres mittragen kann, ohne in Kollision mit seinem Eid zu geraten."


    Menecrates nickte zur Bekräftigung und wandte sich der abschließenden Frage des Optios zu.
    „Ich habe mir diese Frage selbst beim Lesen gestellt. Rechtlich gesehen hat sich das brüderliche Band zwischen Valerianus und Quarto mit der Adoption des ersteren restlos aufgelöst. Quarto gilt vor dem Gesetz nicht mehr als Bruder Valerianus', deswegen sehe ich keine automatische Erbfolge. Was ein rechtlicher Schritt wie sie Adoption natürlich nicht lösen kann, ist das Band der Empfindungen. Ich halte es daher für möglich, dass Valerianus diesbezüglich in seinem Testament Stellung bezogen hat. Und dass ein Testament vorliegt, bezweifle ich nicht, zu schlecht stand es um seine Gesundheit.
    Das alles Entscheidende stellt also dieses Testament dar. Es kann durchaus für die Thronfolge einen Alternativkandidaten für seinen Sohn enthalten, muss es aber nicht."

  • Mit großem Interesse und teilweiser Besorgnis und Überraschung hörte Corvinus zu was der Legat ihm über seinen Informationsstand mitteilte.


    "Wenn es hilft Legat kann ich meinen Vetter schreiben und nach weiteren Informationen fragen. Allerdings bin ich kein... Schwafler und Politiker wie mein Vetter und könnte zumindestens meinen Brief nur in sehr deutlichen Worten schreiben. Das allerdings könnte meinen Vetter wiederum gefährden. Aber wenn du es möchtest oder jemand anderen einen Brief oder gar selber einen Schreiben möchtest...."


    Corvinus ließ das Ende seines Ausbruches offen und hörte sich die weiteren Worte des Legaten an.


    "Wenn es in meiner Macht steht würde ich jedem, wirklich jedem das Gladius in den Leib rammen der schuldig ist den Kaiser auf den ich den Fahneneid und einen Treueeid vor Mithras geschworen habe zu richten. Das schwöre ich Legat!"


    Der Legat hatte zum Schluß das Testament angesprochen und Corvinus Frage zur Thronfolge des Aelius Quarto beantwortet. Bei dem Testament kam ihm aber eine böse Eingebung die er, unbedarft wie er war, sogleich aussprach.


    "Das Testament... der Kaiser wird bestimmt eines haben... aber selbst wenn er in diesem für den Fall vorgesorgt hat das auch sein gesunder Sohn nicht mehr ist... jemand der so skrupellos ist den Kaiser zu töten würde doch sicherlich auch das Testament so ändern das in ihm nur das steht was er will.... oder...."

  • Menecrates schüttelte den Kopf, als das Angebot kam, einen Fragebrief an den Verwandten in Rom zu richten. "Ich würde heutzutage höchstens meine engsten Vertrauten um Informationen bitten. Obwohl, aus der Ferne kann ich nicht einmal bei ihnen beurteilen, ob sie noch vertrauenswürdig oder bereits den Verlockungen irgendwelcher Opportunisten erlegen sind. Was aber noch viel schwerer wiegt, ist die Gefahr, dass derjenige, der von der Informationsnotlage der Kommandeure hier in Germania erfährt, bei etwas Gespür sofort die Fülle an Möglichkeiten erkennt, mit der er mich und damit die Führung der Legion manipulieren könnte. Deine Antwort auf den Brief muss persönlicher Natur sein. Sie darf nicht erkennen lassen, dass die kommenden Informationen mich erreichen."
    Menecrates blickte seinen Optio an und versuchte im Gesichtsausdruck zu lesen, ob er die Brisanz der Situation verstand. Dessen Überlegungen zum Testament ließen dann auch diesen Schluss zu.


    "Ohne Zweifel", Menecrates nickte, "der geglückte Kaisermord lässt erkennen, dass der planende Kopf gerissen vorgeht und nicht nur den Zugriff auf verlässliche Helfershelfer, sondern auch auf solche mit Insiderwissen und Zugang zum Kaiserhaus hat. Wie einfach wäre es für einen solchen Menschen, das Testament zu verändern, wenn es Inhalte enthält, die die eigenen Pläne durchkreuzen? Sehr leicht wie ich meine. Und wir haben keine Möglichkeit der Überprüfung, ob das der Öffentlichkeit präsentierte Testament tatsächlich den Willen unseres Kaisers offenbart."


    Menecrates atmete einmal tief durch. "Mir bleibt nichts weiter übrig, als jedes Vorgehen römischer Senatoren, der Stadteinheiten und anderer Kommandeure auf Schlüssigkeit zu überprüfen. Zumindest eines steht für mich bisher zweifelsfrei fest, wobei ich auch gleich zu meinem Anliegen an dich bzw. deine Centurie komme. Die Garde des Kaisers ist entweder dem planenden Kopf hörig bzw. hat sich von ihm kaufen lassen oder sie birgt selbst den planenden Kopf des Verbrechens. Ich werde bis auf weiteren die Torwachen der Stadt und des Castellums mit Männern deiner Centurie besetzen. Bis auf Wiederruf ergeht die Anweisung, jeden Prätorianer, gleich welchen Ranges, festzusetzen oder wenigstens festzuhalten und mich zu informieren. Ist die Anweisung klar, Optio?"

  • Corvinus wandte sich ein wenig als der Legat meinte das ein eventueller Antwortbrief persönlicher Natur sein sollte.
    "Das verstehe ich natürlich und ich werde meinen Vetter auch antworten. Allerdings bin ich niemand der solche... geschickten Worte finden kann wie er und jeder der den Brief liest würde bei meinen Worten sofort wissen worum es geht, anders als bei dem geschwafel meines Vetters. Daher weiß ich nicht ob ich Varus dieser Gefahr aussetzen kann."


    Corvinus hatte solange mit dem Legaten ein fast schon persönliches Gespräch geführt wie er es nie vermutet hätte. Doch das diese irgendwann enden musste war klar. So war er dann vorbereitet als er einen Befehl erhielt. Corvinus versteifte sich sofort und antwortete:


    "Jawohl Legatus ich habe verstanden. Erlaube mit noch die Nachfrage ob ein festsetzen mit sämtlichen Mitteln bis hin zum Inkaufnehmen des Todes des Praetorianers durchzusetzen ist?"

  • Menecrates ging nicht mehr auf den Briefverkehr ein. Sollte noch einmal ein Brief mit Informationen Germanien erreichen, würde er sicherlich den Inhalt erfahren. Ansonsten war er ohnehin auf seine Intuition und die Analyse des Vorgehens anderer Kommandeure und Senatoren angewiesen. Er wandte sich daher sogleich der Frage des Optios zu.
    Ein Leben zu nehmen, gehörte für Menecrates in erster Linie zu den Aufgaben der Götter. Zumindest galt diese Einstellung in Friedenszeiten. Die friedlichen Zeiten gehörten jedoch der Vergangenheit an, weswegen dem Legaten kaum eine Wahl blieb.


    "Ich erwarte Fingerspitzengefühl, deswegen leisten zukünftig nur ausgewählte Männer den Wachdienst. Die neuen Wachpläne werden eine doppelte Besetzung ausweisen, tagsüber sogar dreifach, denn im Augenblick rechne ich bestenfalls mit Boten. Sollten erste Truppen die Provinzgrenze überschreiten, sieht die Lage ohnehin anders aus.
    Zurück zu deiner Frage: Ich nehme an, dass sich ein Bote bei mehrfacher Überzahl willig entwaffnen lassen wird. Erstes Ziel muss die Festsetzung ohne Inkaufnahme des Todes sein und dementsprechend müssen die Männer angewiesen werden. Bei Gegenwehr ist dann die Festsetzung mit Gewalt, notfalls bis zum Tod hinzunehmen - ohne Einschränkung, Dienstrang bis zum Offizier. Ich gehe nicht davon aus, dass der Praefectus Praetorio oder sein Kommandostab alleine in Germania aufschlagen und an unsere Porta klopfen, deswegen nehme ich diesen Fall einmal aus. Wie gesagt, sollten erste Truppen die Provinzgrenze überschreiten, ergehen neue Anweisungen."


    Menecrates erhob sich zum Zeichen, dass er das Gespräch als abgeschlossen betrachtete.
    "Den Männern an den Toren kommt zukünftig eine besonders hohe Verantwortung zu. Ich verlasse mich auf deine Centurie. Wackelkandidaten wurden entfernt. Ansonsten hat die Einheit einen hervorragenden Schliff durch den jetzigen Primus Pilus erhalten.
    Optio Corvinus, wenn du gehst, schick den Soldaten herein, der vor der Tür wartet. Abite!"

  • Corvinus erhob sich nur wenige Sekunden nach dem Legaten. Es gab keinen Grund für weitere Nachfragen da die Befehl eindeutig waren.


    "Danke für das Vertrauen Legat und ich werde die Arbeit vom Primus Pilus nicht zunichte machen sondern ihm der auch mich ausgebildet hat Ehre machen."


    Anschließend ging Corvinus in Grundstellung, salutierte, wendete auf der Stelle und verließ den Raum.



    Draußen auf dem Flur angekommen sah er Ferox auf dem Boden sitzen und mit seinen Spielsteinen hantieren.


    "Los sofort rein und Meldung machen. Ich nehm dein Zeug mit!"

  • Hadamar sprang auf, als die Tür aufging, und sah Corvinus entgegen. Und dann kurz auf den Boden zu seinen Steinen. „Och“, machte er mit einem Achselzucken. „Kannst auch liegen lassen, dann sammel ich das nachher ein.“ Er unterdrückte ein Gähnen, nickte Corvinus kurz zu und verschwand dann durch die Tür nach drinnen.


    Im Büro des Legaten angekommen salutierte er ein weiteres Mal an diesem Abend vor dem Mann. „Miles Duccius Ferox meldet sich... ich konnte den anderen Teil deines Auftrags nicht ausführen. Der Tesserarius der Centuria V, Cohors II hat heute Abend Freigang und ist nach dem Wachdienst in die Stadt gegangen. Ich hab den Torwachen gesagt, ihn bei seiner Rückkehr zu informieren, dass er sich morgen Früh hier melden soll.“ Was, hoffte er, richtig gewesen war. Immerhin konnte der Kerl die Götter wussten wie spät erst wieder kommen... und irgendwann würde der Legat ja wohl sicher auch schlafen gehen.

  • Sim-Off:

    Wenn die Punkte zwischen Salut und Meldung aussagen sollten, dass du auf die Erlaubnis zum Reden gewarten hast, editiere ich. ;) Ich könnte es verstehen, wenn du etwas straffen wolltest.


    Auch Menecrates fühlte an diesem Abend die Müdigkeit in den Knochen. Er wusste aber auch, dass er keinen Schlaf finden würde, wenn nicht alle Vorhaben abgeschlossen, alle Ideen durchdacht und alle Vorkehrungen getroffen waren. Als er in dem Eintretenden den beauftragten Miles erkannte, der ihm den Tesserarius und den Optio herschicken sollte, ahnte er, dass das Ende des Abends für ihn noch nicht in Sicht war. Er nahm sich vor, gleich nach diesem Gespräch einen Soldaten nach einem Trunk loszuschicken, der seine Lebensgeister wieder erwachen ließ.


    Menecrates erwiderte den Gruß mit einem Nicken. Und obwohl ihn die Müdigkeit ergriff, begann er mit einer Nachfrage. "Miles Duccius, das Salutieren beherrschst du recht gut. Hat man dir in der Ausbildung auch gesagt, dass ein rangniederer Soldat stets auf die Aufforderung zum Sprechen warten sollte?" Im Grunde erwartete Menecrates ein klares 'Ja', aber er tat so, als würde er nicht sicher sein.


    Nach der Antwort ging er auf die Information des Miles ein. Ein Tesserarius auf Freigang, das musste sich zukünftig ändern.
    "Das ist schön für den Tesserarius, ärgerlich für mich und bedauerlich für dich. Miles Duccius, du bist der erstbest greifbare Soldat, daher erhältst du den Auftrag, umgehend nach Mogontiacum zu reiten, den Tesserarius der Centuria V zu finden und ihm auszurichten, dass er sich auf der Stelle bei mir melden soll. Abite!"


    Es machte keinen Sinn, weitere Worte zu verlieren. Ein Tesserarius auf Freigang hielt Legat und Miles gleichermaßen davon ab, zu vernünftigen Zeiten ins Bett zu finden.

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