[Officium] Legatus Legionis Herius Claudius Menecrates

  • Für einen winzigen Moment konnte Hadamar sich freuen. Über ein Lob. Vom Legaten! Und dann noch übers Salutieren, das er manchmal so unnötig wie ein Kropf fand.
    Einen Moment später allerdings rauschte Verlegenheit durch ihn hindurch und ließ seine Ohren brennen, als ihm klar wurde, dass er mal wieder in ein Fettnäpfchen getreten war. Gerade ihm und anderen, die in der Hinsicht gerne mal nachlässig waren, hatte Massa das eigentlich sehr gut eingebläut. Aber er hatte einfach nicht nachgedacht in dem Moment, weil er mittlerweile doch ziemlich müde war, hatte das Ganze schnell abschließen wollen, damit er endlich ins Bett konnte... und dann unterlief ihm so was. Beim Legaten. „Eh, ja... hat man... eigentlich“, antwortete er verlegen. „Tut mir leid.“ Er überlegte noch, ob er irgendetwas anfügen sollte, eine ausführlichere Entschuldigung, eine Erklärung, aber die Gefahr war zu groß, dass er dann ins Faseln geriet, also schwieg er nur und hoffte, dass es der Legat dabei bewenden ließ.


    Und dann drohte schon der nächste Fettnäpfchen-Moment. Hadamar war sich nicht so sicher, ob das nicht ein bisschen die Quittung dafür war, dass ihm beim Melden ein Fehler unterlaufen war, oder ob der Legat so oder so ihn ausgewählt hätte, weil er eben direkt greifbar war – aber egal was es war: er war natürlich nicht begeistert. Ganz und gar nicht. Es war spät, mitten in der Nacht mittlerweile. Und er hatte doch ohnehin schon das ganze Lager abgelaufen auf der Suche nach den Tesserarii. Und wie um alles in der Welt sollte er diesen einen Mann in Mogontiacum überhaupt finden? Der konnte überall sein!
    Dieses Fettnäpfchen schaffte Hadamar allerdings zu umschiffen. Er schloss nur kurz die Augen für einen Moment, was auch als ganz normales, vielleicht ein bisschen längeres Blinzeln hätte durchgehen können, und atmete tief ein... ansonsten kam nichts. Kein Augenrollen, kein lautes Seufzen, keine Grimasse und erst recht keine Nachfrage. Auch wenn seine Art immer wieder mal zu merken war, vor allem wenn er schneller redete als nachdachte: im Großen und Ganzen hatte er gelernt sich zu benehmen wie es von einem Soldaten erwartet wurde. Und vor allem zu unterscheiden, wann er sich locker geben konnte, wann es sich lohnte bewusst eine gewisse Frechheit an den Tag zu legen – und wann es angezeigt war, sich jede unangebrachte Regung zu verbeißen. Was in den meisten Situationen der Fall war, und was Hadamar mittlerweile auch drauf hatte.
    „Jawohl, Legat“, salutierte er also letztlich nur, und verließ den Raum wieder, um den Befehl auszuführen.



    Sim-Off:

    Nee, straffen wollte ich nicht... ich hab nur nicht nachgedacht. Passt aber wunderbar zu Hadamar :D

  • Menecrates zog sich mit dem Brief seines Klienten in sein Officium zurück und setzte sich an den Schreibtisch. Den Scriba wies er an, in der nächsten halben Stunde Störungen von ihm fernzuhalten. Er musste etwas Grundlegendes klären bzw. für sich entscheiden, denn eines stand fest: Sein Klient Iulius, Offizier der Garde, arbeitete an der Quelle. Iulius konnte ihn mit brandheißen Informationen versorgen und ein verlässlichen Draht nach Rom darstellen. Auf der anderen Seite würde jedes Lebenszeichen, das Menecrates aktuell von sich gab, den Schluss zulassen, dass er nicht, wie befohlen, verhaftet worden war. Ein jeder konnte sich dann an den Fingern abzählen, wie die Provinz Germania Superior zum Praefectus Urbi stand, denn von dem kam der Verhaftungsbefehl und der hiesige Statthalter hatte ihn ignoriert.
    Der Legat starrte auf den vor ihm liegenden Brief. Eine Hand stützte den Kopf. Ab und zu rieb sie die Stirn, ohne die Entschlussfassung ankurbeln zu können.

  • Der Brief barg bereits Bekanntes, aber beinhaltete auch pikante neue Details. Menecrates rieb sich mehrfach die Stirn, weil er ein wichtiges Puzzleteil zur Aufdeckung des Kaisermords geliefert bekommen hatte. Er hielt es in den Händen und hinterfragte nicht seine Richtigkeit, sondern ausschließlich den ihm zukommenden Platz. Wohin ins Bild gehörte die Information von Durus‘ Selbstmord unmittelbar vor der Verhaftung?
    Es lag so nahe, dass der Tiberier als Kopf der Gruppe an Senatoren, die Menecrates namentlich und persönlich durchaus bekannt waren, den Schwerttod starb, weil er Schuld am Kaisermord trug. Wäre dem so, gab es nur eine Schlussfolgerung: Salinator verfolgte tatsächlich die Mitglieder einer Verschwörung, trug aber selbst keine Schuld.


    Andererseits, mehrere Details passten nicht in dieses Bild. Da war einmal der Statthalter Annaeus. Menecrates zählte ihn zur Senatorengruppe des Tiberiers, konnte sich aber nicht erklären, warum Modestus nicht von Vescularius verfolgt wurde. Stattdessen ließ Vescularius ihn, den Claudier, verfolgen und forderte seine Verhaftung, was überhaupt keinen Sinn machte. Menecrates‘ Position verbot die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe, sie war außerdem stadtbekannt, aber offensichtlich störte sie die Pläne des Praefectus Urbi. Warum nur? Weil jener die Situation ausnutzen und nach der Auslöschung der Kaiserfamilie selbst den Thron besteigen wollte? Ein klares 'JA' war die Antwort, natürlich wollte das Vescularius. Doch die Mittel, die er anwandte, waren nicht legitim.
    Und noch etwas passte nicht ins Bild: Warum, zum Hades, wurde die Einheit, die zur Bewachung des Kaisers abgestellt war, bisher nicht bestraft, noch nicht einmal gerügt?!

  • Zufällig war ich in der Nähe und hörte die Rufe meines noch Herren. Ich fand seit wir in Germanien waren, hatte seine Stimmgewalt zugenommen. Rückblickend an Rom denkend, konnte ich mich nicht erinnern, in je mit solcher Lautstärke gehört zu haben.
    Schnell trat ich ein. "Du riefs nach mir Dominus." Hastig kratzte ich meinen Hinterkopf, da dieses unangenehme kriebeln sich gerade einstellte.

  • Ein Scriba informierte Macro vom Wunsch seines Herrn. Er beeilte sich, denn der Scriba ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um eine besondere Situation handelte. Zunächst der Rückzugswunsch und dann der lautstarke Ruf nach ihm und Linos. Der Scrib dachte sich seinen teil und vermittelte ihn Macro. Der hielt sich nicht mit Anklopfen und Abwarten auf, sondern betrat sogleich das Arbeitszimmer seines Herrn. Ein Blick zu Linos, dann blieb er abwartend stehen.


    "Dominus?"

  • Ein Wink signalisierte, dass der Legat ungestört mit seinen Sklaven sprechen wollte, also schloss der Scriba die Tür. Menecrates wartete nicht, bis der Vorzimmersoldat sich von der Tür entfernt hatte, denn unter größter Geheimhaltung lief sein Vorhaben nicht, zumindest nicht hier im Castellum. Den Männern um ihn herum vertraute er, außerhalb des Castellums sah es mitunter anders aus. Vor allem, je näher er gedanklich nach Rom kam.


    "Es gab Zeiten, in denen du mir hervorragende Dienste geleistet hast", begann Menecrates, während sein Blick auf Linos lag. "Zeiten, in denen ich dir vertrauen konnte", schränkte er ein. Einige Atemzüge durchdachte er seinen Plan, dann stand der Entschluss fest.


    "Ich biete dir die Gelegenheit, deine Integrität als mein persönlicher Sekretär zurückzuerlangen. Die Gelegenheit besteht aus einem Auftrag, der Können, Diplomatie und Verantwortungsgefühl erfordert. Kein einfacher und kein ungefährlicher Auftrag und auch ich gehe, betrachte ich deine Vergangenheit, mit diesem Auftrag ein Risiko ein, das ich zwar etwas minimieren kann, weil ich dir Macro zur Seite stellen würde, trotzdem... Alles hängt von deiner Antwort ab, welche Einstellung ich erkennen, welche Aufrichtigkeit ich ablesen, welche Zwischentöne ich hören kann. Wie stehst du einem solchen Auftrag gegenüber?"

  • Trotz aller *wenns und abers*, als Menecrates so mit mir redete machte mein Herz vor Freude einen Stolperer.
    Ich schaute, wenn dies sich auch für einem Sklaven nicht gebührte, zu Menecrates, um ihm fest in die Augen zu schauen. Er sollte doch sehen wie ehrlich ich war.
    „Dominus ich versprach dir einmal dir hier treu zu dienen. Dieses Versprechen möchte ich jetzt erneuern und erweitern.
    Ich möchte dir hier und überall, immer treu und nach besten Gewissen, dienen.“
    Ich wunderte mich gerade wie leicht mir dies über die Zunge ging. Bestimmt war es das, was sich schon lange in mir entwickelt hatte und ich nur nicht zugeben wollte. Das ich damit von meiner geliebten Heimat wirklich Abschied nahm, war mir auch klar. Aber so wie ich jetzt lebte war es auch kein Zustand.
    Nun hoffte ich das Menecrates mit meiner Antwort zufrieden war, denn so ganz sicher war ich noch nicht. Zuerst musste ich ja wissen worauf er hinauswollte.

  • Erst wollte Menecrates schon ansetzen und sagen, dass es nicht reichen würde, wenn Linos ihm seine Loyalität für Germanien bekräftigte, dann aber realisierte er, was das Wort ‚erweitern‘ bedeutete. Die nachfolgende Aussage brachte es schließlich auf den Punkt. Und zwar so unmissverständlich, dass dem Claudier zunächst die Sprache wegblieb. Er sah all seine Befürchtungen und Sorgen als überflüssig an und spare sich auch die Mühe, Aussage, Tonfall, Mimik und Haltung im Einzelnen zu analysieren. Sein Bauchgefühl trog nicht.


    "Ich brauche deine Treue mehr denn je", antwortete Menecrates und trat näher. "Ein Auftrag von Wichtigkeit, Linos. Vieles hängt von deinem Geschick ab." Ja, ein Risiko gingen sie nunmehr alle ein. Linos und Macro mit Leib und Leben, seine Familie, wenn sie ihm halfen, er selbst, wenn Linos versagte. Und er wollte im Augenblick auch nicht, dass der Statthalter zu Schaden kam, weil er ihm seine Unversehrtheit verdankte. Kein Unbefugter sollte erfahren, dass der Statthalter Befehle missachtet hatte. Zumindest sollte dies nicht vorzeitig bekannt werden, denn irgendwann würde dieses Geheimnis auffliegen, das stand fest.


    "Folgendes: Du reist mit Macro nach Rom. Zu deinem eigenen Schutz rate ich dir, dich nie aus seiner Nähe zu begeben. Roms Tore werden bewacht, jeder Einreisende kontrolliert, die Straßen sind gefährlich, nichts ist wie es einst war. Gebt euch niemals und niemandem als meine Sklaven zu erkennen! Verräter beherrschen derzeit die Stadt."
    Menecrates blickte eindringlich von einem zum anderen. "Ihr müsst es durch Geschick oder List erreichen, dass man euch nach Rom einreisen lässt. Sucht die Villa Claudia auf und überbringt meinem Enkel Felix meine Botschaft. Er soll meinen Klienten Iulius Antoninus, Princeps Posterior der Grade, in die Villa einladen. Und dort beginnt dann der Hauptteil deiner Aufgabe. Ob du es alleine versuchst oder meinen Enkel einbindest, überlasse ich deinem Gespür. Findet heraus, wie loyal Antoninus mir gegenüber ist. Er wird zwischen seinem Eid und der Loyalität zu mir wählen müssen. Seine Position wäre auch dann positiv, wenn er sich auf die Seite unseres verstorbenen Kaisers stellt. Habt ihr aber Zweifel, dann haltet euch bedeckt. Leistet dann keine Aussage darüber, wie es mir geht, was ich tue, wo ich mich aufhalte. Ich sagte bereits, Verräter weilen unter uns." Wie sollte Menecrets es auch anders ausdrücken? Er konnte unmöglich seinen Sklaven erklären, dass er nach dem Willen eines einflussreichen Römers in Ketten liegen müsste.
    "Sollte sich Antoninus nach eurer Ansicht als loyal zu mir oder Valerianus erweisen, dann signalisiert ihm, dass ich dringend jeden Hinweis auf den Mord an unserem Kaiser, die aktuelle Position einflussreicher Römer und mögliche Pläne der inzwischen sicherlich entstandenen verschiedenen Lager benötige. Sagt ihm dann, dass ich nicht meine Position suche, denn die schreibt mir mein Gewissen vor, aber ich muss wissen, wer auf wessen Seite steht und vor allem, in welchen Reihen die Verräter zu finden sind, damit ich meine Soldaten an der richtige Front kämpfen lasse."


    Menecrates' Blick wurde eindringlich. "Traust du dir diese Aufgabe zu… Manuel? Frag, wenn dir etwas nicht klar ist. Missverständnisse und Pannen dürfen uns nicht unterlaufen, sie würden vermutlich tödlich für uns alle enden."

  • Bei dem was ich gerade alles hörte, merkte ich wie die Farbe in meinem Gesicht sich änderte. Da ich nicht mehr so informiert war über das Geschehen draußen, war ich schon entsetzt wie ernst die Lage war. Besonders für Menecrates. Dies trieb mir ein wenig die Schamröte ins Gesicht, er sorgte sich um seine Familie, um die Leute hier und ich war nur mit mir beschäftigt. Aufmerksam hörte ich weiter zu, zwischendurch warf ich schnell einen Blick zu Macro rüber.
    Als ich dann Manuel hörte, durchrieselte ein leichtes Glücksgefühl meinen Körper. So sehr wie ich mich anfangs über meine Umbenennung geärgert hatte, so sehr fehlte sie mir in der letzten Zeit.
    Fragen hatte ich bestimmt noch einige, doch zuerst musste ich den Auftrag durchdenken.
    Natürlich sah ich mich dafür aus.
    „Ja Dominus ich traue mir das zu.“ Ohne das geringste Zögern kam mir diese Antwort spontan über die Lippen.
    Sofort fielen mir jetzt zwei Fragen ein. Die Acta Diurna und Macro, dessen Aufgabe es war Menecrates zu schützen.
    Da ich ständig mit irgendwelchen seltsamen, unwichtigen Aufgaben nach meiner Flucht beschäftig wurde, war ich kaum über etwas informiert.
    „Dominus zunächst habe ich zwei Fragen, es werden bestimmt noch mehr.
    Kommt die Acta Diurna noch nach Germanien und darf ich sie lesen? Vielleicht gibt es dort vorab Informationen.
    Die zweite Frage verstehe bitte nicht falsch, es geht mir dabei nur um dich.
    Ich bin wirklich dankbar das Macro mitkommt, denn zu zweit wird alles leichter werden. Doch wer beschützt dich hier? Was ist wenn man sich hier plötzlich gegen dich wendet?“ Nicht auszudenken wenn Menecrates während unserer Abwesenheit in Germanien verschwinden würde, nur weil hier irgendwer falsch spielte. Dies bereitet mir ernsthaft Sorgen.

  • Spätestens nach der Art, wie Linos bekräftigte, sich den Auftrag zuzutrauen, gab es für Menecrates keine Restzweifel mehr. Keinerlei Nebengedanke an Flucht war Linos anzumerken, sondern einzig Interesse, vielleicht sogar Ehrgeiz, den Auftrag zu erhalten und bestens auszuführen.


    "Sehr gut", antwortete Menecrates, dann hörte er den Fragen zu. Er beachtete nicht, dass sie sich im Stehen unterhielten, obwohl die Erörterung noch Zeit in Anspruch nehmen würde, weil ihn der Gedanke und die Planung gefangen nahmen. Im Normalfall, oder wenigstens früher, hatte er Dienstbesprechungen mit seinem Sekretär sitzend abgehalten. Macro schien er gänzlich vergessen zu haben. Sein Leibwächtermusste auch keine Inhalte kennen, denn ihm kam regelmäßig nur eine Schutzfunktion zu.


    Als Linos endete, verriet ein Lächeln die positive Überraschung. Zum ersten Mal gelangte Menecrates zu der Einsicht, dass die Flucht seines Sekretärs - im Nachhinein betrachtet - Positives bewirkt hatte. Fürsorge war definitiv eine neue Seite an Linos, ebenso ein gewisses Verantwortungsgefühl für seinen Herrn, wobei die Rollenverteilung aus der Sicht des Claudiers stets vorschrieb, dass der Herr für seinen Sklaven zu sorgen hatte und nicht umgedreht.


    "Erfrag alles, was dir wichtig erscheint. In Rom bist du auf dich allein gestellt, hier kann ich noch helfen. Zur Acta: Sie kommt spät in Germania an, aber bisher kommt sie an." Menecrates ging zu seinem Schreibtisch, zog ein Fach auf und holte Pergament hervor. Der Hinweis auf erklärte Staatsfeinde lag obenauf. "Sehr aufschlussreich, wie ich meine", sagte er bei der Übergabe an Linos.
    "Was mich betrifft, Ich habe die Legion so gut es geht von zweifelhaften Soldaten gesäubert. Auf die verbliebenen Mannschaften und Offiziere kann ich mich verlassen und bislang auch auf den Statthalter der Provinz. Aber nichts ist sicher. Wer sich offen gegen mich wendet, hat sicherlich keine Chance, wer jedoch mit List und Tücke agiert…" Er hoffte darauf, Fallen rechtzeitig erkennen zu können. "Vor Arglist wird mich Macro nicht beschützen können", resümierte der Claudier und schüttelte den Kopf.


    "Lies erst einmal die Acta. Du kannst dich dazu setzen." Menecrates wies auf die Sitzgelegenheiten im Officium, es selbst begann eine Wanderung durch den Raum.

  • „Danke Dominus“, antwortete ich als ich die Acta nahm und mich zum lesen hinsetzte.
    Nachdem ich das wenige was dort stand durchgelesen hatte, murmelte ich: „Sehr merkwürdig. Da steht nur offizielles. Entweder gibt es da einen Censor, der dafür sorgte das der Rest der Acta der Censur zum Opfer fiel oder aber was viel schlimmer wäre, Verfasser und Schreiber wären des Amtes enthoben oder gar schlimmeres.
    Das hilft aber jetzt alles nicht weiter.
    Dominus das geringste Problem dürfte sein nach Rom und in die Stadt zu kommen. Dazu wird Macro und mir bestimmt, je nach Situation etwas passendes einfallen.
    Ich sehe meine größte Schwierigkeit deinen Klienten zu durchschauen. Er wird wissen wie man in Rom zu dir steht, wenn er nur an sich denkt hat er schon die nötigen Schritte für sich, sein Fortkommen eingeleite oder zumindest wird er dabei sein. auf jedem Fall wird er sich schützen wollen und mehr als bedeckt halten.
    Verzeih aber auch die nächste Frage die ich mir stelle scheint mir wichtig, auch wenn es dein Enkel ist. Ich kenne ihn so gut wie gar nicht und dies ist mein Problem. Seine Familientreue ist kein Thema, doch wie geht er damit um wenn er eingeweiht mit einbezogen wird?“
    Mir fiel bei meinen Überlegungen Morrigan ein, ich war froh, dass sie hier war, doch jetzt wäre es gut gewesen wenn sie doch noch in Rom wäre. Aber vielleicht kam einem von uns dreien noch eine gute Idee.


    Ich hatte gar nicht bemerkt wie ich, wohl durch Menecrates übliche Spaziergänge durch den Raum, auch aufgestanden war. Nun ertappte ich mich dabei es ihm gleich tun zu wollen. Noch gerade rechtzeitig bremste ich mich.

  • Als Linos seine Einschätzung abgab, blieb Menecrates stehen und hörte zu. Er nickte zuweilen, weil er die jeweiligen Schwierigkeiten ähnlich einschätzte.


    "Unterschätzt die Kontrollen an den Zugangsstraßen in Rom nicht. Ich empfehle euch, die Kleidung zu wechseln. Das geübte Auge erkennt die feinen Stoffe, die Sklaven aus gutem Hause tragen. Wie ich hörte, liegt das Augenmerk der Stadteinheiten vornehmlich auf Senatoren. Und wer Senatoren verhaftet, schreckt erst recht nicht vor deren Angestellten zurück."
    Wieder ging Menecrates zu seinem Schreibtisch. Der Brief seines Klienten lag noch ausgebreitet, er griff nach ihm und reichte ihn seinem Sekretär. Das Schreiben barg wichtige Informationen für die Romreisenden und er gestattete einen Blick auf besagten Klienten.


    "Dieser Brief ist es, der mich hoffen lässt, dass ihr die Position meines Klienten Antoninus ohne größere Schwierigkeiten erkennt. Wenn er noch immer loyal mir oder unserem ehemaligen Kaiser gegenüber ist, wird er das zu erkennen geben. Und falls er die Seiten gewechselt hat, traue ich dir zu, dass du das erkennst, Manuel." Der Legat wartete, bis Linos die Privatpost gelesen hatte, dann fuhr er fort.


    "Tja, Felix... Ich habe nichts von ihm gehört, das gibt mir zu denken. Entweder er wurde - wie andere - verhaftet oder sein Mut, die Familienehre hoch zu halten, ist klein. Er hätte mir schreiben können, hat es aber nicht getan. Finde heraus, warum das so ist und entscheide dann auf der Grundlage deiner Menschenkenntnis, ob er dir hilfreich ist, ob du ihn durch Informationsverweigerung schützen musst oder ihn in die Pläne einbinden kannst. Ich besitze nicht mehr Wissen als du, um ihn aktuell einschätzen zu können. Und er ist zu jung, um sich bereits bewährt haben zu können. Die Umstürze in Rom stellen seine erste Bewährungsprobe dar. Richte ihm aber eins aus, die Gesellschaft ächtet jene, die aktuell eine offen bekundete Freundschaft zu den Aureliern, den Flaviern, den Tiberiern und Corneliern pflegen bzw. demonstrieren. Und solange wir nicht wissen, wer im Mordkomplott mitgewirkt hat, rate ich diesbezüglich zu Vorsicht."
    Anschließend gab Menecrates in etwa den Inhalt jenes Briefes wieder, der ihm von Optio Helevetius vorgelegt wurde.

  • Ich schüttelte den Kopf und nickte gleich anschließen, als Menecrates von den Kontrollen sprach. Nein das sie andere Kleidung brauchten war im klar. Vielleicht mussten sie ihre Kleidung auch mehrmals wechseln.
    Den Brief des Klienten las ich sorgfältig und reichte ihn zurück.
    Nickte vor mich hin während Menecrates seine Meinung dazu äußerte.
    Als das Thema auf den Enkelsohn kam wurde ich um einiges unsicher.
    „Dominus da habe ich meine Probleme. Ich denke ich darf meine Gedanken offen äußern. Auch wenn sie im Augenblick etwas wild durcheinander purzeln.
    Mit Felix habe ich mein Problem. Er ist bestimmt ein junger aufstrebender Römer. Nun kommen da zwei Sklaven, die nicht ganz offen sind, weil wir ja erst die Lage sondieren müssen. Auch nach Bedarf deinen Enkel, die Familie, dich schützen wollen. Wird er uns nicht auch Misstrauen? Denn so einfältig ist er bestimmt nicht, dass er nichts merkt. Wird er nicht darauf bestehen, egal was ist, das er der Herr ist und wir im Auskunft erteilen müssen.
    Was sage ich ihm warum er deinen Klienten einladen soll? Gibt es sonst keinen Weg zu Antoninus? Gibt es sonst keinen dem man in Rom vertrauen kann?“ Der letzte Satz, war eigentlich mehr eine Frage an mich selber.
    „Wird er dulden das ich, wir bei dem Gespräch anwesend sind?
    Kann ich als Sklave dann einfach fragen stellen? Wie wird dein Klient dann reagieren?“
    Ich war bestimmt oft freizügig mit meinen Kommentaren, Bemerkungen und ignorierte sehr oft die Grenzen die ein Sklave nicht überschreiten durfte, doch dies hier bereitete mir einiges Kopfzerbrechen. Nicht weil ich feige war, nein einfach weil ich alles gut und richtig machen wollte.


    Eine Idee wie ich Antoninus dazu bringen konnte seine Loyalität zu Menecrates zu zeigen hatte ich schon. Doch erst musste ich vor ort sein und sehen ob es sich auch verwirklichen lies.


    Dann kam ich zu dem Inhalt des zweiten Brief. „Der Brief erklärt die Situation in Rom und diese ist für viele bestimmt verwirrend.
    Bestimmt hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert, nur die Frage in welche Richtung. Ich für meinen Teil glaube es wird nach wie vor gefährlich sein.“
    Zur Selbstbestätigung nickte ich vor mir her.

  • Macro hörte aufmerksam zu, stellte aber keine Überlegungen an, weil er sich weder für strategisch talentiert noch für berechnend hielt. Das gelang ihm gut, bis das Problem der Kontaktaufnahme und Befragung des Klienten Antoninus aufkam. Sofort saß ihm eine Idee im Kopf, die er nicht mehr loswurde. Er kam nicht einmal dazu, sie auf Tauglichkeit zu prüfen, weil sie wie ein Pfropfen sämtliche anderen Hirnwege zustöpselte. Blöderweise drängte es stets seine Gedanken heraus, und anstelle den Mund zu halten, begann er zu reden.


    "Es gibt einen ziemlich leichten Weg, den Gradeschnösel zu kontaktieren, ohne Herrn Felix in Schwierigkeiten zu bringen." Macro brauchte eine kurze Pause, bevor er anfügte: "Morrigan.
    Wenn der halbe Hausstand unseres Herrn nach Germanien zurückkehrt, dürften wir außerdem kaum Probleme bei Straßenkontrollen bekommen. Wir sagen einfach, wir kehren in die Villa Claudia zurück."

    Die unangenehme Vorstellung, Morrigan würde diesem Präti wieder begegnen, verhinderte die Selbsterkenntnis, dass er wohl doch zu teils taktischen Überlegungen in der Lage war.


    Macro blickte zu Linos, um dessen Urteil über seinen Vorschlag bereits am Gesichtsausdruck ablesen zu können.

  • Plötzlich, völlig unerwartet, begann Macro zu sprechen. Ungläubig schaute ich ihn an. Schaute abwechselnd zu Menecrates und dann wieder zu ihm. Bestimmt stand vor erstaunen irgendwann mein Mund offen.
    Verwirrt überlegte ich, hatte Menecrates nicht gesagt man dürfte uns nicht erkennen, wir sollten die Kleidung wechseln, denn an dem feinen Tuch würde man merken, dass wir aus einem wohlhabenden Haushalt kamen.
    Wieder schaute ich im Wechsel zu den beiden. „Aber wird man, wenn wir so zurückkehren, nicht erst Recht, auf uns aufmerksam? Will man dann nicht wissen, was mit unserem Herrn dem Legaten ist? Dann wird man sich doch bestimmt hinter den Enkel klemmen. Wir werden ausgefragt und vielleicht festgenommen, viel Zeit wird verstreichen, Zeit die uns und vor allem dem Dominus fehlt. Aber vielleicht beurteile ich es jetzt falsch und dies ist der beste Weg.“
    Wirklich überzeugt war ich aber nicht von meiner letzten Aussage.
    Nach wie vor stellte ich mir vor wir würden als Bauern, Händler oder gar als wohlhabender Peregrinus mit Sklave in Rom einmarschieren, wobei Macro unbedingt den Herrn machen musste.

  • "Nein, das geht nicht Macro", entgegnete Menecrates. "Sobald ihr als meine Sklaven erkannt werdet, folgen Verhöre. So ein Verhör, bei dem häufig Gewalt angewendet wird, würde mir schaden, eure Reise soll mir aber nützen." Er wandte sich zu Linos, weil es noch immer keine Lösung für Felix gab. "Ihr werdet nicht umhin kommen, meinen Enkel in das Vorhaben einzuweihen. Macht es behutsam, damit ihr rechtzeitig abbiegen könnt, falls es notwendig wird. Ich könnte euch für Felix ein Schreiben mitgeben, das ihn anweist, euer Vorgehen zu unterstützen. Dieses Schreiben darf bei einer Untersuchung oder Leibesvisitation nicht gefunden werden. Ich werde es so klein wie möglich halten und ihr müsst es so transportieren, dass er sicher ist. Nach dem lesen soll Felix es verbrennen."
    Er hob die Arme an, wobei die offenen Hände nach oben zeigten. "Es wird uns nicht gelingen, jedes Risiko auszuschalten, wir können nur vorausschauend denken und die Risiken minimieren."

  • Meine gedanken waren schon bei dem nächsten Einfall.
    „Dominus mir ist eben noch etwas eingefallen. Du diktiertest einmal einen Brief, an einen gewissen Aurelius Ursus, verzeih den kompletten Namen weiß ich nicht mehr, ich weiß auch nicht mehr seinen Wohnsitz. Ich hatte damals den Eindruck da wäre etwas wie Freundschaft, Vertrauen. Von seiner Seite wäre keine Hilfe zu erwarten?“
    Diese Idee war mir eben gekommen. Die ganze Zeit überlegte ich fieberhaft wo wir mehr zur Lage und wo wir Unterstützung her bekommen konnten. Aber vielleicht war es besser alles blieb wirklich in dem kleinen Kreis. Deshalb fügte ich nach kurzem zögern hinzu. „ Nein wir sollten doch alles alleine machen. Je kleiner der Kreis, je geringer das Risiko.“

  • Menecrates schüttelte wieder den Kopf. "Aurelius Ursus kann uns in dieser Sache nicht helfen, weil seine Einheit weit außerhalb Roms stationiert ist. Weder kann er Unterstützung in Rom leisten noch erwarte ich, dass er selbst sonderlich gut informiert ist. Ich vermute, dass alles, was nach draußen dringt, gefiltert ist und ich würde für gefilterte Informationen niemanden in Gefahr bringen wollen."
    Menecrates überlegte kurz, dann fügte er an. "Gut unterrichtet wäre er nur, wenn er gemeinsame Sache mit dem Praefectus Urbi macht." Der Claudier wiegte den Kopf. "Mit Aurelius Ursus verbindet mich mehr als mit jedem anderen seiner Gens, aber er musste sich, wie jeder andere Römer auch, nach dem Kaisermord eine Position suchen. Steht er auf der Seite des Praefectus Urbi? Steht er auf der Seite von Verschwörern, steht er zu jenen, die dem alten Kaiser anhängen, oder gehört seine Unterstützung einem neu ernannten Imperator? Ich weiß es nicht. Ich kenne von den wenigsten Senatoren die Position. Genau das macht jeden Kontaktversuch schwierig."
    Menecrates blickte seinen Sekretär an, während er nach einer Lösung suchte, aber es gab weder Sicherheit noch Gewissheit.


    "Vieles hängt von deiner Intuition ab. Geh kein unnötiges Risiko ein. Geld gebe ich euch mit, die Notiz für Felix, was brauchst ihr noch?"

  • Aufmerksam hörte ich Menecrates zu. Es war wie er sagte, wir mussten Vorort, je nach Situation entscheiden. Seltsam war es schon, für solch ein wichtiges Vorhaben, sowenig im voraus planen zu können.
    Gut wir bekamen ein Schreiben für Felix, dies wäre wohl bei Macro gut aufgehoben, wie auch unser Geld. Doch sonst? Ich wusste es einfach nicht.
    Zu viel war, seit wir diesen Raum betreten hatten auf mich eingestürmt. Ich musste alles in Ruhe überdenken und verarbeiten.
    Mich überkam plötzlich ein Bewegungsdrang, zum ersten Mal seit meiner Sklavenzeit. Ganz wie früher zu Hause auf Kreta, dort war ich immer wenn ich etwas zu überdenken hatte geschwommen.
    „Dominus im Augenblick weiß ich es nicht“ , antwortete ich. „Ich muss alles noch Mal in Ruhe überdenken.“ Schnell fügte ich hinzu: „Nicht ob ich es mir Zutraue, nein ob wir alles bedacht haben oder es doch noch etwas zu bedenken gibt? Ich möchte keinen Fehler machen. Wann sollen wir aufbrechen?“

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