[Officium] Legatus Legionis Herius Claudius Menecrates

  • Die Antwort reichte Menecrates, um ihn darin zu bestärken, dass ihre Möglichkeiten der Vorausschau begrenzt und im Augenblick ausgeschöpft waren. Längeres Nachdenken würde sie nicht mehr entscheidend voranbringen, daher entschied er sofort.


    "Die Zeit zum Nachdenken muss sich auf das Packen und die restlichen Vorkehrungen für die Reise beschränken, Manuel. Ich möchte, dass ihr umgehend aufbrecht, weil in nur zwei Stunden ein Schiff Richtung Ostia ablegt. Ihr organisiert euch Kleidung aus dem Bestand für die Trossknechte, damit ihr nicht auffallt, wenn ihr an Bord geht. Ihr bezahlt in kleinen Münzen und versucht außerdem, die Transportkosten zum Teil mittels Wollstoff und Fellen zu decken. Gelingt das nicht, dann habt ihr genügend Kleingeld mit, um nicht in großen Münzen bezahlen zu müssen, die nur verdächtig sind. Macro, du hast doch sicher einen einfachen Geldbeutel, vielleicht sogar etwas abgegriffen. Einen zweiten bekommt ihr von mir mit, der ausreichend Geld für Rom und die Rückreise beinhalten wird.
    Ihr geht jetzt packen, ich fertige das Schreiben für Felix und organisiere einen Soldaten, der euch ohne Aufsehen durch die Wache und zum Hafen bringt.
    Auf geht's. Wir haben wenig Zeit."

  • Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox
    Für einen winzigen Moment konnte Hadamar sich freuen. Über ein Lob. Vom Legaten! Und dann noch übers Salutieren, das er manchmal so unnötig wie ein Kropf fand.
    Einen Moment später allerdings rauschte Verlegenheit durch ihn hindurch und ließ seine Ohren brennen, als ihm klar wurde, dass er mal wieder in ein Fettnäpfchen getreten war. Gerade ihm und anderen, die in der Hinsicht gerne mal nachlässig waren, hatte Massa das eigentlich sehr gut eingebläut. Aber er hatte einfach nicht nachgedacht in dem Moment, weil er mittlerweile doch ziemlich müde war, hatte das Ganze schnell abschließen wollen, damit er endlich ins Bett konnte... und dann unterlief ihm so was. Beim Legaten. „Eh, ja... hat man... eigentlich“, antwortete er verlegen. „Tut mir leid.“ Er überlegte noch, ob er irgendetwas anfügen sollte, eine ausführlichere Entschuldigung, eine Erklärung, aber die Gefahr war zu groß, dass er dann ins Faseln geriet, also schwieg er nur und hoffte, dass es der Legat dabei bewenden ließ.


    Und dann drohte schon der nächste Fettnäpfchen-Moment. Hadamar war sich nicht so sicher, ob das nicht ein bisschen die Quittung dafür war, dass ihm beim Melden ein Fehler unterlaufen war, oder ob der Legat so oder so ihn ausgewählt hätte, weil er eben direkt greifbar war – aber egal was es war: er war natürlich nicht begeistert. Ganz und gar nicht. Es war spät, mitten in der Nacht mittlerweile. Und er hatte doch ohnehin schon das ganze Lager abgelaufen auf der Suche nach den Tesserarii. Und wie um alles in der Welt sollte er diesen einen Mann in Mogontiacum überhaupt finden? Der konnte überall sein!
    Dieses Fettnäpfchen schaffte Hadamar allerdings zu umschiffen. Er schloss nur kurz die Augen für einen Moment, was auch als ganz normales, vielleicht ein bisschen längeres Blinzeln hätte durchgehen können, und atmete tief ein... ansonsten kam nichts. Kein Augenrollen, kein lautes Seufzen, keine Grimasse und erst recht keine Nachfrage. Auch wenn seine Art immer wieder mal zu merken war, vor allem wenn er schneller redete als nachdachte: im Großen und Ganzen hatte er gelernt sich zu benehmen wie es von einem Soldaten erwartet wurde. Und vor allem zu unterscheiden, wann er sich locker geben konnte, wann es sich lohnte bewusst eine gewisse Frechheit an den Tag zu legen – und wann es angezeigt war, sich jede unangebrachte Regung zu verbeißen. Was in den meisten Situationen der Fall war, und was Hadamar mittlerweile auch drauf hatte.
    „Jawohl, Legat“, salutierte er also letztlich nur, und verließ den Raum wieder, um den Befehl auszuführen.


    „Du wartest hier“, brummte der Tesserarius, nachdem sie vor der Principia angekommen waren. Hadamar hatte ihm zwar gesagt, dass es wohl um den Auftrag des Legaten ging, den der Sklave gebracht hatte, aber ganz so sicher war er sich nicht, ob da nicht doch mehr dahinter steckte – und ob er den Miles nicht vielleicht noch brauchen würde. Während Hadamar also augenrollend draußen bei den Pferden blieb, ging der Tesserarius hinein und klopfte, Stunden nachdem Hadamar aufgebrochen war, an die Tür zum Officium des Legaten.


  • Centurio Marcus Artorius Massa



    In der nächsten Stabsbesprechungen brachte Artorius Massa seine alte Centurie als Thema auf. Er erinnerte an den vakanten Posten des Centurios und brachte gleichzeitig einen Vorschlag zur Diskussion. Dabei schlug er seinen Optio Spurius Siculus Celer für eine Beförderung vor, die seinen Einsatz als Centurio der IV. ermöglichte. Um den frei werdenden Posten in der eigenen Doppelcenturie der ersten Cohorte besetzen zu können, schlug Massa die Ernennung des jungen Duccius vor. Er wollte sich den talentierten Legionär heranziehen und ihm den letzten Schliff als Optio geben.
    Der Vorschlag wurde kurz diskutiert und schließlich vom Legaten befürwortet.




    Primus Pilus

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Die Antwort reichte Menecrates, um ihn darin zu bestärken, dass ihre Möglichkeiten der Vorausschau begrenzt und im Augenblick ausgeschöpft waren. Längeres Nachdenken würde sie nicht mehr entscheidend voranbringen, daher entschied er sofort.


    "Die Zeit zum Nachdenken muss sich auf das Packen und die restlichen Vorkehrungen für die Reise beschränken, Manuel. Ich möchte, dass ihr umgehend aufbrecht, weil in nur zwei Stunden ein Schiff Richtung Ostia ablegt. Ihr organisiert euch Kleidung aus dem Bestand für die Trossknechte, damit ihr nicht auffallt, wenn ihr an Bord geht. Ihr bezahlt in kleinen Münzen und versucht außerdem, die Transportkosten zum Teil mittels Wollstoff und Fellen zu decken. Gelingt das nicht, dann habt ihr genügend Kleingeld mit, um nicht in großen Münzen bezahlen zu müssen, die nur verdächtig sind. Macro, du hast doch sicher einen einfachen Geldbeutel, vielleicht sogar etwas abgegriffen. Einen zweiten bekommt ihr von mir mit, der ausreichend Geld für Rom und die Rückreise beinhalten wird.
    Ihr geht jetzt packen, ich fertige das Schreiben für Felix und organisiere einen Soldaten, der euch ohne Aufsehen durch die Wache und zum Hafen bringt.
    Auf geht's. Wir haben wenig Zeit."




    Wer hätte das gedacht? Am Morgen bangte ich noch wegen meines Verkaufes und jetzt musste ich mich fast überschlagen, damit ich das Schiff in Richtung Rom erreichte. Nicht nur so, sondern wegen eines äußerst wichtigen und brisanten Auftrages.
    Von der Antwort Menecrates doch etwas überrumpelt, starrte ich meinen Herrn für einen Augenblick an, schluckt und nickte. „ Ja Dominus.“
    Gleich darauf hatte ich auch schon Kehrt gemacht und verließ den Raum.

  • Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox
    „Du wartest hier“, brummte der Tesserarius, nachdem sie vor der Principia angekommen waren. Hadamar hatte ihm zwar gesagt, dass es wohl um den Auftrag des Legaten ging, den der Sklave gebracht hatte, aber ganz so sicher war er sich nicht, ob da nicht doch mehr dahinter steckte – und ob er den Miles nicht vielleicht noch brauchen würde. Während Hadamar also augenrollend draußen bei den Pferden blieb, ging der Tesserarius hinein und klopfte, Stunden nachdem Hadamar aufgebrochen war, an die Tür zum Officium des Legaten.


    Obwohl Menecrates Erschöpfung verspürte, saß er noch immer in seinem Officium und arbeitete. Zum einen gab es noch ungeklärte Punkte, zum anderen würden ihn die Gedanken ohnehin vom Schlaf abhalten. Trotz dieser Aussicht wollte er nur noch mit dem Tesserarius sprechen und sich anschließend zurückziehen.
    Endlich klopfte es an der Tür. Menecrates murmelte: "Wenn du jetzt nicht der Tesserarius bist, reiß ich dir den Kopf ab." Lauter fügte er an: "Ja, herein!"

  • Auf das Herein hin betrat der Tesserarius das Officium des Legaten, salutierte zackig und meldete sich: „Tesserarius der Centuria V, Cohors II Marcus Cincius Placidus. Melde mich wie befohlen.“ Und verharrte dann abwartend und weiterhin stramm stehend.

  • Mit dem Tesserarius nahte Menecrates' Feierabend. Der Legat atmete einmal befreit durch, erhob sich und trat um den Schreibtisch herum.


    "Salve Cincius, movemini. Um gleich zur Sache zu kommen: Ich erwarte deine Version der Erklärung, wie es dazu gekommen ist, dass die Benachrichtigung aller Tesserarii über die geänderten Wachpläne ab morgen durch DICH vorgenommen wurde. Vorab bemerkt: Meine Anweisung lautete ursprünglich anders." Menecrates gestattete sich Abkürzungen in seiner Ausführung, die weder Rüge noch Unfreundlichkeit ausdrücken sollten, sondern war einzig seinem Bedürfnis nach Ruhe geschuldet. Der heutige Tag war anstrengend gewesen und die Nacht würde ebenfalls kurz und wenig erholsam ausfallen.

  • Der Tesserarius war etwas irritiert, dass es sich tatsächlich nur darum handelte, dass der Sklave offenbar den Auftrag selbst hätte ausführen und nicht weitergeben sollen, ganz wie der Miles ihm berichtet hatte, der ihn aus den Armen seiner Freundin gerissen hatte. Aber er war professionell genug, sich davon nichts anmerken zu lassen. Weiterhin stramm stehend überlegte er einen kurzen Moment, wie das genau gewesen war... immerhin war es nun schon einige Stunden her, dass der Sklave bei ihm gewesen war, und in der Zwischenzeit hatte er mit Kameraden in einer Taverne in der Stadt gefeiert und war danach bei seiner Geliebten gewesen. Gemessen daran kam seine Antwort verhältnismäßig rasch: „Dein Sklave kam zu mir mit deinem Auftrag kurz vor Ende der ersten Abendwache. Er hat nicht explizit gesagt, dass ich mich um die Ausführung kümmern soll... trotzdem schien mir nach seiner Wortwahl klar zu sein, dass der wachhabende Tesserarius sich um die Ausführung deines Auftrags kümmern soll.“
    Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Er formulierte allgemein. Dass du an jeden Tesserarius ausrichten lässt, dass die Wachpläne geändert werden und von dir neue kommen würden. Dass dies so schnell wie möglich geschehen soll. Und ob du dich darauf verlassen könntest. Davon, dass er selbst diesen Auftrag ausführen sollte, war keine Rede – und ich habe nicht weiter danach gefragt, sondern mich um die Ausführung gekümmert“, gab er unumwunden zu, wobei er da allerdings weniger einen Fehler bei sich sah. Wenn ein Bote vom Legaten kam mit einem Auftrag desselben, dann stimmte das in aller Regel auch... die Armee war kein Ort, an dem sich allzu viele Leute einen Scherz erlaubten, schon gar nicht wenn der Legat selbst involviert war.




  • Zitat

    Original von Linos
    Wer hätte das gedacht? Am Morgen bangte ich noch wegen meines Verkaufes und jetzt musste ich mich fast überschlagen, damit ich das Schiff in Richtung Rom erreichte. Nicht nur so, sondern wegen eines äußerst wichtigen und brisanten Auftrages.
    Von der Antwort Menecrates doch etwas überrumpelt, starrte ich meinen Herrn für einen Augenblick an, schluckt und nickte. „ Ja Dominus.“
    Gleich darauf hatte ich auch schon Kehrt gemacht und verließ den Raum.


    Gleich nachdem seine Sklaven gegangen waren, um ihre Sachen zu packen, kümmerte sich Menecrates um die Schreiben für seinen Enkelsohn und die Wachen in Mogontiacum. Er ließ einen Trossknecht kommen, dem er seit dem Manöver stets sein Pferd oder seine Reisegepäck anvertraute. Der junge Mann würde sicherlich bald das Bürgerrecht verliehen bekommen und dann der Legion als Rekrut zur Verfügung stehen. Bis dahin diente er zuverlässig seinem Gönner, dem Legaten. Dachdem auch der Knecht das Officium verlassen hatte, packte Menecrates zwei Geldbeutel. Einen davon würde er für die Lösung der Schiffstickets noch umfüllen müssen, der andere beinhaltete die restliche Reisekasse für Linos und Macro.
    Es dauerte nicht lange, da kam sein Leibwächter zurück. Menecrates winkte ihn heran und füllte das Geld in die abgegriffene Börse seines Sklaven um, während er anwies: "Nunmehr schützt nicht mein Leben, sondern das meines Sekretärs. Sieh zu, dass er sein teils loses Mundwerk im Zaum hält, bevor er euch beide gefährdet. Gute Reise!" Dann übergab Menecrates die beiden Beutel. "Die Götter mögen für eine glückliche Rückkehr mit aufschlussreichen Informationen sorgen. Und wenn ihr die Notwendigkeit seht, dann wäre ich im Ausnahmefall damit einverstanden, dass einer von euch vorzeitig zurückkehrt, um mir zu berichten."

  • Zitat

    Original von Lucius Duccius Ferox
    Der Tesserarius war etwas irritiert, dass es sich tatsächlich nur darum handelte, dass der Sklave offenbar den Auftrag selbst hätte ausführen und nicht weitergeben sollen, ganz wie der Miles ihm berichtet hatte, der ihn aus den Armen seiner Freundin gerissen hatte. Aber er war professionell genug, sich davon nichts anmerken zu lassen. Weiterhin stramm stehend überlegte er einen kurzen Moment, wie das genau gewesen war... immerhin war es nun schon einige Stunden her, dass der Sklave bei ihm gewesen war, und in der Zwischenzeit hatte er mit Kameraden in einer Taverne in der Stadt gefeiert und war danach bei seiner Geliebten gewesen. Gemessen daran kam seine Antwort verhältnismäßig rasch: „Dein Sklave kam zu mir mit deinem Auftrag kurz vor Ende der ersten Abendwache. Er hat nicht explizit gesagt, dass ich mich um die Ausführung kümmern soll... trotzdem schien mir nach seiner Wortwahl klar zu sein, dass der wachhabende Tesserarius sich um die Ausführung deines Auftrags kümmern soll.“
    Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Er formulierte allgemein. Dass du an jeden Tesserarius ausrichten lässt, dass die Wachpläne geändert werden und von dir neue kommen würden. Dass dies so schnell wie möglich geschehen soll. Und ob du dich darauf verlassen könntest. Davon, dass er selbst diesen Auftrag ausführen sollte, war keine Rede – und ich habe nicht weiter danach gefragt, sondern mich um die Ausführung gekümmert“, gab er unumwunden zu, wobei er da allerdings weniger einen Fehler bei sich sah. Wenn ein Bote vom Legaten kam mit einem Auftrag desselben, dann stimmte das in aller Regel auch... die Armee war kein Ort, an dem sich allzu viele Leute einen Scherz erlaubten, schon gar nicht wenn der Legat selbst involviert war.




    Menecrates nickte mehrmals, während er den Sachverhalt nochmals durchdachte. Er wusste, sein Sekretär war ein Schlitzohr. Wer ihn nicht kannte, ging ihm zunächst auf den Leim.
    "Gut, ich bin im Bilde", erwiderte Menecrates. "Grundsätzlich sehe ich es nicht als Fehler oder Schwäche an, wenn meine Soldaten eher zu viel als zu wenig erledigen, und wie es aussieht, scheint die Ursache des Missverständnisses allein auf der Seite meines Sekretärs zu liegen. Weniger, weil er nicht verstanden hat, sondern vielmehr, weil er mitunter bequem oder auch raffiniert ist. Darum kümmere ich mich. Für dich gibt es daher keine nachhaltigen Schlüsse zu ziehen. Trotzdem, als Vorsichtsmaßnahme: Für die kommende Zeit sollte jeder für sich darauf achten, dass Befehle wortwörtlich umgesetzt werden. Wir steuern auf unruhige und ungewisse Zeiten zu. Ansonsten...
    ... mit den neuen Wacheinteilungen kommen auch verschärfte Anweisungen. Besucher sind genauestens zu kontrollieren, jeder Prätorianer festzusetzen, Informationen werden grundsätzlich gegenüber jedem zurückgehalten, es ergeht ein außerordentliches Ausgehverbot. Einzelne Gänge in die Stadt werden auf Antrag, nach Prüfung und bei zeitlicher Befristung jedoch gestattet. Einzelfälle wohlgemerkt. Diese Anweisungen ergehen morgen noch schriftlich an alle wachhabenden Centurien. Sie gelten bis auf Widerruf und ab sofort.


    Wenn es von deiner Seite nichts mehr gibt, dann kannst du wegtreten, Cincius."

  • Obwohl seine Miene weiterhin ausdruckslos blieb, war der Tesserarius doch erleichtert als er hörte, dass auch der Legat nichts fand, was er ihm hätte vorwerfen können. War ja immer so eine Sache ob die Vorgesetzten das genauso sahen wie man selbst. Er hörte aufmerksam zu und nickte knapp. „Ich werde meine Leute entsprechend instruieren, Legat. Von meiner Seite aus gibt es nichts mehr.“ Er salutierte. „Vale!“ Sprachs und verließ das Officium des Legaten wieder. Um draußen dem Legionär mitzuteilen, dass er die Pferde noch versorgen solle – und dann ebenfalls gehen könne. Was Hadamar dann auch mit ziemlicher Erleichterung tat.




  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Gleich nachdem seine Sklaven gegangen waren, um ihre Sachen zu packen, kümmerte sich Menecrates um die Schreiben für seinen Enkelsohn und die Wachen in Mogontiacum. Er ließ einen Trossknecht kommen, dem er seit dem Manöver stets sein Pferd oder seine Reisegepäck anvertraute. Der junge Mann würde sicherlich bald das Bürgerrecht verliehen bekommen und dann der Legion als Rekrut zur Verfügung stehen. Bis dahin diente er zuverlässig seinem Gönner, dem Legaten. Dachdem auch der Knecht das Officium verlassen hatte, packte Menecrates zwei Geldbeutel. Einen davon würde er für die Lösung der Schiffstickets noch umfüllen müssen, der andere beinhaltete die restliche Reisekasse für Linos und Macro.
    Es dauerte nicht lange, da kam sein Leibwächter zurück. Menecrates winkte ihn heran und füllte das Geld in die abgegriffene Börse seines Sklaven um, während er anwies: "Nunmehr schützt nicht mein Leben, sondern das meines Sekretärs. Sieh zu, dass er sein teils loses Mundwerk im Zaum hält, bevor er euch beide gefährdet. Gute Reise!" Dann übergab Menecrates die beiden Beutel. "Die Götter mögen für eine glückliche Rückkehr mit aufschlussreichen Informationen sorgen. Und wenn ihr die Notwendigkeit seht, dann wäre ich im Ausnahmefall damit einverstanden, dass einer von euch vorzeitig zurückkehrt, um mir zu berichten."


    Was sie wissen mussten, hatten sie erfahren. Macro spürte erstmalig, dass an ihrer Reise der Gefährte Gefahr beteiligt war, schob aber den Gedanken fort, weil er bremste anstatt zu fördern. Macro nahm die Geldbeutel entgegen, nickte als Antwort auf die letzten Anweisungen und drehte sich um.


    "Wir werden unser Bestes geben", sagte er nach einem kurzen Stopp an der Tür, bevor er sich endgültig abwandte und das Zimmer verließ. Draußen atmete er einmal durch, dann strebte er dem Vestibulum zu.

  • Endlich war es soweit, nach Tage langem warten tat sich etwas. Vespa sollte sich in der Principia einfinden, vermutlich bekam er jetzt weitere Instruktionen bezüglich der kritischen Lage des Imperiums.


    "Decurio Vibius Vespa meldet sich wie befohlen." entgegnete er dem Schreiber.

  • Der Schreiber nickte, als er den Namen hörte. Während seiner Schicht kamen die Instruktionen für den Decurio, die er nun übermittelte.


    "Decurio Vibius, bitte zu mir", entgegenete er, um den Offizier zu sich zu lenken. Sein Stubenkamerad fertigte gerade ein Werbeplakat für neue Rekruten.
    "Du erhältst einen Auftrag zur Geld- und Nachrichtenübergabe, die du leiten wirst. Es geht darum, einen Wagen sicher zum Procurator Augusti von Raetia zu geleiten. Die ihn begleitenden Reiter sollen ausschließlich aus den Turmae der II. zusammengestellt werden, was dir überlassen bleibt. Wagen und Brief werden im Hof der Regia bereitstehen, müssen also noch abgeholt werden. Der Transport soll unverzüglich eingeleitet werden."


    Der Blick des Scriba lag auf dem Gesicht des Decurio, wobei die Augen leicht geweitet waren, was so viel heißen sollte: Hast du noch Fragen?

  • Von der Casa des Praefectus kommend, ging Menecrates sofort in sein Officium. Am Folgetag, gleich morgens, sollte der Appell zur Ausrufung des neuen Imperators erfolgen. Heute jedoch wollte Menecrates bereits mit den Vorbereitungen für den Feldzug beginnen.


    Er gestand sich ein, dass er nur begrenzt vorwärts kam, denn ihm fehlten die entscheidenden Eckpunkte, die auf der noch ausstehenden Militärbesprechung getroffen werden sollten: Armeegröße, die Richtung des Feldzugs, das zu erwartende Gebiet, bei dem sie auf die feindlichen Truppen stoßen würden usw. Über letzteres wusste er bisher gar nichts. Weder wie die Armee des Salinators zusammengesetzt war noch wo sie stand, wohin sie sich richtete, um erahnen zu können, was sie plante, um schon jetzt Einheimische und Kundschafter zu Aufklärungszwecken loszuschicken. Nun gut, vielleicht doch etwas zu weit vorgegriffen, aber Menecvrates plante und sicherte sich gerne mit Akribie ab. Konkrete Vorbereitungen konnten also heute Abend nicht mehr getroffen werden, sondern nur die allgemeinen, wie Proviantfassung, die Nachschubplanung für Material und Soldaten, das Aufstellen eines mobilen Lazarettdienstes usw.


    Er zog sich eine Wachstafel heran und begann, sich Notizen zu machen, die er morgen mit den Verantwortlichen durchgehen würde.

  • Licinus stellte sich an einen Punkt leicht abseits der Achse zwischen Tür und Schreibtisch und ungefähr auf der halben Länge. So war er nicht zu übersehen (auch nicht aus dem scriptorium, wo die scriba ihn offenbar im Auge behalten wollten) und stand trotzdem nicht im Wege, wenn der legatus antrat.


    Die Füße schulterbreit aufgestellt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt wartete er ab, fixierte einen imaginären Punkt auf dem Türblatt und hoffte, dass sich der legatus nicht zu viel Zeit ließ, bis der von der Besprechung zurückkehrte.
    Seine Muskeln schrien geradezu nach einem Besuch im heißen Wasser einer Therme.

  • Der gemeldete Besucher überraschte Menecrates während der Besprechung mit dem Praefectus Castrorum, wo der benötigte Proviant, sowie der Nachschub für den bevorstehenden Feldzug besprochen wurde. Mit Verwunderung vernahm der Legat die Meldung des ranghohen Offiziers der Prima - einer Einheit, die so fern seines aktuellen Gedankenkreises lag, dass sie fast schon keine Rolle spielte. Im Augenblick zumindest. Die Lage konnte sich schnell ändern, wenn er gen Italia zog, denn dort spielte es sehr wohl eine Rolle, welche Einheit wie positioniert war.


    'Der Primus Pilus', dachte Menecrates. 'Unglaublich.' Der Legat wusste nicht, was er davon halten sollte. Diese Begegnung war nicht einmal ungefährlich, denn jeder von Italia kommende Offizier konnte ein potentieller Günstling des neuen Kaisers und somit dessen Vollstrecker sein. Menecrates lag noch immer der Haftbefehl gegen ihn vor Augen.


    Als er sich der Schreibstube näherte, gewahrte er Optio Helvetius.
    "Optio." Die Anrede wertete Menecrates als Gruß. Er wusste, dass die Einheit des Optios für die Wachaufgaben eingeteilt war. Er selbst hatte sie dafür eingesetzt, also erwartete er, dass der Helvetier den Besucher hergeleitet hatte.
    "Der Primus Pilus ist entwaffnet?" Ein Blick auf die Waffen beantwortete seine Frage. "Optio Helvetius, du begleitest mich. Die Waffen des Iuliers bleiben im Schreibzimmer." Menecrates wollte nicht übertreiben, aber ebenso wenig wollte er leichtsinnig sein. Nicht zuletzt der gute Rat von Primus veranlasste ihn dazu, die Begegnung nicht ohne Personenschutz wahrzunehmen.



    Er ging voran, bestellte beim Scriba Wein und Wasser und betrat anschließend sein Officium. Zwei Schritte nach Überschreiten der Schwelle blieb er stehen. Seine Miene drückte eine Mischung aus Skepsis, der anerzogenen Höflichkeit und eine Spur Neugier aus. Er musterte den Primus Pilus einen Augenblick, bevor er das Gespräch mit einem Gruß eröffnete.


    "Salve Primus Pilus Iulius! Was verschlägt einen italienischen Offizier im Dienst ohne seine Einheit nach Germania?"

  • Die Hacken klackten aneinander, die Arme hingen schlagartig gerade an der Seite entlang und der Rücken straffte sich durch als der legatus den Raum betrat. Nach einem kurzen Moment der Musterung fing der legatus an zu sprechen.
    "Marcus Iulius Licinus, primus pilus der prima traiana in Kurierdiensten." folgte zuerst nochmal die korrekte Meldung samt Gruß, wie es sich einem ranghöheren offizier gehörte. Etwas sehr formal, schließlich wusste der Mann all dies schon, aber schaden konnte es keines Falls.
    "Befehle, legatus, wie könnte es anders sein.
    Ich soll dir herzliche Grüße von meinem legatus Titus Aurelius Ursus entbieten!"

    Jetzt war der gefährliche Punkt der Unterhaltung erreicht. Lange hatte er überlegt, wie er jene Punkte darlegen sollte, die er mit den beiden Aureliern besprochen hatte, aber bis zuletzt hatte er keine befriedigende Form gefunden. Aber allein die Tatsache, dass der Claudier hier vor ihm stand, ließ nur zwei Erklärungen offen. Er beschloss auf's ganze zu gehen.
    "Weiter soll ich dir von den Entwicklungen in Italia berichten:
    Vom Tode des Imperators habt ihr mit Sicherheit gehört. Es hat danach eine Verhaftungswelle unter Senatoren gegeben, die Vinicier wurden verbannt und es wurden Proskriptionslisten erlassen. Unter anderem mit deinem Namen darauf."

    Er wartete ab. Wie würde der Mann auf diese Nachricht reagieren?

  • Als Corvinus den Legaten den Gang herunter kommen sah, klemmte er sich die beiden Waffen unter den einen Arm und ging in Grundstellung.


    "Salve Legatus Legionis", antworte er zunächst auf die Anrede und ließ einen militärischen Gruß mit der freien Hand folgen.


    Die Frage nach den Waffen hatte sich von alleine erledigt weshalb Corvinus nur mit einem kurzem
    "Verstanden", antwortete und dem Legaten folgte.


    Bei durchqueren des Vorzimmers legte er Gladius und Pugio des Primus Pilus auf einen Tisch ab.


    Er hielt sich schräg hinter dem Legaten auf der Seite die näher zum Iulier war. Er war förmlich gespannt wie ein Bogen als die Unterhaltung begann. Der Primus Pilus hatte ihm sein Wort gegeben aber man wusste ja nie. Wenn es zum Kampf kommen sollte würde der erfahrene Mann sicherlich ein harter Brocken werden auch wenn er unbewaffnet war.


    Als Licinus von der Verhaftungswelle und dem Haftbefehl gegenüber des Legaten sprach konnte man kurz die ledernen Teile von Corvinus Ausrüstung knarzen hören als dieser sich anspannte und bereit machte jederzeit vorzuschnellen.

  • Seit Beginn der Musterung entging Menecrates nichts - kein Lidschlag des Iuliers, kein Beben der Nasenflügel und keine Geste. Wer den Legaten kannte, der wusste, welchen Wert er auf formvollendetes Auftreten legte. Mit der zackigen Begrüßung hatte der Primus Pilus also schon einmal gepunktet, was Menecrates aber noch nichts über dessen Standpunkt und Position verriet. Umso genauer hörte Menecrates zu, was der Offizier zu sagen hatte. Der Meldung folgte die Erklärung, er sei im Kurierdienst, und ein Gruß seines entfernten Verwandten. Der Legat zählte Aurelius Ursus zu jenen Menschen, die er zwar mochte, aber nur oberflächlich kannte. Ihre letzte persönliche Begegnung lag gefühlte Jahrzehnte zurück. All dies half ihm wenig bis gar nicht, die Ambitionen seines Gegenübers oder gar dessen Auftrag zu durchschauen. Menecrates verblieb daher an Ort und Stelle, bis sich die Situation auf die eine oder andere Weise klärte. Er neigte seinen Kopf als Dank für die Grüße, und schwieg.


    Interessant wurde es, als der Iulier die neueste Entwicklung in Italia ankündigte. Der Claudier folgte den Auskünften und stellte fest, dass sie in Germania doch nicht so schlecht informiert waren wie ursprünglich gedacht. Einer bekannten Information folgte die nächste, bis plötzlich die Aufzählung an einem strategisch unglücklichen Punkt abbrach. Stille machte sich im Officium breit, die nur vom Knarzen einer Lederausrüstung unterbrochen wurde. Menecrates warf einen Blick zu seinem Optio - einen kurzen nur, dann fasste er wieder den Centurio ins Auge. Was sollte er von ihm halten? Empfand der Mann Genugtuung? Es schien, als kostete der die Situation aus. Das Zünglein an der Waage, das den Iulier bewerten sollte, neigte sich zur Seite der Widersacher und weg von den Verbündeten.


    Menecrates' Miene blieb regungslos, als er antwortete: "Eine weite Reise, Centurio, für Informationen, die durchaus betagt sind."
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Es musste sich um die Getränke handeln, schlussfolgerte Menecrates, aber sie kamen ihm im Augenblick ungelegen. Er antwortete daher nicht und erzeugte auf der Stirn des wartenden Scriba Schweißperlen, weil der nicht wusste, ob er ungefragt eintreten sollte oder nicht.

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