Begegnungen mit anderen

  • So weit, so gut. Tilla Romania wohnte seit der Hochzeit ihrer Herrin ab sofort in der Villa Flavia. Diese casa war anders gebaut als die aurelische Villa und sie musste sich neu orientieren. Gar nicht so einfach, da es wesentlich mehr Gänge und Ecken gab, die zu erkunden waren. Die stumme Sklavin hatte noch genügend Zeit bis zum Abendessen in der culina, wo sich alle Sklaven von klein bis groß und umgekehrt sich trafen zum gemeinsamen Essen und tratschten. Tilla konnte nicht sehr viel Klatsch beisteuern, da sie stumm war und die anderen leider ziemlich Schwierigkeiten hatten ihr stimmloses Geflüster zu verstehen.


    Mit der Zeit würden sie lernen miteinander auszukommen, fand und hoffte Tilla. Nun gut, soweit so gut. Tilla hatte erfahren, dass die gens Flavia ziemlich groß war und es außerdem einen flavischen Jungen geben sollte. Sie wusste nicht wie alt er war, dafür wusste sie, dass er keine Geschwister hatte. Mit aufmerksamen Blick und gespitzten Ohren lief sie weiter... vielleicht würde sie ja einer inetressanten Person über den Weg laufen, vielleicht auch nicht. Letzteres war eher unwahrscheinlich, da immer jemand, egal ob Familie oder Mitsklaven zu Hause war. Sie bemerkte, dass ein Schnürsenkel sich gelöst hatte und ging in die Knie, um den Knoten neu zu binden. Dank der neuen Kurzhaar-Frisur war es ihr neuerdings möglich die Umgebung im Auge zu behalten anstatt ihjr Gesicht hinter einer langen Mähne zu verbergen.


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    Sim-Off:

    Wer möchte?

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  • Tapsend hallten die schnellen Schritte von Flaccus durch die Flure der flavischen Villa als jener, angetan in die Tunika mit breitem Purpurstreifen und lange Toga mit kompliziertestem Faltenwurf, seine übliche dignitas und gravitas aufgegeben hatte und reichlich ungravitätisch durch die Gänge eilte. Grund für diese Hast war ein Gerichtstermin in der Basilica Ulpia, der überaus interessant werden würde, und den der junge Flavier sich deshalb um keinen Preis entgehen lassen wollte. Das kleine Problem an der Sache war, dass die Verhandlung wohl jeden Moment beginnen würde, und gerade der Vertreter der Klage ein überaus gelehrter Mann zu sein schien, dessen Rede Flaccus unbedingt hören hatte wollen, zumal der Fall auch von gewissem öffentlichen Interesse war und schon seit geraumer Zeit fieberhaft erwartet worden war. Gerade als die purpurfarbenen, mit elfenbeinernen Halbmond-Spangen bestückten calcei also den jungen Aristokraten um die Ecke trugen, ja geradezu in atemberaubendem Tempo stürmen ließen erkannte jener, natürlich viel zu spät, um noch ernsthafte Gegenmaßnahmen zu unternehmen, dass ein gebeugtes Etwas den Weg versperrte, sodass der junge Aristokrat mit vor Schrecken geweiteten Augen und einem lauten "AAAAAAAaaaaaaah!" nicht nur über die in die Knie gegangene Sklavin stolperte, sondern vielmehr über sie hinwegsegelte (betrüblicherweise in einer außerordentlich unästhetischen Weise) und schließlich mit einem dumpfen und äußerst schmerzhaft klingenden Aufprall auf der Schnauze landete. Die meterlangen Bahnen der Toga hatten sich bei dem kurzen Flug und dem unvermeidlichen Absturz nicht nur gelöst sondern in überaus dramatischer Weise abgewickelt, sodass nun ein breites weißes Stoffband die Flugbahn des Flaviers nachvollziehbar machte und in einem Knäuel, aus dem noch ein paar purpurfarbene Farbtüpfelchen der Tunika hervorblitzten, rund um den Gefallenen, endete. Einige Momente blieb Flaccus einfach regungslos am Bauch liegen und versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war. Das dumpfe Dröhnen in seinem Kopf und die glitzernden und blinkenden Sternchen, die er in der pechschwarzen Finsternis seiner geschlossenen Augen zu erkennen glaubte, gestalteten dieses Vorhaben jedoch als ausgesprochen schwierig. Mit undefinierbaren Lauten der Schmerzes rollte sich der junge Mann sodann in einer einzigen, langsamen Bewegung auf den Rücken und blieb mit ausgebreiteten Armen am kalten Steinboden liegen.

  • Verdutzt starrte sie das menschliche Bündel an, welches soeben über sie hinweg gesegelt war. Wer war denn das? Den kenne ich gar nicht! fragte sie sich zu aller erst. Dann erst registrierte sie die weisse toga, den obligatorischen purpurnen Streifen. Herrjeh. seufzte Tilla kopfschüttelnd und erhob sich aus der hockenden Stellung in die aufrecht stehende. Es war ein amüsanter Anblick den der junge Unbekannte von oben herab darbot. Sie bemühte sich eben dies nicht durchblicken zu lassen. Jesses, wie kam man über einen See weissen Stoffes hinweg um dem innenliegenden Mensch da drinnen zu helfen?!? Kurz entschlossen zog sie ihre Sandalen aus und bewegte sich barfüßig über den Stoff hinweg, um dem gefallenen jungen Mann ihre schlanke Hand in helfender Absicht entgegenzuhalten. Apropos helfend!! Tilla zog den Kopf ein klein wenig ein. Tschuldigung... das war nicht meine Absicht. Hast du dir doll weh getan? Kannst du aufstehen? fragte sie ihn stumm flüsternd mit entschuldigender Mimik im Gesicht. Ein ziemlich blöder Moment sich selber vorzustellen, aber bevor er jetzt losbrüllte und nachfragte wer sie war, dann rückte sie sofort mit ihrer Identität heraus. Ich bin Tilla, Leibsklavin Aurelia Prisca, es tut mir wirklich leid! Mein Schuh ist mir vorhin aufgegangen.

  • Flaccus bemerkte nichts von dem für einen Moment überaus amüsierten Gesichtsausdruck der jungen Sklavin, er bemerkte nicht, dass sie kurz entschlossen ihre Sandalen auszog und nackten Fußes über die wallenden Stoffbahnen hinweg eilte, ja er bemerkte nicht einmal, dass sie ihm ihre schlanke Hand entgegenstreckte, wohl um ihm wieder auf die Beine zu helfen. Mit weit ausgebreiteten Armen lag er da, und versuchte vergeblich, Herr seiner Sinne zu werden, denn immernoch tanzten funkelnde Himmelskörper und strahlende Gestirne vor seinen Augen in bunter, ekstatischer Weise. Ob der düsteren Schwärze die seinen Geist benebelte und alle Sinneseindrücke in sich aufsog, bemerkte er auch nichts vom stummen Geflüster der Sklavin und wurde auch ihrer entschuldigenden Miene nicht gewahr, selbst ihre Vorstellung nahm er nicht wahr. Ganz langsam öffnete er schließlich doch die Augen, in der Furcht bereits an den Strömen des Elysiums sich wiederzufinden, von wohltönender Musik umschmeichelt, doch lediglich ein grelles Licht, ein Meer aus Reizen, und doch gleich einem einzigen gewaltiger stimulus schien direkt durch die dunklen Pupillen in seinen Kopf zu drängen und ließ ihn die ohnehin nur halb geöffneten Lider sofort wieder senken. Einige Momente atmete er nur langsam keuchend, ehe Flaccus in einem zweiten Versuch seine Augen vorsichtig öffnete und diesmal nicht sofort vom grellen Reiz des Tageslichts übermannt wurde. Behutsam versuchte er also seine Umgebung wahrzunehmen und bemerkte zunächst eine schlanke Hand, die sich ihm in nächster Nähe entgegenreckte. Es war eine durchaus hübsche Hand, die Lust auf mehr machte, denn Hände pflegten schließlich nicht ganz alleine aufzutauchen. Langsam, um seine eben erst wiedergewonnenen Sinne nicht durch übermäßige Geschwindigkeit zu beleidigen, folgte er mit seinem Blick dem Handrücken empor bis zum Handgelenk und ließ ihn daraufhin langsam den sich daran anschließenden Unterarm entlang wandern. Schlussendlich gelangte er an das Ziel seiner Betrachtung in Gestalt eines jungendlichen Antlitzes, das sich ihm als ein völlig unbekanntes darbot. Wiewohl er nun versuchte die Züge der jungen Frau, denn um eine solche handelte es sich zweifelsohne, selbst wenn ihr Haar zur vollkommenen Verwirrung des jungen Flaviers seltsam kurz geschnitten war, in sinnvollen Bezug zu seiner eigenen Person zu bringen, gestaltete sich diese Unternehmung als eine überaus anstrengende und schlussendlich obendrein vergebliche. Langsam kamen ihm doch Zweifel, ob er sich nicht doch bereits jenseits der Ströme der Unterwelt befand, wo sich gewiss unzählige Menschen und Schatten tummeln mussten, sodass es vermutlich nicht verwunderlich war, wenn er ein über ihn gebeugtes Antlitz nicht einzuordnen vermochte. In solchen Überlegungen gefangen, ließ Flaccus seinen Kopf langsam zur Seite fallen, um nun endlich in ernüchternder Weise festzustellen, dass er offenbar durchaus noch in den Gefilden der Lebenden weilte, vorausgesetzt, die Unterwelt war nicht nach Art der flavischen Villa eingerichtet, denn in jener befand er sich zweifelsohne, es sei denn seine verwirrten Sinne gaukelten ihm lediglich ein Trugbild vertrauter Umgebung vor. Grübelnd versuchte Flaccus einen Ausweg aus dieser seltsamen Situation zu finden und nach einigem Drehen und Wenden kam er schließlich zu dem unvermeidlichen Schluss, dass Gewissheit über sein Befinden wie auch über alle anderen Dinge wohl untrennbar mit jener unbekannten jungen Frau verknüpft waren, die wohl noch immer neben ihm weilte, jedenfalls konnte er aus den Augenwinkeln seines zur Seite gefallen Kopfes ein Paar nackter Füße erspähen, die selbst sein angeschlagener Geist mit der schlanken Hand und dem unbekannten Antlitz in Verbindung zu bringen vermochte. Wiewohl nun feststand, welcher Ausweg aus dieser Situation genommen werden musste, vermochte Flaccus doch nicht die Initiative zu ergreifen, denn immernoch konnte er kaum einen klaren Gedanken fassen und so wollte ihm einfach kein passendes Wort in den Sinn kommen, um jene seltsame junge Frau anzusprechen.

  • Der junge Mann, ein ziemlich hübscher junger Mann, ergriff ihre Hand nicht und machte demnach keinerlei Anstalten sich mit ihrer Hilfe zu erheben und somit wieder auf die Füße zu kommen zu wollen. Stattdessen bewegte er nur seinen Kopf und sah sich desorientiert um. So war Tillas Eindruck. Sie liess die ausgestreckte Hand sinken und versuchte Blickkontakt mit ihm herzustellen, doch das war schier unmöglich. Die Augen des Mannes tanzten stetig umher, als ob sie Halt suchten. Wo sollte der Halt sein? Sollte sie ihm Halt geben?? In welcher Form? Sollte sie ihn mit Hilfe anderer Sklaven auf ein weiches Lager betten und in sein Zimmer tragen? Leider wusste sie immer noch nicht wer ihr Gegenüber war und wie sein Name lautete.


    Behutsam schob sie ihre eben noch ausgestreckte Hand flach unter seine Wange und half mit sachtem Aufwärtsschub seinem Kopf, beziehungsweise seinen Augen sie direkt anzusehen. Wenn er sie denn überhaupt wahrnahm, denn der Eindruck, dasss er desorientiert war, war Tillas Empfinden nach immer noch da. He, du, ja, schau mich an. Wenn du mich hören kannst, blinzele einmal für 'Ja'. Das 'Nein' lassen wir erst mal weg. flüsterte sie, versuchte ihm mit einem aufmunternden Lächeln etwas Mut zu machen. Es tut mir wirklich leid. Du bist über mich gestolpert und auf den Boden geflogen. Ja, schau mich an, ich war es! Sie räusperte sich, streichelte unbewusst mit dem Daumen seine Wange. Kannst du dich bewegen? Dich aufrichten und hin setzen?? Ich muss dich sonst liegen lassen, um Hilfe zu holen. Oder aber ich schiebe die Kline da drüben herbei und helfe dir, dich dadrauf zu legen. Der Boden ist ganz schön kalt, weisst du... Tilla merkte, dass sie zu viel redete und wartete auf ein Blinzeln, ein paar Worte oder Gesten.

  • Langsam schien ein gewisses Maß an Kontrolle über Geist und Körper gleichermaßen zurückzukehren, wenngleich die Lebensgeister noch in durchaus chaotischer Weise durcheinander tummelten, sodass klare Gedanken nur langsam die Oberhand im Kopf des jungen Flaviers gewannen. Und doch nahm er wahr, dass die schlanke Hand, bisher einladend ausgestreckt langsam nieder sank und er wollte aufschreien, die Hand ergreifen, sie zurückhalten, nicht alleine bleiben in dieser seltsamen Zwischenwelt zwischen Elysium und Delirium, doch sein Mund blieb stumm und lediglich sein Blick folgte flehentlich der sinkenden Hand. Nicht aber um sich endgültig zu entfernen und den bewussten Sphären flavischer Wahrnehmung gänzlich zu entziehen, war die Hand gesunken, sondern um sich dadurch in viel wunderbarer Weise erneut zu nähern, doch es vergingen einige Augenblicke, ehe Flaccus das zu begreifen vermochte. Dann allerdings fühlte er die zarte Berührung an seiner Wange und ließ sich leiten von einem sachten Druck, der seinen Blick erneut zu jenem hübschen jugendlichen Antlitz führte, in dessen braunen Augen er seine eigenen zu erkennen glaubte. Sollte es also doch lediglich ein anmutiges Traumbild sein, trügerisches Produkt seines angeschlagenen Geistes, entflohen der elfenbeinernen Pforte? Doch er konnte es ja fühlen, ein sanftes Streicheln an seiner Wange, das aufmunternde Lächeln, die flüsternden Lippen, deren Botschaft zu entschlüsseln den jungen Mann einige Momente kostete. Dann allerdings glaubte er Worte zu erkennen, aneinandergefügt zu Sätzen, die Sinn machten! Schließlich begriff er, dass jenes anmutige Wesen mit ihm sprach, ohne allerdings einen einzigen Laut über die Lippen zu bringen. Und so wuchs die Verwirrung des Flaviers, ob jener flüsternden, Frau mit kurzen Haaren, in gleichem Maße jedoch auch die Freude, Gesellschaft in dieser seltsamen Situation gewonnen zu haben. Und diese Freude über die Nähe der jungen Frau, so sonderbar die Umstände auch sein mochten, manifestierte sich zunächst in einem leichten Lächeln, das die zarten Lippen des jungen Mannes bildeten, während sein Blick gebannt den dunklen Augen verhaftet blieb. Und da sein Geist noch immer verweigerte, passende Worte zu erfinden und ihn somit ziemlich im Stich ließ, tat er das Einzige, wodurch er sich in der Lage sah, seine Zuneigung auszudrücken. Er erwiderte die Berührung. Langsam hob er seine Hand, bis er schließlich an der Wange der jungen Frau angelangt war, wo nun auch er sachte mit dem Daumen über die zarte Haut streichelte. Als Spiegelbild ihrer selbst.

  • Tilla wartete geduldig, wartete beobachtend ab, ob der Flavier, es musste einfach einer sein, sich rührte oder sich regte, sich irgendwie versuchte ihr mitzuteilen. Sie erwiderte seinen Blick, entdeckte asbald das Lächeln auf seinen Lippen. Seltsamerweise hob der junge Mann jetzt seine Hand und führte sie zu ihrer, um sie zu streicheln. Hej.. junger Mann ohne Namen, geht's dir gut? Spontanerweise hielt Tilla seine Hand mit der anderen Hand fest. Der Unterstützung wegen zugleich dagegen haltend, dass diese nicht hinab fiel und auf den Boden aufschlug. Tilla wunderte sich sehr über diese Geste. Was sollte das bloß heissen? Fand er es auf dem kalten Boden urgemütlich? Er machte immer noch keine Anstalten aufstehen zu wollen... und dennoch schien er sie irgendwie zu verstehen. Auf welchem Weg war Tilla noch unbekannt.


    Krampfhaft kramte sie im Kopf nach einer guten Idee, nach einer akzeptablen Vorgehensweise. Sie liess einige nachdenkliche Minuten vergehen, bis sie wieder stimmlos flüsterte. Schau mich an. ja.. so ist es gut. Du machst das gut. Sie streichelte mit dem Daumen seinen Wange. Ich werde etwas tun müssen, um dir aufzuhelfen. Keine Angst, du bleibst nicht alleine. Pass auf, schau mal da rüber... Sie nickte mit dem Kopf in eine andere Richtung, schob gleichzeitig seinen Kopf und somit auch seinen Blick aufwärts, sodaß er auch in diese Richtung, eine Wandnische blicken konnte. Darin stand einzelne Kline neben einer Großpflanze und einem leeren Minitischchen. Ich hole dir die Liege rüber... das dauert ein Weilchen, aber du kannst mich sehen, mir dabei zu sehen, ja?


    Tilla zögerte noch einige Momente, dann löste sie seine Hand von der ihren und legte sie auf seinem Bauch ab. Alles wird wieder gut! sprach sie ihm mutmachend und versprechend zu. Schliesslich sprang sie auf und schob sämtliche im Weg liegende weisse Stoffbahnen zur Seite. Schliesslich begann sie die angekündigte Arbeit. Die Kline war nicht sehr schwer und gut zu bewegen. Tilla bemühte sich in Bewegung zu bleiben und dirigierte die Lagerstätte hinüber bis an Flaccus Seite.Puh! Schwer atmend liess sie sich neben ihm nieder und schob erneut ihre Hand unter seine Wange, um mit dieser Bewegung ihm den erneuten Blickkontakt mit ihr zu ermöglichen. Mann, war das anstrengend. ächzte Tilla, sie war noch außer Atem. Schau mich an.. gleich liegst du nicht mehr auf dem kalten Boden. Sie würde, sie musste ihn einfach da raufkriegen und zuletzt mit den weissen Stoffbahnen zudecken, damit er es einigermaßen warm hatte. Sie wackelte mit den nackten Zehen.

  • Allmählich kam Flaccus wieder gänzlich zu Sinnen und begriff nun erst, da das Mädchen sich einige Schritte entfernt an einer Kline zu schaffen machte, dass er sich irgendwie in eine gänzlich unstandesgemäße Situation gebracht hatte, wenngleich die genauen Umstände, die zu seiner misslichen Lage geführt hatten, sich seinem Geist noch nicht zur Gänze erschlossen. Was sich seinem Geist allerdings sehr wohl zur Gänze erschloss, waren die schließlich mit Erfolg gekrönten Bemühungen der jungen Frau, eine der unzähligen herumstehenden Klinen heranzuschleppen. Als sie sich dann jedoch neben dem immer noch am Boden liegenden Flavier niederließ und eine Hand unter seine Wange schob, irritierte das den jungen Aristokraten doch ein wenig. Mittlerweile war er nämlich wieder bei klarstem Bewusstsein, und dass die junge Frau ihn nur wenige Momente zuvor in derselben Weise berührt hatte, war ihm schlichtweg entfallen. Und so drehte er seinen Kopf etwas zur Seite, wo nunmehr einige nackte Zehen in sein Blickfeld kamen, die munter herumwackelten. Mit einem seufzenden Keuchen regten sich schließlich sämtliche Glieder des jungen Flaviers, als jener sich langsam aufrappelte und dabei einige unverkennbare Laute der Schmerzensäußerung von sich gab, ehe er es schließlich auf die Liege geschafft hatte, von wo er nun einen Überblick über das strahlend weiße Stoffmeer zu seinen Füßen hatte und das Geschehene langsam zu rekonstruieren vermochte. Fragend musterte er die junge Frau und deutete auf die Stelle, wo er noch vor wenigen Augenblicken gelegen war: "Hast du ...", nur zögernd und etwas misstrauisch kamen ihm die Worte über die Lippen, "Ich meine, bin ich deinetwegen ...?" Nochmals blickte er auf den kalten Boden, als ob sich seine Sätze dadurch von alleine vervollständigen würden. Dann jedoch blickte er erneut in das Antlitz der Sklavin, denn um eine solche musste es sich zweifelsohne handeln, stellte er schließlich fest, und erwartete eine Antwort auf seine fragmentarischen Fragen.

  • Nanu.. wie seltsam. Ihre kurze Abwesenheit und die Bemühungen um die Kline herum schienen seine Desorientiertheit verringert zu haben. Sie zog sofort ihre Hand von seiner Wange fort, als er seinen Kopf alleine bewegte. Tilla sah mit sichtlich erstaunter Miene zu, wie er sich bewegte und zu guter letzt auf die Kline setzte. Mit spontaner Unterstützung half sie ihm dabei ein bisschen und blieb unten auf dem Boden hocken. Die junge Sklavin wusste ganz genau, dass sie niedriger zu sitzen hatte als die aurelischen und flavischen Herren und Herrinnen sowie deren Freunde und Gäste.


    Endlich sprach der junge Mann und stellte gleich unangenehme Fragen. Tilla wollte nicht riskieren, dass er wütend wurde, weil sie nur flüstern konnte und zückte ihre Schreibtafel. Ja, das war ich. Mein Senkel war offen und ich hockte zum neu zubinden nieder. Du kamst in Eile rasant um die Ecke gebogen. Ich konnte nicht ausweichen. Du bist über mich gefallen. Du wusstest nicht was los war. Ich versuchte zu helfen. Ich bin Tilla, Aurelii Priscas Leibsklavin. Es tut mir wirklich leid, Herr. schrieb Tilla in ihrer schönsten Schrift und gab die Tafel zum Lesen an Flaccus weiter. Mit gesenktem Kopf wartet sie auf seine Reaktion, blickte auf ihre nackten still haltenden Zehen nieder.

  • Anstatt einfach zu antworten, kramte die Sklavin, die sich am Boden niedergelassen hatte, eine Schreibtafel hervor und kritzelte drauflos. Stirnrunzelnd beobachtete der junge Flavier sie dabei und ergriff, als sie es ihm zum Lesen entgegenstreckte, mit fragendem Gesichtsausdruck das Täfelchen. Aha, hier war also die Erklärung für sein sonderbares Befinden, und anhand der wenigen Zeilen vermochte nun auch Flaccus die Vorgänge der letzten Minuten einigermaßen zu rekonstruieren. Die Schrift der jungen Sklavin war außerordentlich schön und da Flaccus schöne Dinge gerne mochte, besänftigten ihn die demütigen Worte und das hübsche Aussehen des Mädchens, das mit gesenktem Kopf auf ihre nackten Zehen blickte und die Reaktion des Flaviers abwartete soweit, dass er gar nicht zornig werden konnte, über das schmerzhafte Missgeschick, das sie durch ihre Unachtsamkeit verschuldet hatte. Er kratzte sich also ein wenig am Kopf und reichte Tilla die Tafel zurück. An die Basilica Ulpia war nun ohnehin nicht mehr zu denken, also konnte er genauso gut auch einfach hier sitzen bleiben, zumal sein äußeres Erscheinungsbild durch den kleinen Flug beträchtlich in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Bahnen seiner Toga hatten sich in Wellen über den Boden ausgebreitet, seine Haare waren völlig zerstrubbelt und auch die Tunika saß gewiss nicht mehr so, wie er sie am Morgen angelegt hatte. Mit einem Wort, die Lage war fatal. So fatal, dass sich ein kleines Grinsen auf dem Antlitz des Flaviers ausbreitete, während jener es sich bequem machte und die Sklavin noch einmal eingehend musterte. "Tilla.", wiederholte er ihren Namen. Sie war also Priscas Leibsklavin, der Gattin von Onkel Piso, die er zu seiner eigenen Schande in der Zeit, die sie mittlerweile schon in der flavischen Villa wohnte, noch nicht näher kennen gelernt hatte. "Du kannst nicht sprechen, oder?", fragte er dann noch mal nach, denn das war die einzige Erklärung, die sein etwas angeschlagenes Gehirn parat hielt, um den Umstand ihrer schriftlichen Antwort zu erklären, voraussetzend, dass sie selbst bei klarem Verstand war.

  • Mit einer kurzen Bewegung, begleitet von einem kurzen Aufschauen, nahm sie die Schreibtafel wieder an sich und presste diese an ihre Brust. Während sie auf seine Worte und Reaktion wartete, blickte sie konsequent auf ihre Zehen nieder. Immer noch war niemand Unbeteiligter vorbei gekommen und hatte sich dazu gesellt. Die flavische Villa musste riesig sein, wenn mann/frau sich derart aus dem Weg gehen konnte oder wie in ihrem Fall rein zufällig übereinander stolperte. Er sagte ihren Namen. Ein kurzes heftiges Kopfschütteln ihrerseits beantwortete seine darauffolgende Frage. Sie sah nicht auf, wischte die Tafel sauber und begann wieder in ihrer schönsten Schrift zu schreiben. Ich bin keineswegs ohne Stimme auf die Welt gekommen. Von Geburt an war ich Sklavin. Meine Stimme wurde mir durch Bestrafung weggenommen. Irgendwann wurde ich verkauft und gelangte auf Umwegen zu Aurelia Prisca. Bei ihr bemühe ich mich sehr. Bitte entschuldige den Zwischenfall, Herr, es wird nicht wieder passieren. Wieder reichte sie ihm die Tafel und sah zu Boden.

  • Scheu nahm das Mädchen die Tafel entgegen, sofort blickte sie wieder zu Boden, als sie sie erhalten hatte und Flaccus Reaktion abwartete. Diese fiel fiel für sie wohl unerwartet freundlich aus, hatte sie doch gewiss bereits die harte Behandlung der Sklaven in der flavischen Villa, wenn schon als Aurelia Priscas Sklavin vermutlich nicht am eigenen Leib erfahren, so doch zumindest mitbekommen. Und so wartete der junge Flavier ab, bis Tilla die Tafel, stets konsequent zu Boden blickend, abgewischt, und die Antwort auf seine nächste Frage darauf gebannt hatte, ehe er jene an sich nahm und überflog. Dass sie von Geburt an Sklavin war, hatte er bereits geahnt, denn ihre Körpersprache und ihr Verhalten waren Ausdruck einer tiefen Demut, wie sie bei frei geborenen aber durch Krieg oder Unglück in den Sklavenstand geratenen kaum anzutreffen war. Auch dass ihr die Möglichkeit zu sprechen durch Bestrafung genommen worden war, schien ihm, wenngleich eine überaus grausame, so doch weit verbreitete Art, Sklaven zu bestrafen und deshalb völlig plausibel. Nochmals bat Tilla in ihrer Antwort auf etwas naive Weise um Entschuldigung für den Zwischenfall, für den wohl jeder andere Sklave unmittelbar die Peitsche zu spüren bekommen hätte. Nachdenklich wanderte Flaccus' linke Augenbraue etwas nach oben, als er fertig gelesen hatte und Tilla musterte, die noch immer auf ihre Zehen starrte. "Wie willst du denn dieses Mischgeschick wieder gut machen?", erkundigte er sich schließlich bei der jungen Sklavin.

  • Diesmal behielt er die Tafel. Seine nächste Frage überraschte sie, deshalb sah sie auf und wagte einen kurzen Blickkontakt mit seinen schönen Augen. Tilla sah rasch weg und schaute auf die verstreuten Lagen seiner Toga. Tja, wie machte sie dieses Missgeschick wieder gut? Sie überlegte und stand auf, kurz darauf begann sie seine Toga zusammenzulegen und kehrte mit einem ordentlich gefalteten Rechteck zurück. Da er ihre Tafel immer noch bei sich hatte, blieb ihr somit übrig mit Gesten und Mimik ihre spontane Idee zu demonstrieren. Tilla 'malte' einen Waschzuber in die Luft, 'legte' das Rechteck hinein und tat letztendlich so, als ob sie es waschen würde. Die Toga als nasses Kleidungsstück handhabend, hängte sie diese auf eine in die Luft gemalte Leine auf.


    Wie man einen Mann ankleidete, wusste sie nicht, da sie bisher nur mit Frauenkleidern zu tun hatte. Während die Stoffbahnen imaginär in der Luft trockneten, zeichnete Tilla eine große Schale auf den Boden und packte allerlei Obst und Nüsse hinein und reichte dem Flavier die unsichtbare Schale. Tilla versuchte es zu guter Letzt nun mit stimmlosem Flüstern. Obst und Nüsse werde ich für dich alleine besorgen von meinen gesparten Münzen. Sage mir, von wo du sie immer besorgen lässt. Ich gehe hin und kaufe ein. Sie zögerte, ob der neuen Idee, die sie erdachte und fuhr flüsternd sowie langsam sprechend fort. Oder du bestimmst über mich, dass ich dich begleiten soll. Weil du wolltest offensichtlich außer Haus gehen.

  • Seine Frage schien die Sklavin zu überraschen, denn sie blickte spontan auf und gab Flaccus so die Gelegenheit, wenigstens für den Bruchteil eines Moments einen Blick auf ihr hübsches Antlitz zu erhaschen, denn kaum fanden ihre dunklen Augen zu seinen, wandte sie den Kopf rasch ab und schien das Ausmaß der Katastrophe zu beurteilen, die sie verursacht hatte. Nach kurzer Überlegung stand sie auf und begann die langen Bahnen der Toga zusammenzulegen. Nun hatte der Flavier erstmals die Gelegenheit das Mädchen in Ruhe zu mustern, und was er sah, gefiel ihm überaus gut. Nachdem sie mit dem Zusammenfalten fertig war, begann sie etwas sonderbar anmutende Bewegungen in die Luft zu malen, die für Flaccus erst nach einigen Momenten und genauerem Hinsehen Sinn ergaben. Während Tilla also seine Toga in der Luft ordentlich durchwusch, bemerkte der junge Flavier erst, dass er ihre Schreibtafel noch immer in Händen hielt und damit diese spontane pantomimische Darbietung lediglich durch seine Unachtsamkeit evoziert hatte. Diese Erkenntnis ließ ihn grinsen, und als die Sklavin schließlich eine imaginäre Obstschale bis zum Rand füllte und Flaccus anbot, konnte er das Lachen nicht mehr zurückhalten. Fröhlich lächelnd konzentrierte er sich nun also auf Tillas Lippen, als jene zu flüstern begann. Sie wollte ihm Obst und Nüsse kaufen, dieser Vorschlag ließ Flaccus bis über beide Ohren grinsen und heftig seinen zerstrubbelten Kopf schütteln. Nein, Obst und Nüsse brauchte sie ihm wahrlich nicht zu kaufen, ein kleines Fingerschnippen des Flaviers ließ schließlich ganz von selbst eine frisch gefüllte Obstschale auftauchen, wenn er Lust darauf hatte. "Danke, aber du brauchst mir kein Obst zu kaufen ... die Toga zu waschen ist aber eine ganz ausgezeichnete Idee!" Ihr zweiter Vorschlag stieß da schon auf mehr Gefallen bei Flaccus. Ja, begleiten könnte sie ihn tatsächlich ein wenig. Zwar nicht in die Basilica Ulpia, denn die Verhandlung dort war gewiss schon voll im Gang, doch ein kleiner Spaziergang mit dem hübschen Mädchen schien dem Flavier eine überaus willkommene Aussicht. "Kann dich denn deine Herrin für einige Stunden entbehren?", erkundigte er sich also freundlich lächelnd, schließlich wollte er keinesfalls Priscas Sklaven in Beschlag nehmen, zumal er sie ja noch gar nicht näher kennen gelernt hatte. Nun allerdings reichte Flaccus der Sklavin die Tafel, wenngleich ihm das kleine Schauspiel durchaus Amüsement bereitet hatte.

  • Sein Lachen war freundlich. Tilla spürte, dass er sich nicht über sie lustig machte. Ihm gefiel, was er sah. Der Flavier verstand die spontan dargebotene Pantomime. Eben letzteres war ihr wichtig gewesen und genau deshalb atmete Tilla erleichtert auf. Wenn sie irgendwann Gelegenheit hätte ein Pantomimenspiel zu sehen, sie würde Feuer und Flamme sein und von den Pantomimen-Schauspielern dessen Bewegungen abschauen. Ihm gefiel die erste Idee, nämlich das Toga waschen. Tilla nickte und nahm die gefaltete Toga sogleich an sich. Ihre zweite Idee lehnte er ab. Auch gut, dann blieben die Münzen in ihrem Beutel für andere Dinge, die sie irgendnwann einmal brauchen würde. Er fragte nach Prisca, ob die Herrin Tilla entbehren konnte. Tilla setzte eine fragende Miene auf und erhielt zugleich die Tafel wieder. Das war gut.


    Ich muss die Herrin um Erlaubnis fragen. Das kann ich sogleich machen. Oder ich bringe dich zu ihr?! Habt ihr euch noch nicht oder schon mal einander bekannt gemacht? Sie ist um diese Zeit, ehm.., entweder auf ihrem Zimmer oder im Garten. Oder sie wandelt in den Gängen und sieht sich die unzähligen Mosaike an. Ihr habt total viele davon! Sie sagt, es macht ihr große Freude sie anzuschauen. erwiderte sie flüsternd und wartete auf das Zeichen, dass sie sich erheben und handeln durfte. Das mit den Mosaiken stimmte, die Herrin von den bunten Steinchen wegzulotsen war nicht einfach. Tilla würde ohne wenn und aber seinen Wünschen gehorchen, er war auch ziemlich fesch. Die junge Sklavin bemerkte, dass sie Flaccus insgeheim mit ihrem Schatz Hektor zu vergleichen begann... ohjemine. Wusste der Flavier schon von der munter sprießenden Liebschaft? Wenn du was anderes vorhast.. ich bringe dich dann ein anderes Mal zu ihr.

  • Langsam schien die junge Sklavin richtig zum Leben zu erwachen, denn auf die Frage hin, ob Prisca sie und ihre Dienste so ohne weiteres entbehren konnte, begann sie regelrecht aufzublühen, sodass Flaccus Schwierigkeiten hatte, ihrem stimmlosen Flüstern einigermaßen zu folgen. Sie bot an, ihre Herrin sogleich um Erlaubnis zu fragen, oder aber den jungen Flavier direkt zu Prisca zu führen. Munter erzählte sie von dem Gefallen, das die Aurelia offensichtlich an den flavischen Mosaiken gefunden hatte und welches kaum verwunderlich schien, in Anbetracht der hohen Kunstfertigkeit, mit der die Bilder, die mit bunten Szenen die Gänge der Villa zierten, zusammengefügt worden waren. Flaccus schien kurz über den Vorschlag nachzudenken, ehe er lächelnd nickte: "Ja, wieso nicht ... ich habe Aurelia Prisca ohnehin noch nicht näher kennen gelernt." Natürlich kannte man sich oberflächlich von der Hochzeit und einigen cenae, die im flavischen Hause stattgefunden hatten, doch Flaccus selbst speiste oft außerhalb, um noch tiefere Kontakte in den politischen Kreisen Roms zu knüpfen, sodass er tatsächlich noch keine Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit der Gattin seines Onkels Piso gefunden hatte. Er erhob sich also von seiner Kline, was auch für Tilla Zeichen war, dass sie sich nun ebenfalls erheben und handeln konnte.

  • Er war ganz klar dafür ihre Herrin zu sehen und kennenzulernen. Mit Erstaunen erfuhr sie, dass er sie nicht näher kannte. Nanunana? Tilla schob diesen Umstand fürs erste auf die imposante Größe des flavischen Hauses. Sie erhob sich nach seinem Zeichen und wollte diensteifrig losgehen, den jungen Flavier wie verlangt zu ihrer Herrin bringen. Die stumme Sklavin hielt abrupt inne, weil ihr etwas aufgefallen war, was sie nicht bedacht hatte. Ehm.. entschuldige bitte meine plötzliche Frage, Herr. Möchtest du Aurelii Prisca ohne dass du deine Toga trägst sehen? Tilla trug ihre Tafel und seine Toga schliesslich in ihren Armen. Sollen wir vorher bei deinem Zimmer vorbeigehen zum neu ankleiden?? sprach sie ihrer Meinung nach darauffolgenden logischen Gedankengang aus und hoffte ihn vor einer Peinlichkeit gerettet zu haben. Was gedenkst du zu tun??

  • Flaccus wollte der jungen Sklavin unmittelbar folgen und hätte sie um ein Haar erneut über den Haufen gerannt, als sie plötzlich abrupt und völlig ohne Vorwarnung inne hielt. Verwundert blickte er Tilla also an, um herauszufinden, was der Grund für diesen scheinbar plötzlichen Sinneswandel sein konnte. Als sie ihm jedoch ihre Bedenken erklärte, bildete sich ein Grinsen auf seinen Zügen, das mit jedem Wort breiter wurde. Als Priscas Leibsklavin hatte sie wohl nicht viel Ahnung von Männerkleidung und das nahm er ihr auch nicht übel. "Ich habe bei dem Treffen mit Aurelia Prisca eher an ein Gespräch in persönlichem Rahmen gedacht, das nicht unbedingt die Toga verlangt...", erklärte er lächelnd, denn Tilla hatte vermutlich keine Ahnung, wie unbequem das hochoffizielle Kleidungsstück für öffentliche Anlässe eigentlich zu tragen war. "Aber neu ankleiden könnte trotzdem nicht schaden...", meinte er dann mit einem musternden Blick nach unten auf seine Tunika. Diese war zwar mit den breiten roten Streifen durchaus ansehnlich, doch etwas ein wenig ausgefalleneres wäre vielleicht angebracht. "Also gehen wir noch kurz bei meinem Cubiculum vorbei, kennst du den Weg?"

  • Achso. erwiderte Tilla und musste unwillkürlich grinsen, als der Flavier meinte, er wolle sich trotzdem einkleiden. Eitelkeit hin oder her, ein bisschen davon gab es immer. Bene. gab sie zu verstehen, dass sie ihn verstanden hatte und nickte eifrig. Si. Klar kannte sie den Weg zu den Gemächern des anderen Geschlechts und führte ihn eben dahin. Tilla blieb vor der offenstehenden Tür stehen und sah, dass in seinem Zimmer genau drei Sklaven rumwuselten. Sie waren ganz klar mit Aufräumen beschäftigt. Ratlos, ob sie eintreten oder vor der Tür warten sollte, sah sie Flaccus erwartungsvoll an. Er wusste was in dieser Situation zu tun und zu entscheiden war.

  • Mit verwunderlicher Selbstverständlichkeit nickte Tilla zunächst eifrig, als Flaccus sie fragte, ob sie den Weg zu seinem Cubiculum kannte, und führte ihn dann auch ohne Umschweife direkt dorthin. Vor der Tür angekommen, blieb sie jedoch stehen und zögerte offenbar einzutreten. Erwartungsvoll blickte sie stattdessen den jungen Flavier an. Dieser trat an ihr vorbei ein und machte eine einladende Geste. "Worauf wartest du, Sklavin?", lächelnd blickte er Tilla an und seine dunklen Augen blitzten schelmisch. Die drei Sklaven, die bis vor wenigen Augenblicken eifrig herumwuselnd das Zimmer in Ordnung gebracht hatten, schienen mit einem Mal verschwunden, trieben sie doch die Kunst, zur Gänze mit ihrer Umgebung zu verschmelzen, wie alle flavischen Sklaven, zur Perfektion. So waren sie bei flüchtigem Hinsehen kaum von den Büsten und Statuen zu unterscheiden, die, an besonderen Plätzen geschmackvoll platziert, das Cubiculum des Flaviers schmückten. Jener war mittlerweile, nicht weiter darauf achtend, ob die kleine Sklavin seiner Aufforderung nachgekommen war, denn das schien ihm gewiss, an eine große Truhe herangetreten, in der Teile seiner Kleidung aufbewahrt wurden. "Was hältst du von etwas Griechischem?", stellte er eine Frage in den Raum, die zweifellos an Tilla gerichtet war, während er eine stilisierte dunkelblaue griechische Chlaina hervorzog, die mit dem ursprünglichen Wollmantel der Bauern und Soldaten, später auch Philosophen, lediglich die Form teilte, und sich damit umwandte.

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