Cubiculum Aureliae Priscae | Tilla Romania et Aurelia Prisca et Quintus Flavius
Ein einfaches "Sie müsste genau so sein wie du", wäre dem Kern der Sache wohl genauso nahe gekommen, dennoch fand der junge Flavier es ein wenig unangebracht, der frischvermählten Gattin seines Onkels so etwas zu offenbaren, wiewohl ihr zweifellos klar war, dass auch sie einen "Hauptgewinn" am illustren Markt der mehr oder minder heiratswütigen Aristokratie darstellte, oder mittlerweile eher dargestellt hatte. Glücklich dreifach und mehr also Piso, der diesen Schatz, gleichsam kostbares Kleinod und strahlende Perle, ergattert hatte, und fortan sein Eigen nennen konnte... Dennoch spürte der junge Flavier keineswegs auch nur einen Anflug von Neid, hielt er derart niedere Gedanken doch zumeist überaus erfolgreich von seinem Geiste fern. Und so gab er sich lieber dem unterhaltsamen Spiel hin, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen, und so die Frau seiner Träume zu skizzieren, wobei ihm gar nicht in den Sinn kam, dass es Prisca unter Umständen irritieren könnte, wenn er in ihrer Gegenwart von einer anderen, natürlich fiktiven und lediglich seinen Fabulationen entsprungenen, Frau schwärmte, schließlich war ja auch sie es gewesen, die ihn dazu aufgefordert hatte.
... Ja das ist sie zweifellos!, erst Priscas Worte riefen den Flavier zurück von der genussvollen Betrachtung seiner selbst erkornen Venus, zurück in die Villa Flavia, zurück in ihr Cubiculum, und schließlich zurück zu ihr selbst, was ihn schließlich dazu veranlasste, sich wieder aufzurichten, und der Aurelia ein strahlendes Lächeln zu schenken. Mit einem Schulterzucken nahm er schließlich einen Schluck Wein, denn er hatte natürlich keineswegs erwartet, dass Prisca tatsächlich mit der Frau seiner Träume würde aufwarten, sodass er auf ihren kleinen Scherz hin schmunzelte und auch selbst unweigerlich an Flora denken musste, die in der Tat eine sehr aufgeweckte junge Frau war, und seinen Gedankenspielereien, dessen wurde er sich jedoch erst jetzt gewahr, tatsächlich in vielen Punkten nahe kam. Dennoch lag es nicht in seiner Natur, deshalb Trübsal zu blasen, sah er sich schließlich (noch) nicht dem politischen Druck ausgesetzt, schnellstmöglich eine Heirat zu schließen und Kinder (tunlichst zunächst einen Sohn) in die Welt zu setzen.
Dann allerdings stellte Prisca ihm eine seltsame Frage, die ihn aus der etwas übermütigen, scherzhaften Laune in ein wenig ernsters Fahrwasser trieb. Eine solche Frau, und nicht dem Adel enstammend? - Flaccus mochte sich diesen Usmtand nicht so recht vorstellen, diese Frau musste einfach eine Patrizierin sein. "Ich ... würde mich nicht anmaßen, meinen Willen dem der Familie ... und den Umständen ... voranzustellen.", erklärte er zögernd, denn tatsächlich lag es ganz und gar nicht in seiner Natur, sich auf diese Weise gegen die eigene gens zu positionieren. Zweifellos würde diese Antwort die Aurelia kaum verwundern, selbst wenn sie unter Umständen eine etwas romantischere erwartet hätte, welche dann jedoch, und dessen waren sie sich zweifellos beide sicher, kaum ehrlich gewesen wäre. Dennoch würde eine standesgemäße Heirat eine Beziehung zu jener Frau, gerade wenn sie niederen sozialen Verhältnissen entsprungen wäre, kaum unmöglich machen ...