Im Schoße der Familie...

  • Laevinas Augenbraue, die sich ohnehin längst gehoben hatte, strebte einem neuen Höchstand entgegen, während sie Aculeos Antwort lauschte. Und da sie sich dermaßen über ihn ärgerte, bekam sie ausnahmsweise auch nur die Hälfte der übrigen Äusserungen am Tisch mit.


    "Ich denke, ein Besuch von dir pro Woche wäre mehr als genug für mein Seelenfrieden, vielen Dank. Schließlich brauche ich meine Nerven noch für die kindlichen Gemüter in diesem Haus, die auch das passende Alter dafür haben." Laevina schnaubte und griff nach ihrem Weinkelch, führte diesen dann aber doch noch nicht zum Mund. "Eine Freundin und Mitarbeiterin, sieh an. Eigentlich zwei Worte, die sich widersprechen, meinst du nicht? Und nein, ob du es glaubst oder nicht, ich halte es nicht für meine Pflicht, über jeden Domestiken meiner Anverwandten informiert zu sein, ein Mindestmaß an Augenmaß für die entsprechende Auswahl gestehe ich sogar dir zu." Ein zweites Schnauben und dann doch ein kurzer Schluck Wein, bevor es weiterging. "Und diese Frau heisst Roxane? Dann kann sie doch wohl schwerlich eine Decima sein, oder hat sich die Namensgebung in den letzten Jahren ohne mein Wissen derartig verändert? Ganz abgesehen davon, dass mit diesen Decimern ohnehin nicht mehr allzuviel los sein kann, wenn sie schon ihre Familienmitglieder bei anderen Gentes einquartieren müssen, wie diesen Vogel, der seit Monaten in unserem Gästezimmer sitzt ...." Schnauber Nummer drei und ein weiterer Schluck Wein, denn irgendwie hatte Laevina das ungute Gefühl, dass sie einen erhöhten Alkoholpegel noch gut würde gebrauchen können. Und dann kam er auch schon, der entscheidende Satz, ganz unschuldig und unbedarft aus Kindermund vorgetragen.
    "Sie haben WAS?" Laevinas Blick fuhr zwischen Sabina und Aculeo hin und her und bohrte sich dann unverwandt in seine Augen. "Du machst mit dem Dienstpersonal vor den Augen dieses Mädchens herum und wagst es auch noch, auf diese Episode im Garten anzuspielen, wo du über diese halbnackte Octavia hergefallen bist? Das schlägt ja wohl dem Fass den Boden aus! Wenn du dieses Weib unbedingt bespr... beglücken willst, dann mach das gefälligst in deinem Zimmer, wo dich keiner dabei sieht und nicht vor den Kindern, also wirklich..." Jetzt war der Kelch endgültig leer und Laevina winkte ungeduldig nach dem Sklaven, der schon mit Nachschub bereit stand. Mit einem Ohr bekam sie mit, dass auch Sedulus jetzt nachhakte. Denn Göttern sei Dank, das gab ihr die Gelegenheit ein wenig zu verschnaufen und ihren Blutdruck wieder in halbwegs moderate Höhen abzusenken.

  • "Nun, ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen." entgegnete Serrana und musste automatisch mitlächeln, so sehr strahlte ihr Gegenüber in diesem Moment. Ob Aculeos Gefühle für seine Scriba wohl über reine Sympathie hinausgingen? Wundern würde sie das angesichts seines Verhaltens auf jeden Fall nicht. Serrana bekam keine weitere Gelegenheit, über diese Frage nachzudenken, denn über der Kline ihrer Großmutter schien sich plötzlich in Windeseile eine riesige schwarze Wolke zusammenzuballen um sich dann über dem jungen Germanicus zu entladen. Bei den ersten Sätzen bemühte Serrana sich noch, ein möglichst unbeteiligtes Gesicht aufzusetzen und nicht auf das Gesagte zu achten, aber spätestens bei den Worten "küssen" "halbnackt" und "beglücken" klappte das beim besten Willen nicht mehr. Hingerissen zwischen Faszination, Mitleid, peinlicher Berührtheit und schlichter Neugier sah sie eine ganze Weile zwischen Aculeo und ihrer Großmutter hin und her, bis sie sich endlich wieder ihrer Pflichten als Gastgeberin bewusst wurde und ein vernehmliches Räuspern hören ließ.


    "Ähem, vielleicht sollten wir jetzt mal mit dem Essen beginnen, was meint ihr?" sagte sie dann mit betont munterem Unterton und wandte sich dann Calvena zu, der sie einen hilfesuchenden Blick zuwarf. "So viel Schnee? Wirklich? Ich kann mir das gar nicht vorstellen, werden denn dann die Häuser überhaupt richtig warm?"

  • Ein wenig verwirrt schaute Valerian zwischen Sedulus, Laevina und Aculeo hin und her. Hier hing wirklich der Haussegen schief. Wegen einer Frau, wie es schien. Keiner Römerin. Wo wohl das Problem lag. Valerian beschloß kurzerhand, diese Mißstimmung völlig zu ignorieren und über andere Themen zu plaudern. "Warst Du eigentlich schon mal in Germanien, Aculeo?", fragte er lieber, um Aculeo auch in das Gespräch einzubinden und von dem unangenehmen Thema wegzulenken. "Mit dem Essen anfangen ist eine brillante Idee, Serrana. Ich gestehe, ich habe Hunger. Und so gutes Essen wie hier bekomme ich in der Castra nicht." Ohne zu Zögern griff er ein halbes Ei, das mit einer raffinierten Soße verfeinert war. Einfach lecker.


    "Das erstaunliche ist: Bei viel Schnee sind die Häuser besser warmzuhalten, als wenn kein Schnee liegt und es einfach kalt ist. Vor allem, wenn es stürmt, dann kann man Wärme irgendwie gar nicht halten. Ich wette, Sabina hätte viel Spaß mit so viel Schnee. Die Kinder in Germanien bauen richtige große Schneemenschen oder Schneehöhlen oder rutschen auf Holzbrettern die Hügel hinunter."


    Rufus derweil griff nach dem Holzpferdchen, um es möglichst in seinen Mund zu bekommen. Da gehörte schließlich alles hin, was er in die Hände bekam. Seiner Meinung nach.

  • Calvena warf Serrana einen fragenden Blick zu. „Wer ist Roxane?“ fragte sie leise bei ihrer Freundin nach, weil sie das Gefühl hatte irgendetwas nicht mitbekommen zu haben. Sie wollte nicht zwingend Neugierig erscheinen. Ihr wurde nur gerade bewusst, dass sie viel verpasst hatte was die Familie anging. Nicht nur die Geburt von Klein-Laevina und ihrem Bruder Victorius, sondern anscheinend auch, dass Aculeo irgendeine Liebschaft mit ins Haus geschleppt hatte. Die Zeit war nicht stehengeblieben, während sie im kalten Germanien gewesen war. Hier in Rom hatte sich in der Zwischenzeit viel getan.
    Es wunderte sie, dass Laevina dies gut hieß, der alte Drachen war doch sonst nicht zurückhaltend und schnell dabei, wenn sich eine Romanze anbahnte. Oder aber es war etwas anderes, weil Aculeo eben ein Kerl war. Männer konnten ja auch nicht schwanger nach Hause kommen. Etwas angestrengt versuchte sich noch einen Moment ihr Gespräch mit Serrana fort zusetzen, doch Sabinas Kommentar ließ sie glatt vergessen, was sie hatte sagen wollen. Stattdessen richtete sie nun ihre Aufmerksamkeit ebenfalls auf ihren in die Enge getriebenen Verwandten. Fast hätte sie geschmunzelt, sie war eindeutig wieder zu Hause. Nur hier trafen so viele Generationen auf einander und sorgten für einen schon fast amüsanten Verlauf eines gemeinsamen Essens. Fast hätte sie erwartet sich ein hitziges Wortgefecht mit Laevina liefern zu müssen, weil sie ihr nicht geschrieben hatte, aber anscheinend war es an diesem Abend Aculeo, der das Vergnügen hatte Rede und Antwort zu stehen. Sogar ihr Onkel war anscheinend ein wenig ungehalten.
    Serranas betonte Fröhlichkeit lenkte sie dann von diesem kleinen familiären Drama ab.

  • Anscheinend war das Familienessen eröffnet und Aculeo war die Hauptspeise. Keiner im Raum, was die engere Famile anging, ließ ein Stücken von Aculeo über. Jeder biß ein Stücken aus dem jungen Germanicer heraus und genoß den süssen Geschmack seines Fleisches.


    Paullus blickte jeden der sich an ihm gütlich tat mit zornigen Blick an und schluckte schwer. Am Felde würde es wahrscheinlich nicht so schlimm sein denn da wusste man wo der Feind stand.


    Sabina...was redest du da? Niemand hat irgendwen geküsst. schnaubte er zornig. Das Mädchen hatte viel Fantasie und es würde nicht schaden ihr etwas Erziehung zukommen. Dass Laevina den Hauptanteil an dieser kleinen Hetzjagd hatte war nicht verwunderlich. Aculeo hatte schon bemerkt dass die alte Dame gern vergangenen Zeiten nachhing und daher eine recht altmodische Ansicht was Kultur, soziales Verhalten und Privates, hatte.


    Deine Ausführungen sind recht überzogen Laevina. Niemand war halbnackt und niemand wurde beglückt. Und niemand hat etwas unsittliches getan...schon gar nicht in diesem Haus. Was den Gast angeht, Roxane, sie ist mein Gast und liegt zur Zeit erkrankt darnieder. Es hat nichts mit unfähigkeit jemanden zu tun. Doch sie hat niemand der sich um sie kümmert daher habe ich ihr eine Kammer angeboten um zumindest in dieser Situation jemanden zur Ansprache zu haben. Du kannst wegen deiner Zweifel ihrer Abstammung gerne Decimus Verus fragen der sogar die Adoption erwogen hatte doch wurde diese vom Praetor Urbi abgelehnt....


    Dass nu Serrana und Valerian versuchten die Stimmung nicht vollends kippen zu lassen bekam er nicht mit. Zu sehr hatte er sich nun in Rage geredet und hörte keinelei Gespräch mehr rundherum

  • Bevor Sedulus schließlich mit dem Essen anfing, wollte er noch eine Frage geklärt haben.


    Und darf man fragen, an was deine "Bekannte" oder was auch immer sie nun letzten Endes auch ist, erkrankt ist? Ich hoffe doch nicht, dass diese Krankheit ansteckend ist. Nicht dass wir aus Mantua vor einer Epidemie geflohen sind und uns am Ende im eigenen Hause bei einer Person anstecken die eigentlich niemand hier so genau kennt. Also nichts für ungut... Woher kennst du diese Roxane eigentlich Aculeo mein Guter?


    Nein, Sedulus war überhaupt nicht neugierig. Allerdings wußte er schon gerne zumindest hin und wieder, wer die Leute waren die hier beherbergt wurden.

  • Sabina hatte tatsächlich eine blühende Fantasie, aber irgendwann hatte sie mal Aculeo knutschend mit einer Frau gesehen. Er sie aber nicht, weil sie unzählige Verstecke im Haus kannte. Dass es sich dabei aber nicht um Roxane sondern um eine Octavia gehandelt hat, war ihr relativ egal. Sie hatte nur auf die Missstände aufmerksam machen wollen. Immer durften die Erwachsenen das, was sie nicht durfte. "Nicht in den Mund stecken", sagte sie zu Rufus und versuchte den Knaben davon abzuhalten sich das Holzpferd in den Mund zu stecken. Was gar nicht so einfach war, weil er zappelte, gluckste und das Pferdchen schüttelte. Sabina fürchtete dass er ihr Geschenk dadurch kaputt machen würde. Aber sie wollte auch nicht, dass er jetzt anfing zu brüllen, nur weil sie ihm das Spielzeug weg nahm. Victorius fing nämlich immer an zu brüllen, wenn man ihm versuchte ein Spielzeug weg zu nehmen. Vina war da irgendwie anders, die war ruhiger und nicht so quängelig.

  • "Nun lenk mal nicht ab, indem du das Kind angreifst. Warum sollte es denn lügen, was diese Geschichte betrifft?" Laevina funkelte Aculeo ärgerlich an, doch ein kleiner misstrauischer Seitenblick traf auch Sabina, von deren schauspielerischen Fähigkeiten auch die alte Germanica bereits die eine oder andere Kostprobe erhalten hatte. "Ich weiß auf jeden Fall, was ich damals gesehen habe, und nach meinem Verständnis von Anstand und Tugend haben die Hände eines unverheirateten Mannes nichts, aber auch rein gar nichts auf den nackten Schenkel einer ebenso unverheirateten Frau zu suchen, zumindest nicht ausserhalb eines Lupanars!" Laevina nahm einen Schluck Wein aus ihrem frisch gefüllten Kelch und schnaubte dann erneut. "Und dieser ominöse Decimus Verus wollte sie also adoptieren, ja? Dann ist diese Frau vermutlich sein Bastard oder seine Konkubine, und darin kann ich noch keine besondere Empfehlung in bezug auf ihre Person erkennen. Und dass der Praetor Urbanus diese Adoption abgelehnt hat, sollte doch auch dir zu denken geben..." Ein Kopfschütteln und ein weiterer Schluck Wein, dann erstarrte die alte Germanica plötzlich und ihre Augen verengten sich merklich. "Was soll das heissen, sie ist krank? Wie krank? Weisst du überhaupt, wieviele Säuglinge in den ersten Monaten an Krankheiten sterben? Wenn diese Krankheit gefährlich ist, dann muss sie sofort aus diesem Haus verschwinden, bevor sich eins der Kinder bei ihr ansteckt!" In Laevinas Ärger mischte sich jetzt unverkennbar ein gehöriges Maß an aufrichtiger Sorge und Wachsamkeit. Niemals würde sie es zulassen, dass eine Wildfremde, wenn auch unwillentlich, Mitglieder ihrer Familie in Gefahr brachte, niemals!

  • In deiner Altertümlichen Sichtweise mag dies vllt so gewesen sein doch in Wahrheit war keinerlei Anstössiges dabei. Die Octavierin wurde durch deine praetorianische Art verscheucht..dafür muss ich mich noch bedanken denn dein Erscheinen hat möglicherweise vieles Zunichte gemacht. Eigentlich hat es das und somit solltest du nun zufrieden sein.


    Was nun deine bösartigen Worte gegenüber Roxane angeht...kennst du sie? Du sagtest eben ihr noch kein einziges mal begegnet zu sein. Du denkst dass sie einer eher zweifelhaften Abstammung ist und weißt überhaupt nichts über Hintergründe. Decimus Verus ist ihr Verwandter. Ihr Vater fiel in den Feldzügen gegen Parthien. Also ist es recht widersprüchlich nun denn deinen Worten nach ist also jeder Römer ein Taugenichts. Aculeo lachte nun los. Soviel Engstirniges Verhalten und Blindheit der herrschenden Zeit war nicht zu fassen.

  • Eigentlich, ja eigentlich hatte sie nur Aculeo eine dringende Info aus Ostia überbringen wollen, von seiner Weberei. Auch wenn sie noch immer blass aussah und sich auch immer noch nicht wieder fit fühlte, war sie doch schon wieder seit dreii Tagen gänzlich auf den Beinen und war auch nicht mehr ansteckend. Scheinbar hatte sie sowieso niemanden angesteckt, denn selbst die beinahe panische Sklavin vom Anfang war nicht erkrankt.


    Da sie nicht einfach hatte stören wollen, war sie in der Tür stehen geblieben und hatte einen Sklaven gewunken, dass er zu ihr kommen solle um Aculeo auszurichten, dass sie eine wichtige Nachricht habe. Dabei kam sie nicht umhin den "Streit" zu verfolgen. Ein Streit, der um sie ging. Sie schien noch eine Spur blasser zu werden, aus Zorn, denn ihre Augen sprachen eine eigene Sprache dahingehend.


    Und Zorn war es, der sie vielleicht unhöflich dahingehend machte. Sie kannte sich da nicht so mit den Gepflogenheiten des römischen Haushaltes aus, aber das war ihr in diesem Moment auch egal. Sie trat langsam und erstaunlich beherrscht vor und auch ihre Stimme klang beherrscht, als sie ruhig zu sprechen begann. "Verzeiht mein Eindringen," ein respektvolles Nicken zu Aculeo und auch zu dem Hausherren den sie als solches ausmachte bat um Entschuldigung dahingehend. "Normalerweise ist dies nicht meine Art und eigentlich sollte der Sklave Germanicus Aculeo die wichtige Nachricht aus Ostia überbringen, aber da ich nun einmal in der Tür stand um diese weiter zu leiten und somit nicht umhin kam die Diskussion mit zu bekommen, welche sich ja augenscheinlich um mich drehte, hielt ich es für unumgänglich mich einzumischen."


    Ihr Blick traf den der alten Schnepfe, denn als nichts Anderes sah sie die Zicke in diesem Moment ihres Zorns an und wenn Blicke hätten töten können, wäre Laevina in diesem Moment wohl von einem spitzen, rasiermesserscharfen Eiszapfen durchbohrt worden. "Ich habe gelernt, dass einige der römischen Tugenden Clementia, Dignitas, Firmitas, Gravitas, Honestas, Humanitas, Pietas, Prudentia und Veritas sind. Bei Dir, ehrenwerte Germanica Laevina, erkenne ich keine davon. Im Gegenteil, ich erkenne nur ein klatschmäuliges, hochmütiges, in der Vergangenheit verhaftetes, engstirniges Weib, dass die Tugenden gänzlich vergessen zu haben scheint und nur den eigenen Willen und die eigene Meinung als das einzig Wahre dieser Welt anzusehen scheint." Ruhig, sehr ruhig sprach sie. So als wäre es die kleinste Nebensache der Welt, aber das war es nicht. Zorn bebte in ihr. Verletzter Stolz und Wut. Sie hatte schon den Praetor am Liebsten in die Wüste jagen wollen für seinen Hochmut, bei ihr war es nun nicht viel anders. "Du kennst weder mich, noch meine Familie und doch hast Du nichts Besseres zu tun als Dir das Maul zu zerreißen. Schämen solltest Du Dich!"


    Sie wandte sich an Sedulus und schließlich an Aculeo: "Ich bedauere, Germanicus Sedulus, dass wir uns auf diese Art und Weise das erste Mal richtig kennen lernen. Ich hätte mir andere, von beiden Seiten her respektvollere Umstände gewünscht aber scheinbar meint das Schicksal, es müsse so sein, wie es ist." Ihr Blick traf Aculeo. "Du solltest bald aufbrechen nach Ostia, es gab Probleme in der Weberei." Ihr Blick ging noch einmal in die Runde und traf ihn wieder. "Auf mich wirst Du wohl in Zukunft verzichten müssen, denn wie es scheint ist meine Anwesenheit in diesem Haus nicht gewünscht und Dein Ansehen dadurch schwer geschädigt worden. Das bedauere ich zutiefst. Ich werde noch in dieser Stunde das Haus verlassen," wieder traf ihr Blick Sedulus, "und nicht zurück kehren, auf das weder eine Gefahr noch Schande ob meiner Anwesenheit herrschen möge." Ein letzter Blick in die Runde: "Guten Abend Allerseits!"


    Mit diesen Worten drehte sie sich um und war schon halb aus dem Raum, ehe wohl einer der Anwesenden reagieren konnte.

  • Serrana seufzte leise auf, als der unerfreuliche Wortwechsel zwischen Aculeo und ihrer Großmutter auch weiterhin nicht zum erliegen kam, und ihre und Valerians Bemühungen um ein unverfänglicheres Thema unverrichteter Dinge ins Leere liefen. Großmutter Laevina blüte, wie immer, wenn man ihr die richtigen Vorlagen lieferte, gerade erst zu Hochform auf und schoss eine bitterböse Salve nach der anderen auf Aculeo ab, der seinerseits derart in die Auseinandersetzung einstieg, dass er die berechtigten Fragen seines Verwandten und Patrons komplett ignorierte und sich scheinbar nur noch auf die alte Germanica konzentrierte.
    Gerade wollte Serrana einen erneuten Vorstoß wagen, um den Frieden am Essenstisch wenigstens halbwegs wieder herzustellen, da schnappte sie das Wörtchen "krank" auf und richtete sich sofort alarmiert auf ihrer Kline auf. Unter normalen Umständen hätte sie sich vielleicht nicht ganz so viele Sorgen gemacht, aber nach dem fluchtartigen Aufbruch aus dem seuchengeplagten Mantua reagierte sie auf dieses Thema schon wesentlich empfindlicher. "Was für eine Krankheit hat sie denn nun, Aculeo? Nun sag doch endlich...." drängte sie in einer Mischung aus Ungeduld und aufkommender Angst. Und dann, als Serrana gerade ernsthaft darüber nachdachte, hinauf ins Cubiculum ihrer Kinder zu gehen, um dort nach dem Rechten zu sehen, betrat plötzlich und ohne Ankündigung Roxane das Triclinium, und Serrana blieb bei diesem Auftritt bereits nach wenigen Worten der Mund offen stehen.
    Sie selbst hatte die junge Frau bereits vor Monaten als höfliche und nette Gesprächspartnerin kennengelernt, aber davon war in diesem Moment nichts zu spüren. Roxane betrat einfach unaufgefordert den Raum und begann ebenso unaufgefordert zu sprechen, was in Anbetracht ihres gesellschaftlichen Standes nahezu unfassbar war. Und was sie Großmutter Laevina alles an den Kopf warf....Ja, Laevina war ein altes Biest, und ja, viele ihrer Anschuldigungen waren vermutlich übertrieben und wie üblich alles andere als diplomatisch formuliert. Sich darüber zu ärgern, war eine Sache, eine gesellschaftlich höherstehende Frau mit derart drastischen Worten vor den Augen ihrer eigenen Familie derart zu beleidigen jedoch eine ganz andere, zumal Aculeo Roxane noch vor wenigen Minuten auch noch als Gast des Hauses bezeichnet hatte. Um den Seelenfrieden ihrer Großmutter machte sie sich dabei noch die geringsten Sorgen, da Laevinas robustes Naturell und Selbstbewusstsein wohl auch dadurch kaum Schaden nehmen würde, aber dennoch...Serrana starrte der jungen Frau einige Sekunden fassungslos hinterher und wandte sich dann mit leicht zittriger Stimme zunächst an Valerian und Calvena. Letztere war zwar nach wie vor eine Germanica, gehörte mittlerweile jedoch durch ihre Hochzeit mit dem Quintilius in erster Linie zu dessen Familie.


    "Das....das ist mir entsetzlich peinlich. Entschuldigt bitte diesen Auftritt, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll."

  • Es wurde nicht besser, ganz und gar nicht besser. Die ganze Situation drohte zu eskalieren. Valerian versuchte, sich auf seinen Sohn und das Essen zu konzentrieren, ein sehr kläglicher Versuch so zu tun, als wäre er gar nicht da. Spätestens als das Wort Krankheit fiel, horchte allerdings auch er auf. "Krankheit? Was hat sie denn?" Eine Frage, die schon mehrfach gestellt worden war, aber stets übergangen wurde. Unwillkürlich faßte er seinen Sohn etwas fester und half Sabina, das kleine Holzpferd aus der Reichweite der durchaus schon scharfen Zähnchen zu bekommen. Bevor der Kleine jedoch seinen Unmut darüber laut werden ließ, gab der Vater dem Kind schnell ein anderes Spielzeug zum Draufrumkauen. "Schau, Sabina, das hier ist besser. Dein Pferdchen steck mal vorerst weg, dann denkt er ganz schnell nicht mehr dran. Weißt Du vielleicht ein Lied für den kleinen Mann? Er liebt es, wenn gesungen wird." Vor allem, da Rufus merklich unruhiger wurden angesichts der scharfen Wortgefechte.


    Die fragliche Person, davon ging Valerian zumindest aus, obwohl sich die Dame nicht vorstellte, fauchte Laevina übelst an und eilte dann hinaus, ohne Erwiderungen zuzulassen. Was in aller Welt sollte man davon halten? Sie hatte weder die Anwesenden gegrüßt, sah man von Sedulus und Aculeo ab, noch sich vorgestellt, noch die Höflichkeit an den Tag gelegt, die man von einem Gast erwartete, noch dazu, wenn er von niedrigerem Stand war. Nun war Valerian eigentlich niemand, der gutes Benehmen als seine Passion betrachtete, doch es gab Regeln, egal in welcher Zeit und an welchem Ort. Dieses Verhalten jedenfalls hatte Aculeos Freundin keine Verbündeten eingetragen, wie scharf auch Laevinas Äußerungen gewesen sein mochten. Wenn er an Sedulus' Stelle wäre... Aber das war er nicht. Es lag bei Sedulus, etwas zu tun. Und bei Aculeo, nun vielleicht endlich ein paar Erklärungen abzugeben und vor allem, sich für seine Freundin zu entschuldigen.

  • Noch bevor Roxane den Raum betrat beantwortete Aculeo die angstlichen Fragen betreffend ihrer Krankheit. Es hieße dass sie eine Erkältung hatte und es nicht besonders beunruhigend sei, also es nichts mit der Seuche in Mantua zu tun hat. Zweifelsohne galt es nicht zu engen Kontakt zu haben da auch diese leichte Krankheit ansteckend sei doch der Tod würde weiterhin warten müssen bis er einen Namen von der Liste streichen konnte.
    irgendwie war er müde. Sehr müde. Die plötzliche Teilnahmslosigkeit die ihn nun umarmte machte sogar ihm selbst Angst. Es gab kein Argument Laevina zu befriedigen oder gar darüber nachzudenken dass es 2 Seiten gab.


    Dann der Auftritt Roxanes. Paullus schreckte zusammen als die junge Frau damit begann über Laevina herzuziehen und er war auch geschockt über ihre ungezügelte Roheit in der Wahl ihrer Worte.


    Nachdem sie geendet hatte und sich auch für ihr Eindringen und der unhöflichen Art das Essen zu stören entschuldigte machte Roxane kehrt und verließ ohne auf Antwort zu warten den Raum.


    Aculeo saß versteinert da. Für Sekunden konnte er sich nicht rühren und es fasste die ganze Situation überhaupt nicht.


    Dann, nach scheinbar unendlich langer Zeit sprang er auf. Er wandte sich an die Anwesenden.


    Es tut mir unglaublich leid was nun geschehen ist und ich möchte mit in aller Form bei euch allen entschuldigen. Ich bin mir nicht im klaren darüber was nun diese Situation für Probleme auslöst doch werde ich mit Roxane darüber sprechen und hoffe doch noch eine Klärung und Lösung der Geschehnisse zu finden. Auch möchte ich nun hier und jetzt bekanntgeben dass ich Rom verlassen werde. Ich werde Italia verlassen und werde nach Germanien gehen um dort der Familie keinen Schaden und Ärger mehr bescheren zu können.
    Es tut mir leid. Dabei ließ er den Kopf hängen wie ein begossener Pudel. Es gab nichts mehr zu sagen und jedes weitere Wort wäre wahrscheinlich sinnlos und vergebens. Auch er verließ nun den Raum ohne auf die Reaktion der Anwesenden zu warten und versuchte Roxane einzuholen

  • Mit einem dankbaren Lächeln nahm sie das Holzpferd entgegen, sie hatte schon um dieses Geschenk fürchten müssen, weil Rufus es anscheinend so lieb gewonnen hatte und sich in den Mund stecken wollte. Aber Valerian rettete es aus den Fingern ihres kleinen Cousins. „Ich kenne jede Menge Lieder…“, ging sie direkt auf die Ablenkung ein, doch sie wurde abgelenkt bevor sie sich darüber Gedanken machen konnte.
    Diese Cena war so gar nicht, wie sie es erwartet hatte. Sie hatte damit gerechnet, dass es langweilig werden würde, weil die Erwachsenen nur über Erwachsenenthemen reden würde, aber diese Meinungsverschiedenheit zwischen den Generationen war dann doch durchaus spannend mit anzusehen. Und es steigerte sich noch, als dann Roxane dazwischen platzte.
    „Oh… das ist Roxane… ne, dann war es eine andere mit der Aculeo geknutscht hat….“, meinte sie leise, als sie ihren Irrtum bemerkte. Vermutlich hatte es ohnehin niemand mitbekommen.
    Auch Sabina blieb da glatt der Mund offen stehen. Auch sie war ja im gewissem Maße immer ziemlich frech war, besonders gegenüber Laevina, aber sie wusste was ihr blühte, würde sie die Großtante auf diese Weise angreifen. Zumal sie auch wusste, wie weit sie gehen konnte, ohne wirklichen Ärger zu bekommen. Aber so hätte sie dann doch niemals mit Laevina oder ihrem Vater geredet oder aber mit einem Gast oder mit Milos Tante, wenn sie ihren Freund besuchte. Oder überhaupt mit einem Erwachsenen.

  • Ganz leicht runzelte sie die Stirn, ebenso alarmiert wie Serrana, als fast ganz nebenbei erwähnt wurde, dass dieser Gast auch noch krank war. Ein besorgter Blick streifte erst ihren Mann und dann ihren Sohn auf seinen Schoß. Rufus machte mittlerweile auch keinen so glücklichen Eindruck mehr. Die Spannung im Raum behagte ihm so gar nicht.
    Aculeo und Laevina lieferten sich ein bissiges Duell. Ein Schlagabtausch den sie an diesem Abend nicht erwartet hatte. Bisher eigentlich noch im familiären Alltag gehörte, konnte man fast meinen. Schließlich trafen hier Generationen aufeinander. Das sorgte für Reibung und Spannung. Doch das änderte sich schlagartig, als eine für sie unbekannte Frau dazu platzte und aus der Haut fuhr. Mit aller Wahrscheinlichkeit eben jene junge Frau, die zum Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung geworden war.
    Das war nicht nur unhöflich, dieser Auftritt war unverschämt, dreist und völlig unangemessen. Nicht nur, dass sie sich nicht vorstellte und nicht grüßte, nein, sie führte sich auf, als gehörte sie zur Familie. Mischte sich in Gespräche ein, die sie vorher auch noch belauscht hatte. Sie benahm sich einem Gast nicht angemessen. Sie konnte durchaus verstehen, warum Laevina so aufgebracht war, ihr würde es auch nicht gefallen, wenn sie nicht wüsste, wer denn nun alles mit ihr unter einem Dach lebte und wenn ihr irgendwelche Damen mit zweifelhafter Herkunft ins Haus geschleppt wurden. Aculeo schien sich nicht die Mühe gemacht zu haben, seine Freundin oder was auch immer sie war, vorzustellen. Für altmodisch hielt sie sich ja persönlich nicht, aber gewisse Regeln der Höflichkeit sollten immer eingehalten werden. Laevina mochte bissig sein, in ihrer Art sogar gemein und auch etwas engstirnig, das hatte sie ja selbst schon oft genug zu spüren bekommen, aber das gab es Roxane nicht das Recht, sich so ungebührlich, herablassend und beleidigend gegenüber der Germanica, allgemein der ganzen Familie, zu benehmen. Schließlich schien Roxane das Gastrecht der Gens lange genug in Anspruch genommen zu haben. Calvena schürzte die Lippen. Feige war sie obendrein auch noch, denn kaum, dass Roxane ihrem Zorn Luft gemacht hatte, drehte sich diese einfach auf dem Absatz um. Gab keine Gelegenheit irgendetwas darauf zu erwidern. „Du solltest sie rauswerfen“, bemerkte sie in Richtung Aculeo trocken. „Sie schadet mit ihrer Art nicht nur dir, sondern der ganze Familie.“ Kurz lächelte sie Serrana zu, an diesem Auftritt trug die Iunia keine Schuld, sondern allein Roxane und auch Aculeo, der sie eingestellt hatte. Rufus mittlerweile wurde quängelig, dieses Theater behagte ihm nicht und er streckte die Arme nach ihr aus. Kurzerhand nahm sie ihn zu sich und streichelte ihm über den Rücken.
    Dadurch abgelenkt bekam sie nur halb mit, dass Aculeo ebenfalls die Flucht ergriff. Reichlich verdutzt sah sie ihm nach, seine letzten Worte hatte sie noch mitbekommen, aber wirklich verstehen konnte sie es nicht. Das war eine Unsitte vor den Problemen weg zu laufen und sich ihnen nicht zu stellen. Da durch lösten sie sich nicht, sondern schob sie nur auf.

  • Sedulus war sich vorgekommen als wäre er Luft gewesen, denn seine Frage was denn diese Roxane für eine Krankheit hatte wurde einfach überhört, überhaupt nicht wargenommen. Lieber hatte sich Aculeo mit Laevina angelegt obwohl er dieses Gefecht nie hätte gewinnen können. Hier war die alte Germanica ihm einfach haushoch überlegen. Von daher hatte Sedulus abgesehen, weiterhin auf Aculeo einzureden, da Laevina ihm ja schon genug eingeheizt hatte. Sedulus hatte in der Zwischenzeit etwas Huhn und Spargel zu sich genommen als eine ihm unbekannte Person den Raum betrat. Da er den Mund voll hatte, konnte er die Person welche sich noch nicht einmal vorgestellt hatte, aber sich vermutlich um diese Roxane handelte begrüßen.
    Als diese dann loslegte und Germanica Laevina alles mögliche hieß, wäre Sedulus beinahe ein Stück Spargel im Hals stecken geblieben. So griff er eiligst nach seinem Weinbecher und spülte den Spargel hinunter. Noch ehe er das Wort ergreifen konnte, war die Person welche sich so unverfroren Laevina gegenüber verhalten hatte, nein, eigentlich allen Anwesenden auch schon verschwunden. Und als er dann endlich die Möglichkeit hatte um das Wort an Aculeo zu richten, verschwand dieser auch.
    Sedulus reusperte sich und wurde ein klein wenig ungehalten.


    Verflucht noch eins! Bei allen Göttern, macht denn hier jeder was er will?! Kaum ist man mal eine kurze Weile nicht im Haus, schon drehen sie alle durch! Paullus Germanicus Aculeo!


    Rief er seinem Klienten und Verwandten noch hinterher, aber es war umsonst. Dann wandte er sich an Valerian, Calvena und Serrana.


    Es tut mir leid, dass ihr dies hier habt miterlben müssen. Ich bin untröstlich.


    Er zuckte mit den Schultern und verzog dementsprechend sein Gesicht.


    Auf alle Fälle wird diese Roxane vorerst Hausverbot erhalten, bis sie sich in aller Form entschuldigt hat!

  • Ihre praetorianische Art? Vermutlich war das kaum Aculeos Absicht gewesen, aber Laevina fühlte sich durch diesen Vergleich durchaus geschmeichelt. Die Leibgarde des Kaisers war für ihre Diszplin und Effizienz berühmt, und diese beiden Eigenschaften standen bei der alten Germanica in ganz besonders hohem Kurs.


    "Nun, mein Lieber, wären die Familienverhältnisse dieser Dame über jeden Zweifel erhaben, dann müsste sich schwerlich ein entfernter Verwandter dazu genötigt sehen, sie zu adoptieren, meinst du nicht? Aber lassen wir das..." Laevinas Augenbraue hob sich erneut, dann seufzte ihre Besitzerin resigniert. Wie bei so vielen Vertretern seines Geschlechts, war Aculeos Denkvermögen aktuell ganz offensichtlich in eine Region jenseits des Bauchnabels abgerutscht, und dahin drangen vernunftbasierte Argumente ohnehin nur in den seltensten Fällen durch. Verlorene Liebesmüh also...
    Laevina hatte sich gerade erst ein wenig zurückgelegt, als plötzlich die junge Frau ins Triclinium stürzte, die sich sofort und unmissverständlich als Gegenstand der aktuellen Diskussion zu erkennen gab. Und wie unmissverständlich...
    Die alte Germanica verzog während des Redeschwalls der Unbekannten keine Miene, nur ihre Augen verengten sich ganz leicht, während sie entspannt liegen blieb und wieder einmal dankbar für ihre in langen Jahren antrainierte Selbstbeherrschung war. Laevina gedachte nicht, auch nur ein einziges Wort, geschweige denn eine der soeben geäusserten Beleidigungen, zu vergessen, aber sie hatte nicht vor, hier und jetzt zu reagieren, nicht vor ihrer Familie und nicht im Rahmen dieses Essens. Die Peregrina mochte nicht wissen, wie man sich in Gesellschaft zu verhalten hatte, sie, Germanica Laevina, wusste es dagegen sehr wohl.


    "Nun, wie es aussieht, hat sich das Problem mit der Ansteckungsgefahr von allein gelöst." sagte sie schließlich mit einem feinen Lächeln und genehmigte sich noch einen Schluck Wein. "Dann bleibt uns wohl nichts, als der Gens Decima viel Vergnügen mit diesem wundervollen Zugewinn zu wünschen und uns endlich dem Essen zu widmen. Würde mir bitte mal jemand die Seeigel rüberreichen?" Um den fahnenflüchtigen Aculeo würde sich vermutlich Sedulus kümmern, der war schließlich nicht nur der Hausherr sondern auch der Patron dieses umtriebigen jungen Verwandten.

  • Serrana beobachtete das Glitzern in den Augen ihrer Großmutter und fühlte für einen Moment lang nichts als Erleichterung, dass es nicht ihrer eigenen Person galt. Dann erst nahm sie auch wieder andere, zum Teil höchst unterschiedliche Gefühle an sich wahr: Erleichterung darüber, dass die rätselhafte Krankheit Roxanes ihren Kindern nun nicht mehr gefährlich werden konnte, nach wie vor Überraschung über den Auftritt der Peregrina, die sie im Vorfeld doch eigentlich als sehr angenehme und sympathische Person und Gesprächspartnerin kennengelernt hatte aber auch widerwilligen Respekt ihrer Großmutter bzw deren Haltung angesichts dieser doch so offensichtlich eskalierten Situation gegenüber. "Ich verstehe das einfach nicht, als ich damals vor unserer Abreise mit ihr gesprochen habe, war sie ganz anders, nicht so...so radikal." sagte sie leise und mit einem ungläubigen Kopfschütteln,nahm jedoch von weiteren Äusserungen Abstand, da die "Geschädigte" selbst offenbar keinerlei Anstalten machte, diesen ungeheuer skandalösen Vorfall erneut aufzugreifen. Auf die Frage nach den Seeigeln glitt Serranas Blick auf die opulent gedeckte Tafel und entdeckte besagte Meeresbewohner auf einer Platte in unmittelbarer Nähe des Quintiliers.


    "Valerian, würdest du bitte?" fragte sie dann überflüssigerweise, da Calvenas Ehemann zweifellos selbst bemerkt hatte, dass ihm dieses Gericht am nächsten stand. Aber was für eine Erleichterung, nach den verbalen Spannungen und Dramen der letzten Minuten endlich wieder etwas völlig unverfängliches von sich geben zu können...

  • Es gab nur eines, was Valerian tun konnte: Sein Kind schaukeln, damit es sich beruhigte. Der Junge war völlig verwirrt, was wohl kein Wunder war. Aber sie konnten den Kleinen jetzt auch nicht einfach den Sklaven übergeben, sonst würde er gar nicht zur Ruhe kommen. Jetzt mußten sie ihm erst wieder zeigen, daß die Welt in Ordnung war. Der Ausbruch von Sedulus, so berechtigt er auch war, half dabei auch nicht gerade.


    Seeigel? "Oh, natürlich. Hier, bitte." Valerian reichte die Platte herüber, er selbst machte sich nichts aus Seeigeln und ließ sich lieber den herrlichen, frischen Spargel in Schinken reichen. Erst selten hatte er diese Köstlichkeit essen können. "Sabina, hast Du das hier schon mal probiert? Es schmeckt besonders gut mit der Soße da drüben. Ah, nicht Rufus, das ist noch nichts für Dich." Der Kleine hatte eine Spargelstange erwischt und ließ sie sich nur widerwillig abnehmen. Geschrei war die Folge und Valerian blickte seine Frau verzweifelt und hilfesuchend an. "Bald stehen auch wieder Wahlen an. Wen werdet ihr unterstützen und wen eher nicht?" Da mochte zwar kein ausgesprochenes Thema für die Damen sein, aber warum sollten nicht aus sie äußern können, wen sie der Unterstützung wert fanden und wen nicht? Eine Meinung hatten sie doch sicherlich.

  • Laevinas knapper aber treffender Kommentar zu Roxane beendete dann auch diesen Disput. Zumal Aculeo die Flucht ergriff. Immer noch fragte sie sich, seit wann es Mode war davon zu laufen, anstatt sich zu stellen. Wie sollte man da die Gelegenheit bekommen angemessen zu reagieren. Schon bei Valentina war ihr aufgefallen, dass diese lieber die Flucht ergriff, als jemand anderen zu Wort zu lassen. Wohl weil sie nicht hören wollte, was andere zu sagen hatte. Besonders dann nicht, wenn es sich um eine unbequeme Wahrheit handelte.
    Ihr Onkel machte seinem Unmut über dieses Verhalten kurz Luft und dann war es auch irgendwie beendet. Sicherlich würde diese Szene noch ein Nachspiel haben, aber erst einmal wollte man sich dann doch lieber dem guten Essen widmen.
    Doch dazu bekam sie nicht die Gelegenheit. Rufus quengelte und als Valerian ihm dann auch noch die Leckerei abnahm, war das Geschrei natürlich groß und ihr Göttergatte völlig überfordert. Dabei hätte Rufus ruhig auf dem Spargel herum kauen dürfen. Ihr Sohn hatte bereits seine Zähne und kauta am liebsten auf hartem Brot oder einem Stück Obst herum.
    Mit einem kleinen Seufzen und so etwas wie einem verschmitzten Grinsen in Richtung Serrana, nahm sie ihren Sohn erst einmal an sich. So schnell würde sich ihr Nachwuchs nun erst einmal nicht beruhigen lassen. Kurzerhand drückte sie einem der Sklaven ihren Nachwuchs in die Arme. Mit Sicherheit würde sich eines der Kindermädchen ihrer Freundin um den ungehaltenen quintilischen Spross kümmern und irgendwie beruhigen. Das schonte die Nerven aller. Wenig später war das Geschrei dann auch erst einmal verklungen und ein normales Gespräch wieder möglich.

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