Oase Tasheribat – die Schlacht ist geschlagen

  • Im Feldlazarett


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    Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist der beißende Gestank von verbrannter Haut. Wie früher auf dem Gestüt, wenn die Jährlinge gebrandmarkt wurden... Ein lautes Zischen drang an mein Ohr, Schreie, dumpfes Wehklagen.
    Vor meinen Augen war ein verschwommener heller Streifen, der sich langsam hin und her bewegte. Blinzelnd hielt ich den Blick darauf gerichtet. Der Schmerz in meinem Arm war entsetzlich... ich atmete ganz flach, ein leises Wimmern drang aus meiner Kehle. Es sollte aufhören... nur aufhören... wann hörte das endlich auf...
    Um mich herum herrschte hektische Aktivität. Dann beugte sich wer über mich, Schemen mit blutbesudelten Händen schoben sich vor den hellen Streifen, sie fassten nach mir, und hielten mich fest, sprachen mit verzerrter Stimme Worte, deren Sinn ich nicht erfassen konnte. Sie flößten mir etwas ein, dann sah ich ihre Instrumente – die Klingen, Nadeln, Brandeisen, die spitzen Sonden, Scheren... Mein Arm! Bestimmt wollten die mir den Arm abschneiden!
    "....Nein......!! .... -"
    In panischem Schrecken suchte ich mich aufzubäumen, sie abzuschütteln, zu schreien, zu protestieren, ihnen Kraft meiner Tribunenautorität zu befehlen mich auf der Stelle loszulassen, ich wollte lieber sterben als ein Krüppel sein, ein abstoßendes Zerrbild, bemitleidet und verachtet... warum half mir denn niemand - wo war Seiana, wo war Achill, war er tot, nein, das durfte nicht sein... - war ich denn ganz alleine... ja, war ich, den Lemuren hilflos ausgeliefert, ihre Klauen hielten mich felsenfest und meine Worte gingen in einem Röcheln unter. Ein Skalpell blitzte auf... der unerträgliche Schmerz wurde noch viel stärker, ein lodernder Glutball, der sich immer weiter aufblähte, bis er mich völlig umhüllte, mich verzehrte... Ich schrie. Und wieder wurde alles schwarz.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • ......Was war ich für ein Schwächling. Die Schwarzen standen um mich herum, lachten mich aus, nahmen mir alles weg. Ich rührte mich nicht. Sie nahmen ihn mit, Aquila...Aquila!! Stille... Ich streckte die Hand nach ihm aus, ihn fassen, festhalten. Nichts, keine Hand bewegte sich. Aufstehen ! Du musst Aufstehen! Feigling! Kämpfe! ....Nichts, ich saß da wie gelähmt, wehrlos, irgendetwas drückt mich in den Sand, hielt mich.....Tränen, liefen über mein Gesicht. Ich schmeckte ihr Salz auf meinen Lippen. Ein Weinkrampf schüttelte mich. Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge, hilflos, schwach, ließ alles über mich ergehen. Beißender Rauch....Schmerz....der Stich des Dolches auf der rechten Seite unter neuem Schmerz begraben. Hektische Betriebsamkeit. Stimmen.....viele Stimmen....ein Flüstern wird zum Orkan, ein stummer Schrei auf meinen Lippen. Eine Träne bahnt sich seinen Weg, mein Blick ist starr. Lass es vorbei sein, lass es endlich vorbei sein. Zittrige Hände, Fluchen... Eine Nadel die ihr Werk beginnt und sauber beendet. Das Ursprüngliche wiederherstellt. Das Auge wieder sehen lässt. Alles das zieht an mir vorbei. Hände die mich fassen, die heute schon zig Mal das gleiche getan haben. Mich irgendwohin bringen......Schlafen, schlafen........Auf der Düne, gleißendes Licht, eine Gestalt, wehende Kleider, das Gesicht verhüllt. Fremd und doch vertraut. Ich weiß wer du bist!! Der Sand ! Durst! Ruf ihren Namen! Ihren Namen!!.....Ich rufe, wache auf....Neriman! ...Es war nur ein Traum...durstig, müde....traumlos falle ich zurück...

  • Das Feldlager rings um die Oase ist errichtet und nun bleibt auch dem mächtigen Rom nichts weiter übrig als sich die Wunden zu lecken und zu hoffen das man schon bald bereit ist wieder nach Alexandria zurückzukehren ... Dragonum ist rastlos, ständig behelligt ihn einer seine Adjutanten mit einer neuen Verlustmeldung, oder dem Bericht über irgendwelche Belanglosigkeiten ... aber erst muss alles andere erledigt werden ... das Wasser! Wer weiß was der Feind damit angestellt hat, Dragonum lässt es überprüfen und rationieren jeder bekommt genug, zum ersten Mal seit Tagen ... ein Sklave erscheint und fragt nach den Speisewünschen, Dragonum schiebt ihn achtlos beiseite ... erst muss alles andere erledigt werden ... Die Verwundeten! wie steht es um die Verwundeten Offiziere? zu viele wurden verwundet oder gar getötet, Dragonum eilt zum behelfsmäßigen Lazarett des Lagers und versucht zumindest den wenigen Männern die Wach und bei Vernunft sind, etwas Mut zuzusprechen ... Serapio und der junge Decimer scheinen noch nicht wach zu sein, Dragonum fragt sich wie es um die beiden steht, wagt allerdings nicht die Ärzte zu unterbrechen ... sicher haben diese auch so bereits genug um die Ohren ...

  • Ein lauer Wind, geschwängert vom Duft frischen Wassers, weckt mich. Es ist so Still, keine Schreie, klirrendes aufeinandertreffendes Metall, ächzendes, berstendes Holz. Ich horche, gleich geht es wieder los, die Stille ist nur Trug. Rauschen, rauschende Palmwedel, Stimmen, flüsternd, bedacht die Ruhe nicht zu stören. Kein Trug das Schlachten hatte ein Ende.



    Es ist so hell! Widerstrebend öffne ich die Augen. Nur einen Spalt, gleißendes Licht. Schützend hebe ich die Hand, unkontrolliert, kraftlos. Ein stechender Schmerz, die rechte Augenbraue rächt sich für diesen unachtsamen Versuch. Fluchend lasse ich die Hand sinken, blinzle, die verschwommenen Umrisse wurden schärfer. Eine Schale, frisches köstliches Wasser, hastig, viel zu hastig, das Trinken im letzen Moment gezügelt durch den Spender. Das Schlucken fällt schwer, es kommt wie es kommen musste, verschluckt, ein Hustenanfall. Alles, was an Schmerzen schlummerte brach hervor, setzte sich im Hirn fest, hinderte mich einen klaren Gedanken zu fassen. Ruhig liegen, nicht darüber nachdenken. Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit bis das Pochen im Kopf nachlässt, sich mein gequälter Körper zögernd entspannt.



    muss aufstehen, nach dem Tribun sehen. Die Schulter kaum gehoben, wurde ich zurück auf’s Lager gedrückt. Protestierend versuchte ich es ein zweites Mal. Bestimmt und unsanft die gleiche Prozedur. Zu einem dritten Versuch meinerseits kam es nicht, starke Schmerzen auf der rechten Seite, ich schnappte nach Luft, hätte am liebsten losgebrüllt. Der Legionär an meinem Lager grinste. „ Deswegen, bleibst du liegen.“ Er hatte einfach gegen den Verband gedrückt. „ Bist du irre?!“ presste ich zwischen den Zähnen heraus. Am liebsten hätte ich ihn für sein Grinsen erwürgt. „ Dann erkundige dich wenigstens wie es dem Tribun geht und bring mir eine Tunika mit.“ Er sah mich an, als ob er mir nicht traute. „ Ich bleibe liegen.“ Knurrte ich. Ein Zögern von ihm. „ Wer hier irre ist .... Du bist der Irre vom Hügel der Toten. Genauso verrückt wie der Tribun. Ihr könntet verwandt sein.“( wenn er gewusst hätte das wir verwandt waren, sehr entfernt, aber verwandt :D ...) Grinsend erhob er sich. „ Irrer....“ murmelte er vor sich hin und ging zu den Zelten. Meine Blicke verfolgten seinen Weg. Sicher war ich mir nicht, dass er zurück kam. Mir blieb nichts anderes übrig. Ich musste mich auf ihn verlassen. Was meinte er überhaupt damit *Irrer vom Hügel der Toten*. Egal, ich hatte keine Lust mir über den Grund den Kopf zu zerbrechen.



    Es war wieder still, der Wind wehte gleichmäßig. Man hatte Zeltplanen gespannt, die Schatten boten. Ich sah so gut es ging in die Runde. Hin und her laufende Legionäre, die sich um die Verletzten kümmerten. Ein Anblick an den man sich mit der Zeit gewöhnt. Ich sah nach oben, erspähte ein Stück Himmel zwischen den Palmwedeln, azurblau war es. Meine Hand ging zu meiner Brust. Mit den Fingern ertastete ich das, was ich hoffte vorzufinden. Zwei Amulette, die kleine Fortuna von Serapio und das Amulett von Neriman. Insgeheim hoffte ich sie noch einmal zu sehen.Der Wind trieb Wortfetzen herüber. Eine Gruppe Legionäre erregte meine Aufmerksamkeit. Bei ihnen stand der Praefect. Bei mir meldete sich das schlechtes Gewissen. Warum eigentlich, wenn ich den Praefecten sah? Ich ließ meinen Kopf zurück sinken und beobachtete die Palmwedel. Zeit, viel Zeit zum Nachdenken.

  • Ein Bote aus Alexandria brachte eine Botschaft



    An Octavius Dragonum


    Ich grüße dich Präfect,


    mit Freuden habe ich deine Nachricht vernommen. Ich werde die gute nachricht an Rom weiterleiten. Die Männer sollen sich erholen und dann nach Alexandria zurückkehren. Zeichne die Soldaten aus, die sich eines Römers würdig geschalgen haben.


    Vale Bene
    Appius Terentius Cyprianus

  • Im Dorf hatten sie sich mit allem eingedeckt, das sie die nächsten Wochen und Monate benötigen würden und die Waren verkauft, die von den Römern nicht gewünscht waren. Die Kamele waren bepackt, die Herden versorgt, und die Männer und Frauen glücklich über die abwechslungsreichen Tage, die das Dorf ihnen bot. Nun konnte es zurückgehen in das Leben der Wüste, das so völlig anders war. Und trotzdem gab es kaum einen, der neidisch war auf die Sesshaften hier im Dorf. Es würde etwas dauern, bis sie die Römer eingeholt hatten, aber ihr Umweg ins Dorf dauerte sicher nur wenige Tage.


    Sie näherten sich der Oase zügig, die Tiere waren gestärkt von gutem Futter und ausreichend Wasser, auch die Kamele waren ausgeruht. Die Dünen wurden flacher, das grüne Fleckchen Erde schon fast zu erkennen und mit ihm der Schrecken, der es einrahmte. Neriman blieb die Luft weg. Massa - ging ihr nur durch den Kopf. Der Stich ins Herz zog sich schmerzhaft durch ihren gesamten Körper. Sie lief los, ohne sich noch einmal umzusehen, machte sich keine Gedanken, was ihre Familie dachte, oder ob die Römer sie als Feind ansehen würden. Sie wollte einfach nur dorthin.


    Es war noch ein gutes Stück, und der Sand nahm ihr bei jedem Schritt an Kraft. Trotzdem gab sie nicht nach, lief immer weiter, bis sie schließlich beim Lager der Römer ankam. Keuchend blieb sie davor stehen. Eine einzelne Frau würden sie hoffentlich nicht einfach so ermorden. Erst jetzt wurde ihr auch wieder die übermächtige Macht der Römer bewußt und damit auch ihre Hilflosigkeit. Sie konnte weder sagen, was sie hier wollte, noch verstand sie deren Sprache. Was war nur in sie gefahren, alleine hierherzulaufen? Unsicher drehte sie sich um, und ein erleichtertes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. Ihr Bruder war ihr gefolgt - ein Hoffnungsschimmer. Dann wieder der Blick auf das Lager. Was würde man nun mit ihr tun?

  • Wie schon so oft.... Ich renne... renne um mein Leben... hinter mir die Meute. Sie hetzt mich... heult hungrig ihr Jagdlied... die Straße nimmt kein Ende... nie ein Ende... der heiße Atem der Meute in meinem Nacken, Geifer tropft von ihren Fangzähnen... unaufhaltsam holen sie auf.
    Die Pforte, das Tor in der Mauer – ein Ausweg! Nein, ich weiß längst, dass sie es nicht ist – doch wie jedesmal werfe ich mich hindurch, schlage die Türe hinter mir zu, ramme den Riegel davor, höre das enttäuschte Aufheulen der Meute, glaube gerettet zu sein...
    Gerettet... ich schöpfe Atem, sehe mich um. Der Garten. Der ummauerte Garten. Flirrendhell, hoch die Sonne.. die Pflanzen verdorrt... knochenweiß die Bäume, ein Rieseln und Knistern im dürren Geäst. Es wartet auf mich. Dort, unter der schweren eisernen Abdeckung. Etwas ist darunter. Ich kann hören wie es sich... bewegt. Das Grauen schließt seine frostigen Finger um meine Kehle, es lähmt mich... keine Chance fortzulaufen... als der Eisendeckel langsam... langsam und unaufhaltsam... zur Seite geschoben wird...


    ~ ~ ~



    Und wieder: eine Welt aus Schmerz. Zitternd wand ich mich auf dem Lager. Mir war entsetzlich heiß, und gleich darauf so kalt, dass meine Zähne hart aufeinanderschlugen. Dicke Verbände umhüllten meinen rechten Arm, er war in eine bleischwere Schiene gezwängt... aber er war noch da. Ich konnte meine Fingerspitzen sehen. Und wäre er nicht mehr da, hätte er mich nicht so gequält.
    Leute machten sich an mir zu schaffen, flößten mir wieder irgendwas ein, traktierten mich, der ich doch so furchtbar fror, mit tropfnassen Tüchern, in die sie mich einwickelten als wäre ich ein toter Pharao. Dann meinte ich, meine Schwester sei gekommen, was ich sehr anständig von ihr fand, doch ich hatte mich wohl geirrt... Die Farben führten ein seltsames Eigenleben, lösten sich von den Gegenständen, ein verwirrendes Phänomen. Mal war es dunkel, mal hell. Ich bekam nicht viel mit, dämmerte vor mich hin... schreckte auf, weil ich mir sicher war, dass das Ding von unter der Eisenluke sich näherte. Aber ich konnte nichts sehen... und lag bis zum Zerreißen angespannt auf jedes Geräusch horchend... bis auch dies wieder verschwamm. Keine Ahnung wie lang das so ging.


    Als ich zum ersten Mal wieder einigermassen bei mir war, traf mich die Erinnerung an die Schlacht, an die schweren Verluste meiner Kohorte, an das Stratagem des Frontinus wie ein Schlag. Ein abgemilderter Schlag allerdings, denn man hatte mir doch ordentlich Mohnsaft verabreicht. Der Schmerz der Verwundung war erträglich damit, und nun schwebte ich auch geistig ein gutes Stück über den Dingen. Ja, die Schlacht, die Gefallenen, ich fand das schon schlimm, aber eher wie in einer gutgemachten, bewegenden Tragödie, die man von den Theaterstufen herab betrachtet.
    Mit äusserster Anstregung wandte ich den Kopf ein kleines Stückchen zur Seite und blickte um mich. Haufenweise Verwundete. Die Seitenwand des Zeltes war hochgerollt, so bot sich aus dem Lazarett heraus der Ausblick auf einen wunderschönen Palmenhain, auf Zeltreihen und Soldaten. Ich musste unbedingt wissen, was alles geschehen war, und was mit Massa war, und meiner Kohorte, und dem Präfekten... doch ich war dermassen ausgelaugt, so vollkommen erbärmlich kraftlos, dass ich es mir nicht mal vorstellen konnte, jetzt die gewaltige Energie aufzubringen, die nötig gewesen wäre um artikulierte Worte, Sätze gar zu erzeugen.

  • Dragonum war in den letzten Tagen einige Kilometer gewandert und hatte doch kaum sein eigenes Zelt verlassen, irgendwie wollte es ihm nicht ganz gelingen zur Ruhe zu kommen, zu viele Dinge standen noch aus, zu viel war ungewiss ... hatten die großen Strategen der Vergangenheit sich auch stets gefragt ob der Feind nun tatsächlich bezwungen war, oder planen müssen wieviele Verwundete wohl zurückgelassen werden mussten? ... Natürlich, nicht der Krieg veränderte sich, nur sein Kleid ... so hieß es doch ...


    Aber der Befehl aus Alexandria war eindeutig und selbstverständlich auch mehr als logisch, schließlich musste sich die XXII. jetzt wieder ihren eigentlichen Pflichten zuwenden, außerdem hatten die Ärzte Dragonum versichert, das die meisten der immernoch nicht reisetauglichen Soldaten, ohnehin nie wieder Dienst tun können würden.


    Dragonum blieb mit einem Mal stehen und sah zum Zelteingang hinüber, er konnte die Schritte des Melders höhren die sich die leichte Anhöhe hinauf schleppten, hoffentlich war es nicht dieseser seltsame Schreiberling der Acta, Dragonum hatte keine Lust ihm wiedermal Rede und Antwort zu irgendwelchen Dingen zu stehen ... aber Dragonum hatte Glück es handelte sich um einen recht jungen Legionär ...


    "Salve Praefectus, die beiden Patienten nach denen ihr mich habt fragen lassen sind reisetauglich! Einer von ihnen ist sogar bereits wach, der Legionarius ... Appius Decimus Massa!"


    "Ausgezeichnet, richte ihm aus das ich ihn sprechen möchte sobald er Diensttauglich ist!"


    Der Melder nickte und verschwand nach einem abschließenden Salut wieder hinter den Zeltbahnen, Dragonum wand sich seinem Adjutanten zu und widmete ihm einen fragenden Blick ...


    "Wenn du beabsichtigst diesen trostlosen Flecken Erde endlich zu verlassen kann ich dir da nur zustimmen! .. Praefectus! Um ehrlich zu sein finde ich sogar das es bereits mehr als nur Zeit dafür ist!


    Die direkte Art seines Adjutanten hatte Dragonum immer schon gefallen, obwohl er sich manchmal fragte wie dieser Mann es so durch die unteren Dienstgrade geschafft hatte ...


    "Dann sag den Tribunen sie sollen den Abmarsch vorbereiten!

  • Eine Patrouille hatte sie entdeckt wie sie da am Rande des Lagers standen. Die Legionäre reagierten sensibel auf ihre Anwesenheit. Mit gezogenem Galdius führten sie die beiden durchs Lager direkt an den Standplätzen der Tragetiere vorbei. Jasim trieb sich bei den Kamelen herum, machte sich dort nützlich. Er sah sie kommen. Sofort war er bei den Legionären. Er erklärte wer er war und das er fragen könnte wer sie sind. Als er direkt vor Neriman und ihrem Begleiter stand, lief ein breites Lächeln über sein Gesicht. Er hatte sie erkannt. Überschwänglich begrüßte er Neriman, ihr Begleiter konnte dann nur Abay sein. Die Legionäre waren immer noch misstrauisch, bis der eine sich an die beiden erinnerte, wegen denen es fast eine Schlägerei unter ihnen gegeben hatte. Sie waren von dem Stamm der geholfen hatte. Grinsend überließen sie Jasim die beiden und gingen zurück. Er konnte vertraulicher sprechen.



    „ Ich grüße dich Abay und dich Neriman Seba. Was treibt euch hier an diesen schrecklichen Ort. An dem der Tod immer noch Männer zu sich holt. Der Wüstensand rot gefärbt ist vom Blut Unzähliger. Die Wüste es nicht schafft die Toden zu begraben, so viele sind hinüber gewechselt vom Land der Lebenden, ins Land der Toden.“


    Er reichte Abay einen Schlauch mit frischem Wasser und bot ihnen einen schattigen Platz unter einer Palme an. Warum sie hier waren konnte er sich fast denken, auch das nicht Abay die treibende Kraft war, hierher in die Oase zu kommen. Es gebot die Gastfreundschaft nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Er wartete gelassen bis sie sich erfrischt hatten.

  • Ihr wurde mulmig, als sie die misstrauischen Blicke sah und die Legionäre mit gezogenem Gladius vor ihr standen. Aber nun war es zu spät. Sie wollte auch nicht weg, sie wollte wissen, was geschehen war. Der Anführer würde sie sicher erkennen, immerhin war so die Verabredung ihrer Führer, ihr Stamm sollte bei der Oase zu den Römern stoßen. Tot war sie auch noch nicht, das war zusätzlich ein gutes Zeichen. Endlich kam auch Abay, sie spürte ihn schützend in ihrem Rücken. Man forderte sie auf, mitzukommen, was sie auch ohne Widerspruch taten. Auf ihrem Weg blickte Neriman sich immer wieder suchend um, niemand, den sie kannte war zu sehen. Dann kam ihnen Jasim in den Weg. Erleichterung. Ein vertrauter Mensch, der obendrein ihre Sprache sprach. Nach einer kurzen Unterhaltung der Männer mit Jasim, sah sie den Römern nach, die die kleine Gruppe schwatzend verließen. Niemand, der sie weiter unter Beobachtung hielt. Neri hätte Jasim zu gerne dafür umarmt. Allerdings waren seine Worte mehr als beunruhigend. Abay übernahm sogleich das antworten.


    "Sei gegrüßt, Jasim. Es war ausgemacht, euch hier zu treffen. Mein Vater sollte mit den Römern Karten anfertigen, um ihnen den Weg durch die Wüste zu erleichtern. Aber sprich, was ist geschehen? Waren das diese Barbaren? Diese unbarmherzigen... "


    Sein Gesicht verfinsterte sich in der Erinnerung vergangener Tage. Er wußte, zu was diese Blemmyer fähig waren. Wenn auch schon Wochen, Monate, sogar Jahre ins Land gezogen waren, dieser Tag würde immer so frisch in seiner Erinnerung bleiben, als wäre er gestern gewesen.


    "Braucht ihr Hilfe, können wir etwas tun? Die Verwundeten, ihr könnt sicher jede Hand gebrauchen. Mein Stamm wird bald hier sein. Du könntest den Verantwortlichen fragen, wir bieten euch jede erdenkliche Hilfe."


    Neriman nickte nur zustimmend und wurde ungeduldig. Wieviele waren überhaupt noch am Leben? War er dabei? Zu fragen wagte sie nicht, zu groß war die Angst vor der Antwort. Neriman nickte dankend, als man ihr den Wasserschlauch reichte. Es tat gut, wenn auch ihr Durst nicht sehr groß war. Es beruhigte, zumindest vorübergehend.

  • Die Hitze, die Fliegen, der Schmerz bei schon der kleinsten Bewegung, der beißende Gestank des Eiters, der meine Verbände gelb färbte... es war ein einziger langer Albtraum, aus dem es kein Erwachen gab. Nur der Mohnsaft schenkte Linderung. Um mich herum starben die Soldaten, am Fieber, an schwärenden Wunden... Manche schrien, manche weinten, andere starben still.
    Ich lag auf meiner Pritsche und starrte auf die Segeltuchplane, die über uns aufgespannt war. Endlos... endlos...
    In den Falten des Stoffes sah ich Landschaften, Bergzüge, in den Flecken Gesichter. Ich träumte mich davon, wenn die Ärzte meinen Kameraden brandige Gliedmaßen absägten und war ganz weit weg, als der Soldat neben mir qualvoll am Starrkrampf verendete.


    Mir selbst dagegen ging es, sehr langsam, fast unmerklich, ein klein bisschen besser. Irgendwann erschien der Pilus Prior meiner Kohorte und erstattete mir Bericht über den Verlauf der Schlacht, die Verluste... Er hatte einen ganz merkwürdigen Ausdruck im Gesicht dabei. Vielleicht fand er es unpassend, dass ich mich noch ans Leben klammerte. Vielleicht hatte er recht. Von den Männern, die mir gefolgt waren, waren so unfassbar viele gefallen.


    Mein Sklave saß neben meinem Lager, verscheuchte die Fliegen, und erzählte mir auf seine farbige Art, ganz als wäre er selbst dabei gewesen, eine Geschichte darüber, wie Massa mich bis zum letzten Blutstropfen verteidigt hatte:
    "...da entwand er dem Wüstenreiter den langen Säbel und hieb diesen mörderischen Hund mit einem einzigen Streich mitten entzwei. Darauf stellte er sich schützend über dich, Herr, und als er seinen furchtbaren Blick auf die Feinde wandte, da sahen sie seinen Löwenmut, und seine Todesverachtung, und Furcht erfüllte ihre Herzen! Ein Dutzend von ihnen wandte sich bereits zur Flucht, doch andere Reiter machten sich mit wildem Kriegsgeheul neuen Mut und drangen alle zugleich auf euch ein. Doch Dein Vetter, kühn wie Gilgamesh, stark wie Enkidu, er erschlug sie alle, und als endlich die Verstärkung eintraf, da fanden sie ihn, blutüberströmt inmitten eines mannshohen Walles toter Barbaren. Und erst als er dich in Sicherheit wusste, da brach er in die Knie. Und nun nennen sie ihn: den Irren vom Hügel der Toten! - Al-Lat, Al-Uzza und Manat die Erlauchte sollen meine Zeugen sein, so und nicht anders ist es geschehen."


    An den fatalen Moment erinnerte ich mich nicht... jedenfalls nicht richtig, Schilderungen anderer mischten sich mit Erinnerungsfetzen. Ravdushara berichtete mir, Massa sei schwer verletzt, doch auf dem Weg der Besserung. Massa... ich starrte auf das Segeltuchdach, Stunde um Stunde, endlos... Ich wollte nicht an die Toten denken, und nicht an die Dahinsiechenden. In meinem vernebelten Geist suchte ich nach Worten, wandte sie hin und her, wägte sie, grübelte wie ich Massa danken, was ich zu ihm sagen sollte.

  • Jasim holte weit aus. Überlegte es sich. Es war wohl angebracht hier bei der Wahrheit zu bleiben. Sie wollten keine Geschichten. Jasim nickt zur Bestätigung, dass es genau diese unbarmherzigen schwarzen Reiter aus der Wüste waren.


    „ Es war grausam. Ein Abschlachten. Menschen und Tiere.....Als es vorbei war, lagen Lebende und Tode übereinander. Berge an Leibern. Der Tod erntete weiter. Überall Gestank von faulendem verrottendem Fleisch, Schreie, Wehklagen, abscheulich.“ Es schüttelte ihn. „ Wir zogen die Lebenden unter den Toden vor. Ich habe schon viel gesehen, aber das ....“ Er riss sich von den schrecklichen Bildern los, die in seinem Kopf herum schwirrten.


    „ Ja, Hilfe. Ich bringe euch zum Präfecten. Der Weg, der Transport der Verletzten. Die Versorgung und Pflege. Ein paar geschickte Frauenhände. Der Präfect wird dankbar sein.“ Jasim stand auf und machte sich mit den beiden auf den Weg zum Präfekten. Verstohlen hatte er Neriman beobachtet. „ Deine Augen suchen seit du hier bist. Suchen sie was ich denke? Du findest es dort drüben bei den fünf Palmen.“


    Er ging weiter zum Zelt des Präfekten und meldete sich bei den Wachen an. Sagte ihnen den Grund seines Erscheinens. Ein Legionär ging hinein und erstattete Meldung.


    „ Präfect, draußen steht einer der Dolmetscher mit einem Nomaden. Er sei wegen der Karte da, dem Weg durch die Wüste und sie bieten uns ihre Hilfe an.“

  • Die Ruhe machte mich nervös. Liegen bleiben hatte der Legionär gesagt. Wie lange denn noch? Ich konnte nicht mehr liegen, ich musste aufstehen. Geduld, Geduld hatte er gesagt. Mir reichte das untätige Liegen und Warten.


    Ich drückte mich hoch. Alles fing sich an zu drehen, es rauschte in den Ohren. Ich musste die Augen schließen. Die rechte Seite rächte sich mit einem stechenden Schmerz. Ich biss die Zähne zusammen. Erste Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn. Vorsichtig nahm ich die Beine von der Liege. So blieb ich sitzen bis sich das Rauschen verflüchtigt hatte. Meine Hände zitterten. Ich rieb meine Beine.


    Die saubere Tunika um die ich gebeten hatte, lag neben meiner Liege. Mittlerweile hatte ich auch erfahren, dass Serapio lebte. Was das hier unter den vielen verwundeten Legionären zu bedeuten hatte, war dahin gestellt.


    Meine Beine wollten nicht so wie ich. Wenn ich denn irgendwann hier hoch kam, war er der erste, den ich besuchte. Was tun? Die saubere Tunika. Quälend langsam ging das Ausziehen der alten. Jede falsche Bewegung, ein paar Schweißperlen mehr und ein Quäntchen Kraft weniger. Ich musste nach dem Ausziehen eine Pause einlegen.


    Der Verband an meiner Seite saß locker. Ich linste dahinter. Es begann zu heilen. Ein Grind bildete sich. Ich war beim letzen Verbandswechsel erschrocken. Maden saßen in der Wunde und fraßen sich durchs Fleisch. Ungerührt kratzte der Capsarius sie heraus. „ Die haben nur das tote Fleisch gefressen. Jetzt heilts.“

    Die Tunika lag auf meinem Schoß. Mir fehlte der Antrieb sie anzuziehen. Ich blieb ohne sitzen. Mein Platz war gar nicht mal schlecht, stellte ich fest. Ich rutschte unter einiger Anstrengung zur Seite und lehnte mich an den Stamm einer Palme, immer noch mit der Tunika auf meinem Schoß. Ausruhen, die Augen geschlossen, hörte ich dem Wind zu.

  • Ein Lichtblick in diesen elenden Tagen war es, als die Feldpost einen Brief meiner Schwester brachte. Ich wollte ihn öffnen und lesen, aber da mir nur eine kraftlose linke Hand zur Verfügung stand, bekam ich nicht mal die Umhüllung alleine auf. Fahrig zerrte und zupfte ich an der verschnürten Lederrolle herum, und wurde dabei immer zorniger. Um Hilfe bitten wollte ich nicht... Als schließlich mein Sklave im Lazarett erschien, fuhr ich ihn - ungerechterweise - barsch an:
    "Wo steckst du nur die ganze Zeit?! Mach mal dieses verdammte Ding auf!"
    Es war ihm anzusehen, dass er eine Antwort verschluckte. Stumm packte er den Brief aus, entrollte ihn und reichte ihn mir. Ich hob das Pergament über mein Gesicht und las... es war sehr anstrengend mich darauf zu konzentrieren, aber ich war begierig auf die Worte aus der Heimat.


    Allein schon zu lesen, dass meine Schwester sich sorgte, und zu den Göttern betete, berührte mich in meiner absolut miserablen Situation so sehr, dass meine Augen feucht wurden. Blinzelnd lass ich weiter, und verspürte zum ersten Mal seit dem Tag der Schlacht den Drang zu lachen. Das war so absurd, ausgerechnet hier und jetzt nahegelegt zu bekommen, sich ausgerechnet über die Frau, die Seiana den spinnerten Verlobten ausgespannt hatte, nähere Gedanken zu machen... als potentielle Heiratskandidatin!
    Das Lachen tat aber so sehr weh, dass ich es gleich wieder unterdrückte. Wie großmütig von meiner Schwester, dass sie der Iunia anscheinend vergeben hatte, und wie lieb von ihr, dass sie sich um diese leidigen Angelegenheiten kümmerte! Zwar hätte mir, ganz besonders jetzt, kein Gedanke ferner liegen können... aber es war eine Erinnerung daran, dass es eine Welt jenseits dieses Lazaretts gab, jenseits des Heerlagers, jenseits der verfluchten Wüste und darum heiterte es mich auf.
    Weniger erheiternd war es zu erfahren, dass Verus jetzt anscheinend vollkommen durchgedreht war. Ich konnte es kaum, fassen, dass dieser, zwar schon immer etwas peinliche, aber im Grunde ganz nett erscheinende Verwandte, sich so gewandelt hatte. Dass er meine Schwester bedroht hatte! Und ich lag hier und konnte nicht mal alleine einen Brief öffnen, geschweige denn Seiana beschützen.....

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Gute Pflege ist alles. Den ersten kläglichen Versuch aufzustehen im Hinterkopf, lief ich heute schon recht entspannt zwischen den Palmen umher. Die Diensttauglichkeit hatte der Capsarius 2 Tage hinausgeschoben. Er wollte ganz sicher gehen. Der Heimweg war kein Spaziergang. Ich lief dafür jeden Tag eine längere Strecke um auf Touren zu kommen.


    Heute musste Serapio dran glauben, mein schlechtes Gewissen trieb mich zu ihm. Eine vage Erinnerung an seinen Arm und meine eigene Unpäßlichkeit, hatte verhindert ihn sofort zu besuchen. Zögernd betrat ich das Zelt in dem er lag, auf dem Sprung es sofort zu verlassen falls er schlief. Ein Blick, der Arm war noch dran. Ein hörbares Aufatmen von mir. Ich ging an seine linke Seite und wusste nicht was ich sagen sollte. Ein „ Wie geht’s, Tribun.“ War das einzige was mir in den Sinn kam. Ich hatte noch nie einen Krankenbesuch gemacht. Unschlüssig stand ich an seinem Bett. Er sah mitgenommen aus.

  • Schreiben ging natürlich auch nicht. Es war zum Verrücktwerden! Mein rechter Arm lag festgeschnallt neben mir, als ob er nicht zu mir gehören würde, ein unförmiges, abstoßendes Ding, aufgedunsen und verfärbt, das eiterte und stank, und schmerzte und erbärmlich juckte.
    Und wenn ich die Ärzte fragte, wann endlich – oder ob überhaupt... - er wieder zu gebrauchen sein würde, gaben sie mir nur ausweichende Antworten. "Nur nichts überstürzen, die Wunde muss erst einmal zu heilen, der Knochen wieder fest aneinander wachsen. Das braucht nun mal seine Zeit, Tribun, da ist jetzt Geduld gefragt." Geduld! Blablabla! "Schritt für Schritt" war ihre Lieblingsfloskel. Blablabla! Und: "Später kann man dann weitersehen." BLABLABLA!
    Zum Hades mit diesen Metzgern! Ausserdem waren sie viel zu geizig mit dem Opium!! Von den paar Tropfen, die sie mir zugestanden, merkte ich gar nichts! Und wenn ich noch einmal "Schritt für Schritt" hörte, würde ich ihnen an die Kehle springen!! Also, wenn ich könnte... wenn ich nicht an diese verfluchte Pritsche gefesselt wäre!


    Das Schreiben musste Ravdushara für mich übernehmen. Ich diktierte ihm nach und nach meine Briefe: an Seiana, an Mattiacus und zuletzt auch einen an Verus (der wahrscheinlich böseste Brief den ich je versandt hatte).
    Leider war Ravdushara nicht gerade eine Leuchte lateinischer Orthographie und ich nicht gerade ein Muster an Geduld. Geduld! Es war einfach mühsam. Meinen Namen kritzelte ich dann mit links darunter. Mir kam der Gedanke, dass ich keinen solchen Brief an Aton schicken dürfte, er könnte sich verspottet vorkommen. Aber ob das mit ihm überhaupt eine Zukunft hatte?! Ich grübelte endlos. Wenn er sich tatsächlich an der Intrige gegen meinen Vater beteiligt haben sollte..... - das glaubte ich zwar nicht, befürchtete es aber irgendwie doch.... - dann musste ich mit ihm brechen, das gebot die Familienloyalität. Aber wahrscheinlich wandte er sich sowieso von mir ab, wenn ich, durch einen verkrüppelten Arm entstellt, nicht länger den schönen Heroen geben konnte.
    Ein wahrer Heroe wäre auf dem Feld geblieben. Ein kühner Sturmangriff, ein blutiges Gefecht, Ende, aus, ehrenvolles Gedenken. Die Chance hatte ich verpasst...


    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    ... Zögernd betrat ich das Zelt in dem er lag, auf dem Sprung es sofort zu verlassen falls er schlief. Ein Blick, der Arm war noch dran. Ein hörbares Aufatmen von mir. Ich ging an seine linke Seite und wusste nicht was ich sagen sollte. Ein „ Wie geht’s, Tribun.“ War das einzige was mir in den Sinn kam. Ich hatte noch nie einen Krankenbesuch gemacht. Unschlüssig stand ich an seinem Bett. Er sah mitgenommen aus.


    Und eben als ich (mal wieder) an diesem Punkt meiner (kreisenden) Gedanken angelangt war, stand der dafür Verantwortliche ohne Vorwarnung an meinem Krankenlager. Verdammt. Mir war klar, dass ich einfach nur scheiße aussah, und wollte eigentlich nicht, dass er mich so erblickte.... Trotzdem schlug mein Herz auf eine verwirrende Weise schneller.
    "Muss." murmelte ich, ohne ihn so richtig anzusehen. Es war eine große, große Erleichterung, ihn wieder auf den Beinen zu sehen! Dies, meine Dankbarkeit, dazu eine Prise Zorn und eine Menge was-auch-immer ergaben eine seltsame Mischung.
    "Und selbst...?"

  • Seinem gesundheitlichen Zustand rechnete ich es an, dass er von mir kaum Notiz nahm. Oder war es die Geschichte mit dem Tuch, die ihn dazu veranlasste mit mir nur gezwungener Maßen zu kommunizieren. Den wahren Grund konnte ich nicht ahnen. Sollte ich ihm mit Euphorie antworten? Nicht zu denken, wie seine Stimmung in die Tiefen des Orkus abtauchte. „ Der Capsarius ist zufrieden.“ Meine Diensttauglichkeit in 2 Tagen erwähnte ich nicht, dann sollte ich mich auch beim Praefecten melden. Ich wollte Serapio nicht unnötig beunruhigen. „ Dein Amulett und das....“ Ich verschluckte den Rest. „ Haben mich vor größerem Schaden bewahrt.“ Neriman hier zur Sprache zu bringen sollte ich tunlichst unterlassen. Er hatte schon bei den Nomaden allergisch auf sie reagiert. Der Irrtum, mit den Tüchern als Liebespfand, war noch nicht aus der Welt.



    „ Was hältst du von einem Opfer für Apollo, zur Unterstützung der Heilung. Ein kleines Opfer wäre für dich machbar. Der Priester könnte dich hier dabei unterstützen.“ Er braucht nur Ravdushara nach einem zu schicken. Das ging ohne Zweifel.


    Um von seinem Zustand abzulenken wechselte ich das Thema.„ Es soll bald nach Alexandria zurück gehen. Endlich wieder nach Hause. Was meinst du wie man uns empfangen wird?“ Erfolgreich waren wir. Rom hatte seine Stärke demonstriert. Die Blemmyer flüchteten in die Wüste und werden nicht so schnell zurückkehren. Was wir dafür bezahlt hatten, stand auf einem anderen Blatt.

  • Nun drehte ich doch den Kopf zu ihm, und blickte ihn direkt an. So schräg von unten. Wie unfassbar gut, dass es ihn noch gab, dass er hier war, dass er lebte. Helles, diffuses Licht lag auf seinen Achilles-Zügen, offenbarte jede Einzelheit, die Spuren des Kampfes, die Wunde über dem Auge, die bestimmt eine fesche Narbe geben würde... und verlieh dem braunen Haar einen goldenen Schimmer... diesen Locken, in denen ich mein Gesicht vergraben wollte, bei ihm sein, die Welt vergessen.....
    "Das Amulett und das...." das Tuch ergänzte ich in Gedanken, und meine Augenbrauen zogen sich ein Stück zusammen.
    "Ja, Glücksbringer kann man nicht genug haben." kommentierte ich sarkastisch. Massa schlug mir vor ein Opfer zu bringen, was eigentlich eine gute Idee war, trotzdem reagierte ich sofort ablehnend. "Wie soll das gehen... ich krieg noch nicht mal n' Scheiß-Schriftrollenbehälter alleine auf... und Apollo hört uns eh nicht hier in der Terra deserta..."
    Nach Hause? Ich sehnte mich nach Rom.
    "Wie immer. Am ersten Tag rufen sie lustig Hurra und schwenken Palmwedel. Am meisten freuen sich die Dirnen, denn sie machen das Geschäft ihres Lebens. Man fragt uns nach Heldengeschichten und möchte nicht belästigt werden mit Erinnerungen an die Gefallenen, und wenn sie einen Krüppel sehen, blicken sie peinlich berührt schnell woanders hin. Tags darauf ist alles vergessen, hauptsache die Märkte sind wieder voll von unnützen Luxuswaren." Ich zuckte, andeutungsweise, mit der linken Schulter. "Zivilisten! Haben keine Ahnung..."


    Ich ödete mich selbst an. Auf diese Weise würde ich Massa ganz schnell wieder vertreiben, dabei wollte ich doch dass er noch blieb... und hatte wichtige Dinge mit ihm zu besprechen. Ich atmete tief durch und gab mir einen Ruck.
    "Massa?... Ich... ähm... du..... - Hör mal. Also, du sollst wissen dass ich es dir NIE vergessen werde was du für mich getan hast." Ich streckte die Linke aus, suchte seine Hand und fasste sie, drückte sie schwach. "Danke."

    cp-tribunuscohortispraetori.png decima.png

    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Zitat

    Original von Appius Decimus Massa


    „ Präfect, draußen steht einer der Dolmetscher mit einem Nomaden. Er sei wegen der Karte da, dem Weg durch die Wüste und sie bieten uns ihre Hilfe an.“


    Dragonum sah selbst gerade von einer römischen Karte auf und versuchte schnell den Kopf freizukriegen und sich auf die neue Information zu konzentrieren ...


    "Gut! Ja, .. sag ihm er soll den Nomaden einen Platz vor dem südlichen Wall geben um ihre Zelte aufzuschlagen und einer ihrer Händler soll sich mit den Ärzten absprechen was Nachschub an Verbänden und Medikamenten angeht. Aber lasst sie vorerst nicht ins Castellum ich will nicht das die Männer ein falsches Feindbild aufbauen!"


    Damit wurde der Legionär wieer entlassen und Dragonum begann erneut auf der Karte mit dem Finger auf und ab zufahren ...

  • Der Legionär salutierte und trat weg, bezog seinen Posten vor dem Zelt. Dort warteten Jasim und seine Begleitung. Er winkte Jasim zu sich.


    "Vom Praefecten. Du sollst den Nomaden eine Platz am südlichen Wall zum Zelte aufschlagen zeigen. Ihre Händler und die Ärzte sollen sich besprechen was gebraucht wird, Verbandszeug und Heilmittel und so was. Es soll vorerst keiner von ihnen das Castellum betreten. Nicht das sie fälschlicherweise für Kopflose gehalten werden. "


    Jasim nickte verstehend. Er ging zu Abay und übersetzte ihm alles. " Ich komme mit vor den südlichen Wall. Dort kannst du und Neriman einen geeigneten Platz für eure Zelte suchen. Sind eure Leute da, kannst du oder einer der Händler mit den Ärzten über Verbandszeug und Heilmittel reden. Ich bleibe bei euch und werde übersetzen, bis alles geklärt ist. Der Praefect möchte, dass ihr das Lager noch nicht betretet. Er will nicht, dass ihr von den Legionären mit den Blemmyern verwechselt werdet."

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