Im Feldlazarett
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Das nächste, an das ich mich erinnern kann, ist der beißende Gestank von verbrannter Haut. Wie früher auf dem Gestüt, wenn die Jährlinge gebrandmarkt wurden... Ein lautes Zischen drang an mein Ohr, Schreie, dumpfes Wehklagen.
Vor meinen Augen war ein verschwommener heller Streifen, der sich langsam hin und her bewegte. Blinzelnd hielt ich den Blick darauf gerichtet. Der Schmerz in meinem Arm war entsetzlich... ich atmete ganz flach, ein leises Wimmern drang aus meiner Kehle. Es sollte aufhören... nur aufhören... wann hörte das endlich auf...
Um mich herum herrschte hektische Aktivität. Dann beugte sich wer über mich, Schemen mit blutbesudelten Händen schoben sich vor den hellen Streifen, sie fassten nach mir, und hielten mich fest, sprachen mit verzerrter Stimme Worte, deren Sinn ich nicht erfassen konnte. Sie flößten mir etwas ein, dann sah ich ihre Instrumente – die Klingen, Nadeln, Brandeisen, die spitzen Sonden, Scheren... Mein Arm! Bestimmt wollten die mir den Arm abschneiden!
"....Nein......!! .... -"
In panischem Schrecken suchte ich mich aufzubäumen, sie abzuschütteln, zu schreien, zu protestieren, ihnen Kraft meiner Tribunenautorität zu befehlen mich auf der Stelle loszulassen, ich wollte lieber sterben als ein Krüppel sein, ein abstoßendes Zerrbild, bemitleidet und verachtet... warum half mir denn niemand - wo war Seiana, wo war Achill, war er tot, nein, das durfte nicht sein... - war ich denn ganz alleine... ja, war ich, den Lemuren hilflos ausgeliefert, ihre Klauen hielten mich felsenfest und meine Worte gingen in einem Röcheln unter. Ein Skalpell blitzte auf... der unerträgliche Schmerz wurde noch viel stärker, ein lodernder Glutball, der sich immer weiter aufblähte, bis er mich völlig umhüllte, mich verzehrte... Ich schrie. Und wieder wurde alles schwarz.