Die Holzarena des Decrius Pandus am Rand des Aventin

  • Pugnax wartete. Er ließ Kieran auf sich zustürmen, ohne auch nur einmal kurz zu Zucken oder sich auch nur einen digitus zu bewegen. Erst, als sein Gegner schon fast heran war, als das Schild schon beinahe auf seinen wesentlich kleineren prallte, machte er eine Bewegung. Sie war nicht groß, kaum mehr als das Abdrücken eines Fußes und eine Drehung zur Seite. Aber es war die richtige Seite. Er drehte sich vor dem Schild weg, auf die Seite von Kierans Schwertarm. Er selbst konnte sich nicht viel bewegen mit dem verletzten Bein, also nahm er sämtlichen Schwung für seine Attacke aus Kierans Bewegung. Als der Hibernier ihn verfehlte, schlug er zu. Nur ein einzelner Streich mit seinem Schwert, gezielt auf Kierans Rücken, um sich danach wieder wappnend hinzustellen. Ohne nachzusetzen, ohne Tamtam.

  • Mit einem laut des Schmerzens stolperte der Kelte weiter voran, wäre dabei beinahe in die Knie gegangen. Eine lange Wunde zog sich über seinen Rücken und er spürte das Blut langsam heraus fließen. Fest biss er die Zähne zusammen um nicht noch einen Laut von sich zu geben. Er hatte seinen Gegner unterschätzt, aber das war noch lange kein Grund aufzugeben. Daher richtete er sich wieder auf und begann schließlich seinen Gegner lauernd zu umkreisen, immer in Richtung dessen Schwertarms und ihm dabei immer näher kommend. Der Schmerz behinderte ihn ein wenig in seinen Bewegungen, doch es war auszuhalten und als er schließlich meinte eine Schwachstelle in der Verteidigung seines Gegners zu entdecken sprang er erneut vor, einen schnellen, seitwärts geführten Hieb der gegen den Hals seines Gegners geführt zu sein schien, den er aber schließlich mit einer Abwärtsbewegung in Richtung der Schulter oder des Oberarms seines Gegners führen würde, ausführend. Dabei hielt er den Schild so, dass sein Oberkörper vor Gegenangriffen weitestgehend geschützt wäre.

  • "Sei mir gegrüßt tapferer Faustus Dec..." Kaum das ich diesen Satz noch vollendet hatte, kam auch schon der Jubel und das aufrollende Gekreische der Zuschauer dazwischen. Die Hexere hatte bei der Liburne ganz offensichtlich einen empfindlichen Treffer gelandet. Der Legionär sprang auf und feuerte seinen Kämpfer wie wild an, all seine Aufmerksamkeit war jetzt auf das Duell dort unten gerichtet, also beschloss ich meinem so abgelenkten Gegenüber erstmal kein ausführliches Gespräch über Kriege und Schlachtenruhm aufzudrängen, sondern konzentrierte mich ebenfalls auf das blutige Geschehen im Staube der Arena.



    "Ein sehr spannender Kampf, die beiden da unten wollen unbedingt auf Leben und Tod herausfinden wer der Bessere von ihnen ist...der Pöbel jedenfalls ist hochauf begeistert, wenn deine Liburne weiterhin so tüchtig kämpft, ankert sie bestimmt nochmal im Becken des großen flavischen Theaters, direkt unter den gnädigen Augen unseres neuen Imperators und des Senates und Volkes von Rom, um vielleicht einem dieser verdammten Cäsarenmörder die Kehle durchzuschneiden."

  • Der Kampf wogte hin und her, es war haarscharf! Eben noch sah es so aus, als hätte mein Kelte den anderen schon fertiggemacht, dann wieder sog ich erschrocken die Luft ein, als Lupus so heftig am Rücken erwischt wurde. Er kämpfte zwar weiter, aber es mochte nur noch der Rausch des Kampfes sein, der ihn aufrecht hielt. Wie die Kameraden, die wenn die Schlacht geschlagen waren, auf einmal zusammenklappten und tot waren. Nun war ich wirklich in Sorge, so sehr dass ich nicht mal mehr brüllte sondern nur noch leise, doch inbrünstig flüsterte: "Mars und Bellona steht ihm bei!"
    Mein Nachbar war natürlich ganz ungerührt, aber es war ja auch nicht seine Investition.
    "Mhm." Machte ich, den Blick starr auf den Kampf gerichtet, und ich fand es merkwürdig, dass er so hochmütig über den "Pöbel" sprach, zu dem ich ihn dem ersten Eindruck nach auch mit gezählt hätte.
    "Ja... woll'n wir's hoffen... er war nicht leicht zu zähmen, ein Raubtier, und ich hab noch viel mit ihm vor... Mala leche!!! Ich fürchte er hat den Hoplomachus unterschätzt..."

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  • "Nur keine Panik Faustus, ich denke dein Lupus wird sich schon wieder fangen und falls ihn Pugnax doch überwinden sollte, kaufst du dir morgen früh halt auf dem Sklavenmarkt einen neuen den du drillen kannst."


    Kaum gesagt, schob ich mir schon das nächste Stück Dattelkuchen in den Mund...


    "Mhhhmm...Lecker!" Also meine Dicke ist wirklich eine großartige Köchin." "Zwei Monatslöhne habe ich dem Sklavenhändler blechen müssen, aber das war sie mir wert."

  • Der Hoplomachus schnaubte immer hörbarer unter seinem Helm. Sein ganzes Bein bedeckte inzwischen ein klebrig roter Film, und langsam aber sicher ließ er die Deckung sinken. Nicht genug, um eine wirkliche Lücke zu schaffen, aber genug, dass ein Beobachter es sehen konnte. Mehr als einmal sah der Schiedsrichter hoch zum Besitzer der Arena, stumm fragend, ob er den Kampf abbrechen sollte. Entgegen der in späteren Epochen verbreiteten Meinung war ein Gladiatorenkampf kein regelloses Aufeinander-Einstechen, sondern ein Sport, mit allem, was dazugehörte. Also vor allen Dingen Wetten mit Wettquoten und ein paar einzuhaltende Regeln.
    Doch der Editor lief den Kampf noch weiterlaufen. Der nächste Angriff von Kieran war geschickter. Der Schild des Hoplomachus ging hoch, um den Schlag abzufangen, und senkte sich nicht ganz rechtzeitig wieder, um die Richtungsänderung komplett abzufangen. Stahl schabte auf der gewölbten Bronze des kleinen Rundschildes, hinterließ einen häßlichen Kratzer auf der schön ausgestalteten Oberfläche und erwischte ihn schließlich mit der Spitze noch am Oberarm. Der Gegenangriff des Hoplomachus hingegen traf nur mit einem lauten PONG auf das Schild seines Gegners. Auch der folgende Hieb, höher gezielt, traf nur auf das Schild. Pugnax war gezwungen, vor Kieran zurückzuweichen, machte einen humpelnden Schritt nach hinten, den Gegner mit einem weiteren Schlag auf Abstand haltend, dann noch einen Schritt. Sein Atem klang dumpf unter dem Helm, und zu dem blutenden Bein gesellte sich jetzt auch ein blutender Arm hinzu. Der Hoplomachus wartete noch einen Moment, hob aufrecht den Kopf, das Bild seiner Art. Und dann ließ er Schwert und Schild fallen, ging hinunter auf ein Knie, ohne auch nur einen Schmerzlaut von sich zu geben – obwohl die Wunden darauf schließen ließen, dass es wohl sehr schmerzhaft sein musste. Er hob seinen Arm, zwei Finger dem Editor entgegengestreckt, und fragte so nach Gnade.
    Der Kampf war vorbei.

  • Keuchend wich der Kelte wieder zurück als sein Gegner nach ihm schlug. Verdammt, es hat nicht ganz so ganz geklappt wie er geplant hatte. Sein Gegner war nur leicht verwundet wurden und langsam wurde es für Kieran schwieriger sich aufrecht zu halten. Seine Wunden und der Blutverlust bereiteten ihm langsam erhebliche Probleme und er begann bereits leicht zu wanken, als er bemerkte was sein Gegner da machte. Er ergab sich. Er streckte die Finger. Erleichterung brandete durch Kieran, stand er doch kurz davor das gleiche zu tun. Nun jedoch senkte er die Waffen und biss nochmal seine Zähne zusammen, sich dazu zwingend stehen zu bleiben und zu warten, bis er die Arena endlich verlassen konnte.

  • Wenn ich eines hasse, dann ist es verspottet zu werden. Humorlos knurrte ich meinen Nachbarn an: "Sieh du mal tausende von Sesterzen den Bach runtergehen... so einen mit so nem Talent findste nicht einfach auf dem Markt!" Nein, das war schon etwas übertrieben, ich hatte ihn tatsächlich zufällig auf dem Markt gefunden, aber ich hatte mittlerweile doch eine Menge in den Hibernier investiert, ausserdem mochte ich ihn ganz gern und fand ihn ziemlich heiß. Von daher wäre es mir sehr ungelegen gekommen wenn er hier gleich Schiffbruch erlitten hätte. Doch er fing sich wieder, und zeigte es dem Hoplomachus!
    "LUPUS!!!" jubelte ich überglücklich, war schon längst aufgesprungen, johlte und applaudierte, "Lupus ist der größte! Hab ichs dir nicht gesagt, Sabinus, hm?!! Versenkt! LUPUS! Lupus ist der stärkste! HEEHOOOO LUPUS!!!"
    Ja sah er mich denn nicht – ich veranstaltete den Zirkus doch direkt hinter der Balustrade, in dieser kleinen Arena gar nicht weit von ihm. "Wacker gekämpft!" brüllte ich ihm zu. Er hatte sich eine Belohnung verdient, fand ich. Allerdings mußte er unbedingt noch an seinem Auftreten arbeiten, schließlich wollte die Menge nicht nur Blut, sondern auch Drama, und er war noch längst nicht theatralisch genug.
    Und für seinen Gegner, der so formvollendet kapituliert hatte, rief ich laut: "Mitte! Mitte!"* zum Editor. Ich glaubte zwar nicht, dass es hier überhaupt in Frage kam, ihn zu töten, allein aus Geldgründen, aber er hatte sich Gnade wirklich verdient fand ich, hatte es meinem Kämpfer ja nun wirklich nicht leicht gemacht und auch jetzt in der Niederlage war er so stoisch wie man sich das nur wünschen konnte.



    *~lass ihn gehen

  • Niemand sollte mir nachsagen können, das Gaius Iulius Sabinus ein grausamer Mensch war, darüberhinaus hatten beide Gladiatoren einen überaus spannenden und ehrlichen Kampf geliefert. Soviel Tapferkeit sollte belohnt werden, also Gnade für die Hexere und ab ins Trockendock mit ihr zur Überholung. Auch von mir schallte daher ein begeistertes "Gnade für Pugnax!" "Lass ihn gehen!" Lass ihn gehen!"in Richtung Editor.

  • Der summa rudis machte noch eine auffällig unauffällige Geste in Richtung Kieran, damit dieser sich erinnerte, dass er die Haltung einnehmen musste, um dem Hoplomachus beim entsprechenden Urteil den Todesstoß zu geben. Immerhin war es so brauch, dass der Sieger über dem Besiegten dann stand, in dessen Rücken, das Schwert schon mit der Spitze in dessen Nacken, um auf ein einzelnes Wort des Editors hin den Tod über den Gegner zu bringen.


    Als Kieran schließlich seine Position eingenommen hatte *, sah er schließlich wie das schon laut gröhlende Publikum auch zu dem Editor. Die meisten waren dafür, den Hoplomachus am Leben zu lassen, nur vereinzelt hatten ein paar ganz blutrünstige Spießgesellen wohl noch nicht genug Blut gesehen. Und bei dem Kampf war reichlich geflossen.
    Also trat Decrius Pandus an den Rand seines kleinen Ehrensitzplatzes und ließ seinen Daumen sehen. Einen Moment ließ er noch die Spannung steigen, um ihn schließlich unter lautem Beifall des Publikums zu drehen und dem Sklaven damit das Leben zu schenken. Ob er ihn nach oben oder unten dafür zu drehen hatte, darüber würden sich Gelehrte noch in Jahrtausenden trefflich streiten. Dem Hoplomachus und dem Publikum aber wäre dieser Streit wohl egal, für sie stand nur fest, dass der Hoplomachus gehen konnte, um vielleicht ein weiteres Mal auf dem Sand der Arena zu stehen. Kieran hingegen wurde vom summa rudis herangewunken an die Empore des Editors, wo er einen Ölzweig als Zeichen seines ersten Sieges in Empfang nehmen durfte. Ein zugegebenermaßen etwas trockener und mickriger Zweig, aber wo bekam man am Aventin schon frische Ölzweige her?



    Sim-Off:

    Ich hab mal einfach vorausgesetzt, dass du das machst :D Ist hoffentlich okay

  • Verdammt, da war ja noch was. Der Kelte war so erleichtert gewesen siegreich aus dem Kampf hervor zu gehen, dass er das abschließende Prozedere glatt vergessen hatte. So aber quälte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, was man durch den Helm zum Glück nicht sah, in Position. Als dann das Signal gegeben wurde, dass er seinen Gegner leben lassen konnte entspannte er sich erneut. Aber noch immer konnte er nicht gehen und wurde nun auch noch zur Empore gewunken, zu der er sich leicht schwankend begab. Dort nahm er, noch immer etwas schwankend, den Ölzweig entgegen. Trotz der Schmerzen verspürte er großen Stolz auf seine Leistung, auch wenn seine Wunden diese ein wenig schmälerte...

  • Ja, beim Auftreten, da gab es eindeutig noch viel zu verbessern. Ein Gladiator, der auf den aufbrandenden Jubel seiner Anhänger nicht im geringsten reagierte, nicht mal die Arme hob, der hatte schnell keine Anhänger mehr. Und ohne die bedeutete ein verlorener Kampf den Tod. Das würde ich ihm wohl noch selbst beibringen müssen.
    Als alles vorbei war, erhob ich mich und verabschiedete mich von meinem Nachbarn. Schade, dass so ein hübscher Bursche so unzugänglich war, keine meiner noch so plumpen Anmachen schien er bemerkt zu haben.
    "Vale Sabinus! Hat mich gefreut, vielleicht sieht man sich mal wieder." Meinem Leibwächter Sidonius gab ich einen leichten Schubs, denn er schien sich gar nicht von der Arena losreisen zu können. "Komm, wir gehen, ich muß zurück."
    Und so verließ ich die Holztribüne und kehrte von diesem Ausflug in die rauhe Welt des Aventin zurück in die... nicht minder rauhe Welt der Castra Praetoria.

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  • So wirklich glücklich und zufrieden sah der Faustus aber nicht aus, als er sich von seinem Platz erhob und mich mit kurzen, trockenen Worten verabschiedete. Trotz Dattelkuchen und Prandium, eingesparten Sesterzen und eines siegreichen Zöglings. "Vale Faustus!" "Beim nächsten Mal bringst du neben deinen Lupus aber auch noch einen ordentlichen Krug Wein mit!" Ja, bestimmt lag es am fehlenden Wein das er nicht so ganz glücklich war wie er heute Abend eigentlich hätte sein sollen, denn für uns Südländer gehörte ein edler roter Tropfen zum Essen und Feiern einfach dazu! "Ach ja...und du musst mir unbedingt irgendwann von deinen Heldentaten und Abenteuern erzählen, wenn du dafür die Zeit finden solltest...!" rief ich ihm zum Abschied hinterher.

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