Tablinum| Gallus bitte zu Tisch

  • Luca war an sich kein unsicherer Mensch. Im Gegenteil. Er sagte gerne seine Meinung.
    Aber hier, vor versammelter Mannschaft, da war das doch alles ein wenig anders. Und schliesslich sprach ihn der Mann an, fragte sich, warum Luca ausgerechnet gerade jetzt einen Besen in der Hand hielt und man ihn dazu verdonnert hatte.
    Luca war sich nun nicht klar, wann er antworten sollte, wollte er die Herrschaften doch nicht unterbrechen.
    Aber schliesslich hatte man ihm eine Frage gestellt. Und so sollte er wohl antworten.
    Den anderen Sklaven, Delon, hatte er nicht bemerkt, wie er sich unauffällig neben eine Säule drappiert hatte. Und so wartete Luca einen günstigen Moment ab, hoffte, mit seiner Antwort nirgends reinzuplatzen.


    »Ich sein neu, ja, mein Namen sein Luca. Und ich haben gefegt, weil ich nicht faul wollte rumstehen ...« antwortete er dann leicht nasal, da er Schnupfen hatte und somit eine zugestopfte Nase.
    Blöde Antwort. Aber eine ehrliche. Und noch war ihm nicht wirklich bewusst, dass er nun bald der Chef der Küche sein sollte ... das war sowieso noch so ein ganz heikles Thema ...
    Wer mochte was am liebsten, wie zubereitet? Er musste sich da unbedingt noch einmal mit Mansuri absprechen. Es tat ihm eh irgendwie leid, dass er nun wohl ihre Arbeit übernahm. Das war ja nicht seine Absicht gewesen. Überhaupt ging alles recht schnell.


    Jedenfalls hoffte Luca nun erstmal schnell wieder fort von hier zu kommen ... all die Leute, von denen er nicht wusste, wer wer war ... Und überhaupt passte es ihm nicht, sich unterwürfig zu verhalten, aber vielleicht wäre das am Anfang erst einmal das Beste.

  • Das lief ja ganz miserabel. Es war für alle Sklaven nicht gut wenn die Herrschaften sich erst wunderten und dann aufregten und das war so eine Situation. Als Gallus nach Wein verlangte und ihn nicht sofort bekam wurde Delon klar das es mit dekorativ neben der Säule stehen nicht getan war. Ein Sklave der rumstand während der Herr sich aufregte lief Gefahr gerade dadurch aufzufallen. Und das war garnicht gut.


    Delon bewegte sich darum äußerlich ruhig, aber ziemlich flink zu dem kleinen Tisch mit Wein, Wasser und Bechern und bereitete den Wein für Gallus vor. Er mischte absichtlich viel Wein und relativ wenig Wasser. Früher hatte er die Erfahrung gemacht das man einen wütenden Römer am besten mit einem ordentlichen Wein beruhigt bekommt. Hoffentlich traf das auch auf Gallus zu. Wortlos reichte er Gallus den Wein und hoffte nicht weiter beachtet zu werden.

  • Eigentlich hatte er ja beschlossen im Bette zu bleiben und den stillen Atemzügen seiner Bettnachbarin zu lauschen, doch da heute sein guter Freund Cornelius Lucullus auf eine Abreibung im Ringkampf wartete, musste er ohnehin aus den Federn.
    So ging er, nachdem eine Tunika über seinen Körper gestrichen wurde, gemächlichen Schrittes in das besagte Tablinum. Gallus? Einer dieser Bastarde seines Vaters war also wieder da und wollte hier den Hausherrn mimen. Konnte ihm nur recht sein, denn diese lästige Pflicht gehörte in die Hände einer Hausherrin - war eines Brutus auf jeden Fall unwürdig und ohnehin unrömisch.
    "Salvete.", sagte er kurz in die Runde, ohne jemanden direkt anschauen zu wollen und legte sich, sich über den Nacken fahrend, auf eine Kline.
    "Kaltes Wasser, Brot und ein paar Früchte - subito.", rief er in Richtung der umher stehenden Sklaven ohne jemand bestimmtes damit zu meinen. Sollten sie ihrer eigenen Hierarchie folgend dafür sorgen, dass dies schnell verrichtet wurde.
    Erst nun blickte er sich um und entdeckte ein paar Bälger. Musste wohl dieser Gallus mitgebracht haben. Nun vermehrte man sich schon, als wenn der Name Claudius für Allerlei stand. O Tempi, o Mores...
    Was es nun geben sollte, wusste er nicht so recht, vielleicht würde sich der Alte irgendwie profilieren wollen. Konnte ihm wiederum egal sein, schließlich war er hier an Rang und Geblüt der Höchste, ohnehin nicht angreifbar. Er würde essen, den ein oder anderen vor den Kopf stoßen, einige zurecht weisen und dann gehen. Dies war nicht sein Stuhlkreis.

  • Genüsslich schob ich ein Stück von Morrigans vorbereiteten Happen nach dem anderen in den Mund.
    Interessiert lauschte Lepidus mal hier, mal dort. Jedoch war nicht wirklich etwas konstruktives zu verwerten dabei.
    Lepidus blickte sich kurz zu Morrigan um und hielt ihr einen Becher hin.
    Die Speisen rutschten einfach mit etwas Flüssigkeit besser.
    Auch Gallus schien auf Lepidus' Aussagenur mit halbem Ohr hingehört zu haben.
    >Richterspruch?<
    Beinahe hätte er sich verschluckt. Er schmunzelte und schüttelte den Kopf Richtung Gallus.
    >Nein, nein, kein Richterspruch. Ich sagte lediglich das noch keines meiner Projekte spruchreif sei.<

  • So langsam füllte ich der Raum, sogar Brutus hatte sich wider erwarten aus dem Bett geschält und gesellte sich dazu. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, wäre er wohl lieber noch n seinem Bett geblieben.


    Delon tat das was er am besten konnten und goss Gallus Wein ein.
    Morrigan für ihren Teil, füllte Lepidus Wasser in den Becher.


    Der Kerl trank eh mehr Wein als gut war für ihn, also konnte er ruhig mal bis zum Sonnenuntergang warten mit dem Zeug und sich tagsüber mal Wasser gönnen.



    Wo sie schon dabei war, goss sie Brutus auch einen Becher von dem kühlen Nass ein, aber um seinen Hunger sollte sich ruhig ein anderer kümmern....

  • Quintus nahm einen Schluck des ihm soeben gebrachten Apfelsaftes.
    Der junge Clauider freute sich über die Reaktion seines Vaters, stutze aber ein wenig, da sich niemand anders diesbezüglich zu Wort meldete. Er hatte es schließlich an alle gerichtet, nicht nur an seinen Vater.


    "Wer genau Aurelius Lupus ist, weiß ich nicht."


    sagte er und nahm sich ein Stück Brot, welches er mit ein wenig Honig bestrich.


    "Alles was ich über ihn weiß ist, dass er der Gens Aurelia angehört und im Moment, wenn ich mich nicht irre, für das Amt des Quaestors kandidiert. Man kann dazu schon so einiges an den Wänden der Subura lesen. Was denkst Du hierüber Lepidus und was meint ihr weshalb Iavolenus sich kaum beziehungsweise gar nicht bei den Saliern geäußert hat?"


    Dann kam sein Onkel Brutus herein. Quintus hatte ihn nie wirklich gemocht und bestimmt schon über ein Jahr nicht mehr gesehen.

  • Sollte Claudius Brutus doch warten bis er schwarz wird. Mansuri tat so, als ob sie es nicht gehört hatte. Delon nickte sie aufmunternd zu. Er hatte sich hervorragend eingebracht.

    Keiner rührte sich, es blieb also doch an ihr hängen. Sie flüsterte einem der Sklaven zu was er tun sollte. Kurze Zeit später tauchte einer von Brutus blonden Betthüpfern auf und brachte ihm Brot, Feigen und Aprikosen auf einem Teller.

  • Livineia hatte lediglich Wasser geordert und ein wenig frisches Obst. Sie hielt nicht soviel davon, sich beim kleinsten Hungergefühl bis zur absoluten Sättigung vollzustopfen. Sie war stolz auf ihr hervorragendes Aussehen und würde alles tun, um es beizubehalten. So konzentrierte sie sich also während des Essens weniger darauf, viel zu Essen - wie Felix schon richtig angenommen hatte - als vielmehr darauf, die gesamte Situation zu beobachten.
    Oh wie Recht sie gehabt hatte, als sie diesen neuen Sklaven als dummen Ballast tituliert hatte. Er schien wirklich nicht viel in der Rübe zu haben. Ob er sich wenigstens zur Sklavenzucht eignen würde? Naja, spätestens wenn demnächst eine der Sklavinnen schwanger wär, würde sie es wissen.
    Und der Vater, der hatte sich wirklich gar nicht geändert. Ob sie die Ungeduld von ihm geerbt hatte und von der Mutter den Drang nach Perfektion? Sie musste unweigerlich schmunzeln.
    Ohja, dieser Aurelier hatte für ziemlich viel Ärger gesorgt, auch Livineia konnte sich ganz gut daran erinnern. Sie hatte ihn noch nicht kennengelernt und teilte nur das Ärgernis ihres Bruders. Dennoch äußerte sie sich verhalten zu diesem Thema. "Mit Verlaub. Ich glaube wir sollten diesen Aurelier mal etwas näher kennenlernen. Er schien gut Einfluss gehabt zu haben und auch, wenn er uns natürlich in keinster Weise das Wasser reichen kann, schadet es sicher nicht, wenn wir uns wohlwollend zeigen." erklärte sie und balancierte eine Traube in ihren Mund. Brutus ignorierte sie. "Wenn er dieses Angebot ausschlägt, wissen wir immerhin, wo er steht und können besser abschätzen, wie er tickt. Aber schon von vornherein auf Konfrontation zu gehen, wie ungebührlich er auch war, beschert auch uns nur Nachteile. Seinen Feind muss man kennen. Und vielleicht ist er ja nicht einmal nachhaltig einer." Damit hatte sie ihre Meinung, wenn auch ungefragt, geäußert. Sie befand die Claudier - natürlich - für tausendmal besser als die Aurelier. Und das wusste jeder der Anwesenden, wurde sie doch ganz im Familienstolz erzogen. Aber sie war auch sehr gerissen und hochgradig selbstbewusst.
    Ihr Vater bekam ein liebreizendes Lächeln zugeworfen. Ihr Einwurf war nicht ungebührlich, dies war ein Familienzusammensitzen und ihre Meinung war nicht dumm oder unwichtig. Darum befand sie sich durchaus dazu berechtigt, auch ihre Meinung kundzutun. Solange sie es zurückhaltend und intelligent tat, würde niemand etwas dagegen sagen.

  • Während Galeo den Auskünften dieses Luca folgte, zogen sich gequält seine Brauen zusammen. Nicht genug, dass ihn die Nachrichten über seine Verwandtschaft am ersten Tag seines Aufenthalts in Rom sorgten, nun gab es auch noch innerhalb der sonst gut funktionieren Sklavenschar einen Unfähigen. Vielleicht fehlte ihm jedoch die notwendige Einweisung.


    "Schaff einer diesen Besen samt Sklaven fort und gebe man beiden ein sinnvolles Betätigungsfeld", sagte Galeo mit immer noch gequältem Gesichtsausdruck. Glücklicherweise dachte einer der Sklaven, Delon, mit und schenkte ihm Wein ein, allerdings mit Wasser gemischt, so wie es sich gehörte. Galeo kam es entgegen, dass das Mischungsverhältnis weniger wässrig ausfiel. Er leerte den Becher und hielt ihn nochmals hoch, damit er nachgefüllt werden konnte.


    Aus Lepidus war nichts Genaueres herauszubekommen, denn natürlich hatte Galeo die Nachfrage extra gestellt und nicht, weil er angeblich die erste Auskunft nicht verstanden hatte. Galeo schlussfolgerte, dass es nichts Konkretes zu berichten gab, weil Lepidus Müßiggang betrieb. Genau das gleiche erwartete Galeo von Brutus, der sich der Runde hinzugesellte.
    "Ich hörte von durchzechten Abenden, von Tatenlosigkeit und Dekadenz, Brutus." Galeos Augenbrauen zogen sich zusammen und bildeten eine Doppelfalte zwischen sich. "Wie vereinbarst du diesen Lebenswandel mit deinem Gewissen? Oder besitzt du keins?"


    Bevor Brutus antworten konnte, beugte sich Galeo zu seiner Tochter. "Wie stellst du dir ein Kennenlernen von diesem Lupus vor? Eine Einladung kommt nicht infrage, nach der Schilderung von eben. Oder wie siehst du das, Felix?"

  • Luca hatte das Gefühl, dass er gerade nicht das beste Bild abgab. Und wohl auch nicht die richtigen Worte gesprochen hatte. Aber es war ihm so etwas von egal. Schliesslich machte er hier ja keinen Aufstand. Beantwortete lediglich die Fragen dieses Galeo Claudius Gallus. Was dieser schliesslich aber von sich gab, liess Lucas Augen und Mimik dann aber eine Nuance gefrieren. Der Kerl stellte den Besen sogar noch vor Luca und befahl, dass man beide aus dem Raum bringen sollte.


    Was um ihn herum geschah, bemerkte Luca nur zum Teil. Ein Huschen hier, eine Bedienung hier. Aber innerlich kochte er nun.Arroganter Kerl .. waren Luca noch harmlosesten Gedanken. Verflucht sollt ihr alle sein ...


    Dem Gespräch zwischen den Familienmitgliedern konnte Luca kaum folgen und es interessierte ihn gerade auch nicht.
    Aber es ärgerte ihn masslos: Warum schickte dieser Kerl ihn nicht einfach raus. Aber nein, er musste ja so tun, als wäre Luca wie der Besen nur ein Gegenstand. Am liebsten hätte er den Besen einfach fallen lassen und wäre gegangen, um zu zeigen, dass der Besen eben wirklich nur ein Gegenstand war und nicht von alleine gehen konnte.


    Aber Luca hielt es für sinnvoll, hier jetzt gerade nicht vor allen störrisch und aufmüpfig zu sein. Auch wenn dieser Kerl es verdient hätte. Aber was würde es nützen? Und eine Strafe wäre Luca egal. Also begab er sich von ganz alleine nach draussen, oder versuchte es zumindest.


    »Ich finden Weg alleine hinaus ...danke!« Luca konnte einfach nicht anders, dann doch noch diesen Satz von sich zu geben. Wieder mit leichter Ironie in seiner Stimme. Die späteren Konsequenzen waren ihm egal.


    Sim-Off:

    Entweder lässt man Luca gehen und es hagelt später Konsequenzen - denn ich möchte das Familiengespräch wirklich nicht zu sehr stören, oder man hält ihn auf. Dann poste ich wieder, wenn ich dran bin =)

  • Nein, so ging das nicht. Sie folgte Luca in den Gang. Leise sagte Mansuri„ Luca, wir gehen in den hortus.“ Sie schob ihn vor sich her den Gang entlang. „ Keine Widerrede. Dein Benehmen fällt auf andere zurück. Glaub nicht, dass nur du dafür bestraft wirst. Wer hat dir gesagt du sollst kehren?“ Sie fragte nicht weiter, legte es als unwichtig ab. „ Du kannst mir bei der Aussaat im Kräuter und Gemüsegarten helfen. Hier wird ein Teil dessen angebaut, was jeden Tag gebraucht wird. Wenn es nicht reicht, muss dazu gekauft werden. Wir haben auch Blumen die zum Dekorieren der Villa benutzt werden. "


    Sie gab ihm einen langen Stab in die Hand. „Zieh eine gerade Linie vom Anfang bis zum Ende des Beetes.“ Mansuri hatte sich ein Säckchen mit Samen genommen. Ein kleines Schild aus Ton hing daran. Koriander war auf ihm eingeritzt.

  • Luca war leicht gereizt. Das merkte man, wenn er seine Kieferknochen fest gegeneinander presste und sie dann leicht bewegte. Doch schliesslich folgte ihm Mansuri raus auf den Gang und schob ihn mit den Worten, dass sie in den Hortus gehen würden, in diese Richtung. Unterwegs erhielt er dann eine kleine Standpauke ...


    tbc: Hortus

  • Delon war froh das der Wein gut ankam und versorgte Gallus gleich mit mehr. Es konnte nicht Schaden wenn er Delon mit etwas Positivem in Verbindung brachte. Jedenfalls besser als der "Weinsklave" erinnert zu werden, als der dämliche "Besensklave" zu sein.

  • Brutus liess seinen Blick umher schweifen. Sonderbare Gestalten, welche er kannte, oder auch nicht, lungerten in den Ecken dieses Raumes wie Gegenstände herum. Dann plötzlich horchte er auf. Seine Name ward gesprochen und ohne mit der Wimper zu zucken, drehte er sich zu Gallus herum und lauschte seinen Ausführungen, die er mit einem schmalen Lächeln quittierte.
    "Du solltest auf deine Informanten achten.", kommentierte er den Angriff und blickte sich ruhig um, den ein oder anderen Besucher dieses Tisches in´s Auge fassend.
    "Wie ich mein Leben zu führen habe geht dich nichts an. Außerdem gebe ich diese Frage gerne zurück. Wie kannst du deinen Lebenswandel, wie ein gewöhnlicher Plebs durch die Provinzen zu reisen und Handel zu treiben, mit deinem Namen vereinbaren? Und wie vereinbarst du die Tatsache, dass du in deinem doch durchaus gesetzten Alter noch kein öffentliches und respektables Amt inne hattest, während unsereins in der höheren Priesterschaft Spaniens seinen Dienst an den Göttern tat?", sprach er mit einem Blick aus, der eisiger nicht sein mochte.
    Dieser Mann hatte ihm gar nichts zu sagen und bevor man auf andere mit dem Finger wies, sollte man bei sich selber aufräumen.
    Doch da er nicht gewillt war diese Situation gleich auf so ein hohes Niveau zu treiben, versuchte er das Gesagte doch noch zu relativieren.
    "Da du so gut informiert zu sein scheinst, sollten deine Informanten dich um die derzeitige politische Situation in Rom aufgeklärt haben - natürlich, sofern du dich auch dafür interessierst.", das war nun doch wieder verächtlich, aber den Zorn hatte er noch nie gut zurückhalten können.
    "Ein Emporkömmling, ein gewisser Stadtpräfekt, hält durch die derzeitige Abwesenheit des Kaisers in Rom die Macht in seiner Hand. Und da er uns Patriziern nicht wohlgesonnen ist, kannst du gerne versuchen dich und die Deinen irgendwo unter zu bringen. Doch bevor ich mich zu irgend einem Schergendienst herab lasse, warte ich lieber ab und treffe mich mit den richtigen Leuten. Alles andere wäre unter unserer Würde und du tätest gut daran diesem Beispiel zu folgen."
    Auch wenn viele ihn hier für einen faulen Hund hielten, wollte er doch lieber diesen Eindruck erwecken, als der Realität Platz zu machen. Jener Realität, in welcher er Fäden sponn, sich mit Honoratioren traf, zu Banketten und geheimen Treffen Gast war. Sollten sie ihn alle unterschätzen, genau wie seine ganzen Nebenbuhler auf den Sportarenen Roms - diese hielten ihn auch als Patrizierspross gar zu oft für privilegiert und daher schwach.
    Just wurde das Essen gebracht. Er griff genüsslich zu und trank ein wenig Wasser dazu, schließlich stand der Wettkampf heute bevor.

  • Galeo fühlte sich schon oft von der verzogenen Göre, die sich sein Halbbruder nannte, genervt - heute umso mehr. Als der jedoch von Handeltreiben palaverte, legte Galeo entnervt die Stirn in die Handfläche, rieb zweimal , als ob er Kopfschmerzen verspürte, dann richtete er den Kopf wieder auf, ohne die Liegeposition zu verändern. Hoffentlich schwang Brutus in Anwesenheit gensfremder Personen bessere Reden, hier, wenn sie unter sich waren, konnte man darüber noch hinwegsehen. Seine Unwissenheit in Bezug auf die Gensgeschäfte zeigte, wie wenig sich Brutus für die Familie, seine Verwandten und letztlich das eigene Fortkommen interessierte.


    "Und ob es mich angeht, wie du dein Leben führst!", erwiderte Galeo, als er sich mit etwas eingelegtem Obst selbst milde gestimmt hatte. "So wenig Ahnung wie du von meinen Geschäften hast, so wenig Erfolg zeigt sich in deinen Betätigungen." Selbstverständlich betrieb Galeo keinen Handel, aber das zu erwähnen, war der Mühe nicht wert. "Als du gemerkt hast, dass dein Priesteramt mit Arbeit zusammengehängt, hast du es ganz schnell aufgegeben. Wollen wir dazu mal Romana befragen?" Galeo konnte sich an viele abfälligen Bemerkungen seiner Schwester erinnern. "Selbst ein Peregrinus kann Aeditus werden!", fügte er verächtlich an.


    Er griff zu einem Brötchen, weil er sich mit Kauen ablenken wollte, aber es gelang nicht gut.


    "Welche angesehene Tätigkeit strebst du also demnächst an?" Auch Galeo konnte kalt und sogar böse blicken, was er in diesem Moment tat.


    "Und ja, natürlich weiß ich vom Wirken eines Salinators. Deswegen weiche ich doch nicht zurück. Ich mehre unseren Landbesitz und damit unsere Macht. Was will er uns? Wir waren noch nie von ihm abhängig und werden es auch zukünftig nicht sein. Es ist lächerlich, sich darüber Gedanken zu machen."

  • Brutus lehnte sich an der Cline zurück und musste kurz auflachen.
    "So, so, die Politik ist also in deinen Augen lächerlich. Wie meinst du denn sind wir zu unserem Grundbesitz und Ansehen gekommen ohne Politik?", so ein Blender. Wich nur aus, rechtfertigte sich mit Landbesitz, von welchem er kein Verständnis hatte und ohnehin alle in diesem Raum wussten, dass alle Liegenschaften von Gutsverwaltern geführt werden. Ob da nun ein Gallus mehr oder weniger rumsprang, um diesen auf die Finger zu schauen, war nun wirklich irrelevant.
    "Ja, da gebe ich dir Recht, es ist schon recht traurig, dass selbst Peregrini diese heiligen Ämter einnehmen können, da wir Römer scheinbar unsere heilige Pflicht darin vernachlässigen und uns statt dessen auf andere Fertigkeiten, wie der Handel einer ist, konzentrieren. O Tempi, o Mores.", dabei schwang er theatralisch die Hände gen Himmel und nahm sich einen Stock Trauben, die er genüsslich eine nach der anderen in seinen Mund legte.
    "Was ich demnächst anstrebe, neben meiner ehrenvollen Tätigkeiten in den Gymnasien Roms und der Mehrung unseres Familiennamens auf sportlicher Ebene - nun, das werde ich zu gegebener Zeit verlautbaren. Bis dahin ist Ruhe zu bewahren.", fuhr er dann fort und blickte sich um. "Diese Trauben sind köstlich. Sehr zu empfehlen, meine ich. Bestimmt hat sie Gallus mitgebracht. Gallus, voon welchem Gut stammen sie denn?" Ja, ein wenig Hohn konnte er sich nicht ersparen. Vielleicht hatte diese Reben Gallus selbst gepflückt. Aber da ihn das keinen Deut interessierte, aß er genüsslich weiter.
    Kaum war sein Vater weg, spielte man sich hier plötzlich auf wie noch nie. Plötzlich kehrten Familienmitglieder nach Hause und rissen den Haushalt an sich, fühlten sich mit ihren kläglichen Erfolgen auf Provinzialebene verantwortlich die Gens im großen Rom zu repräsentieren. Speichellecker und Nichtsnutze. Von den genialen Gedanken eines Lucius Brutus waren die meisten weit entfernt - vielleicht Lepidus nicht, aber dieser litt genau so wie alle Patrizier unter der Fuchtel des Salinator...

  • Aus dem Hortus zurück, betrat sie leise das Tablimun und stellte sich an die Seite. Brutus redete, nichts wichtiges wie sie feststellen musste. Gut das er nicht wusste wer die Trauben gekauft hatte. Sein Kompliment wäre nicht in der Art ausgefallen. Er hätte eher sein Mißfallen geäußert und es als Grund genutzt ausfallend zu werden. Mansuri lächelte in sich hinein. Das ihm ja keine im Hals stecken blieb.


    Alles klappte wie am Schnürchen. Delon kümmerte sich um den Wein. Die eingeteilten Sklaven um das Essen. Morrigan hatte mit Lepidus zu tun und der blonde Betthüpfer mit Brutus. Mansuri konnte demnach ruhig und unbeachtet an der Seite stehen bleiben.

  • Galeo verdrehte die Augen, als er die unlogischen Erwiderungen des claudischen Grünschnabels hörte. "Sag mal, wie viel Restalkohol hast du heute Mittag noch im Blut, dass du meinen Worten nicht mehr folgen kannst?!" Zwar als Frage formuliert, doch als Vorwurf hörte sich die Bemerkung an. Und doch blieb Galeo ruhig, es lohnte nicht, sich aufzuregen. Er schlug sich allerdings vor die Stirn bei den nächsten Worten, weil er über so viele Fehldeutungen nur noch den Kopf schütteln konnte. "Hat dir der Wein bereits einen Großteil deiner Gehirnzellen verklebt? Kein Wunder, dass du es zu nichts bringst, wenn du so viel Blödsinn laberst."


    Er wies auf den fast geleerten Teller, damit nachgelegt wurde. Dann steckte er sich eine Traube in den Mund, die er genüsslich kaute.


    "Wir brauche übrigens keine Mehrung unseres Familiennamens auf sportlicher Ebene. Was ist das denn für ein Quatsch? Warum verdingst du dich nicht gleich als Gladiator oder Ruderer. Du bist nichts weiter als ein Schmarotzer, der des Namens seiner Ahnen nicht würdig ist. Fleiß und Strebsamkeit sind dir fremde Werte."


    Galeo blickte in die Runde.


    "Weiß jemand, ob der nächste Tunichtgut inzwischen aus dem Bett gefunden hat?" Er meinte Iavolenus.

  • Quintus blickte verächtlich auf seinen Onkel. Er verhielt sich eines Claudiers absolut unwürdig und behandelte seinen älteren Bruder mehr wie ein kleines, dummes Kind als einen zu respektierenden, rangmäßig - spätestens jetzt offenkundig auch geistig - deutlich fortgeschritteneren, über ihm stehenden Claudier.
    Die Aussagen seines Onkels ergaben schlichtweg keinen Sinn. Was bitte hatten sich Claudier von Erfolgen auf sportlicher Ebene zu erhoffen außer den Spott des Volkes - und, was noch viel schlimmer war - den Spott der anderen Patrizier und im schlimmsten Fall dem dieses plebeischen Emporkömmlings namens Salinator?!


    "Bist Du Dir eigentlich im klaren darüber Brutus, was für Konsequenzen Dein Verhalten und Deine "


    er fügte hier einen abwertenden und leicht lächerlich klingenden Ton an


    " "Ziele" für die ganze Gens Claudia haben? Eigentlich ist es mir recht egal, was Du treibst. Das war auch der Grund für mein bisheriges Schweigen. Aber das, was Du nun von Dir gibst, gibt mir ernsthaft zu denken, ob Du Dir berhaupt im klaren bist, welchem Stande Du angehörst und zu welcher Familie Du Dich zählen darfst."

    "Wir sind keine einfachen im Dreck stehenden Wagenlenker. Das einzige was wir zu lenken haben sind die Geschicke dieses Reiches auf politischer Ebene und nichts in irgendeiner nach Schweiß und Pöbel riechenden Arena!"


    Beinahe wäre ihm beim sprechen die in die Runde gestellte Frage seines Vaters entronnen, aber er hatte genug verstanden um dann doch noch etwas zu sagen.


    "Ich habe ihn schon seit Tagen nicht mehr gesehen, ist er denn überhaupt in der Villa?"

  • Brutus seufzte aus und griff nach einem Pfirsich.
    "Der Wein Gehirnzellen verklebt...", "Blödsinn laberst...", hallte es in seinem Kopf wider und er hätte ein nochmaliges: O Tempi, O Mores verlautbaren können. Die beiden, Vater und Sohn, hielten wohl nicht viel von argumentativer Rhetorik. Statt dessen fing der Ältere gleich mit Beschimpfungen an, statt Brutus seine vermeintlichen Fehler in den Gedanken, welche er geäußert, aufzuzeigen. Weil es gar keine gab. Und wenn man argumentativ den Nachteil an sich band, fing man eben an zu beleidigen - für Gewöhnlich tat dies dann doch eher der Plebs. Zu diesem zählte er Gallus ab diesem Zeitpunkt an. Süffisant grinste er den Älteren an. Ja, ein Plebs ohne Manieren und auch ohne Verstand.
    Der Pfirsich war saftig und süß, ganz nach seinem Geschmack. Kurz trank er noch Wasser nach und drehte die Frucht verträumt in den Fingern. Bla, bla, bla, irgend etwas sagte der Ältere dann noch. Aber bei Beleidigungen schaltete Brutus gerne ab. Das war unter seiner Würde.
    "Nun ja, du sprichst viel, doch du sagst nichts, Galeo.", entgegnete er, nachdem er mit einem tiefen Seufzer eine Drehung auf der Kline gemacht hatte und nun sitzend auf dieser lächelte. Schon wollte er gehen, als der Jüngling den Mund aufmachte.
    Eigentlich hatte er diesem eine bessere Erziehung zugemutet, doch nun Älteren und an Respekt höheren Männern in das Wort zu fallen zeugte nicht gerade davon.
    Aber alsbald musste er lachen. Und zwar herzhaft und laut.
    "Wagenlenker? Hahaha...", doch es ging weiter. "Wir lenken die Geschicke dieses Reiches - also auch du, Jungspund? Hahaha...", das war gar zu köstlich. Da erzählte ihm jemand, der die weiße Toga vielleicht seit einigen Monden tragen durfte vom Leben - von Ehre und Sitte, von Familie und Name. Das war wirklich köstlich und Brutus musste sich den Bauch halten vor lachen. Doch bevor er eines ungewöhnlichen Todes durch Gelächter sterben konnte, stand er auf und winkte ab.
    "Bitte, verschone mich. Das ist wirklich gut, wirklich gut! Komödiendichter soltlest du werden!", grinste er den kleinen Felix an und stand nun vollends auf.
    "Liebe Anwesende, lieber Galeo," die Bezeichnung mit dem nomen primum dürfte dem Bastard doch zeigen, dass jener nun in der Wertschätzung des Brutus doch recht tief gefallen war, "ich danke vielmals für die freundliche Einladung, doch bisweilen trieb mich der Hunger hierhin und mitnichten kann er mich hier halten. Mein voller Kalender treibt mich nun hinaus. Es soll euch noch wohl munden - ich empfehle mich."
    Damit stand er auf und ging kichernd hinfort. Nun musste er sich ein wenig warm laufen - Ringkampf war doch eine anstrengende Sache. Und wenn die Tölpel die griechischen Ideale der Aristokratie nicht schätzten, dann war es noch mehr an ihm den Namen der Familie in den Sportpalästen - und nicht Arenen, wie der unwissende Felix ihm meinte unterstellen zu können - hoch zu halten. Normalerweise waren dafür die Jünglinge zuständig, doch schon beim ersten Anblick des Felix hatte er feststellen dürfte, dass dieser sich wohl lieber weibisch irgend einer Stickerei mit Eifer widmen würde, als dem erhabenen Zweikampf und Wettbewerb nach achaischen Vorbild.
    O Tempi, O Mores!

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