Appell der gesammten XXII

  • Centurio Messius Sacrativir stand oben auf dem hölzernen Podest, am Kopf des Exercierplatzes und beobachtete die eintreffenden Centurien und Kohorten. Der Präfekt würde erst in einigen Minuten kommen und Sacrativir hoffte das bis dahin alle Einheiten vor Ort waren, schließlich gab es heute zur Abwechslung mal hauptsächlich positive Nachrichten zu verkünden, mal von den anstehenden Beförderungen und Auszeichnungen ganz abgesehen ...









  • Da Marius noch keiner Einheit zugeteilt wurde, befand er sich mit den restlichen Rekruten in der hintersten Reihe. Ein Optio der es gut mit ihnen gemeint hatte, oder einfach nur Angst vor einer Degradierung hatte, zeigte den Rekruten wie sie zu stehen hatten. Er schritt die Linie der Frischlinge ab und zupfte an jenen Ausrüstungsgegenständen, die seiner Meinung nach noch nicht richtig saßen. Danach fand er einige aufmunternde Worte.


    „Hergehört! Haltet die Klappe, benehmt euch unauffällig und zeigt nicht mit dem Finger auf mich, wenn einer fragt zu wem ihr gehört – VERSTANDEN?!?!“


    Marius tat wie ihm gesagt wurde und stand einfach nur da. Ab und an warf er einen Blick auf die Veteranen, welche aus dem Kampfeinsatz kamen. Sie sahen abgekämpft und müde aus, aber ihr Haupt regte sich Stolz gen Himmel.

  • Ohne Gebrüll des Centurio ging es nie ab. Heute Morgen ein Tag wie jeder andere. Der Centurio brüllte uns in Reih und Glied. Wir marschierten auf. Das Klirren von Waffen und Ausrüstung klang heute nicht so dumpf wie in der Wüste, als wir in Kampfformation gegen den Feind gezogen waren. Als ob das Putzen und Polieren allem den bedrohlichen Klang genommen hatte. Stolz machte sich unter den Legionären breit, hier in der Kohorte mit auf zu marschieren. Es war eine erhabener Augenblick mit Tausenden anderen hier zu stehen. Die Sonne stieg am Himmel empor, es blitzte und blinkte auf dem Platz. Die Götter wurden bestimmt darauf aufmerksam, so strahlte die Legion. Es war etwas ganz anderes und doch das Gleiche. Wir warteten still stehend, die Sonne stieg, es wurde zunehmend heißer.

  • Graeceius stand in Reih und Glied zwischen seinen Kameraden, einige Mann waren zwischen Massa und ihm. Ein wenig hatte er ein schlechtes Gewissen, da er die vergangenen Monate statt im Felde im Lager verbracht hatte. NUn, er war krank gewesen, möglicherweise hatte er sich bei einem Feind infiziert oder ihm war das Klima nicht bekommen, oder beides zusammen, dazu eine leichte Verwundung - er war jedenfalls während der Monate keineswegs in der Lage gewesen, irgendetwas Richtiges zu tun. Eigentlich mußte er kein schlechtes Gewissen haben, er hatte ja mitgekämpft, hätte auch weiter kämpfen wollen. Dennoch, etwas hatten seine Kameraden hier ihm voraus, allerdings nicht nur die Leistung, sondern wohl auch den Schrecken des Krieges, den sie weitere Monate hatten ertragen müssen. Nichtsdestoweniger- irgendwie war es auch sein Sieg, er gehörte dazu, und nun stand er dabei.

  • Um eine gute Figur zu machen, hatte ich mich zum ersten Mal wieder in meinen Harnisch gequält. Leider schien er sich in der Zwischenzeit in Blei verwandelt zu haben. Das mittlerweile gewaschene und geflickte Paludamentum war über meine rechten Schulter drapiert, und verbarg den kaputten Arm, und mein Helm war ausgebessert, neu befiedert und auf Hochglanz poliert. So stand ich beim Stab, und hoffte inständig, dass der Appell schnell über die Bühne gehen würde denn, so jämmerlich das auch klingen mag, das Stehen in Rüstung in der heißen Sonne ging jetzt schon über meine Kräfte und ich hatte Bedenken irgendwann schmachvoll aus den Calcei zu kippen.
    Der Aufmarsch war schön anzusehen. Aber er führte mir schmerzlich vor Augen wie klein meine Kohorte - wenn sie denn überhaupt noch meine Kohorte war... - geworden war.

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  • Dragonum betrat das Podest erst nachdem alle anderen bereits anwesend waren, der Stab, sein Adjutant und natürlich die knapp 4200 Soldaten und Unteroffiziere ... die unzähligen Rüstungen glänzten unter Ägyptens unbarmherziger Sonne, wobei Dragonum zugeben musste das die Temperatur hier schon beinahe angenehm war verglichen mit der in der Wüste ...


    Unter den linken Arm geklemmt hatte der Präfekt einige Tabulae als er sich am Rande des Podest gut sichtbar für die Truppen aufbaute ... Beförderungen und Auszeichnungen standen heute auf dem Plan, aber auch einige andee Themen ...


    "Salve Milites! Ihr, die ihr glorreich aus der sandigen Wüste des Zwölfmeilenlandes zurückgekehrt seid, nachdem ihr den Feinden Roms den Untergang beschert habt! Jeder einzelne um viele Erfahrungen reicher, gute wie schlechte. Aber lasst uns nun zuerst derer gedenken die mit uns gemeinsam aufgebrochen sind um Roms Freiheit und Gesetze zu schützen, jedoch nicht mit uns zurückkehren konnten. Es gibt nichts edleres oder römischeres als sein Leben für die Freiheit der Mitrömer zu geben, also lasst uns ihrer nicht mit Mitleid gedenken, sondern mit Stolz. Stolz darauf was sie bereit waren zu leisten um denen die nicht selber kämpfen konnten weiterhin ein sicheres Zuhause zu gewährleisten, Stolz darauf was sie bereit waren zu ertragen, damit wir anderen es nicht leiden mussten! Und nun lasst uns ihnen ein so kräftiges Zeichen senden das sie auch in der Unterwelt mit einstimmen können und jeder dort weiß was sie geleistet haben! .. ROMA VICTRIX!"

  • Der Praefect betrat das Podest. Ein kurzes Rumoren ging durch die Reihen. Alle hatten Haltung angenommen, als ob der Praefect jeden einzelnen von uns in Augenschein nahm. Die Ansprache, Erinnerungen, schmerzliche Erinnerungen, Alpträume. Aufflammen von Stolz, etwas für Rom und seine Landsleute getan zu haben.
    War es nun unsere Pflicht das Andenken an die Gefallenen in Ehren zu halten, wir feierten sie als Helden. Ein vielstimmiger Chor schloss sich dem Praefecten an. Weit schallte es über den Platz. Heute waren die Stimmen wieder voller Kraft.


    „ROMA VICTRIX !! ROMA VICTRIX !! ROMA VICTRIX !!“


    Für dich Menas und die anderen, dachte ich bei mir.

  • Marius bestaunte das große Theaterstück, hielt sich aber zurück. Da er nicht selber an den Scharmützeln beteiligt war, verhielt er sich still. Der Rest der Rekruten tat es ihm gleich. Aber auch diese wenigen Stimmen, die sich bedeckt hielten, konnten nicht verhindern dass das Siegesgeschrei der Legion weit über die Mauern des Lagers getragen wurde.

  • Dragonum lauschte den Rufen bis auch die letzten verhallt waren ...


    "Rühren! Nun kommen wir zum erfreulicheren Teil des heutigen Appells ... jeder von euch hat großartiges geleistet, während des Feldzugs, während der Vorbereitungen, oder während der Heimkehr! Deshalb werden hiermit allen siegreich zurückgekehrten Legionären Phalera verliehen! Ihr habt sie euch verdient Männer!"


    Dragonum wartete erneut den Jubel ab, dann kamen die ersten Tabulae zum Vorschein ...


    "Weiterhin haben sich einige unter uns als besonders diensteifrig und fähig erwiesen, im Angesicht des Feindes, bei der Versorgung unserer Verwundeten oder bei der Reparatur der Ausrüstung! ... Daher werden folgende Legionarii zum Eques befördert: Manius Carsuleius Chilo, Decimus Paconius Barbatus, Numerius Lusius Cossutianus, Lucius Artorius Graeceius, Kaeso Trebatius Fabianus, Caius Carteius Saxula und Iullus Turranius Denter! Meldet euch nach dem Appell bei eurem Centurio er wird euch den Rest erklären! Weiterhin haben sich folgende Legionarii durch ihre außergewöhnlichen Leistungen die Beförderung zum Optio verdient: Decimus Aelius Sabula, Appius Decimus Massa, Sextus Bruttius Triarius, Sisenna Percennius Valgius, Publius Ollius Minatius und Primus Saufeius Mallianus!"


    Wieder wurde Applaus abgewartet, während die Legionäre sich gegenseitig auf die Schulter klopften, Centurionen und Tribunen sollte es vorerst noch keine neuen geben ... da waren die Anfragen grad erst an die Kanzlei gegangen und das konnte bekanntlich dauern ... Dragonum überlegte ob noch weiteres zu tun war und wandte den Blick zum Stab wo er Serapio vermutete, seine Auszeichnungen würde Dragonum erst ankündigen wenn er sie vom Kaiser bestätigt bekommen würde ...

  • Posca nickte zufrieden, gleich zwei seiner Männer wurden befördert, wem sie das zu verdanken hatten war ja wohl klar ... zumindest ging Posca felsenfest davon aus. Er hatte sie ausgebildet und deshalb war auch was aus ihnen geworden, das mit dem Artorier ärgerte ihn allerdings auch ein wenig, immerhin würde der ja jetzt in eine der Turmae versetzt werden was wohl bedeutete das er wiedermal Ersatz ranschaffen musste ...

  • Ich mochte die Rede. Kurz und ungeschönt, aber patriotisch. Ich brüllte mit den anderen Roma Victrix und bejubelte die Beförderten – ganz besonders natürlich Massa. Optio! Das freute mich unheimlich für ihn.
    Was mir weniger zusagte, war die flächendeckende Verteilung der Phalerae, denn auch wenn wir uns im Großen und Ganzen gut geschlagen hatten, gab es da doch einige Milites, die auf den Feldzug nicht gerade geglänzt hatten. Die dritte Centurie meiner Cohorte zum Beispiel, oder der Artorier, der seltsamerweise genau dann urplötzlich erkrankt war, als es gefährlich wurde. Unwillkürlich furchte ich die Stirn. Solche Drückeberger hatten meiner Meinung nach etwas ganz anderes als Orden verdient.
    Und heiß war es, elendiglich heiß war mir. Die Schweißtropfen rannen mir kitzelnd zwischen den Schulterblättern hinunter. Ich verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, konzentrierte mich auf einen festen Punkt in der Ferne, kämpfte gegen das flaue Gefühl an. Die Geräusche der Umgebung verschmolzen – wie wohltuend wäre es jetzt, in meinem Garten, neben dem kühlen Springbrunnen, ein wenig Opium zu mir zu nehmen... - und erst als Tribun Collatinus neben mir gravitätisch seine Schultern straffte, bemerkte ich, dass der Präfekt nun in unsere Richtung sah. Haltung, Faustus. Ich hoffte, dass das Füllhorn des Präfekten auch etwas für mich enthielt, etwas dass ich meiner Gens dann vorweisen könnte.

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  • Die Soldaten bejubelten ihre Beförderungen und die Tribunii fragten sich ob ich auch in ihrem Namen nach Rom geschrieben hatte ... niemand rührte einen Finger oder deutete auf irgendetwas hin ... scheinbar hatte Dragonum also nichts vergessen ... außer ...


    "Aber natürlich haben sich auch die Centurionen und Tribunii verdient gemacht, bei diesem großartigen Sieg für Rom! Deshalb habe ich auch bereits dem Kaiser persöhnlich geschrieben und ihn gebeten dem ein oder anderen eine spezielle Ehrung zukommen zu lassen! Auf das auch ihre Taten unvergessen bleiben!"


    Wieder folgte ein Blick auf die Tabula und ein fragender Blick zum Stab, doch auch jetzt schien niemand mehr etwas zu sagen zu haben also gab Dragonum den Centurionen ein Zeichen und diese begannen die Männer wegtreten zu lassen ...

  • Mit stolz geschwellter Brust stand ich vor der Legion und nahm den Stab eines Optio entgegen. Optio! Die letzten Monate waren hart und zehrend. Mir kamen die in den Sinn, die nicht lebend zurück kehrten, die Verletzungen davon getragen hatten, die nicht weiter in der Legion dienen konnten. Alle hatten sie ihre Pflicht getan. Rom trug wieder einen Sieg davon, schwer und unter großen Opfern erkämpft.


    War das ein Wink der Götter? Ich war bereit mehr Verantwortung auf mich zu nehmen. Rom und die Familie konnten auf mich zählen. Ein kurzer Seitenblick zu den Tribunen. Serapio war unter ihnen. Ihm und unserem Centurio hatte ich es zu verdanken, dass ich hier stand. Und vor allem dem Praefecten, er hatte das letzte Wort bei allem, das durfte ich nicht aus den Augen verlieren.

  • Der Praefectus schien seine Ansprache beendet zu haben und nun fingen die Männer an abzurücken, Posca stand mit seiner Centurie recht weit vorn so das sie noch in Ruhe abwarten konnten bis auch der Stab das Podest verlassen hatte ... auf dem Weg zu den Baracken lief Posca neben dem Artorier und dem neuen Optio ... diesem Decimus Massa ...


    "Gute Arbeit ihr beiden! Aber das ihr mir ja nicht faul werdet nun wo ihr ein paar Lorbeeren gesammelt habt! Ich will eure Hintern noch vor Ende des Jahres im nächst höheren Rang sehen und so wie ich das sehe heißt das noch ne Menge Arbeit!"


    So viele nette Worte hatte Posca schon lange niemandem mehr gewidmet, zuletzt wohl einer ägyptischen Bedienung in einer Kneipe in Alexandria ... bei seiner Beförderung zum Centurio ... vor 12 Jahren ...

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