Tiro Faustus Annaeus Milo

  • Der Befehl stehenzubleiben ging jedem Tiro durch Mark und Bein und wurde sofort ausgeführt.
    Erst jetzt bemerkten die Soldaten, dass sie die ganze Zeit vom Centurio beobachtet wurden. Dann baute er sich vor Milo auf und fuhr ihn an, dass er erklären sollte, wie das Marschieren um die Ecke funktionierte.
    Milo schaute den Quintilier entgeistert an. Er hatte es einfach irgendeinem seiner Kameraden nachzumachen versucht, denn er hatte selbst keine Ahnung, wie er es am Besten anstellte, um die Ecke zu kommen.
    "Centurio", erwiderte er deshalb etwas kleinlaut, sodass man ihn fast nicht verstand, "ich weiß nicht, wie ich richtig um die Ecke marschieren kann." Man sah dem Annaer förmlich an, dass er mit diesem Befehl überfordert war.
    Insgeheim ärgerte ihn dieser Umstand etwas, denn er wollte nicht dastehen, als wirkte er motivationslos oder undiszipliniert. Aber es war besser zuzugeben, dass man etwas nicht konnte, als dass man es einfach machte und sich dann richtig blamierte.

  • "Tja, nicht mal Annaeus weiß es! Dann ist es wohl müßig zu fragen, ob einer von euch eine Idee hat!" Valerian musterte die Gruppe mit grimmigem Blick. "Die Männer außen machen große Schritte, die Männer innen sehr kleine, die in der Mitte mittelmäßige. So daß die inneren fast stehen, die äußeren aber die Ecke richtig auslaufen. Und das üben wir jetzt! Pergite!" Es folgte die Schmalseite des Platzes, die nächste Ecke ließ also nicht lange auf sich warten.

  • Milo hörte dem Centurio aufmerksam zu. Die Männer außen große, die Männer innen sehr kleine, die in der Mitte mittlere Schritte, ging Milo das Erläuterte noch einmal durch, bevor der Befehl des Quintiliers über den Exerzierplatz schallte, dass jetzt geübt werden sollte.
    Die Truppe setzte sich noch einmal in Bewegung. Die nächste Ecke lag schon wieder vor ihnen, da sie sich auf der Schmalseite des Platzes bewegten.
    Milo zählte zu den Männern, die außen marschierten. Also musste er große Schritte machen. Das klappte jetzt ganz gut und die äußere Gruppe kam ohne Probleme um die Ecke. Die mittleren meisterten die Aufgabe auch, wie Milo aus den Augenwinkeln bemerken konnte. Was die innere Gruppe anbelangte, nahmen wohl einige die Aussage des Centurio fast zu stehen zu wörtlich, denn ein paar Tirones verhaspelten sich. Sie stießen mit den Rüstungen an ihre Vordermänner, da diese ihre Schritte nicht richtig vollführten. Über den Exerzierplatz schepperte es.

  • Das klappte jetzt schon wesentlich besser. Natürlich schepperte es bei denen, die nicht aufpaßten. Ein guter Hinweis, wohin der nächste Schlag gehen mußte, denn Valerian war nicht zimperlich darin, denjenigen, die aus der Reihe tanzten, eine kleine Lektion zu erteilen. Sie würden bei der nächsten Ecke umso besser aufpassen. Die Runde ließ er die Männer noch vollständig zuende marschieren, damit diese Lektion, die in Fleisch und Blut übergehen mußte, wirklich saß. Die ganze Zeit war er bei ihnen, korrigierte, wann immer es nötig war. Blaue Flecken würden sie wohl alle am Abend reichlich zu versorgen haben.

  • Sim-Off:

    Entschuldige bitte meine sehr lange Abwesenheit. Es wird nicht wieder vorkommen.


    Das Marschieren klappte jetzt, da der Centurio penibel die Fehler korrigierte. Manche der Tirones würden nach dem ersten Tag ganz schön geschafft sein und von blauen Flecken übersät ins Bett fallen.
    Auch Milo war schon hundemüde und erwartete sehnsüchtig das Ende des Tages.
    Doch noch waren die heutigen Übungen nicht vorbei und kneifen wollte er auch nicht. Manches Stöhnen war aus den Reihen zu hören.
    Nach dem Ende der Runde stellten sich die Tirones wieder in Reih und Glied auf und erwarteten den nächsten Befehl.

  • Sim-Off:

    Kann immer mal vorkommen, ging mir auch nicht besser ;)



    Die jungen Burschen gaben sich jetzt ordentlich Mühe. Es war nicht perfekt, aber für den ersten Tag schon ganz gut. Morgen würde es noch besser gehen. Dann würden auch die innen marschierenden Tirones ihre Schritte passend dosieren. Und wenn nicht, dann würde er eben nachhelfen und es ihnen beibringen.


    "Glaubt ihr, das Training heute war schon hart? Da irrt ihr euch. Ein paar Runden um den Platz sind gar nichts! Der Tag ist noch nicht vorüber! Ich möchte sehen, inwieweit ihr euch mit Ringen auskennt. Jeder von euch sucht sich einen Partner. Legt die Waffen und die Rüstungen ab." Er wartete bis alle soweit waren. "Also gut: kämpft!" Die meisten jungen Römer übten sich in den Thermen im Ringen, so daß er wohl davon ausgehen konnte, keine blutigen Anfänger vor sich zu haben. Sollten doch welche dabei sein, mußte er eben ein paar Erklärungen abgeben.

  • Bei dem Befehl zu Ringen wurde es Milo mulmig zumute. Das war nun wirklich nicht seine Disziplin. Er hatte es einmal versucht, doch war er darin so unbeholfen, weshalb er das Ringen nie wieder gewagt hatte.
    Jetzt also war der Tag gekommen, an dem er es noch einmal machen musste.
    Zusammen mit den anderen Tirones legte er die Waffen und die Rüstung ab.
    Darauf ertönte der Befehl zu kämpfen. Nun wurde es Milo gänzlich unwohl.
    Sein Gegner im Ringen baute sich vor ihm auf. Ehe es sich Milo versah, hatte sein Gegner ihn schon gepackt. Der Kampf war nur kurz, den Milo hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Er war eben wirklich ein blutiger Anfänger.
    Wie sich die anderen Tirones schlugen, konnte Milo in diesem Moment nicht wahrnehmen, da er genug mit sich zu tun hatte.

  • Als Classicus den Exerzierplatz erreichte, waren die Auszubildenden gerade am ringen.


    Einige konnten schon gut ringen, andere gingen immer wieder zu Boden.


    Nachdem der Centurio wegen anderer wichtiger Dinge den Exerzierplatz verließ, fuhr Classicus mit der Ausbildung fort.


    Er rief die Auszubildenen zusammen.


    Dann führte er zum Ringen aus


    Der gesamte Körper, vom Kopf bis zu den Füßen, gilt als Angriffsfläche. Seit Euch also nicht zuschade, den Gegner auch mal dort anzugreifen wo es weh tut! Im Kampf später könnt ihr nicht erst überlegen, wo ihr hingreift, da muss es wie ein Reflex kommen ! Alles was Euch jetzt weh tut, rettet Euch später vielleicht das Leben.


    Also nochmal.


    Classicus wartete, wie es die Jungen es nach der Ansprache anstellen würden.

  • Nanu, plötzlich stand nicht mehr der Centurio vor den Tirones. Dieser entfernte sich stattdessen und anscheinend übernahm jetzt jemand anderes die Ausbildung. Seltsam war nur, dass er sich nicht vorstellte. Milo konnte Erstaunen darüber in den Gesichtern der anderen Tirones erkennen. Er selbst musste ebenfalls ein seltsames Gesicht machen. Es musste wohl etwas vorgefallen sein, wenn der Centurio sich während einer Übung zurückziehen musste.


    Sogleich übernahm der Neue die Rolle des Centurio. Er fing an Tipps zum Ringen zu geben. Nachdem sich die Tirones alles angehört hatten, ging die Übung weiter. Es schien bei den meisten jetzt besser zu funktionieren. Doch Milo hatte immer noch Probleme und stellte sich ungeschickt an. Er wartete sehnsüchtig darauf, dass eine andere Disziplin an der Reihe war. Das Ringen musste er irgendwie lernen, doch er hatte im Moment noch keine Ahnung, wie er dies bewerkstelligen sollte.

  • REVERENTIA !!


    Classicus brülllte den Befehl, da alle noch mehr oder minder mit dem Ringen beschäftigt waren. Er wollte schauen, inwieweit die Auszubildenden schon mit dem Verständnis für Befehle waren.


    Dann wartete er was passieren würde.

  • Kaum waren die Tirones nochmals am Ringen, als auch schon die Stimme des Ausbilders weithin über den Exerzierplatz schallerte.
    Du meine Güte, hat der ein Organ, dachte sich Milo. Auch sein Gegenüber, mit dem er gerade noch das Ringen eingeübt hatte, schien ein wenig überrascht, und verdrehte die Augen. So in Schreihals, der Ausbilder. Plötzlich standen alle Tirones still. Niemand konnte mit dem Befehl etwas anfangen, das sah Milo deutlich, denn alle standen ratlos herum, nur die Stimmgewalt hatte sie dazu gebracht, innezuhalten. Einer tuschelte seinem Gegenüber kaum hörbar zu:[SIZE=7] "Was war das, hast du eine Ahnung?"[/SIZE] Doch dieser schüttelte nur den Kopf und wartete genauso wie alle anderen, was als nächstes passieren würde.

  • Classicus bmerkte, dass er zwar augenblicklich die Aufmerksamnkeit der Tirones erlangt hatte, aber mit dem Befehl wussten sie offenbar nichts anzufangen.


    REVERENTIA bedeutet, dass ihr die Grundstellung einzunehmen habt, mit Ausrichtung auf den Befehlshaber, also jetzt zu mir. entgegnete er jetzt in sachlich ruhigem Tonfall. Die Jungs waren ja in der Ausbildung.



    Reverentia wiederholte er jetzt 3 Oktaven leiser.

  • Als Valerian auf den Exerzierplatz zurückkam, hörte er den Befehl seines Optios schon von weitem. Innerlich mußte er grinsen. Fast wie der „Schreihals“ damals. Artorius Reatinus. Inzwischen war der Mann Praefect in Aegyptus. Schnell legte Valerian wieder eine neutrale Miene auf, bevor er an seine Ausbildungsgruppe herantrat.


    Der Optio erklärte gerade den soeben erteilten Befehl und Valerian wartete, bis die Männer diesem nachgekommen waren. Dann wandte er sich an seinen Optio. „Ich übernehme dann wieder, danke, daß Du mich vertreten hast. Wie ich sehe, kann ich auf Deine Unterstützung bei der Ausbildung bauen.“ Er nickte seinem Unteroffizier anerkennend zu und schritt dann die Ausbildungsgruppe entlang. „Ringen wird auf dem Schlachtfeld natürlich nicht vorkommen. Trotzdem solltet ihr euch in dieser Disziplin auch in eurer Freizeit üben. Es trainiert eure Körper, es schult eure Aufmerksamkeit und eure Fähigkeit, die Schwächen eurer Gegner zu erkennen.“ Die meisten hatten obendrein Spaß am Ringen,deshalb zweifelte Valerian nicht daran, daß seine Worte auf fruchtbaren Boden fielen.


    „Die Stärke der römischen Legion ist der Kampf in der Einheit, die Geschlossenheit der Truppe, die Tatsache, daß wir als funktionierende Gruppe kämpfen und nicht als eine Gruppierung von Einzelkämpfern. Wir hier bei den Cohortes Urbanae müssen aber beides gleichermaßen beherrschen. Wir müssen die Zusammenarbeit genauso erlernen wie den Einzelkampf. Dazu nicht nur in Rüstung, sondern auch in Zivilkleidung, da wir oft genug, gerade innerhalb des Pomeriums, in zivil auftreten und unsere Waffen nur verborgen tragen. Wer von euch kann mir sagen, was man unter dem Begriff Pomerium versteht?“

  • Offenbar hatte der Ausbilder bemerkt, dass die Tirones mit seinem Befehl nichts anfangen konnten, denn er erläuterte ihn jetzt. Und das in einer geringeren Lautstärke, wa für die Ohren sehr viel angenehmer war. Die Auszubildenden nahmen dies auch zur Kenntnis, wie man unschwer an ihrer Körperhaltung erkennen konnte. Alle nahmen die Grundstellung ein und drehten sich in Richtung des Ausbilders.
    Als sie schließlich die Grundstellung wieder eingenommen hatten, bemerkte Milo, dass Centurio Quintilius wiederkam. Das ging aber schnell, fuhr es ihm noch durch den Kopf. Er nahm es zufrieden zur Kenntnis, dass der Centurio wiederkam, schließlich war es bedeutend einfacher, sich nur mit einem Ausbilder herumzuschlagen. Doch vielleicht kam er gar nicht zurück, um wieder zu übernehmen, das konnte ja auch sein. Also warteten die Tirones bis Centurio Quintilius herankam.
    Also doch, er würde also wieder ablösen. Erleichterung machte sich bei Milo breit. Noch ein, zwei Sätze folgten zum Ringen, dann ging es auch schon weiter. Milo fiel ein Stein vom Herzen, Ringen war einfach nicht sein Ding. Er musste sich allerdings etwas einfallen lassen, denn wenn er bei den Urbanae was werden wolllte, konnte er sich nicht vor dem Ringen drücken.
    Anscheinend kam jetzt noch einmal etwas Theoretisches, denn Centurio Quintilius fing an von der Geschlossenheit der Urbanae als Gruppe zu erzählen und schließlich von der Kleiderordnung.
    Das war alles sehr interessant und Milo hörte aufmerksam zu. Ein paar Tirones waren anscheinend mit den Gedanken nicht beim Centurio, sie tuschelten und murmelten untereinander.
    Das Pomerium also. "Centurio Quintilius", meldete sich Milo zu Wort, " das Pomerium ist die juristische und sakrale Grenze der Stadt Rom. Das Pomerium nimmt nur einen kleinen Teil des Stadtkerns ein und ist auch nicht von einer Stadtmauer umgeben, sondern nur durch cippi kenntlich gemacht." Erst einmal war Milo wieder still, wenn der Centurio dazu noch etwas wissen wollte, würde er sicher nachhaken.

  • Die Männer hatten die Grundstellung ordentlich eingenommen. Valerian ließ den Blick immer wieder über die Ausbildungsgruppe gleiten. Eigentlich sollten alle Männer die Antwort auf seine Frage wissen, doch wieder einmal traute sich kaum einer, das Wort zu ergreifen. Aus lauter Angst, etwas Falsches zu sagen. Dabei hatte Valerian noch nie einen Mann wegen Unwissenheit bestraft, sondern immer nur daran gearbeitet, die Wissenslücken zu schließen. Annaeus antwortete, wie so oft. Der Junge war pfiffig und auch nicht ungeschickt. Er würde ihn im Auge behalten. Weniger erfreut war er über die Störenfriede, die untereinander tuschelten. Diese Disziplinlosigkeit wurde sogleich mit ein paar Schlägen geahndet. Wortlos. Die Männer verstummten sofort.


    „Sehr gute Antwort, Annaeus. Innerhalb des Pomeriums ist es nicht gestattet, Waffen zu tragen. Die einzigen Ausnahmen sind wir und die Kameraden der Garde. Aber auch wir sollten normalerweise die Waffen nicht offen tragen. Das klingt leichter, als es ist. Deshalb werden wir es üben. Morgen tretet ihr in Tunika und Toga an, die Waffen sind mitzubringen. Wir werden üben, die Waffen verborgen zu tragen, wir werden in Toga rennen und klettern. In Toga zu kämpfen werden wir allerdings erst üben, wenn wir uns eingehender mit dem Gladius befaßt haben.“ Wohl die wenigsten hätten mit solcher Aufgabenstellung gerechnet und Valerian schaute neugierig nach den Reaktionen der Männer. „Jetzt werdet ihr noch drei Runden um den Platz drehen und das war es dann für heute. Wer die drei Runden beendet hat, kann den Platz verlassen. Abite.“ Natürlich ging er nicht weg. Er schaute den Männern beim Laufen zu und ging erst, nachdem auch der Letzte seine Runden beendet hatte. Nicht ohne sich zu merken, wer das war.


    Am nächsten Morgen trat auch Valerian in ziviler Kleidung auf dem Exerzierplatz an. Er trug ein Kettenhemd zwischen zwei Tuniken, um zu demonstrieren, daß man sich damit einigermaßen unauffällig schützen konnte. Er war schon gespannt, wie die jungen Männer sich anstellen würden, wenn es darum ging, die Waffen so unauffällig wie möglich zu tragen. Um zu sehen, wie sie sich auf diesen Ausbildungstag vorbereitet hatten, war er etwas früher hergekommen. Außerdem würde es ihnen Beine machen, wenn sie sahen, daß er schon da war. Das konnte ja nie schaden.

  • Nachdem die Störenfriede gemaßregelt worden waren führte der Centurio noch Näheres zum Pomerium aus. Die Tirones hörten aufmerksam zu. Das versprach interessant zu werden morgen. Und außerdem war es bestimmt angenehmer als in voller Rüstung anzutreten, wenn man nun Tunika und Toga anziehen sollte. Milo konnte sich allerdings beim besten Willen nicht vorstellen, wie man in Toga klettern sollte. Laufen ging einigermaßen, das hatte Milo schon des Öfteren selbst gemacht, doch klettern war schwieriger. Die Toga anzulegen war jeden Morgen eine Prozedur, die sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Alleine war es sowieso kaum möglich, deshalb musste immer ein Sklave helfen. Er war schon gespannt, wie er morgen früh dies bewerkstelligen sollte ohne Sklave. Die Waffen in einer Toga zu verbergen war normalerweise nicht unbedingt ein Problem, schließlich gab es darin genügend Falten, in denen man eine kleine Waffe leicht verschwinden lassen konnte. Aber vielleicht hatte der Centurio noch andere Techniken, das blieb abzuwarten. Auch die anderen schienen sich für diese Aufgabe zu interessieren, wie man an ihren Gesichtern ablesen konnte.
    Milo hatte genug für heute, er war müde und durstig, deshalb war er froh, als das Ende des Ausbildungstages angekündigt wurde. Die Tirones liefen noch drei Runden um den Platz, Milo nicht ganz vorn, aber auch nicht ganz hinten, bevor sie den Platz verließen. Der Centurio sah ihnen beim Laufen zu und beobachtete alles sehr genau. Vielleicht würde er morgen dazu noch etwas sagen.


    ***************************


    Am nächsten Morgen war Milo zeitig auf den Beinen, denn er wollte sich angemessen auf diesen Tag vorbereiten. Er zog zunächst seine Tunika an. Schon gestern Abend hatten sie im Contubernium beschlossen, dass seine Kameraden und er sich gegenseitig dabei halfen, die Toga anzulegen. Nachdem sie damit fertig waren, was sehr lange Zeit in Anspruch nahm, griff Milo noch zu seinen Waffen und begab sich mit seinen Kameraden zum Exerzierplatz. Der Centurio war schon da, wie sie von weitem sehen konnten, deshalb ging es im Laufschritt dorthin. Sie waren noch nicht die Letzten, denn erst nach und nach füllte sich der Platz.

  • Wie erwartet sorgte der Anblick des Centurios für Eile bei den Tirones. Ein Schmunzeln unterdrückend musterte er die Männer, die nun so ungewohnt in Toga vor ihm standen. Wie er von ihnen erwartet hatte, hatten sie sich gegenseitig beim Anlegen des etwas umständlichen Kleidungsstückes geholfen. Sie sahen jedenfalls alle ausgehfähig aus.


    „Salvete!“, grüßte Valerian seine Ausbildungsgruppe, nachdem sie ordnungsgemäß angetreten waren. „In einer Toga über das Forum zu schreiten, ist nicht schwer. Damit schnell zu rennen oder gar über ein Hindernis zu springen oder zu klettern, ist eine echte Herausforderung. Ihr werdet zum Aufwärmen zwei Runden um den Platz laufen. Danach werdet ihr diesen kleinen Hindernislauf versuchen.“ Er hatte allerlei Dinge auf den Platz schaffen lassen. Einen alten Karren voller Steine, ein Haufen Stroh, eine Bretterwand, hin und wieder ein quergespanntes Seil und an einer Stelle auf dem Parcours war der Platz sehr matschig. Es ging einfach darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie sie mit der Toga umgehen mußten, um derlei unerwartete Hindernisse ohne großen Zeitverlust überwinden zu können. Er gab den Befehl zum Loslaufen und schaute dann zu, wie die Männer sich so schlugen.

  • Mittlerweile waren die Tirones alle angetreten. Während sie dem Centurio zuhörten, schauten sie sich um. Bei dem Anblick des Parcours und den Erläuterungen dazu, ging ein Raunen durch die Menge. Na, das kann ja heiter werden, dachte sich Milo.
    Es half nichts, die Übungen gingen los. Zwei Runden um den Platz. Was gestern noch wegen der Rüstung schwierig war, erwies sich mit Toga mindestens genauso schwierig. Das Laufen war darin fast unmöglich für Ungeübte. Einige Tirones strauchelten, schafften aber weiterzulaufen ohne hinzufallen.
    Danach kam der Hindernislauf. Milo schaute sich noch einmal um, was es alles zu überwinden galt. Er hatte keine Ahnung, wie er die einzelnen Hindernisse bewältigen sollte. Um zu sehen, wie es die anderen machen, hielt er sich etwas im Hintergrund. Die Gruppe war am Karren voller Steine angekommen und sogleich wurde ein Problem offenbar. Ein Tiro verhedderte sich beim Überspringen. Ein Togazipfel klemmte sich zwischen zwei Steinen ein und der Tiro schlug mit dem Gesicht nach vorn auf den Boden. Es würde sich zeigen, ob für heute nicht seine Ausbildung zu Ende war, ob er sich ernsthaft verletzt hatte. Nachdem es alle anderen über das erste Hindernis geschafft hatten, ging es zum zweiten. Der Strohhaufen stellte kein Problem dar und auch die Bretterwand war zu überwinden. Milo lief weiter und kam jetzt zu den Seilen. Er dachte, er hätte sie schon überwunden, als er beim letzten etwas übermütig wurde und mit dem rechten Fuß nicht drüberkam. Milo stolperte und kam ins Straucheln, fing sich aber gekonnt noch einmal auf. Jetzt noch der Matsch und es war geschafft. Milo lief darauf zu, erreichte die Stelle, setzte die Füße darauf.... und rutschte weg. Ehe er es sich versah, lag er im Dreck, mit dem Gesicht nach vorn und verfluchte den Tag. Er hatte es geschafft, sich vor allen lächerlich zu machen. In dem Moment war es ihm auch egal, dass noch einigeTirones dasselbe Schicksal erleiden mussten.

  • Jeder dieser Männer hatte schon jahrelang eine Toga getragen, bevor er zum Militär ging. Deshalb hatten die meisten wohl auch gehofft, leichter durch die Aufgabe durchzukommen. Valerian schmunzelte leicht, als er die verdutzten Gesichter derer sah, die völlig unverhofft auf der Nase landeten. Gleich zu Anfang erwischte es einen der jungen Männer heftig. Doch es war nicht so schlimm, wie es am Anfang ausgesehen hatte. Die Nase blutete etwas, doch der Blutfluß hörte schnell wieder auf und die restlichen Schrammen waren harmlos. Nach einigen Minuten konnte der Tiro weitermachen.


    Nachdem die Ausbildungsgruppe wieder angetreten war, ergriff Valerian wieder das Wort. "Viele Verbrecher sind keine römischen Bürger, haben dann also den Vorteil, ohne Toga rennen zu können. Deshalb werden wir ab und an solch einen Übungstag in Toga einschieben. Ich erwarte allerdings auch, daß ihr hin und wieder in eurer freien Zeit eigenständig übt. Diesen Parcour werdet ihr jetzt noch zwei mal ablaufen. Lernt, mit diesem unpraktischen Kleidungsstück in jeder Lebenslage klarzukommen. Glaubt nicht, daß ihr nie wieder hinfallen werdet. Egal wie viel ihr übt, es kann euch wieder erwischen. Doch viel Übung kann helfen, solche kleinen Unfälle seltener vorkommen zu lassen."


    Er wartete, bis die jungen Männer die Aufgabe erfüllt hatten und ging dann zur nächsten Aufgabe über. "Ich möchte nun sehen, wie ihr euer Schwert und euer Messer unauffällig unter der Kleidung unterbringt. Denkt daran, daß ihr sie unter Umständen schnell ziehen können müßt."

  • Derweil hatte sich Milo wieder aufgerappelt und trat wieder an. Na toll, jetzt hatte er nach diesem Tag etwas zusätzlich zu tun. Er musste schauen, wie er die Toga wieder von dem ganzen Schmutz reinigte.
    Während er noch darüber nachdachte, wie er das anstellen konnte, gab der Centurio weitere Befehle. Anscheinend hatte er vor, öfter solche Übungen mit Toga zu machen. na wenigstens hatte es den Vorteil, dass man es dann vielleicht irgendwann gelernt hatte, nicht mehr hinzufallen. Das eigenständige Üben passte Milo nicht, weshalb er ein kaum hörbares Grunzen ausstieß, woraufhin sein Nebenmann ihn mit seinem Ellbogen in die Seite boxte. "Psssst!!!!!", bemühte er sich leise zu sein, was ihm aber nicht gelang.


    Beim zweiten und dritten Versuch klappte es schon deutlich besser. Einige vielen immer mal wieder hin. Aber je öfter man es übte, um so besser kam man bestimmt damit zu recht. Dies hatte Milo im Gefühl.


    Bei der nächsten Übung ging es um die Waffen. Milo hatte gehört, dass man die Waffen am Besten in den Falten der Toga unterbringen konnte. Er entschied sich, das Messer in einer Armfalte zu verstecken. So konnte er es bei Bedarf am schnellsten zur Hand haben. Mit dem Schwert war es schwieriger. Er konnte es schlecht zwischen Tunika und Toga im Hosenansatz verstauen, denn es durfte ja auch nicht beim Gehen hindern. Deshalb hielt er das Schwert und schaute in die Runde. Viele hatten immer noch mit dem Messer zu kämpfen. In dem Moment schallerte es laut über den Exerzierplatz: "Auaaaaaaaaaaaa!!! So ein verdammter Mist!!!!!!" Milo schaute in die Richtung, aus der das Gebrüll kam und sah, dass sich ein Messer in den Fuß eines Tiro gebohrt hatte. Anscheinend war das Messer aus der Toga gefallen. Doch Milo hatte genügend mit sich zu tun, er wusste immer noch nicht, wie er das Schwert verstauen sollte. "Centurio Quintilius, mit dem Schwert weiß ich nicht weiter!!!, wandte er sich an den Ausbilder und suchte ihn zu entdecken. Irgendwie hatte er ihn aus den Augen verloren.

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