Durch die verwinkelten Gänge des flavischen Amphitheaters hinab gelangten die beiden jungen Patrizier völlig unbehelligt, zu sehr waren alle mit dem laufenden Kampf beschäftigt, bis zu den Porticus des Eingangsbereiches, von wo nun der Weg ins Freie offen stand. Die warme Nachmittagssonne kitzelte Flaccus ein wenig an der Nase, als er blinzeln musste, um seine Augen an das Licht zu gewöhnen. Planlos überließ er es seinen Schritten, die Richtung des Weges vorzugeben, und widmete sich lieber seiner anmutigen Begleitung. „Es ist ein tolles Gefühl, mal ohne den ganzen Rattenschwanz an Sklaven unterwegs zu sein!“, sprachs und machte einen hastigen Satz zur Seite, der ihn im letzten Moment davor bewahrte, in die Hinterlassenschaft eines räudigen Straßenköters zu treten, die jener demonstrativ auf der Straße platziert hatte, als um dadurch seine Besitzansprüche über dieses Gebiet zu untermauern. Mit einem Grinsen schloss er wieder auf. „Andererseits hat die Sänfte doch auch ihre Vorteile …“ Zumindest konnte man sich derartige Aktionen ersparen.
Flaccus registrierte, dass sie den Weg Richtung Esquilin eingeschlagen hatten, und sich in schrägem Winkel vom Forum Romanum entfernten. Es war ihm gleichgültig. Er genoss es, sich einmal ohne konkretes Ziel durch die Straßen Roms treiben zu lassen, umso mehr, da er sich dieser Freiheit in Gesellschaft einer jungen Frau hingeben konnte. Die Straßen und Plätze waren beinahe verwaist, viele Geschäfte geschlossen, schien doch ein großer Teil der Bürger den Schauspielen im Amphitheater beizuwohnen. An einer Ecke nach den Thermen des Titus bogen die beiden in eine schmälere Seitengasse ein, aus der eine angenehme Melodie zu hören war. In einem Hauseingang saß ein kleines Mädchen, in eine schmutzige Tunica gekleidet, die wohl vor langer Zeit einmal safrangelb gewesen sein mochte, und blies auf einer tibia ein munteres Liedchen. Als sie das sich nähernde Pärchen bemerkte, sprang sie auf und hopste ihnen entgegen. Munter tanzte sie um Flora und Flaccus herum, während sie ihre kecke Melodie weiterspann. Lachend brachte der junge Flavier ein paar Asse zum Vorschein und hielt sie der jungen Künstlerin unter die Nase. Die erwiderte das Lächeln schelmisch, griff flugs danach und hüpfte nach einer flüchtigen Verbeugung wieder zurück zu ihrem schattigen Plätzchen im Hauseingang.