Hortus | Morgenstimmung

  • Die Vögel zwitscherten, als Piso das Haus etwas unelegant in Richtung Garten verließ. Fast wäre er über die Schwelle gestolpert, als er nach draußen trabte, von seinem Zimmer kommend, wo er bis eben noch krank darniederlegen war. Verdammte Sandalen... geschlossene Schuhe musste man tragen, diese Halbschuhe hier luden doch nur zum Stolpern ein. Grummelnd trottete er in den Garten hinaus, vorbei am Gestrüpp und an einer Statue von Mars, welcher bedrohlich sein marmornes Schwert in die Höhe reckte, bereit scheinend, die Feinde der Flavier in den Staub zu werfen.
    Der Kiesel knirschte unter seinen Füßen, als der Flavier vorwärts schritt, stehen blieb, hustete, um sich schaute und sich dann wieder in Bewegung setzte, grimmig und entschlossen, seine Beine wieder zu gebrauchen, unbenommen der Tatsache, dass ihn die Grippe gepackt hatte.
    “Ist schon wieder besser...“, behauptete er halblaut zu sich selber—gut, dass er alleine war.
    Wenn man die Präsenz des Sklaven links von ihm nicht einbezog. Ein Sklave aus der flavischen Zucht—wie hieß der nochmal? Was Punisches. Gecko? Gucki? Nein, Gisco.
    “Gisco, ich habe einen Auftrag. Geh zu meiner Frau und sag ihr, ich möchte sie gerne hier sprechen.“ Der Punier spurte nicht sofort. “Na los! Beweg dich!“
    Erst jetzt nickte Gisco, ein Mann mit einer sehr langen Leitung, und galoppierte los, richtung Cubiculum der Domina.
    Piso seufzte und setzte sich hernieder, auf einen Hocker, welcher im Garten stand. Ein Stück von einem Baumstamm war es—Natürlichkeit war das Gebot der Stunde.
    Der Flavier blickte hinauf gen Himmel und schaute sich die Vögel an, welche dort oben herumflogen, und begann, gedankenverloren vor sich hinzupfeifen, in einem seltenen Beispiel von jemandem, der nciht äußerst guter Laune war, sondern mit den Gedanken nur unendlich weit weg und sich für ein paar Augenblicke einbildend, er sei ein Vogel.
    Folgerichtig schreckte er auf, als er merkte, wie übelst bescheuert das klang. Vielleicht sollte Piso mal wieder ein Gedicht schreiben, um seiner Kreativität ein Ventil zu verschaffen. Ihm fiel das Gedicht ein, welches er mal zusammengepatzt hatte, eines über Lucretia. Er hatte die Lust daran verloren, es weiterzuschreiben, auch wenn er das Ende und den Beginn schon kompositioniert hatte.
    Vielleicht würde es ihm auch gut tun, mal wieder unter die Menschen zu kommen, aber nun ja, Prisca würde hoffentlich eh gleich einmal auftauchen.

  • "Wie bitte? Mein Mann ist im Garten!? Seit wann? Und warum sagt mir niemand, dass er aufgestanden ist?" Prisca fixierte den Sklaven mit strenger Miene, der die Nachricht soeben überbracht hatte. Gumpi, Guppi, Gucci oder so ähnlich hatte der Name jenes armen Tropfs gelautet, der nun den Unmut der Aurelia zu spüren bekam. "Ehm, aber deshalb schickt er mich doch zu dir, Herrin, um dir das mitzuteilen, dass er dich gerne ….", begann der Punier etwas ratlos zu stottern, weiter kam er aber nicht, da Prisca ihm mit einer Handbewegung über den Mund fuhr. "Sei still! Ich will nicht erst dann informiert werden, wenn etwas längst passiert ist, Ich will es schon vorher wissen! … Egal, um was es sich handelt, haben wir uns verstanden!, belehrte die Aurelia den Sklaven und so wie sie es sagte, meinte sie es im Grunde auch. Schließlich hätte ein dienstbeflissener Sklave ihr schon längst mitteilen können, dass ihr kranker Göttergatte sich endlich wieder regte, noch ehe dieser überhaupt eine Zehe vor das Bett setzen könnte. Aber egal, dieses Sklavenpack dachte eben nicht mit und das war andererseits auch wieder gut so. Also ließ Prisca den verdatterten Sklaven einfach stehen und schritt an ihm vorbei in Richtung Garten los.


    Kurz darauf erreichte Prisca die Stelle, an der sie ihren Mann wähnte, da von dort ein leises Pfeifen zu vernehmen war. Er pfeift? Oh, dann scheint es ihm wirklich wieder besser zu gehen, freute sich Prisca als sie schließlich seiner Gestalt gewahr wurde. Etwas schief und verloren saß er da auf einem Baumstumpf und mit dem Rücken zu ihr. "Aulus!", rief Prisca seinen Namen aus und überwand mit leichtfüßigen Schritten die letzte Distanz zu ihm, um sich sogleich vor ihm auf dem weichen Rasen nieder zu knien"Mein Liebster, ", mit besorgter Miene sah Prisca hoch zum ihm, seine Hände mit den ihren suchend und ein eher zaghaftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Noch war sie ein wenig schockiert über den Anblick ihres Mannes, wie er da zerzaust, mit fahler Gesichtsfarbe und eingefallenen Wangen vor ihr saß, aber kein Wunder nach einer so langen Grippe. "Wie fühlst du dich? Ich bin so froh!... Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht", fügte Prisca noch schluchzend hinzu, denn ihr fiel wirklich ein Stein vom Herzen ihn (zumindest ansatzweise) wieder unter den Lebenden zu wissen.

  • Piso rieb sich am Ohr, als er in den Himmel starrte und die Vögel weiter beobachtete. Ein Schmunzeln zierte seine Lippen. Endlich wieder an einem vernünftigen Platz. An einem Platz, wo es nicht nach Schweiß und Krankheit müffelte, sondern wo es frische Luft gab. Geradezu himmlisch... gierig sog er den Duft ein. War das... ah. Lilien. Nicht übel.
    Und dann hörte er es hinter sich. Ein Ruf. Aulus. Ah ja, das war sein Name, dachte er sich, aufnahmefähig wie stets, und richtete sich ein wenig auf. Aus den Augenwinkeln sah er, von wem der Ruf gekommen war. Von seiner Frau. Sehr schön, dieser Sklave hatte tatsächlich Folge geleistet. Sowas mochte man, sowas mochte man sehr.
    “Prisca!“ Die Nennung des Namens klang wie ein Jubeln, ein Jauchzen. Er raffte sich empor und blickte sie mit einem Lächeln an. Prisca kam geradwegs auf ihn zugestürzt, umarmte ihn, und schien vor lauter Freude direktgehend zu weinen. Hach, sie war soooo süß. Auf Pisos Gesicht erschien ein warmes Lächeln, welches aber auch Schadenfreude gegenüber allen ausdrückte, die mindere Eheweiber erhalten hatte. Nehmt das, ihr Versager, die mich einen schlechten Künstler nennt! Meine Frau ist besser als eure, also geht dorthin, wo der Pfeffer wächst!
    Mit sanfter Stimme wandte er sich dann wieder ihr zu. “Ich... ich fühl mich gut. Ganz ehrlich! Komsich, gestern liege ich noch im Bett und fantasiere. Weißt du, ich habe fast geglaubt, ich hätte Besuch von meinem Vater. Habe echt gelaubt, ich hätte seine Stimme gehört. Na, das wäre was gewesen!“ Theatralisch verdrehte er seine grauen Augen. Prisca war womöglich nicht entgangen, dass Piso von seinem Vater wenig hielt. Was er niemanden verriet, war, was der Grund für seinen unterdrückten Hass war—Aetius hatte seine Mutter ermordet. Hätte er dies nicht herausbekommen, wäre es bei Ablehnung und Geringschätzung geblieben, aber so entwickelte sich nun Hass—per definitione eine Obsession, eine Krankheit, fast ähnlich eines Geschwüres.
    “So nett, wieder mit dir im Garten sitzen zu können.“ Er seufzte, als er seine Frau liebevoll streichelte. “Weißt du was? Ich habe mir gedacht, hier...“ Er deutet vage nach vorne “gehört ein Löwe hin. Ein richtig großer, aus Stein. Mit seinem Rachen als Brunnen gestaltet!“ In Pisos Augen blitzte es auf, wie stets, wenn er ästhetische Überlegungen hatte, doch dann kam es ihm, dass er was vergessen hatte.
    “Wie geht es eigentlich dir, Prisca? Ich habe so wenig mitbekommen von der Welt da draußen... irgendwie war es, als ob meine Ohren voller Watte gewesen wären... uff...“ Er grinste ein bisschen belämmert.

  • Mit einem Seufzer der Erleichterung vernahm Prisca seine Stimme, glücklich darüber, dass es ihm wieder besser ging und vergessen waren mit einem Mal die Tage und Nächte voller Sorge um ihn. Eine schlimme Zeit war das gewesen, in der sie nichts weiter für ihn hatte tun können außer zu beten, dass die Künste der Ärzte sein Fieber irgendwann zum sinken brächten. Und es hatte geholfen, den Göttern sei Dank!, seine Krankheit letztendlich zu besiegen. "Ich weiß, … du warst tagelang nicht ansprechbar und niemand, außer den medici, durfte dein Zimmer betreten. Nicht einmal ich. Also sei unbesorgt was deinen Vater betrifft. Er war zu keiner Zeit in deiner Nähe, als es dir so schlecht ging.", versuchte Prisca seine augenscheinliche Aversion gegenüber seinem Vater als eine Fieberhalluzination ab zu tun, ohne weiter darüber nach zu denken, warum Aulus seinen Vater eigentlich nicht leiden konnte. Den Grund dafür kannte sie nicht und bislang hatte sie nie danach gefragt - so auch jetzt nicht. Viel wichtiger war es im Moment ihrem Mann zur Seite zu stehen und dafür zu sorgen, dass er sich nicht übernahm bis er wieder völlig genesen wäre.


    Allerdings schmiedete Aulus schon wieder Pläne und sein erstes Vorhaben war ...Ein Brunnen? …Er will hier einen Brunnen in Form eines Löwen bauen lassen? Zugegeben, die spontane Eingebung ihres Mannes ließ Priscas Augenbrauen überrascht nach oben wandern. Allerdings nur flüchtig, denn mit einem kurzen Rundumblick fand die Aurelia den Gedanken durchaus …. "Eine wundervolle Idee, Aulus! … Ein Löwenbrunnen, hier an dieser Stelle. Das würde wirklich sehr gut passen. " Ja, doch! Die Vorstellung eine Löwenbrunnens gefiel Prisca wirklich gut und nicht nur, weil der Löwe das Wappen der Aurelier zierte. Nein, sie fand wirklich Gefallen daran, denn dieser idyllische Ort hier verlangte geradezu nach einer derartigen Skulptur, doch ehe die Aurelia weiter auf die Idee ihres Gatten eingehen konnte, stellte dieser schon die nächste Frage.


    Wie es mir geht? Wie lieb von ihm mich ausgerechnet jetzt danach zu fragen"Es geht mir gut! Jetzt, da ich meinen geliebten Ehemann endlich wieder habe", entgegnete Prisca ihrem Mann mit einem verheißungsvollen Blick und sogleich erlöste sie ihn von seinem leicht belämmerten Grinsen, indem sie seine Lippen mit den ihren versiegelte und mit ihrer Zunge verspielt einen leidenschaftlichen Kuss einforderte. Oh ja, sie hatte ihn und ihre Zweisamkeit (bei der sie nur selten von einander lassen konnten) wirklich sehr vermisst und in dem Zusammenhang wusste Prisca eine Neuigkeit, die sie ihrem Mann schon seit Wochen hatte verkünden wollen. "Aulus!? … Ich ich muss dir unbedingt etwas sagen. Aber, … du darfst es momentan auf keinem Fall weiter erzählen, …ja?", begann Prisca deshalb mit einer Bitte (und mit einem eindringlichen Blick) ganz geheimnisvoll um die Aufmerksamkeit ihres Mannes heischend, nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten und sie wieder zu Atem gekommen war.

  • ”Ah. Gut. Gut, gut gut.” Pisos Stimme klang leicht geistesabwesend. Ausnahmsweise jedoch rührte seine Gedankenabwesenheit nicht vom Gedanken an überaus ästhetische Zusammenhänge, welche sich einfachen Laien nicht erschlossen (und auch nicht Professionellen), sondern von durchaus simpleren Sachen. Namentlich der Gedanke an seinem Vater. Ein Gebet an Mars, dem Beschützer seiner Gens, dass der weg war! Seine Abscheu gegenüber seinem Vater war nur noch gewachsen dadurch, dass er seine Schwester an diesen unmöglcihen menschen verramscht hatte... aber seine Gedanken behielt er bei sich. Er hatte schon damals, im Theater, ein Fiasko veranstaltet; er wollte jetzt nicht schon wieder was anfangen, indem er sich über einen Aurelier despektierlich äußerte. Nein, Klappe halten und nichts sagen war seine Strategie für jetzt. Also nickte er nur weise und räusperte sich, ganz so, als pflegte er weise Gedanken in seinem Schädel.
    Prisca war wohl ein bisschen überrascht von seiner Idee mit dem Löwenbrunnen, wohl auch, weil seine Idee wohl ein wenig... nun ja, komisch daherkam, besonders, wenn man bedachte, dass er das Thema komplett willkürlich angeschnitten hatte. Doch der Gedanke ließ ihn nunmehr nicht los.
    “Ganz genau, ein Löwe! Aus Stein gemeißelt. Er hockt über einem von ihm erjagten Hirsch. Das Geweih würde natürlich auch genuau herausgemeißelt sein! Der Hirsch liegt am Boden, der Löwe hat seine Krallen in den Kadavaer hineingegraben und beugte sich über das Tier, um es zu fressen! Und sein Mund bildet eine Röhre. Irgendwo am Hinterkopf kommt sie wieder raus—dort steckt man eine Röhre hinein, durch welches das Wasser aus dem Mund herausfließen kann. Das wäre doch eine Bombenidee!“ Begierig nach einem Wort des Lobes blickte er seine Frau an.
    Piso konnte ein Grinsen sich nicht verkneifen, als Prisca ihre Antwort in eine Lobesrede an ihren Mann verpackte. Unglaublich, dachte er sich selber. Geliebt zu werden, welch rares Gefühl! Besonders für ihn, der als Halbwaise aufgewachsen war und stets an einem (gefühlten) Liebesdefizit zu leiden gehabt hatte. Archias‘ und Veras Tod damals hatten ihm die einzigen Menschen genommen, zu welchen er eine tiefe Bindung gespürt hatte. Doch nun war Prisca da, und alles war gut. Zumindest, sobald diese vermaledeite Krankheit endlich vollständig auskuriert war!
    Dann vernahm er seinen Praenomen. Was war nun wieder los? Er legte seine Stirn in bedeutungsschwangere Runzeln, als er ihre Bitte hörte.
    “Ich schweige wie ein Grab. Was ist denn los?“ Besorgnis konnte man ihm durchaus anhorchen, auch wenn innerlich bereits in seinem Hirn all die Möglichkeiten durchrasten. Konnte es sein, dass sie mit diesem Weibsbild, dieser Germanica, dieser gewesenen Spielfrau, was ausgeheckt hatte? Denn Piso war nicht entgangen, dass Prisca dieser sich stets in die Mitte des gesellschaftlichen Lebens zu drängen verstehende Dame durchaus nahe stand.

  • Wie lange beschäftigte diese Idee ihren Mann eigentlich schon, wunderte sich Prisca ein wenig, war er doch erst wenige Stunden wieder auf den Beinen?! Dafür waren seine Vorstellungen von der Umsetzung des Brunnen schon sehr konkret, sodass Prisca regelrecht Mühe hatte seinen Ausführungen bildhaft zu folgen. Ein Löwe, der über einem erlegten Hirsch hockt und diesen fressen will? … hm, wird das nicht etwas zu …überladen für einen Brunnen?… Und, wo soll diese Röhre rein und raus? Spritzt das Wasser dann nicht genau auf den toten Hirsch. Das sähe ja aus, als würde der Löwe sich übergeb ... Na so ganz überzeugt war die Aurelia von dem imaginären Abbild des "Löwenmahls" nicht, doch lag es ihr fern ihrem Mann gerade jetzt zu widersprechen. Er war doch so begeistert von seiner Idee und sah so glücklich drein! Naja, vielleicht sieht es in Wirklichkeit ja gar nicht so schlecht aus "Ja dieser Brunnen wird ein bombastisches Kunstwerk abgeben werden, Aulus. ", nickte Prisca deshalb zustimmend und mit einem feinen Lächeln auf den Lippen um ihm zu zeigen, dass sie völlig seiner Meinung war. "Das Beste wird sein, ich schicke dir umgehend meinen Sklaven Patraios, dann kannst du ihm deine Entwürfe im Detail erläutern, in Ordnung?!", beschloss die Aurelia (trotz der Fragestellung) das weitere Vorgehen kurzerhand, denn außer ihrem griechischen Kuschellöwen käme - zumindest ihrer Ansicht nach - niemand mit entsprechenden künstlerischen Fähigkeiten in Frage. Wozu einen Steinmetz bezahlen wollen, wenn man geeignete Sklaven hatte? Von ihrer Seite aus war damit das Thema vorerst abgeschlossen, bis sie irgendwann das Ergebnis würde sehen können. Ach ja, apropos Ergebnis ...


    "Oh, es … es ist nichts schlimmes, absolut nicht!", schickte Prisca schnell voraus, als sie die sorgenvolle Miene ihre Mannes bemerkte und zögerte aber noch einen Moment. Wäre der richtige Zeitpunkt es ihm zu sagen? Oder soll ich lieber doch zuerst das Opfer darbringen, um sicher zu gehen? … Was, wenn es nicht angenommen wird? Prisca war sich nicht sicher und keinesfalls wollte sie ihren Mann enttäuschen. Andererseits konnte sie es kaum erwarten ihm diese freudige Nachricht mitzuteilen., schließlich waren ihre gemeinsamen ehelichen "Bemühungen" (vor seiner Krankheit) ja nun nicht gerade spärlich gesät gewesen und irgendwann mussten diese einmal Früchte tragen. "Meine … Blutung, sie ... sie ist ausgeblieben ", eröffnete sie ihm schließlich mit leiser Stimme ihr kleines Geheimnis und sah ihm erwartungsvoll und hoffend in die Augen. Was würde Aulus dazu sagen? Würde er begreifen was das bedeutete und wie würde er darauf reagieren?

  • Piso bemerkte keinesfalls, dass seine Frau Bedenken hatte bei dieser Idee. Er selber hatte das Bild schon ganz, ganz deutlich vor sich. So würde es aussehen. Nur zu dumm, dass man seine Idee dereinst klauen würde, und eine genau so aussehende Statue in Britannia installiert werden würde, nur um Jahrhunderte später ausgegraben zu werden und, im römischen Museum eines kleinen Ortes in Northumberland ausgestellt, ein Muss für jeden Touristen, die den Hadrianswall begutachten wollte, sein würde.
    Der Flavier strahlte, als Prisca das Projekt als geradezu bombastisch beschrieb. Bombastik war schön; fast so wichtig und gut wie Ästhetik. Das eine beinhaltete oft das andere; klein, aber fein mochte Piso irgendwie nicht gefallen. Nein, wenn es schon was geben sollte, dann sollte es schön groß und überkanditelt sein. Sonst war es doch die Arbeit nicht wert.
    Prisca schlug Patraios als den Handwerker vor, der dies machen sollte, und Piso nickte. Er kannte den Typen nicht so recht, aber beim Barte Iuppiters, wenn er so gut war, wie Prisca es behauptete, so sollte er es denn machen!
    “Gut, dann lass Patraios dran. Er wird das sicherlich so hinbekommen, wie ich es mir vorstelle! Herzlichen Dank, dass du ihn mir zur Verfügung stellst!“
    Er grinste und nickte, wie um sich selbst zu bestätigen. Das würde sicher eine nette Sache werden. Der Grieche würde das sicherlich hinbekommen... hoffte der Flavier mal.
    Doch dann kam Prisca auf etwas anderes zu sprechen, auf das, was sie ihrem mann mitteilen wollte. Piso saß wie auf Nadeln. Ja, wieso sagte sie es ihm denn nicht? Vor allem, wenn es nichts so Wichtiges war?
    Und dann platzte Prisca damit heraus, mit leider Stimme.
    Zuerst mal geschah gar nix. Piso blickte nur Prisca an, als ob er noch immer auf die Nachricht warten würde.
    Dann schlich sich eine leichte Röte auf seine Wangen. Anschließend klappte sein Unterkiefer hinunter.
    “Oaah.“ Was Besseres, was Intelligenteres brachte er nicht raus? Wohl nicht. Er schluckte, und holte tief Atem. Dann griff er zu den Händen seiner Frau und drückte sie.
    “Du bist... wirklich... in der Hoffnung?“ Seine Worte waren gestammelt. Er schluckte abermals. Dann breitete sich ein Lächeln über seine Gesichtszüge aus.
    “Prisca... Prisca! Ich werde Papa! Und du wirst Mama! Das ist so wundervoll... so...“ Er unterbrach sich, war er doch der Tatsache bewusst, dass, wenn er weiterreden würde, nichts als gehaltloser Quatsch mehr herauskommen würde.

  • Hatte er sie nicht gehört? Hat er mich nicht verstanden?, bangend hielt Prisca die Luft an und nun war es an ihr, wie auf Nadeln zu sitzen, da ihr Mann wie versteinert wirkte. Freute er sich denn gar nicht? Schoss es ihr durch den Kopf, doch dann … Da! Langsam kam Bewegung in seine Gesichtszüge, formten sich zunächst Ungläubigkeit, Verwunderung lnagsam heraus, bis schließlich ein erster befremdlicher Laut aus seinem offen stehenden Mund drang. Oaah??? Hatte er gar einen Rückfall - ausgerechnet jetzt? Priscas Augen weiteten sich ängstlich, doch dann entspannte sie sich wieder etwas, angesichts seiner gestammelten Frage. Ja ja! Ich bin es, nickte sie schnell und überglücklich, dass er es zumindest realisiert hatte, was sie ihm gerade zu sagen versucht hatte …


    Endlich hatte ihr Mann es begriffen und seine Freude darüber ward augenscheinlich so groß, dass Prisca Tränen in den Augen hatte. Einmal mehr fand sie ihre Liebe zu diesem Mann bestätigt, der sich über diese Nachricht derart freuen konnte, wie ein kleiner Junge sich über seinen neuen Holzsoldaten freute. "Ich werde Papa" "So es die Götter wollen, Aulus! …Ich wünsche mir nichts sehnlicher als dir einen gesunden Sohn zu schenken, mein Liebster …", wisperte Prisca gerührt ob seiner überschwänglichen Reaktion.


    "Nur bitte hab etwas Geduld! Es ist schließlich erst ein paar Wochen her und ich habe es noch niemandem sonst gesagt. Bitte versprich mir, es für dich zu behalten. Ja?! Nur so lange, bis wir uns sicher sein können", bat sie ihn mit eindringlicher Stimme, wobei sie sich gleichermaßen zärtlich an ihn schmiegte um ihm zu zeigen, wie sehr sie seine Nähe - gerade jetzt - brauchte. "Aber wehe dir, wenn du deswegen versuchen solltest, fortan deine ehelichen Pflichten mir gegenüber zu vernachlässigen. ... Ich warne dich! Ich brauche dich und, ... ich will dich!", hauchte Prisca ihrem Mann liebevoll eine süße Warnung auf die Wange, zusammen mit einem fordernden Kuss, ehe ihre Lippen augenblicklich weiter wanderten, hin zu seinem Mund und auf der Suche nach einem verliebten Spiel ihrer Zungen, welches sie sanft aber mit Nachdruck einforderte. ...

  • Häh? Wieso wurden auf einmal Priscas Augen so groß? Normalerweise hätte Piso sie jetzt gefragt, ob alles in Ordnung wäre, aber sein Zustand war eher noch ein katatonischer solcher. Irgendwie waren die ganzen Implikationen der ganzen Sache noch nicht recht in sein Hirn durchgesickert, und erst nach und nach fluteten Bilder, Vorstellungen, Erwartungen sein Hirn.
    Die Bilder von dreckigen Windeln. Von durchwachten Nächten, in denen der Schlaf sich nicht einstellte wegen des unablässigen Kindergebrülles. Vom ersten Mal, dass der oder die Kleine Papa sagen würde. Von den Unsummen, die Piso in die Bildung des Kindes investieren würde. Von dem Augenblick, da das Kind, wenn es ein Sohn werden würde, Senator werden würde, und von dem Auggenblick, da das Kind, wenn es eine Tochter werden würde, ihre Hochzeit feiern würde.
    All dies raste nun vor seinem inneren Augen vorbei, während seine äußeren Augen feucht wurden, insbesondere, als Prisca ihm versprach, es würde ein Sohn werden. Ein Sohn. Ein Sohn, der in seine Fußstapfen treten würde.
    Ein Sohn.
    “Egal, was es wird, Sohn oder Tochter... ich würde mich freuen. Unglaublich freuen.“ Er lächelte seine Frau breit und liebevoll an.
    Dann zuckte sein Kopf zurück. Um ehrlich zu sein, das passte ihm rein gar nichts ins Konzept, was Prisca da vorschlug. Er sollte seinen Mund darüber halten, sich ausschweigen? Das hatte er nicht vor, zumindest nicht unbedingt.
    Aber er nickte. Wenn auch wiederwillig.
    “Gut. Gut, gut. Ich werde still schweigen, wenn du es willst.“ Es war ja schon wahr. Wenn dies eine Falschmeldung war, dann würde Piso sich ordentlich blamieren. Er würde nicht nur sich, sondern vor allem Prisca blamieren. Und das zu tun lag ihm fern. Ja, er verstand ihre Motivation. Tja, es sah so aus, als würde er sich zur Feier ganz alleine im gut bestückten Weinkeller der Flavier ansaufen müssen. Tja, dann, prosit.
    “Nein, nein, nein!“, versicherte er ihr, nachdem sie ihn wegen der ehelichen Pflichten gefragt hatte. Eheliche Pflichten, hmm, das konnte man relativ weit auslegen. Piso entschloss sich, dass sie insbesondere eine Definition damit gemeint hatte, und der Flavier war mehr als nur bereit, seiner Frau in der Hinsicht entgegen zu kommen.
    Also erwiderte er ihren Kuss genussvoll, und als er sie fest umarmte und mit seiner die ihre Zunge suchte, dachte er daran, dass er es doch ziemlich gut getroffen hatte. Das hätte man doch kaum gedacht. Der Weg hierher war verdammt holprig gewesen, aber nun war er hier. Und das war auch gut so. Die Versuchung, sich jetzt auf den Lorbeeren auszuruhen, war verdammt riesig.

  • Er würde sich freuen! Unglaublich freuen, egal was es werden würde und er versprach darüber schweigen, auch wenn es ihm womöglich schwer fiele. Mir zu liebe. Ach, was für einen lieben Mann ich doch habe, dankte Prisca einmal mehr den Göttern für ihr Eheglück. Sie küssten einander lange und leidenschaftlich, ehe sich ihre Lippen wieder trennten und Prisca weiterhin die feste Umarmung und seine Nähe genoss. Wie gut das tat, so gehalten zu werden, gerade jetzt , da sie guter Hoffnung war ihrem Mann einen Stammhalter zu schenken - oder eine Tochter :"Ich danke dir, mein Liebster. …Ich verspreche dir, dass du die frohe Botschaft verkünden darfst, noch ehe man es deutlich erkennen kann", zwinkerte Prisca ihrem Mann anschließend verliebt lächelnd zu, während sie mit der Hand über ihren (noch) nicht vorhandenen Bauch strich. Doch genug geredet über das ungeborene Leben! Nicht, dass über zu viel Vorfreude noch ein böses Omen herauf beschwören würde. Außerdem gab es noch so vieles über das sich Prisca mit ihrem Mann unterhalten wollte, nach so langer Zeit.


    Auf Pisos Beteuerung hin seine ehelichen Pflichten auch künftig nicht zu vernachlässigen, erhielt er zum Dank einen Kuss auf die Wange. Ein wenig überrumpelt hatte er schon gewirkt angesichts derart intimer Forderungen und das so kurz nach seiner Genesung. Kein Wunder. Aber wenn es hilft seine Lebensgeister wieder zu wecken?"Oh das weiß ich doch! … Und ich kann mich auch wahrlich nicht darüber beklagen, dass mein Mann es mir nicht ordentlich besorgen würde. Ganz so, wie es sich gehört und, ... wie ich es am liebsten mag!", flüsterte Prisca ihrem Liebsten deshalb - in einem Anflug an Verruchtheit - leise sündige Worte ins Ohr. Mit einem Biss auf die Unterlippe und einem kessen Blick in seine Augen testete Prisca kurz seine Reaktion, ehe sie noch schnell hinzu fügte: "Was übrigens meine ehelichen Pflichten an geht, … in den vergangenen Wochen gab es einige wichtige Festivitäten auf denen ich versucht habe deine fehlende Präsenz angemessen zu vertreten und ich mich ein wenig umgehört habe. Und stell dir vor … " Auch wenn sie dabei nicht viel ausrichten, beziehungsweise in Erfahrung hatte bringen können, wusste sie zumindest den neuesten Klatsch und Tratsch zu berichten und für den würde sich ihr Mann doch sicher genau so interessieren, wie halb Rom auch …"... auf dem tylusisch-römischen Freundschaftsfest hat der Präfekt ES wieder getan. Vierundzwanzig, ... wie damals bei der Entsühnung! Ist das nicht ein Skandal?" Sicher wusste Piso sofort was seine Frau da in kryptischen Worten auszudrücken versuchte (sofern sie ihn mit ihren aufreizenden Verhalten nicht gleich zu Beginn bereits überfordert hätte ^^).

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!