Hortus | Der neue Sklave schaut sich um

  • Sim-Off:

    Da ich gerne mit Luca die Bewohner dieses Haushaltes kennenlernen würde, habe ich mal einen neuen Thread eröffnet. Jeder der mag, auch mehrere, können mit posten. Ich würde mich freuen. =)


    Luka kannte nun die wichtigsten Teile der Villa und hatte für heute erst einmal frei, zumindest so lange, bis ihn sein Herr zu ihm rufen würde. Luca hatte gegessen und sein Magen knurrte nicht mehr, sein Durst war gelöscht und er hatte sich ausgiebig im Bad gereinigt und erneut rasiert. Und nun war er in eine fast schon elegante Tunika gehüllt und fragte sich, ob die Götter doch gnädiger waren mit ihm, als er vor Monaten noch glaubte. Gut, er war ein Sklave, er gehörte einem anderen Menschen. Das war alles andere als akzeptabel. So etwas sollte es nicht geben. Aber so war das nun mal im römischen Imperium und auch anders wo. Das wusste Luca. Das er nun auch so jemand war, ärgerte ihn schon ziemlich. Er war frei geboren und aufgewachsen und hatte für die Freiheit seiner Landleute gekämpft - nur um schliesslich alles zu verlieren: Seine schwangere Frau und seine zwei geliebten Kinder, sein Heim, seine Heimat ...


    Aber nun war er hier und so rebellisch er auch glaubte zu sein, er wollte einfach abwarten und schauen. Denn er schien es als Sklave gar nicht mal schlecht erwischt zu haben. Sein neuer Herr hatte es genau ausgedrückt, aber freundlich: Er war auf Lucas Vertrauen und Loyalität angewiesen. Und Luca war immer ein loyaler Mensch gewesen, warum also sollte er seinen neuen Herren enttäuschen? Das war nicht Luca's Art. Und sein neuer Herr behandelte ihn mit Respekt, was Luca sehr wichtig war. Nicht wie ein Möbelstück oder sonst was.


    Und so war Luca, dem der Sklave Kleobulos alles so freundlich gezeigt, erklärt und ausgehändigt hatte, schliesslich mal in den Garten gegangen. Und dies auch aus einem nützlichen Grund. Er wollte sich die Mauern anschauen und prüfen, wie sicher die Casa war, denn dies war nun wirklich eine verantwortungsvolle Aufgabe. Und so glitt sein Blick weniger über die schönen Blumen oder blühenden Sträucher, welche alle sehr schön von einem Gärtner angelegt waren, sondern sein Augenmaß galt den Mauern und überhaupt der Architektur der Villa.

  • Unfroh stocherte der Flavier gedankenverloren mit einem zuvor aufgehobenen Stock am Boden herum. Staub, Dreck. Soviel. Es war unglaublich, wieviel Dreck da am Boden war. So war es halt. Es staubte, wenn es trocken warf, und wenn es geregnet hatte, dann spritzte es. Wie dem auch sei, man wurde dreckig. Diese Tatsache war geradezu erschreckend. Man dachte sich, Rom hätte dem Rest der Welt die Pax Romana gebracht, die Zivilisation, die Kultur, alles Mögliche. Und so. Aber nicht einmal den eigenen Boden konnte man sauber halten. Natürlich bezog sich das auf die verschmutzten Straßen, wo die Sklaven ihre Herren in Sänften herumtrugen, eine elende Existenz fristend am Abgrund. Wenn Rom wirklich so toll wäre, hätte man doch sicher schon einen Weg gefunden, die Straßen reinzukriegen. Und sogar die Gärten! Hier war Erde. Nun gut, es war nicht überraschend, in einem Garten Erde anzufinden. Aber konnte man nicht Erde erfinden, die nicht staubte oder matschte? Wenn man das nicht konnte, dann war doch aller Fortschritt umsonst. Dann konnte man den den Hasen geben.
    Piso grummelte etwas Unverständliches, voll des Gefühles, dass all dies hier verschwendete Zeit war. All das hier. Erde betrachtete er, während er vielleicht über einem Gedicht hocken sollte, oder aber an einem gesetzesvorschlag. Oder über ein Opfer präsidieren sollte. Nein, all das hier war doch vergeudet, vergeudet.
    Er blickte auf, sah drüben einen Sklaven rumstehen. Er schien rumzugaffen. Ein Neuer wohl; Piso kannte ihn nicht.
    Der Senator, angetan in einer leichten Sommertunika, die nichts von seinem Stand verriet, und seine geliebten Sandalen tragend, räusperte sich.
    “He, du da! Komm mal her.“
    Er holte tief Luft, blickte dann zur Erde, blickte dann zum Sklaven, wieder zur Erde, wieder zum Sklaven.
    “Sage mir eines, und zwar wirklich nur eines. Ja, die Antwort hätte ich gerne. Und zwar auf folgende Frage.“
    Er blickte den Sklaven an, wie ein Uhu auf ein unbekanntes Objekt blickte. Ohne Zweifel, die Frage würde nun Tiefgang besitzen. Großen philosophischen Wert. Unheimliche Höhen an Intellekt...
    “Was bist denn du für einer?“
    ...oder auch nicht.

  • Obwohl sich Luca wirklich eher der Sicherheit und Architektur angenommen hatte, musste er auch zu geben, dass der Garten wirklich schön war zum Anschauen, wenn auch alles etwas arg zu sehr gepflegt war. Das war Luca nicht gewöhnt. Bei ihm zu Hause hatten sie auch einen Garten gehabt, aber eher als Nutzgarten für Gemüse und Kräuter. Man hatte ihm schon gesagt, dass es auch hier im Garten Gemüse und Kräuter gab und in seiner freien Zeit würde er sich sicherlich auch darum gerne ein wenig kümmern. Denn Luca war ein Mensch, der die Natur liebte, sich in ihr wohl fühlte. Besonders liebte er den Frühling, wenn die Pflanzen anfingen, ihre frischen, hellgrünen Triebe zu zeigen, das war für ihn so etwas wie neues Leben.


    Und so schaute er sich um, nun vielleicht ein wenig versonnener, als er plötzlich hinter sich eine Stimme hörte, die ihn ansprach. Luca drehte sich um und sah einen Mann mit einer leichten Tunika und einem Stock in der Hand. Vielleicht etwa in seinem Alter, oder jünger, dass konnte Luca nicht ausmachen. Auch wusste der Hüne nicht, wer er war. War er auch ein Sklave? Luca konnte das nicht einschätzen, doch schliesslich gatte er schon das Gefühl, dass es kein Sklave war, so wie er redete. Es war Luca erst einmal auch egal. Er wurde aufgefordert her zukommen und Luca sah keinen Sinn darin, dem nicht folge zu leisten und so trat er zu dem Mann hin und schaute ihn offen, ja neugierig an.
    Der Mann holte dann tief Luft, schaute zum Boden, dann wieder Luca an und wiederholte dies dann, und Luca musste fast ein wenig schmunzeln, da er irgendwie lustig wirkte. Besonders, als er dann weit ausholte, dass Luca ihm doch etwas sagen oder eine Frage beantworten solle. Luca war gespannt. Wie auch immer die Frage lauten würde, er sollte eine Antwort bekommen. Aber es schien erst, als wäre es eine schwierige Frage, was Luca nur noch reizvoller fand. Und dann kam alles vollkommen unerwartet. Luca musste an sich halten, nicht laut los zu lassen. Aber man hatte ihn hier freundlich aufgenommen, da wollte er auch freundlich bleiben. Dennoch umschmeichelte Lucas Mund ein leichtes, vorsichtiges Schmunzeln.
    »Nun, ich sein Luca. Sein neuer Leibwächter von Quintus Flavius Flaccus.« gab Luca dann als Antwort. Und er musste sich ein Grinsen wirklich verkneifen, hatte er doch eben noch gedacht, welch weltbewegende Frage da würde kommen. Und irgendwie fand Luca die Frage dann lusstig und ging davon aus, dass es sich um einen Bewohner der Casa, also der Familie handelte, er wusste nicht warum. Aber der Mann wirkte einfach nicht wie ein Sklave,


    »Und wer sein Ihr?« fragte der Hüne dann freundlich. Alles war in seinem gebrochenen Latein, da er ja nicht wusste, ob der Mann auch griechisch sprach. Und da er ja noch nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte. Luca hoffte nun, dass seine Frage nicht beleidigend war, schliesslich hatte der Mann ja gesagt, das er eigentlich nur eine Antwort haben wollte. Aber Luca war nicht feige, im Gegenteil. Er konnte ja sogar richtig stur sein, aber das hielt er hier für unangemessen und dann musterte er den Mann möglichst unauffällig. Er hatte sehr aristokratische Züge und graue Augen, dass fiel Luca sofort auf. Und er war gross, allerdings kleiner als Luca, aber das war ja auch keine Kunst. Neugierig wartete der Hüne nun auf die Reaktion. Am liebsten hätte er noch gefragt, was der Mann denn mit dem Stock wollte, liess es aber.

  • “Ah. So einer bist du also.“ Weise nickte Piso und wollte wieder seine Wege gehen. Der junge Flaccus hatte sich wohl einen Sklaven angeschafft, der nicht recht Latein konnte, soso...
    Doch von seinem vorzeitigen Abgang wurde er abgehalten, als der Sklave ihm noch eine Frage stellte. Wer sein... ihr? Der Flavier, geboren und aufgewachsen mit einer Sprache, die keine Höflichkeitsform kannte, drehte sich instinktiv um, um zu sehen, ob da jemand hinter ihm stand. Nein, da war niemand. Außer natürlich, der Sklave hatte den Oleander hinter ihm gemeint? Skeptisch blickte Piso auf die Pflanze, hob seinen Stock, stocherte darin hinein. Nichts. Abrupt drehte er sich zum Sklaven wieder um.
    “Wer ich bin?“, wiederholte er, mit besonderer Betonung auf das Ich. “Ich bin Aulus Flavius Piso.“ Stolz blickte er den Sklaven an, als ob jener nun durch die bloße Erwähnung dieses Namens erzittern würde. Und dennoch fuhr er fort. “Jawohl, mein Guter. Ich bin Flavius Piso, Senator der Res Publica Romana, Pontifex Roms, Magister der Arvalbrüder, und Künstler von mitnichten...“ Er hob seinen rechten zeigefinger und wackelte damit herum. “Mitnichten geringem Ruf!“ Arroganz, so dachte sich Piso, das war die beste Art und Weise, Sklaven zu zeigen, wer hier Herr war. Sich mit Sklaven zu unterhalten war eh gut. Hier musste man sich nicht ein Blatt vor den Mund nehmen. Wenn Piso mit Prisca war, fühlte er sich veranlasst, seine besten Seiten herauszukehren. Wenn er mit anderen Personen des öffentlichen Lebens war, versuchte er, den Eindruck eines halbwegs normalen Menschen zu machen. Sklaven jedoch eigneten sich hervorragend als Ventil. Nicht für Wutausbrüche, Piso war kein gewalttätiger Mensch. Sondern für exzentrische Auswüchse.
    “Luca heißt du also. Das klingt komisch.“ Er dachte kurz nach. “Hmm. Irgendwie jüdisch. Bist du aus Palaestina?“ Er nannte den Namen, den die Römer dem Land gegeben hatten, als sie die Juden im Jahr 70 daraus vertrieben, um sie in die bis 1948 anhaltende Diaspora zu treiben.
    Erst jetzt erkannte er, was für ein Hüne der Typ vor ihm war. Wahrlich ein Riese. Ein Typ wie ein Kleiderschrank fast schon. Hmm, vielleicht sollte er ihn nicht ganz so herablassend behandeln. Denn der Typ würde Piso, eher ein schlacksiger Aristokrat als ein sonderlich muskelbepackter Soldatentyp, zu Mus verarbeiten können, ehe Piso noch nach Hilfe rufen könnte. Ein beunruhigender Gedanke. Argwohn mischte sich in seinem Blick.
    “Flaccus gehörst du also. Sag mal, wieviel hat er gezahlt für dich?“, fragte er nach, eher interessehalber als wegen einer Intention. Nein, noch einen Kraftlackel brauchte er nicht. Er hatte ja schon Artomaglos gehabt, den Hünen aus Noricum, der es geschafft hatte, alles, was er in die Hände nahm, zu zerstören. Piso hatte ihn zur Hölle geschickt, anders gesagt, zu seinen Plantagen in Norditalien, wo sich der Noriker nun die Hucke krumm schuftete. Und das war auch gut so.

  • Luca verkniff sich ein Schmunzeln, als er die ersten Worte vernahm, welcher der Mann sprach und daraufhin weise nickte, als wäre dass nun unglaublich von Bedeutung. Und was wohl meinte er? Das Luca ein Leibwächter war? Was auch immer der Herr meinte, er hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, dabei wollte dieser wohl schon gehen, drehte sich dann allerdings nicht zum Gehen um, sondern schaute hinter sich, wo niemand stand, außer der Oleanderstrauch, in dem der Mann nun mit seinen stock stocherte. Luca verstand nicht so ganz, warum er das tat, denn Luca kannte es nun mal so, wie er die Herrschaften anzusprechen hatte. Er dachte sich also nichts dabei, außer dass er wieder zu dem Schluss kam, dass dieser Mann irgendwie "seltsam" wirkte.


    Dieser hatte sich schliesslich abrupt zu Luca umgedreht und wiederholte nun Lucas Frage, wobei er sehr das "ich" betonte. Und stolz verkündete er dann seinen Namen. Doch Luca erzitterte nicht. Sollte er? Nein, warum? Piso, war das nicht einer der Herrschaften? Kleóbulos hatte ihm doch den Namen genannt, als er erzählte, wer hier alles lebte. Luca musste in sich gehen und seine Gehirnwindungen kurz anstrengen. Dann fiel es ihm wieder ein. Er lebte hier mit seiner Gattin Aurelia Prisca, welche bald ihr Kind bekam (ooc: ist noch vor der Fehlgeburt). Und er war Senator und Ponnifex oder so, was auch immer das war. Und er war Künstler? Das interessierte den Hünen schon eher. Mit diesem ganzen anderen Kram kannte er sich noch nicht aus und er wollte nun auch nicht gerade diesen Senator fragen. Das konnte er dann Kleóbulos fragen.
    Und dann hob der Mann seinen Zeigefinger und wackelte damit herum und meinte irgendwas von geringen Ruf. Luca wusste erneut nicht wirklich, was der Mann meinte, aber Luca war diplomatisch genug und nickte einfach nur.
    Und dann kam er auf Lucas Namen zu sprechen und fragte, ob er Jude sei. Zum Glück war Luca genug gebildet, dass er wusste, was Palaestina bedeutete. Doch Luca antwortete noch nicht sogleich, denn der Herr war mit seinen Fragen noch nicht zum Ende gekommen. Und es war seltsam, aber Luca, der eigentlich nicht dumm war, fühlte sich nicht herablassend behandelt. Er fand den Mann einfach nur auf eine gewisse Weise amüsant. Und so wartete Luca ab, der einfach nur da stand und ein freundlichen Blick aufgesetzt hatte, allerdings keinen dumm grinsenden.
    Nun war leichter Argwohn im Antlitz des Herren zu sehen und er fragte, was Flaccus denn für ihn bezahlt hätte. Nicht gerade das schönste Thema. Und Luca fragte sich, warum das nur so wichtig war. Aber er liess den Mann einfach fragen und war bereit, ganz brav zu antworten, hatte man ihm doch gesagt, dass Luca hier nicht nur Flaccus unterstand.
    Und kurz überlegte Luca, ob er auf griechisch antworten sollte, nur um sich besser verständlich zu machen. Aber er antwortete erst einmal weiter in seinem gebrochenen Latein, ein Lächeln, welches keineswegs arrogant oder stolz wirkte, legte sich um seine Lippen.
    »Nun, werter Herr, nein, ich nicht kommen aus Palaestina, ich stammen aus Dalmatien. Ich besser sprechen griechisch, wenn Ihr es wünscht ... «. Luca hoffte nun nicht den Herren damit irgendwie blosszustellen. Er sprach als so hoher Herr sicherlich Griechisch.
    Doch schnell antwortete er dann noch in Latein: »Mein Dominus haben bezahlt 250 Sz.« Luca wusste inzwischen, dass das enorm wenig war und auch wenn das sonst was für jemanden heissen konnte, es war Luca herzlich egal. Sein Stolz hob er sich für wichtigere Dinge auf. Dennoch war er mutig genug, nun ebenfalls etwas zu fragen, hatte er doch schon nach dem Namen gefragt und eine Antwort erhalten. Doch er wusste seine Frage nicht in Latein angemessen zu stellen, also wechselte er ins Griechische um.
    » In welcher Kunst seid Ihr denn bewandert?«
    Vielleicht war das ja eine riskante Frage, aber es interessierte Luca nun einmal. Er dachte nichts dabei. Und scheinbar hatte der Herr nichts dagegen, sich mit Luca zu unterhalten. »Ich spiele leidlich die Lyra.«
    Und Luca beherrschte das Instrument nicht einmal schlecht. Seine Frau hatte es ihm beigebracht.



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    Signatur für Luca's Sprache in Posts: Luca spricht griechisch | Luca spricht gebrochen Latein

  • Piso hatte keine Ahnung, dass der Mann ihn als lachhaft empfand. Gut, er gestand sich gegenüber ein, dass er exzentrisch wirken dürfte, aber war Exzentrizität nicht auch Einmaligkeit? Ja, das dachte Piso: dass er als einzigartiges, individuelles... nun ja... Individuum rüberkam. Der Sklave würde sicher beeindruckt sein. Ein Mann, der sich aus der grauen Masse hervorhob! Das gab es nicht aller Tage. Mit seinen grauen Augen schaute er auf den Sklaven, wie der Lehrer, der auf den Schüler blickte, streng, aber wohlwollend.
    Und seine Hoffnungen wurden bewahrheitet, als der Sklave, obligat, nickte auf Pisos Belehrungen hin. Ah, ein fleißiger Schüler! Das war immer, immer gerne gesehen. Das Nicken des Luca brachte ihn erst richtig in Fahrt.
    “Von mitnichten geringem Ruf!“, wiederholte Piso und hörte auch ebenso mitnichten auf, mit dem Zeigefinger dämlich und affektiert rumzuwackeln. “Und mit Neffen!“ Er lachte über den ziemlich flachen Witz, den er gemacht hatte, und dachte keine Sekunde daran, dass der Sklave mit seinem beschränkten Latein nicht mitkam.
    Dann rückte der Sklave auch damit heraus, wovon er kam. Nicht Palaestina? Nur Dalmatien? Pisos Mundwinkel sahen ein wenig herunter. Er hätte gerne einen persönlichen Juden in der Villa Flavia gehabt. Hätte der Sklave nun genickt, so hätte Piso von ihm gewiss verlangt, dass er ihm sein Geschlechtsorgan zeigen solle, denn den Flavier hätte der Anblick eines beschnittenen Schniedelwutzes über alle Maßen ergötzt—vor allem aus Schadenfreude darüber, dass er so eine Prozedur nicht mitmachen hatte müssen.
    Und nun stand er also vorm Dalmatiner. Wenn es wenigstens 101 davon gäbe, dachte sich Piso sonderbarerweise. Nun ja. Einer müsste reichen. Immerhin bot er an, Griechisch zu reden. Und gab auch gleich noch Auskunft über den Preis.
    Piso musste lachen, als er den Preis hörte. Ja, lachen, und er schlug sich mit der rechten Hand auf den Oberschenkel. “Hahaha! 250! Hahaha! Ich habe schon teurere Stühle gesehen! Dein Sklavenhändler muss ja ein wahrer Tropf gewesen sein. Manche zahlen ja bis zu 10000...“ Was sicherlich bedeutete, dass Rom viel zu dekadent wurde. Aber Piso gefiel das, er selber war dekadent, und war durch seine Heirat eher noch dekadenter geworden. Sich selber würde er freilich nicht als korrumpiert bezeichnen, sondern als ein Lebenskünstler, einer, der zu Leben verstand! Wie sagte man in Gallien? Savoir-vivre!
    Dann wechselte der Sklave ins Griechische, ohne, dass Piso ihm die Anweisung gegeben hatte. Nun ja. Es war wohl besser so. Er holte tief Luft, und sprach dann:
    “Du spielst also die Lyra?“
    Er antwortete nun auch auf Griechisch. Ein merkbarer dorischer Akzent klang durch, ein Überbleibsel der Zeit, welche er auf Kreta verbracht hatte damals, und eine Hinterlassenschaft seines kretischen Hauslehrers. Zwar klang er nicht so athenisch, wie es Mode war, aber dadurch wurde auch der lateinische Akzent, den Piso hatte, übertüncht, denn er klang eher wie ein Kreter denn wie ein Römer. Ein Kreter freilich würde bemerken, dass da was faul war, obwohl Piso ausgezeichnetes Griechisch sprach, so wie die meisten gebildeten Römer.
    “Die Lyra?“
    Es war unsinnig, die Frage zu wiederholen, aber Piso tat es trotzdem. Zur Hölle, gerade deswegen.
    “Ich auch! Tatsächlich bin ich bekannt al seiner der avantgardistischsten lebenden Interpreten der Lyra in Rom.“
    Seine Augen funkelten auf vor Begeisterung und Enthusiasmus.
    “Geradezu genial! Die Lyra, hach, wie schön! Dann müssen wir unbedingt mal miteinander ein Konzert machen.“
    Er grinste, erfreut über die Aussicht.
    “Was mache ich sonst noch? Ich singe, ich bin Tenor, weißt du? Und ich dichte. Und ich male dann und wann, aber meine Malkünste sind nicht so gut wie meine oralen Fähigkeiten.“
    Die Zweideutigkeit in diesen Worten fiel Piso eh nicht auf.
    “Nun, die Lyra also. Seit wie lange? Und wie gut genau? Leidlich ist ein Begriff, der alles und nichts bedeuten kann.“


    Sim-Off:

    Bei mir ist griechisch kursiv.

  • Ein einzigartiges Individuum war dieser Piso sicherlich in Lucas Augen. Ob nun im Guten oder Schlechten, dass spielte keine Rolle. Der Mann war für Lucas Geschmack einfach etwas sehr arg exzentrisch, aber irgendwie war das ja auch lustig, zumindest ab und an. Aber er hatte eben auch diese selrsame Art an sich, Sklaven nicht als das anzusehen, was sie in Lucas Augen waren: Auch nur Menschen. Menschen mit nur sehr viel Pech.
    Und wie der Mann ihn dann auch schon wieder anschaute, als wäre Luca ein kleiner Junge oder sein Schüler. Innerlich verdrehte Luca seine Augen. Was auch immer er meinte, zum Glück hörte er endlich auf, mit seinem Zeigefinger dämlich herumzuwedeln. Und was er dann mit "Neffen" meinte, verstand Luca ebenso nicht. Auch wenn der Mann nun irgendwie richtig in Fahrt kam. Immerhin unterhielt er sich ja mit Luca. Auch wenn es Luca für den nächsten Moment bereuen würde tun. Damit meinte Luca nicht, dass er erzählt hatte, dass er nicht aus Palaestina kam, dem Land der Juden, das wusste Luca, denn ganz ungebildet war der Dalmate nicht. Und die Gedanken des Mannes über die Beschneidung konnte Luca ja, den Göttern sei dank, nicht erraten.
    Nein, es war das Lachen, welches von dem Mann ausging, nachdem Luca geantwortet hatte, was sein Herr Flaccus für ihn bezahlt hatte. Und wie dekadent dieser sich dann auch noch auf die Oberschenkel klopfte, so als würde er gerade einer Komödie beiwohnen.
    Aber nein, das fand Luca, der sicherlich Humor besaß, dann alles andere als witzig. Am liebsten hätte er nun doch etwas sehr soitzfindiges oder zynisches erwiedert, aber er glaubte, dass sein Gegenüber dies nicht als solches verstehen würde. Nicht weil Luca den Mann für dumm hielt. Aber er eaar einfach zu sehr selbstverliebt. Und so verengte Luca nur deutlich finster seine Augen und seine Lippen wurden zu einem ernsten, engen Strich in seinem Antlitz. Und er zog scharf die Luft ein. er musste sich wahrlich zusammen nehmen. Denn Luca besaß noch eine Menge Stolz und dieses Lachen über den geringen Preis war einfach nur erniedrigend. Ganz besonders, als er dann meinte, dass er schon teurere "Stühle" gesehen hatte. Nun reichte es Luca dann doch. Nein, es musste eine kleine Rache her. Und Luca war einfach noch nicht lange genug Sklave und wollte es austesten.
    Leider hatte Luca dann etwas auf griechisch gesagt und vor der Aussage des Mannes das Thema gewechselt, er wollte höflich sein und da Luca wirklich ein wenig die Lyra beherrschte. Hätte er das doch nur nicht getan.
    Und seine "Hochwürden" sprach dann ebenfalls auf griechisch weiter. Den Akzent konnte Luca nicht raushören, dazu kannte er sich zu wenig aus.


    Doch bevor Luca antworten konnte, kam der Mann nun richtig in Fahrt. Natürlich war der Mann einer der besten, denn es war ja nicht zu überhören, wie er sich selber am liebsten über sich loben hörte. Wieder verdrehte Luca innerlich seine Augen. Luca konnte gerade mal ein paar, vielleicht 10 Griffe. Doch nun lag es an dem Sklaven, auch mal etwas auszuteilen, denn Luca war einfach danach. Wie der Mann es dann auffassen würde, wäre abzusehen.


    Aber dieser sprach dann voller Elan weiter, natürlich von sich. Und wie excellent er denn war. Fast rührte es Luca, weil es ihm so seltsam vorkam und er sich fragte, woraus dieser Mann sein Selbstwertgefühl nahm. Er erzählte dann, was er sonst noch so konnte ... und Luca musste schmunzeln, als er von deinen "oralen" Fähigkeiten sprach. Dem Mann schien das nicht einmal aufzufallen ...
    Und so antwortete Luca erst einmal auf die Fragen: »Nun, ich spiele sie erst etwa seit dem ich 20 Jahre alt war. Also seit 10 Jahren. Und ich beherrsche gerade mal etwa 10 Griffe. Meine Frau hatte es mir beigebracht ... «
    Nun war Luca fast erstaunt, als der Piso davon sprach, dass sie ja mal zusammen ein Konzert geben könnten, doch Luca nahm es einfach nicht ernst. Er fand es unpassend. Aber Luca kannte die "Römer" ja auch nicht. Viele waren ihm ein Rätsel.
    Und auch wenn Luca erst noch zögerte, seine Spitze von sich zu geben, so tat er es dann doch. Er wollte nicht allen gegenüber "gut Sklave oder gut Freund sein". Das mit dem Konzert war doch eh nicht ernst gemeint. Und so wandte sich Luca an den Herren und sprach:


    »Nun, sicherlich bist du ganz fantastisch auf der Lyra, so wie in allem, was du tust, Herr. Wenn Ihr es wünscht, werde ich dir als "Stuhl" zur Verfügung stehen, damit du dann im Sitzen dein Können allen zeigen kannst. Wenn ich leider auch gestehen muss, dass ich etwas wackelig bin, da ich ja nicht viel gekostet habe. Da ist dann schon das eine Holzbein kürzer. ... und ein Kissen war im Kaufpreis leider auch nicht mit inbegriffen ... das tut mir ehrlich leid «
    So, es war Luca einfach ein Verlangen, dies zu sagen. Und dennoch schenkte er seinem Gegenüber ein Lächeln, allerdings kein Dummes, sondern ein eher sarkastisches. Ebenso waren seine Worte gewesen: In einem leicht sarkastischen Ton.
    Luca mochte sich weit vorwagen, aber das war es ihm wert. Wahrscheinlich war der Mann vor ihm so von sich und seiner Welt vereinnahmt und so von sich überzeugt, dass er nicht einmal mitbekam, WIE zynisch Luca es eigentlich meinte. Luca war sich schon klar, dass der Mann alles andere als dumm war, aber warum nur machte er den Anschein, als wäre er etwas ... seltsam? Luca würde es vielleicht nun herausbekommen.


    Sim-Off:

    Und dein Postfach ist voll ;) HINT HINT ;)


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    Signatur für Luca's Sprache in Posts: Luca spricht griechisch | Luca spricht gebrochen Latein

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