Leise vor mich hinpfeifend trat ich in den Palmenhain. Eine aufgescheuchte Taube gurrte, oben in den Wipfeln, und unter meinen Füßen knisterten trockene Blätter. Das Gespann hatte ich in Ravdusharas Obhut zurückgelassen, im tiefen Schatten hinter der Baumgruppe.
Ein erwartungsvolles Kribbeln breitete sich in mir aus, während ich wartete, an eine Palme gelehnt, die Straße im Blick. Sie kam schnurgerade die Küste entlang von Nikopolis her... Das nahe Meer lag dunkel und schweigend, doch schon bald schob sich der Rand der Mondscheibe über den Horizont.
Vollmond war heute! Perfekt für ein romantisches Stelldichein.... Ein zartschimmernder Lichthauch überzog die Meeresoberfläche, wurde heller, als die bleiche Scheibe immer höher stieg, bis sich schließlich eine glänzende Straße aus Silberlicht auf dem Wasser abzeichnete. Wie schön! Wenn ich ihr doch folgen könnte... wohin würde sie mich führen...
Ich war ein wenig berauscht, und darum ganz besonders empfänglich für dieses herrliche Schauspiel.... also, nicht sehr berauscht, nur so ein bisschen - beschwingt, frei von Schmerzen, Sorge oder Bedauern... schließlich wollte ich dieses Treffen nicht mit irgendwelchen Mißstimmungen belasten. Nein, das wäre wirklich nicht in Ordnung gewesen! Der wunderschöne und wunderbare Mann, den ich zum Rendezvous geladen hatte – er würde doch kommen... ja doch, ganz bestimmt... - er verdiente es, dass ich mit den Gedanken ganz bei ihm war.
Zwar war ich noch immer nicht wiederhergestellt, aber ich war es so leid, schwach und schmerzgebeugt zu sein! Ich wollte wieder... spüren wie das Leben durch meine Adern pulste, wollte Leidenschaft und diesen... ja, genau diesen aufregenden heißen Schauer, der mich jetzt durchlief, als ich in der Ferne eine Gestalt auf der Straße erspähen konnte...