Voller Triumph genoss Axilla einen Augenblick das Gefühl, ihren Widersacher überboten zu haben, denn er sagte nichts mehr. Und einige Sekunden blieb es auch so, bis jemand sie dann doch überbot. Axilla sah kurz nach der Richtung und erkannte den Mann ihrer Cousine, der da geboten hatte. Kurz verdrehte sie die Augen. War ja klar, das gerade der ihr ihren vollständigen Triumph zunichte machen wollte. Axilla hielt sehr wenig von allem, was mit ihrer Cousine zu tun hatte, ihrer großen Liebe einige Schritte von Axilla entfernt mit eingeschlossen. Abgesehen davon, dass sich sämtliche Germanicer in ihrer Gegenwart bislang zu abschätzigem Verhalten herabgelassen hatten, aber das war eine andere Geschichte.
Doch noch ehe sie nun darüber befinden konnte, ob es ihr auch einen Triumph bedeuten würde, Sedulus zu überbieten, und ob sie ernsthaft gegen ihn anbieten konnte und sollte, noch dazu für eine Sklavin, die sie nichtmal brauchte, gab Titus Tranquillus auch schon den Zuschlag, und die Chance war vertan.
Sei es drum! Sie beschloss, sich nichts daraus zu machen. Im Grunde war es sogar Glück gewesen, denn 30 Aurei waren dann doch etwas viel für eine Frau ohne Ämter und ohne reiche Verwandtschaft, die die Rechnung übernehmen könnte. Und so wollte sie gerade schon mit einem Schulterzucken weitergehen, als unvermittelt der Terentier vor ihr stand. Und auch noch die Unverfrorenheit besaß, sie an zusprechen und nach ihrem Namen zu fragen!
Einen Moment war Axilla so perplex, dass es im ersten Moment überrascht wirken mochte. Sie wollte jetzt nicht mit dem Mann reden! Sie wollte überhaupt nicht mit ihm reden! Sie wollte ihn anspringen, ihn beißen, ihm die Augen rausreißen! Sie wollte ihn im Staub um Gnade winseln sehen! Was unter den gegebenen Umständen alles samt etwas unwahrscheinlich war, aber nichts desto trotz das, was sie wollte und worum sie Pluto dereinst inbrünstig angefleht hatte. Und jetzt stand er da und fragte sie nach ihrem Namen!
Axilla sah also nur einen Moment überrascht zu ihm hoch, bis dann doch ihr Stolz sich regte und sie zwang, das hier zu überstehen. Ein Soldat läuft nicht davon!
“Ich weiß, wer du bist, Terentius. Als wir uns kennengelernt haben, warst du allerdings noch Praefectus Legionis. Und du fandest meine direkte Art damals recht amüsant.“
Axilla zwang sich zu der Andeutung eines Lächelns, das ihre Augen allerdings nicht erreichte. Die Welt war so ungerecht! Da stand der Mörder ihrer Cousine direkt vor ihr, und sie konnte nichts machen! Sie hatte noch nicht einmal einen Dolch, so dass sie etwas hätte machen können! Wobei Axilla im Moment auch einen Kochlöffel als Waffe genommen hätte...
Und doch zwang sie sich, hier ruhig zu bleiben und sich nicht ihren Gefühlen hinzugeben. In dem Rahmen, in dem sie das konnte. Ein Soldat weicht nicht zurück.
“Du erinnerst dich nicht? Ist auch schon ein paar Jahre her. Wir lernten uns im Fest meines Vetters Iunius Silanus kennen. Der Praefectus Aegypti Germanicus Corvus nebst Gemahlin war auch dabei. Oh, und deine Frau.“ Es war schwer, so höflich zu bleiben, auch wenn die letzte Spitze auch ein wenig wie eine solche geklungen hatte, wusste Axilla doch, dass die Valeria sich hatte scheiden lassen. Über den Feind musste man schließlich informiert sein.