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Sich vom Anblick seiner Gesprächspartnerin losreißend folgte Lucro ihrem Blick zu der wohlbekannten Stimme. Ihre Haut war noch immer leicht gerötet und ihre Lippen voller, als es Kosmetik allein hätten bewerkstelligen können.
“Ich hab dich schon überall gesucht! Du warst auf einmal verschwunden und... oh“
Lucro genoss den Moment, als sie näher kam und ihn schließlich in dem dunklen Garten erkannte, zaghaft und beinahe schüchtern die Augen senkte und kurz tatsächlich noch weiter errötete. “Ich hoffe, ich störe euch nicht bei irgend etwas.“
“Nein, tust du nicht!“ kam es, ehe der Axier noch zu einer Antwort hatte ansetzen können, schon von seiner Gesprächspartnerin. Ganz offensichtlich hatte er die Kleine ganz ordentlich verärgert, und ebenso offensichtlich konnte sie es nur schwer zurückhalten. Aber es störte ihn nicht, dass er Ziel ihrer Wut war. Wut war gut. Sie war stark, entsetzlich und weit, unbezähmt und ungezwungen. Eines Bacchus würdig. Wie konnte er sie da verdammen, gehörte Raserei doch ganz definitiv zu seinem Kult dazu?
“Nun, du hörst es“, meinte er nonchalant und ließ sie näher kommen. Die Nachtluft trieb ihren Geruch zu ihm herüber. Sie stank nach Sex. Als sie schließlich ganz nah kam und ihm eine Hand ganz zaghaft, beinah schüchtern kurz auf die Brust legte, während sie ihm einen Begrüßungskuss auf die Wange hauchte, sog er ihren Geruch tief ein. Sex und ein anderer Kerl. Es haftete an ihr wie ein edles Parfum.
Aber das schönste war der leicht konsternierte Blick der wütenden jungen Frau, als sie sich das Begrüßungsritual anschaute. Ganz offensichtlich hatte ihre gemeinsame Bekannte vergessen, auf ein paar Dinge hinzuweisen. Wie zum Beispiel, dass sie eine Bacchantin war, und sie beide sich gut kannten. Sehr gut sogar, wenn man es genau nahm.
“Und wie geht es deinem Ehemann, dem werten Luscius Caecina?“ plauderte er munter mit ihr im Gesprächston und übersah somit die Wut des Mädchens. Er konnte an ihrer Haltung ablesen, wie gern sie weg wollte, wie sehr sie sich beherrschte, nicht wegzugehen. Und wie hilflos sie in diesem Moment war, gefangen von den Zwängen der Gesellschaft und der antrainierten Konformität des Seins, die nicht zuließen, dass sie ohne ihre Freundin ging.
“Oh, ich nehme an, es geht ihm ausgezeichnet. Ich hab ihn einige Monate nun nicht mehr gesehen. Aber seine Briefe klangen recht zuversichtlich.“ Ihre Hand glitt langsam über seine Brust nach unten. Unersättliches kleines Wesen. Dabei verriet ihre verschwitzte Haut und das Glänzen ihrer Augen, dass sie bis vor kurzem noch sehr aktiv gewesen war, und auch ihren Spaß daran gehabt hatte.
“Ich bin müde. Können wir gehen?“ Die Lüge klang so deutlich hervor, dass Lucro am liebsten noch einmal lachen wollte. Doch blieb es bei einem breiten Grinsen, mit dem er die Hand seines unmittelbaren Gegenübers ergriff und zu seinen Lippen führte, um ihr einen galanten Kuss auf den Handrücken zu hauchen.
“Ich will euch nicht aufhalten“, meinte er belustigt und ließ die Hand los, ignorierte den sehnsüchtig enttäuschten Blick der einen und den zornigen Blick der anderen gleichermaßen und lehnte sich wieder gegen die Statue.
Ein leises “Komm jetzt. Bitte!“ war schließlich die Krönung des ganzen, und ein Lachen unterdrückend nippte er an seinem Posca. Die beiden Grazien drehten sich um und machten sich auf den Weg. Er betrachtete noch einmal ausgiebig ihre beiden Silhouetten recht ausgiebig, und hatte dann einen grinsenden Entschluss gefasst. “Achja?!“ rief er ihnen hinterher. “Es würde mich freuen, wenn du deine Freundin wieder mitbringst. Sie gefällt mir.“