Peristylium | Quint. Sermo et Germ. Aculeo


  • Das Peristyl war der friedvollste Ort des Domus, an dem man immer irgendwie Entspannung finden konnte. Hier vernahm man keinerlei Straßengeräusche und auch der Dunst, der gelegentlich vom Hafenviertel über die Stadt wehte, drang nicht an die empfindliche Nase. Aber nicht nur friedvoll war dieser Rückzugsort, sondern gleichsam schön anzusehen. Hier rankte Efeu großflächig über dafür vorgesehene Mäuerchen, während geometrisch sorgfältig angelegte Blumenbeete Veilchen und Narzissen zur Schau stellten. Die Kieswege, die vom Säulengang ausgingen und in der Mitte des Gartens ein Kreuz bildeten, waren gesäumt von niedrig gehaltenen Buchsbaumkugeln. Doch den eindeutigen Blickfang des Gartens stellte eine kleine Figur dar. Die Statue aus teurem Marmor stellte eine junge Frau dar, die eine schmale Amphore so gesenkt hielt, als wolle sie etwas ausschütten. Und wahrhaftig, aus der Amphore sprudelte Wasser hervor, sobald man ein abseits verstecktes Ventil betätigte, so dass ein kleines Becken mit Ablaufgitter zu Füßen der Figur gefüllt wurde. Sermo hatte die Statue angeschafft, um einen prägnanten Blickfang im Garten zu etablieren; und da sie ohnehin einen überaus seltenen Wasseranschluss zur Casa hatten legen lassen, kam ihm die kleine Brunnenstatue sehr zupass.


    Das Peristyl betrat man über die Exedra, deren breite Flügeltüren heute weit offen standen und so den großzügigen Blick auf den Garten freigaben. Wenn man diesen so betrat, fand man sich im Säulenumgang wieder, dessen Steinpflaster sich hier in den Garten hinein etwas verbreiterte. An dieser stelle befanden noch immer zwei Clinen und ein Beistelltischchen, die dort bereits beim Besuch des Statthalters ihren Platz gefunden hatten. Nur war es heute unvergleichlich warm. Und schwül. Ekelhaft schwül. Die Feuchtigkeit stand quasi in der Luft. Und so fläzte Sermo sich nach seinem Thermenbesuch auf eine der Ligen und las mal wieder. Er las "Wahrer Adel" von Quintus Horatius Flaccus, dem aufmerksamen Leser womöglich eher als "Horaz" bekannt. Und er grinste hie und da über so manche Zeile des längst verstorbenen Dichters.


    "Wer? Was?" Sermo schreckte aus seiner Konzentration hoch, als Issa ihn aus dem Hinterhalt attackierte; ach nein, nur ansprach. Aber auch dies jagte ihm einen kleinen Schrecken ein, war doch jeglicher Laut aus dem Peristyl entschwunden, bis Issa seine Worte etwas zu laut an ihn richtete. "Aculeo!" wiederholte der Sklave, wobei er den Namen des Besuchers deutlich betonte. "Germanicus Aculeo. Will dich sprechen. ...Herr."
    Sermo runzelte nachdenklich die Stirn. Germanicus wer? Kannte er den Mann? Aculeo...in seinem Hirn arbeitete es angestrengt. Ja, da war etwas. Ostia. Er kannte den Mann aus Ostia. Bei Iuppiters Bart, war er etwa schon so vergesslich geworden? "Äh, ja. Lass ihn rein. Hierher." Er trug zwar nur eine einfache Tunika, aber das würde wohl reichen. Der Germanicus war ja nun kein besonders hoher Besuch, den er mit allen Ehren empfangen musste. So legte er das Buch - das in der Antike zwar "Buch" hieß, aber freilich nicht aus gebundenem Papier, sondern lediglich aus einer Papyrusrolle bestand - zur Seite und ließ Pera zudem eine Karaffe Weißwein und zwei Gläser bringen.

  • Sie durchschritten das Atrium und Aculeo folgte dem Türsteher brav wie ein Hund seinem Herrn. Beeindruckt blickte sich der junge Germanicer um und musste feststellen dass die Casa einer in Rom um nichts nachstand. Er selbst würde, so hoffte er, bald selbst Besitzer einer Casa sein jedoch würde diese ein bescheidener Abklatsch hier von sein was ihm aber nun keine grauen Haare bescherte.


    Mit gemessenen Schritten betrat Aculeo nach Issa Peristylium und blieb am Rande des Säulenganges stehen. 2 Klinen konnte er nun entdecken und auf einer dieser Klinen, Potzblitz, hatte sich Sermo geplanzt und wartete nun auf ihn. Wenn Aculeo gewusste hätte dass Sermo hier ist hätte er womöglich nicht so spontan den Weg hierher gemacht. Aber nun war er hier und Sermo auch. Paullus erinnerte sich noch an dem Tag der Wahlrede in Ostia......



    Salve Quintilius Sermo ein breites Grinsen zierte nun das Gesciht des Germanicers und ging gleich direkt auf den Klinenbesetzer zu.

  • "Germanicus" rief der Hausherr aus, als der Genannte den Garten betrat. Er erhob sich und reichte seinem Gast die Hand zum Gruß. Hatte er gerade noch Mühe gehabt sich überhaupt an ihre damalige Begegnung zu erinnern, so Sermo jetzt zumindest so als wären sie gute Bekannte. Wer wusste schon was den Germanicus jetzt nach Germania führte und wie er Sermo womöglich noch von Nutzen sein konnte. "Willkommen in meinem bescheidenen Heim. Wie kommt es, dass du die beschwerliche Reise in diese nördlichen Gefilde auf dich nimmst? Komm, setz dich. Du musst durstig sein," begrüßte er den Gast und winkte Pera ihnen beiden halb-halb verdünnten Wein einzuschenken. Sie ließen sich auf den Clinen nieder und bekamen von der Sklavin jeder ein Glas gereicht. Sermo verschüttete traditionsgemäß einen guten Tropfen für die Götter und erhob dann sein Glas. "Zum Wohl!"

  • Paullus nahm den Händedruck fest entgegen und lächelte. Ich danke dir Quinitlius. Du wirst es nicht glauben aber die Reise war weit weniger anstrengend als du annimmst. Wir hatte keinerlei Probleme die Alpen zu überqueren. Ich bin am Überlegen ob ich mir nicht in Raetien eine Liegenschaft zulegen sollte. Die Umgebung ist wirklich herrlich.
    Der Grund warum ich nun in Germanien bin ist eigentlich rein privat. Ich wollte den Ahnen folgen und dachte es wäre eine Schande Germanien als Germanicer nicht gesehen zu haben. Ausserdem möchte ich in Confluentes dem Ordo Decurio beitreten.Das Städtchen ist doch mehr oder weniger das Stiefkind neben Mogontiacum Aculeo trapierte seinen Luxuskörper nun auf die freie Kline und nahm einen Glas Wein entgegen.


    Ich hörte du hast hier in Germanien einen einflussreichen Posten erhalten. Ostia ist dir doch zu klein geworden? Er nippte kurz am Glas und stellte es dann ab.


    Darf ich fragen welche Art von Amt du hier nun ausführst? Den wahren Grund seines Besuch schob er noch ein wenig hinaus, bisserl Smalltalk hatte noch nie geschadet.

  • Keinerlei Probleme beim Überqueren der Alpen? Sermo glaubte kein Wort. Vermutlich war der Kutscher auf einem schmalen Steig abgestürzt oder der Germanicus hatte einen Teil seines Gepäcks an eine Räuberbande verloren und wollte es jetzt verschweigen. Und die Gründe für eine Reise über die Alpen wollte Sermo seinem Gegenüber auch nicht recht abkaufen. Rein privat? Den Ahnen folgen? Verdiente der Mann dabei irgendwie Geld? Wieso sollte man sonst Italia verlassen? Für Sermo war es unverständlich, was der Germanicus da erzählte. Er machte dennoch ein verständnissvolles Gesicht und lächelte.
    "Das freut mich zu hören. Raetia sagst du? Ich bin noch nicht dort gewesen. Ich wüsste nicht welche Vorteile Raetia gegenüber italischem Grundbesitz bietet. Ist doch viel zu weit weg von Rom." Er zog die Augenbrauen hoch, zuckte dann die Schultern. Bei Aculeos nächster Aussage schaute Sermo jedoch ziemlich verständnislos fragend drein. "Confluentes? Das ist doch das reinste Kaff! Da gibt es nichts außer ein paar Auxiliaren, korrupten Kommunalpolitikern und einigen Töpfern. Gerade mal tausend Seelen leben da. Ostia ist eine Metropole dagegen!" Der Quintilius konnte offensichtlich nicht verstehen, wie der Germanicus auf so eine schwachsinnige Idee kam. "Und wieso Stiefkind? Innerhalb eines Tagesrittes kannst du etliche Provinzkäffer erreichen, die genauso Stiefkinder sein könnten. Borbetomagus etwa. Da gibt's auch nichts. Schafe und Felder. Sonst nichts!" Was bei Hades wollte ein aufstrebender Stadtrömer in dieser Gegend großartig unternehmen?


    "Allerdings ist mir Ostia zu klein geworden. Ich bin Eques Imperii, mein Lieber. Du willst ja wohl nicht annehmen ich verbliebe in meinem Stand bei solch kleinlichen administrativen Verwaltungsaufgaben einer Civitas. Nein, nein, ich strebe Höheres an." Sermo grinste verschmitzt und trank einen guten Schluck. Er wollte noch einmal hoch hinaus, es seinem Vater beweisen. Er war es wert in seines Vaters Fußstapfen zu treten, dessen war er sich sicher.


    "Ich bin nun Procurator Civitatium. Meine Aufgabe ist die Kontrolle der Civitates. Ich darf quasi alles gerade biegen, das die Decuriones der Provinz in ihren Gemeinden versieben." Noch ein Grinsen. Seine Beschreibung gefiel ihm gut, beschrieb es doch wahrlich den groben Umfang seiner Tätigkeit.

  • Abermals nippte Aculeo an seinem Glas und stellte es wieder, diesmal bedächtiger, am Tisch ab.


    Für einige Augenblicke musterte er Sermo und lächelte dann tiefgründig.


    Du glaubst mir nicht so recht, Sermo. Stimmts. Weder dass es keinen Ärger gab bei der Überwuerung der Alpen wie auch der Grund meines Hierseins. Gut...ich muss gestehen...der Grund meines Hierseins hat nicht nur mit den Verfolgen meiner Ahnen zu tun sondern auch..es betrifft nun Confluentes...eine mögliche Kanditatur in den Ordo Decurio dort. Halte mich für schwachsinnig oder was auch immer aber ich war schon immer etwas....unkonvetionell was das befolgen diverser Gepflogenheiten angeht. In kürze sollte meine Ernennung in den Ordo Equester offiziell sein und somit werde ich mich nun gewissen Pflichten gegenüberstehen sehen. Hier machte er nun eine kleine Pause und beobachtete Sermo erneut genauer.

  • Die Offenheit des Germanicus überraschte Sermo nicht wenig. Dennoch ließ er sich dies nicht anmerken. Vielmehr zeigte er ein feines Lächeln, das - gepaart mit einer hochgezogenen Augenbraue - bestehen bleib während Aculeos Erläuterungen. Nicht zuletzt verkomplizierte Sermos Gegenüber seine Erklärung um ein weiteres, als er schließlich über die Militia Equestris vage Aussagen traf. Sermo zog nun noch die zweite Augenbraue nach und fixierte den Germanicus einen Augenblick, in dem er seine Fragen in Gedanken ordnete, was er tunlichst bei einem weiteren Schluck Wein verbarg.


    "Welcher Gewissheit sollen diese Pflichten deiner Meinung nach sein?" hakte er zunächst dort nach, wo Acuelo am ungenauesten geblieben war.


    "Und wie genau stellst du dir vor, diesen ritterlichen Pflichten ausgerechnet in Confluentes nachkommen zu wollen? Der Ordo Decurionum kann doch bei weitem nicht damit zu tun haben?!" Letzterer Satz war mehr eine Mischung aus Frage und Feststellung an sich selbst. Wie sollte das bitte zusammenpassen? Zwar stand dem Ordo Decurionum Mogontiaci derzeit auch ein Eques vor, dieser Duccius nämlich. Aber das hatte nichts mit den Pflichten eines Ritters zu tun. Oder doch? Hatte Sermo irgendetwas verpasst? Soweit er wusste hatte besagter Duccius ja gar keinen ritterlichen Posten inne, sondern war "nur" Duumvir. Aber was nun hatte der Germanicus hier vor? Sermo war ratlos, wurde er doch nicht gleich schlau aus seinem Gesprächspartner.

  • Quintilius...Aculeo lachte kurz auf.


    Sieh bitte nicht hinter jeder Aussage ein Geheimnis oder einen Plan. Wie gesagt...offiziel ist noch nichts bestätigt von der Erhebung in den Ordo Equester daher versuche ich bis dahin, und einer Postenzuweisung danach, etwas zu tun.
    Sich zu engagieren in einem Winkel des Reiches wo eben nur Kuhdörfer sind ist nichts schlimmes. Natürlich könnte ich auch in Mogontiacum eine Bewerbung bekunden aber das kann jeder Paullus grinste breit.
    Und da Confluentes ein Kuhdorf ist kann es nicht schaden einen grösseren Stall zu bauen..oder bauen lassen. Wie ich gehört habe fehlt es an jeglicher Kultur, Kultur im Sinne Roms. Natürlich ist es nicht so dass man nun gleich die ganze Stadt umpflügen kann um neue Bauwerke zu errichten.
    Vielleicht ist es gut für die Karriere, vielleicht auch nicht. Schliesslich ist der jetzige Posten als Praefectus Vehiculorum Italia einträglicher als so mancher andere Posten. Und diesen Posten hab ich


    Nachdem er nun eine mehr oder weniger einleuchtende Erklärung abgegeben hatte setzt sich Aculeo auf. Das Liegen war nicht sein Ding.


    Ostia...ja Ostia ist vielleicht ein guter Boden und hat seine Geschichte und einen Namen. Doch...es bröckelt. Die Stadt stagniert. Die Wirtschaft geht zurück und immer mehr verlassen die Stadt. Das solltest du wissen, Quintilius. Er langte nach dem Glas, leerte es und blickte dann Sermo an.


    Mit deiner Erlaubnis, Quintilius....ist es gestattet deine Schwester, Melina zu sehen? Ich hatte schon seit langer Zeit nichts mehr von ihr vernommen und sah meine Reise hierher als Grund mich zu erkundigen wie es ihr geht. Ich hoffe doch gut. Er wusste natürlich nicht dass Melina den Weg ins Elysium angetreten hatte und so kam die Frage recht unbedarft und unschuldig herüber. Melina war eine Freundin für ihn, zumindest hatte er es damals so empfunden als sie sich kennenlernten und durch ihre Abreise aus den Augen verloren. Sermo selbst hatte nicht wirkich viel davon mitbekommen und somit hatte Aculeo auch keine Ahnung wie dieser dazu stand.

  • Wieder hörte Sermo sich geduldig Aculeos Ausführungen an. Und irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass der gar nicht so recht wusste, was ihn hier erwartete und wo er mit sich hin sollte. Und dann brachte er ja den Brüller überhaupt, bei dem Sermo sich ein Stück aufrecht setzte und die Stirn missbilligend runzelte.
    "Wie bitte? Du bist Praefectus Vehiculorum Italiae? Was treibt dich dann hierher? Und wie kommst du dann dazu in Germania Superior irgendwelche Verpflichtungen im Ordo Decurionum einzugehen? Als Römer hast du selbstverständlich die Pflicht, das dir übertragene Amt zuallererst nach deinem besten Wissen und Gewissen auszufüllen und nicht irgendwo in der Weltgeschichte herumzuschwirren! Warum also bist du nicht in deinem Amtssitz: Italia?"


    Sermo zeigte jetzt unverschleiert sein Unverständnis und seine Missbilligung des Verhaltens des Germanicus. Wie sollte denn so die Funktionalität des Cursus Publicus sicher gestellt werden, wenn seine Beamten in die Provinzen ausreisten, um sich ihre persönlichen Träume zu erfüllen? Welch wahnwitzige Vorstellung!


    Sim-Off:

    So, hier muss ich gerade mal kurz sim-off etwas einwerfen:
    Was du da über Ostia sagst ist schlichtweg falsch. Ich möchte zur Erläuterung einfach mal Wikipedia zitieren (ja, das ist nicht die wissenschaftlichste Quelle, aber ich vertraue mal darauf), wo folgendes gesagt wird:


    Zitat

    Ostia Antica - Geschichte - Dritter Absatz
    Ostia erlebte vor allem im 2. Jahrhundert seine größte Blüte. Aus dieser Periode stammen die meisten noch heute erhaltenen öffentlichen, aber auch privaten Gebäude. Die Hafenstadt hatte in dieser Zeit circa 50.000 Einwohner. Gerber, Seilmacher, Schiffbauer und Händler ließen sich hier nieder. Wichtigstes Handelsgut war Getreide, das aus Afrika nach Rom eingeführt wurde. Mit Beginn des 3. Jahrhunderts setzte eine gewisse Stagnation ein. Der Niedergang beschleunigte sich, als Kaiser Konstantin 314 Portus zur colonia erhob (ihm also sozusagen die Stadtrechte verlieh) und Ostia wenig später gemeinsam mit Portus, das sich nun zur eigenständigen Stadt entwickelte, der Stadt Rom als Portus Romae eingemeindete.


    Will damit sagen: Ostia ist mitnichten von Stagnation oder wirtschaftlichem Rückgang betroffen. Da geht richtig die Lutzi, immerhin war Ostia damals der wichtigste Hafen der (bekannten) Welt! Sämtliche Waren für Rom, die über den Seeweg kamen, wurden in Ostia verladen.


    Ich würde dich in Zukunft bitten, solcherlei Hintergründe mal nachzulesen, was nur einen geringen zeitlichen Aufwand bedeutet und mir Ärger erspart. ;)


    "Ostia bröckelt nicht. Was redest du?" Das kam ja immer dicker! "Ostia blüht und gedeiht und nichts und niemand kann es daran hindern. Ostia ist der Hafen Roms, der wichtigste Hafen der Welt! Germanicus, woher nimmst du solche Behauptungen?"


    Und dann wandelte seine Empörung über den Blödsinn, den sein Gast ihm auftischte, sich in pure Eiseskälte. Melina. Die Schwester, die ihm als einzige geblieben und doch von den Göttern ihm genommen worden war. "Unmöglich," brachte er schließlich heraus, die Miene völlig verfinstert. Dass dieser Kerl ihn aber auch gerade jetzt an die Tragödie seiner Familie erinnern musste, die mit dem Tod seiner Brüder und dem darauf rasch folgenden Dahinscheiden seiner Schwester ihren Lauf nahm.
    "Meine Schwester weilt nicht mehr unter den Lebenden."

  • Ja ich bin Praefectus Vehiculorum Italia.Aber es ist kein Grund etwas Urlaub zu nehmen oder denkst du es ist nun keiner da der sich um die geschäftlichen Angelegenheiten kümmert? Während meiner Abwesenheit ist ein ein Mann vor Ort der sein Geschäft versteht. Es wäre eigenartig wenn der Legatus Augusti Cursus Publius selbst den Laden nicht schmeissen könnte. Mein Onkel wurde von meiner Reise unterrichtet und hatte diese auch abgesegnet. Du siehst...so planlos ist meine Abreise aus Italia doch nicht gewesen wie du anscheinend angenommen hast.
    Als nun Sermo fast aus der Haut fuhr als Aculeo von Ostia sprach hob dieser beschwichtigend die Arme.


    Entschuldige bitte Quintilius. Es lag mir fern dir auf die Füsse zu treten. Du bist im Stadtrat Ostias und daher verstehe ich deine Reaktion. Aber...ich wollte dich nur ein wenig auf den Arm nehmen.
    Natürlich ist alles bestens in Ostia aber da und dort würde eine Aufforderung zur Renovierung gut tun. Manche Gebäude sehen schon recht abgewohnt aus und es ist anscheinend noch nicht bis zu dessen Besitzern durchgedrungen. Vielleicht wäre es gut wenn du dich an Iulius Dives wendest. Er wohnt in Ostia, ist ein guter Freund und hat mich selbst darauf aufmerksam gemacht. Wenn ich mich nicht täusche ist er Quästor in Ostia. Nicht für ungut.....Aculeo war dem Quintilier ein Zwinkern gepaart mit einem fröhlichen Lächeln zu.
    Dann hielt er das Glas hoch und meinte. Bekomme ich noch einen Schluck zu trinken? Oder lässt du mich als Strafe verdursten?


    Jedoch bevor der junge Germanicer das Glas gefüllt bekam antwortete Sermo auf die Bitte Melina sehen zu dürfen. Wobei Aculeo am liebsten keine Antwort bekommen hätte. Vor Schreck ließ er das Glas fallen, wurde blaß und starrte Sermo an..


    Wieso...presste Aculeo schliesslich hervor. Was ist passiert? mehr konnte er im Moment nicht sagen.

  • "Äh...Issa!" kommandierte Sermo seinen Sklaven herbei, der für einen Augenblick unachtsam gewesen war und sich jetzt in der Furcht vor Hieben beeilte dem Gast Wein nachzuschenken.


    Mit einer abwinkenden Handbewegung knüpfte er dann an Aculeos Worte an. "Wer weiß, wann mich mein Weg wieder nach Ostia führen wird. Ostia hat einen wesentlich mächtigeren Patron als mich, da kann ich mich getrost vorerst meiner persönlichen Laufbahn widmen."


    Die Reaktion, die der Germanicus daraufhin zeigte, als ihm die Todesbotschaft bekannt wurde, wunderte Sermo allerdings etwas. Der Mann wurde ja aschfahl! Ein Glück, dass das Glas nicht zersprang, sondern lediglich den frisch aufgefüllten Wein über den ganzen Boden verspritzte. Stirnrunzelnd gab Sermo Issa einen Wink, der Pera mit einem Lappen herbeirief.


    "Sie ist am Fieber gestorben. Ist schon etwas her. Einige Monate." Auch Sermos Stimme war leicht belegt, waren die Erinnerungen ja doch noch recht frisch und auch für ihn sehr schmerzhaft. Dennoch ließ er sich nicht zu deutlichen Gefühlsregungen herab. Das war unter seiner Würde - solange er nüchtern war.

  • Entschuldige bitte, Quintilius....Aculeo blickte immer noch geschockt auf den angerichteten Schaden.


    Die Nachricht trifft mich ziemlich überraschend...und auch schmerzhaft murmelte er leise.


    Mein tiefstes Beileid. Seit sie aus Rom nach Germanien gegangen ist hatten wir noch kurzen Schriftverkehr aber dann riß der Kontakt ab. Nun weiß ich warum......
    Als nun Issa mit dem Lappen kam wollte er kurz selbst diesen in die Hand nehmen und das Unglück beseitigen hielt aber inne und errötete leicht wegen der Unannehmlichkeiten. Schweigen breitete sich aus.

  • "Das ist schon in Ordnung," wischte Sermo das Malheur beiseite.


    "Danke," sagte Sermo dann, bevor er seinem Gegenüber einen stirnrunzelnden Blick zuwarf, der offen Skepsis zeigte. "Ihr hattet Schriftverkehr? Warum?" Das war ja völlig an ihm vorbei gegangen! Wieso wusste er nichts von Aculeos und Melinas Bekanntschaft? Neben seiner Trauer stieg Ärger in ihm auf. Wehe, wenn dieser Hempel ihm das nicht vernünftig erklären konnte...

  • Der Freundschaft wegen, Quintilius. Ich sehe hier keinen Grund für dich nun arge Gedanken zu haben. Du kannst beruhigt sein erklärte nun Aculeo eher nebensächlich. Das Sermo damit anscheinend ein Problem hatte dass die beiden Kontakt hatten, über die Stadtgrenze Roms hinaus, war nicht zu übersehen. Nur....warum?

  • "Und...wie und wo habt ihr euch kennen gelernt, wenn ich fragen darf?" hakte Sermo nun weiter nach, allerdings in deutlich unbesorgterem Ton. "Mich wundert, dass meine Schwester nie von eurem Treffen erzählte," ergänzte er, die Verwunderung nicht verheimlichend. Allerdings klang Sermo nun durchaus beiläufig. Das war gewollt, weil er Aculeo offensichtlich zu klar seine Besorgnis über dessen Bekanntschaft mit Melina gezeigt hatte. Zwar sagte der ihm, dass hinsichtlich dessen keine besonderen Umstände vorlägen, aber das konnte ja jeder sagen. So würde er sein Gegenüber erst einmal in Sicherheit wiegen, bis er sich womöglich doch einen Fehler leistete. Und dann war der Germanicus fällig, das war gewiss.

  • Du kannst dich nicht mehr daran erinnern? Aculeo schmunzelte. Schliesslich war es Sermo selbst der die beiden bekannt gemacht hatte.
    Nun...es war Wahlzeit in Ostia. Ich war dort gerade als kleiner Scriba der Curia beschäftigt. Du hattest dich als Duumvir beworben und bei deiner Rede lernte ich Melina kennen. Somit war die Frage einfach und genau beantwortet.


    Und wenn sie nichts von mir erzählt hatte nehme ich an dass es nicht so wichtig und dringend gewesen ist. Somit sollte der Wind in Sermos Segeln abgeflaut sein

  • Was denn, bei den Wahlen in Ostia hatten sie sich kennen gelernt? Sermo hatte wirklich Probleme sich an jenen Tag zu entsinnen, doch schließlich waberten verschwommene Bilder besagten Tages vor seinem inneren Auge auf und ab. Sermo war damals von der Rostra herabgestiegen, nachdem er seine Wahlkampfrede gehalten hatte. In der Menge hatte Melina ihm zugehört und dort waren sie beide auch auf den Germanicus getroffen. "Wohl wahr, du hilfst meiner Erinnerung auf die Sprünge. Es war wohl wirklich nicht sonderlich bedeutsam," stimmte er schließlich zu. Er wollte es dabei belassen, würde er doch keinesfalls jetzt tiefergehende Fragen großer Peinlichkeit aufgrund eines schwachen Verdachts stellen, der sich womöglich im Nachhinein als unbegründet herausstellen sollte. Nein, Sermo musste es sich mit seinem Gegenüber nicht verscherzen. Vielleicht war der Mann ja auch noch irgendwann mal zu etwas nütze. Immerhin schien Fortuna den Germanicus regelmäßig an die Küsten von Sermos Wahrnehmungskreis schwämmen. Erst war es Ostia gewesen und jetzt hatte er Aculeo hier in Mogontiacum zu Gast. Konnte das Zufall sein? Er wusste es nicht. Aber wenn es so war, dann konnte so ein Zufall ja durchaus in Zukunft wieder vorkommen.


    "Hm," machte Sermo daraufhin etwas ratlos, denn er wusste nicht recht, wie er das Gespräch nun fortführen sollte. Ein Moment der peinlichen Stille entstand, während Sermo grübelte, halb in Erinnerungen an sein Wiedersehen mit seiner Schwester damals in Rom versunken.

  • Bevor wir uns da nun zu Tode schweigen...du als alter Politiker. Was hältst du von einem Decurionat in Confluentes? Wahrscheinlich wirst du dir nun denken dass der Kerl nicht ganz dicht ist, Confluentes, ein Nest am Rande der Welt. Aber ich halte nicht viel von den Dingen die jeden interessiert. Daher meine Frage zu Confluentes.

  • Sermo schaute bei Aculeos Themenwechsel nicht wenig verwundert. "Äh...du willst Decurio in Confluentes werden?" Das war allerdings eine merkwürdige Idee, denn der Germanicus hatte recht mit dem, was er da sagte. "Allerdings ist Confluentes ein Nest. Was willst du dort? Du bist doch beim Cursus Publicus bereits gut untergebracht. Ist das nicht ein wesentlich besseres Sprungbrett, als jetzt irgendwo im Norden weit ab von Rom als Decurio zu wirken?"

  • Ja was soll ich sagen, Quintilius. Ich habe mein Leben lieber selbst in der Hand auch wenn ich im Patronat meines Verwandten stehe. Protektion lag mir noch nie wirklich daher bin ich auch nicht so erpicht darauf mir diktieren, oder mich bevormunden zu lassen, welchen Posten oder Stelle ich annehmen soll um weiterzukommen. Ein wenig gegen den Strom schwimmen hat noch nie geschadet. Man muss eben nur wissen wann die Strömung zu stark wird und man auf der Stelle tritt.


    Confluentes ist ein Nest, stimmt. Aber es ist auch eine Civis des Imperium und hat deshalb genauso aufmerksamkeit verdient wie alle anderen Civitas. Vielleicht gelingt es durch das unkonventionelle wieder die Stadt etwas lebendiger werden zu lassen und falls das nicht gelingt hat es nur meine Zeit und Geld gekostet.
    Um die Kehle etwas anzufeuchten griff Aculeo zum Glas und nippte daran, hielt es aber nun weiter in der Hand und blickte Sermo abwartend mit erhobener Braue an, gespannt auf seine Gedanken und möglichen Bedenken. Wobei er auf die Bedenken weniger gab da Aculeo seinen eigenen Kopf hatte. 8)

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