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Die Stufen des Tempels hinab, fort, nur fort. Es war zu viel. Ein verkrüppelter Bettler versperrte mir den Weg, streckte, um Almosen heischend, eine Hand wie eine Vogelkralle nach mir, ich wich ihm hastig aus, stolperte in eine festlich gekleidete Familie, die ein Opferrind mit goldenen Hörnern mit sich führte, murmelte eine Entschuldigung und wandte schnell das Gesicht ab, versuchte den viel zu zahlreichen Menschen zu entkommen, die wie Ameisen wimmelnd das Augustusforum bevölkerten. Der Durchgang zwischen Tempel und der Säulenhalle des Romulus versprach einen Hauch von Einsamkeit, aber kaum hatte ich ihn erreicht, strömte eine ganze Rhetorikklasse im Gefolge ihres graubärtigen Lehrmeisters hinein, ihre Stimmen hallten durcheinander, ich eilte weiter, durch das Tor in der großen Brandmauer, auf die Rückseite des Tempels und hinein in die Subura.
Hinter mir hörte ich die Schritte meiner Sklaven, aber ich wollte niemanden sehen, und schon gar nicht, dass mich jemand so aufgelöst sah, kopflos stürzte ich weiter, durch enge Gassen, vorbei an ärmlich gekleideten Bewohnern, schüttelte die Hand einer Hure ab, die mich, ihre verbliebenen Zähne zu einem fauligen Lächeln entblößend, in einen Insulaeingang ziehen wollte.
Irgendwann stand ich in einer Sackgasse, ausser Atem, umgeben von rußgeschwärzten, baufälligen Wänden und Müll, aber alleine, für den Moment alleine. Ich vergrub das Gesicht in den Händen.
Manius.
Alle Distanz, die aus der langen Trennung entstanden war, alles Abwägen, alle Ironie... waren wie Rauch im Sturm vergangen in dem Moment als ich ihm wieder gegenübergestanden war. Ich verstand das nicht. Es war zu viel! Kein vernünftiges Wort hatte ich herausgebracht, dabei stand er da direkt vor mir, es wäre doch so einfach gewesen, zu sagen: 'Vergieb mir, bitte' oder eben 'Nein, du hast tatsächlich kein Recht, leb wohl', eines von beiden hätte ich sagen müssen, und zwar entschieden! Aber ich hatte mich aus dem Staub gemacht. Dramatisch wie ein korinthischer Tragöde, nicht stoisch wie ein römischer Tribun.
Faustus, du bist und bleibst ein unverbesserlicher Feigling.