Cubiculum Faustus Decimus Serapio (ehemaliges)

  • Scipio hörte zu, versurchte alles einzuordnen, zu verstehen, aber sein Kopf war hoffnungslos damit überlastet. Das war alles so verwirrend, so unlogisch... Er war fast froh darum dass Serapio nun keine Lust mehr hatte und er selbst war sich nun auch nicht sicher ob es eine gute Idee gewesen war überhaupt mit dem Thema zu beginnen.
    "Ich bin damit einverstanden. Mein Kopf kann diese Flut an Informationen kaum verarbeiten. Das ist alles so verwirrend.... da bin ich fast froh dass wir heute in ruhigeren Zeiten leben und solche Zustände hoffentlich nicht so schnell wieder auftauchen."


    Dann lächelte er Serapio an. "Aber dafür kannst ja auch du Sorgen, oder?"

  • "Da können wir allerdings heilfroh sein."
    Sein vertrauensvolles Lächeln war nett, aber ich fragte mich zynisch, ob er nach allem was ich ihm berichtet hatte, wirklich noch daran glauben konnte, dass Sterbliche das Unheil aufhalten konnten, wenn die Mächte der Zerstörung einmal von der Leine gelassen waren. Wenn die Keren nach Blut heulten, wenn Sethos den Osiris in Stücke riss, wenn der Wahnsinn durch alle Fugen kroch.
    "Ich tue mein bestes. Wie es jeder Römer tun sollte. Auch du kannst deinen Beitrag leisten, Scipio. Damit dieses unsägliche Verbrechen nicht vergessen wird. Und wir uns alle daran erinnern, dass bei den noblen Herren dieser Stadt hinter der hehren Fassade der Kaisertreue stets die Pest des Hochverrates darauf lauert hervorzubrechen."


    Soviel dazu. Ich empfahl ihm noch, sich, um sich weiter zu informieren, in der Bibliothek die Acta-Jahrgänge dieser Zeit anzusehen, auch die, in der meine Ermittlungsergebnisse damals veröffentlicht worden waren. Dann kehrte Narcissus mit seinen Einkäufen zurück und ich verabschiedete meinen wissbegierigen jungen Verwandten. In düstere Gedanken tief versunken ergab ich mich wieder den kundigen Händen des Ornators.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Tja, der alte Jupp hatte mal wieder recht gehabt! Es war mal wieder jot jejange. Und zwar richtig gut! Mein lieber Scholli, die Hütte war astrein und mein neuer Dominus war auch keiner von diesen Blödmännern, die ich bisher hatte. Sicher, er konnte sich mit der Zeit immer noch zu einem Arschloch entwickeln. Im Moment aber sah ich dem eher gelassen entgegen.
    Nun ja, auch ich hatte versucht, mich ein wenig zu zügeln. Ich hatte bisher immer schön ja, Dominus, wie du wünschst, Dominus und danke, Dominus gesagt. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb ich immer noch da war und Casca mich nicht gleich wieder zum nächsten Sklavenhändler geschleift hatte. Allerding war mir das nicht immer leicht gefallen. Ganz im Ernst, ich hatte mich richtig zusammenreißen müssen, denn unter der Sklavenschaft und besonders unter den Liberti liefen ein paar richtige Lackaffen herum! Meine Herrn, was bildeten die sich bloß ein?


    Auch bei meinem Dominus ließ ich (noch) Zurückhaltung walten, denn sein Geschmack was Kleidung betraf, ließ echt zu wünschen übrig. Männer eben! Und seine beiden Witzfiguren erst – Nepomuk und Ulcus, die ich bereits auf dem Sklavenmarkt kennengelernt hatte. Dem einen musste man wahrscheinlich das Grinsen aus seinem Gesicht meißeln, damit er damit aufhörte und der andere war sicher nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen. Dort, wo das Hirn hingehört hätte, waren anscheinend nur Muskeln.


    Ich selbst versuchte, mich im besten Licht darzustellen, wenn Casca mich beobachtete. Dann erledigte ich alle Arbeiten, die man mir gab. Dabei achtete ich natürlich darauf, dass alles ordentlich war (zumindest oberflächlich). Also, ehrlich gesagt, war ich keine Freundin von Hausarbeit. Staub wischen, kehren oder den Boden aufwischen konnte auf die Dauer ganz schön langweilig sein. Außerdem bekam ich davon immer Kreuzschmerzen. Viel lieber stöberte ich in den Zimmern der Casa herum, schaute mir an, wie die anderen Herrschaften so lebten und welche Kleider sie in ihren Truhen hatten. Natürlich passte ich dabei peinlich genau darauf auf, dass mich niemand erwischte. Ich wollte gar nicht daran denken, was geschah, wenn mich jemand in einem der Officia oder in den Cubicula erwischte.
    Dieser eine Kerl, der erst vor kurzem hier eingetroffen war, fand ich ja besonders spannend. Der hatte solche komische Sachen und Klamotten in seinem Allerheiligsten. Die Sklaven hatten erzählt, er sei für ziemlich lange Zeit fort gewesen und manche hatten sogar geglaubt, er hätte längst den Löffel abgegeben. Aber offensichtlich hatte er das nicht
    .
    Wieder einmal hatte ich mich mit einem Staubwedel bewaffnet und war zum Cubiculum von Dominus Serapio geschlichen, um… naja… Nachforschungen zu betreiben. Der Typ interessierte mich eben!
    Bevor ich die Tür öffnete, horchte ich noch einmal, ob auch wirklich die Luft rein war und sah mich noch einmal um. Niemand war da! Das war meine Chance und ich nutzte sie! Schnell öffnete ich die Tür und huschte hinein. Dann ließ ich meinen Blick über die Möbel und das Bett schweifen, bis meine Augen schließlich die Truhe fixierten, die ich beim letzten Mal erst zu spät entdeckt hatte. Zielstrebig lief ich auf die Truhe zu. Bevor ich sie jedoch öffnete, strichen meine Finger zuerst über die mit Intarsien verzierte Oberfläche. Die Ornamente sahen irgendwie fremdartig aus, aber sie gefielen mir. Sofort begann mich die Frage zu quälen, was in der Kiste war. Vielleicht ein paar schöne edle Kleider, oder Gold und Geschmeide oder… vielleicht etwas ganz anderes…

  • Tricostus hatte mich versetzt! Verdrossen kehrte ich vom Forum, wo ich vergeblich auf ihn gewartet hatte, nach Hause zurück und fragte mich: Was sollte ich denn jetzt mit dem angebrochenen Tag anfangen?
    Ich war den Müßiggang nicht gewöhnt, eine Entscheidung über ein neues Kommando oder eine neue Mission war noch nicht gefallen, Aton weilte unerreichbar auf dem Quirinal und ich fühlte mich irgendwie so... ziellos. Streitwagen fahren, Thermenbesuche und ausgiebige Abendessen waren ja sehr spaßig aber im Grunde war ich dann doch ein alter Soldat und sehnte mich nach dem nächsten Einsatz. (Natürlich würde ich das wieder ganz anders sehen, wenn ich das nächste mal im Dienste der Patria in irgendeinem götterverlassenen Winkel des Erdkreises landen würde, und mich nach den Annehmlichkeiten Roms verzehren würde.) So langsam verstand ich, warum Onkel Meridius und mein Adoptivvater mir nach dem Ende ihrer Militärkommandos manchmal so rastlos erschienen waren.


    Durch die Gänge unserer Casa wandelnd überlegte ich, ob ich primum mich mal dazu durchringen sollte, meine Finanzen zu sortieren und eine Entscheidung über die Villa Eutopia zu treffen.... ach nein, da hatte ich gerade keinen Kopf dafür. Oder secundum, eine Extra-Trainingseinheit mit meinen Custodes einlegen..... ach nein, morgen war auch noch ein Tag. Oder tertium könnte ich Armastan für ein Schäferstündchen zu mir holen.... ach nein, ich war seiner schon fast wieder überdrüssig, er hatte so was resigniertes an sich, das verdarb mir die Leidenschaft.
    Quartum könnte ich meiner Großtante Drusilla einen Brief schreiben und sie darum bitten, ihre sagenumwobenen Verbindungen spielen zu lassen um mir eine neue Braut zu organisieren. Denn ich selbst hatte auf diesem Schlachtfeld keinen Ruhm erworben und war bereit zur Kapitulation.... ach nein, das wäre doch verfrüht. Erst mal brauchte ich ein glänzendes neues Kommando, dessen Licht mich gleissend umwabern, gewisse Unzulänglichkeiten überstrahlen und die holden Jungfern blenden würde...
    Quintum konnte ich an meinen Wägen weiterbasteln... Ja, da fiel mir die Wahl doch nicht schwer. Also begab ich mich zu meinem Cubiculum, um die gute Eques-Tunika, die ich gerade trug, gegen meine alte Dreck-Tunika auszutauschen.


    Tief in Gedanken öffnete ich die Türe, trat ein – und machte große Augen.
    "Bona Dea!" entfuhr es mir.
    Ein Eindringling.
    Nein, eine Eindringlingin. Cascas blondes Sklavenmädchen, die mit dem grausigen Barbarennamen.
    Über meiner Truhe! Die war zwar fest verschlossen, auch hatte ich im Laufe meiner Prätorianerzeit und nach leidvoller Erpressung durch die aurelische Harpyie die Angewohnheit angenommen, verfängliche Schriftstücke, so schade das auch war, niemals aufzubewahren. Trotzdem war ich entgeistert. Die Sklaven wußten sehr genau, dass allein Corythia in meinem Cubiculum Ordnung machen durfte. Ausserdem lag über dem Stuhl noch mein dorischer Seidenchiton, der korallenrote, zum Auslüften, und an der Wand hing neben den Theatermasken auch die neue vergoldete Satyrmaske... kurz: ich war empört, dass jemand hier eingedrungen war.
    "Was glaubst du was du hier tust, puella?!" Ich packte das Mädchen hart am Oberarm und riss sie herum, so dass sie mir direkt gegenüber, dicht vor mir stehen mußte, hielt sie so fest, musterte sie scharf, und zugleich alarmiert. War sie hier eingeschleust um mich auszuspionieren? Sklaven sind doch immer die Schwachstelle, in jedem Haushalt. Suchte sie nach dem Nabataea-Dossier? War sie eine Attentäterin? Bewaffnet mit... einem Staubwedel?

  • Der Zauber dieser Kiste hatte mich gänzlich in ihren Bann gezogen und mich taub und unbesonnen gemacht, für jegliche Geräusche oder Vorgänge um mich herum. Wie tragisch, dass dieser eine Augenblick der Unachtsamkeit mir nun zum Verhängnis werden sollte!


    Diese Oberfläche dieses hölzernen Kastens war glatt und fein verarbeitet. Trotz der Intarsien aus Elfenbein, die einen perfekten Kontrast zu dem fast schwarz anmutenden Holz bildete, spürte ich keinerlei Unebenheiten. Bevor ich mich jedoch daran machte, die Kiste zu öffnen, erkannte ich den messingfarbenen Verschluss an der Vorderseite, der es mir unmöglich machte, die Kiste auf herkömmliche Art zu öffnen. Ohne Werkzeug war da nichts zu machen! Ein wenig Enttäuschung wollte sich in mir breit machen, als ich in der nächsten Sekunde ich einen feinen Windzug wahrnahm, ihm aber keine große Beachtung schenken wollte. Erst jene feste Hand, die mich am Oberarm packte und mich auf recht unsanfte Weise von der Kiste nach oben weg zog, bis ich schließlich dem leibhaftigen Besitzer dieses Kleinods direkt gegenüber stand, riss mich aus meinen Gedanken heraus. Gleichzeitig erschallte eine feste und bedrohlich wirkende Stimme. Was glaubst du was du hier tust, puella?! Das war eine berechtigte Frage in dieser prekären Situation! Vor Schreck hatte ich noch einen spitzen Schrei von mir gegeben, nun stand ich mit aufgerissenen Augen voller Furcht und einem dümmlich wirkenden geöffneten Mund unmittelbar vor Dominus Serapio. Er war zwar nur gut einen Kopf größer als ich, doch ich fühlte mich klein, wie ein Wurm in seiner allesbeherrschenden Gegenwart. Wie hatte ich nur so unaufmerksam sein können!
    Ein grimmig dreinblickendes Augenpaar nahm mich scharf ins Visier und vergrößerte so noch mehr meine Angst. Sollte dieser Vorfall nun etwa schon das Ende meiner doch ach so vielversprechenden Karriere im Hause der Decima einläuten? Ich schätzte, Dominus Serapio hatte wahrscheinlich keinerlei Verständnis für meinen Beweggrund, weswegen ich hier war. Und dass ich doch eigentlich gar nichts stehlen wollte. Es war doch nur meine Neugier gewesen, die mich getrieben hatte.


    „E-e-es i-i-ist n-n-nicht so, w-w-wie es a-a-aus-sch-schaut!“ begann ich zu stammeln, um mich zu erklären. Dann fiel mir der Staubwedel ins Auge, den meine andere Hand inzwischen so fest umklammerte, als ob ich darauf hoffte, dass er mir nun zum rettenden Strohhalm wurde. „I-i-ich w-w-wollte d-d-doch nur s-sau-sauber machen, D-d-domin-nus!“
    Ob Dominus Serapio sich mit dieser fadenscheinigen Ausrede zufrieden geben würde, denn schließlich hatte ich eigentlich rein gar nichts in seinen Räumen zu suchen. Eine andere Sklavin – Corythia, wenn ich mich nicht irrte, war dafür zuständig. Da ich ihn so gut wie gar nicht kannte, hatte ich keine Ahnung, wie ich ihn einschätzen sollte. Im Augenblick jedenfalls machte er einen äußert zornigen und aufgebrachten Eindruck. Noch geisterte in meinem Kopf noch nicht die quälende Frage herum, mit welchen Konsequenzen ich explizit zu rechnen hatte. Doch mir war schon bewusst, dass dies hier ein Nachspiel haben würde, ganz gleich welcher Art.
    Wenn der Römer nun tatsächlich glaubte, ich hätte ihn bestehlen wollen, wonach es ja wirklich aussah – was dann? Wie man so hörte, waren manche sehr kreativ, wenn es darum ging, einem Sklaven zu zeigen, wo der Hammer hing. Im Moment fürchtete ich mich aber am meisten davor, dass mein eigener Dominus Wind von der Sache bekam. In welchem Licht stand ich dann da? Grian, die Diebin? Eine Diebin wollte ganz sicher niemand in seinem Haus haben. Das war´s dann wohl!

  • "Du hast hier nichts zu suchen!" wies ich das Mädchen zornig zurecht. Ihr verschüchtertes Gestotter und die großen furchterfüllten blauen Augen, die erbarmungswürdig zu mir aufsahen, die hätten wohl einen Stein erweichen können. Wie eine abgebrühte Spionin wirkte sie nun nicht gerade. Jedoch sind bekanntlicherweise gerade die, die am harmlosesten erscheinen, manchmal die gefährlichsten. Da fiel mir zum Beispiel meine Ex-Alibi-Freundin Celeste ein, die war ebenso zart, zierlich und blond wie diese kleine Nymphe hier – und knietief in lichtscheuen Geschäften, und erfolgreich dabei.
    "Merk dir das."
    Ungerührt hob ich die Hand und schlug das Mädchen ins Gesicht - wenn auch nur mit halber Wucht, ich wollte sie bestrafen, nicht verletzen.


    Im Übrigen taugt auch ein Staubwedel wunderbar dazu, darin ein Stilett zu verbergen, oder eine vergiftete Nadel. Ich nahm ihr das Ding aus der Hand, brach es auseinander und inspizierte es misstrauisch und eingehend. Nein, es taugte nicht als Mordwaffe, es sei denn gegenüber Wollmäusen und Hausspinnen.
    Zudem fiel mir, nachdem die erste heiße Zorneswelle vorübergeflutet war, wieder ein: das Mädchen war zwar neu im Haus, aber ganz so neu auch nicht mehr, bei meiner Ankunft hatte ich diesen blonden Schopf bereits erblickt. Ergo konnte sie nicht spezifisch um mich auszuspionieren eingeschleust worden sein, es sei denn meine Feinde könnten hellsehen.
    Vielleicht war sie ja nur auf Stehlen aus? Das wäre geradezu eine Erleichterung. Dass Sklaven hin und wieder mal lange Finger machten, war ja nun nicht so ungewöhnlich, gerade wenn sie aus Häusern kamen wo es ihnen nicht so gutging wie bei uns.
    Oder jemand von den alteingesessenen Haussklaven hatte ihr einen bösen Streich gespielt? Vielleicht waren sie noch dabei die Hackordnung zu klären. Möglicherweise hatte die kleine Nymphe auch Cascas letzte Favoritin aus seinem Bett verdrängt und sich damit Unmut zugezogen.
    Oder es hatte ein jemand von außen sie erst kürzlich, als sie bereits in Cascas Besitz war, angeworben um mich auszuspionieren. Das wäre gar nicht gut.


    "Also, wer hat dich hier rumschnüffeln geschickt, puella?" befragte ich sie, im strengen und ganz und gar humorlosen Verhör-Tonfall. Dabei fuhr ich mit den Händen an ihren Armen entlang, dann den Körper herunter, durchsuchte sie beiläufig und routiniert nach Diebesgut oder Waffen, ging um sie herum und entblößte ihren Rücken, um nach Brandzeichen, Tätowierungen oder Peitschennarben zu sehen.
    "Für wen arbeitest du, hm? Wem erstattest du Bericht? - Sprich, und sprich wahr. Ich weiß Wege deine Zunge zu lösen, die möchtest du lieber nicht kennenlernen."

  • Nach dieser harschen Zurechtweisung hatte ich noch ein wenig die Hoffnung, diesmal mit einem blauen Auge davonzukommen, denn wie gesagt, ich kannte mein Gegenüber ja nicht. Niemand hatte mich vor ihm gewarnt oder mir eingeflößt, was ich alles bei Dominus Serapio zu beachten hatte oder mir gar von seiner Vergangenheit erzählt. Warum auch? Es hatte mich ja auch nicht im Geringsten zu interessieren, solange jedenfalls mein eigener Dominus mich nicht auch noch damit beauftragte, mich um die Belange seiner Verwandtschaft zu kümmern. Also nickte ich ihm zustimmend zu und mit erstickender Stimme brachte ich noch gerade so ein „Ja, Dominus!“ hervor, in Erwartung, er würde mich nun gehen lassen, damit ich wieder in das Rattenloch zurückkriechen konnte, aus dem ich zuvor gekrochen war.
    Umso überraschender traf mich seine Hand in meinem Gesicht. Blitzschnell füllten sich meine Augen mit Tränenflüssigkeit. Nicht etwa weil er so fest zugeschlagen hatte und mir nun die Backe wie verrückt brannte. Nein, das war es nicht. Dieser Schlag war nicht sehr heftig gewesen. Da hatte ich schon weitaus schlimmeres einstecken müssen in meiner wechselvollen Vergangenheit. Er kam einfach nur zu unverhofft.


    Was danach geschah, war einfach nur schräg. Er riss mir den Staubwedel aus der Hand und brach ihn auseinander. Ich blinzelte erschrocken, da ich zunächst dachte, dies sollte nur eine weitere Drohung sein, um mir zu verdeutlichen, was er mit mir als nächstes anstellen wollte, wenn ich mich auch nur noch einen Digitus seinem Cubiculum näherte. Doch dann begutachtete das Ding von allen Seiten, als sei es ein hochkompliziertes Mordwerkzeug. Meine Backe haltend, beobachtete ich ihm dabei und fand es beinahe schon wieder belustigend, wie er das kaputte Reinigungsutensil sorgfältig untersuchte.
    Noch nie ´nen Staubwedel gesehen, oder was? hätte ich ihn jetzt am liebsten gefragt. Aber ich ließ es besser und hielt meine lose Klappe, denn ich schätzte meine momentane Lage als eher mittelschwierig, wenn nicht sogar als hochgefährlich ein. Lediglich ein marginales Lächeln hatte ich mir nicht verkneifen können. Doch es war fast schneller wieder verflogen, als es aufgetaucht war. Denn als er endlich mit seiner Inspektion fertig war, wandte sich sein Blick mir wieder zu. Ich zuckte zusammen und begann zu zittern als er mit eisiger Stimme in einem Tonfall, der wenig Spielraum für Austausch von eventuellen Freundlichkeiten ließ, begann mich auszufragen und dabei seine Hände an meinem Körper heruntergleiten ließ. Tausend Dinge, die nun als nächstes passieren konnten, schossen mir gleichzeitig durch den Kopf. Dabei kapierte ich nicht recht, was er eigentlich von mir wollte. Wer sollte mich denn bitte hergeschickt haben? Litt er unter Verfolgungswahn? Ich begriff jedenfalls, dass es nun an der Zeit war, mit der Wahrheit herauszurücken. Wobei Dominus Serapio dabei aber natürlich nicht zwingend erfahren musste, dass dies nicht mein erster Besuch in seinem Cubiculum gewesen war. „N-n-niemand, Dominus! Ehrlich! i-i-ich wollte doch nur… ich wollte bestimmt nichts stehlen, Dominus!“ Nun ja, mit den gleichen Beteuerungen hatte ich ihn schon einmal abgespeist und dafür den Schlag ins Gesicht geerntet. Was würde als nächstes folgen?
    Vorerst nichts, was jedoch meine Furcht keinesfalls minderte. Stattdessen schritt er um mich herum, was mich obendrein noch nervös machte, da ich nun nicht mehr in der Lage war, zu beobachten, was er jetzt hinter meinem Rücken vorhatte.
    Als ob ich es bereits nicht schon geahnt hätte, begann er sich an meiner Tunika zu schaffen zu machen und riss sie mir ein Stück weit herunter. Ich keuchte vor Angst und mein Zittern verstärkte sich noch mehr, da ich glaubte, dass er mir nun noch mehr Schmerzen zufügen oder mich einfach mit Gewalt nehmen wollte.
    Jedoch geschah von alldem nichts. Noch nicht! Aber was in Teutates´ Namen tat er da nur? Schaute er sich etwa nur meinen Rücken an? Besonders schön war der ja nicht. Mehrere Narben zierten dort meine Haut. Narben, die schon eine ganze Weile verheilt waren. Einer meiner Vorbesitzer hatte es besonders anregend empfunden, mein Verhalten mit Hilfe einer Peitsche zu regulieren, was ihm auch kurzfristig gelungen war. Doch letztendlich hatte ich mich als widerstandsfähiger erwiesen und er hatte irgendwann die Lust an mir verloren.


    Doch wenn Dominus Serapio genau hinsah, konnte er vielleicht noch eine kleine alte Tätowierung an meinem Oberarm entdecken. Nein, es handelte sich dabei nicht etwa um ein altes Zeichen von einem meiner Vorbesitzer. Es war ein kleines Triskel, welches mir mein Vater eintätowiert hatte, als ich noch klein gewesen war. Er hatte immer gesagt, dass dieses Zeichen mich stets an ihn und meine Mutter erinnern sollte, dass alles was beginnt, ein Ende hat und das Ende auch zugleich wieder ein Anfang sei. Damals hatte ich nicht verstanden, was das bedeutete, doch je älter ich wurde, umso mehr begann ich zu begreifen, was er damals damit gemeint hatte. Dieses kleine Zeichen war der klägliche Rest, was von meiner Familie übrig geblieben war. Verständlich, dass ich darüber mit niemandem reden wollte. Zum Glück hatte ich das bis heute nicht tun müssen, denn wenigstens meine Erinnerungen wollte ich für mich allein behalten.


    Während ich noch auf den nächsten Schlag wartete, traf lediglich nur seine Stimme auf mein Ohr. Doch das, was er sagte, klang noch weitaus bedrohlicher. Ich kaufte ihm jedes Wort ab, als er meinte, er kenne Wege, um mich zum Sprechen zu bringen. Auch mit seiner Vermutung lag er goldrichtig! Ich wollte nichts von alledem kennenlernen!


    „Ich gehöre Dominus Casca… a-a-aber er weiß nicht, d-das ich hier bin. Ich wollte doch nur… ich wollte mir nur die Truhe da ansehen, weil ich so neugierig war und sie so interessant aussah. Das Muster darauf… so etwas habe ich noch nie gesehen!“ rief ich scheinbar todesmutig und fühlte mich wenigstens für einen kleinen Moment erleichtert, als die Wahrheit aus mir herausgesprudelt war. Im nächsten Moment aber kehrte die Angst wieder zurück. Was wenn Dominus Serapio nun die ganze Geschichte seinem Verwandten- meinem Dominus brühwarm erzählte?
    „Bitte sag meinem Dominus nichts davon, Dominus Serapio! Bitte! Ich tue alles für dich! Wirklich alles! Aber bitte erzähle ihm nichts davon, was ich getan habe!“, bat ich ihn mit erstickender Stimme, wobei für mich alles doch sehr relativ war. Schließlich hatte auch ich meine Grenzen. Auch wenn dieses nur sehr verschwommen erkennbar waren. Um das Gesagte noch zu untermauern, quollen nun tatsächlich dicke Tränen aus meinen Augen – die wahren Waffen einer Frau.

  • Unbewaffnet war sie und hatte nichts Gestohlenes bei sich. Ein paar alte Narben zogen sich über ihren Rücken, unschöne fleischrote Striemen in der hellen Haut. Das Mädchen zitterte wie Espenlaub, recht so, sollte sie sich ruhig noch etwas fürchten, damit sie sich nie wieder erkühnte, hier in mein Sanctum einzudringen. Ich fand keine Markierungen, bis auf eine kleine Tätowierung, ein seltsames Zeichen, das aus drei Kringeln zusammengesetzt war. Ein Genswappen war das jedenfalls nicht. Vielleicht ein Bandenzeichen. Ich nahm eine Wachstafel zur Hand und zeichnete es rasch ab.
    In meiner Urbanerzeit hatte mir ein altgedienter Kamerad mal von einer ganz raffinierten Bande erzählt, die vor Jahrzehnten in Italia ihr Unwesen getrieben hatte, immer von Stadt zu Stadt weiterziehend: Diese Strolche hatten eine schöne Frau aus ihren Reihen immer wieder als 'Sklavin' teuer in reiche Häuser verkauft, worauf sie dann den Ianitor vergiftete und ihnen heimlich des Nachts die Porta öffnete, so dass die Halunken säckeweise das Silberzeug heraustrugen und den Tresor im Tablinum aufbrachen... Zuletzt hatten die Cohortes Urbanae sie aber erwischt, ihnen das Handwerk gelegt und wenn ich mich recht erinnerte, hatte die ganze Bande in den sizilianischen Schwefelminen ihr gerechtes Ende gefunden.


    Die Truhe habe sie sich ansehen wollen? Wohl eher was darin war. Und die Truhe winkte ja nun auch nicht aus meinem Cubiculum heraus. Wobei das Möbelstück tatsächlich ein ganz exquisites war, und ich war auch recht stolz auf dieses schöne Stück, so außergewöhnlich war sie, dass sogar eine einfache Sklavin sogleich die ästhetische Einzigartigkeit erfasste.
    "Das sind ägyptische Einlegearbeiten, Elfenbein in Ebenholz." erklärte ich ihr automatisch gönnerhaft, "Dies hier stellt die Flügelsonne dar, und diese Bilder sind Szenen aus dem Mythos von Isis und Osiris-Serapis..."
    Ups, abgelenkt. Schnell zurück zum Verhör, dem tränenreichen. Was für ein Sturzbach. Ich bemerkte in dem Moment, dass die Jahre in der Fremde leider nicht so folgenlos an mir vorbei gegangen war. Ich war absolut nicht mehr in Übung, und die kalte Professionalität, die ich mir im Verhörraum der Castra mühsam angeeignet hatte, die hatte doch arg gelitten... so etwa wie die Hornhaut an den Füßen vergeht, sobald man keine Gewaltmärsche in Caligae mit Gepäck mehr macht.


    Ja, das Geheule fing an, mir richtig an die Nieren zu gehen. Und so am Boden zerstört wie das Mädchen gerade war, gewann ich tatsächlich den Eindruck, dass sie mehr oder weniger die Wahrheit sagte.
    Aber fürchtete sie sich etwa vor Casca? Meine Brauen wanderten in die Höhe, ich verbiss mir ein verblüfftes Auflachen. Vor meinem gutherzigen, genussfrohen Vetter, der seine Sklaven viel zu milde behandelte, fast wie Freunde? Nun ja, ich war lange fort gewesen, vielleicht hatte Casca in der Zwischenzeit zu etwas mehr Härte und Mannhaftigkeit gefunden? Er hatte es ja auch vollbracht, so dachte ich bitter, mir die Verlobte auszuspannen.... - nein, gebot ich mir selbst bei diesem Gedanken Einhalt, das war natürlich Unsinn, ich musste Casca dankbar sein, dass er sich Valentinas angenommen hatte, und es musste mein Hauptanliegen sein, dass Valentina gut versorgt war. Ja, so und nicht anders hatte das zu sein, Dankbarkeit war angesagt, nichts anderes....


    "Du hast Nerven, puella. Du solltest froh sein, wenn ich dich nicht in die sizilianischen Schwefelminen schicke! - Natürlich wird mein Vetter erfahren, was für ein Früchtchen er uns da ins Haus gebracht hat." Derzeit war er aber meines Wissens unabkömmlich im Tempel der Minerva. Ich wollte nicht auf seine Heimkehr warten, denn Sklaven muss man bekanntlicherweise gleich beim Fehltritt bestrafen.
    "Jetzt hör schon auf zu weinen, bevor wir hier noch alle davonschwimmen." befahl ich bemüht harsch, und schob ihr die Tunika wieder auf die Schultern, zog sie ordentlich zurecht.
    "So. Du wirst die nächste Woche die schmutzigsten Arbeiten hier im Haus erledigen: Hypokausten fegen, Asche aus dem Ofen kratzen, Latrinen putzen, den Müllkarren beladen. Das ist deine Strafe. Dein Herr wird dann entscheiden, ob es damit genug ist. Und du kannst in der Zeit darüber nachdenken, was für eine Sklavin du sein möchtest, hier bei uns im Haus: eine diebische oder verräterische, die bei nächster Gelegenheit in den Minen landet, oder eine treue und tüchtige. Wenn du dich für Letzteres entscheidest, wozu ich dir entschieden raten möchte, puella, dann wirst du hier immer gut versorgt sein. Du wirst ein Dach über dem Kopf haben, einen Schlafplatz, genug zu essen, ordentliche Kleidung, auch ein kleines peculium bekommst du. Du wirst Teil der Hausgemeinschaft sein und unter dem Schutz der Gens Decima stehen."
    Ich ließ die Worte dieser kleinen Ansprache wirken (hoffentlich), bevor ich nachfragte:
    "Hast du das alles verstanden?"

  • Warum dauerte das nur so lange? War mein Rücken denn so interessant für ihn? Er sagte gar nichts mehr!
    Diese Ungewissheit trug nicht gerade dazu bei, dass ich ruhiger wurde. Ganz im Gegenteil! Ich kam mir vor, wie in den Kerkern der Schwarzröcke. Vor einigen Jahren hatte ich mal eine Unterhaltung mitgehört, in der ein Mann seine Erlebnisse in deren Kerkern geschildert hatte. Ihre Verhörmethoden waren mindestens genauso schlimm, wie die des Decimers. Dieser Mann hatte gesagt,, er sei zu Unrecht mehrere Tage dort festgehalten worden, weil irgendein eifersüchtiges Weib ihn als Christen denunziert hatte.
    Tja, ich hatte mich selbst in die Scheiße geritten. Darin hatte ich ja Übung genug. Aber dieses Mal steckte ich richtig tief drin und ich hatte richtig Angst!


    Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, schien sich seine Stimme zu ändern. Sie wirkte fast schon freundlich, als er mir erklärte, woher die Kiste stammte und was diese seltsamen Ornamente darauf zu bedeuten hatten. Die Flügelsonne… was war denn eine Flügelsonne? Wozu brauchte die Sonne denn Flügel? Sie schob sich doch tagtäglich auch ohne Hilfe über das Firmament. Und was hatte es mit diesem Mythos auf sich? Von Isis und Osiris-Serapis.
    Vielleicht hatte ich Dominus Serapio ja nun doch überzeugen können? Glaubte er mir jetzt, dass es eigentlich nur die Truhe war, deren Anblick mich so angezogen hatte, wie das Licht einer Kerze die Motte? Da ich davon ausging, die Wogen hätten sich inzwischen etwas geglättet und Dominus Serapio mich nicht mehr für eine Diebin hielt, versiegten auch langsam meine Tränen. Ich schniefte nur noch ein paar Mal und wollte schon zu einer Frage ansetzen, um Klarheit darüber zu gewinnen, was es mit diesem erwähnten Mythos auf sich hatte. Auch wenn ich nur eine Sklavin war, hatte ich trotzdem einen großen Wissensdurst. Vielleicht lag das ja einfach nur daran, weil ich nicht immer Sklavin gewesen war. Zwar konnte ich mich nur noch ganz dunkel an diese Zeit erinnern. Doch es hatte sie einst gegeben.
    Das Streben nach Wissen, welches mich schon während meiner Kindheit begleitet hatte, hatte auch dafür gesorgt, dass ich mit Freuden Lesen und Schreiben gelernt hatte. Ich war wie ein Schwamm, der alles aufsog, dessen er habhaft werden konnte. Wie man sich vorstellen konnte, war diese Eigenschaft bei manchen meiner Besitzer nicht immer auf Gegenliebe gestoßen. Manche glaubten, es wäre gefährlich, wenn Sklaven lesen konnten. Mein zweiter Dominus hatte das ganz anders gesehen. Damals, als ich in Germanien gelebt hatte, durfte ich für eine Weile mit seinen Kindern zusammen lernen. Bis zu jenem schicksalsträchtigen Tag, an den ich mich nur sehr ungern zurückerinnerte.


    Mir blieben jedoch die Worte im Halse stecken. Ganz unverhofft, war sie vorbei, die latente Freundlichkeit, die stille Akzeptanz, dass auch ich ein Mensch sein könnte, der sich zu schönen Dingen hingezogen fühlte und sich an ihnen erfreuen konnte.
    Der Decimer setzte zu einer weiteren Schimpftirade an und sprach Drohungen aus, die mir direkt wieder die Tränen in die Augen trieben. Alleine der Gedanke an die sizilianischen Schwefelmienen bereitete mir schon Unbehagen, noch mehr als die Tatsache, dass Dominus Serapio alles an meinen Dominus herantragen würde, mit der Gefahr, daraufhin sogleich in seiner Gunst zu fallen. Dabei hatte ich mich doch seit meiner Ankunft so angestrengt, ein gutes Licht auf mich fallen zu lassen.
    „Ich will aber nicht mehr zurück auf den Sklavenmarkt und ich will auch nicht in die sizilianischen Schwefelmienen“, jammerte ich schließlich herzerweichend.


    Wie die meisten Männer war auch Dominus Serapio kein Freund weiblicher Tränen. Natürlich, denn wie sollten sie sich auch einer solchen gefährlichen Waffe erwehren? Hätte er zu mir in einer anderen Beziehung gestanden, hätte er nun alles darangesetzt, um mich zu trösten. Doch zwischen uns bestand keinerlei Bindung, weshalb sich auch seine Emotionen in Grenzen hielten. Mit strengen Worten befahl er mir, endlich still zu sein. Gleichzeitig ließ er endlich von meinem Rücken ab und zog meine Tunika zurück an ihren angestammten Platz. Ich wischte mir schniefend die Tränen aus dem Gesicht und wandte mich zu ihm um, damit ich endlich wieder in sein Antlitz blicken konnte. Dabei kam ich mir vor wie ein Häufchen Elend, wie ein winziges Insekt, welches jeden Moment damit rechnen musste, zertreten zu werden. Statt eines Todesstoßes erhielt ich eine ganze Menge unangenehmer Aufgaben, die ich eine Woche lang verrichten sollte. Ehrlich gesagt schockierte mich das alles nicht wirklich. Ich hatte mir schon öfters in meinem alten Leben die Hände schmutzig gemacht. Außerdem gab es in jeder Sklavenschaft ein paar nützliche Idioten, denen ich schöne Augen machen konnte und die daraufhin alles für mich taten, wenn ich ihnen in Aussicht stellte, eventuell bei mir liegen zu dürfen.
    Ich wusste meine Gedanken gut vor Dominus Serapio zu verstecken. Einer wie er dachte sicher, dass dies eine besonders harte Strafe sei. Also ließ ich ihn in diesem Glauben und schniefte noch ein paar Mal laut. „Ich will immer eine treue und tüchtige Sklavin sein, Dominus Serapio! Ganz ehrlich!“jammerte ich und bestätigte meine Worte mit einem energischen Nicken.


    Wenige Augenschläge später nur schien mein Lamento wie weggeblasen. In meinen Augen spiegelte sich meine neu erstarkte Neugier wider, die er zuvor geweckt hatte. „Dominus Serapio, darf ich eine Frage stellen?“ Ich wartete gar nicht auf seine Antwort, sondern sprach endlich aus, was ich schon vor einer gefühlten Ewigkeit fragen wollte. „Warum hat diese Sonne Flügel und wer ist eigentlich dieser Osiris-Serapi… äh o?“

  • Treuherzig beteuerte das Mädchen, die richtige Wahl treffen zu wollen. Auch die Tränen waren zum Glück versiegt, nur ein klägliches Schniefen kam noch nach.
    Na also. Hoffentlich war das auf fruchtbaren Boden gefallen, ich hatte nämlich wirklich überhaupt keine Lust, die wilde Drohung, die mir da herausgerutscht war, wahrzumachen, mir damit womöglich noch Ärger mit meinem Vetter einzuhandeln, wenn ich seine kleine Nymphe kaputt machte... (Mein Verhältnis zu Casca war durch Valentinas Wahl komisch genug.) Andererseits waren Ankündigungen gegenüber Sklaven, die man dann nicht umsetzte, der beste Weg dazu, dass einem das Gesinde irgendwann fröhlich auf der Nase herumtanzte.
    Ich würde der Vilica jedenfalls auftragen, ein Auge auf das Mädchen zu haben, und Sidonius befehlen, ihr Lager nach eventuellem Diebesgut zu filzen. Und auch wenn mein ursprünglicher Verdacht, sie könnte eine Spionin sein, mir nun doch eher weithergeholt erschien – so wollte ich diesen doch fundiert ausschließen können, und beschloss, einen ihrer Mitsklaven auf sie anzusetzen. Silas vielleicht, der hatte so eine harmlose Ausstrahlung. (Wenn sich der Verdacht wider Erwartens doch als wahr herausstellen würde, dann könnte ich das Mädchen benutzen, um dem Feind gezielt Falschinformationen unterzujubeln.)


    Überraschend schnell schwand die Miene der Zerknirschung. Das Mädchen schien mir erleichtert über die maßvolle Strafe zu sein, stellte mir vorwitzig eine Frage. Irritiert von ihrer plötzlichen Unbefangenheit runzelte ich die Stirn, für einen Augenblick stark hin und her gerissen zwischen dem Impuls, gerne auf dieses hochinteressante und mich immer wieder faszinierende Thema eingehen zu wollen, und dem Wissen, ihren Fehltritt nicht mit einem Plauderstündchen belohnen zu dürfen.
    "Das ist nicht der Moment dafür, puella." entschied ich mich für die Strenge. "Zuallererst hast du deine Strafe abzuleisten. Wenn mir keine Klagen über dich zu Ohren kommen - dann werde ich dir die Geschichte vom Herrn der Ewigkeit und dem Falken der Sonne erzählen." so stellte ich ihr in Aussicht und entließ sie für heute. "Du kannst jetzt wegtreten."

  • Mein Auftritt der geläuterten Sklavin, die natürlich immer treu und hörig sein wollte, war erfolgreich gewesen. Dominus Serapio nahm mir alles ab, genauso wie ich es gesagt hatte. Zumindest spie er keine weiteren Drohungen mehr aus. Vielleicht plagten ihn sogar Gewissensbisse, weil er so streng mit mir gewesen war. Ja, sollte er nur ein schlechtes Gewissen haben! Mich so zu erschrecken und mir die Schwefelminen androhen! Er konnte doch froh sein, dass ich wissbegierig war und dazulernen wollte. Aber es lag wohl einfach nur daran, dass ich nicht ihm gehörte, sondern seinem Verwandten.
    Da fiel mir plötzlich wieder ein, was die Sklaven über Dominus Serapio so getuschelt hatten. Angeblich habe mein Dominus ihm die Braut – Quintilia Valentina - ausgespannt! Natürlich hatte ich keine Ahnung, was an diesem Gerücht dran war. Solange war ich nun auch noch nicht hier. Dennoch konnte ich mir die beiden als Paar gar nicht vorstellen: Decimus Serapio und Quentilia Valentina? Ernsthaft?! In dem Fall hatte mein Dominus echt das Richtige getan.


    Wenn ich denn nun meine Gedanken weiterspann, musste ich mich fragen, ob ich aus diesem Grund gegenüber Dominus Serapio nicht mehr Vorsicht walten lassen sollte. Diese Römer kamen ja auf die schrägsten Ideen! Manche quälten Sklaven, weil deren Besitzer irgendetwas verbockt hatten.
    Ich behielt den Decimer im Blick. Dadurch entging mir auch nicht die Veränderung, die sich in seinem Gesicht bemerkbar machte, nachdem ich ihn auf dieses geheimnisvolle Zeug, der Flügelsonne und dem Kerl mit dem komischen Namen, angesprochen hatte. Sein Stirnrunzeln war womöglich ein Zeichen, dass ich vielleicht zu schnell vorgegangen war und er nun mein Herumgejammere und das demütige Getue nicht richtig abnehmen wollte.
    Doch nein, ich hatte Glück! Meine Befürchtungen waren unbegründet. Er gab sich wieder als der gestrenge Dominus, der glaubte, mich dadurch bestrafen zu können, indem er mir eben jenes Wissen vorenthalten könnte. In gewisser Weise hatte er auch erreicht, was er bezweckt hatte, denn es hatte mich brennend interessiert, warum diese Sonne Flügel hatte und wer nun wieder dieser Herr der Ewigkeit und der Falke der Sonne war.


    „Och!“ entfuhr es mir enttäuscht und ich ließ enttäuscht den Kopf sinken. Er hatte mich entlassen. Ich konnte gehen. Eigentlich hätte ich aufatmen können, noch einmal davongekommen zu sein. Aber die Enttäuschung in mir nahm Überhand. Wäre ich clever gewesen, hätte ich sofort die Flucht ergriffen. Aber meine Neugier machte mir einen Strich durch die Rechnung. Ich war schon auf dem Weg zur Tür, als ich mich noch einmal zu ihm umdrehte. „Wenn ich nicht wieder kommen darf, wie willst du mir dann diese Geschichte erzählen, hä?“
    Oh nein! Ich hatte mich mal wieder nicht im Griff gehabt und wieder einfach drauflos geplappert. Ohne zu denken! Ein peinlicher Fall von Sprachinkontinenz!

  • Dea Dia, was war denn das?! Hatte ich mich verhört? Sprachlos starrte ich das Mädchen an. Die konnte das gerade doch nicht wirklich gesagt haben, oder etwa doch?
    Erst mal klappte ich meinen Mund wieder zu. Dann ergriff ein ungläubiges Kopfschütteln von mir Besitz. Und als ich wieder soweit war, Worte zu finden, angesichts dieser unfassbaren Aufmüpfigkeit (und als Fußnote die Frage: wie kam sie zu der abartigen Annahme, dass ich den ganzen Tag in meinem Cubiculum rumhocken würde?), da knurrte ich nur:
    "RAUS. Hypokausten kehren. Jetzt!"
    Und wies ihr mit bestimmter Geste die Türe.



    Nachdem ich sie rausgeworfen hatte, ließ ich mich mit leidiger Miene auf die Fensterbank plumpsen.
    "Das ist doch nicht zu fassen!" schimpfte ich vor mich hin. Was hatte Casca uns da nur angeschleppt?! Unsere Sklaven waren für gewöhnlich hausgeboren und gut erzogen. Der Haushalt funktionierte, Züchtigungen waren milde, und es war noch nie einer fortgelaufen. Auch der Sklavenaufstand hatte unser Haus nicht berührt, ein Zeichen dafür, dass die Unfreien ihren Platz kannten. Lediglich meine Freigelassenen hatten in meiner Abwesenheit mit rebellischem Gedankengut experimentiert... doch seit meinem Furor Serapiensis in der Villa Eutopia hatten sie es nicht gewagt, diese noch mal laut zu äussern, zumindest nicht in meiner Gegenwart.
    Ich konnte mich echt nicht daran erinnern, dass jemals einer so frech gewesen war wie dieses Nymphchen. Selbst die wilden Barbaren, die ich mir eine Zeit lang mit Vorliebe angeschafft hatte – damals hatte es mir Freude gemacht, ihren rohen Stolz zu beugen – hatten sich meist in Laufe der Zeit gut gemacht. Wenn ich da an Lupus/Kieran dachte, den schönen Kelten, anfangs wie ein wildes Tier, dann zum Gladiator geschmiedet, wie er mich treu nach Vicetia begleitet hatte und dort gefallen war...
    Ich seufzte, wehmütig an Lupus' gestählten Leib und die aussergewöhnlichen grünen Augen zurückdenkend. Wie nett wäre es, mir wieder ein paar Gladiatoren zuzulegen.
    Darauf griff ich nach dem Wasserkrug, um die Hanfpflanzen auf meinem Fensterbrett zu gießen. Nach meiner Rückkehr hatte ich frische eingesät, und es zeigten sich zwischen den Erdkrumen schon die ersten grünen Spitzen. Vielleicht würde das Nymphchen ja auch noch so eine beeindruckende Wandlung wie Lupus damals hinlegen?

  • Tja, und damit war dann auch das Maß wirklich voll! Wenn ich nun nicht sofort Land gewann, nagelte er mich wahrscheinlich höchstpersönlich noch an den nächsten Baum.
    „Äh, ja Dominus! Entschuldigung, Dominus“, waren meine letzten irritierten Worte, bevor ich die Tür hinter mir schloss.


    Ich hatte nach dieser Begegnung nun solch einen Schiss in der Hose, dass ich mich doch tatsächlich gleich zum Hypokausten-Kehren meldete. Meine Tunika konnte ich danach zwar vergessen, weil sich im Grund ein schwarzer Fleck neben dem anderen befand und die ursprüngliche Farbe gar nicht mehr richtig zu erkennen war. Aber ich vermutete mal stark, dass diese Casa sich garantiert eine zweite Sklaventunika in meiner Größe leisten konnte.



    Ob ich es nach allem, was danach passiert war, bereut hatte, in Dominus´ Serapios Cubiculum eingedrungen zu sein? Nö, überhaupt nicht! Der Kerl konnte einem zwar einen riesen Schrecken einjagen mit all seinen Drohungen und seiner manchmal doch ziemlich schrägen Art, aber auf irgendeine seltsame Art und Weise mochte ich ihn doch. Daher hoffte ich auch, dass er eines Tages seine Versprechen wahr machen würde und mir von diesem Dings… äh, diesem anderen Serapio Sowieso und seiner geflügelten Sonne erzählen würde.

  • Nachdem ich mich abgeregt hatte, rief ich nach unserem Mundschenk und gebot ihn, einen Krug mit Posca (für mich) und einen mit Wasser (für den Hanf) zu holen.
    Als er das Gewünschte gebracht hatte, hieß ich ihn noch zu bleiben.
    "Silas" sprach ich zu ihm, "Ich habe eine Aufgabe, die ich nur einem klugen und durch und durch loyalen Sklaven anvertrauen kann. Du verstehst?"

  • Silas tauschte die leeren Krüge gegen die vollen. Eine Aufgabe?
    Überrascht, das Tablett noch in der Hand, schon halb zum Gehen abgewandt, einen Fuß angehoben und auf dem Ballen abgestützt, drehte er sich wiederum zu Dominus Serapio. Ganz automatisch nickte er, auch wenn er nicht 'verstand' was der Herr da andeutete, und ob er klug war, da waren die Ansichten geteilt. Die Köchin Candace lobte ihn immer, wenn er die Eigenschaften der Weine, und wozu sie passten, auswendig hersagte, hin und wieder hatte er sogar gegen Dominus Casca beim Mulinello-Spiel gewonnen, aber der furchtbare Schulmeister Orosius ließ keine Gelegenheit aus, ihm zu versichern, dass er strohdumm war. Von daher war Silas sich diesbezüglich nicht sicher. Aber loyal war er, das stand fest.
    "Ja, Dominus, was ist es denn?" fragte er erwartungsvoll. Vielleicht eine Aufgabe, deren Belohnung in einem Circusbesuch bestand?!

  • Was für ein hinreißendes Bild der junge Blonde abgab, wie er so dastand, in der Balance der unterbrochenen Bewegung, so anmutig wie die Bronzestatue eines preisgekrönten Epheben.
    Beifällig ging mein Blick über die geschwungene Linie des Nackens, in den sich Strähnen lichtblonden Haares schmiegten, die ungezwungene Haltung, die schlanke Gestalt. Silas war allerliebst.
    Wie einfach wäre es doch, wie unkompliziert, wenn ich für solche von seiner Sorte über die Sinneslust und das Vergnügen des Momentes hinaus wirklich entbrennen könnte, für ihn (oder Icarion und Narcissus früher) oder andere schöne unfreie Jünglinge. Es krähte ja kein Hahn danach, wenn man seine Sklaven mit ins Bett nahm, oder ihnen Verse schrieb oder sie in Mamor meißeln ließ... Außerdem waren sie für gewöhnlich anschmiegsam und dankbar.
    Stattdessen war ich Idiot dem Manius-Aton verfallen, dem hochnoblen Pontifex, und unterhielt eine Liaison, die uns beide ruinieren würde, wenn sie denn publik würde. Das Herz hat seine Gründe, der Verstand kann da nur resigniert mit den Ohren schlackern.


    "Ich möchte, dass du ein Auge auf Cascas neue Sklavin hast." trug ich Silas auf. "Beobachte sie und finde heraus, ob sie etwas gegen uns im Schilde führt. Stiehlt sie? Macht sie sich Notizen über das Geschehen hier im Haus? Trifft sie Kontaktleute in der Stadt? All das."

  • Es war nicht das erste Mal, dass Silas bemerkte, dass Dominus Serapio ihn gerne sah. Dessen Blick, der da auf ihm lag, war schon sehr... lang.
    Verlegen sah Silas auf sein Tablett, und die Warnung seines Vaters, an dem Tag so trotzig abgetan, klang ihm plötzlich wieder in den Ohren.
    Aber die war bestimmt total übertrieben. Dominus Serapio war immer nett zu ihm. Es war ja auch ganz schön, zu wissen, dass der Herr einem wohlgesinnt war. Die versprochene Fahrt auf dem Zweigespann würde Silas sich jedenfalls nicht entgehen lassen, nur weil seine Alten so herumgluckten. Hoffentlich erinnerte der Dominus sich noch an dieses Vorhaben.
    Die Aufgabe hingegen gefiel Silas gar nicht. Er war doch kein Spitzel! Eine Mitsklavin an die Herrschaften zu verpetzen, so was machte man nicht. Aber was konnte er denn anderes antworten als 'ja'.
    "Ja... aber glaubst du denn... dass sie uns etwas Böses will, Dominus?" fragte er zögerlich, wobei 'uns' für ihn die Hausgemeinschaft bedeutete.

  • "Genau das möchte ich mit deiner Hilfe ausschließen können, Silas."
    Ich suchte einen Beutel mit einem Taschengeld heraus und steckte es ihm in den Bausch der Tunika.
    "Hier, für dein Peculium."
    Oder fürs Würfeln, wer sparte schon in dem Alter.
    "Kann ich auf dich zählen?"
    Wenn er sich gut anstellte, so überlegte ich, könnte ich ihn zu meinem Leibsklaven machen. Ich brauchte sowieso einen. Seitdem ich damals alle meine persönlichen Sklaven freigelassen hatte, hatte ich keinen mehr gehabt. Aus Rücksicht auf Borkan... der war ja fuchsteufelswild geworden wenn ich nur mal eine Runde mich auf dem Sklavenmarkt umschauen ging. Aber die Zeiten waren vorbei. Und wenn hier im Haus so ein süßer Hyazinthus herangewachsen war, der noch dazu ein treuer Haussklave war, um so besser, da mußte ich nicht das Risiko eingehen, jemand neuen und womöglich verräterischen zu kaufen.
    Ich verzichtete aber darauf, ihm das in Aussicht zu stellen, denn erst mal wollte ich das erste Versprechen einlösen, bevor ich weitere machte, und ich wollte bei dieser Gelegenheit auch sehen wie entgegenkommend er so war.

  • "Ja natürlich, Dominus."
    Gewiss gab es einen guten Grund für diese Aufgabe. Und wenn das Haus und seine Bewohner in Gefahr waren, dann wollte Silas natürlich mithelfen sie zu beschützen!
    Aber etwas mulmig war ihm schon bei dem Gedanken, Grian zu bespitzeln. Sie war mega-schön und dazu hatte sie so eine spitze Zunge, das war schon ziemlich einschüchternd.
    Nachdem der Herr ihn entlassen hatte, lugte er natürlich gleich im Gang schon in den Beutel. Nicht schlecht, mehr als genug für einen Circusbesuch (wenn er dazu bloß frei bekäme!) oder einen Lupanarbesuch, oder zwei leckere Honigkuchen, oder ein schönes Umschlagtuch für Mama zum Geburtstag...



    ir-servus.png

    SKLAVE - GENS DECIMA

    Einmal editiert, zuletzt von Silas ()

  • Angus und Serapio



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    Ohne große Worte hatte ich Angus an der Porta die Handfesseln abgenommen, und es meinen Custodes überlassen, ihn erst mal der Vilica vorzustellen, und ihn mit unserer Sklavenschaft und den Liberti, deren Räumlichkeiten und Strukturen vertraut zu machen. Ich wies auch meinen Ornator Narcissus an, dafür zu sorgen, dass mein neues Schmuckstück gut versorgt wurde, dass er die Miasmen des Sklavenmarktes von sich wusch, mit einem wohlduftenden Öl eingerieben und mit vorteilhafter Kleidung versehen wurde.


    Noch am selben Tag dann, abends, ließ ich Angus in mein Cubiculum rufen. Ich hatte es mir mit einem Kelch Wein auf der Fensterbank bequem gemacht und erwartete ihn gutgelaunt. Warum die Iulier ihn wohl verkauft hatten? Er hatte doch eine so hohe Vertrauensposition bei ihnen gehabt, dass sie sogar Iulia Graecina, das Juwel der Familie, seiner Obhut anvertraut hatten.

    In der Zeit bis zu seinem Eintreffen las ich müßig in der zerfledderten Schriftrolle, die ich an dem Tag unseres Zusammentreffens am Argiletum erworben hatte (und dann beiseite gelegt und vergessen hatte, bis die heutigen Ereignisse mich wieder daran erinnert hatten).
    Leise sprach ich beim Lesen die anakreonischen Verse vor mich hin:

    "Herr, mit Eros, dem jungen Gott / dunkeläugiger Nymphen Schar
    Und der purpurnen Kypris / stets verbunden in Spiel und Scherz,
    Wenn du über die Höhen streifst / auf den Knien beschwöre ich dich,
    Gnädig komme zu mir, in Huld / meine Bitte zu hören:
    Kleobulos gewinne du
    Meiner Liebe, Dionysos,
    Dass er gern sie empfange."

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