Wie es jeden Tag auf ein Neues geschah, verlas Sciurus auch an jenem Tage, als eine Einladung für seinen Herrn eintraf, die tägliche Korrespondenz. Nach einem Brief aus Brundisium nahm er das Schreiben aus Rom zur Hand. "Zuletzt ist heute eine Einladung für dich und deine Familie zur Eheschließung von Terentius Cyprianus und Decima Seiana eingetroffen. Sie findet am achten Tag nach den Iden des Oktobers statt, um eine Bestätigung wird nicht explizit gebeten." Verwundert blickte Gracchus zu seinem Vilicus auf.
"Der Praefectus Praetorio Terentius?"
"Ja, Herr, eben dieser."
"Und wer ist die Frau? Der Name kommt mir bekannt vor."
"Decima Seiana ist Auctor der Acta Diurna und Rector der Schola Atheniensis."
"Ah, deshalb."
"Und sie ist die Schwester von Faustus Serapio."
"Oh."
Seit der Begegnung im Tempel des Mars Ultor hatte Gracchus die mögliche Anwesenheit des Geliebten in Rom verdrängt, und auch Faustus' Nachricht würde erst in einigen Tagen auf den Weg geschickt werden. Allfällig war diese Eheschließung der Grund für Serapios Anwesenheit in Rom, so dass er im Tempel letztlich allfällig doch kein Trugbild gewesen war. Doch gerade dann würde Gracchus unmöglich ihm auf dieser Hochzeit gegenüber treten können, er wollte nicht einmal mit ihm in einem Raume verweilen, Faustus' loderndem Hass und seiner Abweisung ausgesetzt.
"Sende Glückwünsche und mein Bedauern darüber, nicht zur Ehe..schließung erscheinen zu können."
Sciurus nickte, wagte jedoch einen Hinweis. "Hältst du es für klug, nicht zur Hochzeit des Praefectus Praetorio zu erscheinen, Herr?"
Womöglich hätte Gracchus sonstig diesen Hinweis geschätzt, womöglich hätte er die Weisheit dahinter akzeptiert und dem notwendigen Übel einer solchen Festivität sich ergeben - doch mehr Furcht als von dem Praefectus, der ihm ohnehin weit fort aus seinem Leben schien, hatte er Furcht vor dem Zorn Serapios.
"Tue, was ich dir sage und überlasse mir die Entscheidung darüber, was klug ist und was nicht!"
gab er Scirus schroff zurück, welcher daraufhin nickte und mit den Schriftstücken, welche er zu schreiben hatte, zurück zog. Gracchus seufzte tief, denn es war dies der Augenblick, ab welchem er wohl sich würde befassen müssen mit der Tatsache, dass Faustus' in Rom war.
Officium | Manius Flavius Gracchus
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Wie so oft saß Gracchus auch an diesem Tage in seinem Officium und ließ die Verlesung der Korrespondenz durch seinen Vilicus über sich ergehen, gab ihm Anweisung, was diesem oder jenem sollte mitgeteilt werden und traf ab und an eine Entscheidung, welche ihm zumeist derart belanglos schien, dass er schon im nächsten Augenblick darauf wieder hatte vergessen.
"Zuletzt ist noch eine Einladung zu einer Hochzeit eingetroffen zwischen den Gentes Iunia und Pompeia", schloss Sciurus die Reihe der Schriftstücke ab.
"Iunia und Pompeia?"
versicherte Gracchus sich und überlegte, ob er einen Iunius oder Pompeius näher kannte, es darob wäre notwendig, diesem Ereignis beizuwohnen. Da ihm indes kein Mann aus jenen Gentes zu Sinnen gelangte, winkte er ab, da es augenscheinlich sich um eine belanglose Einladung zu handeln schien, um sich der Anwesenheit einiger Senatoren zu schmücken.
"Sende eine bedauernde Absage und Glückwünsche, das übli'he."
"Es ist eine sehr persönliche Einladung - von Iunia Axilla", fügte der Sklave an als hätte er den Einwand seines Herrn überhört.
"Iunia Axilla?"
Augenblicklich war Gracchus' Aufmerksamkeit geweckt und ein feines, unscheinbares Leuchten schien sich über seine Augen zu legen.
"Lies sie vor!"
"Iunia Axilla Flavio Graccho salutem dicit. Als wir uns im Frühjahr in den lucullischen Gärten getroffen haben, sagtest du, dass wenn ich ein Anliegen habe, ich mich jederzeit an dich wenden könne. Nun habe ich nicht wirklich eine Bitte, bei der ich deine Hilfe bräuchte, und noch nicht einmal eine, die dem Angebot, wie du es gemeint hast, entsprechen würde. Im Grunde ist es auch weniger eine Bitte als vielmehr eine Hoffnung. Am dreizehnten Tag vor den Kalenden des Dezember werde ich meine Hochzeit mit Gaius Pompeius Imperiosus feiern. Ich hatte gehofft, dass du vielleicht ebenfalls dort sein wirst als mein Gast. Es würde mich sehr freuen, dich, deinen Sohn und selbstverständlich auch deine Frau dort begrüßen zu dürfen, auch wenn die Flavier und die Iunier keine langen Freundschaftsbande oder dergleichen verbinden."
Während Sciurus dies in der Neutralität seiner Position verlas, stahl sich ein deutliches Schmunzeln auf Gracchus' Lippen, und es war in diesem Augenblicke gänzlich ohne Belang, dass er mit dem Namen des künftigen Gatten nichts konnte anfangen. Der Sklave indes las weiter.
"Erinnerst du dich noch an unser Gespräch? Ich fürchte mich ein wenig vor jenem Tag, bin ich mir nicht sicher, ob er wirklich in der Realität verhaftet ist, oder ich mich nur noch mehr in meinen Träumen verliere. Sie sind grausam, die Träume. Ich hoffe, du behältst recht, dass sie mir dadurch nur umso deutlicher zeigen, dass die Wirklichkeit sehr viel erstrebenswerter und positiver ist. Mögen die Götter dich beschützen, gezeichnet durch Iunia Axilla."
Ein leises Seufzen echappierte nun Gracchus' Kehle, wiewohl es ihn ein wenig erstaunte, dass Axilla tatsächlich noch derart detailliert sich an ihr Gespräch konnte erinnern, wiewohl es eine heimliche Freude in ihm löste - schien es ihm doch, als wäre auch in ihm noch jedes einzelne Wort dieser Begegnung verhaftet.
"Sende nichts, merke den Termin vor und lasse ihn meiner Gemahlin notifizieren. Minimus wird uns ebenfalls begleiten."
Tatsächlich war Gracchus der irrigen Annahme verfallen, dass solche Ereignisse seinem Sohn besondere Freude bereiteten, unterstrichen sie doch seine Position in der Gesellschaft - dass er eben nicht mehr nur Kind war, sondern bereits seinen Teil zur familiären Präsenz beitrug - dabei gänzlich darauf vergessend, wie sehr solcher Festivitäten ihn als Knaben selbst hatten enerviert, ja dies bis heute noch taten.
"Außerdem brau'hen wir natürlich ein Präsent..."
, sinnierte Gracchus weiter.
"Ich werde es deiner Gemahlin ausrichten lassen", bemerkte Sciurus beiläufig, da er annahm, dass es dies war, worauf sein Herr hinaus wollte, denn schlussendlich suchte Antonia stets die Geschenke aus - oder ließ dies durch ihre Sklaven erledigen.
"Nein, nicht ... nicht in diesem Fall. Wie wäre es mit einer Ab..schrift der Metamorphosen des Ovidius Naso? Ich denke, dies wäre überaus adäquat."
"Alle fünfzehn Bücher?" fragte Sciurus nach, durchaus ein wenig erstaunt über das Ausmaß des Geschenkes für ein Paar, mit welchem die Flavier augenscheinlich wenig verband. Gracchus indes sah dies gänzlich anders.
"Alle fünfzehn Bücher." -
Obgleich es wenige Entscheidungen gab, welche Sciurus nicht eigenmächtig zu treffen hatte, so war bisweilen notwendig, dass der Vilicus seinen Herrn mit diversen Angelegenheiten behelligte - Entscheidungen, wichtige Termine oder aber auch persönliche Nachrichten. So trug er auch die Worte des Aurelius Lupus seinem Herrn vor, welcher noch immer zumeist vorzog, Schriftstücke sich verlesen zu lassen, statt in umständlicher Art und Weise sie selbst zu entziffern, obgleich die Laute dabei oftmals nur einem dahinfließenden Bächlein gleich an ihm vorüber plätscherten ohne dass er tatsächlich Interesse daran zeigte.
"Sextus Aurelius Lupus Senatori Flavio Graccho s.d. In letzter Vergangenheit kam ich leider nicht dazu, mit dir Kontakt aufzunehmen. Ich hoffe, du und die Deinen haben sich von den Schrecknissen der vergangenen Monate soweit wieder erholt und du hast die Zeit für ein Treffen mit mir. Es steht noch die Mitgift Flavia Nigrinas im Raum, über deren Rückabwicklung nach ihrer Scheidung von mir ich gerne mit dir in loco parentem sprechen würde."
"Was?"
unterbrach Gracchus seinen Leibsklaven derangiert und blickte auf.
"Nigrinas Mit..gift? Rückab..wicklung? Was … weshalb … Scheidung?"
Sciurus ließ die Nachricht sinken und schaute unverwandt seinen Herrn an. "Deine Base Nigrina hat sich nach seiner Proskription von Aurelius Lupus scheiden lassen, um einen Günstling des Vescularius, Lucius Domitius Scordiscus, zu ehelichen. Dies wurde durch Vescularius arrangiert, sein gesamter Dunstkreis war auf der Hochzeit anwesend. Allzu lange bestand die Ehe jedoch nicht, Domitius Scordiscus verstarb im Laufe des Bürgerkrieges - eines natürlichen Todes, so heißt es -, und Nigrina hat danach die Stadt verlassen."
Fassungslos starrte Gracchus seinen Sklaven an, die Augen in Entsetzen geweitet, den Mund geöffnet zu einem stummen Protest, welcher doch erstickt worden war von der Ungeheuerlichkeit dieser Information, und es dauerte einige Augenblicke bis dass sein Verstand wieder einsetzte.
"Dieser … dieser ... "
, suchte er blinzelnd einen passenden Ausdruck.
"… dieser abominable ..."
Es fehlten Gracchus schlichtweg die Worte, gehörten Verbalinjuren doch nicht zu seinem gängigen Repertoire.
"Dieser abominable Kretin!"
Es war das schlimmste, was ihm augenblicklich wollte einfallen, ob dessen er zornig darüber seine Faust auf den Tisch schlug, um den verbalen Effekt ein wenig zu erhöhen. Indes wurde ihm durch den Aufprall und den daraus resultierenden dumpfen Schmerz in seiner Hand bewusst, dass dies alles nicht geschehen wäre ohne ihn. Der Bürgerkrieg mochten vorbei sein, und doch ereilten Gracchus noch immer beständig jene Schreckensnachrichten, deren Ursache er initiiert hatte. Nun auch noch Nigrina! Aetius würde ihn umbringen, würde er je die Wahrheit erfahren - und vermutlich war er nicht der einzige Kandidat dieser Art. Seufzend ließ Gracchus seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Es würde nie ein Ende nehmen. Und allfällig war dies nur gerecht.
"Lies weiter"
, murmelte er, die Stirn noch immer auf dem kühlen Holz abgelegt und nicht im mindesten gewillt, diesen Zustand zu ändern.
"Es steht noch die Mitgift Flavia Nigrinas im Raum, über deren Rückabwicklung nach ihrer Scheidung von mir ich gerne mit dir in loco parentem sprechen würde. Dies erscheint mir einfacher als lange Reisen und Kontaktaufnahmen zu ihrem Vater, wo es so weit unbürokratischer wird abgewickelt werden können. Desweiteren möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich mit dir noch einmal auszutauschen und die guten und langjährigen Beziehungen unserer beider Gentes so erneut aufblühen zu lassen. Gerne würde ich dich hierzu zur Cena einladen, aufgrund des rechtlichen Charakters der Mitgiftfrage sehe ich es aber als statthafter, wenn ich hierfür die Villa Flavia besuche. Allerdings überlasse ich die Entscheidung hierüber gerne dir als erfahreneren Mann von uns beiden."
Von Gracchus war nur ein Brummen zu vernehmen, ob dessen der Sklave fortfuhr.
"Darüber hinaus habe ich noch eine persönliche, kleine Bitte. Einer meiner Klienten, Tiberius Lepidus, ein entfernter Verwandter unserer beider Freund Tiberius Durus, wird dich in den nächsten Tagen um einen Termin bitten, um sich dir kurz vorzustellen, Kontakt zu deiner Gens zu knüpfen und dich um dein Wohlwollen zu seiner Kandidatur zum Vigintivir zu bitten. Er ist ein tüchtiger, junger Mann voller Pietas und Pflichtgefühl, und ich bitte dich, empfange ihn und höre ihn an, damit du dich selbst von seiner Eignung überzeugen kannst. Vale."
"Freund!"
Der Flavier spuckte das Wort beinahe aus und richtete sich wieder auf.
"Dieser Tiberius sollte sich um so mehr freuen, je weiter ent..fernt er mit Durus verwandt ist."
Ein tiefes Seufzen echappierte Gracchus' Kehle. Es war weniger Ingrimm, welcher ihn bei dem Gedanken an Tiberius überfiel, sondern vielmehr eine tiefe Enttäuschung und Traurigkeit über die Desillusionierung des Konzeptes der Freundschaft.
"Sende Aurelius eine Einladung zur cena, morgen oder übermorgen, und lasse das kleine Triclinium vorbereiten. Ich möchte, dass wir nicht gestört werden. Und wenn der Tiberius er..scheint, gewähre ihm einen Termin."
Der Sklave nickte, verließ sodann den Raum, um die Antwort an Aurelius Lupus aufzusetzen. -
Erwartungsvoll blickte Gracchus zu seinem Vilicus auf als dieser mit einer Tabula in der Hand die Türe des Officium schloss, nachdem es kurz zuvor daran hatte geklopft.
"Eine Nachricht, Herr", begann Sciurus, wurde jedoch abrupt unterbrochen.
"Von der Decima?"
suchte Gracchus begierig zu wissen, und unmerklich spannte sein Leib sich an.
"Nein, Herr, aus dem Palast."
Enttäuscht ließ Gracchus seine Schultern sinken und gab dem Sklaven mit einem lustlosen Wink zu verstehen, dass er die Nachricht verlesen solle, was dieser tat.
"Mit sofortiger Wirkung wieder ... re'htmäßig zuerkannt"
, repetierte der Senator missfällig.
"Also auch rechtmäßig ab..erkannt."
Nachdenklich musterte Gracchus die Oberfläche des wuchtigen, hölzernen Schreibtisches, hinter welchem er saß. Längst war jede Linie darin ihm vertraut, längst kannte er alle Wege durch dieses Labyrinth, doch noch immer besaß der Anblick einen kalmierenden Effekt, welcher an diesem Tage jedoch nicht ausreichte, so dass der Flavier seinen Kopf auf die Tischplatte ließ sinken.
"Dieser … abgefeimte ..."
Er suchte ein Wort, doch Schimpfworte mochte er zu dieser Gelegenheit noch nicht in den Mund nehmen, wiewohl ihm nichts anderes zu Sinnen kam, was in diesem Falle adäquat wäre gewesen. Darob schnaubte er schlussendlich nur unwirsch durch die Nase, bevor er seinen Kopf wieder hob und mit den Fingern der Linken auf die Tischplatte trommelte. Er konnte nicht ablehnen, denn es würde seinen politischen, wie kultischen Tod bedeuten - und so wenig ersterer ihm von Bedeutung war, um so mehr fürchtete er letzteren.
"So findet der Fall kein Ende, war der Boden nur trügerische Illusion ..."
, murmelte er vor sich hin.
"Herr?"
"Nichts, nichts von Belang."
Nur der beständige Niedergang seiner Würde.
"Sorge dafür, dass eine Contio einbe..rufen wird, zeitnah - doch nicht schneller als die Mühlen des Augustus mahlen, allfällig ist der Palast sonstig überfordert, dem Pontifex Maximus den entpre'henden Termin zu konzedieren." -
Nach einer langen Sitzung des Collegium Pontificum war Gracchus zurück in der Villa Flavia und sah sich nurmehr durch die tägliche Korrespondenz getrennt von einem angenehmen Nachmittag.
"Nur die wichtigen Angelegenheiten, Sciurus, den Rest verschiebe auf morgen"
, wies er seinen Vilicus an während er mit einem leichten Gähnen hinter dem massiven, hölzernen Schreibtisch Platz nahm. Ein Glas verdünnter Wein war ihm bereits eingeschenkt, an welchem er nippte, ehedem er sich zurücklehnte und erwartungsvoll den Sklaven betrachtete. "Eine Nachricht von Vinicius Hungaricus aus Germania", begann Sciurus und las den Brief des Hungaricus vor. Bereits mit den ersten Worten hob sich Gracchus' linke Braue deutlich empor, sank sodann wieder herab und machte einer misslaunigen Miene Platz, welche alsbald einer niedergeschlagenen wich und schlussendlich in offenem Erstaunen endete.
"Mein lieber Freund - das hat er wirklich ge..schrieben?"
"So steht es hier, Herr."
"Gibt es ... einen Grund hierfür?"
fragte Gracchus vorsichtig nach, denn es gab durchaus bisweilen Dinge, welche er schlichtweg vergaß, welchen er sich nicht gänzlich sicher konnte sein, und allfällig war dies eine solche Angelegenheit. Sciurus, der genau wusste, worauf sein Herr abzielte, schüttelte den Kopf. "Keinen ersichtlichen. Der Senat ist deine einzige Gemeinsamkeit mit Consular Vinicius." Gracchus nickte langsam und sog die Unterlippe zwischen die Zähne, während er nachdachte. Hatte Vinicius Lucianus die Konspiration an seinen Bruder verraten? Oder Tiberius Durus an seinen Patron? War dieser Gruß ein Anzeichen dafür, dass Hungaricus genau wusste, was geschehen war, so dass sein Anliegen allfällig nur vordergründig einer Bitte, tatsächlich jedoch einer Bestechung entsprach, allfällig gar einer Drohung?
Mörder!
drang es aus den Tiefen seines Selbst, hallte es aus den Ecken des Raumes.
Mein lieber Freund!
höhnte die Stimme des Durus hinter seinem Nacken. Gracchus stützte die Ellenbogen auf der Tischplatte ab und begann mit seinen Fingerspitzen die Schläfen sich zu massieren. Kurz schloss er die Augen, öffnete sie indes sogleich, da in der Dunkelheit hinter seinen Lidern nur Blut und Tod zu sehen war.
"Keine weitere Konspira... ähm… Korrespondenz. Geh und suche mir Phintias, er soll ein wenig Öl mitbringen."
Obgleich der schöne, junge Sklave die Geister der Vergangenheit nicht konnte vertreiben, so war er doch überaus geschickt darin, sie zurück in den Hintergrund treten zu lassen. -
Seine Augen geschlossen hob Gracchus das Schriftstück, sog tief Luft ein und es war ihm als könne er einen Hauch von Faustus erschnuppern. Augenblicklich zerstörte dieser klandestine Odeur jeden Verstand, wähnte Gracchus in einem Meer aus pudrigem Malve und samtenen Alizarinrot sich versinkend, gesprenkelt mit süßen Eruptionen honiggelben Schimmerns. Ein Seufzen kroch aus seinem tiefsten Inneren empor, wohlig und doch angefüllt mit endlosem Kummer. Was war dieses Schreiben? Adressiert an den Senator, begonnen mit einem unpersönlichen Gruß, dabei indes durchaus ein legeres Salve und nicht etwa das formelle s.p.d., danach kurze, beinahe abgehakte Sätze. Vieles hat sich verändert - war dies gut oder schlecht? Verändert in Hinblick auf die Anfänge ihrer Beziehung oder auf das Ende? Ich hoffe, dass es Dir trotz allem gut geht - war dies eine Aussage oder ein versteckter Code, ein Fakt oder eine rhetorischer Attacke? Dann eine Ellipse, als wolle Faustus nicht allzu viel von sich selbst in diesen Worten wissen, als wolle er verhindern, dass Gracchus zu viel von ihm würde zu lesen bekommen. Vale bene - nicht einfach nur vale, nein vale bene. Der Absender schlussendlich wieder gänzlich formell. Was hatte dieser Brief zu bedeuten? Zu tief war der Riss zwischen ihnen, zu sehr hatte er Faustus verletzt, zu sehr enttäuscht. Allfällig war es nur eine Erinnerung an seine noch immer bestehende Schuld. Noch einmal sog Gracchus den Duft nach verlorenen Tagen ein ehedem er Sciurus eine Antwort diktierte. Sie fiel mehr als hölzern aus, doch je länger er darüber sinnierte, desto weniger wollten die Worte sich angemessen formen - so dass sie derart unbeholfen schlussendlich auch ihren Weg in die Casa Decima fanden.
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Trübe und grau hing der Herbst über Rom, kündete davon, dass die Leichtigkeit des Sommers für dieses Jahr vergangen war und die kahle Tristesse des Winters bevorstand. Stets reagibel auf die Welt um ihn her, hingen auch um Gracchus' Geist trübe Wolken, tingierten seine Gedanken in graufarbene Ödnis und Melancholie, doch während die Natur bereits im Vergehen des Jahres den Samen für neue Blüte und Pracht legte, endete seine Vorausschau selten in Zuversicht. Dem entgegen stand die Beflissenheit seines Sklaven Sciurus, welchen die Jahreszeiten ebensowenig tangierten wie der Rest der Natur, der darob wie jeden anderen Tage auch in all seiner nüchternen Sachlichkeit die Neuigkeiten und Korrespondenzen abarbeitete.
"Die Consuln haben den Wahltermin zum Curus Honorum bekannt gegeben, die Kandidaturen müssen bis zu den Kalenden des Novembers bekannt gegeben werden. Soll ich die Bekanntgabe deiner Kandidatur vorbereiten?"
Ein wenig perplex hob Gracchus den Kopf und blickte den Sklaven an.
"So bald schon?"
Er seufzte. Obgleich der Wahlrhythmus einem festgelegten Muster folgte schien diese Zeit doch stets so überaus abrupt zu kommen, viel zu früh darüber hinaus - insbesondere dann, wenn er sich selbst zur Kandidatur wollte stellen.
"Nein, ich ... ich denke, dies … wäre derzeitig nicht vernünftig."
"Aber die Ehe ist geschlossen, Herr, es gibt keine weiteren Hindernisse mehr."
"Ja, ja, ich weiß. Aber ... ich ... bin schli'htweg nicht vorbereitet."
"Du bereitest dich seit Jahren vor."
"Ja... nun ..."
, gab der Flavier zögerlich zu.
"... aber … wir hätten viel früher mit dem Wahlkampf beginnen müssen! Und nach diesem Debakel des Tiberius ... dies ... könnte nur in einer Ka..tastrophe enden. Darüber hinaus ... das Consulat ist doch ohnehin nicht mehr, was es einmal war. Es ist ... kompromittiert, blasphemiert und befleckt mit Dreistigkeiten."
"Und du willst es dabei belassen?"
"Nein!"
funkelte Gracchus den Sklaven an.
"Doch ... dies ist ... eben deshalb ... was wenn ... "
Seine Hand bewegte sich in einer hilflosen Geste durch die Luft, ehedem er in sich zusammen sank.
"Gerade jetzt brauchen wir herausragende, ehrenhafte und un..bescholtene Männer an dieser Position. Ich ... ich bin das nicht."
"Im Vergleich zu Licinius Ruso und Settidius Firmus etwa?"
Wieder echappierte ein Seufzen Gracchus' Kehle.
"Ach, Sciurus ... dieses mal nicht. Nur einmal noch."
"Wie jedes Jahr, Herr."
"Ja, .... allfällig jedes Jahr." -
Kühl zogen die kurzen Tage des Winters über Rom hinweg, ließen nur allzu bereitwillig Raum für lange, dunkle Nächte, aus welchen auch die zahllosen Kohle- und Feuerschalen im Hause die Schatten nicht konnten vertreiben. Ein wenig gelangweilt ließ Gracchus den Bericht über das vergangene Jahr seines Vilicus über Ländereien und Betriebe, Einkommen und Ausgaben des flavischen Hauses, dies und das und jenes vergehen, dass er längst nicht mehr zuhörte und in Erinnerungen an einen wundervollen Tag auf dem Caelimontium schwelgte, ohne sich dessen gewahr zu sein, wie seine Gedanken dorthin waren gelangt.
"Herr?", riss Sciurus ihn unbarmherzig fordernd aus dieser Welt.
"Bitte?"
Gracchus blickte irritiert empor.
"Ja, ja, fahre fort."
"Das heißt, ich soll deine Kandidatur vorbereiten?"
"Was? Kandidatur?"
Ein wenig erschrocken richtete der Flavier sich auf.
"Wozu?"
fragte er ein wenig bange nach, wiewohl zweifelsohne seine Ahnung beinahe schon Gewissheit war. Sciurus ließ sich nicht anmerken, dass er die geforderte Information bereits vor wenigen Augenblicken schon einmal dargelegt hatte. "Die Consuln haben den Wahltermin zum Curus Honorum festgelegt, und die Kandidaturen müssen innerhalb der nächsten Woche bekannt gegeben werden."
Ein tiefes Seufzen formte sich in Gracchus' Lunge und bahnte sich den Weg in die Freiheit.
"Kann ich es ... noch einmal hinauszögern? Mangelnder Wahlkampf? Mangelnde Vor..bereitung? Unruhige Zeiten? Übermächtige Konkurrenz?"
"Der Wahlkampf ist nur eine Farce, du bereitest dich seit Jahren vor, die Zeiten könnten ruhiger nicht sein, und bisher gibt es keinen Gegner, der schon einmal als Kaiserkandidat nominiert wurde."
Gracchus stütze seinen Ellenbogen auf den Tisch und hob seine Hand, um ein wenig an der Unterlippe zu kneten. Schlussendlich nickte er langsam.
"Nun gut. Dann ... dann sende dem Consul eine Na'hricht."
Es kam überaus selten vor, doch in diesem Augenblick war ein Aufblitzen von Erstaunen auf Sciurus' Antlitz zu entdecken. "Wirklich, Herr?"
"Sciurus!"
echauffierte sich der Flavier über die Ungläubigkeit dieser Frage.
"Gehe und beeile dich, ehedem ich es mir anders überlegen kann!"
Als der Sklave den Raum hatte verlassen, lehnte Gracchus sich zurück und dachte über eine Wahlrede nach. Weshalb nur kamen diese Termine immer so gänzlich unverhofft? -
"Außerdem ist eine Nachricht deines Sohnes aus Aegyptus angekommen", schloss Sciurus die Aufzählung der Korrespondenz, welche an diesem Tage einer Antwort harrte. Schlagartig steig Gracchus' Interesse von überaus mäßig auf überaus interessiert empor.
"Lies sie vor, der Rest kann warten!"
legte er die Priorität fest, gab es doch wenig, das wichtiger war als die Familie. Der Sklave öffnete die Nachricht, deren Siegel bereits gelöst war, und begann sie zu verlesen. Mit jedem Wort trübte Gracchus' Stimmung sich mehr und mehr, erinnert an den schmerzlichen Verlust, welcher ob der Beschaffenheit Flammas Ablebens nur um so zermürbender war als ohnehin jeder familiäre Verlust. Er seufzte, ehedem er schlussendlich ansetzte, dem Vilicus eine Antwort zu diktieren.Manius Flavius Gracchus Minor, Domus Sulpicia, Polis Alexandreia, Oikiai tes Alexandreias
Provincia Alexandria et AegyptusMein Sohn,
die Antezedenzien, welche zum Tode deiner Schwester führten sind deplorablerweise zu nuanciert und tragisch zugleich als dass sie in bloße Worte auf einem Pergamente zu fassen wären. Ich bedaure dies sehr, doch wir beide werden ausharren müssen bis du wieder in Rom bist, nicht nur ob der Aussprache wegen, sondern ebenfalls um diese Konstellation nivellieren zu können, um weiteren Schaden von der Familie - insbesondere der deinen - zu obstruieren. Die Vorkehrungen sind bereits getroffen, gleichwohl drängt die Zeit nicht, denn weder für dich, noch Titus besteht diese Gefahr.
Wie gehen deine Studien voran? Ich hoffe, du konntest bereits Erfolge verzeichnen, so dass Rom deiner nicht mehr allzu lange harren muss.
Der Senat hat mich für das nächste Amtsjahr zum Consul bestimmt. Ich wünschte, du könntest hier sein, und an meiner Seite deine ersten Schritte in der Politik zu gehen. Indes wird sich auch später noch passende Gelegenheit finden, allfällig zum Aedilat deines Vetters Scato, dann nachdem dieser seine Quaestur vorzüglich abgeschlossen hat ist es zweifelsohne nurmehr eine Frage der Zeit bis dass er in den Senat erhoben wird.Richte bitte auch deinem Gastgeber Grüße aus!
Mögen die Götter dich allzeit beschirmen und über dein Wohlergehen wachen!
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Noch immer den Brief seines Verwandten Manius Minor im Kopf schwirrend, aber noch immer sehr skeptisch was den Wahrheitsgehalt dieser Botschaft anging, klopfte Scato an die Tür des Officium des Manius Flavius Gracchus.
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Es dauerte einige Augenblicke, ehedem die Türe geöffnet und Sciurus' Antlitz sichtbar wurde. Der Vilicus nickte dem Flavier zu und wandte sich um. "Dein Neffe Caius Scato."
"Natürlich, lasse ihn ein"
, war aus dem Raum zu vernehmen. Sciurus zog die Türe gänzlich auf, dass Scato eintreten konnte. Gracchus saß hinter seinem massiven Schreibtisch, legte ein Schriftstück beiseite und blickte empor.
"Scato, salve!"
Er wies auf einen der Scherenstühle ihm gegenüber.
"Nun, genießt du die freie Zeit, welche dir nach deinem Amt wieder zur Verfügung steht?" -
Sim-Off: Entschuldige vielmals, ich habe den Thread tatsächlich übersehen. Aber er knüpft perfekt an die Story an, von daher werde ich ihn recyclen.
"Onkel Gracchus, salve!" entgegnete Scato und trat ein, nur um sich sogleich auf einen der Stühle zu setzen, "Ich muss zugeben, dass ich die Muße ein wenig verlernt habe. Untätigkeit bereitet mir unbehagen, doch ich habe ja nun einige Betriebe die meine Aufmerksamkeit benötigen. Auch wenn diese Tätigkeit nicht annähernd so erfüllend ist wie die Politik." merkte er an, und legte beide Hände in seinen Schoß, "Ich hoffe doch dass deine Amtszeit zufriedenstellend verläuft? Ich hatte noch gar keine richtige Gelegenheit dir zu deinem großen Amt zu gratulieren Onkel."
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Ein schmales Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen über die Emsigkeit, welche in den Worten seines Neffen mitschwang.
"Der jugendliche Pfli'hteifer steht dir wahrlich gut zu Gesichte, Scato, doch vergiss nicht, dass die Muse von Untätigkeit divergiert, wiewohl kaum je etwas Überragendes entstanden ist ohne eine Muse - nicht in Kunst, doch ebenso wenig in Politik."
Gracchus' eigene Muse der Politik war Antonia gewesen, und nun war es Prisca - denn wenn auch die Pflicht seiner Familie und Herkunft ihn stets hatte angetrieben, so hatte ihn doch die Ehe mehr noch angespornt seine Ziele ein wenig höher zu stecken, seine Vorsätze ein wenig weiter zu fassen.
"Hab Dank für deine Gratulation"
, fügte er sodann hinzu und wiegte ein wenig unbestimmt den Kopf.
"Nun, ich denke mein Consulat ist wohl akzeptabel. Unbezweifelt gab es bessere, doch zweifels..ohne auch mäßigere. Letztendlich ist wie stets in solchen Ansinnen die Zeit stets zu knapp für all jene Pläne, welche ich zuvor gefasst hatte. Doch aufgeschoben ist in diesem Falle nicht unbedingt aufgehoben, denn während ein Mann inmitten seiner Laufbahn sich stets in A'ht nehmen muss, niemandem durch Überschwang auf die Füße zu treten, braucht ein Consular hierauf nurmehr wenig Rücksicht zu nehmen. Doch genug hiervon"
, hob er fragend seine Braue.
"Dies ist doch nicht, weshalb du mich aufsu'hst?" -
Natürlich wusste Gracchus, dass Scato nicht nur für Floskeln und Glückwünsche hergekommen war, er spielte dieses Spiel schon wesentlich länger als Scato und es war ihm wohl bewusst dass in der Politik nicht einmal die Familie nur wegen der warmen Worte kam.
"Nun, wenn du das offensichtliche schon direkt ansprichst Onkel." begann Scato und räusperte sich kurz bevor er fortfuhr, "Der Kaiser hat mir aufgrund meiner Verdienste ein Stück Land vermacht. Und während ich indes über Namen und Ruf, sowie die Eigenschaften eines Flaviers verfüge, hat mein Vater mir kein weiteres Land vermacht." erklärte er und fuhr direkt fort, "Ich denke jedoch dass ich in den Senat gehöre. Ich könnte dort großes vollbringen. Weshalb ich dich um deine Hilfe bei diesem Unterfangen bitten wollte." -
Ein wenig vorwurfsvoll blickte Gracchus zu seinem Vilicus hin, da dies augenscheinlich ein Versäumnis desselben war ihn über das unausgewogene Verhältnis der Liegenschaften der Familie in Kenntnis zu setzen. Letztendlich hielt es die flavische Familie seit jeher mit exakten Besitzverhältnissen nicht so genau - die offiziellen Rechte der Sachherrschaft wurde schlichtweg im Zweifelsfalle auf eine Art und Weise verteilt, wie sie der gesamten Familie am besten zugute kamen - seit einigen Jahren auch in Hinblick auf die Besteuerung des Gesamtvermögens. Dass an Scato im Zuge dieses ökonomischen Strategiespieles keinerlei Grundstücke überschrieben worden waren und dies eine Aufnahme in den Senat verhinderte, war schlussendlich somit nur ein Versäumnis desjenigen, welcher einen Überblick über die Verteilung zu halten hatte - was aus Gracchus' Sicht stets Sciurus war.
"Meinen Glückwunsch, es ist eine große Ehre aus den Händen des Augustus ein sol'hes Geschenk zu erhalten. Wiewohl es wahrlich nicht unverdient ist! Denn selbstredend gehörst du in den Senat!"
Wie im Grunde jeder Flavier - bis auf wenige Ausnahmen, welche Gracchus zu dieser Zeit indes nur seinem Vetter Marcus wollte zugestehen.
"Die Modifikation des Besitzre'htes eines der Familien-Grundstücke sollte nicht allzu lange dauern."*
Mit einem neuerlichen - wenn auch überflüssigen - Blick zu Sciurus versicherte der ältere Flavier sich dessen, dass dies geschehen würde.
"Möchtest du bereits zur nächsten Amtszeit zum Aedilat kandidieren?"Sim-Off: *Die Übertragung wird durch den Familien-Makler Manius Flavius Gracchus Minor vorgenommen werden.
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"Hab Dank Onkel." entgegnete Scato ob des unverhofft unkomplizierten Austausches, welches ihn nun in die Lage versetzen würde sich für den Senatorenstand zu empfehlen.
"Ich spiele mit dem Gedanken zu kandidieren. Die Ruhe tut mir nicht gut Manius. Ich bin innerlich getrieben, und der Dienst bei den Saliern lindert meine Unruhe nur unzulänglich." erklärte Scato, welcher sich ob der obligatorischen Wartezeit zwischen den Ämtern furchtbar nutzlos vorkam, auch wenn die Muße hier und da auch ihre süßen Seiten bereithielt.
"Aber genug des Kummers, wie geht es deiner Gattin, und Manius Minor?" fragte Scato nach, nun da sein Anliegen und ein Großteil seiner Sorgen in Wohlwollen aufgegangen waren, konnte er sich wieder ein wenig um den Familiensegen bemühen, schließlich lag seine kurze Liebschaft mit Prisca schon einige Zeit zurück, und von Manius Minor hatte er vor einiger Zeit zwar einen verstörenden Brief erhalten, diesen aber als Ausdruck eines noch kindlichen Trotzes abgetan und die darin geschilderten Vorwürfe auch nicht weiter verfolgt. -
Gracchus nickte verständnisvoll.
"Das Aedilat ist ein sehr verantwortungsvolles und überaus arbeitsrei'hes Amt. Doch ich bin sicher, beides wirst du bestens auszufüllen wissen. Hast du dir bereits Gedanken über deinen Wahlkampf gemacht?"
Der Consular war durchaus ein wenig froh, dies alles nun endgültig hinter sich zu haben - zumindest in Hinblick auf seine eigene Person.
"Prisca geht es bestens, immerhin hat sie bereits zuvor in der Villa Flavia gelebt, so dass es ihr nicht schwer fiel, sich wieder einzugewöhnen. Wiewohl ihr nun selbst..redend als Herrin des Hauses mehr Pflichten obliegen, doch auch in dieser Rolle brilliert sie."
Ein zufriedenes Lächeln kräuselte Gracchus' Lippen. Nein, Prisca stand Antonia zweifelsohne in nichts nach.
"Und Minimus befasst sich ausgiebig mit seinen Studien."
Dies war zumindest, was der Vater zu dieser Zeit noch glaubte.
"Alsbald wird es Zeit, dass er zurückkehrt, doch ich möchte ihn nicht drängen. Diese Gelegenheit, sich bedingungslos dem Wissen der Welt hinzugeben und seinen Verstand zu polieren, ist letztendlich ein Vorre'ht der Jugend, welches er so nie wieder erhalten wird. Und gerade in Alexandria ist dieses Wissen wohl derart immens, dass es durchaus seine Zeit brauchen mag, all dies zu verinnerlichen." -
Scato legte den Kopf ein wenig schief und schloss dann kurz zustimmend die Augen, "Nun, das Aedilat ist ein wichtiges Amt, gerade für den Handel in Rom, und ich denke dass ich dort ansetzen sollte. Präsenz auf den Märkten, Wahlkampf auf den Märkten, zusätzlich zu den klassischen Spenden in Brot und Wein versteht sich." erklärte Scato und fuhr direkt fort, "Darüber hinaus dachte ich über ein kleines Fest für einflussreiche Persönlichkeiten nach. Es ist immer von Vorteil sie ein wenig zu umgarnen, und sie unterhalten teilweise eine beachtliche Zahl an Patronaten. Hättest du weitere Vorschläge?" fragte Scato und schaute nun wieder geradewegs nach vor, da seine nachdenkliche Phase abgeschlossen war.
"Ich beneide Minimus, obgleich Athen eine ähnlich intellektuelle Atmosphäre versprüht wie Alexandria so ist der Ruf dieser Stadt unerreicht. Ich bin sicher, dass er dort bestens auf seinen Lebensweg vorbereitet wurde." -
Während der Aufzählung Scatos nickte Gracchus leicht, um schlussendlich den Kopf zu schütteln.
"Nein, dies hört sich bereits recht vollumfänglich an, dass ich dem nichts hinzuzufügen habe. Der ein oder andere mag es mit der Aussi'ht auf radikale Gesetzesinitiativen versuchen, doch sofern du nicht tatsächlich ein ausgereiftes und stichhaltiges Konzept vorlegen kannst, würde ich von solcherlei absehen."
Populismus war letztlich nichts, mit dem Flavier sich schmückten.
"In der Tat, ich wünschte ich hätte die Stadt einst selbst besuchen können. Ich bin schon überaus gespannt, was er alles zu erzählen haben wird, ver..mutlich werden wir ihn kaum wiedererkennen!"
Wie wahr dies werden sollte vermochte der ältere Gracchus in diesem Augenblicke noch nicht zu antizipieren, gleichsam in welch anderer Art als er dies vermutete - hatte er doch noch das Bild eines gereiften und gestandenen jungen Mannes vor sich.
"Wie weit sind eigentlich deine Ehepläne gediehen?"
fiel ihm sodann ein.
"Eine Gemahlin oder zumindest Verlobte an deiner Seite wäre dur'haus opportun für den Wahlkampf, respektive die Senatorenschaft." -
Abwägend rutschte Scatos Unterlippe hin- und her, während er über mögliche Gesetzesinitiativen sinnierte, bevor er schlussendlich zu einem für ihn angemessenen Ergebnis kam, "Ich denke eine aufrechte, gewissenhafte Arbeit ist oft mehr wert als eine populistische Initiative. Ich danke dir für deinen Rat Onkel." stimmte er seinem Onkel zu, denn er hatte gänzlich recht in seiner Annahme, dass Scato keine besonders gute Idee für ein Gesetz hatte, und sich auch keins aus dem Hut zaubern können würde.
Das Thema Ehe welches der Flavier dann jedoch anschnitt brachte den mittlerweile nicht mehr allzu jungen Scato, welcher für römische Verhältnisse schon längst hätte in einer Ehe sein sollen, ein wenig ins schwanken.
"Nun, eine Eheschließung mit Agrippina von den Claudiern war angedacht..." erklärte Scato, bevor er sich am Kinn kratzte, "...Jedoch scheint das Ableben ihres Bruders einige Dinge verändert zu haben. Ich habe länger keine Kunde mehr von ihr erhalten, und denke ernsthaft über alternative Verbindungen nach. Solltest du also vorteilhafte Damen ausgemacht haben, so bin ich dafür gänzlich aufgeschlossen."
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