triclinium | Ibi fas ubi proxima merces

  • “FünfzehnTAUSEND Sesterzen? Für einen Senatssitz? Bist du nebenzu noch Komödienschreiber?“
    “Na, na, Aurelius, jetzt mal nicht kleinlich werden. Das ist ein 1A Senatssitz in bester Lage, mit Blick direkt auf den Consul. Eine der exklusivsten Plätze überhaupt im Reich.“
    “Bah! Tu doch nicht so! Exklusiver Platz... da tummeln sich Neureiche und Barbaren aus den Provinzen bald mehr als Berühmtheiten! Und mit denen darf man sich dann auch noch in langweiligen Debatten rumschlagen!“
    “Was heißt hier langweilige Debatten? Immerhin können die Senatoren Roms Gesetze beschließen, Dekrete erlassen und somit das Reich lenken!“
    “Achja? Hat der Kaiser die Republik wieder eingeführt?“
    “Na, gut, das nicht, aber...“
    “Nix aber! Der Senat kann debattieren und reden und kann Gesetze vorschlagen, aber Hand aufs Herz, mehr kann er auch nicht. Für jede Kleinigkeit braucht man die Zustimmung des Kaisers. Oder deine! Und dazu muss man sich mich sechshundert Barbaren und Trotteln erstmal einig werden! Die Procuratoren, die mit dir direkt reden, können dasselbe tun, und müssen sich mit sich selbst nicht erst einig werden. Ritterstand und Ritterposten! Da liegt die Macht! Der Senat ist doch nur ein schickes Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit und ein Ort, an dem sich homines novi die Hintern plattsitzen können und alte Säcke sich zum tratschen treffen!“
    “Na, na, ein bisschen mehr könnt ihr schon. Und vergiss das ansehen nicht und den Zugriff auf die höheren Posten!“
    “Die ja allesamt schon mit den obersten Speichelleckern des Reiches besetzt sind! Und solange wir nicht wieder Krieg mit unseren Nachbarn anfangen und das Reich um ein oder zwei senatorische Provinzen erweitern, wird’s da auch keine neuen geben!“
    “Das heißt also, du willst den Sitz nicht?“
    “Na, nicht für fünfzehnTAUSEND Sesterzen, und das für einen gebrauchten Sitz!“
    “Pah! Was heißt da gebraucht? Der ist noch super erhalten!“
    “Achja? Wer war denn der Vorbesitzer?“
    “Decimus Fadius Parmensis.“
    “Fadius? Der ist Verstorben! Du willst mir den Stuhl eines Toten verkaufen!“
    “Aber der saß doch nicht da, als er gestorben ist!“
    “Ach nein? Dir würd ich alles zutrauen, auch mir einen Todessitz zu verscherbeln!“
    “Jetzt bin ich aber langsam wirklich beleidigt! Ich bin ein grundehrlicher Händler und habe nur die besten Waren! Außerdem muss ich meine Familie ernähren!“
    “Ich dachte, deine Frau wäre verschieden und deine Tochter schon lange verheiratet?“
    “Ich hab eben eine Ein-Mann-Familie! Und vielleicht gründe ich auch mit Thalia hier noch eine neue?“
    “Mit der? Oh, verstehe, dann brauchst du natürlich jedes As, was du kriegen kannst. Aber ich zahl trotzdem nicht so viel. Der Sitz ist keine fünf Tausend wert, nicht mal zwei! Die zehn waren schon mehr als nur ein Geschenk an dich, und das weißt du auch! Ist ja nichtmal ein Posten dabei!“
    “Na, er ist so viel wert! Mehr sogar, ich verschulde mich ja schon fast, um ihn dir so anbieten zu können, eigentlich hätte ich noch zehn weitere Wartende dafür. Aber da wir uns hier so gut amüsieren, will ich mal nicht so sein. Sagen wir... vierzehn?“
    “Zwölf! Und keinen Quadrans mehr!“
    “Hmmm... Dreizehn.... einhalb! Und damit komm ich dir schon mehr entgegen, als du ahnst!“
    “Dafür darf ich aber nach deinem Tod deine Geliebte durch mein Bett scheuchen.“
    Meinetwegen.“
    “Gut, dann abgemacht.“


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    Nun, so hätte das Gespräch aussehen können – wenn das hier ein Stand bei einem Händler am Forum wäre. Nur leider war es das nicht. Und Sextus bedauerte noch viel mehr, dass ihm auch sonst wenig Möglichkeiten blieben, seine Meinung zu dieser absonderlichen und herablassenden Forderung kundzutun. Zu gerne hätte er dieser fetten Qualle ein dezidiertes 'Leck mich doch' ausgerichtet und ihn des Hauses verwiesen. Und auch unter Einbeziehung aller möglichen Konsequenzen einer solchen Handlung blieb die Idee, eben solches zu tun, doch sehr verlockend. Und hätte Sextus gewusst, dass er damit an der Spitze der Preisliste, was jemals für einen Senatsposten bezahlt wurde – und das trotz der im Vorfeld gelaufenen Einschleimereien und dem Opfer an Merkur – sich wiederfinden würde, vermutlich wäre dies doch eine der Gelegenheiten gewesen, in denen sein so gewissenhaft gezügeltes Temperament mit ihm durchgegangen wäre. So wusste er nur, dass Merkur auf die versprochene Stele für seine Hilfe lange warten konnte. Bei diesem Preis hatte der Gott ganz offensichtlich nicht die geringste Wirkung auf den Vescularius.
    Also blieb nur die Frage, was Sextus tun wollte. Es war eindeutig eine Geldverschwendung, einem Toten soviele Sesterzen in den Rachen zu werfen. Und nach diesem Auftritt hier hatte Sextus keine Zweifel daran, dass Salinator sterben würde – zur Not mit aurelischen Händen um seine fette Kehle. Da sollte Proserpina sein nächstes Kind als Gegenleistung fordern, wenn sie wollte, solang sie ihm diesen Fluch erfüllte, aber sterben würde der Mann.
    Auf der anderen Seite würde eine allzu offene Ablehnung des Ganzen einiges an Fragen aufwerfen. Fragen, die sich ihre kleine Gruppe derzeit nicht leisten konnte. Sollte der wahnwitzige Plan seines Patrons Erfolg haben, würde von allen äußerste Diskretion und politische Korrektheit erwartet werden. Da wäre ein durch Beleidigung aufgescheuchter Salinator nicht hilfreich. Noch dazu, wo dieser wohl nicht dumm genug war, sich nicht zu fragen, wie Sextus gedachte, sein Leben weiterhin zu gestalten, gänzlich ohne Senator werden zu wollen. Ein Ritterposten kam für einen Patrizier nicht in frage, und alle höheren Amtsposten, die für jemanden seines Standes angemessen wären, erforderten nun einmal schicke rote Treter oder aber Erfahrungen auf militärischem Gebiet, die der Aurelier nicht hatte. Von daher blieb nur der Gedanke, dass 1. Sextus wahnsinnig wäre und auf Kosten seiner Verwandtschaft sein Leben in unbedeutender Nichtigkeit verbringen wollte; 2. Sextus extrem selbstsicher wäre, zu meinen, den Posten des Haruspex Primus auch ohne Senatorentitel hinreichend ausfüllen zu können oder 3. da etwas im Busch war, was den Senatorenstand für ihn zum jetzigen Zeitpunkt uninteressant machte, da er ihn später erhalten würde. Wobei dieses „später“ zwangsläufig eine Zeit ohne Salinator wäre. Und es galt, den Praefectus Urbi davon abzuhalten, auf diesen dritten Gedankengang zu kommen.
    “Ich denke, du überschätzt den Inhalt der Truhen dieses Hauses gewaltig“, begann Sextus zurückhaltend. Und es stimmte auch. Die Summe, die der Vescularius verlangte, würde mit einem Schlag dreiviertel seiner privaten Vermögensstände verschlingen und auf absehbare Zeit ein Ädilat unmöglich machen. Und eigentlich hatte Sextus aus diesem Grunde überhaupt erst gespart, um in seiner Zeit als Ädil dann das Volk mit angemessenen Spielen beglücken zu können – die ein Ädil immerhin aus eigener Tasche zu bezahlen hatte. “Immerhin hatten die Aurelier schon lange keine senatorischen Posten mit der Möglichkeit zur Einnahme eines grundlegenden Salärs inne, so dass sich unsere Vermögenswerte einzig aus der Verwaltung unserer Besitzungen speisen.“ Gut, abgesehen vielleicht von Aurelius Ursus als Legionskommandanten, aber der war technisch gesehen nicht einmal mit Sextus wirklich verwandt, und dazu noch weiß weg und ohne Möglichkeit, Rom zu betreten.
    “Besonders mein eigenes Vermögen ist hier arg begrenzt.“ Durch seine Arbeit als Haruspex würde er bei einem durchschnittlichen Verdienst von 500 Sesterzen im Monat zweieinhalb Jahre benötigen, um diese Summe wieder auszugleichen! Und bei dieser Rechnung hätte er noch weder etwas gegessen noch auch nur ansatzweise den Ansprüchen seiner Frau, was Luxus und Lebensstil angeht, entsprochen!
    Doch es nützte wenig, sich dies alles vorzuhalten, wenn er aufgrund der Verpflichtung zur Ruhe ohnehin kaum große Auswahl hatte.
    “Ich werde mir das Geld leihen und dir zukommen lassen. Und ich hoffe, dass du bei der nächsten Besetzung eines Curatorenpostens in Rom vielleicht an mich denkst.“ Die Chance bestand immerhin, dass der dauerabsente Octavius Victor doch seines Postens entledigt wurde und die Stelle noch vor der Tötung des Kaisers mitsamt der Folgen vergeben werden würde. Abgesehen davon untermauerte so eine Bitte das Sicherheitsgefühl, in dem der Vescularius schwelgen sollte, bis die Falle zuschnappte. Auch wenn Sextus bezweifelte, dass wirklich sein Name auch nur ansatzweise von seinem Gegenüber angedacht werden würde, sollte es tatsächlich neue Posten innerhalb Roms zum Verteilen geben.
    Sein Blick glitt kurz über die Begleitung von Salinator. Wenn Sextus mit seiner Rache an dem fetten Leichnam neben ihm fertig wäre, würde er sie mit ihr fortsetzen. Schmerzhaft. Sehr schmerzhaft. Der Gedanke daran munterte doch ein wenig auf.


    Sim-Off:

    Staatskasse 2

  • Potitus grinste. Er konnte förmlich sehen, wie weh es diesem eingebildeten Patrizierschnösel tat, sein Haupt beugen zu müssen! So sehr, dass er in seiner Not sogar auf den mangelnden Einsatz seines Geschlechtes für den Staat hinwies! Das war es doch, was Patrizier ausmachte: Knausrig, aber zu nichts zu Nutze! "Naja, Pompeius sagt, du bist ein guter Mann und ich brauche gute Männer!" antwortete er dann. Es würde sich zeigen, ob Lupus trotz dieser Demütigung loyal war!

  • Potitus amüsierte sich noch köstlich, obwohl er bemerkte, dass die Aurelier wegen der hohen Summe in wenig angesäuert waren. Aber wenn man schon einmal auf Kosten einer patrizischen Familienkasse feiern konnte, dann wollte Salinator das auch ausnutzen! Am Ende des Abends verließ er schließlich mit seinen Spießgesellen und seiner Geliebten die Villa, um seinen Rausch auszuschlafen.

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