Die Nacht hiervor hatte Axilla nicht geschlafen. Sie war zu nervös hierfür gewesen. Was, wenn sie sich vor den Gästen blamierte? Wenn die Götter der Verbindung ihren Segen verweigerten? Wenngleich der Haruspex natürlich schon bezahlt worden war, um das zu verhindern, konnte ja auch ein Blitz einschlagen oder so etwas. Vielleicht nahm Iuno es Axilla ja übel, dass sie am gestrigen Tag nicht Spielzeuge geopfert hatte. Nur war Axilla schon lange aus dem Alter raus, in dem sie solche gehabt hatte. Sie hatte alles an Spielzeug, was sie noch gehabt hatte, schon bei ihrem Weggang aus Hispania zurückgelassen. Ohnehin hatte sie nie viel davon besessen, außer den Holztieren, die ihr Vater geschnitzt hatte. Aber weder Puppen noch Kreisel oder andere Dinge hatten sie so fasziniert wie ein einfacher Stock, den man als Schwert benutzen konnte.
Und so wartete Axilla auch reichlich erschöpft auf das Eintreffen ihrer Gäste, wenngleich sie glücklicherweise wenigstens von Augenringen und dergleichen verschont blieb. Überhaupt war ihre Haut zur Zeit schon mehr als rein und strahlend, wenngleich durch das allmorgendliche Übergeben weit blasser, als sie es in Alexandria gewesen war. Vermutlich hatte sie so endlich den Grad an Blässe erreicht, der bei der römischen Gesellschaft als vornehm galt. Ihr Körper steckte in der klassischen Tunica recta, die zwar nicht selbstgewebt, aber unter diesem Dach entstanden war. Gegen den weißen Stoff hob sich der rote Schleier, den Axilla über die in ihren Augen abstrus geflochtenen Haare trug, sehr kräftig ab. Lieber hätte sie eines ihrer grünen Kleider getragen, die Haare kunstvoll hochgesteckt, aber eine Braut hatte nun einmal so auszusehen.
Auch das Haus sah festlicher aus, als Axilla sich vorgestellt hatte. Alles war blitzend poliert worden, jedes Mosaik und jede Statue. Jeder noch so kleine Makel war entweder ausgebessert oder geschickt verborgen worden, und wo es möglich war, hatte man durch etwas Weinlaub oder die ein oder andere Herbstblume noch ein wenig lebendige Akzente gesetzt.
Noch einmal sah Axilla sich um, nervös, was die nächsten Stunden anging. Am liebsten hätte sie das ganze übersprungen, damit die Gefahr, Fehler zu begehen, schon vorüber wäre. Dass sie und Imperiosus schon verheiratet wären, ohne die ganze Prozedur mit all ihren Ritualen. Doch da dies wohl kaum ging, atmete sie einfach nur noch einmal tief durch und ließ die Porta für die Gäste öffnen, damit sie sie begrüßen konnte.
Gäste bitte ohne Umweg über die Porta direkt hier her