Axilla nahm den Brief entgegen und widerstand dem Drang, das Ding sofort zu öffnen und zu lesen. Wäre wohl etwas unhöflich gewesen. Stattdessen bedachte sie Massa mit einem weiteren Lächeln, dass nur ganz kurz wankte, als der meinte, Agrippa wäre wirklich auch auf der Hochzeit. War ja anzunehmen gewesen, dass der Praefectus Classis nicht nur einem nicht-verwandten Optio Urlaub gewährt hatte, sondern auch dem Verwandten ihres Mannes, wenn er denn schonmal so spendabel war.
Aber Axilla ließ sich nichts anmerken, und Massa machte ohnehin fast augenblicklich wieder Platz für die nächsten Gratulanten. Sie kam nicht einmal mehr dazu, etwas zu seinem Kompliment zu sagen. Zum Beispiel, dass ihr dieses alberne Ding ganz sicher nicht stand und sie die Frisur schrecklich albern fand. Und dass sie sich ihre Seidenkleider zurückwünschte, die sie wegen diesem ganzen Brimborium erst wieder am nächsten Tag anziehen konnte. Gut, das alles hätte sie sowieso nicht sagen können, auch wenn sie es sich dachte. Doch war das kaum etwas, was ihre Gäste hören wollen würden. Schon gar nicht, da so viele Würdenträger doch gekommen waren und die Religion ja die Nationaltugend darstellte. Da gehörten alberne Aufmachungen wohl dazu.
Und so öffnete Axilla den Brief, als Massa gegangen war, und überflog kurz die Zeilen. Der Präfekt war wirklich nett. Auch wenn das hier ihre Hochzeit mit Imperiosus war, so zuckte doch kurz der Gedanke durch ihren Kopf, dass es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen wäre, den Octavier doch nach einer Ehe zu fragen.
“Der Präfekt übermittelt dir auch seine Glückwünsche“, sagte Axilla noch kurz an Imperiosus gewandt, dann standen auch schon die nächsten Gäste vor ihnen und wollten begrüßt sein.