Mit einem solchen Empfang hatte Priscus nicht gerechnet. Die überstürzte Reise, das Bestechungsgeld an den centurio, das er hatte zahlen müssen, damit dieser ein gutes Wort für ihn einlegte, weil der Legatus gerade abgängig war und der Praefectus castrorum in den Wintermonaten doch recht großzügig mit Urlaub in der Italia war, all diese Umstände waren unter einem guten Stern gestanden, denn er hatte ein paar Tage Ausgang erhalten, mit der strikten Auflage, sich sofort nach der Hochzeit wieder in Marsch zu setzen.
Die Begrüßung war die Aufwendungen allemal wert. Axilla fiel ihm um den Hals und drückte ihn mit herzlicher Freude, wie Priscus es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Er schloss Axilla ebenfalls in die Arme und hatte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Die Einsamkeit der letzten Monate, die Strapazen und die Trauer über Narcissas Tod, all das verschwand für einen Augenblick und machte einem Gefühl Platz, das er selten erlebt hatte: Er war zu Hause!! Seine Cousine wievielten Grades auch immer zeigte ihm, dass es bei den Iuniern doch noch Zusammenhalt gab, auch wenn sie das Haus nun bald mit ihrem Mann verlassen würde.
Dass sich Axillas Verhalten für eine Braut nicht schickte, schoss ihm nur kurz durch den Kopf, wurde dann aber wieder verdrängt. Die gens war schon klein genug, etwas Freude durfte gewiss gestattet sein. Er sah, wie Axillas Gesicht an den Stellen ohne Bleiweiß etwas farbiger wurde, als sie ihn losließ. Ein wenig verlegen war er dann doch, als sie ihn wieder förmlicher ansprach. "Vielen Dank für deine Fürsprache, ich musste mich zwar noch um Freigang bemühen, doch ja, ich bin hier. Heute und auch noch morgen, dann muss ich wieder aufbrechen," fing er an zu reden und lächelte das Brautpaar an.