Legionäre beim Feiern

  • Sie sah nicht nach links und rechts, ging an den Tischen vorbei. Rempelte einen der Gäste unbeabsichtigt an. Entschuldigte sich flüchtig, öffnete die Tür und stand auf der Straße.

  • Tja, geschmiert hatte sie ihm keine. Aber für meinen Geschmack verduftete sie ganz schnell, so als hätte sie es mit der Angst gekriegt. Mit ihrem Po hatte sie mir einen kleinen Rempler versetzt. Schon wollte ich losnörgeln, aber dann sah ich ihre Rundungen, die sich in Richtung Tür verdünnisierten. Wirklich... nett!
    Damit hatte der Helmträger garantiert nicht gerechnet. Sah ziemlich verdeppert aus. "Geschieht ihm Recht! Verdammter Besatzer!", dachte ich grinsend, als endlich ein dampfender Napf Puls und ein Becher Cervisia vor mir abgestellt wurde. "Na endlich!", sagte ich und begann gierig zu löffeln.
    Scheiße, war das heiß! Meine Zunge hatte das gleich zu spüren bekommen. "Mift!", zischte es aus meinem Mund, begleitet von einigen Brocken des Pulses.
    Nebenan hatte es der Helmträger plötzlich ziemlich eilig. Anscheinend wollte er der Kleinen nach. Mir war das aber ziemlich egal. Ich war mit Wichtigerem beschäftigt.Schnell versuchte ich meine verbrühte Zunge mithilfe der Cervisia zu kühlen. Bevor er ihr nachhechtete, ließ er eilig vor sich einige Münzen klimpern. Dann war er weg.
    Das süße Geräusch der aneinanderschlagenden Münzen machte mich wieder hellhörig und meine schmerzende Zunge tat -oh Wunder- gar nicht mehr weh. Ich schluckte den Gerstensaft hinunter und richtete meine Augen direkt zu den Münzen, die schräg gegenüber auf dem Tisch lagen. Die konnte ich jetzt wirklich gut gebrauchen! Doch im gleichen Atemzug fiel mein Blick auf die anderen Legionäre, die etwas weiter weg von mir saßen. Ob die was merkten, wenn ich mich mal kurz bei den Münzen ihres Kollegen bediente? Wahrscheinlich beachteten die mich gar nicht. Die waren alle so ausgelassen und tranken, was das Zeug hielt und ihr Geldbeutel hergab.
    "Na los! Trau dich, Brion!", sagte eine innere Stimme zu mir. Aber ich war noch unschlüssig. Sollte ich wirklich? Wenn mich einer erwischte. Ich wollte nicht schon wieder Ärger mit irgendwelchen Legionären haben. "Na los, du Schlappschwanz! Worauf wartest du noch? Das ist die Chance!" meinte die innere Stimme weiter. "Na schön", dachte ich und schob meine rechte Hand ganz unauffällig über die Münzen. Langsam ließ ich die Hand zur Tischplatte sinken und schob sie und die darunter befindlichen Münzen wieder zu mir zurück. "Na siehste, das war doch einfach gewesen!", hörte ich es wieder in meinem Kopf und wollte schnell die Münzen in meinem Beutel verschwinden lassen.


    Sim-Off:

    Wer will, der darf!

  • Bei Corvinus schien es gut zu laufen, so gut, dass Hadamar den zwei Turteltäubchen kaum noch Aufmerksamkeit schenkte. Mit einem „Jungs, ich muss pissen. Lasst bloß die Finger von meinem Gewinn!“ verzog er sich irgendwann für ein paar Momente – und als er wieder kam, hatte sich das Bild grundlegend geändert. Corvinus und das Mädel waren verschwunden. Stattdessen saß ein Fremder an dem Ende des Tischs, an dem die zwei vorhin gesessen hatten – während Mugillanus und Tappulus weiterhin am anderen Ende saßen und würfelten, und der Rest ihrer Kameraden immer noch im Rest des Schankraums verteilt waren.
    Hadamar wollte gerade zu seinen Spielpartnern gehen und weiter machen, und nebenbei fragen, ob Corvinus die Kleine nun abgeschleppt hatte oder was – als ihm plötzlich eine Bewegung des Fremden auffiel. Dessen Hand hatte sich irgendwo neben Corvinus’ Münzbeutel gesenkt, der offen und von ein paar Münzen umrundet war, und er zog sie nun wieder zu sich. Mit ein paar langen, aber nicht hastigen Schritten war Hadamar bei ihm und legte seine Hand auf die Finger des anderen – in einer Geste, die für Zuschauer beiläufig aussehen mochte, die aber genug Druck ausübte, dass es für empfindlichere Gemüter bereits an der Grenze zum Schmerz sein würde, und für jeden anderen eine Warnung, dass es dahin gehen konnte. Hadamar grinste den Fremden an, durchaus fröhlich wie es seine Art war, aber mit aufmerksamen Augen. „Das willst du net wirklich.“




  • Ich konnte schon die Münzen unter meinen Fingern genau spüren, konnte förmlich das das Konterfei des Kaisers darauf ertasten. In mir wollte sich sogar schon das wohlige Gefühl breitmachen, nach all dem Pech der letzten Wochen, wenigstens einen kleinen Triumph eingefahren zu haben. In Zukunft würde ich wieder viel mehr auf meine innere Stimme hören, schwor ich mir. "Nicht schlecht", meldete es sich dann auch gleich, sich selbst lobend. "Das langt locker für eine Nacht in einem richtigen Bett. Davon hast du in letzter Zeit doch nur träumen können." Auch meine Mundwinkel wollten sich bei diesem Gedanken schon zufrieden nach oben ziehen. Doch all diese Bemühungen fanden abrupt ein jähes Ende, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir vernahm. Ruckartig, nein schreckhaft hielt meine Hand inne. Sie verlor mit einem Mal den Kontakt zu den Münzen auf dem Tisch. Schnell zog ich sie unter die Tischplatte, wo sie sich im Verborgenen von ihrem Schrecken erholen konnte. Mein Gesicht war plötzlich wie eingefroren. "Scheiße" dachte ich, "meine innere Stimme ist ein Arschloch!" Leider kam diese Erkenntnis ein bisschen zu spät. Schade eigentlich!


    Sachte drehte ich mich zu jenem Individuum hin, welches mich soeben angesprochen hatte. Ein fröhlich dreinblickender Gesell in römischer Uniform sah auf mich herab. Das willst du net wirklich, hatte es… er gesagt. Gleich erkannte ich darin den Akzent der Einheimischen hier. Der war mir inzwischen vertraut geworden, auch wenn er manchmal noch etwas gewöhnungsbedürftig klang. Und auch wenn sich mein neuer "Freund" noch so anstrengte, würde er diesen für diesen Landstrich typischen Akzent nie ganz ablegen können. "Wenigstens ein Germane!", dachte ich. "Wenn auch einer in einer verdammten römischen Uniform, pah!"
    Wieso war der Kerl mir eigentlich nicht vorher aufgefallen. Wahrscheinlich hatte er sich gerade in dem Moment dünne gemacht, als ich noch mit meinem Scheißpuls auseinandergesetzt hatte.
    Schwer zu sagen, ob mit ihm gut Kirschen essen war, oder ob ich gleich in hohem Bogen aus der Taverne flog und die halbe Garnison hinter mir her war.
    "Ich wollte die Münzen nur in Sicherheit bringen… Dein Freund… der war auf einmal weg… mit der Alten… äh der Kleinen ", stammelte ich verschmitzt in meinem, für mich so typischen britannischen Akzent. "Nicht, das es hinterher weg ist... das Geld meine ich… Läuft ja so viel Gesocks überall rum." Ich verlangte mir sogar auch noch ein Grinsen ab. Keine Ahnung, ob er mir das abnehmen würde.

  • „Alles klar?“ rief Tappulus vom anderen Ende des Tischs, wo er und Mugillanus auf sie aufmerksam geworden waren. Hadamar allerdings winkte ab.
    „Jo, passt schon. Spielt weiter.“ Er griff sich eine Münze und rollte sie zwischen den Fingern, während er den Kerl musterte. Der Akzent war ihm nicht ganz fremd, aber einordnen konnte er ihn trotzdem nicht – ein Römer war der Kerl aber auf jeden Fall nicht. Oder wenn dann einer wie er selbst, der seine Wurzeln eigentlich woanders hatte... was aber nun auf viele Römer zutraf, gerade in den Provinzen. Naja.. „In Sicherheit bringen, ja?“ Wer's glaubte. Gelegenheit machte immerhin Diebe – aber nen Profi hätte anders reagiert. Fand Hadamar zumindest. Einen Moment zögerte er. Er könnte das Ganze einfach auf sich beruhen zu lassen, war ja nix passiert. Aber dann beschloss er, sich den Fremden doch ein bisschen genauer anzusehen. Alle anderen waren eh irgendwie beschäftigt, und Corvinus verschwunden... da konnte er genauso gut mit dem hier ein wenig Zeit tot schlagen. Er ging um den Tisch herum und setzte sich dem Fremden gegenüber auf die Bank. Er schob ihm einen der Bierkrüge hin. „Dann sollte er dir wohl dankbar sein, dass du aufgepasst hast, hu? Lust auf ein Spiel?“ Er lehnte sich rüber zu den anderen und zog seine Würfel heran, die er auf dem Tisch hatte liegen lassen als er ausgetreten war.




Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!