Cena im kleinsten Kreise

  • Über seine Fragen nachdenkend und nach passenden Antworten suchend, griff sich Rachel eine Birne und biß vorsichtig hinein. Sie war sehr reif und sie wollte es vermeiden, ihr Kleid mit Saft zu beflecken. Genüsslich und nicht ganz leise ging das Kauen vor sich. Um das leise Schmatzen zu mildern, griff sie schnell nach einer Serviette und hielt sie vor ihren Mund, dabei auch den gerade heraustropfenden Saft bremsend. Kurz hielt sie inne, bis der Mund geleert war und begann dann etwas zögerlich. Nicht ganz einfach zu beantworten, du bist der Gönner und ich die, welche es sich gönnt. Bereits nach dem letzten Wort war sie sich klar, wie das bei ihm ankommen musste und räusperte sich. Noch einen Versuch habe ich. Begann sie erneut und dieses Mal mit mehr Ernsthaftigkeit. Du bist der Arbeitgeber und ich deine Angestellte, wenn ich das so sagen darf?
    Obwohl sie nicht gerne eine Frage mit einer Frage beantwortete, fiel ihr nichts Besseres ein und sie beließ es dabei, biß einfach in die saftige Birne mit dem Ergebnis, dass ihr wieder der Saft über das Kinn lief. Erneut griff sie nach dem weißen Tuch und entfernte die Spuren ihres Genusses bis sie wieder fähig war zu sprechen. Morgen früh werde ich mit gewetztem Messer bereit sein. Das aufkommende, leicht kesse Schmunzeln verbarg sie gekonnt unter der Serviette und beendet mit Abwischen der Lippen und Baden der Finger in der Wasserschale damit das Essen, sich nippend ihrem Becher verdünnten Weißen widment.

  • Er grinste ein wenig frech als sie das schmatzen anfing und dann auch noch einen zweideutigen Kommentar abließ.


    "Das darfst du auf jeden Fall sagen und zu dem was du davor gesagt hast würde ich eher sagen bin ich derjenige des sich etwas gönnt."


    Gespielt geängstigt schluckte Varus einmal und fasste sich an den Kragen.
    "Na dann mal schauen wie es ausgeht."


    Er aß auch noch ein Stück Obst und trank etwas Wein.


    "Wie sieht es denn mit deinen anderen Plänen aus?"

  • Mit dem Becher in der Hand, waren die Bewegungen von Rachel eher verhalten, um nichts vom vollmundigen Wein zu verschütten. Den letzten Weißen nahm sie jetzt unverdünnt zu sich und in gewisser Weise stieg er ihr langsam zu Kopf und löste ihre Zunge. Auch ließ sie sein Griff an den Kragen leise auflachen, jedoch blieb es im Moment ohne Kommentar. Eher wurde ihr Gesicht nachdenklicher bei seiner Frage nach den Plänen. Sie trank nippend und sah ihn direkt in die Augen.
    Meine Pläne sind die gleichen, wobei es eher das Ziel ist, was ich anstrebe. Allerdings habe ich keinen Weg, den ich beschreite, ich möchte mich eher treiben lassen und dabei scheue ich keinen Umweg und keine Mühe.
    Zum Untermauern ihrer Worte und um die Sprache zurück auf ihn zu bringen, hielt sie ihm ihren Becher entgegen. Erst einmal sollten wir das nächste Ziel anstreben und auf das Morgen trinken. Es wird nichts mehr so sein wie heute, vorallem nicht in deinem Gesicht. Da war es wieder, dieses leicht kesse Schmunzeln auf ihren rosaroten Lippen, verstärkt durch ein Funkeln in ihren Grünen. Du hast mir bisher nicht von deinen Plänen oder Zielen erzählt, nur ... Sie erinnerte sich einen Augenblick schweigend. ... nur, dass du irgendwann ein eigenes Haus haben wirst. Wie weit bist du damit und wo wird das sein?

  • Er prostete ihr auch zu bei dem Scherz über den nächsten Morgen.


    Während sie sprach schaute er sie noch einmal genau an. Sie waren nicht viele Jahre auseinander wenn überhaupt. Wenn seine Pläne auch nur halbwegs aufgingen und sie es nicht geschafft hatte ganz entgegen Varus Einschätzungen bisher eine Illusion zu erschaffen so sah er voraus das er hier vielleicht eine Frau gefunden hatte die viele Jahre in seinen Diensten stehen konnte. Wenn sie denn es genau wie er schaffte mit der Zeit an den Aufgaben zu wachsen.


    "Nun ich will nicht zu weit ausholen und dich mit Politik langweilen. Die Gens Helvetia hat viel verloren und ich will es mit einigen anderen Mitgliedern der Gens wieder zurück holen. Ich hoffe es zu schaffen irgendwann Senator zu sein. Doch das ist ein langer steiniger Weg mit vielen Hindernissen. Sollte es nicht für mich gelingen dann vielleicht für meine Kinder die ich sicherlich irgendwann haben werden. Das mit dem Haus hast du richtig in Erinnerung. Es wird nichts so großes wie die Casa hier sein. Mein Zweig der Gens ist kleiner und braucht daher nicht so ein großes Anwesen. Wo genau es liegen wird... nun das wird die Zeit zeigen. Es wird sicherlich noch etwas dauern, je nachdem wie sich die Dinge entwickeln ein bis ein paar Jahre vielleicht noch länger. Es wird aber in Roma sein. Darüberhinaus muss ich sobald es mein Vermögen zulässt irgendwo in der Nähe, vielleicht in den Albaner Bergen ein Weingut erwerben. Eine zeitlang geht es ohne bzw. mit den paar Rebstöcken hier im Hortus aber auf Dauer brauche ich die Arbeit im Weinberg um der zu bleiben der ich bin."


    Gespannt beobachtete er ihre Reaktion auf das gesagt. Normalerweise konnte es ihm ja egal sein was sie darüber dachte aber vielleicht war eine unabhängige Meinung die ihm wohlgesonnen war mal nicht schlecht.

  • Wie konnte er annehmen, dass er sie langweilen würde, sprach er doch mit seiner sonoren Stimme über seine Person und nicht über ein Allerweltsthema. Die ganze Zeit über hing sie an seinen Lippen und beobachtete seine Mimik, während sie seinen Worten die Aufmerksamkein widmete. Dabei sprach sie weiter dem Wein zu, zog hier ein wenig an ihrem taubenblauen Kleid und ordnete dort, mehr oder weniger gekonnt, ihr pechschwarzes Haar. Ihre Wangen röteten sich zunehmend und verstärkten als Kontrast die Neugier in ihrem Blick.
    Erst als er nicht mehr weiter sprach und seine Konzentration auf ihr lag, löste sich ihr Augenpaar von seinem Gesicht und sie konzentrierte sich auf ihre Finger, die spielerisch den Becher umschlangen.
    Das hört sich für mich als sehr zielstrebig an und dennoch wird es die Zeit bringen. Allerdings kann ich gut verstehen, dass du dein eigenes Haus haben und auch wieder Weinberge bewirtschaften möchtest. Bist du doch der Sohn eines ar... ähm Weinbauern und hast ein Händchen dafür. Könntest dir wahrscheinlich auch damit einen Namen machen, sollte es mit dem Senator nicht klappen. Das Wörtchen arm lag noch irgendwo weit hinten auf ihrer Zunge und wurde schnell mit einem Schluck Wein runtergespült, bevor sie schwieg und lächelte.
    Zum Thema Kinder und dazu gehöriger Frau, wollte sich Rachel nicht äußern. Das war kein Thema für sie, nach so kurzer Zeit des Kennens und ging sie auch nichts an. Sie war für den Haushalt zuständig und für seine Befindlichkeiten, unterhielt sich sehr gerne mit ihm, ließ aber zu viele private Fragen lieber außen vor. Ich werde an deiner Seite sein, so lange du Bedarf hast. Auch deine Füße massieren, sollte dein Weg zu steinig werden. Kam es letztendlich in diesem scherzenden Tonfall über ihre Lippen, begleitet von dem leicht kessen Zwinkern.

  • "Na ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Das Handwerk beherrsche ich ganz gut und die Arbeit im Weinberg auch. Doch das "Wein machen" ist eine Kunst für sich. Da sind sehr sehr viele Faktoren wichtig. Unter anderem jahrelange Erfahrung. Ich bin noch viel zu jung um wirklich gute Weine zu machen. Anbauen ja keine Frage aber Wein selber. Da könnte ich mir vielleicht in 20-30 Jahren einen Namen machen wenn ich nicht zwischendurch jahrelang nichts tun würden. Wichtig ist dabei ja auch immer der Jahrgang des Weines. Wie das Wetter war. Die äußeren Einflüsse und nicht zuletzt ja auch der Boden auf dem man den Wein anbaut. Den muss man ja auch erst einmal kennen lernen. Also bevor ich mich verliere in mein Steckenpferd und wir bis spät in die Nacht damit hier sitzen. Trinkbaren Wein kann ich quasi sofort herstellen aber für einen berühmten und gerühmten Tropfen ist der Weg weit steiniger als der Senator zu werden. Du siehst also ich habe mit mit dem Senator werden erstmal das leichtere ausgesucht".
    Der letzte Satz war begleitet von einem breiten Grinsen.


    Das mit den Füßen kommentierte er noch wie folgt.
    "Das wird ja immer besser und ich denke wir sollten schnell über deine Bezahlung für das alles sprechen bevor du bewiesen hast welche Fähigkeiten sonst noch alles in dir stecken und ich mich dir nicht mehr leisten kann!"

  • Zwischen Schmunzeln und Staunen, wechselten die Gesichtszüge von Rachel bei seiner etwas nach Belehrung klingenden Erzählung. Einige Male war sie am Überlegen, ob sie ihn dabei unterbrechen sollte, klang sie doch sehr bescheiden und das hatte er in ihren Augen ganz und gar nicht nötig. Deshalb schwieg sie auch eine ganze Zeit, reagierte nicht einmal gleich auf seine Worte mit der Bezahlung.
    Den Becher auf den Tisch stellend, richtete sie sich vielmehr auf, blieb aber auf der Cline sitzen. Erst als sich ihr Oberkörper gestrafft hatte und in ihrem Gesicht die Ernsthaftigkeit zu sehen war, begann sie leise und etwas zögerlich. Du legst die Bezahlung und du legst den Umfang meiner Tätigkeiten fest. Das du betonte sie besonders gedehnt, um herauszustreichen, dass es für sie einzig um ihn dabei ging und sie sich ganz nach ihm richten werde. Ich hoffe nicht, dass du auch nocht über die Summe mit mir verhandeln möchtest.
    Klang der Beginn noch verhalten, war die letzten Worte doch recht deutlich und bestimmt gesprochen und das Lächeln zurück auf ihre Lippen gekehrt. Mir kommt es nicht auf die Höhe an, sondern auf deine Zufriedenheit.

  • Varus war ein wenig im Zwiespalt. Er hatte ihre letzten Worte etwas zweideutig verstanden. Hatte sie ihm gerade angeboten ihre "Dienste" bis auf sein Bett auszudehnen. Er war sich nicht sicher.
    Er schaute sie noch einmal von oben bis unten an.
    Sie gefiehl im keine Frage und die Vorstellung mit ihr im Bett zu landen war durchaus verlockend. Andererseits würde daraus ja niemals etwas offizielles werden können was über den Status einer Bettgeschichte hinausgehen konnte. Die konnte man sicherlich viele Jahre pflegen, zumindestens bis er verheiratet sein würde. Aber er war sich nicht sicher ob das ihr auf gefallen würde. War so etwas bei Hebräern überhaupt möglich?
    Auch wusste er ja das Frauen, Männer zuweilen natürlich auch, Gefühle wieder allem Verstand entwickelten. Eine Eifersuchtgeschichte wenn sie irgendwann ihre Bettgeschichte beenden mussten würde klar ausgehen und er sie dann wahrscheinlich als Angestellte verlieren. Etwas was ihm im Moment jedenfalls überhaupt nicht gefallen würde.
    Sollte er es deshalb überhaupt riskieren wo er doch durch puren Zufall solch einen Diamanten für seinen Haushalt gefunden zu haben?
    Mal ganz davon abgesehen ob er sie jetzt richtig verstanden hatte.


    Die lange Zeit seiner Gedanken und dadurch fehlende Antwort war deutlich zu bemerken und er hatte nicht wirklich eine Ahnung was er jetzt sagen sollte.


    "Also... öhm... es nützt ja auch nichts wenn nur ich zufrieden bin und du dich nicht entsprechend gewürdigt fühlst. Darunter würde zwangsläufig alles leiden was ich nicht möchte. Ich weiß mir nicht anders zu helfen als nochmal nachzufragen. Wie meintest du das mit ich lege den Umfang fest?"

  • Etwas seltsam fand Rachel das Schweigen von Varus schon und dann auch noch der musternde Blick von oben nach unten. Leicht unbehaglich und durch die bedrückende Stille verlegen, schob sie immer wieder eine Strähne hinter das Ohr, obwohl diese schon längst dort festgeklemmt liegen blieb.
    Als er dann endlich zu sprechen begann, atmete sie erleichtert aus und trank einen Schluck, bevor sie in der Lage war zu antworten.
    Ob sich der Umfang nur auf deinen Haushalt bezieht oder ... Ihr Blick streifte kurz seinen Haarschopf und sie lächelte ... oder eben auch auf deine Person, was dann schon Fingerspitzengefühl verlangt und nicht ganz kostengünstig wird. Die letzten Worte kamen eher in einem fröhlichen Ton über ihre Lippen und wurden auch durch ein fröhliches Schmunzeln unterstrichen, sah sie ihn doch als einen sehr attraktiven Mann, auch wenn er sich selbst als Sohn eines Weinbauern bezeichnete. Ich denke, wenn du Senator werden möchtest, sollte ich mich auch um dein Äußeres kümmern und nicht nur um deinen Haushalt. Beendete sie ihre Ausführungen in der Hoffnung, er sah es nicht als Anbiedern oder aufdringlich.

  • Varus empfand ihre Aussagen nicht als anbiedern oder aufdringlich sondern als angenehm. Wie fast jeder Mann gefiel es natürlich auch ihm wenn er von Frauen so behandelt ja man konnte ja schon fast umworben wurde. Durch ihre Aussagen war er sich schon etwas sicherer was sie gemeint hatte. Doch das Lächeln ließ ihn noch nicht ganz sicher werden.


    "Das hört sich wirklich sehr gut an und ist es auf jeden Fall wert ausprobiert zu werden und dann natürlich auch entsprechend gewürdigt und bezahlt zu werden. Was mein Äußeres ... und mein körperliches Wohl angeht habe ich wohl tatsächlich einige Defizite die ich mir gerne von dir beseitigen lasse."

  • Mit einem sachte Nicken bestätigte sie seine Feststellung, auch wenn die Defizite nicht wirklich gravierend waren. Es bedurfte nur etwas Nachhilfe in Sachen Kleidung und Aussehen und dann würde er wie ein Senator aussehen, seine Worte hörten sich bereits so an und seine sonore Stimme sowieso.
    Sie sah ihn erneut offen ins Gesicht, vermied es allerdings ihren Blick mit seinen zu kreuzen, um nicht doch aufdringlich anzukommen. Wir waren uns einig, dass ich mich um die Ordnung in deinen Räumlichkeiten kümmere, dass ich deine Kleidung pflege und ab und an etwas aus der hebräischen Küche zubereite.
    Nach einer kurzen Denkpause und wenige Wimpernschläge später begann sie erneut, betrachtete nun seine Hände. Eine Maniküre, eine Fußmassage und vielleicht auch eine Massage zur Entspannung bekommt der angehende Senator, wenn er Bedarf äußert.
    Das leise Lachen, was dann folgte, sollte ihre Verlegenheit überspielen und fiel dann doch etwas unnatürlicher aus, als es von ihr geplant war, was sie danach wiederrum erröten ließ, als sie sich dessen bewusst wurde.

  • Nun gut, dachte er sich. Dann werde ich einfach mal sehen wie sich die Sache entwickelt.


    "Wir gehen überein was die bisher festgelegten Vereinbarungen angeht."


    Er lächelte breit, ja grinste fast.


    "Was die Massagen angeht melde ich dann hiermit schon mal Bedarf an."


    Er blickte kurz auf seine Hände die durch die Arbeit an den Weinstöcken den Eindruck vermittelten sie gehören zu einem älteren Mann.
    "Meinst du es hat hier noch Sinn oder sollte man es eher regelmäßig machen um sie vor weiteren "Verfall" zu schützen?"

  • Die spontane Geste, nach seiner Hand zu greifen, ließ sie genau so schnell wieder zurück zucken, als sie sich derer bewußt wurde. Fast verstört war der Blick aus ihren Grünen und der Griff an die Tischkante mehr als peinlich. Mit hochrotem Kopf, das pulsierende Herz in ihrem Hals spürend, rieb sie sich eine ihrer brennenden Wangen. Bemüht ruhig zu bleiben, um nicht auch noch etwas umzustoßen zog sie ihren Arm langsam zurück.
    Ein Verfall lässt sich immer stoppen.
    Das Thema war ihr offensichtlich unangenehm und die Suche nach den richtigen Worten durch das Öffnen und Schließen der Lippen gut zu erkennen. Dann werde ich die erste Massage auf deine Hände konzentrieren.
    Der Versuch locker zu antworten, mündeten in leichtem Stottern, als sie das Thema beenden wollte mit den abschließenden Worten ... wir können das gerne in die festgelegten Vereinbarungen aufnehmen, wenn es ... also je nach Bedarf.

  • Varus bemerkte natürlich das ihr das Thema unangenehm war. Er vergaß darüber das sie ja eigentlich noch über ihre Bezahlung sprechen wollen. Während sie etwas stockend fortfuhr überlegte er auf welches unverfängliche Thema man denn wechseln konnte.


    "Das hört sich sehr gut an... je nach Bedarf.
    Gibt es eigentlich viele Hebräer hier in Roma?"

  • Der Stein war riesig, der Rachel als Last vom Herzen fiel, als das Gespräch eine unerwartende Wendung nahm. Auch wenn es nicht minder kompliziert war und sie sich nicht sicher, was sie darauf antworten sollte. Zuerst einmal sollte sie wohl etwas klar stellen, was er von Anfang annahm und nicht den Tatsachen entsprach.
    Ich kenne keine Hebräer in Roma, ich bin ...
    Den Kopf leicht zur Seite geneigt, sah sie ihn für einen Augenblick in die Augen, bevor der Blick auf ihre Hände gelenkt wurde, die krampfhaft um den Becher geschlungen lagen. Mein Name kommt aus dem hebräischen, das kann ich nicht leugnen ... Wieder folgte eine Pause, wurden die Finger erneut ineinander geschlungen. Meine Vorfahren allerdings kommen aus Syrien und haben von je her mit Olivenanbau und der Ölproduktion ihren Unterhalt verdient. Sie haben hier in Rom Handel betrieben und mir nach jeder Reise erneut davon berichtet und erzählt, bis ich mich irgendwann ... Hier bracht sie ab, nahm den Krug mit Wasser zur Hand und goß sich ein. Irgendwann habe ich meine Heimat mit einem Schiff verlassen und in einem hebräischen Haushalt Aufnahme gefunden, dort neben Schafzucht auch den Umgang mit Webstuhl und Nähnadel gelernt.
    An dem Tag, als wir uns trafen und durch die Hilfe der hebräischen Händler, kam ich das erste Mal direkt nach Rom. Den Rest danach kennst du ...
    Mit Blick über den Becherrand, trankt sie diesen in einem Zug leer, bot ihm somit die Möglichkeit, über ihre Erzählung nach zu denken oder zu äußern.

  • Mit größer werdender Überraschung hörte er ihren Ausführungen zu.


    "Da du deine Familie zu kennen scheinst bist du nicht adoptiert worden. Du sprichst aber in Rätseln über deine Familie. Wenn dir das zu privat ist kein Problem. Aber was ist passiert das du ganz alleine nach Roma gekommen bist und über deine Familie so sprichst als ob sie nicht mehr da wäre?"

  • Das leise Seufzen in ihrem Inneren mündete in ein leises, aber sehr tiefes Luftholen, als Varus seine Frage an sie gerichtet hatte. Was sollte Rachel ihm erzählen, was wusste sie eigentlich über ihre Wurzeln? Wie viel war zu privat und wie viel wollte oder sollte sie von sich offenbaren?
    Ich wurde nicht adoptiert, ich könnte den Namen meines Vaters tragen. Die ersten Worte klangen stolz und auch in ihrem Gesicht war es nicht zu übersehen, bis ein Hauch von Traurigkeit über ihr Antlitz zog und das Grün ihrer Augen sich verdunkelte. Er ist tot und ein großer Teil meiner Familie mit ihm untergegangen, als ich noch sehr klein war und nicht mit auf Handelsreisen genommen wurde. Meine Eltern waren Christen, wie du bei meiner Vorstellung so treffend erkennen konntest. Ein flüchtiges Lächeln erhellte kurz ihre Grünen, bevor sie sich wieder verdunkelten und ihre Züge ernst wurden.
    Ich konnte und ich wollte ihren Glauben nicht folgen, ihr Gott hatte sie mir genommen und ich habe es ihm bis heute nicht verziehen.
    Inzwischen hatte sich Rachel merklich in Rage geredet und es war ihr anzusehen, dass sie das Thema schmerlich berührte. Immer wieder trank sie einen Schluck, klang ihre Stimme belegt und erstickend, bis sie ganz schwieg und ihn bittend ansah. Viele Jahre liegen dazwischen und jetzt bin ich hier ... und werde es hoffentlich noch lange bleiben. Die letzten Worte blieben ungesagt, waren jedoch nicht schwierig zu erraten und spiegelten sich in der Farbe ihrer Augen wieder.

  • Varus unterdrückte den Drang sie tröstend in die Arme zu nehmen. Das gehörte sich einfach nicht auch wenn er es in diesem Moment gerne getan hätte. Selbst wenn sie im Bett gelandet wären und er ihre Andeutungen vorhin falsch verstanden hätte, hätten solche tiefen Gefühle nie entstehen dürfen und können.
    Ja Freundschaft auf einer Ebene zwischen Herr und wichtiger Angestellten wenn nicht wichtigsten... das konnte es und würde es hoffentlich werden zwischen Ihnen beiden. Ebenso gegenseitiges Vertrauen.
    Solange er nicht verheiratet war hatte er auch definitiv nichts gegen eine körperliche Beziehung und würde dabei durchaus auch Zärtlichkeiten verteilen, sie war schließlich keine Lustsklavin.
    Aber mehr konnte und würde es nicht werden.
    Seine Gesichtszüge verdunkelten sich zunächst erheblich. Er mochte Christen nicht besonders. Der Großteil seiner Familie war noch schlimmer und er wusste von seinem Verwandten Corvinus sogar das er die Christen hasste. Bei ihm waren die negativen Gefühle nicht so stark ausgeprägt aber diese Geschichte machte es nicht besser.
    Gut die Hebräer glaubten auch nur an einen Gott und waren ein wenig seltsam. Aber sie gab es seit vielen Tausend Jahren. So falsch konnten sie mit diesem einem Gott nicht liegen und er musste stark sein wenn die römischen Götter ihn noch nicht verdrängt hatten. Ebenso hatte Varus Respekt vor dem was die Hebräer leisteten und sei es nur ihr ausdauernder Kampf um Freiheit in Judäa wo viele viele andere Völker in der gleichen Zeit schon untergegangen oder in Rom aufgegangen waren. Dabei dann solche Völker wie die Griechen, die Karthager um nur einige zu nennen.
    Aber diese Christen.... die waren einfach nicht normal und wo die Hebräer so gut wie immer nur unter ihresgleichen blieben und sich vermehrten breiteten diese Christen sich aus wie eine Krankheit. Immer wieder wenn er davon hörte musste er an seinen Vater und seinen Großvater denken die ständig wiederholt, ja ihren Kindern und Enkeln schon fast eingebläut hatten, dass die Christen das Reich ins Chaos stürzen würden und es am Ende gar vernichten konnten wenn man sie nicht ausdauernd bekämpfte. Er hatte schon von einigen wenigen Vorfällen gehört in Gegenden wo ihr Anteil anstieg das sie massiv und brutal gegen andersgläubige vorgingen und nur solange sie eine kleine Minderheit waren so taten als ob Barmherzigkeit und Nächstenliebe alles war wofür sie standen.


    Erst jetzt bemerkte er wie seine Gedanken abgeschweift waren und er mit seiner finsterer Miene vor sich hinstarrte während sie sich vor ihm mehr oder weniger offenbart hatte.


    Er lächelte entschuldigend und sagte mit sanfter Stimme:


    "Entschuldige mein Schweigen. Du musst wissen, ohne es jetzt näher auszuführen, dass es genau der richtige Weg von dir war diesen Christengott abzuschwören. Er und seine Anhänger sind ein stärker werdendes Übel und können sogar zu einem größten Übel im Reich werden. So gern ich dich habe und so wertvoll mir deine Dienste erscheinen. Eine Christin oder einen Christen dulde ich nicht in meinem Haushalt oder Nähe. Bleibe bei dem Gott der Hebräer oder wende dich an die römischen Götter. Beides ist gut und in Ordnung. Beide werden die Seelenfrieden bringen.
    Ich möchte dir trotzdem natürlich mein Beileid aussprechen für deinen Verlust.
    Solange wir uns in dieser Sache einig sind und so wie es im Moment aussieht kann ich nur sagen das ich auf einen langen gemeinsamen Weg denke für uns beide. Wenn sich meine Pläne nur halbwegs so entwickeln wie erhofft wird mein Haushalt wachsen. Damit dann deine Fähigkeiten und deine Verantwortung und natürlich auch Bezahlung. Du wirst deine eigenen Träume verwirklichen können und eine eigene Familie gründen können."


    Seine Augen wurden wieder härter für einen Moment.


    "Solltest du zu dem Christengott zurückkehren so sollten sich unsere Wege lieber sofort trennen. Ich würde dich unbelästigt gehen lassen und unverfolgt aber das nicht versprechen können bei späteren Begegnungen. Ich werde die Christen bekämpfen. Vielleicht nicht mit dem Schwert wie mein Vetter es tun würde aber doch mit aller Härte die es darunter gibt."


    Seine Züge wurden wieder weicher und auch in seinem Augen war etwas wie Hoffnung zu lesen. Die Hoffnung sich nicht in ihr getäuscht zu haben.

  • Noch wusste Rachel nicht, was sie mit ihrer Erzählung bei Varus ausgelöst hatte. Sie beobachtete nur eine Veränderung in seinem Minenspiel und wie sich seine Gesichtzüge verdunktelten und wieder erhellten. Und da war diese Stimme, bereits so vertraut und sonor und doch so fremd und belehrend, gar unnahbar, wenn er wie jetzt von seinen Plänen sprach und von der Familie, die er gründen wollte. Es klang wie eine Pflicht, nicht wie ein Wunsch, nicht wie die Erfüllung mit Liebe und Kindern.
    Ich werde nicht zum Christentum zurück kehren, aber auch nicht die Götter verehren, wie ihr Römer. Auch ihre Stimme war im Ton etwas schärfer und bestimmender, verlor kurzzeitig den warmen herzlichen Ton. Ich habe den Glauben verloren und musste mich in den letzten Jahren auf mich selbst verlassen. Einzig die Hoffnung, eines schönen Tages vor den Toren von Rom zu stehen und Einlaß zu erhalten, hat mich vorwärts getrieben und leben lassen.
    Was hätte sie ihm noch sagen sollen. Er gab ihr unmissverständlich zu verstehen, was er von Christen hielt, war scheints bereits vielen begegnet und wollte sie bekämpfen. Wobei sie nicht den Eindruck eines Kämpfers von ihn gewonnen hatte, aber das konnte täuschen und ließ sie vorsichtiger in ihrer Wortwahl werden.
    Es gibt für mich keinen Grund zu gehen und ich hoffe, für dich keinen, mich weg zu schicken.

    Hast du noch einen Wunsch, darf ich dir noch etwas bringen?
    Das Thema war für Rachel abgeschlossen. Er vertrat seinen Standpunkt, ohne etwas schön zu reden und sie akzeptierte ihn als seine Angestellte. Mehr gab es für sie nicht zu sagen, außer seinen Wünschen gerecht zu werden und zur vollen Zufriedenheit auszuführen.

  • Varus war ein wenig unzufrieden das die bisher vorherrschende Herzlichkeit in ihrem Gespräch etwas abhanden gekommen war. Aber es war und ist ein ernstes Thema gewesen und da nützen keine freundlichen Worte.
    Er schüttelte leicht den Kopf:
    "Nein es gibt keinen Grund der mir im Moment einfallen würde. Trotz allem möchte ich noch einmal deutlich machen wie mir dein Verlust leid tut. Ich werde dich auch bestimmt nicht zwingen das du die römischen Götter verehrst. Du bist keine Römerin. Gar keinen Göttern zu folgen ist vielleicht auch nicht der beste Weg doch möchte ich dir da nicht reinreden. Lass dir nur gesagt sein das es in Roma einige Hebräer gibt und sicherlich auch Tempel ihres Gottes. Vielleicht gehst du mal in einen und schaust ob dieser Gott dir nicht beistehen kann."



    Er lächelte sie am Schluß wieder an und versuchte etwas von der guten Stimmung zurückzuholen.
    "Na da haben wir aber gleich bei der ersten Cena große Themen angeschnitten. Das ruhige ausklingen lassen eines Abends und gemeinsames Essen wird dann die nächsten Mal hoffentlich besser funktionieren was? Ich habe erstmal keine Wünsche mehr und wenn du möchtest kannst du gehen. Ich hätte aber auch nichts dagegen wenn wir noch etwas zusammen sitzen und plaudern. Gerne auch über das Wetter, die letzten Rennergebnisse oder dergleichen."

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